wirrtet. Hell mtb flat brach Set Morgen des 24. cm,
„echtes Zollern Wetter", denn allmählich war uns so
eine Ahnung aufgedämmert, daß uns etwas Außer¬
gewöhnliches bevorstehe. Einige feindliche Flieger, die
sieb in der Luft berumtummelten, wurden schnell ver¬
trieben. Um 10 Uhr stiegen drei unserer Kampfflug¬
zeuge — wir befanden uns in der Nähe unseres Flug¬
platzes — empor und kreisten über dem Platz hcch in
den Lüsten, bereit, jeden neugierigen feindlichen Flie¬
ger fernzuhalten und ihm den Einblick zu wehren. In
Hufeisenform nahmen wir darauf alle — etwa 40 000
Mann — Paradeaufstellung. Feierliche Stille herrschte,
kein Kanonenschlag war hörbar. Um 11 Uhr erschienen
die kaiserlichen Automobile, die an der freien Seite des
Vierecks hielten, und denen der Kaiser, begleitet vom
Kronprinzen und mehreren hohen Offizieren, unter
brausender Musik der versammelten Kapellen, entstieg.
Nach der Begrüßung der anwesenden Generale schrit¬
ten der Kaiser und der Kronprinz, in Begleitung des
Oberkommandie renden und der übrigen Herren des Ge¬
folges die Front der Truppen ab, überall freudig be¬
grüßt. Nachdem die Front der Paradetruppen abge¬
schritten war, wurden die zur Auszeichnung Vorge¬
schlagenen in die Nähe der Automobile geführt, wo der
Kaiser und Kronprinz allen persönlich das Ehrenkreuz
überreichten, vielen sogar dasselbe an die Brust hef¬
teten. Danach fuhren um 2 Uhr die Automobile unter
dem Jubel der Truppen und den Klängen der Musik¬
kapellen davon. Um 2y2 Uhr rückten wir wieder in
unsere Quartiere, uns allen aber wird diese Stunde,
in der wir unserem Heldenkaiser in das ernste, aber
doch so gütige Auge blicken durften, als schönste Kriegs-
erinerung immer unvergeßlich bleiben, (ctr. bln.)
Ungeheuere Verluste der Feinde.
. lieber die englisch-französische Offensive zwischen
Dpern und Ar ras berichtet der Kriegsberichter¬
statter des „Bwliner Tageblatts":
Mit einem Massenaufwcmd von Munition, mit vier¬
zehn bis fünfzehn Divisionen, darunter ein Teil der
Kitchener - Armee, mit Schotten, Irländern, Gurkhas,
Sikhs und Farbigen aller Schattierungen, mit Hundert¬
tausenden von Kubikmetern giftiger Gase ergriffen die
Engländer gegen den rechten''Flügel unserer West¬
front die Offensive. Ihre Vorbereitungen waren zeit¬
raubend, kostspielig, gründlich, ihre Verluste sind unge¬
heuer, ihre Resultate kaum nennenswert. Vom 20. an
begannen sie zu trommeln. Sie legten vier Tage lang
schweres Wirbelseuer auf unsere Gräben, auf bestimmte
Abschnitte einen vollkommenen Feuervorhang. Von
Armentieres bis hinab zur Lorettohöhe bereiteten sie
den Angriff vor, der am 25. begann. Die Hauptvorstöße
waren nordöstlich von Fromelles. Hier wurden sie
unter schweren Verlusten abgeschmettert, ferner westlich
A ubers. Teilweise in unsere Gräben eingedrungen,
wurden sie durch einen Gegen st oß geworfen und
dabei eine indische Brigade total vernich¬
tet. Bon einem Bataillon von 800 Mann blieben
etwa 100 am Leben, mehr als die Hälfte von diesen
fiel in unsere Hände. Aehnlich erging es ihrem An¬
griff bei Givenchy und Festubert, demselben
Festubert, wo sie bei ihrer Frühlingsoffensive 15 000
Mann Verluste hatten. Sie arbeiteten hier erfolglos
mit Rauchbomben. Das einzige nennenswerte Resul¬
tat erzielten sie südlich des Kanals■ von La Bassee,
wo sie nicht mit Soldaten angriffen, sondern chren
Truppen Hunderttausende von Kubikmetern giftiger
Gase als Sturmkolonnen voraussandten. Diese Gas¬
wellen waren so dicht, daß man auf zehn Schritt Ab¬
stand keinen Baum mehr sah. Ms weit b'nter La
Bassee waren sie fühlbar. Vor diesem Ansturm von
Gaswellen mußten wir uns auf unsere zweite Stellung
zurückziehen. Aber sobald es wieder lichter wurde,
gingen unsere Truppen zum Gegenangriff vor und er
oberten Teile der verlorenen Stellung zurück. Gleich¬
zeitig mit den Engländern und den Gaswellen griffen
die Franzosen von der Lorettohöhe bis Rivere süd¬
lich von Arras nach einem tagelangen Hagelwetter
von Granaten an, unter Verwendung von Gasgranaten.
