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Ilt. 204.
krstes 8>att.
Samstag Sen 4. September 1915.
Die Stadt SroÄno erobert.
Weitere Berfolßungskümpfe aus der ganzen Ostfront - Erstürmung eines
Düna-Brückenkopfes- — Nene Kämpfe in Wolhynien.
Ser Deutle SogesDerlL
wtb Großes Hauptquartier, 3. Srptbr.
1915. (Amtl. Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Soue, wurde ein französischer Handgra-
«atenangrisf abgcwiesen. Erfolgreiche Sprengungen
in Flandern und in der Champagne.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
von Hindenourg.
Unsere Kavallerie stürmte gestern den be¬
festigten »nd von der Infanterie besetzten Brücken¬
kopf bei Lennewaden (nordwestlich von Friedrich¬
stadt).- sie machte dabei drei Offiziere. 350 Mann zu
Gefangenen und erbeutete ein Maschinengewehr.
Auf der Kampffront nordwestlich und westlich
von Wilna versuchten die Russen unser Vorgehen
zum Stehen zu bringen; ihre Vorstöße scheiterten
unter ungewöhnlich großen Verlusten.
Südöstlich von Merecz ist der Feind ge¬
worfen.
Zwischen Augustower Kanal und dem Swtslocz
ist der Njemen erreicht. Bei G r o d n o gelang etz
unseren Sturmtruppen durch schnelles Handeln über
de» Njemen zu kommen und nach Häuserkampf die
S t a d t z« n e h m e n; 400 Gefangene swurden em-
gebracht.
Die Arniec des Generals von G a l l w i tz brach
den Widerstand feindlicher Nachhuten an der Straße
Aletszyce (südöstlich von Odelsk) Swislocz. D,e
Heeresgruppe nahm gestern insgesamt 3000 Russen
gefangen und erbeutete ein Geschütz und acht¬
zehn Maschinengewehre.
Heeresgruppe des Generalfcldmarschalls
Prinz Leopold von Bayern.
Der Kampf um den Austritt der Versolgungs-
kolounen aus den Sumpsengen nördlich von Pru-
z a n a ist im Gange.
Heeresgruppe des Generalseldmarschalls
von Mackensen.
In der Verfolgung ist die Iasiolda bei Sie-
lec und Bereza-Kartuska und d-e Gegend von Anto-
pol (30 Kilometer östlich von Kobryn) gewonnen.
Oesterreichisch-ungarische Truppen dringen südlich
des Bolow Dubowoje nach Osten vor.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Die Armee des Generals Grafen Bothmer nä¬
hert sich dem Sereth-Abschnitt.
Oberste Heeresleitung.
Die Festung G r o d n o, die jetzt wieder in den
Gesichtskreis der militärischen Operationen getreten
ist. war zum ersten Male Ende Februar in den
Verfolgungskämpfen nach der Masure^^acht in
ihrer Bedeutung für die russische Verteidigung her¬
vorgetreten. Die Festung gab damals den der Ver¬
nichtung entronnenen Resten der zehnten russischen
Armee einen Rückhalt; sie diente dem Feinde auch
als Ausgangspunkt zu neuen Vorstößen, um uns an
der Ausnutzung des Sieges zu hindern. Diese Vor¬
stöße mißglückten allerdings vollkommen. Am 23.
Februar meldete unser Generalstabsbericht, daß ein
von den Russen mit schnell zusammengefaßten neu¬
gebildeten Kräften von Grodno in nordwestlicher
Richtung versuchter Vorstoß unter vernichtenden
Verlusten scheiterte und im Verlauf der Verfolgung
des geschlagenen Feindes gelangten wir dann am
27. Februar bis zu den Vorstellungen der Festung.
Damit war der Zweck dieser Verfolgung in Richtung
Grodno erreicht. Der Feind war in die Festung zu¬
rückgeworfen, wir hatten inzwischen unsere Stellun¬
gen vorwärts Augustow (östlich Grodno) derart stark
ausgebaut, daß eine erfolgreiche Gegenoffensive des
Feindes nicht mehr zu denken War; auch die ganz
ungeheure Kriegsbeute der Verfolgungskämpfe
konnte geborgen werden, ohne daß es der Russe zu
bindern vermochte. Somit waren zu Anfang März
die Operationen um Grodno zum Abschluß gekom¬
men. Spätere gelegentliche Angriffe der Russen
hatten wohl mehr die Bedeutung von Demonstra¬
tionen.
