Italienische Truppentransporte?
Laut der ,Köln. Ztg.' erfährt das Athener Blatt
,Hesticst eine große Zahl italienischer Truppen
habe sich in den letzten Tagen nach Bari und Bi in-
disi begeben, wo sie auf 12 große Transp^rt-
ins Verderben jagen.' Wenn Serbien im Juli 1914
das österreichische Ultimatum angenommen hätte,
so wäre jetzt die unangenehme Üebergangszeit mit
den Untersuchungen und Vorkehrungen wegen der
Meuchelmörder und Aufwiegler längst Überständern
sch iffe geschafft worden seien. Die Truppen hätten Staat und Volk hätten sch Lch diL' LäuLn« L
getragen, woraus man schließe, daß Frieden und Wohlstand gedeihlich weiter necke n
sie für einen Feldzug an einem Punkte des Orients,
wahrscheinlich an der Küste Kleinasiens. be¬
stimmt seien. (ctr. fft.) V ;f
m gglftan-ltFiesiKiicuiiiatz.
Kriegserklärung Bulgariens.
Zr'e „Kölnische Zeitung" meldet aus Zürich: Di«
Neuen Züricher Nachrichten' wollen aus bester
Quelle erfahren haben, daß gestern mittag 11 Uhr
Bulgarien Serbien die Kriegserklärung
zugestellt habe. Eine Bestätigung der Nachricht fehlt.
(ctr. fft.)
MM» beginnt tes Krieg gm
KM«. 4 m
wtb Nisch 12. OKI. 1915. (Nichtamtlich). Mel.
ditjtg der Agence Havas: Die Bulgaren haben
uns aus der Front von Knjazevae angegriffen.
Damit beginnt, schon bald nach der Bezwingung
der Nordgrenze Serbiens durch die Armeen Macken¬
sens, ein neuer Abschnitt im Kriege gegen Serbien.
Bulgarien packt Serbien von Osten her an. Kujaze-
vac liegt etwa 20 Kilometer westlich der serbisch-
bulgarischen Grenze, nordöstlich von -lisch. Vermut¬
lich wird das bulgarische Heer noch an anderen
Stellen angreisen; solange man aber diese Angriffs¬
punkte nicht kennt, läßt sich über die geplanten
Operationen noch nichts sagen.
Serbien ist jetzt als Kriegsschauplatz in vol¬
ler Bedeutung neben die alten großen Kriegsschau.
Plätze im Westen und Osten getreten. Der Ab-
satz^den die amtlichen Kriegsberichte dem Vorswß
in Serbien widmet, wurde schon in den letzten Ta¬
gen mit besonderer Spannung erwartet und mit der
lebhaftesten Aufmerksamkeit genossen. Nachdem jetzt
auch von der bulgarischen Grenze der Kanonendon¬
ner hallt, wird sich das Interesse natürlich noch stei¬
gern. Falls in dem unglückseligen Serbien ncch der
poliüsche Größenwahn herrschen sollte, könnten die
Landsleute des Meuchelmörders Princip sich schmei¬
cheln, daß ihr Land wieder im Brennpunkt des
Weltinteresses steht. Aber sie tun bester, wenn sie
trauern und beten, denn die weltgeschichtliche Rolle
Serbiens besteht nur im Leiden, im Vergehen.
Die neue Bedeutung, die Serbien erlangt hat,
beruht nicht auf seiner militärischen oder Volks-
krast, sondern auf dem Umstande, daß dieses Land
die Eingangspforte zum Balkan und den Korridor
zwischen den Mittelmächten und der Türkei bildet.
Sonst hätte man Serbien noch länger haben links
liegen lassen, um nach Austrag des Weltkrieges mit
dem kleinen Rest aufzuräumen. Jetzt brauchen wir _ . ... ... . . „_0_
aber die Verbindung mit der Türkei und den Weg ! fünf mit Munition beladene Schlepper nach Ser
Wohlstand gedeihlich weiter entwickeln
können. Jetzt muß Serbien entsetzlich dafür büßen
daß c§. dem falschen Rate Rußlands gefolgt ist.
Oesterreich hatte noch in der Ultimatumstunde den
Besitzstand des vergrößerten Serbien gewährleistet.
