feststellen, daß die Zahl unserer Vermißten auf dem
östlichen Kriegsschauplatz im Höchstfall« >6 Prozent
also nicht einmal ein Sechstel dieser Summe beträgt.
Wenn wir. wie e» nicht ander» zu erwarten war, in
diesem gewaltigen, Krige erhebliche Verluste hatten, so
kann das bei der todesmutigen Betätigung de» An-
griffSgeiste» unserer Truppen nicht überraschen. ES
steht aber fest, daß unsere gesamten Verluste
an Toten. Verwundeten, Kranken und Vermißten kaum
die Ziffer der in Deutschland kriegSgefangenen
Franzosen, Russen, Belgier und Eng¬
länder übersteigen. Auch darf man nicht ver¬
gessen. daß unsere Listen viele Tausende von Lerchtver-
wundeten enthalten, die jetzt längst zur Frcmt zurück¬
gekehrt sind. Biele davon sind inzwischen sogar schon
zum zweiten Male verwundet worden, und da sie somit
doppelt in den Listen erschienen sind, bleibt die wirk¬
liche Zahl unserer Verlustliste also erheblich hinter der
zurück, die sich durch einfache Addition ergeben würde.
Der Prozentsatz der felddienstfähig wiederhergestellten
Verwundeten ist überdies dank unseren vorzüglichen
Sanitütseinrichtungen außerordentlich hoch. Die Hoff¬
nung uiiserer Feinde, daß Deutschlands Widerstands¬
kraft durch seine Abgänge mehr geschwächt sei. als die
keiner Gegner, ist also trügerisch. Schon der Umstand,
daß unsere Feinde allein an Gefangenen fast ebenso¬
viel eingebüßt haben, wie unser Gesamtvrlust beträgt,
lätzt klar erkennen, auf weicher Seite man in Wirk¬
lichkeit Grund hat, mit ernster Sorge in die Zukunft
zu blicken.
Her Kries im (Besten.
Französische amtliche Berichte.
Mtd Pari«. 24. Jan. 1916. Amtlicher Bericht von
Samstag, 3 Uhr nachmittags: Die Täli^eit unserer
Infanterie war auf beinahe der ganzen Front der Aus¬
besserung der durch das schlechte Detter der Vortage
an unseren Schanzarbeiten angerichteten Schäden ge.
widmet. Im Gebiete von Lvnibardzyde rückten wir etwa
100 Meter vor. In dem Abschnitten Npern, ArraS,
Albert, Roy« und Soisson» Artilleriekämpfe. Wiv hat¬
ten an mehreren Stellen Vorteil«. Berry au Bac wurde
von den Deutschen heftig beschossen. Nordwstelich
Beausejour unternahm der Feind einen Angriff, welcher
abgewiesen wurde. In den Begonnen mißlangen
deutsche Angriffe auf Fontaine Madame vollständig.
Ein feindlicher Angriff bei St. Hubert gab Anlaß zu
einem Jnfonteriekampf, der noch nicht beendet ist. An
der Maas zwang unser Artilleoiefeuer den Feind, ein
Munitionslager zu räumen und beschädigte schwer seine
Laufbrücken vor St. Mihiel. Im Elsaß dauert der Ar¬
tilleriekampf um den HartmannSweiler Kopf fort. Im
Walde i& man aneinander, die Aktion dauert ununter¬
brochen. Bei Sennheim wurde die Höhe 426 vom Feinde
erfolglos angegriffen. Weiter südlich rückten wir in der
Richtung Klein-Kollberg nördlich der Aspach-Brücke vor.
«— Amtlicher Bericht von 11 Uhr abend»: In den Argon¬
nen dauerte der Kampf um Fontaine Madame und St.
Hubert die ganze Nacht hindurch an. Alle Versuche
des Feindes wurden abgewiesen. Heute früh begann
der Kampf von neuem. Ueber die heutigen Operationen
an dieser Stelle liegen noch keine Nachrichten vor, eben-
sawanig über den heute fortgesetzten Kampf am Hart-
wannSwe ile r-Kopf.
Die französischen Verluste bei Soissons.
