Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Aus dem Nachbargebier. 
mo Bad Orb, 11. August 1915. Anläßlich des 
Falles von Warschau fand am vergangenen Sonntag 
auf Veranlassung des Bürgermeisters zu Gunsten 
der Bad Orber Kriegsfürsorge ein Opfertag durch 
Büchsensammlung statt. Das Ergebnis der Samm¬ 
lung mit genau 300 Mark ist das Verdienst der hier 
zur Kur weilenden jungen Damen, Fräulein Elsner 
aus Hamburg, Fräulein Fischer aus Mainz, Fräulein 
Fuhrmann aus Cöln a. Rh. und Fräulein Wolfs 
aus Karlsruhe, welche sich in aufopferndster Weise 
in den Dienst der guten Sache gestellt hatten. Die 
Kriegsfürsorgesammlung zu Gunsten der Krieger¬ 
familien der Stadt Bad Orb beläuft sich durch das 
Ergebnis des Opfertages nunmehr auf 3288,51 Mk. 
* Hanau, 11. August 1915. Von hier wird 
geschrieben: Es ist ein wahrer Jammer, wenn man 
in dieser auch für die Zurückgebliebenen so schweren 
Zeit noch Frauen fmdet, die die ohnedies uner¬ 
schwinglichen 1P reise für Lebensmittel 
noch willkürlich erhöhen durch Ueberbieten. Es 
handelt sich in derart gelagerten Fällen aber meist 
um die bekannte weibische Eifersucht, man will um 
jeden Prc«l anderen über erscheinen. Bei dem Un¬ 
vermögen solcher Frauen, die jetzige Zeit zu ver¬ 
stehen, oder auch nur die Wirkung ihres Gebahrens 
zu erfasien, muß man fast an einen geistigen De¬ 
fekt denken, wenn nicht eine unverzeihliche Bös¬ 
willigkeit gegen die anderen Käufer die Triebfeder 
solchen Handelns ist . 
kt Frankfurt, 11. August 1915. Der Schwind¬ 
le r, der in der Uniform der 168er hier und in an¬ 
deren Städten unter mißbräuchlicher Benutzung des 
Namens „Leutnant von Mülles zahlreiche Perso¬ 
nen um recht erhebliche Geldbeträge beschwindelte, 
wurde in dem fahnenflüchtigen Landsturm-Rekru¬ 
ten Ludwig Nikolai ans Oberursel ermittelt. 
Nikolai, der schon seit längerer Zeit steckbrieflich ge¬ 
sucht wird, konnte noch nicht festgenommeMwerden. 
— Unter Führung des Direktors Sch um a ch er 
stern abend 21 Vertreter von Zeitungen 
neutraler Länder („Nordamerika", Schweden, 
Norwegen, Schweiz, Holland, Spanien, Bulgarien, 
Dänemark, Brasilien usw.) hier zur Besichti¬ 
gung Frankfurts und seiner hervorragendsten An¬ 
stalten und Sehenswürdigkeiten ein. Im Laufe des 
heutigen Tages besuchte die Gesellschaft, unter cher 
sich auch eine Dame befand, in eingehender Weise 
eine Anzahl Lazarette und Genesungsheime. Die 
mnstergiltigen Einrichtungen dieser Anstalten mach¬ 
ten auf die Gäste einen tiefen Eindruck, der sich noch 
verstärkte, als sie aus dem Munde aller hier unter¬ 
gebrachten verwundeten Kriegsgefangenen nur eine 
Stimme des Lobes über ihre hervorragende Be¬ 
handlung durch die ■ Deutschen hörten. Erstaunen 
rang den Fremden auch das ruhig dahinflutende 
Straßen- und Verkehrsleben ab. „Nirgends eine 
Spur von Nervosität, wie sie der Krieg uns in den 
Ländern der Gegner zeigte", so hörte man die Leute 
wiederholt urteilen. Nach den Besichtigungen bot 
die Stadt den Gästne in der Geschsechterstube" des 
Römer einen Imbiß. H-ute abend fand im Pal- 
mengarten ein zwangloses Beisammensein statt, an 
dem zahlreiche Vertreter der Frankfurter Handels¬ 
welt, der wissenschaftlichen und Künstlerkreise und 
der hiesigen Presse teilnahmen. 
