Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

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slr. 233. 
Zreitag den S. Oktober 1915. 
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42. Zahrc^nq. 
Der Einmarsch in Serbien. 
Neue französische Masienangriffe in der Champagne zusammengebrochen. 
Erfolge vor Dünaburg. — Erbitterte russische Angriffe in Wolhynien 
znrirckgeschlagen. 
Set deutle Inuesderi®. 
wtb Großes Hauptquartier, 7. Oktober 
1815. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Die französische Offensive m de'r 
Champagne nahm ihren Fortgang. Nach star¬ 
kem, nach und nach bis zu äußerster Heftigkeit ge¬ 
steigertem Artillerieseuer setzten gestern mit Tages¬ 
granen die Angriffe wieder ein. 
Nordwestlich S o u a i n brachen unter schweren 
Verluste« und Einbuße von 2 Ossizieren, 180 Mann 
an Gefangenen sechs Massenangrisfe der 
Franzosen zusammen. Westlich der Straße' 
Somme Ph — Souain konnten in Richtung 
St. Marie Teile von zwei neu eingetroffenen Divi¬ 
sionen an einer Stelle über unsere vorderste Linie 
Vordringen. 
Durch sofort einsetzenden Gegenangriff 
wurde der Feind wieder hinan Sa eworsen. 
12 Offiziere, 55V Mann blieben in unserer Hand. 
Zwei Maschinengewehre wurden erbeutet. Oestlich 
der genannten Straße konnte der Feind bei seinen 
Massenangriffen keines nennenswert!/! Erfolg er¬ 
zielen. Gegen ein kleines Grabenstück westlich des 
Navarin-Gehöftes, in dem er sich halten konnte, ist 
der Gegenangriff im Gange. 
Nur bei und nördlich T a h u r e gelang es dem 
Feinde nach hin- und herwogendem Gefecht etwa 
80V Meter Rau« zu gewinnen. Der Angriff kam 
durch unsere Gegenangriffe zum Stehen. 
Die Versuche des Feindes, die Stellung nördlich 
und nordöstlich des Beausejour-Gehöftes zu durch¬ 
breche«, scheiterten gänzlich. Wo der Feind 
bis in unsere Gräben vorstotzen konnte, wurde er 
niedergemacht oder gefangen genommen. 
Die Stellung ist restlos in unserem Besitz. Offiziere, 
300 Mann wurden als Gefangene abgcführt, 3 Ma¬ 
schinengewehre dem Feinde abgenommen. 
Einem heftigen aber erfolglosen Angriff in den 
Morgenstunden gegen die Briquetcrie - Stellung 
nordwestlich Mlle sur Tourbes folgte« im 
Lause des Tages nur schwächere Vorstöße, die a b- 
gewiesen oder durch Artillerieseuer im Keime 
erstickt wurde». 
Nördlich von A r r a s fände« nur bedeutungs¬ 
lose Handgranatenkämpfe statt. 
Aisnetale be, Sapigneul mißglückte ein 
fktzvächlicher französischer Ueberfall auf einen vor¬ 
springenden Grabenteil. 
Oestlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldinarschalls 
von Hindenourg. 
Box Dünaburg drangen unsere Truppen in 
5 Kilometer Breite in die feindliche Stel¬ 
lung ein. 
Südlich des Drhswjath-Sees ist der 
Feind weiter zurückgedrängt; eine 
attackierende russische Kavallerie-Brigade wurde zu¬ 
sammengeschossen. Zwischen dem BoginSkofe-See 
und der Gegend von Smorgon wiederholten die 
Russen ihre verlustreichen Durchbrnchsversuche, die 
ohne Ausnahme, zum Teil nach Nahkampf gescheitert 
sind. Es sind 11 Offizier«, 1300 Mann zu Gefange¬ 
nen gemacht. 
Bei R a g g a s e m (an der Rigaer Bucht) wurde 
rin russisches Torpedoboot durch unsere Land¬ 
batterien schwer beschädigt. 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls 
Prinz Leopold von Bayern 
Nichts neues. 
Heeresgruppe des Generals von Linsingen. 
In de« Kämpfen bei C z a r t or y S k ist der Feind 
aus den Waldungen westlich dieses Ortes geworfen. 
Balkan-Krieqsfchaupiatz. 
