Aus dem Nachbargebier.
mo Bad Orb, 11. August 1915. Anläßlich des
Falles von Warschau fand am vergangenen Sonntag
auf Veranlassung des Bürgermeisters zu Gunsten
der Bad Orber Kriegsfürsorge ein Opfertag durch
Büchsensammlung statt. Das Ergebnis der Samm¬
lung mit genau 300 Mark ist das Verdienst der hier
zur Kur weilenden jungen Damen, Fräulein Elsner
aus Hamburg, Fräulein Fischer aus Mainz, Fräulein
Fuhrmann aus Cöln a. Rh. und Fräulein Wolfs
aus Karlsruhe, welche sich in aufopferndster Weise
in den Dienst der guten Sache gestellt hatten. Die
Kriegsfürsorgesammlung zu Gunsten der Krieger¬
familien der Stadt Bad Orb beläuft sich durch das
Ergebnis des Opfertages nunmehr auf 3288,51 Mk.
* Hanau, 11. August 1915. Von hier wird
geschrieben: Es ist ein wahrer Jammer, wenn man
in dieser auch für die Zurückgebliebenen so schweren
Zeit noch Frauen fmdet, die die ohnedies uner¬
schwinglichen 1P reise für Lebensmittel
noch willkürlich erhöhen durch Ueberbieten. Es
handelt sich in derart gelagerten Fällen aber meist
um die bekannte weibische Eifersucht, man will um
jeden Prc«l anderen über erscheinen. Bei dem Un¬
vermögen solcher Frauen, die jetzige Zeit zu ver¬
stehen, oder auch nur die Wirkung ihres Gebahrens
zu erfasien, muß man fast an einen geistigen De¬
fekt denken, wenn nicht eine unverzeihliche Bös¬
willigkeit gegen die anderen Käufer die Triebfeder
solchen Handelns ist .
kt Frankfurt, 11. August 1915. Der Schwind¬
le r, der in der Uniform der 168er hier und in an¬
deren Städten unter mißbräuchlicher Benutzung des
Namens „Leutnant von Mülles zahlreiche Perso¬
nen um recht erhebliche Geldbeträge beschwindelte,
wurde in dem fahnenflüchtigen Landsturm-Rekru¬
ten Ludwig Nikolai ans Oberursel ermittelt.
Nikolai, der schon seit längerer Zeit steckbrieflich ge¬
sucht wird, konnte noch nicht festgenommeMwerden.
— Unter Führung des Direktors Sch um a ch er
stern abend 21 Vertreter von Zeitungen
neutraler Länder („Nordamerika", Schweden,
Norwegen, Schweiz, Holland, Spanien, Bulgarien,
Dänemark, Brasilien usw.) hier zur Besichti¬
gung Frankfurts und seiner hervorragendsten An¬
stalten und Sehenswürdigkeiten ein. Im Laufe des
heutigen Tages besuchte die Gesellschaft, unter cher
sich auch eine Dame befand, in eingehender Weise
eine Anzahl Lazarette und Genesungsheime. Die
mnstergiltigen Einrichtungen dieser Anstalten mach¬
ten auf die Gäste einen tiefen Eindruck, der sich noch
verstärkte, als sie aus dem Munde aller hier unter¬
gebrachten verwundeten Kriegsgefangenen nur eine
Stimme des Lobes über ihre hervorragende Be¬
handlung durch die ■ Deutschen hörten. Erstaunen
rang den Fremden auch das ruhig dahinflutende
Straßen- und Verkehrsleben ab. „Nirgends eine
Spur von Nervosität, wie sie der Krieg uns in den
Ländern der Gegner zeigte", so hörte man die Leute
wiederholt urteilen. Nach den Besichtigungen bot
die Stadt den Gästne in der Geschsechterstube" des
Römer einen Imbiß. H-ute abend fand im Pal-
mengarten ein zwangloses Beisammensein statt, an
dem zahlreiche Vertreter der Frankfurter Handels¬
welt, der wissenschaftlichen und Künstlerkreise und
der hiesigen Presse teilnahmen.
* Hofgeismar, 10. August 1915. In der Nacht
vom 9. zum 10. August wurde bei einem hiesigen
Metzgermeister eingebrochen. Den Dieben
fielen 2—3 Zentner Wurst in die Hände.
