Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Mve, Reserve und Landwehr, hielten sich über alles 
-ob erhaben. Die französischen Toten lie- 
lenreihenweisein solchen Massen vor unserer 
Front, daß unsere Leute in der Dämmerung glaub¬ 
ten, neu aufgeworfene Brustwehren des Feindes vor 
sich zu sehen. Der gefangene Kommandeur eines 
Regimentes sagte aus, daß er allein 2000 Mann ver¬ 
loren habe, daß sein Regiment vernichtet 
sei. Tenn trotz heftiger Bemühungen gelang es den 
Franzosen nicht, unsere Batterien zum Schweigen zu 
bringen, und als ihre K a v a l l e r i e, die zum Nach¬ 
stoß durch die erhoffte Lücke bereit stand, sich in vor¬ 
eiliger Siegeszuversicht zeigte, wurde sie von unserer 
Artillerie und Infanterie vernichtet. Unter den 
Gefangenen der Front zwischen Auberive und den 
Argonnen sind Angehörige von 29 französischen Di¬ 
visionen festgestellt. Die Leute sagten selbst aus, daß 
einzelne ihrer Trrippenteile beim großen Vorstoß 
nahezu aufgerieben wurden, (ctr. bin.) v* 
' Ter Ruf nach Munition. 
Aus Amsterdam meldet das „Berl. Tagebl."; In 
einer Unterredung erklärte der Unterstaatssekretär 
des französischen Kriegsministeriums, die Erfolge in 
der Champagne hätten gezeigt, daß der einzige 
Weg, den Feind zu bekämpfen, der sei, unge¬ 
heuere Mengen von Granaten auf seine 
Front zu schleudern. Um die Bedürfnisse der Ar- 
Merie zu befriedigen, müsse die gesamte Industrie 
der Alliierten die höchste Kraftanstrengung entfalten. 
Wir werden, sagt Thomas, noch viele befestigte Stel¬ 
lungen mit Granaten überschütten müsien, ehe wir 
die deutsche Grenze erreicht haben und der Sieg 
ynser ist. (ctr. bln.) 
Wie die Engländer unsere amtlichen Berichte 
fälschen. 
In den englischen Blättern prangen jetzt in 
Sperrdruck und unter vielen hosfnungsfrohen Ueber- 
schriften die amtlichen englischen und französischen 
Berichte über die Ereignisse der letzten Tage an der 
Westfront; dahinter bescheiden in gewöhnlicher Schrift 
die amtlichen deutschen Berichte, von Reuter der 
Presse übermittelt. „Schon gut," denkt der schlichte 
Leser; „mögen sie unsere Nachrichten immerhin in die 
Ecke stellen und unauffällig machen; sie bringen sie 
doch wenigstens, und wer unter den Engländern will, 
"ann auch unsere Darstellung der Ereignisse kennen 
lernen." Der Gute kennt die Engländer schlecht. 
Denn diese amtlichen deutschen Berichte sind 
in der englischen Uebersetzung gefälscht, d. h., es 
sind wesentliche Teile von chnen fortgelassen worden. 
Der Nachweis wird in der „Köln. Ztg." geführt. 
Der erste Abschnitt des deutschen Berichts vom 
26. September handelt von dem Angriff englischer 
Schiffe auf Seebrügge und meldet darüber; „Sie 
hatten keinen Erfolg. Nachdem ein Schiff ge¬ 
sunken und zwei andere beschädigt 
waren, zogen sie sich zurück." Der zweite 
(hier gesperrte) Satz fehlte in der Wiedergabe der 
englischen Blätter vom 27. September; wie so häufig 
schon, werden auch jetzt die Schiffsverluste dem eng¬ 
lischen Publikum verheimlicht. Aber auch in die 
Freude über den erfolgreichen Vorstoß zu Lande darf 
. kein Schatten fallen. Ter Schluß des zweiten Ab¬ 
schnittes des deutschen Berichts meldet: „Wir haben 
hier über 1000 Gefangene, darunter einen 
«nglischen Brigadekommandeur und meh¬ 
rere Offiziere, gemacht und zehn Maschinen¬ 
gewehre erbeutet." In der englischen Ueber¬ 
setzung wird dieser Satz unterschlagen. Was 
den Engländern aber recht ist, ist den verbündeten 
Franzosen billig. Ter dritte Abschnitt des deutschen 
Berichts, der von dem Vorstoß in der Champagne 
handelt, schließt: „Mehr als 3750 Franzosen, darun¬ 
ter 39 Offiziere, wurden gefangen genom¬ 
men." Die englische Uebersetzung verschweigt 
diesen Satz. Und selbst in der Lust darf es 
keine englische Niederlagen geben. Im letzten Ab¬ 
schnitt melden wir; „Im Luftkampf hatten unsere 
Flieger gute Erfolge. Ein Kampflieger schoß ein 
englisches Flugzeug westlich Cambrai ab." In der 
Uebersetzung ist das Wörtchen „englisch" gestrichen. 