Deutsche und österreichisch-ungarische 
Truppen haben die Drina, Die Save 
unv Donau an mehreren Stellen über¬ 
schritten und aus dem östlichen Drina- 
unv südlichen Save- uud Donauufer festen 
Fuß gefaßt. 
Oberste Heeresleitung. 
Oesterreichisch-nngarischer Tagesbericht. 
wtb Wien, 7. Okt. 1915. 
Russischer Kriegsschauplatz: 
An der bessarabischen Grenze und bei 
Krzeminienier in W o Ih y n i e n wurden mehrere 
russische Angriffe abgewiesen. Sonst herrschte an der 
ostgalizisrhen Front und an der Jkwa Ruhe. 
Nördlich von Dubno und an der Putilowka setzte der 
Feind an zahlreichen Punkten unter großem Muni, 
tionsauswand starke Kräfte zum Angriff an. 
Er wurde überall unter schweren Verlusten 
zurückgeschlagen. Stellenweise kam es zu er¬ 
bittertem Handgemenge, so bej Olhka, wo den 
Russen die Linzer Division in gewohnter Kaltblütig¬ 
keit entgegentrat. Wir nahmen etwa 800 Mann 
und mehrere Offiziere gefangen. Nördlich von 
K o l k i beiderseits der von Sarny nach Kolvel 
fahrenden Bahn ist der Feind an einzeln«» Stellen 
auf das Westuser des S t h r vorgegangen. Ein von 
österreichisch-ungarischen und deutschen Kräften ge- 
fiihrter Gegenangriff schreitet erfolgreich fort. 
Oesterreichisch-ungarische Bataillone «ntrisien den 
Russen das zäh verteidigte Dorf Kulikowive am Styr, 
wobei 200 Gefangene eingebracht wurden. Deutsche 
Truppen Vertrieben den Gegner aus seinen Stel¬ 
lungen bei Czartorysk. 
Bei den k. und k. Streitkrästen am der oberen 
Szczara nichts Neues. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Gefechtstätigkeit an der Sndwestfront be¬ 
schränkte sich gestern auf die gewöhnlichen Geschütz¬ 
kämpfe. Nur gegen den Nordteil der Hochfläche von 
Doberdo, bei Petean» versuchten Abteilungen ei¬ 
nes italienischen Mobilmilizregiments anzugreifrn. 
Dies Unternehmen scheiterte völlig. Unsere 
Truppe» sagt«« den Feind in der Nacht bis über 
Vorpostenstellung zurück. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Oesterreichisch-ungarische und deutsche Streit¬ 
kräfte erzwangen sich gestern zwilch-« der Drina und 
dem Eisernen Tor an zahlreichen Punkten den 
Ucbcrgang über die Save- und Donaulinie. 
Tie serbischen Bortruppen wurden zuriickgeworfen. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: 
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 
Während in Flandern verhältnismäßige Ruhe an 
der Front herrscht — die Gründe dafür dürften in 
dem vollständigen Niederbruch der Kitchener Divi¬ 
sionen zu sehen sein, macht das französische .Heer 
ln der Champagne nochmals gewaltige Kraft- 
anstvengungen. "Reserven wxrden herangeführt und 
in die Schlacht geworfen, aber der deutsche Wall hält. 
Die französischen Angriffe brachen an den meisten 
Stellen unter ungeheuren blutigen Ver¬ 
lusten für die Feinde zusammen. An der anderen 
Stelle ist ein weiteres Dorschen durch unsere erfolg¬ 
reichen Gegenangriffe unmöglich gentacht. 
Intensives Artilleriefeuer, das. sich zu äußerster 
Heftigkeit steigerte, überschüttete die deutschen Stel¬ 
lungen und kündigte die französische Offensive an. 
Nordwestlich Souain erfolgte der erste Angriff, 
der im deutschen Feuer unter ungeheuren Verlusten 
rusammenbrach. Aber noch fünftnwl führten die 
französischen Offiziere ihre zusammengcschnwlzenen 
Bataillone, die durch rasch in das Gefecht geworfene 
Reserven aufgefüllt wurden, zum Sturm vor. Nur 
zivei Offiziere und 180 Mann wurden zu Gefange¬ 
nen gemacht. So blutig wurden die französischen 
Angriffe abgewiesen, daß nur eine derartig geringe 
Anzahl bis an die deutschen Stellungen gelangte, wo 
sie entwaffnet wurde. 