Der „Boss. Ztg." zufolge meldet die Londoner
„Morningpost" aus Paris: AuS den nun empfan¬
genen Einzelheiten über die Schlacht bei Soissons
geht hervor, daß die auS den Tälern zwischen Euffies
und Crouy vertriebenen Franzosen in den Laufgrä¬
ben und Wiesen, die sie vor dem Aufmarsch besetzt
hatten, hartnäckig standhielten. Da gruben die Deut¬
schen einen Tunnel nach den Ufern des Flusses
und sprengten diese, worauf das Wasser in die
Laufgräben strömte unv die Wiesen überflutete. Dar¬
auf griffen die Deuffchen die sich zurückziehenden
Franzosen an. Bei dem furchtbaren Bajo¬
nett g e f e ch t, das sich nunmehr an den Flußuscrn
entspann, verloren die Franzosen zwölf-
t a us e n d M a n n. Die Artillerie nahm tue Deul-
chen heftig unter Feuer und ermöglichte eS den
Franzosen, sich über den Fluß zurückzuzichen. (ctr.
Das wohlgezielte Feuer unserer schwere« Geschütze.
Dem „Bert. L.-A." wird auS Genf gemeldet:
Der trotz der Wctterungunst seit Beginn der Woche
entwickelten Tätigkeit der deutschen Flieger über den
wichtigsten französischen Kampfgebieten schreibt die
Sanzösische Fachkritik der bei dem Bombardement von
urnes, Nieuport und den Vcrbündetenstellunq bei
per» bekundete besonder- guten Orientier¬
ung der deutschen Geschütze zu. Die wirk¬
same Beschießung der französischen Befestigungen
rings um SoissonS und der südöstlich St. M i -
h i e l vom General Sarrail bezogenen Stellung wird
8leichfalls mit den vorangegangenen Flugzeugerkun-
ungen in Zusammenhang gebracht. Nach einer Pri-
oatmeldung aus Nancy haben die gegen den dor¬
tigen Hauptbahnhof und den benachbarten schweren
Geschühpark gerichteten Geschosie der deuffchen „Tau¬
ben" an wichtigen Punkten Erfolge erzielt, (ctr. blu.)
Noch mehr Neger!
Paris, 23. Jan. 1915. Blättermeldun'en
zufolge ließ Millerand vom Präsidenten Poincare
Bahn verladen, von der Endstation sofort «uf die
Schiffe gebracht und dann obgesandt. Auch in Aegyp¬
ten hielt man sie fern von aller anderen Bevölkerung,
und erst in Marseille sprach ek sich unler ihnen herum,
daß es gegen die Deutschen gehe. Sie wurden dann
bald darauf in die Schützengräben eingeschoben, wobei
man jedoch darauf achtete, die indischen Regimenter zu
trennen und in dir englischen und französischen einzu.
schieben. Jetzt wurde ihnen auch mitgeteilt, daß sie
sich nur auf Befehl der englischen Offiziere jemals er¬
geben dürften, sowie daß die Deutschen jeden gefangenen
Inder in der schrecklichsten Weise vom Leben zum Tode
beförderten. Hieraus erklärt sich di« verhältnismäßig
geringe Anzahl der gefangenen Inder, da diese, nach-
dem die englischen Offiziere gefallen sind, einfach bis
zur Vernichtung weiterkämpfen. Das Klima vertrugen
sie bisher leidlich, trockene Kälte ist ihnen am schädlich¬
sten. Ein strenger Winter dürfte daher sehr unter
ihnen aufräumen.
— Wie die Deuffchen lm Ausland« genannt wer¬
ben. Die Geschichte unseres Volkes läßt es erklärlich
erscheinen, daß wir bei den Ausländern keinen ein¬
heitlichen Namen haben. Je nachdem irgend ein frem.
des Volk mit einem deutschen Stamm in Berührung
kam, nannte man uns Sachsen, Franken, Bajuwaren.
Schwaben, Lothringer, Pommern, Preußen usw. Noch
1370 sagte man ln Frankreich ganz allgemein: die
Preußen kommen. Dies rührt daher, daß der Krieg
eigentlich nur an Preußen erklärt worden war. Als
dann sogleich die andern deutschen Stämme sich den
Preußen anschlossen, steckte man sie alle unter einen
Hut. Im übrigen aber sind wir für die Franzosen
Allemannen, ebenso für die Spanier. Efftere nennen
uns AllemandS, letztere AlemaneS. In den südwest¬
lichen Gebieten unseres Reiches sitzen ja noch heute
allemaniscke Stämme, mit denen die romanischen
Grenzvölker früher fast ausschließlich in Verkehr stau-
den. Deutsche, früher Deutsche geschrieben, nennen uns
in der ihrer Sprache und ihrer Zunge angepaßten
Form „Tedefchi" nur dir Italiener, ja. es geschah dies
ihrerseits sogar früher, als wir uns selbst so nannten.
