Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Die Einwohner Städte Negotin, Brza-Pg 
lanka, Zajecax und Knjazevac bereiteten unseren 
siegreichen Heeren begeisterte Huldigun 
gen. Die Städte sind mit bulgarischen Fahnen de- 
siaggt. Die Bevölkerung begrüßte unsere Truppen 
mit Rufen: „Es lebeb der Zar Ferdinand! Es lebe 
Bulgarieii! Es lebe die tapfere bulgarische Armee!" 
In der Ebene von K o s s o v a erreichten unsere 
Truppen die Gegend nördlich K a t s ch a n i k und 
die obere Morawa östlich Gilani. 
Die durch reguläre serbische Truppen gcgcit die 
bulgarische Bevölkerung von A e s k ü b bei der Räu¬ 
mung dieser Stadt begangenen Greueltaten 
wurden gestern von der Behörde festgestellt, die dar- 
über in Gegenwart der Konsuln von Rußland und 
Griechenland und der amerikanischen Mission unter 
Ladh Paget und zahlreicher Persönlichkeiten dieser 
Stadt ein Protokoll aufnahmen. Etz wurden pboto 
graphische und kinematographische Ausnahmen die- 
ser Greuel gemacht. — Tie französischen Truppen, 
die von Kalandowa gegen Tschepeli-Balkan oorgin- 
gen, wurden durch die Bulgaren mir großen Ver¬ 
lusten gestern zurückgeschlagen. 
Anr 27. Oktober erschien die russische 
Schwarze Meerflotte, mindestens 20 Ei: 
heiten stark, vor Warna und beschoß es wäh¬ 
rend zwei Stunden. Zu gleicher Zeit warfen drei 
Wasserflugzeuge Bomben auf die Stadt; rin feind 
sicher Flieger wurde getroffen. Neun Einwohner 
wurde» getötet, darunter drei Frauen, nenn ver¬ 
letzt. 
l ES ist zu beachten, daß der vorstehende Bericht die 
Ereignisse vom 3 7. Oktober meldet. Die gestrigen 
Meldungen über die völlige Einnahme von Pirot und 
die Versenkung zweier russischer Schiffe vor Warna im 
Schwarzen Meer melden, wie darin gsagt wird. Er¬ 
eignisse vom 2 8. O k t o b e r. E§ kann also nicht aus- 
fallen, daß der obige amtliche Bericht hierüber ngch 
Nichts mitteilt. 
, Der Trkumphzug der Befreier. 
J wtb Sofia, 29. Oft. 1915. Meldung der Bul¬ 
garischen Telegraphen-Agentur. Der Vormarsch 
der bulgarischen Truppen in Mazedo 
nien vollzieht sich unter begeisterten Kund 
g e b u n g e n der seit langem unterdrückten B e 
Völkernng, die endlich den heiß ersehnten Be 
freier kommen sieht. Nachrichten, die aus diesen 
Landesteilen kommen, schildern die Gemütsvcrsas. 
sung der unglücklichen Bewohner, die in allen 
Städten unseren Truppen entgegeneilen, sie mit 
Blumen überschütten und Soldaten und Pferde 
schluchzend umarmen. Die Straßen, welche die Be¬ 
freiungstruppen durchziehen, sind mit Teppiche» be¬ 
legt. Täglich spielen sich derarsige Szenen ab. 
Die Zertrümmerung der serbischen Ostfront 
Tie Eroberung von Zajcar und P i r o t, so 
schreibt der militärische Mitarbeiter der „Boss. Ztg."» 
stellt den gänzlichen Zusammenbruch des 
serbischen Operationsplanes dar zrnd 
zeigt die Unmöglichkeit für die Serben, sich über¬ 
haupt noch längere Zeit halten zu können. Dii 
Truppen der Zentralmächte und Bulgariens waren 
durch einen hundert Kilomeicr breiten «gebirgigen 
Raum zu Beginn der Operationen getrennt. Ter 
serbische Widerstand konnte ml" in ver Hoffnung 
auf die Verhinderung eines Zusammenwirkens der 
gegnerischen Armeen unternommen werden. Die 
natürlichen Hinderniseigenschasten der serbischen 
Grenzströme sollten im Verein mit der gebirgigen 
Gegend der serbischen Verteidigung besonderen .Halt 
verleihen. Gegen die in ihrer Ostflanke erscheinenden 
Bulgaren würden zunächst nur schwächere Kräfte 
eingesetzt, die sich aber auf zahlreiche Befestigungen 
stützen konnten, denn entlang der ganzen serbisch 
bulgarischen Grenze befinden sich Sperrforts und 
außerdem wandte das serbische Festungsdrei¬ 
eck Zajecar, N i s ch, Pirot seine wirksamste 
breite Seite dem Vormarsch der Bulgaren entgegen. 
