Bürgermeister Dr. Lupp c-Frmiksurt verbreitete
sich sodann in einem lichtvollen Vortrage über „Die
Art und Wege der Kriegsbeschädigten-Fürsorge im hie¬
sigen Gebiet und führte dazu u. a. aus: Das Volk
empfindet es als unumgängliche Dankesschuld, daß sich
alle Kreise des Vaterlandes der Kriegsbeschädigten an-
nehmen. Die Invaliden sollen nicht wieder den .Leier¬
kasten drehen", auch nicht auf die Rente allein ange¬
wiesen sein. Sie müssen einen Teil ihrer ehemaligen
Erwerbsfähigkeit wieder erlangen, einen sozialen und
einen sittlichen HM bekommen, der sie vor den Sorgen
des Lebens schützen muh. Im Hinblick auf die furcht-
baren Menschenopfer, die der Krieg brachte, ist das
Volk genötigt, fortan die verbleibenden Men¬
schenkräfte voll auszunützen, einmal im
alten Beruf, dann jedoch auch in der inneren Kolonisa-
fion und vielleicht auch in den neuerworbenen Gebie¬
ten. Die Arbeitgeber muffen schon heute diesen neuen
Kräften ihr Interesse zuwenden. Das geschieht aber
nicht mit Sympathieerklärungen, sondern durch Opfer¬
willigkeit und ein liebevolles Eingehen auf die Frage
der Beschäftigung der Kriegsbeschädigten. Zur Verwirk¬
lichung dieser Gedanken ist eine Organisation nötig. In
Hessen, Wiesbaden und Kassel bildeten sich bereits
Haupt-Ausschüsse, die die Grundlagen der Landesaus-
schüffe darstellen. Unter diesen stehen die Kreis- und
Ortsausschüsse. Die KriegSbeschäidatenfürsorge beginnt
in den Lazaretten durch die Berufsberatung auf Grund
ärztlicher Gutachten und der Beihilfe von beruflichen
Sachverständigen. Hinsichtlich der Erwerbsmög¬
lichkeit ist zunächst die Weiterbeschäfiigung im ein¬
stigen Berufe ins Auge zu fassen. Das geschieht in
Lazarettschulen durch allgemeine und sachliche Weiter-
bildung und durch Beschaffung von Ersatzgliedern. Be¬
rufsberatung und Berufsausbildung für den neuen Be¬
ruf gehen Hand in Hand. Ist die Ausbildung vollendet,
dann tritt der Ausschuß mit dem Arbeitgeber in Verbin¬
dung. Mit der Berufsumbildung tritt die Arbeitsver¬
mittlung in Tätigkeit. Unter allen Umständen ist für
die Hebung der wirtschaftlichen und sozialen Lage un¬
serer Invaliden zu sorgen, ein Hinabsinken unter den
früheren Beruf ist unsozial. Staat und Gemeinden
können nicht allein helfen, ihnen müssen sich Industrie
und Handel zur Seite stellen, in erster Linie hier die
großen und mittleren Betriebe. Bei gutem Willen muß
der letzte Kriegsbeschädigte untergebracht werden. Die
Lohn- und Tariffragen dürfen für den Arbeitgeber vor¬
erst keine Rolle spielen. Maschinen müssen den Kriegs¬
beschädigten, wenn es sein muß, angepaßt werden. Wirt¬
schaftliche Gesichtspunkte dürfen vorerst bei den Arbeit¬
gebern nicht ausschlaggebend sein, sondern nationale
und soziale Interessen und nicht zuletzt das große Gebot
der tiefsten Dankbarkeit gegen die Männer, die ihre Ge¬
sundheit dem Vaterlande opferten.
