Mve, Reserve und Landwehr, hielten sich über alles
-ob erhaben. Die französischen Toten lie-
lenreihenweisein solchen Massen vor unserer
Front, daß unsere Leute in der Dämmerung glaub¬
ten, neu aufgeworfene Brustwehren des Feindes vor
sich zu sehen. Der gefangene Kommandeur eines
Regimentes sagte aus, daß er allein 2000 Mann ver¬
loren habe, daß sein Regiment vernichtet
sei. Tenn trotz heftiger Bemühungen gelang es den
Franzosen nicht, unsere Batterien zum Schweigen zu
bringen, und als ihre K a v a l l e r i e, die zum Nach¬
stoß durch die erhoffte Lücke bereit stand, sich in vor¬
eiliger Siegeszuversicht zeigte, wurde sie von unserer
Artillerie und Infanterie vernichtet. Unter den
Gefangenen der Front zwischen Auberive und den
Argonnen sind Angehörige von 29 französischen Di¬
visionen festgestellt. Die Leute sagten selbst aus, daß
einzelne ihrer Trrippenteile beim großen Vorstoß
nahezu aufgerieben wurden, (ctr. bin.) v*
' Ter Ruf nach Munition.
Aus Amsterdam meldet das „Berl. Tagebl."; In
einer Unterredung erklärte der Unterstaatssekretär
des französischen Kriegsministeriums, die Erfolge in
der Champagne hätten gezeigt, daß der einzige
Weg, den Feind zu bekämpfen, der sei, unge¬
heuere Mengen von Granaten auf seine
Front zu schleudern. Um die Bedürfnisse der Ar-
Merie zu befriedigen, müsse die gesamte Industrie
der Alliierten die höchste Kraftanstrengung entfalten.
Wir werden, sagt Thomas, noch viele befestigte Stel¬
lungen mit Granaten überschütten müsien, ehe wir
die deutsche Grenze erreicht haben und der Sieg
ynser ist. (ctr. bln.)
Wie die Engländer unsere amtlichen Berichte
fälschen.
In den englischen Blättern prangen jetzt in
Sperrdruck und unter vielen hosfnungsfrohen Ueber-
schriften die amtlichen englischen und französischen
Berichte über die Ereignisse der letzten Tage an der
Westfront; dahinter bescheiden in gewöhnlicher Schrift
die amtlichen deutschen Berichte, von Reuter der
Presse übermittelt. „Schon gut," denkt der schlichte
Leser; „mögen sie unsere Nachrichten immerhin in die
Ecke stellen und unauffällig machen; sie bringen sie
doch wenigstens, und wer unter den Engländern will,
"ann auch unsere Darstellung der Ereignisse kennen
lernen." Der Gute kennt die Engländer schlecht.
Denn diese amtlichen deutschen Berichte sind
in der englischen Uebersetzung gefälscht, d. h., es
sind wesentliche Teile von chnen fortgelassen worden.
Der Nachweis wird in der „Köln. Ztg." geführt.
Der erste Abschnitt des deutschen Berichts vom
26. September handelt von dem Angriff englischer
Schiffe auf Seebrügge und meldet darüber; „Sie
hatten keinen Erfolg. Nachdem ein Schiff ge¬
sunken und zwei andere beschädigt
waren, zogen sie sich zurück." Der zweite
(hier gesperrte) Satz fehlte in der Wiedergabe der
englischen Blätter vom 27. September; wie so häufig
schon, werden auch jetzt die Schiffsverluste dem eng¬
lischen Publikum verheimlicht. Aber auch in die
Freude über den erfolgreichen Vorstoß zu Lande darf
. kein Schatten fallen. Ter Schluß des zweiten Ab¬
schnittes des deutschen Berichts meldet: „Wir haben
hier über 1000 Gefangene, darunter einen
«nglischen Brigadekommandeur und meh¬
rere Offiziere, gemacht und zehn Maschinen¬
gewehre erbeutet." In der englischen Ueber¬
setzung wird dieser Satz unterschlagen. Was
den Engländern aber recht ist, ist den verbündeten
Franzosen billig. Ter dritte Abschnitt des deutschen
Berichts, der von dem Vorstoß in der Champagne
handelt, schließt: „Mehr als 3750 Franzosen, darun¬
ter 39 Offiziere, wurden gefangen genom¬
men." Die englische Uebersetzung verschweigt
diesen Satz. Und selbst in der Lust darf es
keine englische Niederlagen geben. Im letzten Ab¬
schnitt melden wir; „Im Luftkampf hatten unsere
Flieger gute Erfolge. Ein Kampflieger schoß ein
englisches Flugzeug westlich Cambrai ab." In der
Uebersetzung ist das Wörtchen „englisch" gestrichen.