Erst nach dem Fall der weiter nördlich am
Njemen gelegenen Festung Kowno näherten sich, die
niilitärischen Operationen wieder Grodno. Freilich
auch da wich der Feind nur schrittweise zwischen
Grodno und Augustow. Ter Platz, den der Vertei¬
diger zweifellos in den letzten Monaten noch stark
ausgebaut hatte, gewährte "den Russen auch jetzt
noch eine starke Stütze. Erst als Ossowiec von den
Russen geräumt werden mußte, war es uns mög¬
lich, von zwei Testen her auf Grodno zu drücken.
Von Norden her arbeitete sich die Armee Eichhorn
durch den Wald von Augusww vorwarts^vom Sü¬
den her ging längs des Bobr die Arme»: Scholtz vor.
Die Armee Eichhorn ist nunmehr durch einen küh¬
nen Handstreich in die Stadt eingedrungen, nachdem
sie den Njemen überschritten hatte. Damit haben
unsere Truppen einen neuen großen Erfolg errun¬
gen. Die Einnahme der Stadl Grodno bedeutet al¬
lerdings noch nicht den Besitz der Festung. Oest-
lich, südlich lind nördlich der Stadt liegt eine An-
3*1)1 Befestigungen, die noch von den Russen besetzt
sind. Es ist aber anzunehmen. daß die Eroberung
der gesamten Festung nicht mehr lange auf sich war¬
ten lassen wird. .
Di- Verbindung von Grodno nnt Wrlna und wer¬
ter mit Petersburg, die auch bisher schon für Trup¬
pentransporte nicht mehr benutzbar war, rst bereits
durch Truppen der Armee Eichhorn unterbrochen, die
de- Ort Czarkonowale, 42 Kilometer von Wilna, er¬
stürmt hat/ Der Besatzung von Grodno bleibt daher
nur noch ein Rückweg, nämlich aus-der erngelei-
siaen Verbindungsbahn, die Grodno mrt der südlichen
Hauptbahnlinie zwischen Wolkowifl und Lida verbin¬
det. Nur auf großen Umwegen könnte sie damit den
Anschluß an die russischen Hauptkräfte im Nyrden
wieder gewinnen, oder sich mit den östlich von Braly-
stok zurückgedrängten Streitkräften vereinigen. Tie
Verwirrung Ävd Zersprengung der russischen Heere
Oesterreichisch-rrngarischer Tagesbericht.
wtb Wien, 3. Sept. 1915. Amtlich wird ge¬
meldet:
Russischer Kriegsschauplatz:
In O st g a l i z i e n ist der Gegner überall
an die Serethliuie zurückgewichen.
Unsere Armeen folgen.
An der Reichsgrenze nördlich Z a l o s z e und
östlich Brody sowie im Raume westlich Dubno
und im wolhynischen Festungsdreie'ck stellte sich der
Feind neuerlich an der ganzen Front. Unsere Trup¬
pen befinden sich im Angriff.
Auch bei unseren an der oberen Jasiolda kämp¬
fenden Streitkräften dauern die Kämpfe fort. Die
Russen wurden aus einigen am Rande des Sumpf-
gsbietes angelegten Verschanzunge» geworfen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die auf dem westlichen Kriegsschauplätze im all¬
gemeinen eingetretene Ruhe hielt auch gestern an.
Im Tiroler Grenzgebiet kam es bei Madron-
hütte (im obersten Val di Genova) und südlich Mori
zu kleineren Gefechten, die mit dem Z u r ück g e h e n
des F sin des endigten.
Im Raume von Flitsch und an einigen ande¬
ren Stellen der küstenländischen Front fanden Ge¬
schütz- und Minenwerferkämpfe statt. Abends schlü¬
ge« unsere Truppen eins« heftigen Angriff auf den
SLdteil des T o l m e i n c r Brückenkopses ab.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs:
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
wird durch die Unterbrechung der Bahn Grodno—
Wilna jedenfalls beträchtlich gesteigert. Noch übler
könnte es dabei den nordöstlich von Grodno noch am
Njemen stehenden russischen Truppenteilen ergehen.