Ihre Verluste sollen ins Grauenhafte
gehen. S o u ch e z am Fuße der Lorettohöhe, jener
Trümmerhaufen, um den seit Monaten wütend ge¬
kämpft worden war, wurde zum Ausgleich unserer Stel¬
lung geräumt. Wir haben 2500 Mann gefangen genom¬
men, darunter einen englischen General, einen Oberst¬
leutnant, einen Oberst, sowie eine Anzahl Maschinen¬
gewehrs erbeutet. Alls unsere Stellungen von Armen¬
tieres bis hinab südlich von Arras sind bis aus un¬
wesentliche Scharten vollkommen in unserer Hand. Nur
wo die Engländer Gaswellen zum Sturm verwandten,
sind wir auf unsere zweite Stellung zurückgegangen,
ein flacher Bogen südlich von La Bassee und nordwestlich
von Lens. Heute morgen wurde ein neuer Vorstoß der
Engländer bei Givenchy unter sehr schweren Verlusten
für den Feind abgewettert. Unsere Truppen sind be¬
reit. (ctr. bln.)
Das Geschützfeuer an der Westfront.
Aus Kopenhagen wird dem „B. L." gemeldet:
Nach englischen Telegrammen aus Frankreich und
Holland war das furchtbare Geschützfeuer an der
Westfront in den letzten Tagen his Paris und
weit in die holländische Provinz Seeland hinein
hörbar. Das Blutbad der letzten 24 Stunden war
furchtbar. Vorgestern wütete der erbitterte Kampf
längs der ganzen Front; nicht nur auf dem Lande
wurde gekämpft, sondern auch in der Luft und zur
See. Das Artilleriefeuer der Engländer und Fran¬
zosen war überwältigend. Ohne Unterbrechung fiel
ein dichter Regen von Geschossen aller Kaliber
aus Hunderten von Batterien auf die deutschen
Linien, (ctr bln.»
Große Freude i« Amerika.
London, 28. Sept. 1915. „Daily Erpreß" erfährt
Ms Newhork: Die Erfolge der englisch-französischen
Offensive werden von der amerikanischen Presse als
einer der bedeutendsten Siege seit der Maruesmlacht
Ungesehen. Die amerikanischen Kritiker erklären,
diese Erfolge bewiesen, daß die deutsche Front nicht
unbezwinglich sei. Die Amerikaner sind der Ansicht,
Frankreich und England hätten Petersburg gerettet
und Bulgarien eine Lektion erteilt. Die Erfolge der
Verbündeten haben den Amerikanern eine große
Freude verursacht, (ctr. fft.)
Ein neuer Streik im Kohlengebict von Südwales,
wtb London. 28. Sept. 1915. Me Blätter mel¬
den aus Cardiff: Im Kohlengebiet von Südwalcs
ist wegen der Auslegung des Lohnabkommens ein
neuer Streik entstanden. 15000 Bergleute irr
Stvansea haben den Beschluß angenommen, am 4.