^>etzt geht nicht allein die Errungenschaft des zwei¬
ten Balkankrieges flöten, sondern der Fortbestand
des Stammgebietes selbst ist gefährdet. Das Volks-
Wohl ist bereits auf Generationen hinaus vernichtet
Oesterreich war im Juli 1914 gnädig gegenüber
dem verbrecherischen Serbien. Deutschland war im
August 1914 gnädig gegenüber dem verräterischen
Belgien. Man wollte sich mit milden, halben Ma߬
nahmen begnügen. Nachdem die sanfte Hand aus-
geschlagen worden, mußte die gepanzerte Faust da-
zwischcnfahren, und die wird nun ganze Arbeit
machen, zur vollen und endgiltigen Klärung führen,
sMohl im Südosten wir im Nordwesten,
Räumung von Nisch.
x lch, 12. Okt. 1915. Den Türmer Blättern
zufolge hat die Räumung von Nisch durch die
serbische Zivilbehördcn bereits am Freitag begon¬
nen. (ctr. bin.)
Ter serbische Bericht.
vtb. Risch, 12. Okt. 1915. (Amtlicher Bericht-)
Belgrad mußte geräumt werden, um es vor einer
femdlichen Beschießung zu retten. Der Feind verfügt
über gewaltige schwere Artillerie. Die Ver¬
luste, besonders an Offizieren, sind auf beiden Seiten
ungeheuer. Unsere Truppen leisten den feindlichen
Sturmangriffen siegreichen Widerstand. Bei Obreno-
vac verwendet der Feind erstickende Gase.
Die serbischen Verluste.
' Budapest, 12. Okt. 1915. „Az Est" meldet aus
Bukarest: Die Serben haben, wie die hiesigen Blätter
melden, riesige Verluste gehabt. Ihre leichten
Batterien wurden von den Angreifern zerschossen,
aber auch die Infanterie erlitt unglaubliche Verluste.
Auf der vom Vorjahr bekannten und von den Deut¬
schen jetzt eroberten Zigeunerinsel wurden 600 ser¬
bische Soldaten bestattet. In Belgrad liegen auf den
Straßen die Leichname zahlreicher serbischer Soldaten.
Die Serben leistm im Vorfelde, so wird dem „B.
Tagebl" aus dem österreichisch-ungarischen Kriegs-
pressequärtier gemeldet, erbitterten Wider¬
stand. Doncmmonitore patrouillieren zwischen der
Drinamündung und dem Eisernen Tor. Die Stadt
Belgrad hat durch Bombardnnent und Straßen¬
kamps erheblich gelitten. Die untere und die
obere Festung und der neu aufgebaute Kalimegdan
sind ein Trümmerhaufen. Die Häuserblocks ringsum
und das Fabrikviertel sind stark beschädigt. Weniger
beschädigt ist die Hauptstraße, (ctr. bln.)
Serbische Munitionsdampfer versenkt, d
Aus Galaz wird nach dem „Berl. Lok.-Anz." ge¬
meldet: Der rusfische Dampfer „Belgrad".
Truppen der Entente in Saloniki: Wir haben das
seltene Glück erlebt, Zeugen der majestätischen Be¬
kundung slawischer Brüderlichkeit zu sein. Es kom¬
men als Gäste unsere teuren Stammvertoandten,
slawische Brüder aus A lgier, Kongo In¬
dien und Transvaal, ferner unsere Vellern,
Marokkaner, Se n e g a l-n eg e r und Z u lu-
kaffern. Sie sollen die serbischen Reihen aus-
ftillen und mit uns unter der Fahne unserer ge¬
meinsamen slawischen Mutter Rußland gegen die
Germanen in Bulgarien und der Türken in den
heiligen Kampf ziehen. Wenn wir dann, angeführt
von asiallschen und afrikanischen Helden, den Feind
besiegen, wird dies einen Triumph des Christen-
llims über den Islam bedeuten und einen Triumph
der weichen slawischen Seelen über den groben bar-
barischen Germanismus. Im Namen dieses Tri
umphes. begrüßen wir unsere teuren B r ü
der, die Marokkaner, Senegalneger, Zulukaffern,
Papuaus und Inder, diese unermüdlichen Verteidi¬
ger des unterdrückten Slawentums und Christen¬
tums. — Der Artikel ist bezeichnend für die Stim¬
mung, die in Serbien herrscht!