So sehen unsere amtlichen deutschen Berichte in 
den englischen Zeitungen aus! , 
Keine Vorschüsse an Belgien. 
Der „Voss. Ztg. wird aus Brüssel gemeldet: Cs 
erregte großes Aufsehen, daß die englische Regierung 
sich geweig ert hat, der belgisch en Regieru ng 
in Havre weitere V o r s ch ü ss e zu leisten, und daß auch 
Frankreich sich ebenfalls ablehnend anssprach. Die 
englische Regierung will zwar 200 Millionen Franken 
hergeben, verlangt aber, da das Geld der belgischen 
Nationalbank schon verpfändet ist, die Verschreibung 
der künftigen belgischen Zolleinnahmen, (ctr. bln.) 
I 111 I’1H| HM——WB— 
Aus Feldpoftbrie?err. 
Tie Psalmen im Schützengraben. 
Ein Ersahreservist schreibt uns aus dem Schützengra¬ 
ben: „Als ich im Schützengraben zuerst die Psalmen 
las, kam es mir vor, als ob diese heiligen Lieder des 
alten Testamentes die Not und Sorge, aber auch die Er¬ 
bauung und Freude vorausgeahnt hätten, die uns Feld¬ 
graue nun seit Monaten erfüllen. Die Psalmen sind 
seitdem meine täglichen Gebete geworden. Wie oft habe 
ich in Stunden banger Erwartung, schwerer Gefahr, 
drohender Verzagtheit durch ein solches Gebet neue Kraft 
gewonnen. Und über die trostlose Einförmigkeit müh¬ 
seliger Tage und Wochen haben die Preislieder der 
Größe Gottes eine erhabene Weihe gebreitet. Wenn 
aber ein Sonntagmorgen über die stumpfe Eintönigkeit 
der Schützengrabenwelt- heraufzieht, dann 'schlage ich 
immer wieder Psalm 84 auf und jene Worte schmerz¬ 
licher Sehnsucht nach den Vorhöfen des Herrn führen 
mich im Geiste hin zum hohen Dome der Bonifatius- 
stadt und durch die Entbehrung erst wird es mir zur 
vollen Ueberzeugung: „Denn besser ist ein Tag in Dei¬ 
nen Vorhöfen als tausend sonst!" Die würdige Ueber¬ 
setzung und die tadellose technische Form dieser Ausgabe 
verdient besondere Anerkennung. Jeder Feldgraue wird 
in dem Büchlein eine echte Liebesgabe sehen. Vor allem 
werden nach meiner Ueberzeugung die zahlreichen jungen 
Krieger aus den gebildeten Kreisen die Psalmen als 
Quelle der Erbauung und des Trostes hoch Willkomm«! 
heißen." __ 
Fettarme Küche. 
; „Fettarme Ernährung" erzwingt die 
Kriegszeit. Ein großer Teil des Fettes, das wir in 
den letzten Jahren verzehrt haben, entstammte dem 
Auslände; sei es, dqß es direkt als solches eingefuhn 
wurde, oder daß wir unser scttlieserndes Vieh 
(Cchlveine, Milchkühe) mit eingesühnem Futter er¬ 
nähren mußten. 
Ter Anteil des Auslandes an dem reinen, als 
solches zur Verwendung kommenden Fett, also an 
Öelen, Butter und Schmalz, ist größer als der am 
Gesamtfett der Nahrung. Von diesen reinen Fetten 
dürften uns jetzt nicht mehr als 30—40 Gramm pro 
Kopf und Tag zur Verfügung stehen. Das reicht 
pber bei verständiaer WirtWrst aus, besonders wenn 
nßr KrißS Sßgen Basslanfl. 
/ Das Chaos in Wolhynien. 
