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_. ... _. _ . . . Bnirtam 18 Ctennto di, «Infbalttoe ColoneUeile uöei Sero
Erschttm täglich mb «»«nahm, bn €5®mu and Fekrtag«. «oS«Ab« Aj »Hl fBmftenWlag« »Illustriert, Sonn. I «uSga»e B: d-« «leich« vetlaya wir «”»««** * ftcramf «tflomen *0 Pfennig Wiederholungen Rabatt.
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Zreitag den S. Oktober 1915.
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42. Zahrc^nq.
Der Einmarsch in Serbien.
Neue französische Masienangriffe in der Champagne zusammengebrochen.
Erfolge vor Dünaburg. — Erbitterte russische Angriffe in Wolhynien
znrirckgeschlagen.
Set deutle Inuesderi®.
wtb Großes Hauptquartier, 7. Oktober
1815.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die französische Offensive m de'r
Champagne nahm ihren Fortgang. Nach star¬
kem, nach und nach bis zu äußerster Heftigkeit ge¬
steigertem Artillerieseuer setzten gestern mit Tages¬
granen die Angriffe wieder ein.
Nordwestlich S o u a i n brachen unter schweren
Verluste« und Einbuße von 2 Ossizieren, 180 Mann
an Gefangenen sechs Massenangrisfe der
Franzosen zusammen. Westlich der Straße'
Somme Ph — Souain konnten in Richtung
St. Marie Teile von zwei neu eingetroffenen Divi¬
sionen an einer Stelle über unsere vorderste Linie
Vordringen.
Durch sofort einsetzenden Gegenangriff
wurde der Feind wieder hinan Sa eworsen.
12 Offiziere, 55V Mann blieben in unserer Hand.
Zwei Maschinengewehre wurden erbeutet. Oestlich
der genannten Straße konnte der Feind bei seinen
Massenangriffen keines nennenswert!/! Erfolg er¬
zielen. Gegen ein kleines Grabenstück westlich des
Navarin-Gehöftes, in dem er sich halten konnte, ist
der Gegenangriff im Gange.
Nur bei und nördlich T a h u r e gelang es dem
Feinde nach hin- und herwogendem Gefecht etwa
80V Meter Rau« zu gewinnen. Der Angriff kam
durch unsere Gegenangriffe zum Stehen.
Die Versuche des Feindes, die Stellung nördlich
und nordöstlich des Beausejour-Gehöftes zu durch¬
breche«, scheiterten gänzlich. Wo der Feind
bis in unsere Gräben vorstotzen konnte, wurde er
niedergemacht oder gefangen genommen.
Die Stellung ist restlos in unserem Besitz. Offiziere,
300 Mann wurden als Gefangene abgcführt, 3 Ma¬
schinengewehre dem Feinde abgenommen.
Einem heftigen aber erfolglosen Angriff in den
Morgenstunden gegen die Briquetcrie - Stellung
nordwestlich Mlle sur Tourbes folgte« im
Lause des Tages nur schwächere Vorstöße, die a b-
gewiesen oder durch Artillerieseuer im Keime
erstickt wurde».
Nördlich von A r r a s fände« nur bedeutungs¬
lose Handgranatenkämpfe statt.
Aisnetale be, Sapigneul mißglückte ein
fktzvächlicher französischer Ueberfall auf einen vor¬
springenden Grabenteil.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldinarschalls
von Hindenourg.
Box Dünaburg drangen unsere Truppen in
5 Kilometer Breite in die feindliche Stel¬
lung ein.
Südlich des Drhswjath-Sees ist der
Feind weiter zurückgedrängt; eine
attackierende russische Kavallerie-Brigade wurde zu¬
sammengeschossen. Zwischen dem BoginSkofe-See
und der Gegend von Smorgon wiederholten die
Russen ihre verlustreichen Durchbrnchsversuche, die
ohne Ausnahme, zum Teil nach Nahkampf gescheitert
sind. Es sind 11 Offizier«, 1300 Mann zu Gefange¬
nen gemacht.
Bei R a g g a s e m (an der Rigaer Bucht) wurde
rin russisches Torpedoboot durch unsere Land¬
batterien schwer beschädigt.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
Prinz Leopold von Bayern
Nichts neues.