* Hofgeismar, 10. August 1915. In der Nacht 
vom 9. zum 10. August wurde bei einem hiesigen 
Metzgermeister eingebrochen. Den Dieben 
fielen 2—3 Zentner Wurst in die Hände. 
* Kassel, 9. August 1915. Die „Ausstellung 
für Verwundeten- und Krankenfürsorge im Kriege"- 
im Landesmuseum zu Kassel, die am Sonntag abend 
geschlossen worden ist, nachdem dieser letzte Tag 
7500 Besucher angelockt batte, ist während der 22 
Tage ihrer Tauer im ganzen von über 70 000 
Personen besichtigt worden. Der dem starken 
^Besuch entsprechende überaus hohe Reingewinn der 
Ausstellung fließt der Kasseler Kriegsfürsorge zu. 
— Der Sanitätshund „Sur", der in der Ausstellung 
mit zwei Sammelbüchsen seine Künste zeigte, hat in 
derr 20 Tagen zirka 1100 Mark eingesammelt. 
§§ Kassel, 11. August 1915. Der Hessische 
Bienenzüchterverein, dem 33 Bezirksver¬ 
eine mit über 1350 Mitgliedern im Reg.-Bez. Kassel 
angehören, hielt heute nachmittag im Nadler'schen 
Saale in Kassel-Bettenhausen eine aus sämtlichen 
Kreisen des Reg.-Bez. Kassel beschickte Gesamtver- 
treterverlammlung ab, die beschloß, einen mu st e r - 
giltigen Vereins st and, der alle Verbesse¬ 
rungen der technischen Durchführung der Kasten¬ 
frage und weiterhin alle Systeme berücksichtigt, im 
Garten des Lehrerseminars zu Eschwege aufzustel¬ 
len. Dieser Vereinsstand soll unterrichtlichen 
Zwecken für den ganzen Bezirk dienen. Tie Ho- 
nigernte sei in diesem Jahre bis jetzt ganz er¬ 
giebig gewesen,- das trockene Wetter ermöglichte den 
Bienen einen fast unausgesetzten Flug, leider aber 
habe die Trockenheit die Jmkerweide erheblich be¬ 
einträchtigt und daher erkläre sich auch die Verände¬ 
rung der Farbe des Honigs, der durchweg dunkler 
gefärbt sei und auch dickflüssiger und zäher als sonst 
erscheine. Die Güte des Honigs sei ungeachtet der 
dunkleren Farbe entschieden besser als in sonstigen 
Jahren, da lediglich feinster Blütenhonig eingetra¬ 
gen werden konnte. Tie Herren Dr. Neu mann 
Kassel und Lehrer Dickel-Darmstadt berichteten 
über die Stellungnahme des Hessischen Bienenzüch¬ 
tervereins zur Volksversicherung. Die Versammlung 
empfahl den angeschlöflenen Bezirksvereinen die 
Benutzung der öffentlichen Lebens- und Volksver¬ 
sicherung und ermächtigte den geschäftsführendcn 
Ausschuß des Vereins, mfl dem Verbände ' einen 
Vertrag abzuschließen. Sie hält weiter die Errich¬ 
tung einer öffentlich-rechtlichen Lebensversicherungs¬ 
anstalt für den Regierungsbezirk Kassel für unbe¬ 
dingt erforderlich 
* Gladebeck (Kr. Güttingen) 9. August 1915. 
Hier wurde kürzlich ein gefallener Krieger be¬ 
erdigt. Nachdem die Beisetzung vollzogen war und 
bereits ein Gedenkstein den Hügel schmückte, lief die 
Nachricht ein, daß mit der Person des Toten eine 
Verwechselung erfolgt war und der angeblich 
Gefallene noch als lebendiger Soldat die Wacht im 
Felde hält. 