Ein dänischer Kaufmann, der viele Jahre in 
Odessa ansässig war, hat kürzlich eine Reise nach Wol¬ 
hynien gemacht und ist jetzt aus Kiew in seine Heimat 
zurückgekehrt, Er schildert seine Reiseeindrücke wie 
folgt: 
Was ich in Wolhynien gesehen habe, übersteigt alle 
menschlichen Vorstellungen. Von Rowno bis Kiew 
eine einzige Wüstenei, nicht als Schutt und 
Trümmer. Fast kein einziger Landstrich, kein einziges 
Dorf ist unversehrt geblieben, die russischen Koiaken- 
hordcn haben erst alles geplündert und dann in Rauch 
und Flammen aufgehen lassen. Zum Teil stand das 
Getreide noch in Mandeln aus den Feldern, es wurde 
von den räuberischen Horden in Haufen geschichtet, mit 
Petroleum oder Benzin übergossen und angezundet. 
Ganze Wälder sind vernichtet worden, weite Waldge¬ 
biete ganz heruntergebrannt. Die Bäume zu beiden 
Seiten der Landstraßen sind heruntergeschlagen und die 
Straßen sind meilenweit mit den Stämmen verbarri¬ 
kadiert. Alles, was irgendwie für die Kriegssührung 
wertvoll sein könnte, wurde ins Innere Rußlands fort- 
geschafst. Die Einwohner haben meist nur das nackte 
Leben retten können, die Roheit der Zerstörer ließ ihnen 
keine Zeit, ihre Habseligkeiten mitzunehmen. Nament¬ 
lich die jüdische Bevölkerung hatte außerordentlich zu 
leiden. Oftmals wurden die jüdischen Flüchtlingsfa¬ 
milien unterwegs von den Kosaken angehalten, was sie 
mit sich führten, wurde ihnen abgenommen und sinn¬ 
los vernichtet. Die Straßen sind streckenweit wie 
besät mit verendeten Tieren. Das Vieh, das nicht in 
den Ställen verbrannt wurde, wurde ins Freie getrie¬ 
ben, wo es ohne Nahrung zu finden herumirrt, bis es 
elend zugrunde geht. Kiew ist überfüllt, die Stadt zählt 
jetzt mindestens dreimal soviel Menschen wie in nor¬ 
malen Zeiten. In allen Schulen und Kirchen, die nicht 
als Lazarette eingerichtet sind, ja sogar in den Warte¬ 
sälen der Bahnhöfe hausen die Flüchtlinge. Der Handel 
und Verkehr liegt vollständig still, die Preise der Nah¬ 
rungsmittel sind nur noch für wenig- erschwinglich. 
Die wenigen Läden, die noch offen sind, sind es auch nur 
drei bis vier Stunden am Tage. Der Betrieb der elek¬ 
trischen Straßenbahn ist vollständig eingestellt, die elek¬ 
trische Beleuchtung funktioniert nur ganz vereinzelt. 
Der Mangel an Brennmaterial macht sich immer mehr 
bemerkbar. Die Bevölkerung ist gänzlich mutlos. Kein 
Mensch glaubt noch den Beschwichtigungserklärungen 
der Regierung. Die Behörden räumen auch schon die 
Stadt. Alle möglichen Archive werden nach Pultawa 
und Kasan gebracht. Die Heiligtümer und Reliquien 
der Kirchen kommen in den Kreml nach Moskau. 
Ueberall machen sich, so schließt der Bericht, Zei¬ 
chen der Zersetzung bemerkbar. Ich glaube, der 
Augenblick ist nicht mehr fern, wo die innere Or¬ 
ganisation Rußlands zusammenbricht und das em¬ 
pörte und wütende Volk die jetzigen Machthaber vev' 
Nichten wird. Das Gespenst der Revolution sie! 
drohend im Hintergründe. :" : 
! M Krieg mit Italien 
lienifcher Kriegsbericht. 
' ' wtb S; .5. Okt. 1915. Im amtlichen Bericht von 
gestern abend heißt es: Je der Gegend des Stilfser 
Jochs dauert die Offensive unserer Truppen bei Eeve- 
dale inmitten von Eis und Schnee fort. Unsere Artil¬ 
lerie nahm gestern bei Sief eine feindliche Kolonne 
unter Feuer, die sich infolgedessen auflöste und einen 
großen Teil ihres Wagenparks zurückließ. In Kärnten 
und im Becken von Flitsch nahmen wir einige feind¬ 
einige feindliche Parwuillen gefangen. Ein ferndliches 
Wasserflugzeug warf zwei Bomben auf Corto Buso, 
ohne daß Schaden entstand. Eines unserer Flugzeuge 
bewarf mit sichtbarer Wirkung einige Ortschaften auf 
dem Karst, wo man die Anwesenheit höherer österrei¬ 
chischer Offiziere gemeldet hatte. 