Zasecar sowohl Pirot waren in der letzten Zell be¬ 
deutend verstärkt und ausaebant worden und be¬ 
saßen, wenn sie auch wohl der Panier- und Beton¬ 
bauten ermangelten, doch eine große Widerstands¬ 
kraft. Pirot im besonderen stellte ein großes ver¬ 
schanztes Laaer dar. Es besaß ein altes Kernwerk 
und einen Gürtel neuerer Farts, die auf 5—7 Kilo¬ 
meter bei 8—10 Kilometer Durchmesser umschließen, 
Zwei Forts liegen mit 2 Kilometer Abstand un¬ 
mittelbar an der Babn nach Sofia. Die .Höhen 
nördlich und westlich des Kernwerkes waren durch 
halbständige und Feldbefestigunaen gesichert. Zur 
Verbindung mit dem weiter nördlich gelegenen Za 
secar war anch das dazwischen kieaende Knjazevac 
befestigt worden. Die Bulgaren haben dies? ganze 
VerieidigungSfront eingedrückt und die 
Verteidignngsabscbnitte des Timok- und Nisawa- 
Flnsses genommen. Bei den weiteren Nerteid'aungs- 
versucben der Serben in dem Bxrgaelände kann es 
sich nur noch um eine Verzögerung des busaariscken 
Vormarsches bandeln. Den Bulgaren siebt das Mo- 
rawatal offen, in dem sie sich mit den dort vorrnk- 
kenden Kräften der Zentralwächte ver-mia-n kön¬ 
nen. Beim weiteren Bormaricb treten die Bulgaren 
auf Niscb, das 8 Kilometer von der Morawa entfernt 
lieat und eine Ilmwallung sowie vorgeschobene Forts 
besitzt, (ctr. bln.) 
Ter wahre Grund für den Rücktritt des serbischen 
Generalissimus. 
wtb Wien. 29. Olt, 1915. Die „Südslawische 
Korrespondenz" meldet ans Bukarest: lieber den 
Wir willen sa alle, daß wir den enipfindlichcn Ner- 
ververästelnnaen unseres Mundes, den wir den fei¬ 
nen Sinn für die Schmackhaftigkeit verdanken, auch 
die besonders starke Schmerzlichkeit unserer Zahn¬ 
leiden zu-uschreiben haben. 
Der Zahnarzt im Felde bat eine anßerorbenllicke 
Bedeutung erlanat. Ilrsvrünasich war für iede 
Krieaslgzarett-Abteilnnq ein Zahnarzt voraeseb»n: 
meist sind in diesen nun drei tätig. Die Kieferbe¬ 
handlung wurde früher stark vernachlässigt. Man 
verband das Kinn notdürftig und begann mit der 
bigentlich-n Behandlung erst in den Heimat-Laza- 
retten. Unterdessen aber waren die Kiefe->- manch¬ 
mal schon scbief verheilt, sodaß Unter- und Oberkiefer 
nicht mebr ineinander grillen und die Kautättgkeit 
unmöglich machten. Mit -Hilst ein»s neuen Drabt- 
vcrbandes, den Universitäts-Professor Schröder in 
Berlin erfunden bat, gelingt es heute, selbst stark 
zerschossene Unterkiefer leicht rmd raick zu schienen, 
sodaß eine vollständige -Heilung in richtiger Lag? der 
Zähne die Regel ist. Abgerissene Kieferteil? werden 
durch Hartanmmiteile. die sich mir den Knochen ver¬ 
binden. pallend ergänzt. Obersieferschsiss» kommen 
selten zur Behandlung, weil sie meist tödlich ver¬ 
laufen. Dagegen sind bei der ohnedies hohen An¬ 
zahl von Kopfschüssen Untcrkieferverletzungen. oft 
schwerer Art, sehr häufig. Auf Grund der Erfah¬ 
rungen des russisch-japanischen Krieges batten daher 
schon japanische Aerzte auf die Notwendigkeit hinge- 
Jmefert, für KieserverlDungsrr Zahnärzte heran zu¬ 
groß. 
vor ettva 10 Tagen erfolgten Rücktritt des serbischen 
Generals Woiwode P u t n i k erfährt man von un- 
terrichteter Seite: Die Angabe, als ob Putnik aus 
Gesundheitsrücksichten seine Stellung niedergelegt 
hätte, ist u n r i ch t i g. Tie Gründe für den Rück- 
tritt Pntniks waren die, daß Putnik infolge der 
Haltung des Vierverbandes und insbe- 
sondere durch den Verlauf der Landung in Saloniki, 
die Putink nn letzten Kriegsrat als eine militärische 
Komödre bezeichnete. die weitere Verantwor- 
t u n g für die Führung de: serbischen Armee nicht 
tragen wollte. 
Ter serbische Finanzminister Patsch« f. 
" wtb- Paris. 29, Oft. 1915. Ter serbische . 
nanzmininer Patschu ist gestorben. ~ 
Enttäuschung und Panik kn Serbien. 
