Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

J11 18. 
Samstag den 23. Januar 1915. 
Fuldaer Zeitung 
2. Blatt. (Mittags.-lnSoabe.) 
Vevd der fftildaer Hr!iendr»d«ke> m 5»lda. 
Vollversammlung der hessischen 
Landwirtschaftskammer. 
«ß ftoffrl, Bl. Jan. 1615. Die heutige Collfccrfamm- 
.,,-n der Slanbn>ut|cbafi«liimmer na^m Ätellrng zu 
der Srnge der Höchstpreise für die Erzeugvisse 
l.ft Müllerei und Bäckerei sowie für die künstlichen 
Düngemittel. Der Generalsekretär der LandivirtschastS- 
»animer, Oekonomierat Dr. Staehltz, melt einen 
«orttag über die Lebensmittelversorg'.ng des deutschen 
Bolle» während der Kriegszelt unter Beruckstcktiguiig 
Höchstpreise und kam zu dem Schluß. Latz durch 
tz.es« Maßnahinen der Regierung oic Landwirtschaft 
aaie, einseitig genossen worden sei. da man ihre Er¬ 
zeugnisse festgelegl habe, während btc aus dem Getrewc 
tzergestellten Nahrungsmittel Höchstpreisen nicht unter¬ 
worfen seien. DaS sei ein schwerer Nachteil, der ,n 
vielen Städten zu einem bedenklichen 23 e f) [ 10 u dj e r 
geführt habe. Noch ärger liegen du. Verhältnisse im 
»uttermittelhandel und weiter im Handel mit kunst- 
bchem Dünger. Nachdem die Aulmeniakpreise den 
durchaus ungerechtfertigten Stand von k) Mk. per 
Doppelzentner errreichi hatten. Murten die Höchstpreise 
einaefühU- ln« sich auf einer Grundlage von 30 Mk. 
bewegtttr. Obwohl vorher das Angebot in schwefcl- 
«aurem Ammoniak sehr groß war. konnte un.n mit 
einem Male keinen Ammoniak mehr bekommen, obwohl 
bei einem Preise vor, 30 Mk. die Hersteller immer mch 
aa«rz ansehnlichen Gewinn halten. Man stellte jetzt 
au« schweselsuurem Ammon,ak andere stickstoffhaltigen 
Döngemittel her und lieh sich diese nach er- 
beglich teuerer bezahlen; man umging aus die,e Weise 
aa»z cinsuch die Höchsipreise. indem man den billig ge¬ 
wordenen Amnionial nunmehr m,t anderren Belland- 
teUen und uiiler einem anderen Namen verlauste Eine 
derartige Ausbeutung der Landw,rtia>rst sei aber durch¬ 
aus ungerecht und sehr schädlich, denn wenn der Land- 
wirt seinen Acker nicht richtig düngen könnte seien d,e 
»rnteaussichteu auch sehr schlecht, oas be.oeffe die Er¬ 
fahrung. Aus diesem Grunds solle energiick mit der 
Festsetzung von Höchstpreisen vorgeangen . werden. 
LandeSökonomierat Rexerodt unterstütz'« diese Aus¬ 
führungen und forderte eine weitere Bestimmung, dag 
die vorhandenen Vorräte beschlagnahmt und zwangs¬ 
weise verkauft werden mühten. Cr 'annte Mühlen 
namhaft machen, die Mehllie,erung'n zu 2t Mk. .,b- 
qeschlossen Hutten, unter Benützung der Kricgsklau.cl. 