Tie Verluste bei der Explosion des „VcnedAto 
, Brin". 
Lugano, 1. Okt. 1915. Die Explosion des Linien- 
schifses „Benedetto Brin" hat das Leben von 500 
Matrosen und 26 Offizieren gefordert. Es 
ist ausgeschlossen, daß die Reste des Schiffes noch in 
irgend einer Weise verwendet werden können, da 
sämtliche Mas chinenteile vollkommen 
z e r st ö r t sind. Die Meinungen über die Ursache 
dieses entsetzlichen Unglücks sind noch innrer geteilt. 
Man hält auch eine Selbstentzündung der Munition 
für möglich, da deren Beschaffenheit seit der schnel¬ 
len Entstehung der Munitionsfahriken sehr viel zu 
wünschen übrig läßt, was sich auch bereits im Ver¬ 
laufe der vergangenen Kriegsmonate gezeigt hat. 
(ctr. bln.) - 
Tex neue italienische Marineminister. , 
wtb Rom, 1. Okt. 1915. Amtlich wird gemel¬ 
det: Der König Unterzeichnete gestern ein Dekret, 
auch der Wohlhabende es sich zur Pflicht macht, seinen 
Fettverbrauch stark einzuschränken. — Tie physiologi- 
sche Forschung hat gelehrt, daß ein erheblicher Fett¬ 
gehalt der Nahrung zwar eine große Annehmlichkeit, 
aber keine Notwendigkeit ist. Es gibt in 
Südeuropa schwer arbeitende Volksschichten, in deren 
Tagesnahrung.nur 6 Gramm Fett enthalten sino. 
Voit, der Begründer unserer neueren Ernährungs¬ 
lehre, hat vor 50 Jahren auf Grund umfangreicher 
Erhebungen den Fettverzehr des kräftigen Arbeiters 
von 70 Kilogramm Gewicht auf 56 Gramm, wovon 
höchstens 52 Gramm verdaulich sind, berechnet. In 
den letzten 50 Jahren hat sich im Gefolge des wach¬ 
senden Wohlstandes der Fettverbrauch mehr als ver- 
doppelt. Schon hieraus ergibt sich, daß der Fett- 
Verbrauch weitgehend eingeschränkt werden darf, ohne 
daß die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer 
Bevölkerung dadurch herabgesetzt würde. Notwendig 
für die Erhaltung des Körpergewichts und der Ar- 
beitsfähigkeit ist nur, daß an Stelle des Fettes eine 
entsprechende Menge anderer leicht verdaulicher Nähr¬ 
stoffe ttitt. Als solche kommen nur die sogenannten 
Kohlenhydate, der Zucker, die Stärke und damit ver- 
wandte Stoffe in Betracht. Diese Ersatzstoffe des 
Fettes finden sich reichlich in allen Obstarten, in 
Rüben und ähnlichen Wurzelngewächsen, in den Kar. 
löffeln, den Mehlen der Getreidearten. Wenn diese 
Ersatzstoffe des Fettes ihre Aufgabe ganz erfüllen 
sollen, müssen sie uns in leicht verdaulicher und wohl- 
schmecke.K er Zubereitung dargeboten werden. Hier- 
durch erwachs en den Hausfrauen neue und unge¬ 
wohnte Aufgaben. Es gilt den Angehörigen die Ein- 
schränkung der Fettportion so wenig fühlbar als mög¬ 
lich zu machen. An die nicht mit Butter oder Schmalz 
bestrichene, aber in gewohnter Weise mit Wurst oder 
Käse belegte Brotschnitte wird man sich leicht ge¬ 
wöhnen. Den meisten wird auch der Ersatz des ein- 
fachen Butterbrotes beim ersten Frühstück durch Brot 
mit Honig und den billigen wohlschmeckenden Ersatz¬ 
mitteln des Honigs, oder mit Obstmus, Rübenkraut 
und dergl. keine Entbehrung bedeuten;- für die mei- 
sten Kinder wird dieser Ersatz sogar eine Erhöhung 
des Genusses darstellen. — Am schwierigsten, aber 
auch am wichtigsten wird es sein, in der Küche den 
Fettverbrauch ein zu schränken, ohne daß 
die Verdaulichkeit und der Wohlgeschmack der Spei- ! 
sen darunter leidet. Wie bei der Bereitung der ver- 1 
durch das der Vizeadmiral Camillo Corsi zum 
Marineminister ernannt wird. Ter neue Marine¬ 
minister leistete gestern im Hauptquartier den Eid 
in die Hände des Königs. 
