Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

militärisch oder diplomatisch zu be¬ 
siegen. Tie Haltung Bulgariens zeigt, daß wir 
das diplomatische Spiel verloren haben. Auch un¬ 
sere Freunde teilen unser Schicksal. Jahrhunderte¬ 
lang hielt man die englische Diplomatie für unbe¬ 
siegbar. Jetzt befreien sich alle kleinen Staaten vom 
enAischen Einfluß und Deutschland triumphiert. 
Und wie steht es heute mit dem französischen Golde? 
Welche bezaubernde Wirkung übte ez nicht vor dem 
Kriege auf die Türkei. 'Rumänien und Griechenland 
aus! Was ist im Kriege geschehen? Deutschland 
hat einen dreifachen Triumph erlebt und jetzt er¬ 
wiesen, daß England und Frankreich Rußland an 
Unfähigkeit und Blindheit gleichkommen, (ctr. bin.) 
Neue russische Angriffstaktik. 
DDP Czernowitz, 25 Oft. 1915 Rach den völ¬ 
lig mißlungenen, für den Feind verlustreichen An. 
griffsversuchen der Russen gegen unsere bukowinisch 
bessavabischen Front verstrichen wenige Tage ruhig, 
währenddem die Russen Transportverschiebungen 
vollzogen. Offenkundig zwingt Munitionsmangel 
die Russen zu einer neuen Kampftnetbode. Rach 
einem kurzen Artilleriefeuer führt man rück- 
fichtslos die Infanterie zum Sturm 
gegen unsere Stellungen vor. Die Russen erlitten 
durch unser Artilleriefeuer die schwersten Derluste 
Jnfanteristisch-kavalleristische Attacken endeten meist 
mit dem Zurückschlagen des Gegners; namentlich 
ein donisches Kosaken - Regiment ist fast völlig zer¬ 
sprengt worden. Unter den Gefallenen befinden sich 
zwei Offiziere, darunter der Regimentskomman¬ 
deur. 
Unruhen oder Ausstand kn Moskau? 
Die „Köln Bolksztg." meldet aus Peters- 
bürg: Seit vier agen unterdrückt der Zen¬ 
sor in den Petersb'trger Blättern den größten Teil 
der Nachrichtenrubrik aus Moskau. Aus der 
„Rjetsch" wird ersichtlich, daß die Moskauer Blätter 
aus „technischen Gründen" in sehr eingeschränktem 
Umfange oder gar nicht erscheinen. 
Unruhen bei den russischen Landsturmmusternngen. 
Kopenhagen, 24. Okt. 1915. Aus einen: Erlasse 
des Polizeimeisters von Nischni-Rowgorod geht her¬ 
vor, daß, wie „Utto Rossij" berichtet, dort bei der 
Musterung des Landsturms zweite» Aufgebots Un- 
ruhen und Zusammenstöße der Polizei mit der Be¬ 
völkerung stattfanden, (ctr bln.) 
Lügen und Drohungen. 
wtb Berlin, 25. Okt. 1915 Die „Rordd. Mg. 
Zeitung" schreibt, die deutsche Regierung habe gegen 
den in russischen, durch Flieger abgeworfenen Prok- 
lamattonen erhobenen Vorwurf der Verwendung 
völkerrechtswidriger Geschosse deut¬ 
scherseits bei der ruffischen Regierung nachdrücklichst 
Verwahrung eingelegt und gegen die 
Drohung, daß die deutschen Soldaten, die auf Ab¬ 
schnitten gefangen genommen würden, wo Dum¬ 
dumgeschosse Verwendung gesimden hätten, erschos¬ 
sen tvürden, mit den schärfsten Gegenmatzregeln 
gedroht Die deutsche Regierung habe dabei nicht 
unerwähnt gelaffen, daß sie zu Gegenmaßrezeln 
umso eher in der Lage sei, als eine große Reihe von 
ruffischen Gefangenen nachgewiesenermaßen oder 
nach eigenem Geständnis mit Dumdum-Munition 
geschossen hätten. 