aber diese Abschlüsse annullierten und dann schlankweg 
zu 87—88 Mk. lieferten, auch das sei Ausbeutung und 
LcbenSmittelwucher. gegen den entschieden vorg-gangeu 
werden mühte. Rittergutsbcsit-er N e u tz e - Großcn- 
engliS stellte den Antrag, während der Tauer des Kr,e- 
S und namentlich in anbctracht der herrschenden 
termittelnot seitens der Kuinmer beim Landwirt¬ 
schaftsminister vorstellig zu werben, daß durch Mini- 
terialerlah verfügt werde, das, die PoUzeiverordnung 
betreffend den Mindest fettgeh ult der Milch 
ausgehoben würde, werl sie jetzt lediglich zu schikanösen 
Anzeigen führe, den eigentlichen Milchpanisch aber doch 
nicht verhinderii konnte; gegen den mühten eben andere 
Maßnahmen ergriffen werden Nachdem Molkerei- 
direktor Backhaus -Fulda diese Ausführungen unter¬ 
stützt und weiterhin beantragt hatte, dah auch gleich 
seitens des Kammervorstandcs Ausnahmerarife für Ab¬ 
fallerzeugnisse aus den Molkereien, sofern diese als V,ch- 
futter verwendet würden, beim Minister angeregt wer¬ 
den sollten, wurde eine Entschließung des Vor¬ 
standes der Landwirtschaftskammer zu der Frage der 
.Höchstpreise angenommen, worin es heiht: „Zur Sicher¬ 
stellung der nächsten Ernte hält die Landwirtschafts¬ 
kammer die Festsetzung von Höchstpreisen für alle nn In¬ 
land hergcstellten künstlichen Düngemittel für drin¬ 
gen erforderlich. Es steht sonst zu befürchten, dah weite 
Kreise der Landwirtschaft, bei den unverhältnismäßig 
gesteigerten Preisen Kunstdünger nur in geringerem 
Matze anwenden können, als dies zur Erzielung einer 
guten Ernte erforderlich sein würde. Aber auch die Fest¬ 
setzung von Höchstpreisen für die künstlichen Düngemittel 
kann nur dann den gewollten Erfolg haben, wenn, wie 
es beim Getreide der Fall ist. ein behördlicher Zwang 
auf Feststellung der Vorräte einschliehlich der Rohstoffe 
und auf Lieferung der vorhandenen Mengen zur Ein¬ 
führung gelangt. Die Landwirtschastskammer richtet da- 
her an den Bundcsrat die Bitte, die schleunige Durch¬ 
führung der hiernach erforderlichen Maßnahmen in Er- 
wäguirg zu ziehen/' 
Diese Entschließung wurde einstimmig angenommen. 
Der stellvertretende Generalsekretär der Kammer, Dr. 
Sprenger, berichtete über die Beschaffung von 
Beutepferden; bei den bisherigen Verkäufen habe 
die LandnnrisäxfftSkammer >0 000 Mk. Schaden gehabt; 
da die Militärbehörden diese Pferde von vornherein viel 
zu teuer bewertet hätten; man habe jetzt andere Matz, 
nahmen getroffen, um billiger zu dem Material zu 
kommen. 
Dann wurden Etatsberatungen vorgenofn- 
men; der Etat der Landwirtschaftskammer für das Jahr 
1615 sieht Einnahmen in Höhe von 430677 Mk. vor. 
während die Ausgaben 438 258 Mk. betragen, sodah 7281 
Mart cuifgebrachl werden müssen. Die Kammerumlagen 
bleiben mit % % beS Grundsteuer-Reinertrages unver¬ 
ändert. 
Aus dem Nachbargebiet. 
(*) Nlederkalbach, 22. Jan. 1915. Der Gefreite, 
Reservist Tannan Möller von hier erhielt für 
vor 
hervorragende Tapferkeit vor dem Feinde das 
Eiserne Kreuz. 
X Grrsseld, 22. Jan. 1915. Herr Lcmdrat 
N i r r n h e i m traf heute auf einige Tage hier ein. 
— Der zweite Kursus unserer Krcis-W a n d e r- 
haushaltungsschule wird vom Montag, den 
25. Jan. ab in Poppcnhau 
Herr von Waldthausen hat 
cn (Rhön) abgekalten. 
ür zwei noch abzuhal¬ 
tende Kurse 100 Mark gestiftet, damit auch Unde- 
mittelten ermöglicht wird, daran teilnchmrn zu 
können. ^ 
* Gelnhausen, 21. Jan. 1915. Der Kreis¬ 
tag hat beschlossen, für die zu zahlenden Familien. 