Wefter nördlich, westlich der Straße Souam nach 
Somme Py wurden zwei neu auf dem Schlachtfeld 
eingetroffene französische Divisionen zum Sturm 
gegen die deutschen Stellungen hei St. Marie 
a Py geführt, denen es gelang, in die vorderste 
deutsch« Linie einzudringen. Aber nur kurze Zeit 
dauerte der frolnftösische Triumph. Die tapferen 
deutschen Verteidiger gingen sofort zum Gegenan¬ 
griff über, der mit unwiderstehlicher Gewalt die 
Franzosen aus den schon genommenen Gräben wie¬ 
der hinauswarf. Auch an dieser stelle war der 
deutsche Angriff so ungestüm gewesen, daß die Zahl 
der gemachten Gefangenen verhältnismäßig gering 
war. 12 Offizier«, 29 Unteroffizier«. 550 Mann 
und 2 Maschinengewehre hlieben in der Hand der 
T rutschen. 
Auch östlich der Straße Souam Somme Ph er¬ 
folgte Massenangriff auf Masienangriff der franzö¬ 
sischen Streitkräste. Oestlich des Navarin Ge¬ 
höftes setzten sich die Franzosen in einem deutschen 
kleinen Grabenstück fest, um daZ bei Fertigstellung 
des amtlichen Berichtes noch gekämpft wurde. 
Am heftigsten erfolgten ine französischen Angriffe 
gegen die deutschen Stellungen bei T a h u r e, wo 
sich die Straßen nach Somme Py, Sonain, Perttes, 
Cerney und Gvatreuil teilen. An dieser Stelle der 
Front vermochten die Franzosen etwa 800 Meter 
an Gelände zu gewinnen, sofort einsehende deuffche 
Gegenangriffe erschöpften jedoch die Franzosen der¬ 
artig, daß ihr Angriff zum Stehen gelangte. 
Blutig tobte der Kamps auch um das Gehöft von 
Beau Sejour, wo die Franzose« versuchten, 
die deutsche Stellung nördlich des Pachthofes zu ge¬ 
winnen. Zwar gelang cs den Franzosen, stellen¬ 
weise bis in die deutschen Gräben vorzustoßen, aber 
nur, um dort ihren Tod zu finden. Bis auf 300 
Mann und 3 Offiziere, die gefangen genommen 
wurden, büßten alle französischen Angreifer den 
Versuch mit dem Tode. Nach stundenlange»! Kampf 
waren alle Angriffe abgeschlagen und die Stellung 
wieder in sicherem deuffchen Besitz. Auch gegen die 
nordwestlich von Bille sur Tourbe gelegene Ziegelei 
richteten sich heftige französische Angriffe, die jedoch 
sämtlich abgeschlagen wurden. 
AuS dieser Kampffchilderung geht hervor, daß 
Ioffre seinen Plan, gegen die Eisenbahnstrecke nach 
Vouziers vorzustoßen, noch nicht aulgegeben hat. 
Die französischen Angriffe erstrecken sich auf eine 
Frontbreite von 24 Kilometern und gelangten unter 
Einsetzung ungeheurer Opfer an Menschenleben zur 
?V- 'f-^-ung, ohne iraendwelchen bleibende» Er- 
o» «Um. 
Vom östlichen Kriegss chauplatz wird 
ein deutscher Erfolg vor D ü na b u r g gemeldet, wo 
die russischen Stellungen ans einer Breite von fünf 
Kilometern durchstoßen wurden. Die Offensive, die 
der Feind in breiter Front angesetzt hatte, um zwi¬ 
schen der deuffchen Armee bei Dünaburg und dw 
des Generals Eichhorn durchzubrechen, geht nirgends 
vorwärts. Im Norden südlich des Dryswja- 
t y s e e s wurden die Russen zurückgeschlagen. Eine 
russische Kavalleriebrigade, die wohl das französische 
Vorbild bei Souain nicht ruhen ließ, hatte bei chrem 
Anveiten dasselbe Geschick wie die Reiter des Bun¬ 
desgenossen in der Champagne. Bei den Angriffen, 
die russische Kavallerie und Infanterie auf der Front 
zwischen dem Bojinskoje-Sw und Smorgon unter¬ 
nahmen, erlitten die Russen außergewöhnlich starke 
Verluste. 