nach Asien und Aegypten; daher muß Serbien
erobert werden, und das ohnehin schon schwer lei¬
dende Land muß von neuem die bittersten Kriegs¬
nöte kosten. Die Schuld fällt auf seine eigene
Regierung. Deren erste Todsünde war, daß
sie im Vertrauen auf die russische Hilfe an chrer
Meuchelmörderpolitik festhiclt. Und der zweite
schwere Fehler ist, daß sie nicht nach der russischen
Niederlage um einen Sonderfrieden sich bemüht hat,
der vielleicht noch Staat und Volk hätte retten kön¬
nen. >
Wer sich auf Rußland verläßt, der ist verloren.
Im kritischen Juli 1914 wurde von Petersburg
nach Belgrad telegraphiert: Mobilisiert; wir mobili¬
sieren auch! Das war das Todesurteil für die ser¬
bische Herrlichkeit. Rußland konnte seinen Vasallen
nicht schützen. Wenn jetzt davon geredet wird, daß
Rußland ein Rettungsheer durch Rumänien
marschieren lassen werde, so ist das barer Unsinn.
Rußland hat weder ein Heer frei, noch den Weg
offen. Mit der Hilfe Rußlands- für das verführte
Serbien sieht es nicht besser aus, als mit der eng¬
lischen Hilfe für das verführte Belgien. Das
jämmerliche Gaukelspiel der englischen Brigade, die
lehr spät nach Antwerpen kam und sehr schnell wie¬
der aus Antwerpen verschwand, ist ja noch in fri¬
scher Erinnerung.
Das Schicksal dieser beiden Länder hat eine ver¬
zweifelte Aehnlichkeit. Belgien würde noch heute als
blühender Staat bestehen, wenn es den deutschen
Vorschlag zur Güte angenommen hätte; es ließ sich
aber von England und Frankreich ausnutzen und so
Rrrs Feldpostbriefe».
Kowno, 16. Sept. 1913. Unser Regiment bildet
jetzt einen Teil der Besatzung der obigen, in letzter Zeit
vielgenannte»: starken Festung. Wir liegen nun 4 Wochen
hier. Als wir zuerst in das Reich des Herrschers aller
Reußen kamen, lagen wir in, der Gegend nach Lomza
zu, bei dessen Erstürmung unser Regiment beteiligt
war. Ganz zu Anfang lag das Regiment einige Wochen
im Schützengraben, dann ging es rasch vorwärts, be¬
sonders nach dem Fall von Lomza. In dieser Zeit des
ständigen Vorrückens hatte ich ziemlich schwere Tage.
Ich habe nämlich jetzt die Post für das Bataillon unter
mir und hatte damals für das- Abholen von der Feld-
poststation zu sorgen! Da diese nur langsam den Trup¬
pen folgen kann, vor allem sich möglichst in der Nähe
der wenigen Bahnlinien halten mutz, so läßt sich leicht
denken, daß manchmal ganz beträchtliche Entfernungen
zu diesem Zweck zurückzulegen find. Infolgedessen pas¬
sierte es uns (ich bin bei solchen Gelegenheiten allein
mit einem Fahrer), datz wir des Abends nicht mehr bis
zur Truppe gelangen konnten, sei es, daß, wie meistens,
die Pferde in dem tiefen Sand, der, mit Ausnahme
ganz weniger Chausseen, die Straße vorstellt, nicht
lnehr weiter konnten, oder daß wir infolge der plötzlich
eingetretenen Dunkelheit uns nicht mehr orientieren
konnten. So blieb uns nichts übrig, als den Mantel
auszuziehen, und uns in die Decken zu wickeln, um so
unter Gottes freiem Himmel den Schlaf des Gerechten
zu schlafen, allerdings unter Bereitmachung des ge.
ladenen Revolvers. Glücklicherweise sind die Russen,
zumal die Polen, bei denen wir damals waren und jetzt
wieder sind, sehr srittüich, und froh, wenn sie selbst in
Ruhe gelassen werden. In Frankreich wäre ein sol-
ches Biwak von zwei Mann schon gefährlicher. Mit der
Zeit gewöhnt man sich natürlich an so bescheidene Ouar-
llerverhältmfle, so daß einem jetzt gar nichts mehr dabei
einfällt, aber trotzdem werde ich die erste derartige
Nacht nicht vergessen. Unser Bataillon war an diesem
Tage eine ziemlich große Strecke weitergerückt nach
einem mir der Lage nach gänzlich unbekannten Ort.