Unterstützungen ein weiterer Betrag von 250 000 
Mark zu bcwikliaen, den Kreisausschuß zu ermäch¬ 
tigen für das Kreisqruppenwasserwerk einen wer- 
Nr. 4 unfern: Jfluftrietttn ffieitifliau" 
veröffentlicht als Titelblatt das einrige seit dem 
Kriegsausbruch ausgenommene Bild des Kai 
I SS 130000 fü, 
TCä jSÄtS £ »ZI KfÄÄ STmSfA 
sein. Auch alle anderen Seiten der Weltschau stehen 
ganz unter den Eindrücken der letzten Kriegscreig- 
nisse. Von dem guten Verhältnis der Offiziere und 
5ften, die uns unsere Land- 
Mannschaften mit den Bewohnern der besetzten Ort¬ 
schaften im Feindesland zeugt am besten die Auf¬ 
nahme, die den Oberstleutnant von Schwerin mit 
seiner s r a n z ö s i scheu Quartierwirt in, 
einem kleinen, alten Weiblein, darstellt. Landschaftlich 
und inhaltlich interessant sind die S ch n e ca u f- 
nahmen aus dem Cf 
wchrlcute 
schnell enff 
rüstung gibt uns jedenfalls eine Beruhra 
wir sie doch gegen die Unbilden des russischen Win 
ters geschützt. An den Wintcrfeldzng malmen auch 
die Bilder aus den K a r p a th e n, die unsere öster¬ 
reichisch-ungarischen Bundesgenossen in den Kämpfen 
mit den Russen zeigen. Ein anderes Sckneebild 
ist von harmloserer, aber freundlicherer Art. Wir 
«f Bon der Lahn. 21. Januar 1915. Die all- 
gemeine Verwirrung zu Beginn des Krieges wurde 
von gewissenlosen Händlern zu umfangreichen Be¬ 
trügereien ausgenützt. Sie erschienen angeblich 
im Aufträge der Militärbehörden und veranlagten 
die bäuerliche Bevölkerung durch Repressalien und 
Drohungen zur Hergabe von Breh und Getreide, 
nartürlich erheblich unter Preis. Als Ausweis 
führten die Leute falsche Bescheinigungen mit sich. 
5k'tzt fordert die Landwirtschaftskammer der Rhern- 
2. Pfarrkirche ad St. Familiam (Köln. Straße 55): 
7 «na 8 sttzr t»L Messen mit Austeilung der bl. »o,n. 
«union. '/,l0 Uhr ltturgisches ffockami mit Vr. di I. 
11 Uhr hl. lUeffe mit Prevtgl. Abends « Uhr Segens- 
andacht. 
3. Pfarrkirche ad 8t. Kai-lam lNeumarky: 7 und 
8 Udr hl. Metzen mil Austeilung der kommun,o„. 
'/,10 Uvr Hochamt und Piedigl. 11 Uhr hl. Messe und 
Predigt. Abends 6 Uhr Andacht und Segen. 
4. Psarrkirche ad St Joseph (Bellmarsche Str.82): 
8 Uhr Frühmesse. 10 Uhr Hockuml mit frediai. da¬ 
rauf Christenlehre. 8 Uhr ab.nss KriegSbtttandachi 
(Türkollektc). 
5. Kapelle i» Kaffel-Betirnhaufen (Stiffftratze 27): 
Von 6 Uhr ab hl. Beichte. 7 Uhr Austeilung der hetü 
Kommunion/ 9 Uhr Hochamt mit Predigt, darauf 
Christenlehre. 6 Uhr Mtchaelsbruderschaft mtt Segen. 
Ihringshausen. 3'/, Uhr Hochamt mti Predtgt, vo ther 
Gelegenheit zu deichrrn. 
Evangelischer Gottesdienst. 
Sonntag. 24. Jan. Fnlda. Vormittags 9'/, Uhr 
Superintendent Ruhl. Vormittags 11 Uhr Kinder- 
gottesdienst. Abends 8 Uhr Pfarrer Weber. 