In Wolhynien versucht der Feind wieder 
im erbitterten Angriff vorwärts zu kommen: er 
wurde aber unter schweren Verlusten zurückgeschla- 
gen. An einzelnen Stellen gang er nördlich von 
Kolli über den Styr. In der Gegenoffensive nah¬ 
men die Deuffchen Czartorysk, die Oesterreicher 
Tulokowiece. ' 
Zum efftenmal erscheint im Bericht der Ober¬ 
sten Heeresleitung dieRubrik: Balkankricgsschauplatz. 
Der Einmarsch nach Serbien hat begonnen. 
Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen ha¬ 
ben die Save und Donau in südlicher Richtung, die 
Drina in östlicher Richtung überschritten und quf 
serbffchem Boden festen Fuß gefaßt. Die ungeheu¬ 
ren Menschenopfer, die dieFranzosen und Engländer 
in den letzten Wochen gebracht haben, haben unsere 
Oberste Heeresleitung also nicht bewegen können, 
den Plan für die Baskanaktion abzuschwächcn. Es 
feblt noch an genaueren Angaben, wo die feind¬ 
lichen Grenzen überschritten wurden, wir erfahren 
nur, daß es de» gemeinsam vorgehenden verbünde¬ 
ten Truppen gelungen ist, die Stromschranken an 
mehreren Stellen zu überwinden. Damit ist die 
erste große Schwierigkeit überwunden und es be¬ 
ginnt ein neuer Abschnitt des großen Ringens, das 
wir seit mehr als 14 Monaten durchmachen. Am 
20. September, war die erste Nachricht eingetroffen, 
daß deuffche Truppen auf dcm serbischen Kriegs¬ 
schauplatz erschienen seien. Deutsche Artillerie 
kämpfte damals serbische Geschütze bei Semendria 
nieder und zwang den Gegner, eine Stellungen zu 
räumen. 
Amt! cher französischer Berickt. 
«tö. PnriS, 7. Oktbr. 1915. Amtlicher Bericht von 
Mittwoch nachmittag: „Im Artois dauerte die gegen- 
seiti«e Beschießung an, mit besonderer Heftigkeit südlich 
vom Walde von Givenchy. Wir machten einige Fort¬ 
schritte durch Angriffe mit Granaten in den Verbin¬ 
dungs-Gräben südwestlich vom Schlöffe La Folie. Von 
der ganzen übrigen Front wird nur Artillcrietätigkeit 
gemeldet, so in der Champagne, zwischen Maas und 
Mosel, nördlich von Flrrey und von der lothringischen 
Front bei Leintrey, Gondrexon und Dometzre." — Amt¬ 
licher Bericht von Mittwoch abend: Unsere Unterneh¬ 
mungen in der Champagne erzielten heute neue Ergeb¬ 
nisse. Unsere Infanterie-Truppen erstürmten nach starker 
Artillerie-Vorvereitung das Dorf Tahure uud erreichten 
dcn Glpfel des Hügels gleichen Namens, der einen Stütz¬ 
punkt in der zweiten feindlichen Linie bildete. Wir 
rückten ebenfalls in der Umgebung der Navarin-Farm 
vor. Die Gesamtzahl der Gefangenen übersteigt augen- 
vlicklich 1090. Auf der übrigen Front meldet man nur 
Artillerie-Kämpfe, dce im Artois, im Gebiete det 
Givenchy - Wal ^es, an der Höhe 119, in den Argonne», 
nördlich ca HarazSe, im Priesterwalde, in Lothringen 
bei Leintrey, Rcillon und Badonviller, sowie in den 
Vogesen am Kamm von Metzeral besonders heftig sind." 
Unsere farbigen Feinde. 
Kriegsberichterstatter Scheuermann meldet: Bei 
einer aus den Kämpfen in Flandern eingebrachten 
Gruppe von Tunesiern und Marokkanern fiel es mir 
auf, in welch verächtlicher Weffe die dunkelhäutigen 
Leute jeden Verkehr mit den weißen Franzosen ab¬ 
lehnten, während sie sich ganz besonders befleißig¬ 
ten, sich auf einen freundschaftlichen Fuß mit den 
deuffchen Bewachungsmannschaften zu stellen. Als 
ich einige dieser Leute, die zum Teil geläufig fran¬ 
zösisch sprechen und sehr intelligent sind, nach dem 
Grunde dieses Verhaltens fragte, gaben sie einmü¬ 
tig zur Antwort, daß sie sich nicht als Gefangene, 
sondern als Gäste des mit ihrem Padischah verbün¬ 
deten deuffchen Kaisers betrachten. Sie seien keine 
französischen Untertanen, sondern sie haßten aus 
vollem Herzen ein Land, das sie gezwungen habe, 
gegen ihren Glauben und gegen ihr Gewissen gegen 
ein Voll zu kämpfen, welches ihnen niemals feind¬ 
lich gewesen sei. Niemand von ihnen habe gewußt, 
als man sie gegen das Gesetz, als sie ihre erzwun¬ 
gene Dienstzeit schon abgeleistet hatten, nochmals 
gezwungen habe, die französische Umform anzu- 
ziehen, daß sie gegen Deutschland gingen. Ties habe 
man. ihnen erst bei ihrem Eintreffen auf dem 
Schlachtfelde mit dem Hinzufügen gesagt, daß dar 
Deuffche Reich der Feind der Mol>ammedaner sei. 