* Friedberg, 11. Aug. 1915. Der bekannte Leh¬ 
rer an der hessischen Großherzogl. Obstbau-Schule 
und Geschäftsführer des oberhessischen Obstbau-Ver- 
eins, Dr. H o f m a n n, ist in Rußland im Alter von 
40 Jahren gefallen. Die Schule wie die Provinz 
verliert in ihm einen tüchtigen und erfahrenen Leh¬ 
rer, der durch seine langjährige Tätigkeit viel zur 
Hebung des Obstbaues beigetragen hat. 
* Darmstadt, 5. August 1915. Den Tod durch 
Genuß von Tollkirschen hat sich das 6jährige 
Söhnchen des Landwirts Adam Vatier in Eich zuge- 
zogen. Beim Brombeerpflücken hatte das Kind auch 
einige Tollkirschen genossen, die es für Brombeeren 
hielt. Merkwürdigerweise traten die Vergiftungs¬ 
erscheinungen erst einige Tage später hervor, aber 
gleich in solchem Maße, daß alle ärztliche Mühe ver¬ 
gebens war. 
Geisenheim, 11. Aug. 1915. In der hiesigen 
Maschinen - Fabrik warf ein Lehrling bei einem 
Streite seinem Gegner eine ungefüllte Granate 
an den Kopf. Der Getroffene wurde schwer verletzt 
in das Krankenhaus gebracht. 
A Aschaffenburg, 11. Aug. 1915. Am Mittwoch 
den 18. August trifft die Königin Maria Therese 
in Begleitung des Regierungspräsidenten Dr. von 
Brettreich und des Grafen Moy hier ein. Die Vor¬ 
bereitungen zum Empfange der Königin sind bereits 
im Gange. 
Aus Geisa und Umgebung. 
* Dermbach, 10. August 1915. Am Samstag 
verlor der Bote einer hiesigen Firma einen Beutel 
mit Mk. 170 Inhalt in Kassenscheinen. Der Fin¬ 
der, Herr Karl Hebenstreit, überlieferte das Geld 
dem Bürgermeisteramt und den gesetzlichen Finder¬ 
lohn in Höhe von Mk. 8.50 dem Roten Kreuz. 
* Stadllengsfeld, 10. August 1915. Das hiesige 
Soldatengenesungsheim ist jetzt wieder 
mit 26 Mann belegt. Auch das Genesungsheim 
Tiefenort und Oscheim hat wieder neue Gäste be¬ 
kommen. 
* Tiefenort, 9. August 1915. Ter Schachtar- 
bciter Peter Dubravcis von hier, welcher als Kor¬ 
poral im österreichischen Heere stand, gilt als vermißt. 
Stach einer Mitteilung der österreichischen Auskunfts¬ 
stelle ist er bei einem Patrouillengang bei Rud- 
niki (Gegend von Strij) in die Hände einer feind¬ 
lichen Patrouille geraten und abgeführt worden. 
Was mit geschehen ist, steht noch nicht fest; ein 
Lebenszeichen hat er bis heute noch nicht von sich 
gegben. 
Aus Oberhesieu u. den Hess. Aemtern. 
* Marburg, 11. August 1915. Profeffor der 
pharmazeutischen Chemie Dr. Phil, und Dr. mg. 
Ernst S chm i d t wurde von der medizinischen Fa¬ 
kultät der Universität Marburg zum Ehrendoktor 
ernannt. 
* Vöhl, 9. August 1915. Der Gerichtsaktuar 
Andree, seit Jahren bei dem Kasseler Amtsge¬ 
richt tätig,' wurde zum Amtsgerichts-Sekretär beför¬ 
dert und an das hiesige Amtsgericht versetzt. 