Oktober die Arbeit niederzulegen, wenn die Gruben¬
besitzer mn nächsten Zahltage den Forderungen der
Arbester nicht entsprechen. Die Arbeiter einer an¬
deren Grube klagten über die Zuwanderung zahlrei¬
cher spanischer und portugiesischer Bergleute, die der
Sprache unkundig wären und den Betrieb gefährde¬
ten. Von sieben anderen Gruben werden Unruhen
wegen Einstellung nicht organisierter Arbeiter gemel¬
det. 4000 Bergleute beantragten, die Arbeit nieder-
zulegen; es wurde beschlossen, eine 14tägige Kündi¬
gung einzureichen, um den Nichtorganisierten eine
Frist zu geben, der Gewerkschaft beizutreten.
Oer Krieg legen Rasten!
Das Rennen nm die Stadt Luck.
DD? Aus dem Kriegspressequartier, 23. Sept.
'4915, Me Folgen, die der ostgalizische Dmchbruchs-
versuch der Rüsten zeigte, wiederholen sich m Wol¬
hynien. Besonders ist die letzte Folge der lage-
langen Anstürme eine derarttge Schwächung der
Angreifer, daß sie sich nicht mehr für stark'genug
hielten, ihre offensive Stellung zu behaupten und
deshalb zurückweichen. Auch die Stadt Luck,
die vorübergehend geräumt wurde, als die russischen
Vorstöße eine einheitliche geschlossene Front auf dem
Westufer des Styr notwendig machten, ist wieder
fest in unserer Hand. Die Festungsanlagen
waren überhaupt nicht aufgegeben^ worden. Man
darf ffagen, wo der große russische Sieg von Luck
bleibt, der unter Glockenklängen in ganz Rußland
verkündet wurde und seine Gefangenenziffern, die
im offiziellen russischen Berichte mit 4000 angege¬
ben wurden, im Auslande rasch auf 40 000 anwuch¬
sen. Auch die Schlacht zwischen Goryn und Jkwa
bei Nowo-Aleksinier ist beendet. Sie brachte den
Russen ebenfalls nur die schwersten Verluste und
lieferte von neuem den Beweis, daß die rustische
Karpathentakttk nichts auszurichten vermochte.
Das Flüchtlingselend in Rußland.
Ter „Nieuwe Roüerdamsche Courant" meldet
aus Budapest: Bon einem kommandierenden General
der an der östlichen Front operierenden öswrreichffchen
Armee fft hier ein Brief eingegangen, aus dem her-
vorgcht, wie enffetzlnh traurig der Zustand der rus¬
sischen Bevölkerung in der Nähe des Ge-
ftchtsgebietes fft. In dem 'Briefe heißt es:
„Unsere Offensive schreitet, wenngleich infolge des
snmpfigen Geländes natürlich langsam, so doch ruhig
fort. Die Russen verursachen dem Land und dem Volk
bei ihtem 'Rückzug entsetzlichen Schaden, ohne dadurch
Einfluß auf unsere Kriegsoperationen auszuüben. Wir
finden hier viel Vieh, das die Rnffen über die wenigen
Wege nicht mehr zurücktreiben konnten, sodaß hierdurch
die Fleischversvrgung meiner Truppen auf die Dauer
von Wochen gesichert ist. Tiefen Eindruck machten die
tausende so gut wie verlassenen Flüchtlingswagen, die
in den Sümpfen stecken blieben und die noch mit Hab
und Gut der Besitzer, die durch die Russen vertrieben
worden sind, gefüllt sin. Viele dieser Aermsten haben
sich verirrt und den Tod gefunden. Zwischen den
Wagen liegen zahlreiche Leichen von Haustieren. Meine
Soldaten treffen fortdauernd verirrte und ver¬
lorene Kinder an. Der furchtbare und grauen¬
erregende Zustand nimmt kein Ende." (ctr. fft.)
Der Hase« von Archangelsk.
Kopenhagen, 28. Sept. 1915. In Petersburg
fft aus Archangelsk dae Nachricht ^ingetrosfen, daß
der Hafen von Archangelsk teilweise züge-
froren fft und daß das Eis der Schiffahrt große
Hinderuiste bereite. Man rechnet täglich mtt der
Schließung der Schiffahrt. Me Nachricht rief in
Petersburg Niedergeschlagenheit hervor. Da auch
die Verbindung über Schweden immer unvollstän¬
diger wird, verbleibt Rrrßland nur noch der lange
Verbindungsweg durch, ganz Asien über Wladiwo-
Die Wirkung der österreichischen 30,5-Zeniimeter
Mörser.