* Gotha, 22. Jan. 1915. Ein Landwehrmann 
aus Tambach, der in Frankreich steht, erhielt dort 
die Anzeige von der Geburt einer Tochter. Da er 
bereits Vater von drei Knaben ist, war natürlich 
die Freude groß; diese teilte er auch seinen Kame¬ 
raden mit, von denen sich mehrere zum Paten an- 
- ~ ‘ ' - * JH 
sehen daraus, wie die in der Heilung befindlichen ^ten in der Erwartung, daß das Kind „Elfriede" 
Verwundeten in Selnercke/Harz Kriegsstguren „eticmnt werde. Begründet wurde dieser Wunsch da- 
cmS Schnee errichten, ein Beweis, wie sie sich in der I sich Paten ergaben und diese einen 
gesunden Harzluft gekräftigt haben und lvie vor- siegreichen Frieden wünschten. Das Standesamt in 
züglich chre Stimmung ist. Eine der bedeutendsten Kombach, bei dem das neugeborene Kind bereits 
Darbietungen dieser Nummer ist jedenfalls dre Fest- 
unter einem andern Namen eingetragen worden war, 
stellung ruflischer Lügenmeldungen an .Hand Meier nach Einholung der behördlichen Genehmigung 
Photographien. ^ Tw Origlnalaufnahme ^steltt^die \ gern bcn gewünschten Namenszusatz 
schon Üeberlcgenhcit herangeholt haben, tut eine 
Aufnahme aus dem Gefangenenlager aus Parchim 
Gewinner des Kaiserpvcises bei dem großen Annee- 
Jagdrennen im Grunewald am 9. Juni 1914 dar. 
Aus diesem Bild hat eine rusiische illustrierte Zeitung 
den Beweis abgeleitet, daß die deutschen Offiziere 
in Feindesland Silber- und Goldsachen siehlm, indern 
sie einfach die drei Gestalten nüt ihren eben er¬ 
haltenen Preisen abbilden und mit dm: Unterschrift 
versehen: „Deutsche Räuber vor Warschau". 
Welcher Art die H i l f s t r u p p e n sind, die sich 
die Engländer und Franzosen zur Slbwchr der deut- 
Ue 
Aufnahm 
i. Meckl. kund. Es gibt kaum einen Vertreter der 
kulturell tiesstehendcn Raffen, der nicht unter diesen 
französisch-englischen Helfern vorhanden wäre, ^llle 
anderen Bilder lassen uns erfteulicherweis.; die gu¬ 
ten Leistungen unserer Truppen auf den verschiede¬ 
nen Kriegsschauplätzen erkertnen. In den beiden Auf- 
nahmen „Kriegergrab" und „Speisung arincr Bel¬ 
gien offenbart sich uns auch wieder eine sehr we¬ 
sentliche Seite der detttschen Kricgssühning, die 
deutsche Güte und Barmherzigkeit. Die Rätselecke 
und die Novelle dürften gerade in dieser Zeit, wo die 
Geselligkeit und sonstigen Vergnügungen naturge¬ 
mäß eine sehr starke Einschränkung ersahrm haben, 
der abendlichen Unterhaltung im Familienkreise an¬ 
regenden Stoff bieten. 
Ausftüge vom Schützengraben ins 
Borgclände. 
Bon einem Kaoallerieosfizicr wird uns aus deoi Westen 
geschrieben: 
15. Januar 1915. 
Dauerregen. 
Unser Reitertrupp ist bis zur äußersten Grenze der 
Selbstbescheidung — aus höberen Befehl — gelangt und 
hat die Aufgabe der Etappensickerung erhalten. Ta 
war es in gewissem Sinne eine Wendung zum Guten, 
daß Offiziere für den Schützengraben von 
uns erbeten wurden und mich mit anderen das Los 
traf. — Jch meldete mich beim Jnf.-Regt . . ., zufällig 
au» meiner engeren Heimat mit den entsprechenden 
sympathischen Beziehungen. Und durch das Tal von 
H. zogen wir in Dunkelheit in tiefstem Lehm hinauf 
zur Höhe 130 in ein mir bereits bekanntes, wohlver- 
trautes Quartier. Mehrere Wochen hatte ich bereits 
vordem dort zugebracht. Allerdings, mit Schmerzen 
muhte man erkennen, daß die ursprünglich leichte Bau¬ 
art der Decken dem Dauerregen, den uns Frankreichs 
Winter bietet, nicht gewachsen war. Viel Arbeit war 
wieder zu leisten, bis einigermaßen trockene Quartiere 
geschaffen waren. 
Der protze Moritz". 