)( Zella (Kr. Ziegenhain), 11. Aug. 1915. Ter 
Ersatzreservist Karl Hahn U, Sohn des Maurers 
Joh. Adam Hahn von hier, erhielt am 30. Juli, 
der Unteroffizier der Landwehr Karl Hartung, 
Sohn des Zimmermanns Joseph Hartung von An¬ 
denhausen, am 5. August für besondere Tapferkeit 
vor dem Feinde das Eiserne Kreuz. 
Zieaenhain, 11. Aug. 1915. Den Heldentod 
erlitt in Galizien der Unteroffizier-Schüler Otto 
Dittmar, Sohn des Bahnhofs-Aufsehers Karl 
Dittmar dahier, im Alter von 17 Jahren. 
vermischtes. 
* Erdbebenkatastrophe in Süditalien. Bon der 
Erdbebenwarte Laibach wird gemeldet: Außerge¬ 
wöhnlich starke Nachbeben zu den bereits gemeldeten 
Erdbeben dauern fort. Fast stündlich erfolgen Auf¬ 
zeichnungen. Nachbebenschwärme von solcher Stärke 
sind seit Bestand der Warte nicht beobachtet worden. 
Die sekundäre Schütterzone umfaßt ganz Süditalien, 
wo starke wellenförmige Erdstöße aufgetreten sind. 
Von den Hauptschütterzonen stehen die Meldungen 
noch immer aus. 
Tokaies. 
ki, Ihn, 12. August 1915. 
Die Lehrlingsabteiluug des katholische Kauf¬ 
männischen Vereins tagte in ihrer dieswöchentlichen 
Versammlung unter ganz besonderen Verhältnissen. 
Ihr seitheriger Präses, Herr Tomkaplan Dr. M ü l- 
l e r, war dem Rufe seines Bischofs in einen anderen 
Wirkungskreis gefolgt und ihr Vorsitzender, Herr Emil 
Hagedorn, stand im Begriffe, dem Kriegsruf zu 
folgen. Verwaist, fand die blühende Jugendabteilung 
in dem geistlichen Beirat des Stammvereins, Herrn 
Oberlehrer G o eb e l, einen einstweiligen Präses, der 
dieser besonderen Verhältnisse in einer Ansprache ge¬ 
dachte. Tiefempfunden war sein Dank, den er dem ge¬ 
schiedenen Präses, Herrn Curatus Dr. Müller, wid¬ 
met: für dessen hingebende Sorga und Pflege, die er 
mit vollem Erfolg der Lehrlingsabteilung zuteil wer¬ 
den ließ. Er gedachte auch der Verdienste des nun 
zum Heere einberufeneu Vorsitzenden und gab chm 
die besten Wünsche und das Gebet seiner Schützling: 
mit auf den Weg. Auch ein Mitglied vom Vorstände 
des Stammvereins dankte dem ehemaligen Präses 
der Lehrlingsabteilung, Herrn Dr. Müller, im Namen 
des Srammvereins flir die sorgfältig: Pflege seines 
„Schoßkindes", der Lehrlingsabteilung. Er bedauerte, 
daß es unter den obwaltenden Umständen nicht mög¬ 
lich geworden sei, .Herrn Dr. Müller einen besonderen 
Berernsabschich zu bereiten. Dam scheidenden Vor¬ 
sitzenden der Lehrlingsabtellung, und dem pflichteifri¬ 
gen Schriftführer des Stammvereins, Herrn Hage¬ 
dorn, widmete er ebenfalls Worte des Dankes und der 
Anerkennung und rief chm ein frohes Wiedersehen zu. 
Als Stellvertreter übernimmt die Geschästsftchrung 
der Lehrlingsabteilung Herr Frehe, während andere 
Mitglieder des Stammvereins sich bereit erklärten, 
den Herrn Präses nach Kräften zu unterstützen. Fort 
an findet alle acht Tage Lese- und Spielabend und 
alle 14 Tage offizieller Vereinsabend statt. 5Cnt kom¬ 
menden Sonntag feiert die Jugendabteilnng ihre mo- 
nallichc Kommunion in der Marienkapcll: des Domes 
—* Der Hessische Städtetag soll in diesem Jahre 
laut Vorstandsbeschluß aus fallen. 