Die Engländer haben zwar den Ausdruck „Dutchmann".
meinen ober damit die Holländer, während wir für
sie die „German-' sind, Germanen. Und dabei wollen
wir sie auch ruhig lassen, denn unser Volk macht eben
jetzt wieder seinen Vorfahren, den alten Germanen,
alle Ehre. Zudem nennen wir ja auch unser Bater-
jgnb stolz »Germania". In Siebenbürgen spricht man
ein Dekret unterzeichnen, das den Kriegsminister
ermächtigt, die Zahl der Bataillone Senegal-
schützen in Marokko entsprechend dem Ergebnis
der Aushebung jestzusetzen. In der Begründung
des Dekrets wird vorgeschlagen, Seuegalschützen in
Marokko ouszubilden, wo sie sich am b sten an das
europäische Klima und die europäische Kriegssüh-
rung gewöhnen könnten, und sie in günstiger Jah¬
reszeit nach Europa zu schicken.
Ueber eine halbe Milliarde Steueransfall in
Frankreich.
wtb Paris, 28. Jan. 1016. Nach dem „Temps" ver¬
öffentlicht die Finanzverwaltung eine Uebersicht über
das Eträgnis der Steuern für das Jahv 1914.
Ter Ertrag der direkten Steuern weist gegenüber dem
Budgetvoranschlag einen Ausfall von 108 680 000 Fr.
auf.^ Der Ertrag der indirekten Steuern und Monopole
beträgt 3 224 166 000 Fr. gegenüber dem Budgctvoran-
schlag von 3 864 084 600 Fr. Der Fehlbetrag beläuft sich
gegenüber dem Budgetvoranschlag aus 640 767 700 Fr.
und gegenüber dem Jahre 1913 auf 667 933 000 Fr.
Ein ,Miegskorrespondent".
Die »Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die holländische
Stadt S l u i s nahe der belgischen Grenze ist in den
letzten Monaten ein Zentrum für allerlei KriegSnach¬
richten geworden. Wie ein Teil dieser KriegSnachrichten
entsteht, darüber geben Mitteilungen, die uns von guter
Seite au« Holland zugehen, folgende interessante Aus¬
kunft: Die holländische Zeitung .De Tijd", die sich durch
besonders feindselige Nachrichten aus Belgien ausgezeich.
net. hat einen .OorlogS-Korrespondent bk.", der seit
Wochen in Slui» sitzt. Obwohl er sich nicht von Ort
und Stelle rührt, gibt er seiner Zeitung Nachrichten bald
aus Brüssel, bald aus Antwerpen oder Brügge oder
Gent, je nachdem es ihm paßt. Er fängt gelegentlich ein
Gerücht in SluiS auf und verläßt sich im übrigen auf
seine Phantasie. Die so entstandenen KriegSnachrichten
werden vom Publikum in Unkenntnis ihrer Entstehung
gläubig gelesen und tragen viel zur Vergiftung der
Stimmung bei. — So die uns zugehend« Mitteilung.)
(ctr bln.)
Das Fsrrer-Denkmal in Brüssel.
vtd Brüssel. 24. Jan. 1916. In der gestrigen Nacht
ist daS zum Andenken an den spanischen Anarchisten
^errer in Brüssel! errichtete Denkmal in häßlicher
eise besudelt worden. Bei der Bevölkerung rief die¬
ses Vorkommnis eine Erregung hervor, die sich in An¬
sammlungen kundgab. Schon als vor einigen Jahren
daS Denkmal errichtet wurde, traten bekanntlich die
Parteigegensätze in schärfster Weise hervor. ES stand
zu befürchten, daß der Anschlag zu Unruhen führen
könMe. Der Generalgouverneur wies daher die Stadt¬
verwaltung an, das Denkmal zu entfernen.
Englands Zorn über dir Zeppeline.
Der „Tägl. R." wird berichtet: Die englischen
Heilungen rosen noch immer über den gelungenen
Zeppclinangriff. Das gesamte stereotype Schimpf¬
lexikon wird kübelweise über Deutschland geleert.
Man nennt die Deuffchen Kindermörder, Hunnen
und Barbaren Ein Parlamentsmitglied in Hol-
combe mit Namen Jngleby, der in Kings Lynn ge¬
wohnt hat, will die Entdeckung gemacht haben, daß
das deutsche Lustgeschwader durch zwei Automobile,
die mit großen Scheinwerfern Signale gaben, und
einen Zweidecker geleitet wurden. Diese törichte
Phantasie findet eine gastliche Stätte in der „Ti¬
mes". (ctr. bln.)