Heeresgruppe des Generals von Linsingen.
In de« Kämpfen bei C z a r t or y S k ist der Feind
aus den Waldungen westlich dieses Ortes geworfen.
Balkan-Krieqsfchaupiatz.
Deutsche und österreichisch-ungarische
Truppen haben die Drina, Die Save
unv Donau an mehreren Stellen über¬
schritten und aus dem östlichen Drina-
unv südlichen Save- uud Donauufer festen
Fuß gefaßt.
Oberste Heeresleitung.
Oesterreichisch-nngarischer Tagesbericht.
wtb Wien, 7. Okt. 1915.
Russischer Kriegsschauplatz:
An der bessarabischen Grenze und bei
Krzeminienier in W o Ih y n i e n wurden mehrere
russische Angriffe abgewiesen. Sonst herrschte an der
ostgalizisrhen Front und an der Jkwa Ruhe.
Nördlich von Dubno und an der Putilowka setzte der
Feind an zahlreichen Punkten unter großem Muni,
tionsauswand starke Kräfte zum Angriff an.
Er wurde überall unter schweren Verlusten
zurückgeschlagen. Stellenweise kam es zu er¬
bittertem Handgemenge, so bej Olhka, wo den
Russen die Linzer Division in gewohnter Kaltblütig¬
keit entgegentrat. Wir nahmen etwa 800 Mann
und mehrere Offiziere gefangen. Nördlich von
K o l k i beiderseits der von Sarny nach Kolvel
fahrenden Bahn ist der Feind an einzeln«» Stellen
auf das Westuser des S t h r vorgegangen. Ein von
österreichisch-ungarischen und deutschen Kräften ge-
fiihrter Gegenangriff schreitet erfolgreich fort.
Oesterreichisch-ungarische Bataillone «ntrisien den
Russen das zäh verteidigte Dorf Kulikowive am Styr,
wobei 200 Gefangene eingebracht wurden. Deutsche
Truppen Vertrieben den Gegner aus seinen Stel¬
lungen bei Czartorysk.
Bei den k. und k. Streitkrästen am der oberen
Szczara nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Gefechtstätigkeit an der Sndwestfront be¬
schränkte sich gestern auf die gewöhnlichen Geschütz¬
kämpfe. Nur gegen den Nordteil der Hochfläche von
Doberdo, bei Petean» versuchten Abteilungen ei¬
nes italienischen Mobilmilizregiments anzugreifrn.
Dies Unternehmen scheiterte völlig. Unsere
Truppe» sagt«« den Feind in der Nacht bis über
Vorpostenstellung zurück.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Oesterreichisch-ungarische und deutsche Streit¬
kräfte erzwangen sich gestern zwilch-« der Drina und
dem Eisernen Tor an zahlreichen Punkten den
Ucbcrgang über die Save- und Donaulinie.
Tie serbischen Bortruppen wurden zuriickgeworfen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs:
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Während in Flandern verhältnismäßige Ruhe an
der Front herrscht — die Gründe dafür dürften in
dem vollständigen Niederbruch der Kitchener Divi¬
sionen zu sehen sein, macht das französische .Heer
ln der Champagne nochmals gewaltige Kraft-
anstvengungen. "Reserven wxrden herangeführt und
in die Schlacht geworfen, aber der deutsche Wall hält.
Die französischen Angriffe brachen an den meisten
Stellen unter ungeheuren blutigen Ver¬
lusten für die Feinde zusammen. An der anderen
Stelle ist ein weiteres Dorschen durch unsere erfolg¬
reichen Gegenangriffe unmöglich gentacht.
Intensives Artilleriefeuer, das. sich zu äußerster
Heftigkeit steigerte, überschüttete die deutschen Stel¬
lungen und kündigte die französische Offensive an.
Nordwestlich Souain erfolgte der erste Angriff,
der im deutschen Feuer unter ungeheuren Verlusten
rusammenbrach. Aber noch fünftnwl führten die
französischen Offiziere ihre zusammengcschnwlzenen
Bataillone, die durch rasch in das Gefecht geworfene
Reserven aufgefüllt wurden, zum Sturm vor. Nur
zivei Offiziere und 180 Mann wurden zu Gefange¬
nen gemacht. So blutig wurden die französischen
Angriffe abgewiesen, daß nur eine derartig geringe
Anzahl bis an die deutschen Stellungen gelangte, wo
sie entwaffnet wurde.