Eine weitere Erhöhung der Bierpreisc ist 
jetzt eingetreten. Tie Preiserhöhung ist einheitlich 
von den Brauereien im Kreise Fulda, Hersfeld, 
Schlüchtern und Oberhessen durchgeführt, auch zwei 
Hanauer Brauerein sind der Vereinigung beigetreten. 
Begründet wird die neuerliche Erhöhung mit der 
fortdauernden Verteuerung aller Rohstoffe und Ver¬ 
brauchsgegenstände. Die Brauereien weisen auch 
gleichzeitig darauf hin, daß eine Bierbeichlagnahme 
seitens der Militärbehörde bevorstehk, in welchem 
Falle die Bierlieferung prozentual nach der im Jahre 
1912-13 gebrauchten Biermenge beschränkt wird. Die 
Gesamt-Kriegspreiserböhung betrögt jetzt den 
Hektoliter 7 Mark. Diese Preiserhöhung hat na¬ 
türlich auch eine Erhöhung im Ausschank zur Folge. 
= Wirtschaftliche Maßnahmen im Bereiche des 
18. Armeekorps. Der stellvertretende kommandie¬ 
rende General des 18. Armeekorps verbietet mit 
Giltigkeit vom 15. August ab den Verkauf und die ge¬ 
werbsmäßige Verwendung von süßem und saurein 
Rahm (Sahne). Ausgenommen von dem Verbot 
ist der Verkauf von Rahm cm Krankenanstalten, fer¬ 
ner die Abgabe für Kranke auf Grund ärztlicher Be¬ 
schönigung, die auf Name und Menge zu lauten hat. 
Ter für diese Zwecke freigegebene Rahm muß min¬ 
destens 20 Prozent Fettgehalt haben. — Ferner ver¬ 
bietet das stellvertretende Generalkommando für den 
Bezirk des 18. Armeekorps und auch für den Befehls¬ 
bereich der Festung Mainz das Schlachten er¬ 
kennbar trächtigen Rindviehs. Not¬ 
schlachtungen sind mit Zustimmung der Ortspolizei 
zulässig. fcic der Kriegsblinden, über die 
vielfach übertriebene Vorstellungen herrschen, kann 
zur Beruhigung mitgeteilt werden, daß bis zum 1. 
Juli d I. im Bezirk des 11. Armeekorps nur 11 
gänzlich erblindete Krieger zu verzeichnen waren 
und 15 weitere Kriegsverletzte den Verlust eines 
Auges erlitten haben. Die Zahl ist also in, Ver¬ 
hältnis zu den großen Massen im Felde stehender 
Soldaten verschwindend gering. 
—* Oesterreichisch-ungarischer Landsturm. Die 
im Jahre 1897 geborenen österreichischen und unga¬ 
rischen Landsturmpflichtigen, die in der Provinz 
Hessen-Nassau und im Großhcrzogtum Hessen wohn¬ 
haft sind, haben ihre Adressen unter Angabe der 
Heimatsaemeinde und des Geburtsortes dem k. und 
k Generalkonsulat in Frankftirt a> M., 
Neue Maizerstraße 54, unverzüglich zu melden. 
* Die Beschlagnahm- der alten Getreideernte. 