Innsbruck, 27. Sept. 1915. Die „Innsbrucker
Nachrichten" berichten: Nach Aussagen von gelange
nen Italienern geht hervor, daß die italienischen
Soldaten einen heillosen Respekt vor unseren 30,5-
Zenttmeter-Mörsern haben. Die vorgeschobenen
Beobachter der Italiener melden den Ärttlleristen
jedesmal das Herannahen einest dieser riesigen Ge¬
schosse, und „Deckung nehmen!" schreit der komman
dierende Offizier von der ttalienischen Batterie.
Wenige Sekunden später kommt das Geschoß ange¬
heult, zerspringt und verbreitet einen Regen von
Sprenggeschossen, Erdmassen und Steinen an der
Einschlagstelle. Selbst die bestgebauten Unterstände
helfen nichts gegen eine Bombe der 30,5-Zentime-
ter-Mörser, wenn einmal die Stellung der Unter¬
stände der Italiener bekannt geworden ist, und es
gibt nur das eine Mittel, die Unterstände zu verle¬
gen und neue in anderen Gebieten anzulegen, (c. b.)
Irreführung in Italien.
Lugano, 28. Sept. 1915. Wie seinerzeit über die
Vorgänge an der Ostfront, so führt nunmehr die
„Agenzia Stefani" das italienische Volk über die
Vorgänge an der Westfront irre, indem sie aus den
deutschen Tagesberichten die Angaben über größere
Beute ausläßt, z. B. über die 3750 gefangenen
Frazosen vom 26. — Der Kritiker des „Corriere
della Sera" schätzt, daß die französische Artillerie bei
der Champagne-Offensive über ander thalb
Millionen Granat en c und Schrap¬
nells verfeuert hat. — Me Zensur verbot dem
„Avantt", Wester diejenigen Personen an den
Pranger zu stellen, die erst zum Krie^ehetzten,
sich aber nach Kriegsausbruch vom Dienfle drückten,
(ctr. fft.)
Explofion auf einem italienischen
Linienschiff.
wtb Brindisi, 28. Sept. 1915. Wie die,Agenzia
Stefani' meldet, ereignete sich im Hafen von Brindisi
in der unteren Pulverkammer des Linienschiffes
„Benedetto Brin" (13400 Tonnen) eine Ex¬
plosion, der ein Brand folgte. Nach den bisher
vorliegenden Berichten sind von der 820 Mann
starken Besatzung 8 Offiziere und 329 Mann gerettet.
Unter den Opfern, deren Identität seststelit, be¬
findet sich Konteradmiral Rubin de Cervin.
Die Ursache der Katastrophe ist nicht bestimmt er¬
mittelt. Die Einwirkung irgendwelcher äußeren
Einflüsse gilt als ausgeschlossen.
Vom Balkon.
lastung des Geistlichen drang. Ter Gendarmerie
Kommandant Bukalaris weigerte sich, diesen.
Ansinnen zu enffprechen und erhob gegen die eng
lische Einmischung Einsprache. Infolgedessen, holt»
der englische Offizier zehn Soldaten, ließ sie das
Arrestlokal erbrechen und den Geistlichen befreien
Dagegen befahl er, den Gcndarmerie-Kommandaw
ten gebunden so lange in Gewahrsam zu nehmen
bis er denselben werde abholen lassen. Das geschah
auch, und bald darauf wurde Bukalaris aus Tene
dos ausgewiesen und fortgeschafft. L emnos
wird berichtet, daß eine Abteilung griechischer Gen¬
darmen in Mudros von der englffchen Mitttärbe-
hörde am Landen gehindert wurde. So herrschen
die Engländer auf einer griechischen Insel, (c. bln.)
Serbien.
wtb London, 28..Sept. 1915. Das Reutersche
Bureau meldet aus Nisch: Ter König von Ser¬
bien ist wieder vollständig her gestellt; er machte
eine Inspektionsreise an die Front. — Zehn ser¬
bische Flugzeuge flogen 60 Meilen weil in
das Innere Ungarns; sie sahen nur wenig
österreichisch-ungarische, keine deuffchen v'uppen.
