Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

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Ilt. 204. 
krstes 8>att. 
Samstag Sen 4. September 1915. 
Die Stadt SroÄno erobert. 
Weitere Berfolßungskümpfe aus der ganzen Ostfront - Erstürmung eines 
Düna-Brückenkopfes- — Nene Kämpfe in Wolhynien. 
Ser Deutle SogesDerlL 
wtb Großes Hauptquartier, 3. Srptbr. 
1915. (Amtl. Tel.) 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Bei Soue, wurde ein französischer Handgra- 
«atenangrisf abgcwiesen. Erfolgreiche Sprengungen 
in Flandern und in der Champagne. 
Oestlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls 
von Hindenourg. 
Unsere Kavallerie stürmte gestern den be¬ 
festigten »nd von der Infanterie besetzten Brücken¬ 
kopf bei Lennewaden (nordwestlich von Friedrich¬ 
stadt).- sie machte dabei drei Offiziere. 350 Mann zu 
Gefangenen und erbeutete ein Maschinengewehr. 
Auf der Kampffront nordwestlich und westlich 
von Wilna versuchten die Russen unser Vorgehen 
zum Stehen zu bringen; ihre Vorstöße scheiterten 
unter ungewöhnlich großen Verlusten. 
Südöstlich von Merecz ist der Feind ge¬ 
worfen. 
Zwischen Augustower Kanal und dem Swtslocz 
ist der Njemen erreicht. Bei G r o d n o gelang etz 
unseren Sturmtruppen durch schnelles Handeln über 
de» Njemen zu kommen und nach Häuserkampf die 
S t a d t z« n e h m e n; 400 Gefangene swurden em- 
gebracht. 
Die Arniec des Generals von G a l l w i tz brach 
den Widerstand feindlicher Nachhuten an der Straße 
Aletszyce (südöstlich von Odelsk) Swislocz. D,e 
Heeresgruppe nahm gestern insgesamt 3000 Russen 
gefangen und erbeutete ein Geschütz und acht¬ 
zehn Maschinengewehre. 
Heeresgruppe des Generalfcldmarschalls 
Prinz Leopold von Bayern. 
Der Kampf um den Austritt der Versolgungs- 
kolounen aus den Sumpsengen nördlich von Pru- 
z a n a ist im Gange. 
Heeresgruppe des Generalseldmarschalls 
von Mackensen. 
In der Verfolgung ist die Iasiolda bei Sie- 
lec und Bereza-Kartuska und d-e Gegend von Anto- 
pol (30 Kilometer östlich von Kobryn) gewonnen. 
Oesterreichisch-ungarische Truppen dringen südlich 
des Bolow Dubowoje nach Osten vor. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz. 
Die Armee des Generals Grafen Bothmer nä¬ 
hert sich dem Sereth-Abschnitt. 
Oberste Heeresleitung. 
Die Festung G r o d n o, die jetzt wieder in den 
Gesichtskreis der militärischen Operationen getreten 
ist. war zum ersten Male Ende Februar in den 
Verfolgungskämpfen nach der Masure^^acht in 
ihrer Bedeutung für die russische Verteidigung her¬ 
vorgetreten. Die Festung gab damals den der Ver¬ 
nichtung entronnenen Resten der zehnten russischen 
Armee einen Rückhalt; sie diente dem Feinde auch 
als Ausgangspunkt zu neuen Vorstößen, um uns an 
der Ausnutzung des Sieges zu hindern. Diese Vor¬ 
stöße mißglückten allerdings vollkommen. Am 23. 