Am konimenden Montag den 16. August ist der durch 
Bundesratsverordnung festgesetzte Termin, an dem 
alle noch ans dem alten Erntezahr vorhandenen 
Vorräte an Getreide und Mehl für den Kommunal¬ 
verband beschlagnahmt sind, in dessen Bezirken ste 
sich befinden. Wer am 16. August aus der letzten 
oder aus früheren Ernten Getreide und Mehl, allein 
oder gemischt, in Gewahrsam hat, ist verpflichtet, die 
Vorräte bis zum 20. August bei dem Kommunal- 
verband des Lagerungsortes, nach Arten und Eigen¬ 
tümern getrennt, anzuzeigen. Auf dem Transport 
befindliche Vorräte müssen von dem Empfänger sofort 
nach Eintreffen angezeigt werden. Es unterliegen 
jedoch Vorräte an gedroichenem Brotgetreide und an 
Mehl, die bei einem Besitzer zusammen 25 Kilo nicht 
übersteigen, nicht der Anzeigepflicht. Außerdem 
brauchen Vorräte, die durch einen Kommunalverband 
an Händler, Verarbeiter oder Verbraucher fernes Be¬ 
zirks bereits abgegeben sind, nicht angezeigt zu werden. 
Die Kommunalverbände erstatten der Reichsgetreidc- 
stelle bis zum 31. d. M. Anzeige über alle gemelde¬ 
ten und beschlagnahmten Vorräte. 
y Feld- und Gartendiebstahle. In den Ge¬ 
markungen Ziehers, Lehuerz und anderen Ortgn ver¬ 
geht fast kein Tag, an dem nicht von den Aeckern 
Klee Hafer und anderes Getreide von Jung und 
All gestohlen wird. Auch aus das Obst an den 
städtischen Wegen haben es die Spitzbuben immer 
noch abgesehen. Zahlreiche Diebe sind schon auf 
frischer Tat ertappt worden. Die Obst- und Ge¬ 
müsediebstähle im inneren Stadtgebiet nehmen eben¬ 
falls bedenklich zu. Sind doch bereits 18 Erwachsene 
als Diebe bei der Polizei zur Anzeige gebracht, 26 
schulpflicktige Kinder mußten wegen Diebstahls von 
der Schule bestraft werden. „ 
- Gegen die Nachtschwärmer geht die Polizei 
energi'ch vor. In den letzten Tagen erhielten 11 
junge Leute Strafbefehle. Auch der Inhaber einer 
Wirtschaft, die um V.3 Uhr nachts noch nicht ge¬ 
schlossen war, erhielt ein Strafmandat. 
Letzte Nachrichten. 
nbt Berlin, 11. August 1915. Zum Gouver¬ 
neur von Warschau ist laut ,Voss. Zig? der 
Kommandierende General Frhr. von Scheffer- 
Boyadel ernannt worden. Er hat dem ,Kurjer 
Poznonski zufolge eine Bekanntmachung an die Be- 
völterung erlassen, nach der er den Fürsten Lubo- 
mirski zum Präsidenten der Stadt Warschau 
ernennt. 
«tb. Berlin, 12. Aug. 1915. Wie derTäglichen 
Rund schalst berichtet wird, meldet die ,Daily News' 
aus Petersburg, daß infolge der Räumung der Städte 
zwischen Warschau und Brest-Litoivsk von der Zivil- 
Bevölkerung etwa 200,000 Perso neu sich auf der 
Flucht nach dem Osten befinden. 
wtb. Berlin, 12. Aug. 1915. (Tel.) Der nor¬ 
wegische Dampfer „E d e n" wurde nach einer Meldung 
der ,Boss. Ztgst am 10. August abends auf einer 
Reise von Newcastle nach Archangelsk in der Nord¬ 
see von einem deutschen Unterseeboot ange¬ 
halten und gezwungen, einen Teil der Ladang, 
die für Rußland bestimmt war und aus 30 
Tonnen Blei, Zink und Eisenplattcn bestand über 
Bord zu werfen. Dann konnte der Dampfer die. 