Ich hatte des Mittags aus einem noch % Stunden
zurückliegenden Ort die Post zu holen, und mich dann
nach der Karte nach dem neuen Bestimmungsort hinzn-
finden. Die Karte, die uns als Unterführern zur Ver¬
fügung steht, ist jedoch in einem sehr kleinen Maßstab
gehalten (1 :300 000), so datz die in Wirklichkeit mit
vielen Biegungen verlaufenden Wege nur durch einen
geraden Strich angedeutet sind, außerdem gibt es viele
Wege, die gar nicht aus der Karte sind und schließlich
bien führen wollte, wurde in einem bulgarischen
Hafen mitBeschlagbelegt. Das für Serbien
bestimmte Kriegsmaterial wurde von zwei armierten
bulgarischen Schiffen angehalten, von denen die bul¬
garische Kriegsflagae wehte. Drei andere
russische Schiffe Mt acht Schleppschiffen entkamen.
'"'V (ctzc. bln.)
Serbiens letztes Aufgebot.
dkp Die vierverbandfreundliche „Gazette de Lau¬
sanne" gibt eine Beschreibung des letzten serbischen I würde, während Bulgarien Serbien angreise, an der
Aufgebots, der ältesten Jahrgänge und der jungen I balkanischen und an der eigenen Sache zum Verräter
„ri. tr-t. -— i mnden. Es würde, wenn der Hahn kräht, seinen
' Bulgariens diplomatische Vertretung.
wtb Sofia, 9. Okt. 1915. (Verspätet eingetrof¬
fen.) Meldung der Bulgarischen Telegraphenagen¬
tur. Der Schutz der bulgarischen Inter-
essen in den Staaten, die ihre Vertreter in Sofia
abberufen haben, ist den diplomatischen Vertretern
Schwedens anvertraut worden. N u r in
Serbien, wo sich der Abbruch zur bulgarischen
Gesandtschaft in so ungewöhnlicher Weise vollzog,
bleiben die bulgarischen Interessen ohne Ver¬
tretung, da die serbische Regierung dem Ge¬
sandten Tschapraschikow keine Zeft ließ,'die notwen¬
digen Verfügungen zu treffen.
Die bulgarisch-türkische Freundschaft.
Kopenhagen, 12. Okt. 1915. Ans Athen wird
hierher telegraphiert: Die Türkei stellte Bul¬
garien ihre Wafftnsabriken, sowie zwei Armee¬
korps zur Verfügung. Als Gegenleffttmg überlasse
Bulgarien der Türkei bedeutende Kohlenlager, eine
große Menge Eisenbahnwagen und Kriegsmaterial,
ferner kann die Türkei über die bulgarischen Häfen
am Schwarzen Meer ftei verfügen. Der Sultan er¬
teilte^ allen in Europa wohnenden Mohammedanerü
die Erlaubnis, in das bulgarische Heer einzutreten.
Mehrere türkische Torpedoboote und Torpedojäger
kreuzen vor Burgas. (ctr. bln.) ;
Griechisch-bulgarische Freundschaft.
DDP Budapest, 12. Ott. 1915. „A Vilag" meldet
aus Sofia: Der griechische Gesandte er¬
schien bei dem Ministerpräsidenten Radaslawo und
teilte ihm im Namen seiner Regierung mit, die neue
griechische Regierung stehe auf der Grundlage des
Äusharrens in der bewaffneten Neutrali-
t ä t und lege Gewicht darauf, daß Griechenland und
Bulgarien das den Interessen der beiden Länder ent¬
sprechende, sich freundschaftlich gestal¬
tende Verhältnis auch weiterhin aufrecht er¬
halten bleibe.