Februar meldete unser Generalstabsbericht, daß ein 
von den Russen mit schnell zusammengefaßten neu¬ 
gebildeten Kräften von Grodno in nordwestlicher 
Richtung versuchter Vorstoß unter vernichtenden 
Verlusten scheiterte und im Verlauf der Verfolgung 
des geschlagenen Feindes gelangten wir dann am 
27. Februar bis zu den Vorstellungen der Festung. 
Damit war der Zweck dieser Verfolgung in Richtung 
Grodno erreicht. Der Feind war in die Festung zu¬ 
rückgeworfen, wir hatten inzwischen unsere Stellun¬ 
gen vorwärts Augustow (östlich Grodno) derart stark 
ausgebaut, daß eine erfolgreiche Gegenoffensive des 
Feindes nicht mehr zu denken War; auch die ganz 
ungeheure Kriegsbeute der Verfolgungskämpfe 
konnte geborgen werden, ohne daß es der Russe zu 
bindern vermochte. Somit waren zu Anfang März 
die Operationen um Grodno zum Abschluß gekom¬ 
men. Spätere gelegentliche Angriffe der Russen 
hatten wohl mehr die Bedeutung von Demonstra¬ 
tionen. 
Erst nach dem Fall der weiter nördlich am 
Njemen gelegenen Festung Kowno näherten sich, die 
niilitärischen Operationen wieder Grodno. Freilich 
auch da wich der Feind nur schrittweise zwischen 
Grodno und Augustow. Ter Platz, den der Vertei¬ 
diger zweifellos in den letzten Monaten noch stark 
ausgebaut hatte, gewährte "den Russen auch jetzt 
noch eine starke Stütze. Erst als Ossowiec von den 
Russen geräumt werden mußte, war es uns mög¬ 
lich, von zwei Testen her auf Grodno zu drücken. 
Von Norden her arbeitete sich die Armee Eichhorn 
durch den Wald von Augusww vorwarts^vom Sü¬ 
den her ging längs des Bobr die Arme»: Scholtz vor. 
Die Armee Eichhorn ist nunmehr durch einen küh¬ 
nen Handstreich in die Stadt eingedrungen, nachdem 
sie den Njemen überschritten hatte. Damit haben 
unsere Truppen einen neuen großen Erfolg errun¬ 
gen. Die Einnahme der Stadl Grodno bedeutet al¬ 
lerdings noch nicht den Besitz der Festung. Oest- 
lich, südlich lind nördlich der Stadt liegt eine An- 
3*1)1 Befestigungen, die noch von den Russen besetzt 
sind. Es ist aber anzunehmen. daß die Eroberung 
der gesamten Festung nicht mehr lange auf sich war¬ 
ten lassen wird. . 
Di- Verbindung von Grodno nnt Wrlna und wer¬ 
ter mit Petersburg, die auch bisher schon für Trup¬ 
pentransporte nicht mehr benutzbar war, rst bereits 
durch Truppen der Armee Eichhorn unterbrochen, die 
de- Ort Czarkonowale, 42 Kilometer von Wilna, er¬ 
stürmt hat/ Der Besatzung von Grodno bleibt daher 
nur noch ein Rückweg, nämlich aus-der erngelei- 
siaen Verbindungsbahn, die Grodno mrt der südlichen 
Hauptbahnlinie zwischen Wolkowifl und Lida verbin¬ 
det. Nur auf großen Umwegen könnte sie damit den 
Anschluß an die russischen Hauptkräfte im Nyrden 
wieder gewinnen, oder sich mit den östlich von Braly- 
stok zurückgedrängten Streitkräften vereinigen. Tie 
Verwirrung Ävd Zersprengung der russischen Heere 
Oesterreichisch-rrngarischer Tagesbericht. 
wtb Wien, 3. Sept. 1915. Amtlich wird ge¬ 
meldet: 
Russischer Kriegsschauplatz: 
In O st g a l i z i e n ist der Gegner überall 
an die Serethliuie zurückgewichen. 
Unsere Armeen folgen. 
An der Reichsgrenze nördlich Z a l o s z e und 
östlich Brody sowie im Raume westlich Dubno 
und im wolhynischen Festungsdreie'ck stellte sich der 
Feind neuerlich an der ganzen Front. Unsere Trup¬ 
pen befinden sich im Angriff. 