* Kassel, 9. August 1915. Die „Ausstellung
für Verwundeten- und Krankenfürsorge im Kriege"-
im Landesmuseum zu Kassel, die am Sonntag abend
geschlossen worden ist, nachdem dieser letzte Tag
7500 Besucher angelockt batte, ist während der 22
Tage ihrer Tauer im ganzen von über 70 000
Personen besichtigt worden. Der dem starken
^Besuch entsprechende überaus hohe Reingewinn der
Ausstellung fließt der Kasseler Kriegsfürsorge zu.
— Der Sanitätshund „Sur", der in der Ausstellung
mit zwei Sammelbüchsen seine Künste zeigte, hat in
derr 20 Tagen zirka 1100 Mark eingesammelt.
§§ Kassel, 11. August 1915. Der Hessische
Bienenzüchterverein, dem 33 Bezirksver¬
eine mit über 1350 Mitgliedern im Reg.-Bez. Kassel
angehören, hielt heute nachmittag im Nadler'schen
Saale in Kassel-Bettenhausen eine aus sämtlichen
Kreisen des Reg.-Bez. Kassel beschickte Gesamtver-
treterverlammlung ab, die beschloß, einen mu st e r -
giltigen Vereins st and, der alle Verbesse¬
rungen der technischen Durchführung der Kasten¬
frage und weiterhin alle Systeme berücksichtigt, im
Garten des Lehrerseminars zu Eschwege aufzustel¬
len. Dieser Vereinsstand soll unterrichtlichen
Zwecken für den ganzen Bezirk dienen. Tie Ho-
nigernte sei in diesem Jahre bis jetzt ganz er¬
giebig gewesen,- das trockene Wetter ermöglichte den
Bienen einen fast unausgesetzten Flug, leider aber
habe die Trockenheit die Jmkerweide erheblich be¬
einträchtigt und daher erkläre sich auch die Verände¬
rung der Farbe des Honigs, der durchweg dunkler
gefärbt sei und auch dickflüssiger und zäher als sonst
erscheine. Die Güte des Honigs sei ungeachtet der
dunkleren Farbe entschieden besser als in sonstigen
Jahren, da lediglich feinster Blütenhonig eingetra¬
gen werden konnte. Tie Herren Dr. Neu mann
Kassel und Lehrer Dickel-Darmstadt berichteten
über die Stellungnahme des Hessischen Bienenzüch¬
tervereins zur Volksversicherung. Die Versammlung
empfahl den angeschlöflenen Bezirksvereinen die
Benutzung der öffentlichen Lebens- und Volksver¬
sicherung und ermächtigte den geschäftsführendcn
Ausschuß des Vereins, mfl dem Verbände ' einen
Vertrag abzuschließen. Sie hält weiter die Errich¬
tung einer öffentlich-rechtlichen Lebensversicherungs¬
anstalt für den Regierungsbezirk Kassel für unbe¬
dingt erforderlich
* Gladebeck (Kr. Güttingen) 9. August 1915.
Hier wurde kürzlich ein gefallener Krieger be¬
erdigt. Nachdem die Beisetzung vollzogen war und
bereits ein Gedenkstein den Hügel schmückte, lief die
Nachricht ein, daß mit der Person des Toten eine
Verwechselung erfolgt war und der angeblich
Gefallene noch als lebendiger Soldat die Wacht im
Felde hält.
* Friedberg, 11. Aug. 1915. Der bekannte Leh¬
rer an der hessischen Großherzogl. Obstbau-Schule
und Geschäftsführer des oberhessischen Obstbau-Ver-
eins, Dr. H o f m a n n, ist in Rußland im Alter von
40 Jahren gefallen. Die Schule wie die Provinz
verliert in ihm einen tüchtigen und erfahrenen Leh¬
rer, der durch seine langjährige Tätigkeit viel zur
Hebung des Obstbaues beigetragen hat.
* Darmstadt, 5. August 1915. Den Tod durch
Genuß von Tollkirschen hat sich das 6jährige
Söhnchen des Landwirts Adam Vatier in Eich zuge-
zogen. Beim Brombeerpflücken hatte das Kind auch
einige Tollkirschen genossen, die es für Brombeeren
hielt. Merkwürdigerweise traten die Vergiftungs¬
erscheinungen erst einige Tage später hervor, aber
gleich in solchem Maße, daß alle ärztliche Mühe ver¬
gebens war.