Fahrt fortsetzen. 
ntb. Berlin, 12. August 1915. Nach einer Mel¬ 
dung der „Deutschen Tageszeitung" aus dem Haag 
tagte in Calais ein^nener Kriegsrat der 
Verbündeten. Mehrere Vertreter des russischen 
Generalstabes waren anwesend. Wie verlautet, bil¬ 
dete die Offensive ans der Westfront den 
Hauptqegenstand der Beratungen. 
vtb Bern, 11. August 1915. (Tel.) Tie Türmer 
„Gazetta del Popolo" erfährt aus R o m aus einer 
in vatikanischen Angelegenhciwn gut unterrichteten 
Quelle, daß die amerikanischen Kardinälc 
auf Aufforderung des Papstes einen Friedens¬ 
kongreß cinbcrusen wollen, an dem Kardinale 
und Bischöfe teilnehmen würden. Ter Primas Von 
Spanien habe bereits zugesagt. Der Kongreß soll 
in der' Schweiz zusannnentreten und von den Ber¬ 
einigt : Staaten, Spanien und Holland unterstützt 
werden. 
DDO. Budapest, 12. Aug. 1915. (Tel.) Eine 
Athener Depesche besagt, daß zwei große bul¬ 
garische Banden mit s er b is che n Truppen einen 
blutigen Zusammenstoß hatten. 
DDP Stockholm, 12. Aug. 1915. (Tel.) I» 
„Stockholms Tagblatt" schreibt' der militärische Mit¬ 
arbeiter: Die Lage im Osten hat sich in den 
letzten Tagen so geklärt, daß man mit Sicherheit be¬ 
haupten kann, sie ist für den Ausgang des europäi¬ 
schen Krieges entscheidend geworden. Nirgends weiß 
man das bester als in England. Man wird dort alles 
aufbieten, ccm Rußlands Kraft aufrechtzuerhalten. 
Es scheine, als klopfe kfa s Schicksal von 
n e u e m a n S ch w : d e n s T o r. 
wtb Konstantinopel, 11. Aug. 1915. Das Große 
Hauptquartier meldet: An der Dardanclleu- 
f r o n l Warfen Wir am 10. August nördlich von Are 
Burnn nach einem energischen Angriff den Feuid 
auf einer Front von 500 Metern z u r ü ck und fügten 
ihm beträchtliche Verluste zu. Wir er¬ 
beuteten dabei ein Maschinengewehr und 200 Ge¬ 
wehre. Bei Art Burnn eroberten wir auf deni im 
ken Flügel in der Nacht zum 10. August von neuem 
einen Teil der feindlichen Schützengraben. Bcr Sedd- 
ül-Bahr machten wir auf dem linken Flügel einige 
Franzosen, darunter einen Offizier zu Gefangenen 
und erbeuteten eine Menge Waffen. Unsere ver¬ 
borgenen Batterien trafen mehrmals im Golf von 
Saros einen feindlichen Kreuzer, der in- 
direkt die Umgebung von Bulair beschoß Der 
Kreuzer entfernte sich sofort. Ein feindlicher 
Flieger warf am 9. August drei Bomben ans da» 
Lazarett in Galaköj, das horizontal das Zeichen 
des Roten Halbniondes trug. Ein Soldat wurde 
getötet, drei wurden verletzt. — An den übrigen 
Fronten hat sich nichs verändert. 
Märkte. 
Yk Fulda, 12. Aug. 1915. Der heutige Vieh- 
markt war mit 1020 Stück Vieh befahren. Es 
wurden gezählt 2 Bullen, 176 Ochsen, 223 Stiere, 
412 Kühe, 180 Rinder, 31 Kälber und 6 Pferde. 
Es kosteten Ochsen 1400—2000 Mark, Stiere 800 bi» 
1000 Mark das Paar, Kühe das Stück 300—550 Mk., 
Rinder 300—350 Mark, Kälber 100—150 Mark. 
Der Handel war in Kälbern und Kühen mittelmäßig, 
im übrigen schleppend. Landleute und Käiiser ware>i 
schwach vertreten. Dss Vieh befand sich durchweg 
in einem sehr guten Nährzustande. Der Ueberstand 
war nicht allzu groß. Auf dem gestrigen Vormarkte 
verlief der Handel etwas lebhafter; es wurden 
10 Wagen Vieh gestern abend noch beladen. Heute 
mittag'ging je ein Vieh-Sonderzug nach Gießen. 