Auch bei unseren an der oberen Jasiolda kämp¬ 
fenden Streitkräften dauern die Kämpfe fort. Die 
Russen wurden aus einigen am Rande des Sumpf- 
gsbietes angelegten Verschanzunge» geworfen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die auf dem westlichen Kriegsschauplätze im all¬ 
gemeinen eingetretene Ruhe hielt auch gestern an. 
Im Tiroler Grenzgebiet kam es bei Madron- 
hütte (im obersten Val di Genova) und südlich Mori 
zu kleineren Gefechten, die mit dem Z u r ück g e h e n 
des F sin des endigten. 
Im Raume von Flitsch und an einigen ande¬ 
ren Stellen der küstenländischen Front fanden Ge¬ 
schütz- und Minenwerferkämpfe statt. Abends schlü¬ 
ge« unsere Truppen eins« heftigen Angriff auf den 
SLdteil des T o l m e i n c r Brückenkopses ab. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: 
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 
wird durch die Unterbrechung der Bahn Grodno— 
Wilna jedenfalls beträchtlich gesteigert. Noch übler 
könnte es dabei den nordöstlich von Grodno noch am 
Njemen stehenden russischen Truppenteilen ergehen. 
Tenn es ist zu beachten, daß auch nach dem Falle von 
Olita die Njrmenstrecke südlich hiervon bis Grodno 
noch keineswegs völlig preisgegeben war. Nament¬ 
lich kommt hier der festnngsartig ausgebaute Brük- 
kenkopf von Merecz, der auch durch ständige Anlagen 
geschützt war, stark in Betracht. Merecz schützt den 
Uebergang der Straße, die von Suwalki her nach 
Osten über den Njemen führt und dann weiter in 
nordöstlicher Richtung auf Wilna zustvebt. Seine 
Lage an der Mündung der Mereczanka in den Nje¬ 
men gibt ihm eine gewisse natürliche Stärke. Bisher 
war von Merecz freilich kaum die Rede; jetzt aber er¬ 
fahren wir, daß südöstlich von Merecz der Feind ge- 
^ den hartnäckigen Kämpfen bei Friedrich¬ 
stadt konnte unsere Kavallerie den von russischer 
Infanterie besetzten Brückenkopf bei Lennewaden, et¬ 
wa 60 Kilometer östlich von Riga, stürmen. Damit 
ist die russische BortMgungslinie an der Düna cm 
einem schr empfindlichen Punkte getroffen. 
Auf der ganzen übrigen Front fetzen unsere Trup¬ 
pen ihren Siegeslauf unaufhaltsam fort, die Russen 
nach Osten vor sich herdrängend. 
Im Südosten haben sich die Russen rm wolhh- 
nischen Festungsdreieck und auf der Linie Dubno— 
Zaloscze (am oberen Serech, südlich Brodh) erneut 
zum Widerstande gestellt. Hier und längs des Serech 
ist überall unser Angriff im Gang; wrr können sei¬ 
nem Verlauf mit guter Zuversicht entgegenschen. 
Die Vorzeichen für unsere neue Anleihe 
sind schr günstig. Wir rechnen dazu nicht allein A n- 
k ü n d i g u n g e n von größeren Zeichnungen, die be¬ 
reits jetzt durch die Blatter gehen, sondern auch die 
Verleumdungen, die von unseren Feinden der 
Anleihe gewidmet werden. 
Der Schatzsekretär sagte neulich, jetzt gehöre alles 
verfügbare Kapital dem Reiche. Der Sinn der Worte 
war ja für jeden vernünftigen Menschen sonnenklar: 
die Leute, die Geld verleihen können, sollen während 
des Krieges ihr Geld dem' kämpfenden Vaterlande zu 
kommen lassen, indem sie Kriegsanleche zerchnen. Im 
Auslande aber hat man das so deuten wollen, als ob 
die deutsche Regierung eine Konfiskation, eine 
gewaltsame Einzeichnung des Geldes beabsichtige. 
Jst's auch Unsinn, hat es doch Methode. Um jeden 
Preis soll der Anschein erweckt werden, daß die 
deutsche Reichskasse in Geldverlegenheit ser. 