Tenn es ist zu beachten, daß auch nach dem Falle von
Olita die Njrmenstrecke südlich hiervon bis Grodno
noch keineswegs völlig preisgegeben war. Nament¬
lich kommt hier der festnngsartig ausgebaute Brük-
kenkopf von Merecz, der auch durch ständige Anlagen
geschützt war, stark in Betracht. Merecz schützt den
Uebergang der Straße, die von Suwalki her nach
Osten über den Njemen führt und dann weiter in
nordöstlicher Richtung auf Wilna zustvebt. Seine
Lage an der Mündung der Mereczanka in den Nje¬
men gibt ihm eine gewisse natürliche Stärke. Bisher
war von Merecz freilich kaum die Rede; jetzt aber er¬
fahren wir, daß südöstlich von Merecz der Feind ge-
^ den hartnäckigen Kämpfen bei Friedrich¬
stadt konnte unsere Kavallerie den von russischer
Infanterie besetzten Brückenkopf bei Lennewaden, et¬
wa 60 Kilometer östlich von Riga, stürmen. Damit
ist die russische BortMgungslinie an der Düna cm
einem schr empfindlichen Punkte getroffen.
Auf der ganzen übrigen Front fetzen unsere Trup¬
pen ihren Siegeslauf unaufhaltsam fort, die Russen
nach Osten vor sich herdrängend.
Im Südosten haben sich die Russen rm wolhh-
nischen Festungsdreieck und auf der Linie Dubno—
Zaloscze (am oberen Serech, südlich Brodh) erneut
zum Widerstande gestellt. Hier und längs des Serech
ist überall unser Angriff im Gang; wrr können sei¬
nem Verlauf mit guter Zuversicht entgegenschen.
Die Vorzeichen für unsere neue Anleihe
sind schr günstig. Wir rechnen dazu nicht allein A n-
k ü n d i g u n g e n von größeren Zeichnungen, die be¬
reits jetzt durch die Blatter gehen, sondern auch die
Verleumdungen, die von unseren Feinden der
Anleihe gewidmet werden.
Der Schatzsekretär sagte neulich, jetzt gehöre alles
verfügbare Kapital dem Reiche. Der Sinn der Worte
war ja für jeden vernünftigen Menschen sonnenklar:
die Leute, die Geld verleihen können, sollen während
des Krieges ihr Geld dem' kämpfenden Vaterlande zu
kommen lassen, indem sie Kriegsanleche zerchnen. Im
Auslande aber hat man das so deuten wollen, als ob
die deutsche Regierung eine Konfiskation, eine
gewaltsame Einzeichnung des Geldes beabsichtige.
Jst's auch Unsinn, hat es doch Methode. Um jeden
Preis soll der Anschein erweckt werden, daß die
deutsche Reichskasse in Geldverlegenheit ser.
Zu demselben Zweck wird auch die „Nachricht"
verbreitet, daß in Deutschland ein Z w a n g ausgeübt
werde, um abhängige Leute zum Zeichnen der An¬
leihe einen großen Erfolg hat, wie sicherlich zu erwar-
liert aus der einfachen Tatsache, daß verschiedene Ar¬
beitgeber chrcn Angestellten durch Gewährung von
Vorschüssen cmf allmähliche Abzahlung die Beteili¬
gung erleichtern wollen. So ein freundliches
Angebot, das zugleich die Sparsamkeit befördern hllst,
soll ein Zwang sein. Ja, di: „Barbarei" in Deutsch¬
land ist wirklich grauenhaft.
Es wird Wetter gelogen werden. Wenn die An¬
leihe einen großen Erfolg hat, ws sicherlich zu erwar¬
ten ist, so wird man wieder sagen, das seien allzumnst
nur Schein Zeichnungen. So hieß es ja auch gegen¬
über dem Erfolg der ersten beiden Anleihen. Für
die englischm Verleumd^ liegt es ja auch nahK, daß
sie uns hinter denselben Ofen drängen wollen, hm-
ter dem sie selbst so gut Bescheid wissen. Bei i h n e n
war in der Tat bei den Zeichnungen aus ihre letzte
Anleihe viel Schein, da die Großbanken in der letz¬
ten Stunde noch genöttgt wurden, ihre Anteile nach¬
träglich zu erhöhen, damit eine imposante Gesamt¬
summe herauskomme. Diese Banken zeichneten also
m'chr, als sie wirklich haben wollten und verdauen
konnten; die Folge davon war, daß sie zögernd ab-
nahmen und die erhallenen Stücke w-etter zu verkau¬
fen suchen, was daun zum Sinken des Kurses Mrt.