Geisenheim, 11. Aug. 1915. In der hiesigen
Maschinen - Fabrik warf ein Lehrling bei einem
Streite seinem Gegner eine ungefüllte Granate
an den Kopf. Der Getroffene wurde schwer verletzt
in das Krankenhaus gebracht.
A Aschaffenburg, 11. Aug. 1915. Am Mittwoch
den 18. August trifft die Königin Maria Therese
in Begleitung des Regierungspräsidenten Dr. von
Brettreich und des Grafen Moy hier ein. Die Vor¬
bereitungen zum Empfange der Königin sind bereits
im Gange.
Aus Geisa und Umgebung.
* Dermbach, 10. August 1915. Am Samstag
verlor der Bote einer hiesigen Firma einen Beutel
mit Mk. 170 Inhalt in Kassenscheinen. Der Fin¬
der, Herr Karl Hebenstreit, überlieferte das Geld
dem Bürgermeisteramt und den gesetzlichen Finder¬
lohn in Höhe von Mk. 8.50 dem Roten Kreuz.
* Stadllengsfeld, 10. August 1915. Das hiesige
Soldatengenesungsheim ist jetzt wieder
mit 26 Mann belegt. Auch das Genesungsheim
Tiefenort und Oscheim hat wieder neue Gäste be¬
kommen.
* Tiefenort, 9. August 1915. Ter Schachtar-
bciter Peter Dubravcis von hier, welcher als Kor¬
poral im österreichischen Heere stand, gilt als vermißt.
Stach einer Mitteilung der österreichischen Auskunfts¬
stelle ist er bei einem Patrouillengang bei Rud-
niki (Gegend von Strij) in die Hände einer feind¬
lichen Patrouille geraten und abgeführt worden.
Was mit geschehen ist, steht noch nicht fest; ein
Lebenszeichen hat er bis heute noch nicht von sich
gegben.
Aus Oberhesieu u. den Hess. Aemtern.
* Marburg, 11. August 1915. Profeffor der
pharmazeutischen Chemie Dr. Phil, und Dr. mg.
Ernst S chm i d t wurde von der medizinischen Fa¬
kultät der Universität Marburg zum Ehrendoktor
ernannt.
* Vöhl, 9. August 1915. Der Gerichtsaktuar
Andree, seit Jahren bei dem Kasseler Amtsge¬
richt tätig,' wurde zum Amtsgerichts-Sekretär beför¬
dert und an das hiesige Amtsgericht versetzt.
)( Zella (Kr. Ziegenhain), 11. Aug. 1915. Ter
Ersatzreservist Karl Hahn U, Sohn des Maurers
Joh. Adam Hahn von hier, erhielt am 30. Juli,
der Unteroffizier der Landwehr Karl Hartung,
Sohn des Zimmermanns Joseph Hartung von An¬
denhausen, am 5. August für besondere Tapferkeit
vor dem Feinde das Eiserne Kreuz.
Zieaenhain, 11. Aug. 1915. Den Heldentod
erlitt in Galizien der Unteroffizier-Schüler Otto
Dittmar, Sohn des Bahnhofs-Aufsehers Karl
Dittmar dahier, im Alter von 17 Jahren.
vermischtes.
* Erdbebenkatastrophe in Süditalien. Bon der
Erdbebenwarte Laibach wird gemeldet: Außerge¬
wöhnlich starke Nachbeben zu den bereits gemeldeten
Erdbeben dauern fort. Fast stündlich erfolgen Auf¬
zeichnungen. Nachbebenschwärme von solcher Stärke
sind seit Bestand der Warte nicht beobachtet worden.
Die sekundäre Schütterzone umfaßt ganz Süditalien,
wo starke wellenförmige Erdstöße aufgetreten sind.
Von den Hauptschütterzonen stehen die Meldungen
noch immer aus.
Tokaies.
ki, Ihn, 12. August 1915.
Die Lehrlingsabteiluug des katholische Kauf¬
männischen Vereins tagte in ihrer dieswöchentlichen
Versammlung unter ganz besonderen Verhältnissen.