Ueber die „Kriegsbschädigten-Fürsorge vom ärztli¬
chen Standpunkt" aus sprach Oberstabsarzt Professor
Dr. L u d l o f f-Frankfurt. Aus der reichen Fülle seiner
Erfahrungen referierte er vor allem über ,hie Ver¬
bildungen". Er zeigte an vielen praktischen Beispielen,
Lichtbildern und Demonstrationen, wie auch die Kriegs¬
beschädigten durch ärztliche Kunst wieder zu Erwerbs¬
möglichkeiten gebracht werden können. Mit einem herz¬
lichen Dankeswort für die reichen und hoffentlich se¬
gensreichen Anregungen, ditz die Redner gaben, schloß
Oberbürgermeister Voigt die Tagung.
gu§ Geisa und Umgebung.
—**— Geisa, 16. Sept. 1913. Der Gefreite Georg
Heller, Sohn des Gastwirtes Heller dahier, wurde
für besondere Tapferkeit zum Offiziers - Aspiranten
ernannt und zum Unteroffizier befördert.
gu§ Oberhessen u. den Hess. Aemtern.
A Marburg, 16. Sept. 1915. Das Landratsamt
hat einen Preisüberwachungs-Ausschuß ein¬
gerichtet, dem aufgegeben ist, alle erwiesenen Fälle
von Wucherpreisen zur Anzeige zu bringen. — Auf
der Landstraße von Cölbe nach Marburg verunMickte
gestern abend der 19 Jahre alte Sohn des inWelde
stehenden Gasthofsbesitzers Aug. Briel dadurch, daß
er mit seinem Rade gegen einen Baum fuhr
und die Böschung hinunterstürzte. Passanten fanden
den besinnungslos dort liegenden jungen Mann und
sorgten für seine Ueberführung in die Klinik, wo er
bald darauf starb. Der Verunglückte wollte in den
nächsten Tagen ins Heer eintreten. — Am nächsten
Mittwoch, Freitag und Samstag hält die Obstver-
kaufs-Bermittelungsstelle für den hiesigen Kreis im
Fronhof dahier Berk aufs tage ab. Trotzdem die
Aepfel- und Birnen-Ernte in der hiesigen Gegend in
diesem Jahre sehr reichlich ausfällt, wurden bis jetzt
bei den verschiedenen Gemeinde-Obstverkäufen hohe
Preise erzielt.
* Frankenberg, 15. Sept. 1915. Das Eiserne
Kreuz wurde dem Ulan Karl P i tz auf deni östlichen
Kriegsschauplatz verliehen.
[] Treysa, 16. Sept. 1915. Unter Ausschal¬
tung jedweden Zwischenhandels wurde hier
ein Fettviehmarkt abgehalten, zu dem 50 Kühe und
Rinder aufgetrieben waren. Die Preise waren für
1. Sorte 52 Mk., für 2. Sorte 50 Mk. und für 3.
Sorte 48 Mk.
Himmelsberg (Kr. Kirchhain), 16. Sept. 1915.
Aus unserer kleinen Gemeinde starb als drittes^Opfer
des Krieges der Musketier Johann Joseph Boland
auf dem östlichen Kriegsschauplätze den Heldentod für
das Vaterland. Er erlitt einen Oberschenkelschuß,
der den Tod durch Blutvergiftung herbeiführte. —
Anläßlich seiner Versetzung in den Ruhestand wurde
dem Weichensteller a. D. Heinrich Bodenbender
das Allgemeine Ehrenzeichen in Silber verliehen.
vermischter.
* Die hohen Preise für Schweinefleisch. Die
Berliner Fleischerinnung hat, wie die „Allgemeine
Fleischerzeitung" mittelst, dem Landwirtschaftsmi¬
nister eine Resolution übermittelt, die darauf hin¬
weist, daß der Preis der Schweine auf dem Berli¬
ner Viehhof eine Höhe erreicht habe, daß es unmög¬
lich werde, Schweinefleisch und die aus Schweine¬
fleisch anzufertigenden Fleischwaren auch nur mit
dem allerbescheidensten Nutzen zum Verkauf zu brin¬
gen. Es sei im Interesse der Volksernährung drin¬
gend erforderlich, daß von Seiten der Staatsregie¬
rung auf diesem Gebiete durch geeignete Biatzregeln
AWlfe geschaffen werde.