Aber auch sonst hatte sich einiges geändert in den vier 
Wochen. Die wohlbekannte Ruine einer ehemaligen 
Fabrikanlage, nicht mehr als 100 Meter vor uns ge- 
eüber. in die sich die Franzosen eingenistet hatten. 
te sich in einen Schutthaufen verwandelt. Das war 
die Arbeit deS gefürchteten Minenwerfers gewe¬ 
sen, der ohne viel Lärm und Aufhebens von Grund 
aus aufzuräumen versteht. Die Ruine lag weithin 
sichtbar auf der Hochebene, rings umgeben von den aus 
tausend Augen starrenden Schützengräben. Und Tag 
und Rächt strichen die Geschosse über den Plan, von 
der Ruuine zu uns, von hinten, von der Seite her. 
Jedes Geschoß mit einem besonderen Ton. vom leisen, 
melodischen Summen bis zum heftigen Sckreien fast. 
Da konnte man auch nachts kaum den Kopf vorsichtig 
über die Brüstung beben, da knallte es auch schon vor 
oder neben einem in den Lehm. Als aber der „große 
Moritz", der Minenwerfer, fein Dutzend hmuberge- 
sandt bat, da „schwiegen alle Flöten'/ Und atemlos 
utteA — fo Qut ntcnt noch fe^sn fonrtic, bte 
Nacht ging hernieder — di- grausige Wirkung Da 
konnte auch eine Patrmrille auf unserer <zeite nch 
aus dem Graben erheben. Hinüber springen und ein 
Dutzend armselige Kerls von drüben zu uns hinüber 
komplimentieren. Seelisch einigermaßen mitgenommen, 
^atten sie in einer Ecke des Grabens gekauert. 
Eine ungemütliche Nachtwanderung. 
Mein Freund G. war just in der Nähe, als die Pa¬ 
trouille losging. Nur mit einein Knüppel bewaffnet, 
da er in der Eile seine Waffe nicht zur Hand hatte, 
sprang er hinüber durch die Rüben, ein Gang, d-n 
Unter normalen Umständen sonst ein Bataillon nur 
mit erstklasiiger Feuerdisziplin antreten dürfte. Auch 
andere von uns haben sich da vorn im Vorgelände her¬ 
umgetrieben. Bei Nacht, bei besonders dunkler, mit 
bedecktem Himmel, wenn die eifrige Schießerei drüben 
zeitweilig stockte. Da war Einer losgegangen, mit zwei 
Handgranaten. Die warf er drüben in den Graben 
und hoffte viel Eindruck zu machen. Leider explodierte 
keine von beiden. Aber der erste Schreck wandelte sich 
bei den Franzosen bald in Grimu, über- den Stören¬ 
fried und die Kugeln flöge,: ihm dutzendweise um die 
Ohren. Platt auf dem Bauch log er vor der feindlichen 
Deckung und wußte nicht recht, was nun. Aber so leicht 
verläßt der Franzmann drüben nicht den schützenden 
Graben. ES „konnte" ja auch ein Angriff der Deut¬ 
schen bevorstehen, wenn einer schon vorm Graben liegt 
und Handbomben wirft, so mochten sie denken. Das 
Feuer ließ wieder nach und mein guter W. schiebt sich 
bäuchlings nach links zurück. Aber er hatte d:e Rächt 
kein Glück. Es ist auch nicht so ganz einfach, auf dem 
Bauch den Weg durch Rüben zu finden, in stockdunkler 
Nacht. Und als er endlich am Graben angelangt war 
und sich vor der Brustwebr aufricbtet. voll Sorge vor 
deutschen Geschossen, und laut anrust, da kommt als 
Gegenruf: Alarme. Alarme! Da war es wieder 
ein französischer G r a b en und nur ein tiefes 
Grariatloch rettete ihn dabei aus der neuen Gefahr 
Und heil kam auch 28. zurück von dem Gang ins Vor¬ 
gelände. 
Die Promenade der ftanzösischen Patrouillen. 