Zu demselben Zweck wird auch die „Nachricht" 
verbreitet, daß in Deutschland ein Z w a n g ausgeübt 
werde, um abhängige Leute zum Zeichnen der An¬ 
leihe einen großen Erfolg hat, wie sicherlich zu erwar- 
liert aus der einfachen Tatsache, daß verschiedene Ar¬ 
beitgeber chrcn Angestellten durch Gewährung von 
Vorschüssen cmf allmähliche Abzahlung die Beteili¬ 
gung erleichtern wollen. So ein freundliches 
Angebot, das zugleich die Sparsamkeit befördern hllst, 
soll ein Zwang sein. Ja, di: „Barbarei" in Deutsch¬ 
land ist wirklich grauenhaft. 
Es wird Wetter gelogen werden. Wenn die An¬ 
leihe einen großen Erfolg hat, ws sicherlich zu erwar¬ 
ten ist, so wird man wieder sagen, das seien allzumnst 
nur Schein Zeichnungen. So hieß es ja auch gegen¬ 
über dem Erfolg der ersten beiden Anleihen. Für 
die englischm Verleumd^ liegt es ja auch nahK, daß 
sie uns hinter denselben Ofen drängen wollen, hm- 
ter dem sie selbst so gut Bescheid wissen. Bei i h n e n 
war in der Tat bei den Zeichnungen aus ihre letzte 
Anleihe viel Schein, da die Großbanken in der letz¬ 
ten Stunde noch genöttgt wurden, ihre Anteile nach¬ 
träglich zu erhöhen, damit eine imposante Gesamt¬ 
summe herauskomme. Diese Banken zeichneten also 
m'chr, als sie wirklich haben wollten und verdauen 
konnten; die Folge davon war, daß sie zögernd ab- 
nahmen und die erhallenen Stücke w-etter zu verkau¬ 
fen suchen, was daun zum Sinken des Kurses Mrt. 
Im Gegensatz dazu hat sich bei uns der Kurs der 
ersten und der zweiten Kriegsanleihe stets ü b e r dem 
Zeichnungspreis gehalten. Das ist der durchschlagende 
Beweis dafür, daß das deutsche Volk nicht zum 
Schein und nicht unter Zwang gezeichnet hatte; 
denn in diesen Fällen wären weder die Einzahlungen 
so prompt (ja größtentetts voreilig) erfolgt, noch hätte 
sich ein pveisdrückendes Angebot zum Wiederverkauf 
vermeiden lassen. ^ .. 
Die schlechtesten Früchte sind es nicht, woran dre 
Wespen nagen. Gerade die Lügenkünste der Feinde 
machen uns erst recht stolz auf den großen Erfolg 
unserer Anleihe und eifrig in der werteren Mit¬ 
arbeit an diesem Stück der Kriegsrüstung. 
Auch die dritte Anleche wird einen Bomben¬ 
erfolg haben; denn es fehlt uns weder an den Ge ld- 
mitteln, noch an dem guten Willen. Dre 
nöttgen Mittel haben wir, weil unser Knegsgeld rm 
Lande bleibt, während die Feinde die erne Mtt- 
liarde nach der andern ins Ausland fließen lassen 
müssen — auf Nimmerwiedersehen. Und daß es au 
Vertrauen und patriotischer Hilfsberert- 
schaft nicht fehlt, weiß jeder Deutsche aus eigener 
Wahrnehmung. Wir sagen „Hilfsbereitschaft und 
brauchen nicht den Ausdruck Opferwilligkett; denn dre 
Beteiligung an dev Anleche ist kein Opfer, sondern 
ein gutes Geschäft. ^ „ 
Was fehlt denn noch zur Sicherung des Er¬ 
folges? Gar nichts. Aber zur K r ö n u n g des Er¬ 
folges kann noch etwas geschehen. Die dritte An¬ 
leihe muß erst eine wahre Volksanleihe wer¬ 
den, an der sich auch die breitesten Schichten von den 
100 Mark-Sparern an beteiligen. Das ist nur zu er¬ 
reichen durch di: B e l e h r u n g derjenigen Leute, dre 
in solchen Dingen unerfahren sind^ Der gute Freund 
und Nachbar muß sie a u f k l ä re n über die Bedeu¬ 
tung und den Hergang des Geldgeschäfts, und er 
muß sie an di: richtige Stelle verweisen (im 
Bedarfssalle sogar hinführen), wo sie das Geschäft ab- 
wickoln können. Diese Werbe- und Führer¬ 
tätigkeit gibt reichlich Gelegenheit, sich um das 
Vaterland verdient zu machen. 