Bebra und Hanau-Ost ab. 
VerLustlrste Nr. 297. 
Aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zcitmig enthält 
die Liste folgende Namen: 
Gefr. Friedr. Abel. Obernkirchen, bisher schwvw. 
gestorben. Konrad Bayer. Sterbfritz, lvw. Isidor 
Lotz. Weidenau, schvw. Joseph Gutrmann, Sun- 
mershausen, vermißt. August Ziege, Eisenach, schvw. 
Karl Listmann, Alsfeld, l. verw. Karl Schnapp. 
Kothen, lvw. Konrad Beriet. Meisenbach (Hunfeld), 
l. verw. Heinrich Franz. Kassel, schwvw. Andreas 
Schneider. Herbstein, lvw. Otto Wörner. Hanau, 
schvw. Utffz. Ed. Breitenstein. Allendorf, verw. 
Hermann Puppert. Petersberg, vermißt. Bomfatius 
Klug, Weiperz, schverw. Phil. Enkemeier. Odcn- 
sachsen, vermißt. Karl Schmautz, Kaffel, vermißt. 
Georg Marienfeld. Kassel, vermißt. Karl Fischer. 
Uttrichshausen, vermißt. Leopold Ortmann, Schwarz- 
bach, vermißt. Heinrich Hergert. Lohrhaupten, lvw. 
Johann Wilhelm Hörle. Langendiebach, vermißt. H. 
Gönner. Langenselbold, vermißt. Konrad Balzcr. 
Sindersfeld, vermißt. Heinrich Balzer. Sindersfeld, 
vermißt. Franz Joseph H i e s e r i ch. Allendorf. ver¬ 
mißt. Johann Bol and. Niederklein, vermißt. Franz 
Brand. Niederklein, vermißt. Jos. Jakobi, Schröck, 
vermißt. Friedr. Sch aaf. Altenschlirf, vermißt. Ernst 
S ck o p a ck, Alsfeld, vermißt. Eduard D a m m. Schröck, 
vermißt. Konrad Schmidt. Schlitz, vermißt. Johann 
August Traut, Herbsteist. vermißt. Gregor Lantze. 
Kaffel, gefallen. Otto Jmmel. Kassel, schvw., m Ge- 
fangensch. Karl' Müller, Fulda, in Gesgsch. Friedr. 
Hufs. Hermannspiegel, lvw. Heinr. August Börger. 
Marburg. lvw. Jul. Fr. Wilh. Becker. Kaffel, l. vw. 
August Clas, Eisenach, lvw. Leutnant d. L. Rudolf 
Kissingcr, Alsfeld, schvw. Wilhelm Rohn. Kilian¬ 
städten, lvw. Emilian Engel, Hainzell, lvw. Ern, 
Schilling. Kassel, schvw. Karl Weckesser. Kaffel. 
lvw. August Kaiser, Hammelbnrg, vermißt. Wilh. 
Red er, Unterweisenborn, vermißt. Utffz. Johann 
Eilingsfeld. Hammelburg. lv. Gefr. August Fell. 
HaMmelburg. vermißt. Gefr. Phil. Älend, Kothen, 
lvw. Johann Schmidt, Kothen, lv. Scesoldat Heinr. 
Al brecht, Kaffel, lvw. Utffz. Wilhelm Bai er, 
Gichenbach, tot. Seesoldat Johannes Dreßler, Lan¬ 
genselbold, lvw. Sees. Simon Huth, Grotzauheim, lv. 
Sees. Ernst Scheuffler, Eschwege, Tot. Gefr. Hein¬ 
rich Stuckardt. Hechelmannskirchen, lvw. 
-r. Wettervoraussage 
für Freitag, den 13. August 1915. 
Wolkig, meist trocken, etwas kühler, westliche Winde. 
x 
UNIEKE MARINE 
Beste 2Pfg. Cigarette 
Deutsches Fabrikat 
Trustfrei 
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