Wefter nördlich, westlich der Straße Souam nach
Somme Py wurden zwei neu auf dem Schlachtfeld
eingetroffene französische Divisionen zum Sturm
gegen die deutschen Stellungen hei St. Marie
a Py geführt, denen es gelang, in die vorderste
deutsch« Linie einzudringen. Aber nur kurze Zeit
dauerte der frolnftösische Triumph. Die tapferen
deutschen Verteidiger gingen sofort zum Gegenan¬
griff über, der mit unwiderstehlicher Gewalt die
Franzosen aus den schon genommenen Gräben wie¬
der hinauswarf. Auch an dieser stelle war der
deutsche Angriff so ungestüm gewesen, daß die Zahl
der gemachten Gefangenen verhältnismäßig gering
war. 12 Offizier«, 29 Unteroffizier«. 550 Mann
und 2 Maschinengewehre hlieben in der Hand der
T rutschen.
Auch östlich der Straße Souam Somme Ph er¬
folgte Massenangriff auf Masienangriff der franzö¬
sischen Streitkräste. Oestlich des Navarin Ge¬
höftes setzten sich die Franzosen in einem deutschen
kleinen Grabenstück fest, um daZ bei Fertigstellung
des amtlichen Berichtes noch gekämpft wurde.
Am heftigsten erfolgten ine französischen Angriffe
gegen die deutschen Stellungen bei T a h u r e, wo
sich die Straßen nach Somme Py, Sonain, Perttes,
Cerney und Gvatreuil teilen. An dieser Stelle der
Front vermochten die Franzosen etwa 800 Meter
an Gelände zu gewinnen, sofort einsehende deuffche
Gegenangriffe erschöpften jedoch die Franzosen der¬
artig, daß ihr Angriff zum Stehen gelangte.
Blutig tobte der Kamps auch um das Gehöft von
Beau Sejour, wo die Franzose« versuchten,
die deutsche Stellung nördlich des Pachthofes zu ge¬
winnen. Zwar gelang cs den Franzosen, stellen¬
weise bis in die deutschen Gräben vorzustoßen, aber
nur, um dort ihren Tod zu finden. Bis auf 300
Mann und 3 Offiziere, die gefangen genommen
wurden, büßten alle französischen Angreifer den
Versuch mit dem Tode. Nach stundenlange»! Kampf
waren alle Angriffe abgeschlagen und die Stellung
wieder in sicherem deuffchen Besitz. Auch gegen die
nordwestlich von Bille sur Tourbe gelegene Ziegelei
richteten sich heftige französische Angriffe, die jedoch
sämtlich abgeschlagen wurden.
AuS dieser Kampffchilderung geht hervor, daß
Ioffre seinen Plan, gegen die Eisenbahnstrecke nach
Vouziers vorzustoßen, noch nicht aulgegeben hat.
Die französischen Angriffe erstrecken sich auf eine
Frontbreite von 24 Kilometern und gelangten unter
Einsetzung ungeheurer Opfer an Menschenleben zur
?V- 'f-^-ung, ohne iraendwelchen bleibende» Er-
o» «Um.
Vom östlichen Kriegss chauplatz wird
ein deutscher Erfolg vor D ü na b u r g gemeldet, wo
die russischen Stellungen ans einer Breite von fünf
Kilometern durchstoßen wurden. Die Offensive, die
der Feind in breiter Front angesetzt hatte, um zwi¬
schen der deuffchen Armee bei Dünaburg und dw
des Generals Eichhorn durchzubrechen, geht nirgends
vorwärts. Im Norden südlich des Dryswja-
t y s e e s wurden die Russen zurückgeschlagen. Eine
russische Kavalleriebrigade, die wohl das französische
Vorbild bei Souain nicht ruhen ließ, hatte bei chrem
Anveiten dasselbe Geschick wie die Reiter des Bun¬
desgenossen in der Champagne. Bei den Angriffen,
die russische Kavallerie und Infanterie auf der Front
zwischen dem Bojinskoje-Sw und Smorgon unter¬
nahmen, erlitten die Russen außergewöhnlich starke
Verluste.