Ein französischer Flieger in Holland gelandet.
Das Handelsblad berichtet dem „Tag" zufolge, in
Middelburg landete ein französischer Eindecker,
der in Belgien rekognosziert hatte und dabei von den
Deuffchen beschossen und am Handgelenk verwun-
d e t worden war. Wie er behauptet, ging er i r r-
t ü m l i ch in Holland nieder. Er begab sich nach
Plissingen, um ärztliche Hilfe in Anspruch ru neh¬
men. Seine leicht beschädigte Maschine wiro durch
Militär bewacht, (ctr. bln.)
Im Zusanimenhang hiermit seien Meldungen
erwähnt, die das Erscheinen von Fluglagen über
niederländischem Gebiet betreffen, aber allerdings
nicht sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich haben. Nach
den Nieuws van den Dag soll am Tienstagnach-
mittag ein Zweidecker von unbekannter Natio-
nalität über der seeländischen Insel Nordbeveland in
einer Höhe von 300 Meter gesehen worden sein.
Ferner soll ein englischer Zweidecker auf holländi¬
schem Gebiet an der Ostschclde eine Bombe haben
fallen lassen.
Der Kries gegen Russland.
Der russische Rückzug in Polen.
AuS Wien wird der „Boss. Ztg." gemeldet: Die
Warschauer Behörden sind bestrebt, der Bevölkerung
den erfolgreichen Vormarsch der Deutschen
möglichst zu verheimlichen. Dagegen machen
in Warschau eintreffende Flüchtlinge Mitteilungen
über das Zurückfluten der Russen aus der
Gefechtslinie. Tie Verbreitung der immer häufige'
auftauchenden Alarmgerüchte wird aber von den Be
Hörden streng geahndet. In Radom amtieren vor¬
läufig noch russische Behörden; es werden jedoch in
immer nur von den „Sachsen", weil im Mittelalter
zahlreiche Bergleute in jene Gegenden gezogen wurden,
um die BodcnsckMtze zu erschließen. Im ganzen Orient
spielte dagegen der „Franke" eine Rolle. So nannte
man di« Germanen zur Zeit der Kreuzzüge. Der Aus¬
druck hat sich dann bis heute erhalten. Der Perser
hat Feringi daraus gemacht, was also nichts andere?
als Franke bedeutet. °as
— Der Fleischverbrauch des deutschen Volkes. Ji>
Berlin ist vor kurzem ein Zentraleinkaiufsgeschäft ge.
gründet worden, deren Ziele unter anderem darin be¬
stehen, die breiten Schichten des Volkes an eine billigere
Ernährungsweise zu gewöhnen. So hat dieses Ge¬
schäft jetzt ein „Kriegskockbuch" herausgegeben. das
umsonst verteilt wird. Dieses Kriegskochbuch soll vor
allem statt der ausschließlichen Fleischnahrung mehr
gemischte Kost empfehlen und die Milcherzeugnisse (be¬
sonders Käse) sowie die pflanzlicl'en Nahrungsmittel
(Roggcnmehl und Kartoffel) zu Ehren bringen. Be¬
merkenswert ist das Vorwort dieses Kriegskochbuches,
worin auch über den Fleischverbrauch der eintelia
Länder abyebandelt wird. Wir erfahren daraus, daß
Deutschland hinsichtlich seines Fleischverbrauchs, auf den
Kopf der Bevölkerung gerechnet, weitaus an erste Stelle
tritt. In den deutschen Großstädten ist der Verbrauch
ganz außerordentlich boch, so beträgt der Verbrauch in
Berlin 70L Kg., während er auf dem Lande im Durch¬
schnitt nur 31,6 Kg. ausmacht. Auf den Durchschnitt
der ganzen deutschen Bevölkerung gerechnet, ergibt sich
die Zahl 62L Kg. jährlich, damit steht Deutschland an
der Spitze aller europäischen Länder: ihm folgt England
mit 47,6 Kg., Frankreich mit 33,6 Kg., Oesterreich-
Ungarn mit 29,6 Kg. und Rußland mit 21,8 Kg. In
Italien beträgt der Fleischverbrauch nur den fünften
Teil des deutsch>en. nämlich >0,4 Kg. Sicherlich ist
unsere Landbevölkerung der städtischen an körperlicher
Kraftleistung nick« unterlegen, und damit ist der Be¬
weis erbracht, daß auch für unser Klima und für un.