An anderer Stelle lag ein Waldstteifen zwischen den 
Stellungen, der selbst bei Tag das Betreten des Vor- 
gcländes erlaubte. Dies umsomehr, als meist nur 
Granaten und Schrapnells hier zu uns herüber flogen 
und da? Kleinfeuer die Gegend nicht dauernd unsicher 
machte. Den Waldstreifen hatten die Franzosen ge¬ 
pachtet und ließen Patrouillen bis an unsere Stellung 
laufen. Wir unsererseits treiben im Schützengroben ja 
nickt die Munitionsverschwendung. die sich der Fran¬ 
zose vielleicht wobl aus einer gewissen Nervosität her¬ 
aus leistet. Und deshalb ist der Weg zu uns hinüber 
zunächst wenigstens leichter. Daß diese französischen 
Patrouillen regelmäßig den Waldstreifen nachts begin¬ 
gen. wußten wir aber nicht, doch es stimmte etwas vor 
uns nickt des Nachts. Und da geht man besser der 
Sacke auf den Grund. So ganz angenehm ist aber 
das Angehen gegen einen Wald über eine Wiese bei 
Nackt dock nicht. Und der Betreffende, der auf Erkun¬ 
dung vorgcschickt war. wäre wohl nicht zurückgekehrt, 
ioenu auf der andern Seite nicht eben — Franzosen 
gewesen wären. Die saßen im Busch am Waldesrand, 
ließen herankommen, ließen vorbeitrctcn, alles in Sicht 
ftei vor sich und waren sich nicht eins, was hm. Und 
als sie dann leise sich zu verständigen begannen, da hatte 
unsererseits Deckung genommen, ragte in den 
einige K 
G olles-ien st ordnung. 
Sonntag. 24. Januar. Fulda. Dom. '/,« Ubr 
Pfarrfrühmeffe, darauf gemeinf. heil. Kommunion des 
christl, Müttervereins. 8 Uhr Pfarramt mit Predigt. 
1,10 Uhr Kathedralamt mit Predigt, 11 Uhr Christen¬ 
lehre für Jünglinge, >/,12 Uhr hl. Messe mit Predigt. 
ü.2 Uhr St. Michaelsbruderschäfts-Andacht. danach 
Christenlehre für die Jungfrauen, */«3 Uhr Versammlung 
des christlichen Müttervereins mit Predigt und 
Andacht. 8 Uhr Kriegsbittandacht. Ebenso Montag 
und Donnerstag abends g Uhr Kriegsbittandacht. — 
Michaelskirche. 2 Uhr nachmittags Ansprache und 
Bruderschafs-Andacht (Sieben Schmerzen Maria,. — 
Ztadipsarrkircke. 5*/> Uhr Austeilung der hl. Kom¬ 
munion. 5'/. Uhr hl. Messe, 6-/. Uhr hl. Messe und Kom- 
munion des Gesellen- und Jünglingsvererns, 8 Uhr 
hl. Messe iSchulgottesdienst) mit Predigt, 9'/» Uhr Hoch- 
amt mit Predigt, 11 Uhr yl. Messe. 9V, Uhr Christen¬ 
lehre und Andacht für die Jünglinge in der Severr- 
kirche. 1-/ Uhr Christenlehre für dre Jungfrauen, 
2>/, Uhr Bruderschaft vom hochwürdigsten Gute, 8 Uhr 
Kriegsbittandacht. — Pfarrkirche zu», hl. Geiste 'iß 
Uhr Austeil, der hl. Kommunion. 7 Uhr Fruhmege, 
8 Uhr Amt mit Predigt. 5 Uhr Andacht. — Severikirche. 
Sonntags. Montags, Dienstags. Donnerstags 
und Freitags >/>7 Uhr hl. Messe und Kommumon- 
Austeilung. Mittwochs und samstags 7-" Uhr Herl. 
Messe für die Realschule. — Frarienderg. HI. Messen 
von 5-7 Uhr. 8 Uhr Brudcrschaftsmesse mit kurzer 
Predigt, 9 Uhr Levitenamt. Nachm. 2 Uhr Festpredigt, 
darauf Weihe an die hl. Familie und sakram. Segen 
Kassel. 
Sonntag, 24. Januar. 
1. Pfarrkirche ad St. Elisahetli (Friedrichsplatz 16!; 
6 und 7 Uhr hl. Messen mit Aust, der hl. Kommunic 
In der 7 Uhrmesse Generalkommunion des Müttervcr 
eins. 8 Uhr Militärgottesdienst. 9*/» Uhr Hocham 
mit Predigt. 11. Ubr KindergottcSdicnst mit Predigt. 
4 Ubr Versammlung. deS MüttcrvcreinS. 6 Uhr Andacht. 
Mahnruf. 