Lugano, 12. Ott. 1915. Nach neueren Meldun¬
gen aus Salonitt schwächt Bulgarien die Be¬
satzung cm der griechischen Grenze und ver-
stärtt die Besatzung an der serbischen - Grenze. Da¬
her ist es wahrscheinlich, daß Griechenland teilweise
dcrrwbllisicrt. (ctr. fft.)
Englische Drohungen.
vtb London, 12. Okt. 1915. Die „Morningpost"
schreibt in einem gestrigen Leitartikel, Griechen¬
land würde, wenn es wohlwollend neutral bleiben
albanischen Rekruten:
Die serbischen Truppen des letzten Aufgebots find
eigentlich Mannschaften, die nach den serbischen Mili-
tärgesetzen das fünfzigste Lebensjahr nicht überschritten
haben dürften. Da Serbien jedoch seit Beginn des
Balkankrieges fast ununterbrochen im Kriege liegt, stehen
die Männer, die im Jahre 1912 als Nennundvierzig-
jährige einberufen wurden, heute noch unter Waffen.
An Uniformen mangelt es, kaum datz hier und dort einer
eine Soldatenmütze hat, nur die Bewaffnung mit Ge-
wehr und Bajonett zeigt an, daß die Leute Soldaten
sind. Weitaus die größte Anzahl sind alte Bauern, deren
Söhne auch im Felde stehen, sodaß die Aecker schon lange
Zeit vernachlässigt sind. Die albanischen Rekruten sind
in der Nähe dieser Landsturmformationen eingelagert.
Sie stammen größtenteils aus den neuserbischen Ge¬
bieten, und sehr viele unter ihnen haben in früheren
Kriegen die Waffen gegen Serbien getragen. Diese
neue Rekruten sind in khakifarbige Blusen gesteckt, die
russischen Schnitt zeigen. Die Ausbildung der meiste«
Abteilungen ist noch unvollendet, (ctr. bln.)
Ein serbisches Willkommen,
wtb Sofia, 12. Okt. 1915. Das serbische Sozia¬
listenorgan „Budutschnost" schreibt zur Landung der
ist sie cm vielen Stellen falsch, da sie ja nur nach un¬
genauen russ. Karten zuscrmmengestellt. Der Ein¬
wohner der hier inbetracht kommenden Gegend waren
alle geflohen, da 1—2 Tag vorher hier die Schlacht ge¬
tobt hatte, die Dörfer waren meistens vollständig abgc-
brannt oder zusammengeschoffen, so datz schon aus
diesem Grunde bei den Leuten nichs zu erfahren war.
Außerdem ist die Verständigung mit den Leuten sehr
schwer, wenngleich ich mir für solche Zweck ein paar
Brocken Polnisch angeeignet habe. Die wenigen Sol¬
daten, die wir unterwegs trafen, kannten selbst die
Gegend nicht. Schließlich kamen wir, als schon die Nacht
völlig angebrochen war, in ein Nest von ursprünglich
vielleicht 20—30 Häusern, das aber total eingeäschert
resp. durch Granatseuer zerstört war; nur die Kamine
ragten gespenstisch in die Luft, da die meisten polnischen
Häuser nur aus Holz mit Strohdach gebaut sind und
infolgedessen wie Zunder brennen, während als ein¬
ziger massiver Teil der Schornstein in der Mitte stehen
bleibt. Einige bakbverürannte Pferde-Kadaver erhöhten
nicht die Gemütlichkeit, auch das Konzert einer als ein-
ziges lebendes Wesen zurückgebliebene« Katze vermochte
uns nicht chie lähmende Totenstille angenehmer zu
machen, die von Zeit zu Zeit durch einen Kanonenschuß
oder durch' Maschinengewehrfeuer von der unserer
Schätzung nach 8—10 Kilometer entfernten Front unter¬
brochen wurde. Glücklicherweise hatte eine früher durch¬
gezogene Kolonne ein, allerdings halbdurchnätztes Bün¬
del Stroh verloren, das uns als willkommene Ruhe¬
stätte diente, sonst hätten wir auf dem blanken Boden
schlafen müssen. Als wir dann nach Anbruch des Tages
den Ersah des Morgenkaffees in Gestalt der letzten Zi¬
garre genossen (abends hatten wir den letzten Rest von
Prot mit etwas Schwartenmagen, den ich mit dem
Fahrer kameradschaftlich teilte, verzehrt), langte eine
Infanteriekolonne an, von deren Hauptmann ich zu
meiner Freude erfuhr, daß wir auf dem richtigen Weg
geblieben waren und nach % Stunden im gesuchten
Ort sein könnten. An massenhaften Granatlöchern vor¬
bei und über an den Wegen wieder eingeebneten Schü¬
tzengräben, in denen noch viele russische Gewehre und
Ausrüstnngsgegenstände lagen, gelangten wir dann in
einen Wald, der noch ernstere Zeichen des Kampfts in
Gestalt vieler, hauptsächlich russischer Gräber aufwies;
schließlich erreichten wir unseren Bestimmungsort, wo
wir gerade zum Kaffee recht kamen. Ihr erseht aus
dieser Schilderung, daß man auch hinter der Front
manches auszuhalten hat, wenngleich es sonst, wenig¬
stens hier in Rußland, ziemlich ungefährlich ist. (ctr. fft.)