* I« Seenot wahnsinnig geworden. Ein nor¬
wegischer Dampfer landete in Grimsby 10 Mann der
Besatzung eines niederländischen Heringsloggers, der
130 Mellen von Scarborough treibend aufgefunden
wurde. Die Besatzung war wahnsinnig geworden
und hatte drei Kameraden getötet.
* Amerikauische „Kultur". Die New fjorker
„World" vom 7. 8. weiß zu melden: In Starkes-
v i l l e (Missouri) wurden in Gegenwart einer
Menge von 5000 Ausflügler», die mit Kind und
Kegel festlich geschmückt meilenweit herbeigeeilt wa¬
ren, cm einem auf freiem Festplatze aufgestellten
Galgen zwei Neger öffentlich gehängt. Rund um
den Galgen waren aus der Festwiese Buden aufge¬
baut wie zum Jahrmarkt. Schmausend und
schmatzend lagerte die festlich erregte Menge rings
im Kreise. Die beiden Verurteilten wurden auf das
Gerüst geführt und muhten mit dem begleitenden
Prediger beten und. singen — und die „Gemeinde"
sang in der Runde mit. Kaum einer aus der Menge
von Männern, Frauen und Kindern „drehte den
Kopf weg", als die Opfer am Strick sich zu Tode
zappelten.
^ -t. Ein Opfertaq
soll der kommende Sonntag sein. Dev Hochwürdigste
Herr Bischof hat eine Kollekte ausgeschrieben zum
Besten der „Diözefan-Organisation zur Versorgung
unserer Soldaten mit gutem Lesestoff". Diese unter
dem Protektorate des Hochwürdigsten Herrn Bischofs
stehende Organisation, so heißt es in der Verfügung,
hat seit ihrem Bestehen (Februar 1915) mit großer
.Hingebung und reichgeiegnetem Erfolg gearbeitet.
Zur Deckung der laufenden, nicht unerheblichen
Kosten reichten jedoch die bei der Zentrale in Fulda
gelegentlich einlaufenden Beiträge bei weitem nicht
aus, und doch handelt es sich um ein dringendes reli¬
giöses und eminent vaterländisches Interesse. —
Aber da höre ich Manchen sagen: „Es wird all-
Slich etwas viel gesammelt . wer es sagt, redet
>rheit. Aber wer hinzufügt: „Es ist noch lange
nicht genM gesammelt", der würde eine viel wich¬
tigere Wahrheit aussprechen. Ganz besonders gilt
das für dem in Betracht kommenden Zweck, für den
leider hier und da noch wenig Verständnis zu finden
ist. Für die Leser der „Fuldaer Zeitung" gilt das
aber nicht, sie haben sich gewiß alle durch die auf¬
klärenden Arftket, die das Komitee schon veröffentlicht
hat, überzeugen lassen, daß es wirklich die beste L i e-
besgabe ist, für geistige Nahrung unserer
Soldaten zu sorgen.
Mit Herzensfreude, mit innerer Erbauung, oft
mit rührender Begeisterung legt der harte Krieger
das religiöse Wochenblatt, den Feldbrief, dir kleine
Broschüre, die wir chm schicken, ans der .Hand— aber
er wirft's nicht weg, er legt es in seines Kameraden
Hände: „.Kamerad, das mußt du lesen, das ist fa¬
mos!" und er zerdrückt dabei eine verswhlene Träne
in seinem Auge. Mit neuem Mute greift er zum Ge¬
wehre: „Nun laß sie nur kommen! Jetzt habe ich
wieder Mut ft'ir zehn! Unser Herrgott verläßt uns
nicht!" Das ist die Stimmung, die wir mit unserer
Lektüre erzielen möchten, und sie wird Gott sei Dank
erzielt, wie die zahllosen Karten und Briefe der Feld¬
geistlichen und der Soldaten bezeugen.