Dank dem unablässigen Bemühen der deutschen 
Landwirtschaft während der Friedenszeit, haben die hei¬ 
mischen Viehbestände an Menge und Güte so zu. 
genommen, daß in den bisherigen Kriegsmorutten alle 
Bevölkerungskreise ohne Schwierigkeiten und zu annehm¬ 
baren Preisen fast in der alten Weise mit Fleisch versorgt 
werden konnten. Der Aufgabe, das Fleischbedürfnis zu 
befriedigen, werden sich die deutschen Landwirte auch 
künftig gewachsen zeigen. Die Erfüllung dieser Aufgabe 
wird ihnen aber nainenttich bei längerer Kriegsdauer 
nicht ohne erhebliche Opfer und Erschwerungen möglich 
sein. Mit dem Kriegsausbruch hat die umfangreiche Ein. 
fuhr von Futtermitteln aus dem Ausland« aus. 
gehört. Das Verfüttern von Roggen und Roggenmehh 
das bisher vielfach üblich war, hat verboten werden müs¬ 
sen. weil alles Broigeireide und Mehl für die menfch. 
liche Ernährung nötig ist. Die Hoffnung, in erhöhtem 
Matze Kartoffeln als Viehfutter verwenden zu können, 
hat sich nicht in der erwarteten Weise verwirklicht, denn 
die Kartoffeln werden zum Ausgleich des Fehlbetrages 
an Brotgetreide und an andern, früher aus dem Aus- 
lande cingeführten Nahrungsmitteln in größerem Um. 
fange als bisher zur Ernährung der Menschen gebraucht. 
Das Viehfutter ist daher knapp und teuer geworden 
und eine Aenderung ist darin vorläufig nicht zu er- 
warten. Die Erhaltung des R i n d v i e h « wird trotzdem 
wegen der im ganzen reichen Hsu- und Strohernte nicht 
auf Schwierigkeiten fwßcn, die Schweinehaltung 
und Schweine mästung wird dagegen vielfach nicht 
mehr in dem bisherigen Umfange möglich sein. Infolge¬ 
dessen hat sich der Auftrieb von Sck)weinen^auf den 
Schlachwiehmärkten und das Angebot von Schweine¬ 
fleisch in letzter Zeit in einer Weise vermehrt, daß es 
den augenblicklichen Bedarf übersteigt, und es muß mit 
einer weiteren starken Steigerung gcrcckmet werden. 
Diesem zeitigen Ueberangebot würde notwendig ein mt- 
liebsamer Mangel in späterer Zeit folgen, falls nicht 
alle Beteiligten bald dazu Mitwirken, den Ucbcrflutz 
für die Zukunft nutzbar zu machen. Dies läßt sich durch 
die möglichst umsangrelche Herstellung von Dauer, 
waren aller Art (Schinken. Speck, geräucherte 
Würste, Pökelfleisch, Konserven) erreichen. Nichten das 
Flaischergewerbe und die Fleischwaren Industrie hierauf 
ihr Augenmerk, wobei ihnen die Unterstützung der Ge¬ 
meindeverwaltungen und Genossenschaften sicherlich nicht 
fehlen wird, und versorgen sich namentlich die Haus¬ 
haltungen bald mit angemessenen Vorräten an Dauer¬ 
waren, so wird einer Vergeudung des Uebefflusses vor- 
gebeugt. Die jetzige Jahreszeit ist die beste für die 
Herstellung von Dauerwaren und für deren Aufbewah- 
rung. Ein solches Vorgehen ermöglicht es der einzelnen 
Haushaltung, zu cmnehinbaren Preisen im voraus einen 
großen Teil ihres Bedarfs an Fleisch zu decken. Der 
Gesamtheit bringt eS den Vorteil, daß dem unausbleib¬ 
lich geringeren Angebot an Schweinefleisch in den spä¬ 
teren Monaten auch nur eine geringere Nachfrage gegen¬ 
übersteht. Ein übermäßiges Steigen der Preise wird so 
verhütet und einer Beeinträchtigung der Volksernährung 
vorgebeugt werden. Das ist auck ein Stück Kriegs- 
arbeit, der sich die nicht im Felde Stehenden mit Vater- 
ländischem Pfiicktgesiihl unterziehen müssen, denn zum 
Durchhalten gegen die Welt von Feinden, die uns einen 
Hungerfrieden aufzwingen möckten, muß nächst der 
Brotvcrsorgung auch die Fleischversorgung gesichert 
werden. 