sere Lebensverhältnisse die übermäßige Bevorzugung
des Fleisches in der täglichen Ernährung durchav« nicht
effordcrlich ist. Auch kann man nicht sagen, t ß die
körperliche Leistungsfähigkeit der deuffchen Volke? vor
vor 100 Jabren,' zur Zeit der Befreiungskriege, bei
einem Fleischverbrauch von nur 13.6 Kg., geringer ge¬
wesen als heute. Wie unverhältnismäßig der Fleischi-
verbrauch in den letzten 100 Jahren gestiegen ist, be¬
weist die Zusammenstellung der Zahlen für einzelne
Jahre. 1816 betrug der JahreSverbraiuch im Durch¬
aller Eile Vorbereitungen für die Räumung ge¬
troffen. (ctr. bln.)
Di« Russen zur Offensive «icht mehr fähig.
Der Sperialderichterstatter des WolffbureauS tele¬
graphiert aus 8 o w l tz uver ein Gespräch, das er
mit einem höheren deutschen Genevatuabsoffizier ge¬
habt hat, der in besonderem Maße über die gesam¬
ten Vorgänge auf dem östlichen Kriegsschauplätze
unterrichtet ist. Der Offizier wies auf die soeben
veröffentlichten offiziellen Darstellungen der Ope¬
rationen in Polen und Galizien hin und fügte er-
läulerW) und ergänzend hinzu:
Sie sehen den vollständigen Zusammen¬
bruch der großen rtussi scheu Olffensive
und können sich darauf verlassen, daß die Russen zur
Erneuerung ihrer Offensive großen Stils nicht nur
gegenwärtig, sondern auch auf Ddonate hinaus völlig
unfähig sind. Vor April oder Mai können sie nicht
danan denken, und auch dann nur. wenn er ihnen ge¬
lingt, inzwischen die Armee mit neuem Geiste zu er¬
füllen und den Heresbedarf vollständig neu zu ergän¬
zen. Aber beachten Sie noch etwas anderes: die Dar¬
stellung hier zeig! Ihnen evident, wie Erfolg«, die mit
einem Flügel errungen wurden, ihre Wirkung auf die
ganze Kampfesfront ausüben. Die- russische Offensive
gegen Krakau ist durch den deuffchen Vormarsch
auf Warschau zum Scheitern gebracht. Jetzt haben
die Russen, um Warscl>au zu stützen, so ungeheure
Trppenmassen nach ihrem rechten Flügel werfen müssen,
daß sie entscheidende Operationen in Galizien und Un¬
garn gar nicht unternehmen können, auch wenn die Zu.
stände in ihrer Armee besser wären. AuS der Offen¬
sive auf Krakcm ist die Verteidigung Warschaus gewoy-
den. Wollte jetzt der Großfürst Nikolaus für eine
große Operation in Galizien seinen rechten Flügel
wieder schwächen, so gäbe er damit aller Voraussicht
nach Warschau preis. Nein, die Partie steht nicht so
gut für die Russen!
Di« Reif« des russischen Finanzministers Bark.
Aus Sofia wird der „Boss. Ztg." gemeldet: De«
russische Finanzminister Bark reist über Rumänien
nach Sofia, wo er am SamStag eintraf, von Sofia be-
gibt er sich über Saloniki zu Schiff nach Bordeaux,
(ctr. bln.)
Dieser Tage haben sich hohe russische Offiziere
und Würdenträger über die Balkanhalbinsel nach
Bordeaux und London begeben. Wahrscheinlich ist
ihnen die Aufgabe anvertraut, die militärischen Ver¬
legenheiten Rußlands, seinen Mangel an Kanonen,
Gewehren, Munition und Ausrüstung, seine Un¬
fähigkeit zur Erneuerung der Materialien zu schil¬
dern. Keinesfalls sind diese Reisen ein Triumph¬
zug. Sie bringen den Verbündeten keine gute Kunde.
Nun hat sich auch der Finanzminister auf denselben
Weg begeben. Er will es wohl noch einmal mit einer
Bitte um Geld bei den Verbündeten versuchen
und sie, ehe er hoffnungslos die Flinte ins Korn
wirst, zu veranlassen, daß sie der Entwertung des
Rubels entgegenwirken. Wenn aber, wie voräuszu-
sehen ist, Herr Bark mit leeren Händen zurückkehrt,
was dann? Frankreich hat mit den Milliarden für
Rußland nicht gespart, solange es sich in dem Traum
wiegte, gemeinsam mit Rußland, einen siegreichen
Feldzug zu führen. Ein Rußland, das statt dessen
im Verein mit Frankreich Niederlagen einheimst,
kann den Franzosen, selbst wenn sie Geld scheffel¬
weise zur Verfügung hätten, nichts nützen. Herr
Bark begibt sich daher auf einen schweren und allem
Anschein nach demütigenden Weg.