Bulgarien.
wtb New-Iork, 28. Sept. 1915. Die „Associated
Preß" meldet aus Sofia vom 26. September: Im
läufig verheimlicht, (ctr. bln.)
Was Burz«w von Sibirien erzählt.
DDP Ein Vertreter der „Birsbewija Wjedomosti"
hatte mtt dem revolutionären Schriftsteller Burzew,
der vor kurzem die Erlaubnis erhalten hat, Sibirien
zu verkästen und nach Rußland znrückzuikchven, eine
Unterredung. Burzew erklärte mit tönenden Wor¬
ten, daß der Kampf für die polittsche Freiheit des
russischen Volkes mit aller .Kraft geführt werde, sei
unumgänglich notwendig. Und ebenso sei es selbst¬
verständliche daß Rußland zusammen mit England
und Frankreich für die Freiheit der Völker kämpfen.
Anderseits gab er aber die grausamsten Schilderungen
über die Behandlung der Flüchtlinge in
Sibirien. Burzew erklärte, daß die nach Sibirien
verbaninten Flüchtlinge wie gemeine Verbrecher be¬
handelt würden. Sie tvären zusammengeschmiedet
worden und hätten die schrecklichsten Qualen erdul¬
den müssen. Als Burzew schon einmal vor 30 Jahren
nach Sibirien verschickt worden sei, sei er verhältnis¬
mäßig besser und nur als polittscher Gegner behan¬
delt worden. Jetzt werden aber die unzähligen
Flüchtlinge den schwersten Verbrechern gleichgestellt.
So sieht also nach der eigenen Schilderung Bur-
zews das Rußland aus, das Arm in Arm mtt Eng¬
land und Frankreich gegen die deuffchen Barbaren
für Freiheit und Recht kämpft.
Was der russische Admiralsiab austffcht.
wtb Petersburg, 28. Sept. 1915. Der Admiral¬
stab teilt mit: Am 25. September, 8 Uhr morgens,
wurden bei der Beschießung der deutschen Stellungen
an der Bucht von Riga durch unsere Schiffe der
Kommandant eines unserer Schiffe, Schiffs¬
kapitän Wiazemsky und Fregattenkapitän Swinin
von einer feindlichen Kugel getötet. Um 10 Uhr
morgens stellten unsere Schiffe die Beschießung der
feindlichen Stellungen ein, nachdem sie alle Batterien
zum Schweigen gebracht hatten. Wir hatten außer
den oben erwähnten Verlusten noch fünf Tote
und acht Verwundete.
0er Krieg mit Italien.
Italienischer Kriegsbericht.
wtb Rom, 27. Sept. 1915. Amtlicher Bericht. Am
26. September fanden tagsüber kleine Kämpfe statt, bei
Tosso d'Asina, auf den Nordhängen des Monte Baldo,
in Malga, im Gebiete vom Monte Coston, auf den Ab¬
hängen des Monte Rombon (Fliffch) und des Potoce
(Krn), wo der Feind zurückgeschlagen wurde. Er ließ
einige Gefangene in unfern Händen. Im Becken von
Flitsch zerstörte unsre Artillerie durch genaues Feuer
eine durch das Tal von Koritnica hinabziehende Ko¬
lonne, nahm außerdem eine Abteilung feindlicher Ar¬
beitsmannschaften unter Feuer und zerstreute sie. Auf
dem Karst, auf dem äußersten linken Flügel unsrer
Linien, machte unsere unbemerkt vorrückende Infanterie
merkliche Fortschritte in der Richturrg aus Peteano. Sie
richtete sich hierauf rasch in den besetzten Stellungen
ein.
Die bisherigen italienischen Verluste.