So sehen unsere amtlichen deutschen Berichte in
den englischen Zeitungen aus! ,
Keine Vorschüsse an Belgien.
Der „Voss. Ztg. wird aus Brüssel gemeldet: Cs
erregte großes Aufsehen, daß die englische Regierung
sich geweig ert hat, der belgisch en Regieru ng
in Havre weitere V o r s ch ü ss e zu leisten, und daß auch
Frankreich sich ebenfalls ablehnend anssprach. Die
englische Regierung will zwar 200 Millionen Franken
hergeben, verlangt aber, da das Geld der belgischen
Nationalbank schon verpfändet ist, die Verschreibung
der künftigen belgischen Zolleinnahmen, (ctr. bln.)
I 111 I’1H| HM——WB—
Aus Feldpoftbrie?err.
Tie Psalmen im Schützengraben.
Ein Ersahreservist schreibt uns aus dem Schützengra¬
ben: „Als ich im Schützengraben zuerst die Psalmen
las, kam es mir vor, als ob diese heiligen Lieder des
alten Testamentes die Not und Sorge, aber auch die Er¬
bauung und Freude vorausgeahnt hätten, die uns Feld¬
graue nun seit Monaten erfüllen. Die Psalmen sind
seitdem meine täglichen Gebete geworden. Wie oft habe
ich in Stunden banger Erwartung, schwerer Gefahr,
drohender Verzagtheit durch ein solches Gebet neue Kraft
gewonnen. Und über die trostlose Einförmigkeit müh¬
seliger Tage und Wochen haben die Preislieder der
Größe Gottes eine erhabene Weihe gebreitet. Wenn
aber ein Sonntagmorgen über die stumpfe Eintönigkeit
der Schützengrabenwelt- heraufzieht, dann 'schlage ich
immer wieder Psalm 84 auf und jene Worte schmerz¬
licher Sehnsucht nach den Vorhöfen des Herrn führen
mich im Geiste hin zum hohen Dome der Bonifatius-
stadt und durch die Entbehrung erst wird es mir zur
vollen Ueberzeugung: „Denn besser ist ein Tag in Dei¬
nen Vorhöfen als tausend sonst!" Die würdige Ueber¬
setzung und die tadellose technische Form dieser Ausgabe
verdient besondere Anerkennung. Jeder Feldgraue wird
in dem Büchlein eine echte Liebesgabe sehen. Vor allem
werden nach meiner Ueberzeugung die zahlreichen jungen
Krieger aus den gebildeten Kreisen die Psalmen als
Quelle der Erbauung und des Trostes hoch Willkomm«!
heißen." __
Fettarme Küche.
; „Fettarme Ernährung" erzwingt die
Kriegszeit. Ein großer Teil des Fettes, das wir in
den letzten Jahren verzehrt haben, entstammte dem
Auslände; sei es, dqß es direkt als solches eingefuhn
wurde, oder daß wir unser scttlieserndes Vieh
(Cchlveine, Milchkühe) mit eingesühnem Futter er¬
nähren mußten.
Ter Anteil des Auslandes an dem reinen, als
solches zur Verwendung kommenden Fett, also an
Öelen, Butter und Schmalz, ist größer als der am
Gesamtfett der Nahrung. Von diesen reinen Fetten
dürften uns jetzt nicht mehr als 30—40 Gramm pro
Kopf und Tag zur Verfügung stehen. Das reicht
pber bei verständiaer WirtWrst aus, besonders wenn
nßr KrißS Sßgen Basslanfl.
/ Das Chaos in Wolhynien.