Ihr seitheriger Präses, Herr Tomkaplan Dr. M ü l-
l e r, war dem Rufe seines Bischofs in einen anderen
Wirkungskreis gefolgt und ihr Vorsitzender, Herr Emil
Hagedorn, stand im Begriffe, dem Kriegsruf zu
folgen. Verwaist, fand die blühende Jugendabteilung
in dem geistlichen Beirat des Stammvereins, Herrn
Oberlehrer G o eb e l, einen einstweiligen Präses, der
dieser besonderen Verhältnisse in einer Ansprache ge¬
dachte. Tiefempfunden war sein Dank, den er dem ge¬
schiedenen Präses, Herrn Curatus Dr. Müller, wid¬
met: für dessen hingebende Sorga und Pflege, die er
mit vollem Erfolg der Lehrlingsabteilung zuteil wer¬
den ließ. Er gedachte auch der Verdienste des nun
zum Heere einberufeneu Vorsitzenden und gab chm
die besten Wünsche und das Gebet seiner Schützling:
mit auf den Weg. Auch ein Mitglied vom Vorstände
des Stammvereins dankte dem ehemaligen Präses
der Lehrlingsabteilung, Herrn Dr. Müller, im Namen
des Srammvereins flir die sorgfältig: Pflege seines
„Schoßkindes", der Lehrlingsabteilung. Er bedauerte,
daß es unter den obwaltenden Umständen nicht mög¬
lich geworden sei, .Herrn Dr. Müller einen besonderen
Berernsabschich zu bereiten. Dam scheidenden Vor¬
sitzenden der Lehrlingsabtellung, und dem pflichteifri¬
gen Schriftführer des Stammvereins, Herrn Hage¬
dorn, widmete er ebenfalls Worte des Dankes und der
Anerkennung und rief chm ein frohes Wiedersehen zu.
Als Stellvertreter übernimmt die Geschästsftchrung
der Lehrlingsabteilung Herr Frehe, während andere
Mitglieder des Stammvereins sich bereit erklärten,
den Herrn Präses nach Kräften zu unterstützen. Fort
an findet alle acht Tage Lese- und Spielabend und
alle 14 Tage offizieller Vereinsabend statt. 5Cnt kom¬
menden Sonntag feiert die Jugendabteilnng ihre mo-
nallichc Kommunion in der Marienkapcll: des Domes
—* Der Hessische Städtetag soll in diesem Jahre
laut Vorstandsbeschluß aus fallen.
Eine weitere Erhöhung der Bierpreisc ist
jetzt eingetreten. Tie Preiserhöhung ist einheitlich
von den Brauereien im Kreise Fulda, Hersfeld,
Schlüchtern und Oberhessen durchgeführt, auch zwei
Hanauer Brauerein sind der Vereinigung beigetreten.
Begründet wird die neuerliche Erhöhung mit der
fortdauernden Verteuerung aller Rohstoffe und Ver¬
brauchsgegenstände. Die Brauereien weisen auch
gleichzeitig darauf hin, daß eine Bierbeichlagnahme
seitens der Militärbehörde bevorstehk, in welchem
Falle die Bierlieferung prozentual nach der im Jahre
1912-13 gebrauchten Biermenge beschränkt wird. Die
Gesamt-Kriegspreiserböhung betrögt jetzt den
Hektoliter 7 Mark. Diese Preiserhöhung hat na¬
türlich auch eine Erhöhung im Ausschank zur Folge.
= Wirtschaftliche Maßnahmen im Bereiche des
18. Armeekorps. Der stellvertretende kommandie¬
rende General des 18. Armeekorps verbietet mit
Giltigkeit vom 15. August ab den Verkauf und die ge¬
werbsmäßige Verwendung von süßem und saurein
Rahm (Sahne). Ausgenommen von dem Verbot
ist der Verkauf von Rahm cm Krankenanstalten, fer¬
ner die Abgabe für Kranke auf Grund ärztlicher Be¬
schönigung, die auf Name und Menge zu lauten hat.
Ter für diese Zwecke freigegebene Rahm muß min¬
destens 20 Prozent Fettgehalt haben. — Ferner ver¬
bietet das stellvertretende Generalkommando für den
Bezirk des 18. Armeekorps und auch für den Befehls¬
bereich der Festung Mainz das Schlachten er¬
kennbar trächtigen Rindviehs. Not¬
schlachtungen sind mit Zustimmung der Ortspolizei
zulässig. fcic der Kriegsblinden, über die
vielfach übertriebene Vorstellungen herrschen, kann
zur Beruhigung mitgeteilt werden, daß bis zum 1.