Der Krieg mit Italien 
Cadornas Bericht. 
wtb Rom. 25. Oktober 1915. Kriegsbericht vom 
Samstag: Bei unsrer Offensive im Ledrotale haben 
unsre Truppen am 22. Oktober im Bezeccabecken den 
Ort und die das Becken im Norden beherrschenden Höhen 
beseht. Im oberen Cordevole. am Eol die Lana wur¬ 
den zwei weitere Vorwerke auf halber Höhe erobert 
und 25 Mann gefangen genommen. Im Gebiete des 
Monte Nero haben wir d-- Besetzung des südlichen 
Kammes des Mrzli oervrllstä siflt und zwei feindliche 
Angriffe gegen unsre Siel nge i auf dem Vodil abge¬ 
schlagen. In der Gegend v n Görz sind einige 
Schützengräben auf dem Monte Sabotino und aus dem 
Hügel bei Podgora erobert worden Auf dem Karst 
wurden wichtige Stellungen morgens erobert, ver. 
loren und Wied er gewönne n ; endlich am Abend 
behaupteten wir !ie auf dem linken Flügel und östlich 
von Peteano sowie im Zentrum errungenen Erfolge 
Wir machten 1003 Gerangene, darunter 18 Offiziere, und 
erbeuteten Maschinengewehre und andres Kriegsmaterial 
Die Verluste der Italiener in der Jsonzoichlacht. 
Zürich, 25. Okt. 1915. Schweizerische Blätter 
melden: Zur dritten Jsonzoschlacht habe Italien 
selbst die vor vier Wochen Eingestellten aufgeboten. 
Es sollte der „g r o ß e S ch l a g" geführt werden, 
von dem seit Wochen gesagt wurde, er werde einen 
Umschwung m der Kriegslage bringen. Joffre selbst 
soll vor einem Monat die Angriffsfläche besichtigt 
und als ausgezeichnet befunden haben Run sei 
auch die dritte italienische Offensive zusammengebro¬ 
chen und sozialisttsche Mitteilungen über Mailand 
berichte» schon von italienischen Verlusten furchtba¬ 
rer Größe. Die Schweizerischen Blätter berechnen 
diese Verluste auf über ein Fünftel aller 
zum Sturm eingesetzten Armeekorps, (ctr. bln.) 
Die Differenzen im italienischen Kabinett 
Wien, 23. Okt. 1915. Die .Politische Korrespff 
erfährt von der italienischen Grenze, daß die schon 
seit einiger Zeit bestehenden Differenzen zwischen dem 
Ministerpräsidenten Salandra und dem Minister 
des Aeußeren Sonnino jetzt auch dnrch Aeuße- 
rungen von Abgeordneten festoestellt wurden, wonach 
innerhalb der Regierung wegen der Beteiligung am 
B a I k a n kr i egMeinungsverichiedenheiien entstanden 
sind, die auch den Gegensatz zwischen Salandra und 
der Kriegspartei widerspiegeln. Fn einigen kriegs¬ 
hetzerischen Organen wird offen angekündigt, daß sie, 
falls die Regierung der von der Kriegspartei auf¬ 
gestellten Forderung nach Teilnahme am Baikankrieg 
weiterhin Widerstand leisten und dadurch dem ganzen 
Prograinm der Partei untreu werden tollte, mt- 
schloffen seien, auf den Sturz des ttab tuet cs 
Salandra hinzuarbeiten, (etr. fft.) 
Uom BalKan - Kriesssdiauplctz. 
Die 'erd scbe Niederlage bei llesküb. 
wtb Sofia, 26. Okt. 1915. Amtlicher Bericht 
über die Operationen am 23. Oktober: Unsere 
Truppen haben den serbischen Truppen in der Um¬ 
gegend von U e s k ü b eine entscheidende 
Niederlage beigebracht und die Stadt endgiltig 
besetzt; der Feind hatte über 500 Tote und V.r- 
wundete und wurde auf den Engpaß von Katschanik 
zurückgeworfen. Unsere Truppen v e r f o l - 
gen ihn stürznisch in dieser Richtung. An den 
anderen Fronten ist keine wesentliche Acnderung in 
der Lage eingetreten- 
Die Kämpfe am „Eisernen Tor". 