Ein dänischer Kaufmann, der viele Jahre in
Odessa ansässig war, hat kürzlich eine Reise nach Wol¬
hynien gemacht und ist jetzt aus Kiew in seine Heimat
zurückgekehrt, Er schildert seine Reiseeindrücke wie
folgt:
Was ich in Wolhynien gesehen habe, übersteigt alle
menschlichen Vorstellungen. Von Rowno bis Kiew
eine einzige Wüstenei, nicht als Schutt und
Trümmer. Fast kein einziger Landstrich, kein einziges
Dorf ist unversehrt geblieben, die russischen Koiaken-
hordcn haben erst alles geplündert und dann in Rauch
und Flammen aufgehen lassen. Zum Teil stand das
Getreide noch in Mandeln aus den Feldern, es wurde
von den räuberischen Horden in Haufen geschichtet, mit
Petroleum oder Benzin übergossen und angezundet.
Ganze Wälder sind vernichtet worden, weite Waldge¬
biete ganz heruntergebrannt. Die Bäume zu beiden
Seiten der Landstraßen sind heruntergeschlagen und die
Straßen sind meilenweit mit den Stämmen verbarri¬
kadiert. Alles, was irgendwie für die Kriegssührung
wertvoll sein könnte, wurde ins Innere Rußlands fort-
geschafst. Die Einwohner haben meist nur das nackte
Leben retten können, die Roheit der Zerstörer ließ ihnen
keine Zeit, ihre Habseligkeiten mitzunehmen. Nament¬
lich die jüdische Bevölkerung hatte außerordentlich zu
leiden. Oftmals wurden die jüdischen Flüchtlingsfa¬
milien unterwegs von den Kosaken angehalten, was sie
mit sich führten, wurde ihnen abgenommen und sinn¬
los vernichtet. Die Straßen sind streckenweit wie
besät mit verendeten Tieren. Das Vieh, das nicht in
den Ställen verbrannt wurde, wurde ins Freie getrie¬
ben, wo es ohne Nahrung zu finden herumirrt, bis es
elend zugrunde geht. Kiew ist überfüllt, die Stadt zählt
jetzt mindestens dreimal soviel Menschen wie in nor¬
malen Zeiten. In allen Schulen und Kirchen, die nicht
als Lazarette eingerichtet sind, ja sogar in den Warte¬
sälen der Bahnhöfe hausen die Flüchtlinge. Der Handel
und Verkehr liegt vollständig still, die Preise der Nah¬
rungsmittel sind nur noch für wenig- erschwinglich.
Die wenigen Läden, die noch offen sind, sind es auch nur
drei bis vier Stunden am Tage. Der Betrieb der elek¬
trischen Straßenbahn ist vollständig eingestellt, die elek¬
trische Beleuchtung funktioniert nur ganz vereinzelt.
Der Mangel an Brennmaterial macht sich immer mehr
bemerkbar. Die Bevölkerung ist gänzlich mutlos. Kein
Mensch glaubt noch den Beschwichtigungserklärungen
der Regierung. Die Behörden räumen auch schon die
Stadt. Alle möglichen Archive werden nach Pultawa
und Kasan gebracht. Die Heiligtümer und Reliquien
der Kirchen kommen in den Kreml nach Moskau.
Ueberall machen sich, so schließt der Bericht, Zei¬
chen der Zersetzung bemerkbar. Ich glaube, der
Augenblick ist nicht mehr fern, wo die innere Or¬
ganisation Rußlands zusammenbricht und das em¬
pörte und wütende Volk die jetzigen Machthaber vev'
Nichten wird. Das Gespenst der Revolution sie!
drohend im Hintergründe. :" :
! M Krieg mit Italien
lienifcher Kriegsbericht.
' ' wtb S; .5. Okt. 1915. Im amtlichen Bericht von
gestern abend heißt es: Je der Gegend des Stilfser
Jochs dauert die Offensive unserer Truppen bei Eeve-
dale inmitten von Eis und Schnee fort. Unsere Artil¬
lerie nahm gestern bei Sief eine feindliche Kolonne
unter Feuer, die sich infolgedessen auflöste und einen
großen Teil ihres Wagenparks zurückließ. In Kärnten
und im Becken von Flitsch nahmen wir einige feind¬
einige feindliche Parwuillen gefangen. Ein ferndliches
Wasserflugzeug warf zwei Bomben auf Corto Buso,
ohne daß Schaden entstand. Eines unserer Flugzeuge
bewarf mit sichtbarer Wirkung einige Ortschaften auf
dem Karst, wo man die Anwesenheit höherer österrei¬
chischer Offiziere gemeldet hatte.