Berlin, den 6. Januar 1915. 
Der Minister für Landwirtschaft. Domänen und Forste«. 
Freiherr von Schorle rn er. 
Anwti.uutt zur nnftbareu Äerwenoung von getragenen Stteidmigsstückerr 
1. MLnnerhosen sind cur den Hosennähten unten 
15 Zmtr. aufzutrennen — dort ist btc Naht fest zu 
, . verriegeln, damit sie nicht weiter trennt — und mit 
man unsererieil» ^eaung g>-nommen. lag-e m den 4Q | ,-tatfcn Bindebändern zu versehen. 
Busch einige Kugeln hinein,- und )chou iral,^ -s >.rn.ncn Die^Bändcr recht fest annähen. Weitere Aenderun- 
ab, nach rückwärts. — > ^ - ’ 1 -- 
Unter der feindlichen Grabenftcllung. 
Das Vorgelände vorm Schützengraben lädt nicht 
zum Betreten und Verweilen ein. Und doch muß es 
gelegentlich geschehen, auch ohne Befehl zum Sturm¬ 
angriff. Gern wäre ich einmal drüber geflogen, um 
es auch von der Vogelschau aus zu betrachten. Aber 
das ist geschulten Beobachtern Vorbehalten. Und später 
wird man auch die hochinteressanten Aufnahmen der 
Flieger allgemein zu sehen bekommen, die die Lage der 
Gräben und die einzelnen Stellungen deutlich erkennen 
lassen. Das sonderbarste Gefühl empsindet man aber, 
wenn man sich u Ufer der feindlichen Grabenstellung 
befindet und über sich das Maschinengewehr arbeiten 
hört. Mehrere Meter unter der Erde in enaen Stollen, 
da ist vielleicht der bequemste Weg durchs Vorgelande 
zum Gegner hinüber, lctr. bin.) 
gen nicht mehr vornehmen, denn die Hose ist nunmehr 
als Unterhose für Militär brauchbar. 
2. Westen werden, wenn sie hochaeschlossen und 
im Rücken genügend lang sind, um die Rieocn zu 
schützen, n u r i m R ü ck e n w a r m a b g e f ü t t c r t 
und mit 21 er nie ln versehen. Bei Westen m.t 
etwas weiterem 2luSschnitt und zu kurzem Rücken 
muß Abhilfe geschaffen werden, und zwar durch Ein¬ 
setzung eines Brustlatzes und durch Bcrlänge- 
rungdesRückens beim Füttern. — Yrack- 
westen sind hierfür ungeeignet. — Tie Aermst sind 
nur in normaler Weite zu halten — sonst haben \n 
in der Uniform keinen Platz —, die unt reu 
Enden der 2lermelnaht blciöen 6 Zmtr. offen 
und werden mit einem Knopfloch und zwei Knöps>.n 
versehen. Tie Knöpfe werden U Zmtr. bon-matt» 
der gesetzt, recht fest angenäht, dadurch laim der 
Acrmel Je nach Bedarf am Knöchel enger gemacht 
werden, 
3. Jacketts: Es wird an beiden Seiten so viel 
hcrausgcnomnren, um die Form einer cnganltegett- 
dcn Jacke zu bekommen, am Hals durch starke Haler: 
und Oesen geschlossen und die Zlcrmel wie an der 
Weste behandelt. 
4. Decken, Breite ca. 1,50 Meter, Länge ca. 2 Me¬ 
ter, werden aus Tüch-Flicken aller 2lrt zusammen- 
genäht, es kommt nicht auf die gleichmäßige Größe 
der Flicken oder Stücke an, aber ^iuf ziemlich glciche 
Stärke, deshalb müssen dünne Stoffe dort doppelt 
genommen werden, wo dickere beerits verarbeitet 
sind. Besonders geeignet sind Vorlcgcmuster aus 
Geschäften, jegliche Wollstoffe (auch Portierer. Di¬ 
cken usw.), die sich hierzu eignen, können verv. endet 
Werden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.