Budapest, 25. Okt. 1915. Die Brrkarester „Di- 
mineata" meldet aus Kladova. daß die Serben 
Kladova geräumt hätten. Ein großer Teil 
der Bevölkerung sei auf rumänisches Gebiet 
geflüchtet.^ Der rumänische Dampfer „Severin" 
brachte' 350 Flüchtlinge an Land. Der serbische 
Dampfer „Takavo" und die russischen Schiffe „Tut- 
genjey" und „Tiraspol" ankern noch vor Kladova, 
— Der russische .Hauptmann Sinkievitsch, der mit 
einer russischen Batterie am Kamps bei Tekia teil¬ 
nahm, flüchtete auf rumänisches Gebiet nach Turn- 
severin und erzählte, daß di, Wirkung der österrei¬ 
chischen Geschütze bei Stip geradezu verheerend ge¬ 
wesen sei. Der Leiter der russischen Söh-ffsagentta 
in Turnseverin, Kajor Radvojev. richtete an die ru- 
manische Präfektur das Ansuck-en, der serbischen Be- 
völkerung der Grenzgebiet, bit Flucht auf rumä¬ 
nisches Gebiet zu gestatten. Der rtissische Dampfer 
„Serbin". der serbische Flüchtlinge aus dem Donau- 
gebiet mit sich führte, wurde von den Bulgaren an- 
gegriffen und gezwungen nach Geusa zu flüchten 
(ctr fft.) 
Türkische Truppen in Vulgärst«. 
Gens, 24. Okt. 1915. In Porto Lagos sind, wie 
französische Plätter aus Athen melden, zwei Divisio¬ 
nen türkischer Truppen eingetroffen, andere bedeu¬ 
tende Truppenkontingente sind in Tedeagatsch ange- 
langt. Der türkische Generalstab soll sich an der 
bulgarffchen Grenze befinden, (ctr. fft.) 
. Ein sranzösischer Bericht. 
■wtb Paris, 25. Okt. 1915. Amtl. franz. Bericht: 
Ocierrtarmee: Am 21. Oktober hatten uns« Truppen 
ein Gefecht mit Bulgaren bei G r a b o w o. einem 
Dorfe südlich Strumiha. Das Dorf blieb in unfern 
Händen. Unsre Verluste find sehr leicht. 
Die Beschießung der bulflarischen Küste. 
wtb Sofia. 25. Okt. 1915. Meldung der Bul¬ 
garischen Teleoraphen-Agentur. Die Beschießung 
von Dedeaggtsch durch englische und französische 
Schiffe erfolgte ohne vorherige Berstän 
d i g u n g und ohne Rücksicht aus die B e v ö'l. 
k e v u n g der Stadt, die nicht einmal Zeit hatte, sich 
zu retten. Bisher fft festqestellt worden, daß mehr 
als 25 Frauen und Kinder getötet wur¬ 
den- Ein großer Teil der Stadt ist zerstör'!. Alle 
Gebäude am Meeresufer sind Trümmerstätten. 
Durch die Beschießung sind überdies zahlreiche 
Brände verursacht worden, die den Rest der 
Stadt zerstörten. Tedeagatsch bietet jetzt den An¬ 
blick eines Schutthaufens, unter dem Sappeure noch 
die Leichen von Frauen und Kindern hervorziehen; 
Opfer ohnmächtiger Wut der Engländer und Fran¬ 
zosen, die in Ermangelung von Siegen auf den 
Schlachtfeldern sich rühmen können, den Tod einiger 
Dutzend unverteidigter Wesen herbeigeführt zu 
haben. Dieses brutale unmenschliche Vorgehen der 
Flotte dev Alliierten ruft die größte Entrüstung her¬ 
vor. 
wtb Brindisi, 25. Okt. 1915. Nach einem hier 
eingelaufenen drahtlosen Telegramm nimmt ein 
italienisches Geschwader an der Beschie¬ 
ßung und Blockade der bulgarischen Küste 
teil. 
Die verzweifelte Lage der Serben. 
Aus Genf meldet der ,B. Lokalanz.st Die Kriegs¬ 
berichte der serbischen Heeresleitung sind in Saloniki 
eingetroffen Sie bestä tigen dte verzweifelte 
Lage des in drei Teile gespaltenen serbischen Heeres, 
dessen Ueberwältigung troy des hartnäckigen Wider¬ 
standes unabwendbar erscheint, wenn Griechenland 
nicht Hilfe bringt. Die drahtlose Verbindung Ser¬ 
biens mit dem Ausland ist seit vier Tagen unter¬ 
bunden. Auf die letzten Anfragen der Entente in 
Risch, Pristina und llesküb toll keine Antwort mehr 
erfolgt sein. <ckr. bln.) 