Tie Verluste bei der Explosion des „VcnedAto
, Brin".
Lugano, 1. Okt. 1915. Die Explosion des Linien-
schifses „Benedetto Brin" hat das Leben von 500
Matrosen und 26 Offizieren gefordert. Es
ist ausgeschlossen, daß die Reste des Schiffes noch in
irgend einer Weise verwendet werden können, da
sämtliche Mas chinenteile vollkommen
z e r st ö r t sind. Die Meinungen über die Ursache
dieses entsetzlichen Unglücks sind noch innrer geteilt.
Man hält auch eine Selbstentzündung der Munition
für möglich, da deren Beschaffenheit seit der schnel¬
len Entstehung der Munitionsfahriken sehr viel zu
wünschen übrig läßt, was sich auch bereits im Ver¬
laufe der vergangenen Kriegsmonate gezeigt hat.
(ctr. bln.) -
Tex neue italienische Marineminister. ,
wtb Rom, 1. Okt. 1915. Amtlich wird gemel¬
det: Der König Unterzeichnete gestern ein Dekret,
auch der Wohlhabende es sich zur Pflicht macht, seinen
Fettverbrauch stark einzuschränken. — Tie physiologi-
sche Forschung hat gelehrt, daß ein erheblicher Fett¬
gehalt der Nahrung zwar eine große Annehmlichkeit,
aber keine Notwendigkeit ist. Es gibt in
Südeuropa schwer arbeitende Volksschichten, in deren
Tagesnahrung.nur 6 Gramm Fett enthalten sino.
Voit, der Begründer unserer neueren Ernährungs¬
lehre, hat vor 50 Jahren auf Grund umfangreicher
Erhebungen den Fettverzehr des kräftigen Arbeiters
von 70 Kilogramm Gewicht auf 56 Gramm, wovon
höchstens 52 Gramm verdaulich sind, berechnet. In
den letzten 50 Jahren hat sich im Gefolge des wach¬
senden Wohlstandes der Fettverbrauch mehr als ver-
doppelt. Schon hieraus ergibt sich, daß der Fett-
Verbrauch weitgehend eingeschränkt werden darf, ohne
daß die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer
Bevölkerung dadurch herabgesetzt würde. Notwendig
für die Erhaltung des Körpergewichts und der Ar-
beitsfähigkeit ist nur, daß an Stelle des Fettes eine
entsprechende Menge anderer leicht verdaulicher Nähr¬
stoffe ttitt. Als solche kommen nur die sogenannten
Kohlenhydate, der Zucker, die Stärke und damit ver-
wandte Stoffe in Betracht. Diese Ersatzstoffe des
Fettes finden sich reichlich in allen Obstarten, in
Rüben und ähnlichen Wurzelngewächsen, in den Kar.
löffeln, den Mehlen der Getreidearten. Wenn diese
Ersatzstoffe des Fettes ihre Aufgabe ganz erfüllen
sollen, müssen sie uns in leicht verdaulicher und wohl-
schmecke.K er Zubereitung dargeboten werden. Hier-
durch erwachs en den Hausfrauen neue und unge¬
wohnte Aufgaben. Es gilt den Angehörigen die Ein-
schränkung der Fettportion so wenig fühlbar als mög¬
lich zu machen. An die nicht mit Butter oder Schmalz
bestrichene, aber in gewohnter Weise mit Wurst oder
Käse belegte Brotschnitte wird man sich leicht ge¬
wöhnen. Den meisten wird auch der Ersatz des ein-
fachen Butterbrotes beim ersten Frühstück durch Brot
mit Honig und den billigen wohlschmeckenden Ersatz¬
mitteln des Honigs, oder mit Obstmus, Rübenkraut
und dergl. keine Entbehrung bedeuten;- für die mei-
sten Kinder wird dieser Ersatz sogar eine Erhöhung
des Genusses darstellen. — Am schwierigsten, aber
auch am wichtigsten wird es sein, in der Küche den
Fettverbrauch ein zu schränken, ohne daß
die Verdaulichkeit und der Wohlgeschmack der Spei- !