Köln, 1. Okt. 1915. Nach einer Meldung der 
„Köln. Volksztg." aus Rom hängt de? Rücktritt des 
italienischen Marineministcrs, wir aus bester Quelle 
verlautet, tatsächlich mit politischen Grün¬ 
den zusammen. Der Admiral lehnte es ab, die 
italienische Flotte außerhalb der italienischen Ge¬ 
wässer zu verwenden, wie das im Plane der amt¬ 
lichen Abmachungen in England vorgesehen ist. Auch 
C a d o r n a hat sich bekanntlich mit Händen und 
Füßen dagegen gesträubt, an dem Kriege gegen die 
Türkei teilzunehmen, mußte schließlich aber dem 
übermächtigen Druck Englands sich beugen. Ter 
Marineminister hat, nachdem gegen ibn die Ent¬ 
scheidung gefallen war, als aufrechter Mann seinen 
Abschied genommen, $ . * 
Vom Balkan. 
>- -- 
Bulgarieus Absichten. 
Aus Bukarest meldet die „Telegraphen-Union": 
Großes Aufsehen erregen Erklärungen, die der 
Sofioter Korrespondent des „Adeverul" durch Ver¬ 
mittelung einer hohen bulgarischen Persönlichkeit 
vom Zaren Ferdinand erhalten haben will. 
Die Aeußerungen König Ferdinands betonen noch¬ 
mals, daß Bulgarien nicht die geringste kriegerische 
Absicht gegen Rumänien hege. Zar Ferdinand er¬ 
klärte weiter, daß die neue deutsch-österreichische Of¬ 
fensive gegen Serbien nur die zeitweilige Be- 
setzung des serbischen Donauufers 
bis zur bulgarischen Grenze bezwecke, 
um die Munitionstransporte nach der 
Türkei zu erleichtern. Rumänien könne darin 
keinen Grund zur Beunruhigung erkennen. Die 
Zcntralmächte beabsichtigen in keiner Weise, die Ge¬ 
gensätze auf dem Balkan zu verschärfen. Auch be¬ 
absichtige Bulgarien durchaus nicht, Serbien 
unter allen Umständen anzugreifen. 
Bulgarien ist überzeugt, daß es durch den naturge¬ 
mäßen Gang der Ereignisse die Erfüllung seiner 
nationalen Wünsche erhalten wird. Eine bedeutende 
Verschlimmerung der Lage würde allerdings in 
Aussicht stehen, wenn der Vierverband den Serben 
ein H i l f s ko r p s senden würde, da sich Bulgarien 
dann für immer von der Erfüllung seiner Wünsche 
abgedrängt sehen und gezwungen sein würde, eine 
Entscheidung herbeizuführen, (ctr. bln.) 
Erklärung Veniselos in der Kammer. 
Aus Mailand melden die Schweizer Blätter: Die 
Zeitungen berichten aus A t h e n: In der griechischen 
Kammer gab Veniselos heute (am 30. Septbr.) 
eine kurze Erklärung ab und wies auf das Ende der 
Ministerkrisis hin. Er erklärte, daß er mit neutralen 
Absichten die Regierung übernommen habe. Nun sei 
aber durch die bulgarische Mobilmachung die Lage 
vollständig getrübt worden. Es sei notwendig ge¬ 
wesen, daß "der bulgarischen die griechische Mobili¬ 
sation folgte. Er schloß: „Radoslawow hat erklärt, 
daß dir bulgarische Mobilmachung kernen aggressiven 
Zweck verfolge, weder gegen Griechenland noch gegen 
Serbien, sondern nur den Zweck habe, die bewaffnete 
Neutralität zu bewahren. Wenn dies die Absichten 
Bulgariens sind, so muß auch die griechische Mobili- 
satton in diesem, ;ede aggressive Absicht ausschließen¬ 
den Sinne ausgrlegt werden. Das griechische Volk 
wird auch bei dieser Gelegenheit seine Pflicht zu er¬ 
füllen wissen." Die Regierung werde sich glücklich 
fühlen, wenn die Lage sich so gestalte, daß die Mobili¬ 
sation wieder rückgängig gemacht werden könne. G u- 
n a r i s, der Vorgänger Veniselos, schloß sich im Na¬ 
men der Opposition den Erklärungen des Minister. 