Se'rbien droht mit dem Friedensschluß. 
:: Das ungarische Blatt „A Bilag" meldet aus 
Saloniki: Im serbischen Hauptquartier fand unter 
dem Vorsitz des Kronprinzen Alexander ein Krön» 
r a 1 statt, dem auch die Bierverbandsgesandten bei- 
wohnten. Der Kronprinz stellte fest, daß die Hilfe 
der Verbündeten zu spät komme und daß Serbien 
dem Untergang nur entgehen könne, wenn es um 
jeden Preis mit den Mittelmächten und Bulgarien 
Frieden schließe. Auch der Wojwode Putnik und 
Paschitsch schloffen sich dieser Ansicht an. Der Kron¬ 
prinz richtete an den Zaren, an de» König von Eng¬ 
land und cm Poincarz Depechen, daß, falls der 
Vierverband Griechenland nicht zur Anerkennung 
des BündnissalleS zwinge, Serbien sich jeder Ver¬ 
pflichtung enthoben fühle und seine Geschicke c.llein 
lösen werde. Trotz des Einspruchs der Bieroev- 
bandsgesandten sandte der Kronprinz die Drahtun¬ 
gen ab. 
Die Antwort Griechenlands auf die Ententenote. 
Budapest, 25. Okt. 1915. Die Antwort 
Griechenlands auf die Note der Entente kon¬ 
statiert nach einer Athener Meldung des „Vilay" 
das Bedauern, daß England und seine Verbündeten 
die von der griechischen Regierung befolgte politische 
Richtung mißverstehen. Die Aufgabe Grie¬ 
chenlands noch den in den beiden Balkankriegen ge¬ 
brachten Opfern sei, mit friedlicher Arbeit 
gutzumachen, was der Krieg vernichtet hat. Die ab- 
gelausenen zwei Jahre hätten für Griechenland die 
notwendige Besserung der Berhältniffe nicht ge¬ 
bracht. Die griechische Regierung müsse deshalb den 
Frieden dzs Landes sichern und eine Um¬ 
wälzung aller Verhältnisse verhindern, (ctr. fft.) 
König Konstantin gegen ein Eingreifen 
Gr ech>nlanvs. 
wtb Lyon, 25. Oft. 1915. „Progres" meldet 
aus Athen' Aus gut unterrichtet« Ouelle wird 
berichtet, daß König K o n ft i 11 i n jedem Ein¬ 
greifen Griechenlands in den europäischen 
Krieg durchaus abgeneigt fft Die öffentliche 
Meinung m Athen bleibt unem'chicden. 
Cstpern veraeblich angcboten. 
Die große vor Syrien gelegene Insel Ly Peru 
nahm sich England 1878 als Ausgleich für die Er¬ 
rungenschaften Rußlands und Oesterreichs nach dem 
Türkenkriege. Wenn jetzt England diese Insel den 
Griechen angeboten hat als Preis für seinen An¬ 
schluß an die Vierverbandsmächte, so ist das ein kla¬ 
rer Beweis für die große Notlage, in der sich 
England und Genossen befinden. 
Anderseits ist es ein Beweis für den gesunden 
Menschenverstand der griechischen Staatsmänner, 
daß sie das verlockende Angebot nicht angenom¬ 
men haben. Sie sagen sich: Cypern ist groß, aber 
noch größer fft das Risiko, das wir laufen, wenn 
wir mit der niedergehenden Entente in Schicksalsge- 
meiuschast treten. 