Darum ergeht noch einmal die herzliche Bitte an
alle Katholiken der Diözese: Unter¬
stützt uns in unserem überaus wert¬
vollen apostolischen Werke. Wir wollen
den Mut unserer Krieger und chren Glauben stählen,
ihr Gottvertrauen starken, chre Begeffterung für
Gott, König und Vaterland enfflammen, ihnen im
religchsen Leben Stab und Stütze werden. Und noch
eins bedenkt: Unsere wackeren Soldaten draußen an
der Front, sie haben es durch chre tausendfachen un-
Sliehen Opfer fertig «bracht, daß der Krieqs-
latz im Feindesland liegt. Und sie stchen wie
chendige unüberwindliche Mauer im Osten und
im Westen. Nur über chre Leichen soll der Feind
einbrechen in unser Vaterland. Er wird nicht
einbrechen, dafür standen unsere Krieger ein im alten
Jahve und dafür sieben sie ein im neuen Jahre.
Kein Feind soll unser liebes deut-
sches Baterkand mehr verwüsten. Unsere
Brüdw retten uns das Vaterland und das Leben
und da sollte unser Her» kleben an Geld und Gut, da
sollten wir kein Scherflein übrig haben, um sie zu
stärken in dem furchtbaren Kampfe, damit sie
voll Mut und Gottvertrauon durchhalten bis zum
siegraich«r Ende?
Bei chnen draußen fft schon seit 13 Monaten und
mchr jeden Tag Opfertag, willst Du da nicht
einen Tag zum Opfertag machen? Wer nicht im¬
stande fft, viel zu geben, gebe wenig. Zum aller¬
wenigsten versage er sich ein Vergnügen und gebe
die paar Pfennige, die er damit erspart: ,,M i t G o t t
für Köniq ünd Vaterlano!" Das fft unsere
Parole; unsere Soldaten erfüllen sie durch ihren
Heldenmut, wir durch unsere Opserfreudig-
keit.
„So geschehe unser Opfer heute vor Deinem An¬
gesicht, daß es Dir wohlgefakle!" (Dan. 3, 40.)
„Opfert das Opfer, das recht ist vor Gott, und
— hoffet auf den Herrn!" (Luk. 4, 6.)
I Zeichnet die dritte Megran-I
leihe. Letzter Zeichnungrtag: |
Mittwoch, den 22. September, j
£«k«(es.
Fulda, 17. September 1915.
# Beförderung. Der Eisenbcchngehilfs Otto
Malkmus, Sohn der Brauereibesitzers-Mtwe
Lina Malkmus hier, der als Kriegsfreiwilliger im
Feld-Artillerie-Regmt. 51 kämpft, ist zum Gestellen
befördert worden. — Der Leutnant Franz En¬
de r s (in Firma Bankhaus Pfeifer) wurde auf dem
östlichen Kriegsschauplatz zum Bataillonsadjutan-
ten ernannt.
E Lazarettzug. Vom östlichen Kriegsschauplatz
kommend, traf gestern nachmittag %3 der
Lazarettzug Nr. 3 auf dem hiesigen Bahnhof ein.
147, zum größten Teil leichtverwundete deutsche
Streiter fanden in unseren Reserve-Lazcwetten Auf¬
nahme.
-!- Den Verwundeten im Landkrankenhguse wurde
gestern abend durch ein wohlgelungrues Konzert
der Musikkapelle der hiesigen Ersatzabteilung unseres
Feldartillerie-Regimentes unter Leitung des Herrn
Obermusikmeisters San dow eine sehr willkommene
Unterhaltung geboten. Auswahl und Vorttag jeder
einzelnen Nummer ließen laut einem uns zuge¬
gangenen Bericht erkennen, daß die junge Kcchelle
von der Hand eines Meisters geführt wird. Im
zweiten Telle des Programms war die neue Knnik
illuminiert, und es wurde ein kleines Feuerwerk
abgebrannt. Besonderen Anklang fanden das vater¬
ländische Potpourri und der große Zapfenstreich mit
dem SchlUjliede: Ich bete an die Macht der Liebe.