Im Gegensatz dazu hat sich bei uns der Kurs der
ersten und der zweiten Kriegsanleihe stets ü b e r dem
Zeichnungspreis gehalten. Das ist der durchschlagende
Beweis dafür, daß das deutsche Volk nicht zum
Schein und nicht unter Zwang gezeichnet hatte;
denn in diesen Fällen wären weder die Einzahlungen
so prompt (ja größtentetts voreilig) erfolgt, noch hätte
sich ein pveisdrückendes Angebot zum Wiederverkauf
vermeiden lassen. ^ ..
Die schlechtesten Früchte sind es nicht, woran dre
Wespen nagen. Gerade die Lügenkünste der Feinde
machen uns erst recht stolz auf den großen Erfolg
unserer Anleihe und eifrig in der werteren Mit¬
arbeit an diesem Stück der Kriegsrüstung.
Auch die dritte Anleche wird einen Bomben¬
erfolg haben; denn es fehlt uns weder an den Ge ld-
mitteln, noch an dem guten Willen. Dre
nöttgen Mittel haben wir, weil unser Knegsgeld rm
Lande bleibt, während die Feinde die erne Mtt-
liarde nach der andern ins Ausland fließen lassen
müssen — auf Nimmerwiedersehen. Und daß es au
Vertrauen und patriotischer Hilfsberert-
schaft nicht fehlt, weiß jeder Deutsche aus eigener
Wahrnehmung. Wir sagen „Hilfsbereitschaft und
brauchen nicht den Ausdruck Opferwilligkett; denn dre
Beteiligung an dev Anleche ist kein Opfer, sondern
ein gutes Geschäft. ^ „
Was fehlt denn noch zur Sicherung des Er¬
folges? Gar nichts. Aber zur K r ö n u n g des Er¬
folges kann noch etwas geschehen. Die dritte An¬
leihe muß erst eine wahre Volksanleihe wer¬
den, an der sich auch die breitesten Schichten von den
100 Mark-Sparern an beteiligen. Das ist nur zu er¬
reichen durch di: B e l e h r u n g derjenigen Leute, dre
in solchen Dingen unerfahren sind^ Der gute Freund
und Nachbar muß sie a u f k l ä re n über die Bedeu¬
tung und den Hergang des Geldgeschäfts, und er
muß sie an di: richtige Stelle verweisen (im
Bedarfssalle sogar hinführen), wo sie das Geschäft ab-
wickoln können. Diese Werbe- und Führer¬
tätigkeit gibt reichlich Gelegenheit, sich um das
Vaterland verdient zu machen.
Ser Kriet int (Besten.
Amtlicher französischer Bericht.
wü>. Paris, 3. Sept. 1915. Amtlicher Bericht vom
Donnerstag nachmittag: „Man meldet Handgranaten-
Kämpfe um Souchez und einige Geschützkämpfe bei Neu¬
ville, Rohe und in den Vogesen. Kämpfe mit Petarden
am Schratzmännle. An deu Dardanellen war es in
der letzten Auguftwoche auf der Südfront im ganzen
sehr ruhig. Im nördlichen Kampfgebiete lieferten die
englischen Truppen glückliche Kämpfe, welche den lebhaft
umstrittenen Hügel westlich Bejuk und Anaforia in ihren
Besitz brachten. Dem von einem unserer Flugzeuge am
20. August versenkten Transport-Dampfer, der bei Absa-
hiliman ankerte, reihten sich vier von englischen Unter¬
seebooten torpedierte Transporte an, zwei an derselben
Stelle, die beiden anderen zwischen Gallipoli und Na¬
gara. Schiffsgeschütze der Alliierten haben mehrere in
der Meerenge liegende Schiffe getroffen." — Amtlicher
Bericht von gestern abend: „In Belgien richtete unsere
Artillerie als Antwort auf die Beschießung von Nieu-
port- Stadt und der Abschnitte von Steenstrate una
Boesinghe ein wirksames Feuer gegen die in Tätigkeit
befindlichen feindlichen Minenwerfer und Batterien, so¬
wie gegen Truppen - Ansammlungen und Parks des
Feindes aus. Im Artois Austausch von Luft-Torpedos
und Handgranaten. An den Sappenköpfen zwischen
Somme und Oise brachten unsere Batterien das Feuer
der deutschen Artillerie in der Umgebung von Arman-
court und Cannh zum Schweigen. Der Feind warf eine
Anzahl von Brandbomben auf Soissons und die benach¬
barte Gegend. Starke gegenseitige Beschießung auf der
Aisne - Front zwischen Ville - aux - Bois Und Legodat, in
der Champagne uno am Westrande der Argonnen. Ge¬
schützfeuer in Lothringen, in den Vogesen und am Fecht¬
abschnitt.