sen darunter leidet. Wie bei der Bereitung der ver- 1
durch das der Vizeadmiral Camillo Corsi zum
Marineminister ernannt wird. Ter neue Marine¬
minister leistete gestern im Hauptquartier den Eid
in die Hände des Königs.
Köln, 1. Okt. 1915. Nach einer Meldung der
„Köln. Volksztg." aus Rom hängt de? Rücktritt des
italienischen Marineministcrs, wir aus bester Quelle
verlautet, tatsächlich mit politischen Grün¬
den zusammen. Der Admiral lehnte es ab, die
italienische Flotte außerhalb der italienischen Ge¬
wässer zu verwenden, wie das im Plane der amt¬
lichen Abmachungen in England vorgesehen ist. Auch
C a d o r n a hat sich bekanntlich mit Händen und
Füßen dagegen gesträubt, an dem Kriege gegen die
Türkei teilzunehmen, mußte schließlich aber dem
übermächtigen Druck Englands sich beugen. Ter
Marineminister hat, nachdem gegen ibn die Ent¬
scheidung gefallen war, als aufrechter Mann seinen
Abschied genommen, $ . *
Vom Balkan.
>- --
Bulgarieus Absichten.
Aus Bukarest meldet die „Telegraphen-Union":
Großes Aufsehen erregen Erklärungen, die der
Sofioter Korrespondent des „Adeverul" durch Ver¬
mittelung einer hohen bulgarischen Persönlichkeit
vom Zaren Ferdinand erhalten haben will.
Die Aeußerungen König Ferdinands betonen noch¬
mals, daß Bulgarien nicht die geringste kriegerische
Absicht gegen Rumänien hege. Zar Ferdinand er¬
klärte weiter, daß die neue deutsch-österreichische Of¬
fensive gegen Serbien nur die zeitweilige Be-
setzung des serbischen Donauufers
bis zur bulgarischen Grenze bezwecke,
um die Munitionstransporte nach der
Türkei zu erleichtern. Rumänien könne darin
keinen Grund zur Beunruhigung erkennen. Die
Zcntralmächte beabsichtigen in keiner Weise, die Ge¬
gensätze auf dem Balkan zu verschärfen. Auch be¬
absichtige Bulgarien durchaus nicht, Serbien
unter allen Umständen anzugreifen.
Bulgarien ist überzeugt, daß es durch den naturge¬
mäßen Gang der Ereignisse die Erfüllung seiner
nationalen Wünsche erhalten wird. Eine bedeutende
Verschlimmerung der Lage würde allerdings in
Aussicht stehen, wenn der Vierverband den Serben
ein H i l f s ko r p s senden würde, da sich Bulgarien
dann für immer von der Erfüllung seiner Wünsche
abgedrängt sehen und gezwungen sein würde, eine
Entscheidung herbeizuführen, (ctr. bln.)
Erklärung Veniselos in der Kammer.
Aus Mailand melden die Schweizer Blätter: Die
Zeitungen berichten aus A t h e n: In der griechischen
Kammer gab Veniselos heute (am 30. Septbr.)
eine kurze Erklärung ab und wies auf das Ende der
Ministerkrisis hin. Er erklärte, daß er mit neutralen
Absichten die Regierung übernommen habe. Nun sei
aber durch die bulgarische Mobilmachung die Lage
vollständig getrübt worden. Es sei notwendig ge¬
wesen, daß "der bulgarischen die griechische Mobili¬
sation folgte. Er schloß: „Radoslawow hat erklärt,
daß dir bulgarische Mobilmachung kernen aggressiven
Zweck verfolge, weder gegen Griechenland noch gegen
Serbien, sondern nur den Zweck habe, die bewaffnete
Neutralität zu bewahren. Wenn dies die Absichten
Bulgariens sind, so muß auch die griechische Mobili-
satton in diesem, ;ede aggressive Absicht ausschließen¬
den Sinne ausgrlegt werden. Das griechische Volk
wird auch bei dieser Gelegenheit seine Pflicht zu er¬
füllen wissen." Die Regierung werde sich glücklich
fühlen, wenn die Lage sich so gestalte, daß die Mobili¬
sation wieder rückgängig gemacht werden könne. G u-
n a r i s, der Vorgänger Veniselos, schloß sich im Na¬
men der Opposition den Erklärungen des Minister.