Es war ein wirklich schöner Abend für die Ver¬
wundeten, an dem sie, wie sie selbst äußerten, für
einige Stunden ihre Schmerzen vergaßen. Möge ihr
Wunsch einer öfteren Wiederkehr solch' angenehmer
Stunden sich recht bald erfüllen. Es wäre dies um
so mehr zu begrüßen, als es dem Landkrankenhaus-
Lazarett wegen der dort untergebrachten meistens
Schwerverwundeten und Erkrankten nicht möglich ist,
durch Ausflüge oder ähnliche Veranstaltungen den
Vaterlandsverteidigern eine Freude und Abwechselung
zu verschaffen.
--- Die Kriegsbeschädigten-Fürsorge. Der Haupt¬
ausschuß für Kriegsbeschädigten-Fürsorge für das
Großherzogtum Hessen, die Provinz Hessen-Nassau
und das Fürstentum Waldeck hat im ersten Viertel¬
jahr seiner Tättgkeit (15. April bis 1. Juni) 320
kricgsbeschädigte Personen beraten. Unter diesen
befanden sich 3 völlig blinde, 8 auf einem Auge
blinde, 40 einarmige, 43 am Arm gelähmte, 2 beide
Beine verlorene, 31 einbeinige, 25 an den Beinen
gelähmte, 83 Herz-, niesen- und lungenkranke und
85 Hand-, fuß- und kopfverletzte Personen. 119 Leu¬
ten wurden Stellen vermittelt, 28 übettvics man
der Heimat. Aus chrem Berufe mußten ausschciden
18, im Berufe gehoben wurden 6, im erlernten Be¬
rufe verblieben 46 und einem Gewerbe wurden zu¬
geführt 24 nichtgewerbliche Personen Anmeldun¬
gen zur Aufnahme Kriegsbeschädigter in offenen
Stellen liegen seitens der Arbeitgeber in erfreulicher
Zahl vor. Die Ausgaben der Geschäftsstelle beliefen
sich im ersten Vieteljahr auf 6748,54 Mark. Die
Einnahmen betrugen 9000 Mark; hierzu gaben die
Landesversicherungsanftalt Darmstadt 3000 Mark
und der Frankfurter Ortsausschuß 1000 Mark.
(*) Ein Nagelungswahrzeichen in Fulda. Unter
dieser Ueberschrist wurden in der gestrigen Nummer
der „Fuldaer Zeitung" Vorschläge für die Nagelung
eines eisernen Wahrzeichens in unserer Stadt ge¬
macht. Alle diese Vorschläge sind, schreibt man uns
von zuständiger Selle, schon hinlänglich erörtert
worden, doch hat man von einer Verwirklichung bei
allen aus verschiedenen Gründen Abstand nehmen
müssen. Von der Wahl des Abbildes lebender Men¬
schen hat man aus den in dem gestrigen Artikel dar-
gelcgien Gründen abgesehen. Aus diesen Gründen
verbot sich auch das Abbild eines hl. Bonisatius oder
Simplicius als Nagelungsobjekt von selbst. Für
ein „Eisernes Kreuz" war einesteils die Beschaffung
der paffenden Nägel höchst schwierig, andernteils
schien manchen auch der vorgesehene Platz nicht ge¬
eignet. Aus ähnlichen Gründen mußte von einer
Nagelung des Fuldaer Stadtwappens abgesehen
werden. Eine Nagelung von Türen und dergleichen,
die lediglich kleinere Städte als „Eisernes Wahr¬
zeichen" wählen, dürfte wohl für leine Stadt von der
Größe und Bedeutung Fuldas nicht in Frage kom¬
men. Die Nagelung eines Abbildes des Bildwer¬
kes über der allen Kaserne und dessen Aufstellung
auf einem Basallblocksockel auf dem Rondell im
Schloßgatten dürfte ebensowenig Freunde finden,
wie der wellere Vorschlag, zwei eiserne Wahrzeichen,
das Eiserne Kreuz und das Fuldaer Wappen, am
Kaiser Friedrich-Denkmal zur Nagelung aufzustel¬
len. In einer kürzlich stattgehübten Versammlung
von Freunden einer solchen Nagelung war man ein¬
stimmig für die Nagelung einer Säule, die als
passendes Zeichen an den großen Weltkrieg im
Schloßpark aufzuttchten wäre. Mll entsprechend ge¬
stelltem Hintergrund ließe sich hier schon etwas Hüb¬
sches und unserer Stadt Würdiges schaffen. Es
bleibt aber zu wünschen, daß der Gedanke einer sol¬
chen Nagelung bei der Bürgerschaft in unserer Stadt
recht großen Sympathien begegnen möchte. Viele
kleine Städte von etwa 4—5000 Einwohnern haben
in dieser Beziehung schon ganz hervorragende
Opferfreudigkeit bekundet, ganz ju schwei¬
gen von Städten in der Größe und dem Ansehen
Fuldas. Vielleicht findet sich auch hier, wie dies in
anderen Städten fast durchweg geschehen ist, ein
Stifter, damit ein so hehres Werk vaterländi¬
scher Opfersteudigkett bald in Angttff genommen
werden kann. Auch hier darf unsere Stadt nicht
zurückstehen.