In Wolhynien versucht der Feind wieder
im erbitterten Angriff vorwärts zu kommen: er
wurde aber unter schweren Verlusten zurückgeschla-
gen. An einzelnen Stellen gang er nördlich von
Kolli über den Styr. In der Gegenoffensive nah¬
men die Deuffchen Czartorysk, die Oesterreicher
Tulokowiece. '
Zum efftenmal erscheint im Bericht der Ober¬
sten Heeresleitung dieRubrik: Balkankricgsschauplatz.
Der Einmarsch nach Serbien hat begonnen.
Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen ha¬
ben die Save und Donau in südlicher Richtung, die
Drina in östlicher Richtung überschritten und quf
serbffchem Boden festen Fuß gefaßt. Die ungeheu¬
ren Menschenopfer, die dieFranzosen und Engländer
in den letzten Wochen gebracht haben, haben unsere
Oberste Heeresleitung also nicht bewegen können,
den Plan für die Baskanaktion abzuschwächcn. Es
feblt noch an genaueren Angaben, wo die feind¬
lichen Grenzen überschritten wurden, wir erfahren
nur, daß es de» gemeinsam vorgehenden verbünde¬
ten Truppen gelungen ist, die Stromschranken an
mehreren Stellen zu überwinden. Damit ist die
erste große Schwierigkeit überwunden und es be¬
ginnt ein neuer Abschnitt des großen Ringens, das
wir seit mehr als 14 Monaten durchmachen. Am
20. September, war die erste Nachricht eingetroffen,
daß deuffche Truppen auf dcm serbischen Kriegs¬
schauplatz erschienen seien. Deutsche Artillerie
kämpfte damals serbische Geschütze bei Semendria
nieder und zwang den Gegner, eine Stellungen zu
räumen.
Amt! cher französischer Berickt.
«tö. PnriS, 7. Oktbr. 1915. Amtlicher Bericht von
Mittwoch nachmittag: „Im Artois dauerte die gegen-
seiti«e Beschießung an, mit besonderer Heftigkeit südlich
vom Walde von Givenchy. Wir machten einige Fort¬
schritte durch Angriffe mit Granaten in den Verbin¬
dungs-Gräben südwestlich vom Schlöffe La Folie. Von
der ganzen übrigen Front wird nur Artillcrietätigkeit
gemeldet, so in der Champagne, zwischen Maas und
Mosel, nördlich von Flrrey und von der lothringischen
Front bei Leintrey, Gondrexon und Dometzre." — Amt¬
licher Bericht von Mittwoch abend: Unsere Unterneh¬
mungen in der Champagne erzielten heute neue Ergeb¬
nisse. Unsere Infanterie-Truppen erstürmten nach starker
Artillerie-Vorvereitung das Dorf Tahure uud erreichten
dcn Glpfel des Hügels gleichen Namens, der einen Stütz¬
punkt in der zweiten feindlichen Linie bildete. Wir
rückten ebenfalls in der Umgebung der Navarin-Farm
vor. Die Gesamtzahl der Gefangenen übersteigt augen-
vlicklich 1090. Auf der übrigen Front meldet man nur
Artillerie-Kämpfe, dce im Artois, im Gebiete det
Givenchy - Wal ^es, an der Höhe 119, in den Argonne»,
nördlich ca HarazSe, im Priesterwalde, in Lothringen
bei Leintrey, Rcillon und Badonviller, sowie in den
Vogesen am Kamm von Metzeral besonders heftig sind."
Unsere farbigen Feinde.