Juli d I. im Bezirk des 11. Armeekorps nur 11
gänzlich erblindete Krieger zu verzeichnen waren
und 15 weitere Kriegsverletzte den Verlust eines
Auges erlitten haben. Die Zahl ist also in, Ver¬
hältnis zu den großen Massen im Felde stehender
Soldaten verschwindend gering.
—* Oesterreichisch-ungarischer Landsturm. Die
im Jahre 1897 geborenen österreichischen und unga¬
rischen Landsturmpflichtigen, die in der Provinz
Hessen-Nassau und im Großhcrzogtum Hessen wohn¬
haft sind, haben ihre Adressen unter Angabe der
Heimatsaemeinde und des Geburtsortes dem k. und
k Generalkonsulat in Frankftirt a> M.,
Neue Maizerstraße 54, unverzüglich zu melden.
* Die Beschlagnahm- der alten Getreideernte.
Am konimenden Montag den 16. August ist der durch
Bundesratsverordnung festgesetzte Termin, an dem
alle noch ans dem alten Erntezahr vorhandenen
Vorräte an Getreide und Mehl für den Kommunal¬
verband beschlagnahmt sind, in dessen Bezirken ste
sich befinden. Wer am 16. August aus der letzten
oder aus früheren Ernten Getreide und Mehl, allein
oder gemischt, in Gewahrsam hat, ist verpflichtet, die
Vorräte bis zum 20. August bei dem Kommunal-
verband des Lagerungsortes, nach Arten und Eigen¬
tümern getrennt, anzuzeigen. Auf dem Transport
befindliche Vorräte müssen von dem Empfänger sofort
nach Eintreffen angezeigt werden. Es unterliegen
jedoch Vorräte an gedroichenem Brotgetreide und an
Mehl, die bei einem Besitzer zusammen 25 Kilo nicht
übersteigen, nicht der Anzeigepflicht. Außerdem
brauchen Vorräte, die durch einen Kommunalverband
an Händler, Verarbeiter oder Verbraucher fernes Be¬
zirks bereits abgegeben sind, nicht angezeigt zu werden.
Die Kommunalverbände erstatten der Reichsgetreidc-
stelle bis zum 31. d. M. Anzeige über alle gemelde¬
ten und beschlagnahmten Vorräte.
y Feld- und Gartendiebstahle. In den Ge¬
markungen Ziehers, Lehuerz und anderen Ortgn ver¬
geht fast kein Tag, an dem nicht von den Aeckern
Klee Hafer und anderes Getreide von Jung und
All gestohlen wird. Auch aus das Obst an den
städtischen Wegen haben es die Spitzbuben immer
noch abgesehen. Zahlreiche Diebe sind schon auf
frischer Tat ertappt worden. Die Obst- und Ge¬
müsediebstähle im inneren Stadtgebiet nehmen eben¬
falls bedenklich zu. Sind doch bereits 18 Erwachsene
als Diebe bei der Polizei zur Anzeige gebracht, 26
schulpflicktige Kinder mußten wegen Diebstahls von
der Schule bestraft werden. „
- Gegen die Nachtschwärmer geht die Polizei
energi'ch vor. In den letzten Tagen erhielten 11
junge Leute Strafbefehle. Auch der Inhaber einer
Wirtschaft, die um V.3 Uhr nachts noch nicht ge¬
schlossen war, erhielt ein Strafmandat.
Letzte Nachrichten.
nbt Berlin, 11. August 1915. Zum Gouver¬
neur von Warschau ist laut ,Voss. Zig? der
Kommandierende General Frhr. von Scheffer-
Boyadel ernannt worden. Er hat dem ,Kurjer
Poznonski zufolge eine Bekanntmachung an die Be-
völterung erlassen, nach der er den Fürsten Lubo-
mirski zum Präsidenten der Stadt Warschau
ernennt.