—* Der Lehrer-Bezirksverein Fulda hält am
Samstag, nachmittags 4 Uhr, im Darmstädter Hof
eine Konferenz ab, auf die wir Interessenten aufmerk¬
sam machen.
;; Rückzahlung der Angestelltenversicherungsbci-
träge der Kttegstellnehmer. Durch die Bundesrats-
verordmmg vom 26. August 1915 wird bestimmt,
daß für du; Kttegstellnehmer leine Angestelltenver-
sicherungsberträge zu entttchten sind. Soweit dies
seit Beginn des Ktteges geschehen ist, werden die
Beiträge den Arbeitgebern aus ihren Anttag zurück-
erstattet, die den von den Angestellten eingezogenen
Teil diesen zurückzuzahlen haben. Dem Anttag auf
Rückzahlung müssen di« Militärpässe aller Ver-
sichetten einer Firma, die für die Beiträge zurück-
verkangt werden, beigeftigt fein. Ohne den Mlitär-
paß, aus dem die Dauer des Kriegsdienstes ersicht¬
lich sein muß, kann keine Rückzahlung erfolgen. In
dem Rückzahlungsanttag sind Bor- und Zunamen,
Geburtstag und Gebnttsort der in Frage kommen¬
den Versicherten, die vollen Kttegsdienstmonate, für
die auf das Konto des einzelnen Versicherten Bei-
ttäge gezahlt worden sind, diese Anttäge selbst und
ihre Zahlungstage im einzelnen genau anzugeben.
Da sich jedoch die Militärpässe während des Ktteges
bei den Milllärbehörden befinden, können die An¬
träge auf Rückzahlung erst nach Beendigung der
Kttegsdienstleistung, in der Regel also erst nach Be¬
endigung des Krieges, gestellt werden. Schließlich
fft noch zu bemerken, daß eine Verrechnung der rück¬
zuerstattenden Bettäge mll den laufenden Beiträ-
&oder eine Kürzung dieser nicht zulässig ist. Die
zahlung der Beiträge erfolgt nur für die vollen
Monate des Kttegsdienstes; da der erste Mobilma¬
chungstag der 2. Aug. 1914 war, werden die sür Au¬
gust 1914 etwa gezahlten Beiträge nicht zurücker-
statttt.
A Die Abnahme der Gehilfinnenprüsung für
Lehrmädchen des Putzmacherhandwerks für die Kreise
Fulda, Gersfold, Hünfeld und Hersfeld findet am
30. September d. I. in Fulda statt. Die Anmel¬
dungen hierfür sind innerhalb acht Tagen an den
Vorsitzenden der Prüfungskommission Herrn Georg
Bolender in Fulda einzureichen.