Durch Tafeln mit Auffchriften, welche die deutschen 
Truppen vor ihren Schützengräben aufgestellt hat- 
ten und durch indische Truppen, denen deutsche Flie¬ 
ger gedruckte Briefe in der Landessprache zugewor¬ 
fen hatten, hätten sie schließlich erfahren, daß der 
von dem Padischah gegen Frankreich und England 
erklärte Heilige Krieg sie auf die Seite der Deut¬ 
schen rufe. Aber da die Moslems wohl gut genug 
seien, um ein Voll von französischen Schwächlingen, 
welches sein Vaterland gegen die tapferen Deutschen 
mit eigener Kraft nicht verteidigen könne, zu be¬ 
schützen, während der tapferste Moslem ez unter der 
von ihm verteidigten französischen Trikolore nicht 
einvzal -um Unteroffizier brinae, so seien die Auf¬ 
standsbewegungen unter den Mohmumedanern von 
den französischen Offizieren blmig unterdrückt wor¬ 
den. Indessen schwuren alle Gefangenen, daß kei¬ 
ner von ihnen mehr eine» Schuß'auf die Deutschen 
abgegeben habe, seit sie wußten, daß der deutsche 
Kaffer der Verbündete res Padischah sei. Man habe 
alle Verbindungen zwischen ihrem Vaterlande und 
ihren Familien abgeschnitten, um zu verhindern, 
daß sie die Wahrhett erführen. Ein solches Land 
verdiene schmähliche Verachtung sowie auch die fran¬ 
zösischen Ofiziere, die bei allen gefährlichen Unter¬ 
nehmungen die eigenen Leute geschont, und dagegen 
die gezwungenermaßen zu Vetteidigern des schwäch¬ 
lichen Frankreich gepreßte« Moslems' vorgetrieben 
hätten, um ihr Blut gegen die unbesiegbaren Deut¬ 
schen zu verspritzen. Ganz allgemein sprachen alle 
die Hoffnung aus, daß man sie in Deuffchland nicht 
alz Gefangene behandeln, sondern sie als Verbün¬ 
dete ebensogut wie die bewundernswerten deuts chen 
Soldaten ausbilden und sie dann gegen die verhrß- 
ten französischen Bedrücker ins Feld führen werbe. 
Als man ihnen klar zu machen versuchte, daß das 
aus völkerrechtlichen Gründen wohl kaum angchev 
werde, zeigten sie sich tief enttäuscht und sprachen die 
Hoffnung aus, daß man sie wenigstens chrem wah¬ 
ren Herrn, dem Padischah, als Soldaten gegen die 
Franzosen und Engländer zur Verfügung stellen 
werde, (ctt. bln.) 
König Albert an seine Soldaten. 
Aus Rovsendaal meldet der „Derl. Lokalanz.": 
Ein belaischer Unteroffizier! schreibt seinen hier le¬ 
benden Eltern cms La Panne-: Am 27. September 
besichtigte König Albert die felddienstfähigen 
Truppen. Er war sehr ernst, während er sonst ein 
Lächeln fiir den einen oder andern von ims hatte. 
Seine Ansprache lautete: 
Belgische Soldaten! Das Feuer an der Front kün¬ 
digt Euch schwere Kämpfe an, in denen jeder von 
Euch bis aufs äußerste seine Pflicht erfüllen muß. Wir 
müffen den feindlichen Ring, der sich um unser ge¬ 
liebtes Vaterland schließt, zerreißen. Drüben in der 
Heimat erwarten sie das von den Verbündeten Bel¬ 
giens. Kein Opfer soll gescheut werden, um die Ent¬ 
scheidung zu erzwingen. Ihr habt Euch in der Ver¬ 
teidigung glänzend bewährt, zeigt nun den in der 
Heimat Harrenden, daß Ihr auch im Angriff unwider¬ 
stehlich seid! sctr. bln.) 