«tb. Berlin, 12. Aug. 1915. Wie derTäglichen
Rund schalst berichtet wird, meldet die ,Daily News'
aus Petersburg, daß infolge der Räumung der Städte
zwischen Warschau und Brest-Litoivsk von der Zivil-
Bevölkerung etwa 200,000 Perso neu sich auf der
Flucht nach dem Osten befinden.
wtb. Berlin, 12. Aug. 1915. (Tel.) Der nor¬
wegische Dampfer „E d e n" wurde nach einer Meldung
der ,Boss. Ztgst am 10. August abends auf einer
Reise von Newcastle nach Archangelsk in der Nord¬
see von einem deutschen Unterseeboot ange¬
halten und gezwungen, einen Teil der Ladang,
die für Rußland bestimmt war und aus 30
Tonnen Blei, Zink und Eisenplattcn bestand über
Bord zu werfen. Dann konnte der Dampfer die.
Fahrt fortsetzen.
ntb. Berlin, 12. August 1915. Nach einer Mel¬
dung der „Deutschen Tageszeitung" aus dem Haag
tagte in Calais ein^nener Kriegsrat der
Verbündeten. Mehrere Vertreter des russischen
Generalstabes waren anwesend. Wie verlautet, bil¬
dete die Offensive ans der Westfront den
Hauptqegenstand der Beratungen.
vtb Bern, 11. August 1915. (Tel.) Tie Türmer
„Gazetta del Popolo" erfährt aus R o m aus einer
in vatikanischen Angelegenhciwn gut unterrichteten
Quelle, daß die amerikanischen Kardinälc
auf Aufforderung des Papstes einen Friedens¬
kongreß cinbcrusen wollen, an dem Kardinale
und Bischöfe teilnehmen würden. Ter Primas Von
Spanien habe bereits zugesagt. Der Kongreß soll
in der' Schweiz zusannnentreten und von den Ber¬
einigt : Staaten, Spanien und Holland unterstützt
werden.
DDO. Budapest, 12. Aug. 1915. (Tel.) Eine
Athener Depesche besagt, daß zwei große bul¬
garische Banden mit s er b is che n Truppen einen
blutigen Zusammenstoß hatten.
DDP Stockholm, 12. Aug. 1915. (Tel.) I»
„Stockholms Tagblatt" schreibt' der militärische Mit¬
arbeiter: Die Lage im Osten hat sich in den
letzten Tagen so geklärt, daß man mit Sicherheit be¬
haupten kann, sie ist für den Ausgang des europäi¬
schen Krieges entscheidend geworden. Nirgends weiß
man das bester als in England. Man wird dort alles
aufbieten, ccm Rußlands Kraft aufrechtzuerhalten.
Es scheine, als klopfe kfa s Schicksal von
n e u e m a n S ch w : d e n s T o r.
wtb Konstantinopel, 11. Aug. 1915. Das Große
Hauptquartier meldet: An der Dardanclleu-
f r o n l Warfen Wir am 10. August nördlich von Are
Burnn nach einem energischen Angriff den Feuid
auf einer Front von 500 Metern z u r ü ck und fügten
ihm beträchtliche Verluste zu. Wir er¬
beuteten dabei ein Maschinengewehr und 200 Ge¬
wehre. Bei Art Burnn eroberten wir auf deni im
ken Flügel in der Nacht zum 10. August von neuem
einen Teil der feindlichen Schützengraben. Bcr Sedd-
ül-Bahr machten wir auf dem linken Flügel einige
Franzosen, darunter einen Offizier zu Gefangenen
und erbeuteten eine Menge Waffen. Unsere ver¬
borgenen Batterien trafen mehrmals im Golf von
Saros einen feindlichen Kreuzer, der in-
direkt die Umgebung von Bulair beschoß Der
Kreuzer entfernte sich sofort. Ein feindlicher
Flieger warf am 9. August drei Bomben ans da»
Lazarett in Galaköj, das horizontal das Zeichen
des Roten Halbniondes trug. Ein Soldat wurde
getötet, drei wurden verletzt. — An den übrigen
Fronten hat sich nichs verändert.
Märkte.
Yk Fulda, 12. Aug. 1915. Der heutige Vieh-
markt war mit 1020 Stück Vieh befahren. Es
wurden gezählt 2 Bullen, 176 Ochsen, 223 Stiere,
412 Kühe, 180 Rinder, 31 Kälber und 6 Pferde.
Es kosteten Ochsen 1400—2000 Mark, Stiere 800 bi»
1000 Mark das Paar, Kühe das Stück 300—550 Mk.,
Rinder 300—350 Mark, Kälber 100—150 Mark.