Kriegsberichterstatter Scheuermann meldet: Bei
einer aus den Kämpfen in Flandern eingebrachten
Gruppe von Tunesiern und Marokkanern fiel es mir
auf, in welch verächtlicher Weffe die dunkelhäutigen
Leute jeden Verkehr mit den weißen Franzosen ab¬
lehnten, während sie sich ganz besonders befleißig¬
ten, sich auf einen freundschaftlichen Fuß mit den
deuffchen Bewachungsmannschaften zu stellen. Als
ich einige dieser Leute, die zum Teil geläufig fran¬
zösisch sprechen und sehr intelligent sind, nach dem
Grunde dieses Verhaltens fragte, gaben sie einmü¬
tig zur Antwort, daß sie sich nicht als Gefangene,
sondern als Gäste des mit ihrem Padischah verbün¬
deten deuffchen Kaisers betrachten. Sie seien keine
französischen Untertanen, sondern sie haßten aus
vollem Herzen ein Land, das sie gezwungen habe,
gegen ihren Glauben und gegen ihr Gewissen gegen
ein Voll zu kämpfen, welches ihnen niemals feind¬
lich gewesen sei. Niemand von ihnen habe gewußt,
als man sie gegen das Gesetz, als sie ihre erzwun¬
gene Dienstzeit schon abgeleistet hatten, nochmals
gezwungen habe, die französische Umform anzu-
ziehen, daß sie gegen Deutschland gingen. Ties habe
man. ihnen erst bei ihrem Eintreffen auf dem
Schlachtfelde mit dem Hinzufügen gesagt, daß dar
Deuffche Reich der Feind der Mol>ammedaner sei.
Durch Tafeln mit Auffchriften, welche die deutschen
Truppen vor ihren Schützengräben aufgestellt hat-
ten und durch indische Truppen, denen deutsche Flie¬
ger gedruckte Briefe in der Landessprache zugewor¬
fen hatten, hätten sie schließlich erfahren, daß der
von dem Padischah gegen Frankreich und England
erklärte Heilige Krieg sie auf die Seite der Deut¬
schen rufe. Aber da die Moslems wohl gut genug
seien, um ein Voll von französischen Schwächlingen,
welches sein Vaterland gegen die tapferen Deutschen
mit eigener Kraft nicht verteidigen könne, zu be¬
schützen, während der tapferste Moslem ez unter der
von ihm verteidigten französischen Trikolore nicht
einvzal -um Unteroffizier brinae, so seien die Auf¬
standsbewegungen unter den Mohmumedanern von
den französischen Offizieren blmig unterdrückt wor¬
den. Indessen schwuren alle Gefangenen, daß kei¬
ner von ihnen mehr eine» Schuß'auf die Deutschen
abgegeben habe, seit sie wußten, daß der deutsche
Kaffer der Verbündete res Padischah sei. Man habe
alle Verbindungen zwischen ihrem Vaterlande und
ihren Familien abgeschnitten, um zu verhindern,
daß sie die Wahrhett erführen. Ein solches Land
verdiene schmähliche Verachtung sowie auch die fran¬
zösischen Ofiziere, die bei allen gefährlichen Unter¬
nehmungen die eigenen Leute geschont, und dagegen
die gezwungenermaßen zu Vetteidigern des schwäch¬
lichen Frankreich gepreßte« Moslems' vorgetrieben
hätten, um ihr Blut gegen die unbesiegbaren Deut¬
schen zu verspritzen. Ganz allgemein sprachen alle
die Hoffnung aus, daß man sie in Deuffchland nicht
alz Gefangene behandeln, sondern sie als Verbün¬
dete ebensogut wie die bewundernswerten deuts chen
Soldaten ausbilden und sie dann gegen die verhrß-
ten französischen Bedrücker ins Feld führen werbe.
Als man ihnen klar zu machen versuchte, daß das
aus völkerrechtlichen Gründen wohl kaum angchev
werde, zeigten sie sich tief enttäuscht und sprachen die
Hoffnung aus, daß man sie wenigstens chrem wah¬
ren Herrn, dem Padischah, als Soldaten gegen die
Franzosen und Engländer zur Verfügung stellen
werde, (ctt. bln.)
König Albert an seine Soldaten.
Aus Rovsendaal meldet der „Derl. Lokalanz.":
Ein belaischer Unteroffizier! schreibt seinen hier le¬
benden Eltern cms La Panne-: Am 27. September
besichtigte König Albert die felddienstfähigen
Truppen. Er war sehr ernst, während er sonst ein
Lächeln fiir den einen oder andern von ims hatte.
Seine Ansprache lautete:
Belgische Soldaten! Das Feuer an der Front kün¬
digt Euch schwere Kämpfe an, in denen jeder von
Euch bis aufs äußerste seine Pflicht erfüllen muß. Wir
müffen den feindlichen Ring, der sich um unser ge¬
liebtes Vaterland schließt, zerreißen. Drüben in der
Heimat erwarten sie das von den Verbündeten Bel¬
giens. Kein Opfer soll gescheut werden, um die Ent¬
scheidung zu erzwingen. Ihr habt Euch in der Ver¬
teidigung glänzend bewährt, zeigt nun den in der
Heimat Harrenden, daß Ihr auch im Angriff unwider¬
stehlich seid! sctr. bln.)