Russische Roheit.
wtb Wien, 23. Jan. 1916. Die „Neue Freie Presse"
veröffentlicht die Erzählung der Frau Marie P a u m-
>art»er, der Gemahlin des österreichisch-ungarischen
Seneralkonsuls in Odessa, über die Leiden,
denen die Milglieder des österreichisch-ungarischen Kon¬
sulates durch die russisclien Behörden kurz vor und nach
dem Ausbruch des Krieges ausgesctzt gewesen sind. Da¬
nach wurde der Generalkonsul Paumgarlner ohne Rück¬
sicht auf seine diplomatische Unverletzlich¬
keit, ohne Rücksicht auf das Gastvecht und auf seinen
leidenden Zustand in ein sclnnuhiges Gefängnis ge¬
schleppt, dort ohne Pflege seinen Oualen überlassen und
päter nach Petersburg gebracht, wo er noch jetzt sein
oürfie und nicht einmal seiner Familie ein Lebens,
zeichen geben kann. Der Vizekonful Fillunge«
mirde durch die an ihm verübten Roheiten zu einem
Selbstmordversuch getrieben und ist auch der Freiheit
>eraubt. Der Konsulatssekretär Ungurian wurde,
ohne daß bei der Haussuchung bei ihm etwas Verdäch¬
tiges gefunden worden wäre, eingekerkert. Dem inter¬
venierenden Generalkonsul wurde gesagt, er solle sich
um den Sekretär nicht mehr kümmern, er werde ihn
nicht mehr sehen. Nach der gewaltsamen Festnahme des
Generalkonsuls mußte seine Frau mit vier Kindern
viele Wochen lang vereinsamt und in bitterster Sorge
am das Schicksal ihres Mannes in Odessa bleiben. Die
Dienerschaft wurde wiederholt einem äußerst strengen
Verhör unterzogen. Ein deutscher Diener wurde ins
Gefängnis geschleppt und nach einmonatiger Haft wie
-in gefährlicher Verbrecher nach dem Ural abgeschoben.
Der amerikanische Konsul, bei dem Fmu
staumgartner sich über die bru'ale Behandlung ihres
Mannes im Gefängnis in Odessa beschwerte, küm¬
merte sich um die Angelegenheit fast gar
licht. Ende November, zu der Zeit, als der Genenal-
onsul nach Petersburg gebracht wurde, durste Frau
Baumgartner in die Heimat reisen, aber nnr über Pe¬
ersburg und durch Finnland und Schweden. Auch
'chnitt 13,6 Kg., 1861 noch 23.2 Kg-, 1892 schon 32,8
die höchste Steigerung fand aber in den letzten Jahr¬
zehnten statt; denn von 1892 bis heute ist der Durch,
'chnittverbrauch von 32,6 auf 52,3 gestiegen, also um
nahezu 20 Kg. -tlc
— Ter Baumschnitt im Winter. Wer im Herbst
nicht Zeit fand, seine Bäume zu lichten, kann das
recht gut noch in den kalten Monaten nachholen.
Die Hauptsache bleibt aber auch hier, nicht aufs
Geradcwohl abzuschnciden sondern erstens; so wenig
als möglich, und zweitens nur dort, wo, unten nach
der Krone zu betrachtet, ein Lichten durch zu viele,
sich kreuzende und reibende Zweige unbedingt nöt:g
ist. Jedes Zuviel schädigt nicht nur die kommende
Ernte, sondern schlägt auch dem Baum mehr Wun¬
den, als er füglich vertragen und vernarben kann.