Der Handel war in Kälbern und Kühen mittelmäßig,
im übrigen schleppend. Landleute und Käiiser ware>i
schwach vertreten. Dss Vieh befand sich durchweg
in einem sehr guten Nährzustande. Der Ueberstand
war nicht allzu groß. Auf dem gestrigen Vormarkte
verlief der Handel etwas lebhafter; es wurden
10 Wagen Vieh gestern abend noch beladen. Heute
mittag'ging je ein Vieh-Sonderzug nach Gießen.
Bebra und Hanau-Ost ab.
VerLustlrste Nr. 297.
Aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zcitmig enthält
die Liste folgende Namen:
Gefr. Friedr. Abel. Obernkirchen, bisher schwvw.
gestorben. Konrad Bayer. Sterbfritz, lvw. Isidor
Lotz. Weidenau, schvw. Joseph Gutrmann, Sun-
mershausen, vermißt. August Ziege, Eisenach, schvw.
Karl Listmann, Alsfeld, l. verw. Karl Schnapp.
Kothen, lvw. Konrad Beriet. Meisenbach (Hunfeld),
l. verw. Heinrich Franz. Kassel, schwvw. Andreas
Schneider. Herbstein, lvw. Otto Wörner. Hanau,
schvw. Utffz. Ed. Breitenstein. Allendorf, verw.
Hermann Puppert. Petersberg, vermißt. Bomfatius
Klug, Weiperz, schverw. Phil. Enkemeier. Odcn-
sachsen, vermißt. Karl Schmautz, Kaffel, vermißt.
Georg Marienfeld. Kassel, vermißt. Karl Fischer.
Uttrichshausen, vermißt. Leopold Ortmann, Schwarz-
bach, vermißt. Heinrich Hergert. Lohrhaupten, lvw.
Johann Wilhelm Hörle. Langendiebach, vermißt. H.
Gönner. Langenselbold, vermißt. Konrad Balzcr.
Sindersfeld, vermißt. Heinrich Balzer. Sindersfeld,
vermißt. Franz Joseph H i e s e r i ch. Allendorf. ver¬
mißt. Johann Bol and. Niederklein, vermißt. Franz
Brand. Niederklein, vermißt. Jos. Jakobi, Schröck,
vermißt. Friedr. Sch aaf. Altenschlirf, vermißt. Ernst
S ck o p a ck, Alsfeld, vermißt. Eduard D a m m. Schröck,
vermißt. Konrad Schmidt. Schlitz, vermißt. Johann
August Traut, Herbsteist. vermißt. Gregor Lantze.
Kaffel, gefallen. Otto Jmmel. Kassel, schvw., m Ge-
fangensch. Karl' Müller, Fulda, in Gesgsch. Friedr.
Hufs. Hermannspiegel, lvw. Heinr. August Börger.
Marburg. lvw. Jul. Fr. Wilh. Becker. Kaffel, l. vw.
August Clas, Eisenach, lvw. Leutnant d. L. Rudolf
Kissingcr, Alsfeld, schvw. Wilhelm Rohn. Kilian¬
städten, lvw. Emilian Engel, Hainzell, lvw. Ern,
Schilling. Kassel, schvw. Karl Weckesser. Kaffel.
lvw. August Kaiser, Hammelbnrg, vermißt. Wilh.
Red er, Unterweisenborn, vermißt. Utffz. Johann
Eilingsfeld. Hammelburg. lv. Gefr. August Fell.
HaMmelburg. vermißt. Gefr. Phil. Älend, Kothen,
lvw. Johann Schmidt, Kothen, lv. Scesoldat Heinr.
Al brecht, Kaffel, lvw. Utffz. Wilhelm Bai er,
Gichenbach, tot. Seesoldat Johannes Dreßler, Lan¬
genselbold, lvw. Sees. Simon Huth, Grotzauheim, lv.
Sees. Ernst Scheuffler, Eschwege, Tot. Gefr. Hein¬
rich Stuckardt. Hechelmannskirchen, lvw.
-r. Wettervoraussage
für Freitag, den 13. August 1915.
Wolkig, meist trocken, etwas kühler, westliche Winde.
x
UNIEKE MARINE
Beste 2Pfg. Cigarette
Deutsches Fabrikat
Trustfrei
GEORG A. J ASM ATZ 1 AKTIENGESELLSCHAFT