Ja wäre Cypern ein halbes Jährchen früher 
angeboten worden, dann hätte aiclleicht Griechenland 
auf den Köder cmgebiffen. Damals sah es noch so 
aus, als ob England, Frankreich und Rußland wohl 
siegen könnten. Es erschien also nicht als ein großes 
Wagnis, mit diesen Mächten znsammenzugehen. Jetzt 
lieg, die Sache geratz umgekehrt. Deutschland und 
Oesterreich haben v-* ^«gesaussichten in ganz er¬ 
staunlicher Werst v-rbeffett Insbesondere haben sie 
auf dem Balkan jetzt festen Fuß gesaß.. Griechenland 
hält- früher wen» es zue Entente übergegangen 
war«, nur den Kampf gegen di« Türkei i* Rech 
ming zu stellen brauchen. Jetzt müßten sie es als 
englisch-französische Verbündete den Kampf aufneh- 
men l) gegen die Türkei, 2) gegen Bulgarien, 3) ge¬ 
gen die Deutschen und Oesterreicher, die bereits durch 
Serbien Vordringen. Serbien ist bereits der Zer¬ 
schmetterung nal,e. sobald das serbische Heer Vernich- 
tet oder gefangen ist, kann die gesamte Streitmacht 
der Mittelmächte und chr- Verbündete sich nach Sa- 
loniki wei,den und dort zum vernichtenden Schlage 
ausholen gegen die Engländer und Franzose» sowi- 
deren etwaige Gehilstn Das Versprechen der Vier 
verbandsdinlomaten. 300 000 Mann ans den Balkan 
zu werfen haben d'e ariecknschen Staatsmänner na¬ 
türlich nicht -r, st genommen Wenn diese Leute 
wirklich 300 000 Mann rechtzeitig verfügbar hätten, 
brauchten sie nicht die Insel Cvpern auszubieten, um 
damit Kanonenfutter von Griechenland zu erkaufen. 
Recht vernünftig spricht sich der Pariser „Temps" 
über die jüngste diplomatische Leistung aus. Er wun- 
dert sich, wie die Herren Diplomaten sich von neuem 
auf das Gebiet der freigebigen Versprechungen wa¬ 
gen. das für sie so reich an" zerstörten Einbildungen 
sei, und kommt zu dem Schluffe: das einzige Mittel, 
das Griechenlands veranlassen könnte, Serbien zu 
Hilfe zu eilen, sei die deutliche Beweisführung, daß 
die Ententemächte die stärksten seien. —. 
Ob Griechenland sich auf jeden Fall zu der 
stärksten Macbtgruvpe geschlaaen hätte, lassen wir 
dahingestellt; iedenfalls ist kein Staat aenrigt, sich zu 
de, s ch w ä ch st en Mächtegruppe zu schlagen. 
Allerdinas bat das Evvern Bersvr-cben einen 
gewissen Vorzug von den sonsffgen Verheißnnaen. mit 
denen die feindlichen Diplomaten fischen gehen. Sie 
versprechen zumeist Dinge, die sie selbst noch nicht boi- 
ben. die vielmehr erst mit Hilfe der Beschenkten müh¬ 
selig erobert werden sollen. Cypern ist in der Hand 
Englands ii könnte also schon gegeben werden ?lber 
wenn nun in dem Weltkrieg England und Genossen 
unterliegen, werden dann die Sieger die eigentlich 
türkische Insel den Griechen belasten? llnd werden 
nicht vielleicht sogar aus dem Kreise der eigenen 
Bundesgenossen Schwierigkeiten sich erheben wegen 
der Eifersucht Italiens, das im östlichen 
Mittelmeer und in .Kleinasien der Nebenbuhler von 
Griechenland ist? Der Zutritt Italiens rur Entente 
bat offenbar deren Werbekrast gegenüber Griechen¬ 
land sehr geschmälert. Die .Haupffache ist aber die 
Erwägung weoen Salonikis ,md des naheliegen¬ 
den Reugriechenlands. Wenn Griechenland stch zum 
Bündnis mit England verleiten ließe, so könnte es 
leicht die ganze Errungenschaft von 1913 wieder ver- 
Tiefen an die Bulgaren. Türken und Oesterreicher. 
DaS wäre ein furchtbarer Verlust, der soaar dnrch 
den Erwerb von Cypern nicht gut gemacht werden 
könnte. 
Da» große Opfer, -nt dem stch die bedrängte eng¬ 
lische Mae.tskunst entschlossen bat. müßte also seinen 
Zweck verfehlen. Astes, was nnlere Feinde ttrn, steht 
fetzt unter dem Zeichen „zu spät"! Ihre diplomati¬ 
schen Kunststücke kommen nt spät, und ihre militä- 
tfföeu Anstrengungen hinken erst recht hiutennach. 
Pi>r Tnrfronfrriao. 