Präsidenten an. Der Finanzminister forderte einen
K r e d i t von 150 Millionen, (ctr. fft.)
Der TQrkenkrieo.
Die Niederlage der Engländer in Süd¬
arabien.
wtb Konstantinopel, 30. Sept. 1915. hingehende
amtliche Berichte über die Einnahme der Stadt La-
hadsch in Südarabien schildern die der. Einnahme
vorangegangenen Kämpfe als äußerst erbittert. Re¬
guläre osmanische Truppen eröffneten am 4. Juli
morgens den Kampf, der bis zum Sonnenuntergang
dauerte. Ter Feind zog sich darauf auf feine
zweite Linie zurück. Gegen 10 Uhr abends
wich er bis an und in die Stadt zurück. Nach erbit¬
tertem Straßenkampf, in dem der Kolben die Haupt-
schiedenen Gerichte große Ersparnis an Fett ohne
Beeinträchtigung des Geschmackes möglich sind, wird
in der von Frau H, Hehl und Geh.-Rat N. Zuntz
verfaßter) Flugschrift Nr. 9 „Die settarme Küche"
ausführlich behandelt, dje durch Behörden, Frauenver¬
eine uw. auch in größeren Mengen kostenlos von der
Verlagsabteilung der Zentral - Einkaufsgesellschaft,
Berlin W. 8, zu beziehen ist.
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. N. Zuntz.
— Oelersparnis. Um eine ipa^ame Kna-e zu
führen und doch schmackhaft zu kochen, bedarf es vor
allem guter Zutaten. Man kann sich diese oft mit
geringen Mitteln beschaffen und dadurch den Speisen
einen Wohlgeschmack verleihen, der überrascht. Eines
unserer Nachbarvölker, mit dem wir heute die
Waffen kreuzen, ist bekannt durch seine vorzüglichen
Salate, deren Zubereitung dort vielfach mit förm¬
licher Zärtlichkeit behandelt wird; es besteht unter
den Bürgerfamilien oft geradezu ein Wettkampf in
der wohlschmeckenden Zubereitung dieser beliebten
Speise. Und worin besteht das Geheimnis ? Haupt¬
sächlich im Essig und dessen Herrichtung. Mit einem
gut hergerichteten Essig kann man Salate sogar ohne
Oel oder sonstige Fettzutaten wohlschmeckend zube¬
reiten, was bei den jetzigen unerschwinglichen Oel-
und Fettpreisen gewiß beherzigenswert ist. Einen
solchen Essig bereitet man z. B. in folgender Weise
um weniges Geld: Man legt in einen Steintopf,
der 5 Liter hält, für 25 Pfg. frische Estragonblätter,
die man vorher 5—6 Stunden an der Luft ge¬
trocknet bat, sowie 30 Pfefferkörner, 20 frische ge¬
schälte Chalotten und eine Hand voll Meerfenchel.
Darüber gießt man 5 Liter kochenden Essig, deckt
einen Deckel darauf und läßt es an einem kühlen
Ort 8 Tage lang stehen. Tann siebt man den
Essig klar durch, füllt ihn in Flaschen und verkorkt
ihn gut. Man kann den Essig auch kalt darüber
gießen, muß ihn dann aber 6 Wochen lang auf
den Kräutern ziehen lassen. Mit solchem Essig läßt
sich nicht allein Kartoffel-, Gurken- und Kopf alat
mit wenig oder sogar ohne Oel schmackhaft bereiten,
es läßt sich dieser Essig auch zum Einmachen, na¬
mentlich der Gurken, vorzüglich verwenden.