Letzte Nachrichten.
wtb Frankfurt a. M., 16. Sept. 1915. Besuch
der russischen Kttegsgefangenen. In Frankfutt ist
heute eine Obettn des russischen Roten Kreu¬
zes eingetroffen, um die Kriegsgefangenenlager des
18. Armeekorps zu besuchen. Tie Dame befindet
sich in Begleitung eines dänischen Konsuls und eines
Offiziers des preußischen Kttegsnrinfftettums. Be¬
kanntlich hat das dänische Rote Kreuz im Einver¬
ständnis mit der deutschen und russischen Regierung
je drei seiner Mitglieder mit drei deutschen bezw.
russischen Schwestern in die Kriegsgefangenenlager
Rußlands (einschließlich Sibirien) und Deutschlands
entsandt. Die deutsche, Kommission in Rußland hat
inzwischen ebenfalls ihre Reise angetrtten. Die Mt-
glieder der russischen Kommission, die von der Kai¬
serin empfangen wurden, werden überall in Deutsch¬
land das vollste Entgegenkommen der Behörden fin¬
den. Tenn alles Gute, was sie hier in den Ge¬
fangenenlagern sehen, wird sicherlich das Los unserer
Kttegsgefangenen in Rußland erleichtern und bessern.
vtb. Berlin, 17. Sept. 1915. Die Siegelung
des bulgarisch-türkischen Vertrages soll,
wie verschiedene Morgenblätter melden, am Freitag
erfolgt sein.
wtb Berlin, 17. Sept. 1915. (Tel.) Die rus¬
sische Gegenoffensive am Stubiel, an der
Jkwa und westlich vom Sereth dauert, wie die Mor-
genblätter melden, mst unverminderter Heftigkeit
an. An keinem Angriffspunll hat der Feind jedoch
durchdringen können und die Verluste, die er
erlitten, sind selbst für russische Verhältnisse a uß e r-
ordentlich hoch. Wie wenig die Russen selbst
übttgens an die statte Rückwittung ihrer Scheiner¬
folge glauben, geht schon daraus hervor, daß sie die
Räumung von Kiew fortsetzen. Kiew ist heute eine
militärische Zentralstelle ersten Ranges und deshalb
ist die Sorge der russischen Heeresleitung um die
Dnjeprstadt nur zu begreifen.
DDP Lugano, 16. Sept. 1915. (Tel.) Der „Po-
polo d'Jtalia" beschimpft Wilson und die Amerikaner
wegen chrer „feigen Haltung" den Mittelmächten
j gegenüber, denen Amerika hätte den Ktteg erklären
- müssen. Auf der anderen Selle sagt das Blatt aber,
! der Vierverband müsse die amerikanische Nentrali-
' tat allerdings deshalb ss erziehen, weil mit einem
' solchen Verbündeten doch nichts zu erreichen sei.
i wtb Newyork, 16. Sept. 1915. Die „Associated
i Preß" meldet aus Washington: Gegen die geplante
\ englisch-französische Anleihe sind tele-
j graphisch aus verschiedenen Landestellen P r o t e st e
! im Weißen Hanse eingelauftn. Eine Telegramm
> aus Michigan besagt, es hatten Runs auf Banken,
' die sich an der Anleihe beteiligen wollten, stattgefun-
! den, auch mache sich eine starke Beujniruhigung be¬
merkbar. Hier liegt indeffeu kein Anzeichen, dastir
vor, daß eure organisierte Opposition gegen die Zu¬
stimmung der amtlichen Kreise gemacht wird. — Ern
Privatkorrespondent des „Wölfischen Tel.-B." mel-
bet- Der Feldzug gegen die englisK-frOrzösische
Milliardenanleihe scheint heute das ganze Land er.
gttsfen zu haben. Die Mllglieder der englisch-franzö¬
sischen Fincmzkommission haben Drohbriefe erhalten,
die sie der Polizei übergeben habest.
A«;rllMS!!tinTlrrbettMt6eS Ngl. 81ai9ett«tsMa
Anmeldestunden: An Werktagen von 8—12 Uhr
vormittags, an Feiertagen von 11—12 Uhr vormittag»
nur für Totgeburten und Sterbefälle.
a) Sterbefälle in der Zeit vom 10. bis 17. September.
11 Sept. 1915. Schornsteinfegermeister a. D. Johann
Adam Buchenthal, 73 I. 2 M. 18 Tg. 13. September
Schülerin Jda Raab aus Büchenberg Kr. Fulda. 13 I.