Ser Kriet int (Besten. 
Amtlicher französischer Bericht. 
wü>. Paris, 3. Sept. 1915. Amtlicher Bericht vom 
Donnerstag nachmittag: „Man meldet Handgranaten- 
Kämpfe um Souchez und einige Geschützkämpfe bei Neu¬ 
ville, Rohe und in den Vogesen. Kämpfe mit Petarden 
am Schratzmännle. An deu Dardanellen war es in 
der letzten Auguftwoche auf der Südfront im ganzen 
sehr ruhig. Im nördlichen Kampfgebiete lieferten die 
englischen Truppen glückliche Kämpfe, welche den lebhaft 
umstrittenen Hügel westlich Bejuk und Anaforia in ihren 
Besitz brachten. Dem von einem unserer Flugzeuge am 
20. August versenkten Transport-Dampfer, der bei Absa- 
hiliman ankerte, reihten sich vier von englischen Unter¬ 
seebooten torpedierte Transporte an, zwei an derselben 
Stelle, die beiden anderen zwischen Gallipoli und Na¬ 
gara. Schiffsgeschütze der Alliierten haben mehrere in 
der Meerenge liegende Schiffe getroffen." — Amtlicher 
Bericht von gestern abend: „In Belgien richtete unsere 
Artillerie als Antwort auf die Beschießung von Nieu- 
port- Stadt und der Abschnitte von Steenstrate una 
Boesinghe ein wirksames Feuer gegen die in Tätigkeit 
befindlichen feindlichen Minenwerfer und Batterien, so¬ 
wie gegen Truppen - Ansammlungen und Parks des 
Feindes aus. Im Artois Austausch von Luft-Torpedos 
und Handgranaten. An den Sappenköpfen zwischen 
Somme und Oise brachten unsere Batterien das Feuer 
der deutschen Artillerie in der Umgebung von Arman- 
court und Cannh zum Schweigen. Der Feind warf eine 
Anzahl von Brandbomben auf Soissons und die benach¬ 
barte Gegend. Starke gegenseitige Beschießung auf der 
Aisne - Front zwischen Ville - aux - Bois Und Legodat, in 
der Champagne uno am Westrande der Argonnen. Ge¬ 
schützfeuer in Lothringen, in den Vogesen und am Fecht¬ 
abschnitt. 
Das Schicksal der Geiseln in Deutschland 
und Frankreich. 
wtb Basel, 3. Sept. 1915. Die Basler Hilfs 
stelle, die seit Monaten erfolgreich bemüht ist, die 
Lage der Gesseln in Frankreich und Deutschland zu 
verbessern, hat dieser Tage einen Abgeordneten nach 
Bern entsandt, um mit Vertretern der benachbarten 
kriegführenden Staaten die Frage der Freilassung 
der elsässischen Kriegsgeiseln zu besprechen. Leider 
hat sich ergeben, daß zurzeit die sranzössische 
Regierung daraus nicht e in gehen kann. Es 
scheint, daß die Erwägung den Ausschlag gegeben 
hat sich ergeben, daß zurzeit die französische 
besetzten Departements in Gewalt hat, während 
Frankreich nur wenige Geiseln besitzt, die es durch 
den Vorstoß ins Elsaß gewonnen hat. Es befürchtet, 
nach deren Freilassung keinerlei Einfluß mehr auf 
die Behandlung seiner Staatsangehörigen unter 
deutscher Verwaltung zu besitzen. Die Delegation 
hat den Eindruck gewonnen, daß neue Vergeltungs¬ 
maßregeln von der einen oder anderen Sette nicht 
§nm Ziele führen. 