— Wie verpackt man Feldpostsendungen? Feld-
postfendungen (Päckchen) mit frischem Obst, Butter,
Honig, Eiern, Marmelade usw. müssen so dauerhaft
verpackt Ein, daß der Inhalt vor Verlust und Beschä-
sache war, zog der Feind sich gegen Aden
zurück. Einige der Schanzwerke wurden von der
türkischen Artillerie vernichtet, wobei ein Brand ent.
stand. Dann wurde die Stadt gänzlich besetzt. Vier
Inder und ein Offizier wurden gefangen. Erbeu¬
tet wurden 4 Schnellfeuergeschütze und 5 Ma¬
schinengewehre, 9 Automobile und anderes Kriegs¬
material. Tie feindlichen Verluste durch Durst und
Sonnenstich waren sehr groß. Mehr als 200 Leichen
wurden auf der Straße gefunden. Gefangene eng¬
lische Fliegeroffizicre bestätigen, daß' unter den in¬
dischen Truppen ein Aufstand ausge¬
brochen ist. Dadurch und durch die feindliche Hal¬
tung der Stämme in Bassora, sei die Lage der Eng¬
länder in Irak sehr schwierig geworden. Tie Offi¬
ziere loben die Haltung der Türken ihnen gegenüber.
Vom See- and Ue&erceeKflw.
Der It-Booi-Krre§.
wtb’ Mandat, 1. Oktober 1915. Die Bark
„Actie" aus Krageroe, mit einer Ladung Gruben¬
holz von Krageroe nach Leith unterwegs, ist am
Mittwoch von einem deutschen Unterseeboot 20
Seemeilen südlich von Kap Lindesnaes in Brand
gesteckt worden. Das Unterseeboot schleppte ein
Boot mit der aus elf Mann bestehenden Besatzung
nach der Küste bei Kap Lindesnaes.
Wie viele deutsche Unterseeboote sind versenkt?
wtb London, 1. Okt. 1915. Das Reutec-Burcau
meldet: Im Unterh-ause antwortete Balfour
auf die Frage, wie viele deutsche Unterseeboote ver¬
senkt worden seien, er verstehe die Neugierde des
Fragestellers und sei überzeugt, daß die bloße Fest¬
stellung über die.Zerstörung deutscher Unterseeboote
dem Feinde keine wertvollen Aufschlüsse geben würde,
aber die Kenntnis von der Versenkung deutscher
Unterseeboote habe verschiedene Grade, von der unbe¬
dingten Gewißheit bis zur Vermutung einer
Möglichkeit (!!) (Beifall und Gelächter)." Solche
Tatsachen sind zu statisttschen Feststellungen ungeeig¬
net. Wenn die Admiralität sich auf die Fälle der un¬
bedingten Gewißheit beschränkte, würde sie hinter der
Wahrheit Zurückbleiben," und wenn sie jede Möglich--
feit einschlösse, würde sie übertreiben.
Ein neues englisches Minenfeld.
wtb. Rotterdam, 1. Okt. 1915. Maasbode er-!
fährt, daß die englische Admiralität ein neues
Minenfeld angelegt hat, über das noch nichts,
näheres bekannt ist. r ’f v
Mißstimmung über die Vierverbandsanleihe
in der Union.
wtb Newyork, den 1. Okt. 1915. Entgegen an¬
derslautenden Meldungen kann festgestellt werden,
daß deutsch-amerikanische Vankkreise
öffentlich keinen Teil der englisch-französischen An¬
leihe übernommen haben. Die Anleihestimmung ist
namentlich im Westen nicht sehr begeistert. Die Hearst-
schen Blätter bekämpfen die Anleihe iu seitenlangen
Leitartikeln. Eine unter Mitwirkung der American
Truth Society veranstaltete Versammlung von 3000
Depositenglänbigern der Banken erhob Einspruch
gegen die Anleihe und bezeichnete sie als Unklug und
gefährlich vom geschäftlichen und nationalen Stand¬
punkt aus. .j'P-'-/
Fel-marschall Hlnderivurg.