Das Schicksal der Geiseln in Deutschland
und Frankreich.
wtb Basel, 3. Sept. 1915. Die Basler Hilfs
stelle, die seit Monaten erfolgreich bemüht ist, die
Lage der Gesseln in Frankreich und Deutschland zu
verbessern, hat dieser Tage einen Abgeordneten nach
Bern entsandt, um mit Vertretern der benachbarten
kriegführenden Staaten die Frage der Freilassung
der elsässischen Kriegsgeiseln zu besprechen. Leider
hat sich ergeben, daß zurzeit die sranzössische
Regierung daraus nicht e in gehen kann. Es
scheint, daß die Erwägung den Ausschlag gegeben
hat sich ergeben, daß zurzeit die französische
besetzten Departements in Gewalt hat, während
Frankreich nur wenige Geiseln besitzt, die es durch
den Vorstoß ins Elsaß gewonnen hat. Es befürchtet,
nach deren Freilassung keinerlei Einfluß mehr auf
die Behandlung seiner Staatsangehörigen unter
deutscher Verwaltung zu besitzen. Die Delegation
hat den Eindruck gewonnen, daß neue Vergeltungs¬
maßregeln von der einen oder anderen Sette nicht
§nm Ziele führen.
Erfolge deutscher Gegenmatzregeln.
vid. Berlin, 3. Sept. 1915. Die „Norddeutsche
Allgemeine Zeitung" schreibt unter der Ueberschrift
„Erfolg deutscher Gegenmaßregeln":
" Die dem Völkerrecht widersprechende Behandlung
der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen in Da-
homey und Nordafrika durch die französischen Be¬
hörden, insbesondere ihre Heranziehung zu über¬
mäßigen Arbeiten unter klimattsch äußerst ungün¬
stige» Verhältnissen, Lab bekanntlich d«. deutschen
42. Zahrgang.
Heeresverwaltung Veranlassung, nachdem alle Ver¬
handlungen ergebnislos geblieben waren,eine größere'
Anzahl französischer Kriegsgefangener
in Moorgegenden von Nordwest-Deutschland
mit Torfgewinnung und Kultivierungsarbeiten zu
beschäftigen. Der Aufenthalt daselbst ist ebenso¬
wenig wie die Beschäftigung irgendwie gesundheits¬
chädlich; aber die Arbeit ist naturgemäß weniger
angenehm als in den übrigen Gefangenenlagern,
wenn anch bei weitem nicht so angreifend wie die
Beschäftigung der deutschen Kriegsgefangenen im
Innern Afrikas. Nachdem die deutsche Regierung
erfahren hatte, daß die deutschen Gefangenen sämt¬
lich aus Dahomeh nach gesunden Plätzen in Nord¬
afrika verbracht worden waren, wurde ein ent¬
sprechender Teil der französischen Gefangenen aus
den Moorgegenden in die alten Gefangenenlager
zurückgebracht. Neuerdings teilte die fran¬
zösische Regierung mit, daß alle im Innern von
Nordafrika befindlichen deutschen Kriegsgefangenen
an gesundheitlich einwandfreie und kühlere nord¬
afrikanische Plätze gebracht worden wären; auch er¬
klärte sie sich unter Voraussetzung der Gegensei¬
tigkeit damit einverstanden, daß die Plätze von ge¬
eigneten, deutscherseits vorzuschlagenden neutralen
Persönlichkeiten besichtigt werden. In der Voraus¬
setzung, daß durch diese Besichtigung die sranzösijche
Mitteilung bestätigt wird, wurden auch die übrigen
französischen Kriegsgefangenen aus den Moorlagern
wieder in die gewöhnlichen Gefangenenlager über
geführt.
Der englische Arbeitcrkainpf.