Erfolge deutscher Gegenmatzregeln. 
vid. Berlin, 3. Sept. 1915. Die „Norddeutsche 
Allgemeine Zeitung" schreibt unter der Ueberschrift 
„Erfolg deutscher Gegenmaßregeln": 
" Die dem Völkerrecht widersprechende Behandlung 
der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen in Da- 
homey und Nordafrika durch die französischen Be¬ 
hörden, insbesondere ihre Heranziehung zu über¬ 
mäßigen Arbeiten unter klimattsch äußerst ungün¬ 
stige» Verhältnissen, Lab bekanntlich d«. deutschen 
42. Zahrgang. 
Heeresverwaltung Veranlassung, nachdem alle Ver¬ 
handlungen ergebnislos geblieben waren,eine größere' 
Anzahl französischer Kriegsgefangener 
in Moorgegenden von Nordwest-Deutschland 
mit Torfgewinnung und Kultivierungsarbeiten zu 
beschäftigen. Der Aufenthalt daselbst ist ebenso¬ 
wenig wie die Beschäftigung irgendwie gesundheits¬ 
chädlich; aber die Arbeit ist naturgemäß weniger 
angenehm als in den übrigen Gefangenenlagern, 
wenn anch bei weitem nicht so angreifend wie die 
Beschäftigung der deutschen Kriegsgefangenen im 
Innern Afrikas. Nachdem die deutsche Regierung 
erfahren hatte, daß die deutschen Gefangenen sämt¬ 
lich aus Dahomeh nach gesunden Plätzen in Nord¬ 
afrika verbracht worden waren, wurde ein ent¬ 
sprechender Teil der französischen Gefangenen aus 
den Moorgegenden in die alten Gefangenenlager 
zurückgebracht. Neuerdings teilte die fran¬ 
zösische Regierung mit, daß alle im Innern von 
Nordafrika befindlichen deutschen Kriegsgefangenen 
an gesundheitlich einwandfreie und kühlere nord¬ 
afrikanische Plätze gebracht worden wären; auch er¬ 
klärte sie sich unter Voraussetzung der Gegensei¬ 
tigkeit damit einverstanden, daß die Plätze von ge¬ 
eigneten, deutscherseits vorzuschlagenden neutralen 
Persönlichkeiten besichtigt werden. In der Voraus¬ 
setzung, daß durch diese Besichtigung die sranzösijche 
Mitteilung bestätigt wird, wurden auch die übrigen 
französischen Kriegsgefangenen aus den Moorlagern 
wieder in die gewöhnlichen Gefangenenlager über 
geführt. 
Der englische Arbeitcrkainpf. 
Zwischen den Bergarbeitern in Wales und den 
Grubenbesitzern soll ein Ausgleich dahin erfolgt sein, 
daß der Schiedsspruch des Handelsmtnisters Run- 
ciman sofort unverändert angenommen, aber durch 
ein besonderes Abkommen zwischen Arbeitnehmern 
und Arbeitgebern ergänzt lverden soll, wonach die 
Maschinisten, Heizer usw., die in dem Schiedsspruch 
von der Kricgszulage ausgeschlossen waren, diese jetzt 
erhalten sollen. Die letzte Konferenz der Delegierten 
der Bergarbeiter in Cardiff lehnte es trotz dringen¬ 
der Aufforderungen aus London ab, ihre Beschlüsse 
aufzuschieben. Der Antrag auf sofortigen Streik 
wurde nur mit 1244 gegen 1128 Stimmen abge¬ 
lehnt. Inzwischen beschlossen lokale Versammlungen 
der Bergleute, dem früheren Beschluß gemäß sofort 
in den Ausstand zu treten. Die Anzahl der Aus¬ 
ständigen beträgt 25 000. — Besonders stolz darf 
also die englische Regierung über diesen „Ausgleich" 
nicht sein und die „Morning Post" hat recht, wenn 
sie ihn als einen Triumph der extremen Führer der 
Bergleute bezeichnet. Diese betrachten sich als all¬ 
mächtig und die Regierung als zu hilflos, um Wider¬ 
stand zu leisten oder dem Gesetze Gehorsam zu ver¬ 
schaffen. 