Präsidenten an. Der Finanzminister forderte einen 
K r e d i t von 150 Millionen, (ctr. fft.) 
Der TQrkenkrieo. 
Die Niederlage der Engländer in Süd¬ 
arabien. 
wtb Konstantinopel, 30. Sept. 1915. hingehende 
amtliche Berichte über die Einnahme der Stadt La- 
hadsch in Südarabien schildern die der. Einnahme 
vorangegangenen Kämpfe als äußerst erbittert. Re¬ 
guläre osmanische Truppen eröffneten am 4. Juli 
morgens den Kampf, der bis zum Sonnenuntergang 
dauerte. Ter Feind zog sich darauf auf feine 
zweite Linie zurück. Gegen 10 Uhr abends 
wich er bis an und in die Stadt zurück. Nach erbit¬ 
tertem Straßenkampf, in dem der Kolben die Haupt- 
schiedenen Gerichte große Ersparnis an Fett ohne 
Beeinträchtigung des Geschmackes möglich sind, wird 
in der von Frau H, Hehl und Geh.-Rat N. Zuntz 
verfaßter) Flugschrift Nr. 9 „Die settarme Küche" 
ausführlich behandelt, dje durch Behörden, Frauenver¬ 
eine uw. auch in größeren Mengen kostenlos von der 
Verlagsabteilung der Zentral - Einkaufsgesellschaft, 
Berlin W. 8, zu beziehen ist. 
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. N. Zuntz. 
— Oelersparnis. Um eine ipa^ame Kna-e zu 
führen und doch schmackhaft zu kochen, bedarf es vor 
allem guter Zutaten. Man kann sich diese oft mit 
geringen Mitteln beschaffen und dadurch den Speisen 
einen Wohlgeschmack verleihen, der überrascht. Eines 
unserer Nachbarvölker, mit dem wir heute die 
Waffen kreuzen, ist bekannt durch seine vorzüglichen 
Salate, deren Zubereitung dort vielfach mit förm¬ 
licher Zärtlichkeit behandelt wird; es besteht unter 
den Bürgerfamilien oft geradezu ein Wettkampf in 
der wohlschmeckenden Zubereitung dieser beliebten 
Speise. Und worin besteht das Geheimnis ? Haupt¬ 
sächlich im Essig und dessen Herrichtung. Mit einem 
gut hergerichteten Essig kann man Salate sogar ohne 
Oel oder sonstige Fettzutaten wohlschmeckend zube¬ 
reiten, was bei den jetzigen unerschwinglichen Oel- 
und Fettpreisen gewiß beherzigenswert ist. Einen 
solchen Essig bereitet man z. B. in folgender Weise 
um weniges Geld: Man legt in einen Steintopf, 
der 5 Liter hält, für 25 Pfg. frische Estragonblätter, 
die man vorher 5—6 Stunden an der Luft ge¬ 
trocknet bat, sowie 30 Pfefferkörner, 20 frische ge¬ 
schälte Chalotten und eine Hand voll Meerfenchel. 
Darüber gießt man 5 Liter kochenden Essig, deckt 
einen Deckel darauf und läßt es an einem kühlen 
Ort 8 Tage lang stehen. Tann siebt man den 
Essig klar durch, füllt ihn in Flaschen und verkorkt 
ihn gut. Man kann den Essig auch kalt darüber 
gießen, muß ihn dann aber 6 Wochen lang auf 
den Kräutern ziehen lassen. Mit solchem Essig läßt 
sich nicht allein Kartoffel-, Gurken- und Kopf alat 
mit wenig oder sogar ohne Oel schmackhaft bereiten, 
es läßt sich dieser Essig auch zum Einmachen, na¬ 
mentlich der Gurken, vorzüglich verwenden. 