Botschafter Ffthr. v. Wanaenhetm -si. 
wtb Konstantinopel, 25. Okt. 1915. Der deutsche 
Botschafter. Frhr. v. Wangenheim itt heute früh 
sechs Uhr 45 Min. sanft e nt schlafen. Am Sterbe- 
bette waren die Gemahlin, die Kinder und nahe per¬ 
sönliche Freunde versammelt. Die Trauer ist hier 
astgemein. Der Sultan, der Thronfolger, die höch¬ 
sten Beamten, diplomatische Kollegen, sowie die deut¬ 
sche Kolonie hatten während -er dreitägigen Krisis 
Pix irtrrinf+e Teilnahme bk-m-ri-n. 
Mit dem BerstorbeuM verliert Deutschland einen 
seiner besten Diplomaten, Ver in der Stunde der Ge¬ 
fahr. als es hieß, mit der ganzen Persönlichkeit und 
Energie für Deutschlands Interessen einzutreten, her¬ 
vorragendes geleistet hat. Herr von Wangenheim 
hatte die Genugtuung, seine diplomatische Tätigkeit 
rn der Hauptstadt des Reiches, dessen Bündnis mit 
Deuffchland seiner treuen Mitarbeiterschaft wesenüich 
zu verdanken war, von vollem Erfolge gekrönt zu 
sehen. Und wenn toir den Türken für ihre kraftvolle, 
taPfereVerteidigung der Dardanellen, durch die den 
Russen die Munitionszufuhr gesperrt worden ist, 
Tank wissen, so werden wir auch dem Manne ein 
dankbares Gedächtnis bewahren, dessen klugem Be¬ 
mühen es in erster Linie zuzuschreiben fft, daß heute 
die Türken an unserer Seite kämpfen, .daß starke 
englische und stanzösische Truppen durch den Kampf 
an den Dardanellen festgehalten u. dadurch wie durch 
die Verhinderung des Münitionstransportes nach 
Rußland Hunderttausenden von deuffchen Müttern 
ihre Söhne erhalten werden. Das erste Kriegsjahr 
in der Türkei, die vielen aufreibenden Verhandlun¬ 
gen, die der Verstorbene zu führen hatte, waren an 
seiner Gesundheit nicht spurlos vorübergegangen. Er 
mußte sich anfangs August zu längerem Erholungs¬ 
urlaub nach Deutschland begeben. Obwohl sein Lei¬ 
den nicht ganz beseittgt war, veranlaßt« ihn sein 
Pflichtgefühl, nach Konstantinopel zurückzukehren. 
Kaum dort angelangt, traf chn am Donnerstag ein 
SchlaMmfoll, dessen Folgen er nun erlegen ist. Sein 
Wirken wird weit über die Gegenwart hinaus blei¬ 
bende Bedeutung haben. 
Freiherr von Wangenlheim war 1859 geboren, er 
wurde zuerst Offizier und ging später zur Diplomatie 
über. Vorher deutscher Gesandter in Mexiko, Tanger 
und Alben, wurde er iw August 1912 in .Konstanti- 
novel Nachfolger des nach London berufenen und dort 
bald verstorbenen Botschafters Freiherrn Marschall , 
von Biberstein. 
Vlo bev Dorvonefle"kront. 
wtb Konstantinopel, 25. Oft. 1915. Bericht des 
Hauptquartiers vom 24. Oktober: An »er ^arde,n->t- 
lcnftont ließen bei Anaforta unsere Patrouillen 
feindliche Patrouillen in einen Hinterhalt fal¬ 
len, töteten einen Teil und trieben die übrigen in 
ihre Gräben zurück. Unsere Arttllerie zerstörte eine 
Mmenwerferstellung und eine vom Feinde wieder 
hergestellte Barrikade, die erst kürzlich von uns in 
Trümmer gelegt worden war. Bei A r i B u r n u 
und Sedd-ül-Bahr dauert da? gewöhnliche 
Infanterie- und Artilleriefeuer und Bombenwerten 
an Ein feindlicher Torpedobootszerstörcr beschoß 
wirkungslos einige Punfte. Sonst nichts Neues. 
!ftm Km- »in* Hptywokrf™. 