Der MIM Mn Englnnd. 
Der U-Boot Krieg. 
wtb London, 3. Sept. 1915. Amtlich wird ge¬ 
meldet: In der am 1. September endigenden Woche 
wurden drei Dampfer mit einem Gesamtton¬ 
neninhalt von 6757 Tonnen versenkt. 
Rotterdam, 3. Sept. 1915. Nach der „Daily 
Mail wurden im A u g u st 6 8 Dampfer mit ei¬ 
nem Gesamtgehalt von 84117 Tonnen durch Minen 
zerstört. Dabei verloren 1178 Menschen das Leben, 
darunter allein 1011 bei der Versenkung des Trans- 
pcrtschiffes '„R o y a l Edward" im Aegäischen 
Meere. Insgesamt wurden 58 Segelschiffe mit 
4206 Tonnen versenkt und 21 Mann dabei getötet. 
wtb London, 3. Sept. 1915. Lloyds Agentur zu¬ 
folge wurden die brittschen Dampfer JB hite- 
fielb" (2422 Bruttoregistertonnen) und „Rou - 
maine" (2598 Bruttoregistertonen) versenkt. Die 
Besatzungen wurden gelandet. 
wtb Kopenhagen, 3. Sept. 1916. Das eng¬ 
lische Unterseeboot „8. 13" wurde heute 
früh in Saltholmen flott gebracht; es wird nach Ko¬ 
penhagen abtransportiert, wo es bis zum Kriegs¬ 
schluß verbleibt, 
Ser Krieg gegen toltml 
Die Festung Grodno. 
Die Festung Grodno liegt am linkm 
Ufer des Njemen. Sie sollte wegen chrer Bedeu¬ 
tung als Knotenpunkt von Bahnen und Straßen 
seit einigen Jahren nach heutigen Bedürfnissen um¬ 
gebaut werden. Die alte Festung bestand aus sie¬ 
ben Permanenten Werken mit einem Durchmesser 
von 8 Kilometer für den Gürtel und stellte einen 
doppelten Brückenkopf dar. Vier Werke lagen auf 
dem linken Ufer, drei auf dem rechten des Njemen, 
enssprachen aber nicht hohen Anforderungen. Wie¬ 
weit die neuen Forts von dem alten Kern enssernt 
waren, sst nicht bekannt. Me St a d t selbst, die übel 
55 000 Einwohner hat, zu zwei Dritteln Juden, 
liegt am rechten Flußufer, war Sitz des General- 
konimandos des 2. Korps und Standort von meh¬ 
reren Stäben, drei Infanterie-Regimentern, sechs 
Batterien und einem Sappeurbataillon. Sie ent¬ 
hielt zahlreiche Tuch-, Baumwoll-. Seiden», Tabak- 
und Gewehrfabriken und treibt einen lebhaften 
Handel mit Getreide, Bauholz und Häuf. Grodno 
wurde schon 1183 als Ort erwähnt, es wurde 1241 
von den Tartaren zerstört und im selben Jahre von 
den Littauen eingenommen. Auch in den Kriegen 
des Deusschen Ordens mtt den Polen wurde 
Grodno mehrfach zerstört; durch Stephan Bathorh 
wurde es dann Residenz der Könige von Polen und 
sah oft den polnischen Reichstag in seinen Mauern. 
1793 wurde hier die zweite Teilung Polens unter¬ 
schrieben und zwei Jahre später die Abdankung von 
Stanislaus Poniatowskj angenommen. 1812 sind
	        
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