Englische Werbcmetktz^n.
- wtb London, 7. Oktober 1915. Das Kriegsamt
hat die W> rbi.Hörden im ganzen Lande beauftragt, die
Männer des wehrfähigen Alters, deren Name auf
den Formularen des N a t i o n a l r e g i si e r s nicht
mit einem Stern bezeichnet ist, persönlich zum
Eintritt in die Armee aufzufordern. Die mit
einem Stern Gezeichneten sind in den Munitions-
Werken, bei Eisenbahnen usw. beschäftigt und gelten
für unabkömmlich. Die Instruktion des Kriegsams
lautet: Da es offenbar die Pflicht eines jeden nicht
mit einem Stern veffehenen Mannes ist, der nicht
länger für die notwendigen Dinge des Landes ge¬
braucht wird, sofort in die Armee einzutreten, müssen
Sie jedweden Schritt tun, den Sir für am wirk¬
samsten haften, um solche Leute zum Eintritt in
die Armee zu veranlassen. Sie müsse» zusehen, daß
niemand in Ihrem Bezirke sich weiter darüber be-
llaqen kann, daß er von der Armee nicht verlangt
Wird, da er nicht geholt worden ist. Sie müssen
auch über die Zahl derer berichten, die sich in Ihrem
Bezirke weigern, durch den Eintritt in die Armee,
in der sie so sehr nötig sind, dem Lande zu dienen.
wtb London, 7. Oktober 1915. Wie die „Times"
meldet, hatten die großen Werbeumzüge Ende der
vorigen Woche g er i n g e Ergebnisse. In Leeds
meldeten sich 23, in Ost-Lancashire 149, in Notting¬
ham 123, in Birmingham 96, in Dradfort 34 und
in Sunderland 22 Freiwillige.
Englische Kritik «n dem
amtlichen englischen Kriegsbericht.
wtd London, 7. Okrober 1915. „Daily Chronicle"
kritisiert in einem Leitartikel die amtlichen Be¬
richte über die Westfront auf Grund der Meldungen
seines Berichterstatters. Das Blatt schreibt: Der
Bericht vom 26. September erweckte den Eindruck,
daß wir die Dörfer Loos und Hulluch einge¬
nommen haben, aber wenn wir wirklich Hulluch ein-
nahmen, müffen wir es wieder verloren haben, denn
unser Berichterstatter meldet, daß am 30. Septemb.
die Deutschen uns in Loos und wir die Deutschen
in Hulluch beschossen. Vielleicht nahmen wir über¬
haupt nur die Steinbrüche von Hulluch ein, die seit¬
dem zurückerobert wurden, und gewannen viel¬
leicht nicht die andere Seite des Weges La Baffee-
Lans. Wir müssen offenbar die Karten unseres
Vorrückens, die wir auf Grund der Original-
depesche vom Feldmarschall French zeigten, be¬
trächtlich ändern. Wir hörten auch lange nichts
mehr von dem Hügel 70, hätten aber bei seiner Be¬
deutung sicher von ihm gehört, wenn er sicher
in unseren Händen geblieben wäre. Es wäre gut,
wenn das Hauptquartier darüber Aufklärung gäbe.
Diese würde den Deuffchen nichts verraten, aber
in neutralen Ländern größeres Vertrauen zu unseren
amtlichen Berichten erw cken.
Schwere englische Verluste.
wtb London, 7. Okt. 1915. Die gestrige Ver»
lustliste zählt 106 Offiziere, davon 96 von der
Westfront, und 2936 Mann auf. Die ,Times'
zeigt außerdem den Tod von 47 Offizieren an, die
noch nicht in der amtlichen Liste stehen.
Eine neue englische 12 Milliarden-Anleihe.
Die ,Neue Zürcher Ztg/ bringt eine Meldung
von Verhandlungen des englischen SchatzministerS
mit einigen Großbanken über eine fünfprozentige
Anleihe von 600 Millionen Pfund Sterling. (— 12
Mark.)