Zwischen den Bergarbeitern in Wales und den
Grubenbesitzern soll ein Ausgleich dahin erfolgt sein,
daß der Schiedsspruch des Handelsmtnisters Run-
ciman sofort unverändert angenommen, aber durch
ein besonderes Abkommen zwischen Arbeitnehmern
und Arbeitgebern ergänzt lverden soll, wonach die
Maschinisten, Heizer usw., die in dem Schiedsspruch
von der Kricgszulage ausgeschlossen waren, diese jetzt
erhalten sollen. Die letzte Konferenz der Delegierten
der Bergarbeiter in Cardiff lehnte es trotz dringen¬
der Aufforderungen aus London ab, ihre Beschlüsse
aufzuschieben. Der Antrag auf sofortigen Streik
wurde nur mit 1244 gegen 1128 Stimmen abge¬
lehnt. Inzwischen beschlossen lokale Versammlungen
der Bergleute, dem früheren Beschluß gemäß sofort
in den Ausstand zu treten. Die Anzahl der Aus¬
ständigen beträgt 25 000. — Besonders stolz darf
also die englische Regierung über diesen „Ausgleich"
nicht sein und die „Morning Post" hat recht, wenn
sie ihn als einen Triumph der extremen Führer der
Bergleute bezeichnet. Diese betrachten sich als all¬
mächtig und die Regierung als zu hilflos, um Wider¬
stand zu leisten oder dem Gesetze Gehorsam zu ver¬
schaffen.
Der MIM Mn Englnnd.
Der U-Boot Krieg.
wtb London, 3. Sept. 1915. Amtlich wird ge¬
meldet: In der am 1. September endigenden Woche
wurden drei Dampfer mit einem Gesamtton¬
neninhalt von 6757 Tonnen versenkt.
Rotterdam, 3. Sept. 1915. Nach der „Daily
Mail wurden im A u g u st 6 8 Dampfer mit ei¬
nem Gesamtgehalt von 84117 Tonnen durch Minen
zerstört. Dabei verloren 1178 Menschen das Leben,
darunter allein 1011 bei der Versenkung des Trans-
pcrtschiffes '„R o y a l Edward" im Aegäischen
Meere. Insgesamt wurden 58 Segelschiffe mit
4206 Tonnen versenkt und 21 Mann dabei getötet.
wtb London, 3. Sept. 1915. Lloyds Agentur zu¬
folge wurden die brittschen Dampfer JB hite-
fielb" (2422 Bruttoregistertonnen) und „Rou -
maine" (2598 Bruttoregistertonen) versenkt. Die
Besatzungen wurden gelandet.
wtb Kopenhagen, 3. Sept. 1916. Das eng¬
lische Unterseeboot „8. 13" wurde heute
früh in Saltholmen flott gebracht; es wird nach Ko¬
penhagen abtransportiert, wo es bis zum Kriegs¬
schluß verbleibt,
Ser Krieg gegen toltml
Die Festung Grodno.
Die Festung Grodno liegt am linkm
Ufer des Njemen. Sie sollte wegen chrer Bedeu¬
tung als Knotenpunkt von Bahnen und Straßen
seit einigen Jahren nach heutigen Bedürfnissen um¬
gebaut werden. Die alte Festung bestand aus sie¬
ben Permanenten Werken mit einem Durchmesser
von 8 Kilometer für den Gürtel und stellte einen
doppelten Brückenkopf dar. Vier Werke lagen auf
dem linken Ufer, drei auf dem rechten des Njemen,
enssprachen aber nicht hohen Anforderungen. Wie¬
weit die neuen Forts von dem alten Kern enssernt
waren, sst nicht bekannt. Me St a d t selbst, die übel
55 000 Einwohner hat, zu zwei Dritteln Juden,
liegt am rechten Flußufer, war Sitz des General-
konimandos des 2. Korps und Standort von meh¬
reren Stäben, drei Infanterie-Regimentern, sechs
Batterien und einem Sappeurbataillon. Sie ent¬
hielt zahlreiche Tuch-, Baumwoll-. Seiden», Tabak-
und Gewehrfabriken und treibt einen lebhaften
Handel mit Getreide, Bauholz und Häuf. Grodno
wurde schon 1183 als Ort erwähnt, es wurde 1241
von den Tartaren zerstört und im selben Jahre von
den Littauen eingenommen. Auch in den Kriegen
des Deusschen Ordens mtt den Polen wurde
Grodno mehrfach zerstört; durch Stephan Bathorh
wurde es dann Residenz der Könige von Polen und
sah oft den polnischen Reichstag in seinen Mauern.
1793 wurde hier die zweite Teilung Polens unter¬
schrieben und zwei Jahre später die Abdankung von
Stanislaus Poniatowskj angenommen. 1812 sind