3 M. 16 Tg. 14 Sept. Barmherzige Schwester Anna
Mafia Stattler genannt „Nympha", 31 Jahr 17 Tg.,
Johann Kretsch 1 I. 8 Tg.
b) Zur Anmeldung gelangte Sterbefälle ortSangehöriger
Krieger:
6. August 1915. Jäger jEmil Hohmann, Kaufmann
18 I. 8 M. 28 Tg. 14 August. Wehrmann Johann
Joseph Schleichert, Fabfikarbeiter 42.1. 3 M. 26 Th
Verlustlisten Nr. 328 und 329.
E i ch m a n n, Robert Kassel, verm. D i e tz, Bruno,
Weimar, gefallen. Löffler, Franz, Ilmenau, verm.
Förster, Max. Apolda, verm. Bauer, Marx, Apolda.
Heyde, Richard, Eisenach, verm. Utffz. Otto Küchel,
Apolda, gef. Hemme, Theodor, Weimar, gefallen.
Kunze, Herm., Apolda, bish. verw., gest. B r ä u n i n g,
Rudolf, Ilmenau, bish. schw. verw., gest. Utffz. Georg
Kräcker, Hanau, schw. verw. Knauf, Karl, Eisenach,
schw. derw. Gefr. Paul Lindemann, Apolda, verm.
I s l e i b, Heinrich, Vacha, leicht verw. Hörner, Hrch.,
Soden, leicht verw. Utffz. Wilhelm Götze, Rotenburg,
gef. W i e gand, Emil, Eisenach, leicht verw. Götze,
Ernst, Rotenburg, verw. Küllner, Bruno, Ruhla,
schwer verw. Diemert, Karl, Ilmenau, vermißt.
Völker, Joseph, Geismar, leicht verw. Heil, Joh,.
Hettenhausen, leicht verw. Kolk, Johann, Meiningen,
leicht verw. Schneider, Julius, Hanau, schw. vw.
Bau, Joh. Aug., Fulda, leicht verw. Mihm, Richard,
Melkers, leicht verw. Scharth, Ludwig, Marburg,
leicht verw. Siewert, Hrch., T. B. Mt., Kaffel, tot.
Gondolf, Joh., Amöneburg, leicht verw. Schmidt.
Hrch., Marburg, gef. Peters, Karl, Harleshausen,
schw. verw. Wagner, Fritz, Wanfried, gef. Börner.
Hrch., Masch.-M., Eschwege, zurückgehalten. Utffz. Hrch.
Schleicher, Tann, leicht verw. Böhning, Joseph,
Heinbach (?), Fulda, leicht verw. Hptm. d. R. Erich
Sommer, Eisenach, schw. verw. Utffz. Otto Jonas,
Treysa, schw. verw. Gefr. Louis Krause, Kassel,
schw. verw. Utffz. Nikol. Lampert, Tiefenort, leicht
, verw. Pfaff, Karl, Wolfershausen, gef. Creutz,
I Geog, Steinau, leicht verw. H uth, Joh., Langendie¬
bach, leicht verw. Barthel, Wilhelm, Langenselbold,
leicht verw. Schneider, Ludwig. Orb, schwer verw.
Goldbach, Ferd., Niederbieber, leicht verw. Lückel
Ludwig, Bieber, lficht verw. Appel, Karl, Hanau,
gef. Hofmann, Friedrich, Hüttengesäh, leicht verw.
Pflug, Anton, Hainzell, leicht verw. Breuning,
Joseph, Zirkenbach, leicht verw. Lerch, Hrch., Alten¬
schlirf, schwer verw. Vogel, Hermann, Margreten¬
haun, schwer verw. Stefan, Hermann, Fulda, leicht
verw. Birkenbach, Joseph, Engelhelms, leicht vert»
Trabert, Magnus, Pilgerzell, schw. verw.
r- Wetter»»r«ussaqe.
für Freitag den 17. September 1815.
Heiter, trocken, warm, morgens vielfach Bodennebel.
Temperatur. Höchste seit gestern mittag 12 Uh^
24° Celsius; niedrigste 11° Celsius.
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