Glauben verleugnen; Bulgarien wäre der Judas und
Griechenland der Petrus. Das Blatt droht sodann,
daß Griechenland die Freundschaft der englischen See¬
macht verlieren würde, die es solange genossen habe.
Die Griechen sollten sich ihres blühenden Seehandels
und seiner schutzlosen Küsten erinnern und bedenken,
daß eine ernstliche Entfremdung Englands ihren
Ruin binnen 24 Stunden bedeuten würde. Die beul
sche Gefahr sei erttsernt, die englische Gefahr umnit¬
telbar. Neutralität könne es in dem jetzigen Balkan¬
krieg nicht geben.
Die Ententetrnppen in Saloniki.
wtb Wien, 12. Ott. 1915! Nach Meldungen der
„Südslavischen Korrespondenz aus Saloniki lie¬
fen am 5. Oktober vormittags vier Transportdampfer
im Hafen ein, die 8000 Mann französische Truppen
landeten, die aus Sedd-ül-Bahr kamen. An dem¬
selben Tage traf ein englischer Panzerkreuzer ein mit
etwa 1000 Aiann englischer Truppen. Am folgenden
Tage wurden gelandet 5000 Franzosen, 5000 Alge¬
rier und Marokkaner^,sämtlich von den Dar-
danellentruppdn, sowie2000 Engländer.Außer
diesen Truppen wurden keine weiteren Mannschaften
gelandet. Am 9. Oktober traf der Befehl ein, daß
eine Brigade nach Serbien abgehen solle. Im
letzten Augenblick kam Gegenbefehl. Die Eng¬
länder versuchten inzwischen K a r a b u r n u, - die
Spitze des Hafes zu besetzen, wurden aber durch die
Griechen daran gehindert. — Immer
deutlicher tritt zutage, daß nichts anderes beabsichtigt
war, als Griechenland für den Vierverband sich
opfern zu lassen.
wtb Berlin, 12. Ott. 1915. Bon einem Privat¬
korrespondenten des Wolffschen Bureaus. Sicheren
Nachrichten zufolge sind fünf Eisenbahnzüge mit
französischen und englische« Truppen in Salonitt z u-
rückgehalten worden.
Aus der griechischen Kammer.
Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani" ans
Athen erklärte der neue Ministerpräsident Zai-
m i s in der griechischen Kammer, das Kabinett habe
nach reiflicher Prüfung die bisher seit Ausbruch des
Krieges benützte Basis gewählt. Doch werde die
Neutralität zum Schutze der Lebensinteressen
Griechenlands fortan eine bewaffnete sein. Die
Haltung in der Zukunft hänge von dem Lause der
Ereigniffe ab. Benizelos erklärte, niemand
möchte wegen der kritischen Weltlage Griechenland
in innere Schwierigkeiten stürzen. Die Kammer¬
mehrheit werde die Regierung untersttitzen, aber
nicht die Grundlagen seiner von der Kammer ge¬
billigten Polittk Umstürzen. Selbst wenn das
Bündnis mit Serbien nicht bestände, müßte Grie¬
chenland aus eigenem Interesse die R e u t r a l i -
tjit aufgeben, sobald sich ein anderer
Staat auf Kosten Serbiens vergrößern
wolle. Die Frage laute nicht ob, sondern w a n n
Griechenland den Krieg beginnen solle. Keinesfalls
dürfe Griechmland erlauben, daß Bulgarien erst
Serbien erdrücke, um alsdann Griechenland anzn-
Ein neuer Dkebstahlsskandat rn Athen
. Aus Athen wird der „Post" gemeldet- ff,?-
t;t cm neuer großer D i c b st ah l sk a n d a l 'entdeck
worden, durch welchen Kreise, die der Diplomatie de
Brerv erbau des nahestehen, sich schwer kornpro
imitiert sehen. Aus einem Schreibtisch im Arbcits
zrmmer des Königs Konstantins sind me
bere hochpolitische Dokumente aus der Privat,
k o r r esp o n d enz des Königs entwendet wvr
^u- Ter Dieb, der mit den Verhältnissen im König?,
!,« vertraut sein muß, öffnete mit einen
Nachschlnßel das betreffende Fach des Schreibtisches
nahm nur die interessierenden Schriftstück an sich un?
sich und ließ alles andere unberührt. Die Anqeleaew
heit wird verfolgt, (ctr. bln.)
Ruffendurchmarsch durch Rumänien?
. Bu-arest, 11- Okt. Aus guter Ouelle verlauteh
Bierverband sei zu Gewaltmaßregeln entschlossen
^utzland werde zunächst ankündigen, daß es durch
die Dobrudscha marschieren werde, um Bulgarien
anzugreifen. Rumänien möge daraus bie ent*
sprechenden Folgerungen ziehen. (C. bl.)
Die rumänischen Kriegsapostel würden jubeln
wenn der Russendurchmarsch geschähe. Die Russen
liebe der rumänischen Regierung jedoch hat ii
den letzten Monaten bedeutend nachgelassen. Russischl
Kriegssendungen auf dem Donauwege hat di«
rumänische Regierung geduldet, wobei ihr das
völkerrechtliche Hinterpförtchen der Jnternationali-
tat der unteren Donau gelegen kam. Bei einen>
Truppendurchmarsch aber, der offenkundig ihr,
Neutralität verletzt, könnte sie nicht die Rotft
Griechenlands spielen, für dessen maritim.
Schwache das Verständnis in Mitteleuropa fehltj
In der Sache selbst kann man ruhig warten, ob
wirklich der russische Soldat durch die Dobrudsch«
marschiert, um an der bulgarischen Nordostgrenz,
zu.erscheinen. Wir glauben noch nicht daran. W
Große Balkanpläne der Entente.
Aus Chiasso meldet der „Berl. Lokalamz."- Wu
der „Jdea Nazionale" gemeldet wird, haben die Re^
gierungen des Vierverbandes auf den Vorschlag Enq-
lands angeblich einen neuen Plan für die Italiener
auf dem Balkan beraten, der eine Erhöhung der ur,
sprünglich vorgesehenen Truppenzahl von 150006
Mann auf das Dreifache in Betracht zieh«
Alle -Nächte des Vierverbandes seien verpflichte^
hierzu Truppenteile zu stellen. Außer Saloniki seien
mich noch andere Landrrngsstcllen vorge¬
sehen. Ter englischen Flotte sei ein wichttger Anteij
sn den Operationen Vorbehalten, in deren Folg
Griechenland und vielleicht auch Rumäwiei
gezwungenermaßen in den Konflikt verwickelt
den Würden, (ctr. bln.)
Die große Frage.
Aus Litgano meldet das „Berl. Tagebl.": Del
L/.'rresPondent des „Secolo" behauptet/ Jos fr es
Btillerand und Delcasss seien Gegner
der Expeditton n a ch d e m B a l k a n. Die große
Frage sei jetzt, woher man bie 250000 oder
300 000 Man« nehmen solle. Der Pariser
Vertreter des „Secolo" verweist indessen auf Ruß)
l a n d, dessen Absperrung vom Balkan int Interesse
bes Vierverbandes um jeden Preis verhindert wer¬
den müsse, sowie auf Italien. Bezeichnend schließt
der „Secolo", der Krieg koste Frankreich zwei Mil¬
liarden im Monat. Wenn nun die Balkanexpedition
, Frankreichs 4 Milliarden koste, aber den Krieg da-
' ' für um zwei Monate abkürze oder dessen Verlange-'
rnng uyi 6 -Nonate verhindere, so spare Frankreich
immerhin 2 bezw. 8 Milliarden, tctr. bln.) .