— Wie verpackt man Feldpostsendungen? Feld- 
postfendungen (Päckchen) mit frischem Obst, Butter, 
Honig, Eiern, Marmelade usw. müssen so dauerhaft 
verpackt Ein, daß der Inhalt vor Verlust und Beschä- 
sache war, zog der Feind sich gegen Aden 
zurück. Einige der Schanzwerke wurden von der 
türkischen Artillerie vernichtet, wobei ein Brand ent. 
stand. Dann wurde die Stadt gänzlich besetzt. Vier 
Inder und ein Offizier wurden gefangen. Erbeu¬ 
tet wurden 4 Schnellfeuergeschütze und 5 Ma¬ 
schinengewehre, 9 Automobile und anderes Kriegs¬ 
material. Tie feindlichen Verluste durch Durst und 
Sonnenstich waren sehr groß. Mehr als 200 Leichen 
wurden auf der Straße gefunden. Gefangene eng¬ 
lische Fliegeroffizicre bestätigen, daß' unter den in¬ 
dischen Truppen ein Aufstand ausge¬ 
brochen ist. Dadurch und durch die feindliche Hal¬ 
tung der Stämme in Bassora, sei die Lage der Eng¬ 
länder in Irak sehr schwierig geworden. Tie Offi¬ 
ziere loben die Haltung der Türken ihnen gegenüber. 
Vom See- and Ue&erceeKflw. 
Der It-Booi-Krre§. 
wtb’ Mandat, 1. Oktober 1915. Die Bark 
„Actie" aus Krageroe, mit einer Ladung Gruben¬ 
holz von Krageroe nach Leith unterwegs, ist am 
Mittwoch von einem deutschen Unterseeboot 20 
Seemeilen südlich von Kap Lindesnaes in Brand 
gesteckt worden. Das Unterseeboot schleppte ein 
Boot mit der aus elf Mann bestehenden Besatzung 
nach der Küste bei Kap Lindesnaes. 
Wie viele deutsche Unterseeboote sind versenkt? 
wtb London, 1. Okt. 1915. Das Reutec-Burcau 
meldet: Im Unterh-ause antwortete Balfour 
auf die Frage, wie viele deutsche Unterseeboote ver¬ 
senkt worden seien, er verstehe die Neugierde des 
Fragestellers und sei überzeugt, daß die bloße Fest¬ 
stellung über die.Zerstörung deutscher Unterseeboote 
dem Feinde keine wertvollen Aufschlüsse geben würde, 
aber die Kenntnis von der Versenkung deutscher 
Unterseeboote habe verschiedene Grade, von der unbe¬ 
dingten Gewißheit bis zur Vermutung einer 
Möglichkeit (!!) (Beifall und Gelächter)." Solche 
Tatsachen sind zu statisttschen Feststellungen ungeeig¬ 
net. Wenn die Admiralität sich auf die Fälle der un¬ 
bedingten Gewißheit beschränkte, würde sie hinter der 
Wahrheit Zurückbleiben," und wenn sie jede Möglich-- 
feit einschlösse, würde sie übertreiben. 
Ein neues englisches Minenfeld. 
wtb. Rotterdam, 1. Okt. 1915. Maasbode er-! 
fährt, daß die englische Admiralität ein neues 
Minenfeld angelegt hat, über das noch nichts, 
näheres bekannt ist. r ’f v 
Mißstimmung über die Vierverbandsanleihe 
in der Union. 
wtb Newyork, den 1. Okt. 1915. Entgegen an¬ 
derslautenden Meldungen kann festgestellt werden, 
daß deutsch-amerikanische Vankkreise 
öffentlich keinen Teil der englisch-französischen An¬ 
leihe übernommen haben. Die Anleihestimmung ist 
namentlich im Westen nicht sehr begeistert. Die Hearst- 
schen Blätter bekämpfen die Anleihe iu seitenlangen 
Leitartikeln. Eine unter Mitwirkung der American 
Truth Society veranstaltete Versammlung von 3000 
Depositenglänbigern der Banken erhob Einspruch 
gegen die Anleihe und bezeichnete sie als Unklug und 
gefährlich vom geschäftlichen und nationalen Stand¬ 
punkt aus. .j'P-'-/ 
Fel-marschall Hlnderivurg. 