Auch das Abschnciden an sich erfordert ebensoviel
Sachkunde, wie da? Auslichten. Es ist nicht richtig,
die Säge von oben einzuschneidcn weil der fallende
Zweig gar zu leicht absplitterr und die Rinde mit
einreißt. Man säge oder schneide stets a.so von
unten; nur bei starken Zweigen kann man un en
anfangen und oben fortfahren. Das Absagen muß
fernerhin stets am sogenannten Asiring stattfinden,
dort, wo der Ast am Stamme sitzt, und eine kleine
Verdickung aufweist. Auf diese Weise hfflt die
Wunde sehr viel heichter und schneller, besonders
wenn sie noch mit kalkflüssigem Baumwachs vor den
Unbilden der Witterung und vor dem E ndring n
von Schädlingen geschützt wurde. Geht man zu nahe
an den Baum bcran mit der Säge, so wird seine
Rinde verletzt, und es entstehen sehr leicht krebs¬
artige Bildungen. Läßt man aber den Alkstun-pf
zu weit bervorsiehen. dann b ldet dieser Sumpf sehr
bald einen Nnkerschluvf für schädliche Insekten, Kä¬
ser, Würmer einen Nährboden für Pilze, Bakterien
usw., die ihr Zerstönmgswerk fortsetzen. Eine wei¬
tere Regel aus der Praxis ist die, daß man an älte¬
ren Böumen^überhaupt nicht mehr herumschneidet;
sie besitzen nicht mehr die Kraft inw-rr Bäume und
vertragen jedwede Wunde sehr schlecht. -ff.
auf der Reise war sie Unannehmlichkeiten und Deschimp.
fungen auSgesetzt. Sie und ihre Familie fanden bei
ihrer Ankunft in Schweden bei dem deutschen Hilfs»
verein liebevolle Aufnahme (vergl. Nr. 17).
l/om See- und UeHerseeKrleg.
Noch eia Dampfer von einem U-Boot versenkt?
Aus Mailand wird dem „Berl. Lok.-Anz." ge¬
meldet, daß der am 26. Dezemb. mit einer Ladung
Kohlen von Newcastle abgefahrene englische Dampfer
„Glenmorvcn", der am 7. oder 8. Jan. in Livorna
eintreffen sollte, bisher nicht eingetroffen sei und
man befürchtet, daß er entweder Havarie erlitten
hat oder einem deutschen Unterseeboot zum Opfer
gefallen sei. (etr. bln.)
323 Schiffe verloren.
~ Nach einer Berechnung der Liverpooler Ver¬
sicherungsgesellschaft waren die Seeverluste der
Welt im letzten Jahre, wenn man nur Schaden¬
summen von 10000 Pfd. Sterling und darüber in
Betracht zieht, zweimal so groß wie im Jahre 1913.
Der Gesamtverlust wird mit 13688954 Pfd.Sterlg.
gegen 6736000 Pfd. Sterlg. (1 Pfd.Sterlg.-20Mk.)
im Jahre 1913 angenommen. 1914 gingen 272
größere Schiffe gegen 176 im Jahre 1913 verloren.
Der Verlust an Schiffen von mindestens 500 Tonnen
betrug 1914 323, von denen 195 Fahrzeuge durch
Kriegsschiffe oder durch Minen versenkt wurden.
Von den verloren gegangenen Schiffen waren 141
ausländische und 115 britische.
Die „Karlsruhe".
vtb Paris, 23. Jan. 1915. Nach einer Blätter¬
meldung aus Port-au-Prince konnte sich der deutsche
Kreuzer „Karlsruhe" an der Mole von St. Richo-
las bei Haiti verproviantieren und dort eine
Basis errichten. Dampfer aus New Aork und
New Orleans laden Kohlen, um die „Karlsruhe"
damit zu versorgen.
Der Mentales.
„Heldentaten" der Russen und Engländer.
vib. Konbantinopel, 24. Jan. 1914. (Nichtamtl.-
Amtlich wird gemeldet :RussischeTorpedoboot«
dringen, wenn sie Gelegenheit finden, in offene und
unverteidigte Häfen des Schwarzen Meeres ein,
bombardieren sPrivatgebäude und bohren
Fischerbarken in den Grund. Solchem ungesetz-
fiu/cn Tun haben sie am 20. Januar eine neue
Heldentat hinzugefügt, indem sie in der Nähe von
Ätina am Schwarzen Meere eine Fischerbarke anf-
brachten und zwei junge Fischer, die sich daraus be¬
fanden, fortführten. — Nach einer weiteren amtlichen
Mitteilung haben die englischen Kriegsschiffe
entgegen dem Völkerrecht und den Regeln der
Menschlichkeit begonnen, gegen den Küstenstri. > von
Hedschas vorzugchen. Am 12. Januar ver '*-(e
ein Kreuzer auf Schaluppen im Hafen von Habui (?)
in der Nähe von Dschidda Truppen auszusc! ,fen.
Als die Küstenwache Widerstand leistete, bvmbaroierte
er diesen Hafen und entfernte sich dann in der Rich¬
tung auf Dahkian (?).
Ein« Kiistenbeschießnng.
wtb. Lyon, 23. Jan. 1914 „ProgrtzS" meldet
aus Paris: Der russische Kreuzer „Askold" hatte in
der Nähe von Kalmun bei T r i p o l i S eine Schaluppe
jur Einholung von Lebensmitteln an Land geschickt.