Beratungen der Vierverbandswächte.
Paris, 12. Okt. 1915. Der „Matin" berichtet
aus London: Die Orientfrage bildet fortan den Ge¬
genstand von Beratungen der englischen Regierung.
In der Wohnung Asguiths habe ein neuer
Kriegsrat stattgefunden. Der französi¬
sche ui!?! der rumänische Gesandte statftten Sir
Edward Grey Besuche ab. (ctr. fft.) * t'
tfotn See- und UsNrseeKriei.
Englische N-Boote in der Ostsee.
wtb Karlskrona, 11. Ott. 1915. Heute vormit¬
tag wurde ein deutscher Kohlendampfer in Kalmar-!
sund, südlich von Oeland, von einem Untersee¬
boot, wahrscheinlich englischer Nattonalität, inj
den G r u n d g e s ch o s s e n. Me Besatzung wurdej
gerettet. — Der deuffche Erzdampfer „Germania^
wurde mittags beim äußeren Steingrund von einem
Unterseeboot, wahrscheinlich einem englischen, be¬
schossen. . Um der Versenkung zu entgehen, wurde
„Germania" an der Küste von Blettnge aus Grund)
gesetzt.^ Das Unterseebot befindet sich dauernd in
der Nähe des Dampfers an der Küste. — Die Be¬
satzung wurde gerettet. Einer Zeitungsmelduug
zufolge operieren gegenwärttg in Gegend von
Oeland drei englische Unterseeboote.
Sowohl „Germania" als auch der versenkte Kohlcn-
dampfer kamen von Norden, östlich Oelands.
wtb Kopenhagen, 12. Ott- 1915. Aus Trelleborg
wird berichtet: Der gestern an der Südspitze von Oe- '
land in Grund gebohrte deutsche Kohlendampfer ist
der Dampfer „Gutruue" aus Hamburg, ein Schiss
von 3000 Tonnen Gehalt. Tie 34 Mann starke B» '
satznng wurde heute in Trelleborg gelandet.
wtb Kalmar, 12. Ott. 1915. Gestern nachlnittäg '
Wurde der deutsche Erzdampfer „N i c o m e d i a" aus '
Hamburg an der Südspitze von Oeland in Len Grund
gchohrt. Tie Besatzung ist auf Oeland gelandet.
Englische und franzöfische Truppentrans-
portvampfer torpediert.
wtb Athen, 9. Oktober 1915. (Verspätet eingc-
getrofsen,) Der Kapitän des griechischen Amerika- .
dampfers „Patris" berichtet: Er habe vorgestern nacht
den drahtlosen Hilferuf des französischen
Truppentransportdampfers „Samblin
Haver" erhalten, der von einem deutschen Unter-
eebopt torpediert Worden War und sich eiwa
I;undert Seemeilen östlich von Malta mit über
zweitausend algerischen Schützen an Bord
in sinkendem Zustand befand. Als die „Patris" dfl
Unsallstelle erreichte, war der Dampfer „Samblin
Haver" mit allen an Bord befindlichen Truppen ge-
'unken. Englischen Torpedobooten gelang es, nur
neunzig Mann, zum größten Teil Verwundete, zu
retten. „Samblin Haver" war vor der Katastrophe
aus der Fahrt nach Mudros.
wtb Athen, 12. Okt. 1915. Verspätet eingcttoffen
Meldung des Vertreters des W. T. B. Wie ich er.
greifen. Tie Volksseele fühle, daß Griechen- - - r, / .
lands Interesse die Niederlage Bul- )ajre', nte^tCn e % 01 £ c /
9 ariens fordere. Tenn falls Bulgarien siet,e,
würde der Hellenismus vernichtet werden. Tie
Kammer wurde bis nächsten Montac vertagt, (c. bl.)
ier ung
englisch-französischer Transporte in der Ae-
gäis. Jedoch treffen nur dann und wann zuver¬
lässige Nachrichten bierüber ein. da die englische und