Englische Werbcmetktz^n. 
- wtb London, 7. Oktober 1915. Das Kriegsamt 
hat die W> rbi.Hörden im ganzen Lande beauftragt, die 
Männer des wehrfähigen Alters, deren Name auf 
den Formularen des N a t i o n a l r e g i si e r s nicht 
mit einem Stern bezeichnet ist, persönlich zum 
Eintritt in die Armee aufzufordern. Die mit 
einem Stern Gezeichneten sind in den Munitions- 
Werken, bei Eisenbahnen usw. beschäftigt und gelten 
für unabkömmlich. Die Instruktion des Kriegsams 
lautet: Da es offenbar die Pflicht eines jeden nicht 
mit einem Stern veffehenen Mannes ist, der nicht 
länger für die notwendigen Dinge des Landes ge¬ 
braucht wird, sofort in die Armee einzutreten, müssen 
Sie jedweden Schritt tun, den Sir für am wirk¬ 
samsten haften, um solche Leute zum Eintritt in 
die Armee zu veranlassen. Sie müsse» zusehen, daß 
niemand in Ihrem Bezirke sich weiter darüber be- 
llaqen kann, daß er von der Armee nicht verlangt 
Wird, da er nicht geholt worden ist. Sie müssen 
auch über die Zahl derer berichten, die sich in Ihrem 
Bezirke weigern, durch den Eintritt in die Armee, 
in der sie so sehr nötig sind, dem Lande zu dienen. 
wtb London, 7. Oktober 1915. Wie die „Times" 
meldet, hatten die großen Werbeumzüge Ende der 
vorigen Woche g er i n g e Ergebnisse. In Leeds 
meldeten sich 23, in Ost-Lancashire 149, in Notting¬ 
ham 123, in Birmingham 96, in Dradfort 34 und 
in Sunderland 22 Freiwillige. 
Englische Kritik «n dem 
amtlichen englischen Kriegsbericht. 
wtd London, 7. Okrober 1915. „Daily Chronicle" 
kritisiert in einem Leitartikel die amtlichen Be¬ 
richte über die Westfront auf Grund der Meldungen 
seines Berichterstatters. Das Blatt schreibt: Der 
Bericht vom 26. September erweckte den Eindruck, 
daß wir die Dörfer Loos und Hulluch einge¬ 
nommen haben, aber wenn wir wirklich Hulluch ein- 
nahmen, müffen wir es wieder verloren haben, denn 
unser Berichterstatter meldet, daß am 30. Septemb. 
die Deutschen uns in Loos und wir die Deutschen 
in Hulluch beschossen. Vielleicht nahmen wir über¬ 
haupt nur die Steinbrüche von Hulluch ein, die seit¬ 
dem zurückerobert wurden, und gewannen viel¬ 
leicht nicht die andere Seite des Weges La Baffee- 
Lans. Wir müssen offenbar die Karten unseres 
Vorrückens, die wir auf Grund der Original- 
depesche vom Feldmarschall French zeigten, be¬ 
trächtlich ändern. Wir hörten auch lange nichts 
mehr von dem Hügel 70, hätten aber bei seiner Be¬ 
deutung sicher von ihm gehört, wenn er sicher 
in unseren Händen geblieben wäre. Es wäre gut, 
wenn das Hauptquartier darüber Aufklärung gäbe. 
Diese würde den Deuffchen nichts verraten, aber 
in neutralen Ländern größeres Vertrauen zu unseren 
amtlichen Berichten erw cken. 
Schwere englische Verluste. 
wtb London, 7. Okt. 1915. Die gestrige Ver» 
lustliste zählt 106 Offiziere, davon 96 von der 
Westfront, und 2936 Mann auf. Die ,Times' 
zeigt außerdem den Tod von 47 Offizieren an, die 
noch nicht in der amtlichen Liste stehen. 
Eine neue englische 12 Milliarden-Anleihe. 
Die ,Neue Zürcher Ztg/ bringt eine Meldung 
von Verhandlungen des englischen SchatzministerS 
mit einigen Großbanken über eine fünfprozentige 
Anleihe von 600 Millionen Pfund Sterling. (— 12 
Mark.)
	        
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