Der 2. Oktober ist der Geburtstag unseres Feld¬
marschalls v. Hindenburg, der an diesem Tage in sein
68. Lebensjahr eintritt. Es würde vielleicht nicht
dem Persönlichen Geschmack des Feldmarschalls ent¬
sprechen, wollte man aus seinem Wiegenfest in diesen
schweren Zeiten eine große Sache machen oder sich
gar daran geben, seine Verdienste zu würdigen.
Aber das wird uns niemand verwehren, seiner an
diesem Tage besonders herzlich zu gedenken. In ihm
ist dem deutschen Volke ein neuer Schlachtendxnker
und Schlachtenlenker von unverkennbarem Gottes-
gnadentum erstanden, groß und mächtig in Idee
und Tat, wie es die übergewaltigen Aufgaben der
Weltkriegführung. Bis zum Ausbruch des großen
Krieges dem deutschen Volke so gut wie unbekannt,
in stiller Zurückgezogenheit lebend, als der Feind
schon sengend und brennend über unseri: Ostmark
herfiel, ward er mit einem Schlage der gefeiertste
und volkstümlichste Feldherr, als er, dem Ruf des
Kaisers folgend, mit niegesehener Wucht die in Ost-'
Preußen eingedrungenen Russenheere zermalmte und
den Feind aus dem Lande warf.
digung geschützt ist und daß im Falle der Bcschädi-!
gung andere Sendungen nicht in Mitleidenschaft ge¬
zogen werden. Trotz wiederholter Hinweise finden
diese Erfordernisse noch immer nicht die gehörig,
Beachtung, nach wie vor müsien zahlreiche Päckchen
mit solchen Lebensmitteln infolge ungenügender Ver¬
packung von der Weiterbeförderung ausgeschlossen
werden. Viele Pappkästen könnne den Einflüssen von
außen (Druck, Stoß, Reibung) während der Beförde¬
rung nicht standhalten, sie werden in den Briefsäcken
zerquetscht, zerreißen oder lösen sich auf, so daß der
Inhalt zerbricht, herausfällt oder ausläuft und die
ganze Sendung wertlos wird. Frisches weiches Obst
(Birnen, Pflaumen, Pfirsiche, Weintrauben), ebenso
rohe Eier sind am besten überhaupt nicht ins Feld
zu schicken; die Möglichkeit, solche Genußmittel wider¬
standsfähig zu verpacken, wird meist schon an der
Rücksicht scheitern, die auf das Gesamtgewicht der
Sendung zu nehmen ist. Honig und andere flüssige
und halbflüssige oder leicht schmelzbare Genußmittel
dürfen nur in Blechbehältern mit fest schließenden
Deckeln versandt werden. Blechbüchsen mit Druck¬
verschluß sind, wie die Erfahrung gelehrt hat, unge¬
eignet, weil sie gegen Druck und Stoß nicht genügend
widerstandsfähig sind und an den Teckelnähten Fench-
ttgkeit durchlassen. Derartige Hartpapierdosen mit
Marmeladen müssen in gut vreschnürten Pappkästen
mit Wellpappeinlagen verpackt und verschickt werden.
Wenn Oelpapier als Umhüllung einer Feldpostsen¬
dung verwandt wird, so darf die Aufschrift nicht auf
die Umhüllung aufgeklebt werden, sondern ist auf ihr
ungeachtet der sich dabei ergebenden Schwierigkeiten
mit Tinte deutlich niederzuschreiben. Aufgeklebtr
Aufschriften haften auf Oelvapür nur selten fest ge¬
nug, in den weitaus meisten Fällen fallen sie ab.
Werden sie nicht wieder aufgefunden, sind die Sen¬
dungen herrenlos. Vielfach ist es auch nicht möglich,
abgefallene Aufschriften Mit den richtigen Sendungen
wieder zu vereinigen. Mit den gewöbnlich verwen¬
deten Klebstoffen" können auch Slusschriiizettel auf
Blech nicht dauerhaft befestigt werden. ES empfiehlt
sich daher, Blechdosen mit festem Papier m umhül¬
len und gut zu umschnüren. Die Postansialten sind
angewiesen, alle Feldpostsendungen, deren Verpak-
kung den Erfordernissen der Sicherheit nicht ent¬
spricht, von der Annahme und Beförderung unbe¬
dingt auszuschließen.