Amsterdam, 27. Sept. 1915. Obwohl die italie¬
nische Regierung, wie man weiß, die Verlustlisten
nicht veröffentlicht, erfährt man aus halbamtlicher
Quelle, daß Cadorna bis 1. September, also für drei
Kriegsmonate, 35000 Tote und 180 0 0 0
Verwundete und Kranke nach Rom gemel¬
det hat. Der Gesamtverlust wird auf nahezu
300 000 Mann geschätzt, ein Umstand, der es er¬
klärt, daß Cadorna sich heftiger denn jemals gegen
die Teilnahme Italiens an dem Dardanellenunter¬
nehmen und an den Operationen an der Wesffront
wehrt. Dazu ist auch noch die Taffache zu erwäh¬
nen, daß der König, der schon vor dem Kriege an
großer Nervosität litt, sich nicht im besten Gesund
hettszustand befindet. Von der weiteren sin stel¬
len Unterstützung Italiens durch England hört man
nichts mehr; nur soviel verlautet, daß England der
italienischen Kriegsmarine 100 000 Tonnen 'Kohle !
zum Geschenk gemacht hzt. (ctr. bfe.) . „-v J
gen Fortgang nehmen. Me Grundlage, auf
der sie sich bewegen, ist jedoch noch immer Gegen¬
stand von Vermutungen. Wie man erfährt, hat die
griechische Regierung zuerst den Vorschlag gemacht,
die Truppen an der Grenze fünf Kilometer vonein¬
ander entfernt zu halten, um Zusammenstöße zu
vermeiden. Dem russischen Gesandten Sawinski
wurde von Radoslawow mttgeteilt. die bewaffnete
Neutralität sei für Bulgarien infolge der Haltung
notwendig geworden, welche die Ententemächte ge
genüber der bulgarischen Besetzung des vorder Tür
fei abgetrennten Gebietes einnahmen. Diese Hal¬
tung habe die bulgarische Regierung gezwungen,
andere Wege einzuschlagen. Hartnäckig wird hier
behauptet, daß der russische und der i.talie-
nische Gesandte bereit seien, auf Weffung 'hin So¬
fia in kürzester Zeit zu verlassen, »nährend die Ge¬
sandten Englands und Frankreichs gänzlich unvorbe-
rettet für 'eine Abreise seien. Die M ob i l i s i e -
rung der bulgarischen Armee ist been¬
det; der Auftnaffch fft jetzt im Gange.
König Ferdinand uttöi König Konstantin.
Korfftantinopel, 27. Sept. 1915. König Ferdi¬
nand von Bulgarien richtete der „Frankfurter
Zeitung" zufolge/ an den König K o n st a n t i n
von Griechenland ein Telegramm, das in hohen'
Maße geeignet fft, im Augenblicke, wo die mobilisier¬
ten Armeen der beiden Länder Gewehr bei Fuß
stehen, das herrschende Mißtrauen zu zerstreuen. Der
König von Bulgarien gibt in diesem Telegramm die
bündigste Versicherung, daß mit der bulgarischen Mo¬
bilisierung keinerlei Absichten eines An¬
griffes aus griechisches Gebiet verbunden seien.
Bulgarien lege im Gegenteil großen Wert aus den
Ausbau der zwischen beiden Ländern bestehenden
guten Beziehungen. — Es ist hier nicht bekannt, ob
König Konstanttn dies Telegramm schon beantwor¬
tet hat. Das Telegramm des Königs von Bul¬
garien ist von aktuellster polittscher Bedeutung. Auch
nach anderer Richtung erheischt es Interesse. Seit
dem zweiten Balkankviege tvaren die persönlichen
Beziehungen zwischen den beiden Königen infolge
eines äußerst gereizten, damals veröffentlichten De-
peschentoechsels unterbrochen. In ritterlicher Weise
knüpft König Ferdinand sie in einem welthistorischen
und entscheidungsvollen Moment wieder am. (c. fft.)
Griechenland.
Berlin, 28. Sept. 1915. In Athen ist amtlich
bekannt gegeben worden, daß der Eisenbahnver¬
kehr mit Bulgarien eingestellt fft. Man hält
hier eine durchgreifende Lösung des Balkanproblems
für rmmittelbar bevorstehend und faßt die Möglich¬
st einer Oeffnung des Weges von Berlin nach
onstantinopel über Serbien ins Auge. Es darf
,genommen werden, daß diejenige Ansicht, die für
N e u t r a l i t ä t ist, die Oberhand gewinnen wird,
v daß das Kabinett Benizelos, das die entgegen-
tzte Meinung vertritt, fallen wird. Es verlautet
ar, daß Benizelos entschlossen sei, sich noch vor
Zuspitzung der Neutralitätsfrage zurückzuziehen.