Die Schaluppe kentert«. Die Ortsgendarmerie ver¬
haftete die russischen Matrosen. Der Kommandant
des „Askold" verlangte die Auslieferung der Ma¬
trosen und drohte, die Küste zu beschießen, fall» sie
binnen einer bestimmten Frist nichr ausgcliefert seien.
Nach Ablauf der festgesetzten Frist wurde die Küste
beschossen und eine Matrosenabteilung ge¬
landet, der es gelang, die Matrosen zurückzubringen.
Es wird sich hier um das Tripolt« in Syrien han¬
deln, eine Stadt von 30000 Einwohnern gegenüber der
Insel Cypern.
Persisch« Antwort an Rußland.
Wie erinnerlich, hatte Rußland von der per¬
sischen Regierung verlangt, sie solle die Bevölkerung
der Nordprovinzcn von eurer Beteiligung am Kriege
abhaltcn. Die persische Regierung hat darauf ge¬
antwortet, daß sie dazu nicht in der Lage sei.
Nunmehr wird der Wottlaut chrer Anttvort bekannt,
die als ebenso treffend wie gescyrckt bezeichnet werden
kann:
„Die russische Regierung hat die Bezirke Aser-
beidschan, Mesched, Mandara» gewaltsam besetzt
und dort dauernd Truppen gehalten. Infolgedessen ist
die penstswe Negierung in den genannen Bezirken
ohne Einfluß. Die dort lebenden Stämme haben
sich entwöhnt, der persischen Regierung Gehorsam zu
erweisen, und kämpfen jetzt geg/n Rußland. Hätte
Rußland die Truppen aus jenen Gebieten zurückgezo¬
gen und die Verwaltung Persien übergeben, so hätte
dieses auch die Verantwortung für die Vor¬
gänge übernommen. Da Rußland das aber unterlassen
hat, darf es der persisckM Negierung keinerlei Verant¬
wortung zuschieben." (ctr. bln.)
Aus dieser Antwortnote geht mit erfreulicher
Deutlichkeit hervor, daß der persischen Regierung
nichts ferner liegt, als ein Protest gegen den Ein¬
marsch der zürnsckcn Truppen in Aserbiedschan.
jedenfalls klingt auS der Antwort kein Ton des
Bedauerns nver die Vertveiduna der Russen durch
die Türken.
Die linderen Mine.
Aus dem holländischen Parlament
wtf> Haag. 23. Len 19'5 Negierung hat in
einer Mitteilung an di« Zweite Kammer zu dem Ge¬
setzentwurf über aut: kcrwugcruug der Dauer des
Dienstes in der Terrrtonalarmec erklärt, daß die Lage
der Niederlande noch wie im August eine sofortige Ver¬
fügung über die gesamten miliiärjschen
Streikräfte erheisck-e. Die Regierung besitze na¬
türlich Material hierüber, von dem Las Publikum keine
Kenntnis habe, betrachte es indessen als dem Interesse
des Landes entgegen, jetzt dem allgemeinen Ausschuß
Mitteilungen darüber zu machen. — In dem Berickt
der Abteilung der Ersten Kammer über die Mvßnahiyen
des Ministeriums des Aeußern wmt>e zwar den Aus¬
führungen des Ministers Anerkennung gezollt, aber be¬
dauert. daß dem Parlament so wenig Mitteilungen
über die auswärtige Lage gemacku würden. Dem An¬
träge auf Einrichtung^ einer Mission beim Vatikan,
besonders für den Abschluß des Friedens, wurde zu¬
gestimmt; das Juteresse Hollauds bnnge es mit sich,
!>aß es bei Friedensuerbnndlungen in Rom eventuell
vertreten sei. Einige Mitglieder bezweifelten, ob Rom
als Ctäite der Verlxrndlungen gceignei >e>. Mehrere
Mitglieder machten auf die immer noch übelwollende Art
aufmerksam, mit der die französische Presse
sich über Holland aus^osse, und spuachen die Ansicht aus.
daß der holländische Gesandte in Paris nick promt ge¬
nug gegen falsche und übelwollende Mitteilungen ein¬
schreite, die das holländische Vorgehen in ungünsttgem
Lichte darstellten.
Tie Sendung Genadiews.
Die „Südflawische Korrespondenz" meldet, der
„Frkf. Ztg." zufolge, aus Sefia. Nach MitteiluNges