Kreuzer „Prinz Adalbert" gesunken. 
wtb Berlin, 25 Vitt. 1915. (Amtlichs Am 
23. Oktober wurde der große Kreuzer „Prinz 
Adalbert" durch zwei Schüsse eines feind¬ 
lichen Unterseeboots bei Lidau zum Sin¬ 
ken gebracht Leidcr könnt» nur ein kleiner 
Teil der Besatzung »es Schisses gerettet werden 
Ter Ehe, des Admiratslabs der Marine 
wtb Peterburg, 25 Okt. 1915. In dem rus¬ 
sischen Bericht vom 25. Oktober heitzt es: Aus 
oer galizijchen Front südlich Nomo-Alekfluie keine 
Beronderung An der Ostsee griff ein engli¬ 
sches Unterseeboot in der Nähe von Libau 
einen deutschen Kreuzer vom Typ „Prinz 
Adalbert" an und versenkte ihn. 
Unsen» Kriegsmarine hat einen neuen Verlust zu 
beklagen. Ter „Prinz Adalbert" gehört zwar zu 
unseren älteren Schissen, es handelt sich hier also 
nicht um einen modernen Schlachtkreuzer, immerhin 
ist aber der Verlust des Schiffes und namentlich der 
mst chm in die Tiefe gesunkenen braven Seeleute ein 
schmerzliches Ereignis. Prinz Advilbert". 1901 vom 
Swpelaelaufen. hatte 9000 Tonnen Wasserver¬ 
drängung (die neuesten Cchlaätkreuzer verdrängen 
übe» 26 000) und besaß 21 Seemeilen Geschwindigkeft. 
Die Bestückung betrug vier 21 Zenttmeter-Gffchütze, 
zehn von 15 Zentimeter u. acht von 8,8 Zentimeter. 
Di« Besatzung, von der leider nur wenige Mann ge¬ 
rettet werden konnten, zählte 591 Köpfe. Vor dein 
Kriege diente der Kreuzer als Arttllerieschulschiff. 
Berlin, 25. Okt. 1915. Zirm Untergang des gro¬ 
ßen Kreuzers „Prinz Adalbert" erfahren die „Berl. 
Neuesten Nachrichten": „Prsttz Adalbert" war von 
einer mehrtägigen Fahrt in den Finuffchen Meer¬ 
busen in die Nähe der Küste bei Libau zurückgekehrt. 
Er war begleitet von Torpedobooten, die ihn vor 
seiMichen U-Bootangriffen zu schützen hatten. Auch 
an Bord war alles zur Abwehr Erforderliche gesche¬ 
hen. Der Angriff war begünstigt durch ziemlich un- - 
sichtiges Wetter. Der Kreuzer ist einem Doppelschuß 
zum Opfer gefallen. Damit ist bewiesen, daß der 
Angreifer ejn e n g l i s che s U-Boot war. Russische 
U-Boote können Doppelschüsse nicht abgeben. Die 
Torpedos der modernen englischen Boote haben, 
ebenso wie die deutschen, eine außerordenüich große 
Explosivkraft. Gleichwohl fft anzunehmen, daß einer 
der Schüsse weitere Explosionen im Innern des Schif¬ 
fes hervorgerufen hat( Nur so fft das plötzliche Sin¬ 
ken des Kreuzers und die leider so geringe Zahl dev 
geretteten Mannschaften zu erklären, (ctr. hin.) 
Englischer Truppentransport mit 1000 
Mann bei Saloniki versenkt. 
wtb. Athen, 25. Okt. 1915. (Telegramm des 
Korrespondenten des Wolfs-Bureaus.) Hiesige 
Zeitungen melden: 
Englischer TranSportdampser „Mar- 
ketti" mittausend englischen Soldaten, 
Maultieren, Munition und Krankenpflegern bei 
Tsagesi an der Südostküste des Hafens von S a- 
io oiki versenkt 83 Mann gerettet. 
Ein englisches Transportschiff hei de» 
Insel Wight versenkt. 
wtb Köln, 25 Ott. 1915 Die .Kölnische Zei- 
tuttg' meldet von der holländischen Grenze: Am 
20. d. M wurde ein englisches Transport- 
schiss bei der Insel Wight dnrch ein deutsches 
Unterseeboot torpediert. Der Dampfer legte 
sich über und sank. Zahlreiche Soldaten 
sprangen über Bord. 