(ctr. bln.)
Griechische Rüstungsvorbereitungen.
London, 28. Sept. 1915. Die „Times" berichtet
aus Athen, daß die g riechische Kammer für
morgen einberufen wird, um einen Gesetzentwurf
gntzuheißen, der den Belagerungszustand
verhängt. Die nötigen Kredite werden ebenfalls
der Kammer zur Abstimmung vorgelegt werden.
Me Flott 'e wird vorläufig nicht mobilisiert, die
Regierung wird jedoch Schiffe für den Truppen¬
transport einfordern, (ctr. fft.)
Wie die Engländer auf den griechischen Inseln
herrschen.
Saloniki, Anfang September 1915. Ter grie-
che Gendarmerie-Kommandant von T e n e d o s
tte aus verschiedenen Gründen einen unter den
s Tenedos eingetroffeuen Flüchtlingen befin-
chen Landgeistlichen verhaften lasten. Es
steltte sich heraus, daß dieser aber gewisse Beziehun¬
gen zu einem englischen Offizier namens
Contou» und daß Ugfjp DM aus t»je o ssten
Amtlicher türkischer Kriegsbericht,
wtb Konstantinopel, 28. Sept. 1915. Das Haupt-
quartter teilt mit: An der Dardanellen¬
front ist die Lage unverändert; unsere nach ver¬
schiedenen Richtungen airsgesandten Aufklärungsab¬
teilungen lockben zwei feindliche Aufklärungsabtei¬
lungen bei Anaforta und in der Gegend von Kere-
visdere in Hinterhalte, andere machten über¬
raschende Angriffe auf feindliche Schützen¬
gräben und erbeuteten Ge»vehre, Munition,
Feldtelephon- und P i o n i e r g e x ä t. Sonst
nichts Neues.
Der Hellige Krieg der Perser.
wbt Konstantinopel, 27. Sept. 1915. Wie aus
Badad gemeldet wird, begab sich der G r o ß-M u o -
schtehid (Oberster religiöser Würdenträger der
Schiiten) in das Mausoleum Husseins, des Enkels
Mohammeds, zu Kerbela, einer heiligen Stätte der
P e r s e r im Wilajed Bagdad. Vor einer zahlreichen
Menge religiöser Würdenträger und der eingeborenen
Bevölkerung nahm der Mudschtehid das historische,
diamantbesetzte Schwert von dem Gewölbe des
Miausoleums, an dem es seit uralter Zeit anfbe-
»vahrt fft, herunter und hielt, indem er es aus der
Scheide zog, eine Ansprache, in der er die Musel¬
manen aufforderte, das Schwert zu ergreifen und es
dem Oberkommandierenden der türkischen Truppen
zu überreichen. Der Redner sprach die Ueberzeugung
aus, daß jetzt der Sieg des Islam sicher sei.
Alsbald bildete sich ein Zug, um das Schwert deni
Oberkommandierenden zu überbringen. Man glaubt,
daß die Ansprache des Mudschtehid, insbesondere in
Persien, großen Einfluß ausüben wird.
KZ onten Mochte.
Die österreichische Antwortnote an Amerika.
, Wien, 26. Sept. 1915. Minister Baron B u -
rtan hat dem amerikanischen Botschafter in Wien
die Antwortnote auf die amerikanische Note voni 16.
August d. I. überreichen lassen. Darin wird der
amerlkanffche Standpunkt in der Frage der Liefe¬
rung von Kriegsbedarf an Großbritannien
und dessen Verbündete u. et. mit folgenden Worten
zurückgetviesen:
Der Gedanke, es obliege einer neutralen Macht, den
Nachteil, in dem sich Oesterreich-Ungarn infolge der
Unmöglichkeit befindet, Kriegsmaterial aus deren Ge¬
biet zu beziehen, dadurch wettzumachen, daß diese neu¬
trale Macht ihren Untertanen den normalen Handel
mit solchen Gegenständen mit den Feinden der Monar¬
chie verbieten solle, hat der k. und k. Regierung niemals
vorgeschwebt. Nur dagegen wandte sie sich, daß das
Wirtschaftsleben der Vereinigten Staaten durch Schaf¬
fung neuer und Erweiterung bestehender Betriebe dein
Zweck der Erzeugung und der Ausfuhr, von Kriegs¬
bedarf in weitestem Umfange dienstbar gemacht und auf
solche Art sozusagen militarisiert wurde.