Der 2. Oktober ist der Geburtstag unseres Feld¬ 
marschalls v. Hindenburg, der an diesem Tage in sein 
68. Lebensjahr eintritt. Es würde vielleicht nicht 
dem Persönlichen Geschmack des Feldmarschalls ent¬ 
sprechen, wollte man aus seinem Wiegenfest in diesen 
schweren Zeiten eine große Sache machen oder sich 
gar daran geben, seine Verdienste zu würdigen. 
Aber das wird uns niemand verwehren, seiner an 
diesem Tage besonders herzlich zu gedenken. In ihm 
ist dem deutschen Volke ein neuer Schlachtendxnker 
und Schlachtenlenker von unverkennbarem Gottes- 
gnadentum erstanden, groß und mächtig in Idee 
und Tat, wie es die übergewaltigen Aufgaben der 
Weltkriegführung. Bis zum Ausbruch des großen 
Krieges dem deutschen Volke so gut wie unbekannt, 
in stiller Zurückgezogenheit lebend, als der Feind 
schon sengend und brennend über unseri: Ostmark 
herfiel, ward er mit einem Schlage der gefeiertste 
und volkstümlichste Feldherr, als er, dem Ruf des 
Kaisers folgend, mit niegesehener Wucht die in Ost-' 
Preußen eingedrungenen Russenheere zermalmte und 
den Feind aus dem Lande warf. 
digung geschützt ist und daß im Falle der Bcschädi-! 
gung andere Sendungen nicht in Mitleidenschaft ge¬ 
zogen werden. Trotz wiederholter Hinweise finden 
diese Erfordernisse noch immer nicht die gehörig, 
Beachtung, nach wie vor müsien zahlreiche Päckchen 
mit solchen Lebensmitteln infolge ungenügender Ver¬ 
packung von der Weiterbeförderung ausgeschlossen 
werden. Viele Pappkästen könnne den Einflüssen von 
außen (Druck, Stoß, Reibung) während der Beförde¬ 
rung nicht standhalten, sie werden in den Briefsäcken 
zerquetscht, zerreißen oder lösen sich auf, so daß der 
Inhalt zerbricht, herausfällt oder ausläuft und die 
ganze Sendung wertlos wird. Frisches weiches Obst 
(Birnen, Pflaumen, Pfirsiche, Weintrauben), ebenso 
rohe Eier sind am besten überhaupt nicht ins Feld 
zu schicken; die Möglichkeit, solche Genußmittel wider¬ 
standsfähig zu verpacken, wird meist schon an der 
Rücksicht scheitern, die auf das Gesamtgewicht der 
Sendung zu nehmen ist. Honig und andere flüssige 
und halbflüssige oder leicht schmelzbare Genußmittel 
dürfen nur in Blechbehältern mit fest schließenden 
Deckeln versandt werden. Blechbüchsen mit Druck¬ 
verschluß sind, wie die Erfahrung gelehrt hat, unge¬ 
eignet, weil sie gegen Druck und Stoß nicht genügend 
widerstandsfähig sind und an den Teckelnähten Fench- 
ttgkeit durchlassen. Derartige Hartpapierdosen mit 
Marmeladen müssen in gut vreschnürten Pappkästen 
mit Wellpappeinlagen verpackt und verschickt werden. 
Wenn Oelpapier als Umhüllung einer Feldpostsen¬ 
dung verwandt wird, so darf die Aufschrift nicht auf 
die Umhüllung aufgeklebt werden, sondern ist auf ihr 
ungeachtet der sich dabei ergebenden Schwierigkeiten 
mit Tinte deutlich niederzuschreiben. Aufgeklebtr 
Aufschriften haften auf Oelvapür nur selten fest ge¬ 
nug, in den weitaus meisten Fällen fallen sie ab. 
Werden sie nicht wieder aufgefunden, sind die Sen¬ 
dungen herrenlos. Vielfach ist es auch nicht möglich, 
abgefallene Aufschriften Mit den richtigen Sendungen 
wieder zu vereinigen. Mit den gewöbnlich verwen¬ 
deten Klebstoffen" können auch Slusschriiizettel auf 
Blech nicht dauerhaft befestigt werden. ES empfiehlt 
sich daher, Blechdosen mit festem Papier m umhül¬ 
len und gut zu umschnüren. Die Postansialten sind 
angewiesen, alle Feldpostsendungen, deren Verpak- 
kung den Erfordernissen der Sicherheit nicht ent¬ 
spricht, von der Annahme und Beförderung unbe¬ 
dingt auszuschließen.
	        
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