Ein französischer Truppentransport 
versenkt. 
wtb. Paris, 25. Okt. Nach einer Meldung 
des .Journal^ hat ein deutsches U-Boot ei» 
französisches Schiss, das 50 Ambulanzen 
an Bord hatte, tm Aermelkanal versenkt, 
nie nnderen Hfldite. 
Amerikanische Unterseeboote für England. 
wtb Amsterdam, 22. Ott. 1915. In amerikani¬ 
schen Blättern findet sich folgende Meldimg aus Bo¬ 
ston vom 3. Ottobev: Eine Flottille neuer 
amerikanischer Unterseeboote, bieder 
britischen Flotte in Gibraltar zugeteilt worden 
sind, hat die Reise über den Allanttschen Ozean mft 
eigener Kraft zurückgelegt. Die Unterseeboote wur¬ 
den vom Kanonenboot „Kanada" und dem Hilfs¬ 
kreuzer „Calgarian" begleitet und fuhren die ganze 
Zeit an der Oberfläche. 
Wohlgemerkt, es sind amerikanische Blät¬ 
ter, die diese Nachricht veröffentlichen. 
Was Amerika an Kriegslicferungen verdient. 
wtb London, 23. Okt. 1915. Die „Morningposst" 
berichtet aus Washington: Die amerikanische Han¬ 
delsbilanz betrug während der letzten fünf Wochen 
durchschnittlich 7000 Millionen Mk. wöchentlich zu¬ 
gunsten der Bereinigten Staaten. Der Betrag wäre 
noch höher gewesen, wenn mehr Laderaum zur Ver- 
rigung gestanden hätte. Nach der gegenwärttgen 
Schätzung wird die Handelsbilanz des Finanzjahres 
ein Saldo von 8 Milliarden Mark zugunsten der 
Bereinigten Staaten aufweffen. Das ist doppelt so 
viel wie das bisherige höchste Aftiv-Saldo des Au- 
zcnhandels der Vereinigten Staaten. 
Bothas Wahl„sich". 
Die Wahlen in Südafrika haben gezeigt, daß 
die Botha-Partei auf Kosten der nattonaleu Partei 
tarke Verluste erlitten hat. Bothas Partei bat al- 
erdings die meisten Mandate erhalten, die für sie 
aufgebrachten Stimmen sind aber stark gesunken, 
auch ist sie nicht mehr imstande, von sich aus eine 
Mehrheit im Volksraad zu bilden. Sie ist vielmehr 
ganz auf die Hilfe der englischen Unionisten ange¬ 
wiesen, um die Regierungspolittk durchznführen. 
!?"n den 130 Sitzen im neuen Volksraad hat die 
üdafrikanische Partei bis jetzt ntv 4b erobert, wäh¬ 
rend sie im alten Volksraad, der nur aus 121 Mit¬ 
gliedern bestand, 62 Mann stark war. Ir 15 ent¬ 
fernten Wahlbezirken steht das Wahlresultat noch 
aus Nationalisten, die im ast-'n Vattsraad 
überbanvt nur 12 Sitze inne hatten, haben bereits 
25 Mandate erobert. 
dem Nachbaraebiete. 
]:[ Hünftld. 25.Oft. 1915. Die biesiae Latein¬ 
schule veranffaltete aestern im Ga^hofe „mm 
Enael" zur Feier d"s Ho^en-ollernsubilätimS rinnt 
vaterlänbffck,en Abend tu Enn^en Vr ttrie"sb-- 
tcbäd'gten-stwrcrwae. Es n-n,b»n Mns'ff'nckx fs,r 
K> m!?r und Geige, aerniccki'e C''öre und ^afi 'vwie 
Gedichte und e'niae ^-enen ans „ven Ojtiwns" 
von E. von Wildenbei-ch voraetra-en. Die Dar- 
bietnnaen ernteten reichen Beffall. vr- ch b»r materiell 
E'sala war ^ebr a„t. -- Die am Aniana b'rie' 
Manats für d'e deutschen Krieas efinaeven in Rub' 
land im hiesigen Kreide ab^ebalteve Sammlunz 
brachte einen Ertrag von 5661,75 Mk. Eben'o halte 
die vom Vaterländischen Frauenverein zum GebttrtS- 
tage der Kaiserin für unsere Soldaten im Feld« 
sowie für die Lazarette veranstaltete Sammlung von
	        
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