Die Regierung ist der Meinung, dass der über¬
mäßige Export von Kriegsbedarf nicht einmal
dann zulässig wäre, wenn ein solcher nach Ländern bei¬
der Kriegsparteien sich vollzöge. Sie hat sich nur da¬
gegen gewendet, daß das Wirtschaftsleben der Vereinig¬
ten Staaten durch Schaffung neuer und Erweiterung
bestehender Betriebe dem Zwecke der Erzeugung und
Ausfuhr von Kriegsbedarf im »oeitesten Umfange
dienstbar gemacht wird. Diese Konzentration so vieler
Kräfte auf das eine Ziel: die Lieferung von Kriegs-
'bcdmrss, Ä'io tatfächlssft eine Nftrkfcäne Unterstützung
einer der Kriegsparteien zur Folge hat, bildet eine
neue Erscheinung. Die von der österreichisch-ungarischen
Regierung in Ansehung der Zufuhr von Lebens¬
mitteln und Rohstoffen gemachte Anregung galt
lediglich dem Zwecke, dem Washingtoner Kabinett dar- *
zutun, daß es in der Hand der Bundesregierung liege,
auch mit den Zentralmächten Handel zu treiben, zumal
die Unionsregierung selbst gewisse in dieser Hinsicht
von den Ententestaaten getroffenen Maßnahmen für
rechtswidrig betrachte. Schließlich Vertveist die Note
darauf, daß der Präzedenzfall des Burentrieges schon
deshalb nicht zutrifft, weil die damalige Ausfuhr von
Kriegsmaterial aus Oesterreich-Ungarn die Grenze der
Zulässigkett niemals Überschriften habe. (ctr. bln.)
Me Pflichte» der christlichen Gerechtigkeit.
In seinem ccm 26. September in dm Kirchen
der Kölner Erzdiözese verlesenen Schreiben erteilt
Hr. .Kardinal von Hartmann beherzigenswerte
Mahnungen über die Pflichten der christlichen Ge¬
rechtigkeit, deren Erfüllung es allen erleichtern soll,
die Lasten des Krieges zu tragen. Der Kölner Kir¬
chenfürst sagt:
Schließlich, geliebte Erzdiözesanen, rufe ich euch das
Wort des Propheten Joel (3, 9) zu: Lunctiklcute de!,
lum". Heiliget den Krieg. Heiliget euch durch den
Krieg, indem ihr die gebieterisch an euch herantreten¬
den Pflichten der Eingezogenheit und Maßhaltung, der
Nächstenliebe und Gerechtigkeit treu und standhaft er¬
füllt. Dazu gehört vor allem, daß alles Aergernis ver¬
mieden werde und daß alle in wechselseiftger chrisfticher
Liebe die Lasten des Krieges tragen. Auch hier gilt
das Wort des Apostels: „einer trage des anderen La¬
sten, und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen"
(Gal. 6, 2). Seid also, wie es vielfach schon in so
löblicher Weise geschieht, einander behülflich, die Lasten
des Krieges zu tragen und hütet euch vor allem, die
Gerechtigkeit dadurch zu verletzen, daß ihr den Kriegs¬
zustand benutzt, um euch aus Kosten des Nächsten in un¬
gerechtfertigter Weise zu bereichern.
Allen aufrichtigen Katholiken und allen auf dis
Fortdauer unserer inneren Einigkeit bedachten Deut¬
schen sind die Worte des deuffchen Kirchenfürsten aus
dem Herzen gesprochen; sie verdienen es, mit größtem
Eifer überall beherzigt zu tverden.
*
* Erschießung belgischer Spione. Der komman¬
dierende Admiral v. Schröder gibt bekannt: Auf
Grund eines feldgerichtlichen Urteils vom 16. Sep¬
tember sind sechsbelgiicheLandeseinwohne'
wegen Spionage zum Tode verurteilt und in Gege
wart von ztve. Schöffen der Stadt kriegsrechtlich 'er.-