Wien, 2.9. Okt. 1915 Tie „Südslawische Kores. 
vondenz meldet aus Bukarest, daß verläßliche In. 
formattonen diplomatischer Kreist besagen, daß' in 
Serbien die Haltung de§ V i e r v e r b a n d e s 
und m-besondere das Borqeben Rußlands eine 
derart schwere 6 n ti ä a f d& « tt g fmorqmtfeTt 
■ • n mit allen Möglichkeiten gerechnet werden 
muß. Es wird osten erstärt, daß Rußland und die 
Verbündeten S - r b i e n zum Opfer bringen 
und es zwecklos verbluten lassen. Wenn die serbische 
Armee auch bis zuletzt sich auf das tapferste webre, 
so geschehe dies doch obne Hoffnung. In Serbien 
a e r r s ch e P a n i k, am Hofe und hei der Regie« 
ru,lg Verwirrung. Tausende von Menschen' stieben 
Fer di- Grenze nach Rumänien und Griechenland. 
Das Elend nnrer den Flüchtlingen ist sehr 
Die Ententetruppen in Saloniki. 
Koustantinopcl, 29. Oft. 1915. Aus Salo- 
rttli wird gemeldet: Bis gestern waren 7500 0 
M a n n der Ententetruppen gelandet. Davon ent¬ 
fallen 50000 Mann aus Frankreich. Während die 
Franzosen etwa 30 000 Mann bei Gewgeli kon- 
zentriert und 10 000 Mann gegen Strumitza vorge¬ 
schoben haben, sind von den Engländern nur 
kleine Abteilungen zu Streitkräften in der Richtung 
Strumitza aboegeben worden; ihre übriaen Truppen 
haben vom Hauptbahnhof von Saloniki bis zu den 
Höhen südwestlich von Ajoali eilt großes Lager 
bezogen. Es bietet Raum für mehr als 100 000 
Mann. Die Engländer führen dort mehrfach Be¬ 
tonbauten auf, und englische Pioniere legen längs 
der Bahnlinie von Saloniki nach Gewgeli eine 
eigene Telegraphenleitung, uw sich unabhängig von 
dem griechischen Staatstelegravhcn zu machen, (c. f.) 
Französische Landung in Albanien? 
:: Tie Londoner „Times" meldet aus Rom: Die 
Frage einer Expedition der Verbündeten durch 
Montenegro nach Mitrowitza oder durch Al b a- 
nien nach Prisrend wird erwogen, da diese Rou¬ 
ten sich für eine nicht zu umfangreiche Expedition 
ausgezeichnet eignen. Der ..Mesiagero" widerspricht 
aber einem solchen Plane, indem er sagt, daß auf 
diesen Strecken die Verproviantierung eines Heeres 
unmöglich sei. 
Ter „Köln. Ztg." wird aus Athen berichtet, daß 
ein französischer Kreuzer im Haien von Santi 
Quaranta (Südalbanien gegenüber von Korsu) 
erschienen sei. Die Offiziere ginigen mit kleinen 
körten an Land und besichtigten Häuser und Lager, 
(ctr. bln.)> 
Griechenland und die Entente, 
wtb Paris, 29. Okt- 1915. Die Agence Havas 
meldet: Der griechische Gesandte begab sich 
gestern ins Ministerium des Aeußern, um die Auf¬ 
merksamkeit der französischen Regierung auf Ten- 
denzmeldungen der deutschen, österreichischen 
und bulgarischen Presie zu lenken, die bezwecken, die 
vertrauensvollen Beziehungen zwi- 
m d-"r Ententemächten und Griechenland zu trü¬ 
ben. Ministerpräsident Zaimis hatte Len Ge- 
sandten Ronianos beauftragt, diesen Nachrichten ein 
formelles Dementi entgegenzustellen. Romanos 
ist gleichfalls zu der Erklärung ermächtigt, daß die 
übelwollenden Gerüchte völlig falsch sind, wonach 
die Truppenabtcilnngen der Alliierten in Salo¬ 
niki nicht in Sicherheit seien, da Griechen¬ 
land unter dem Drucke Deutschlands und Bulga¬ 
riens dazu gebracht werden könnte, die Truppen zu 
verjagen. . 
Dieser Havas-Meldung geaensiber ist größte Vor¬ 
sicht geboten. Sie ist für die Bedürfnisse der trau¬ 
rigen Lage der Entente zurechtgemacht. 
Zur Beschießung von Dedeagatsch. 
wtb Sofia, 28. Okt. 1915. Da durch die Beschießung 
von Dedeagatsch auck> sehr beträcbtliches bulgarisches 
Privateigentum zerstört worden ist» beabsichtigt die 
bulgarische Regierung, das gesamte in Bulaarien 
sich befindliche französische und englische 
Eigentum unter Verwaltung zu stellen, um ein 
Unterpfand zur Schad lo sba ltu ng der durch die 
Beschießung Geschädigten in der Hand zu behalten. 
Rumänische Kriegshetzer. 
Unter Führung des russenfreundlichen rumä¬ 
nischen Konservativen Take Ionesku und Filipescu 
hat sich vor einiger Zeit in Bukarest eine Unioni- 
stenliga gebildet, deren Bestreben daraufhin gerichtet 
isi, Rumänien in den Krieg zu treiben. Am 
Sonntag hat diese Liga Versammlungen veran¬ 
staltet, in denen wilde Hetzreden gegen die Neutra¬ 
litätspolitik der rumänischen Reaierung vom Stapel 
ziehen, um die durch di? schweren Verwundungen 
entstandenen Ernährungsschwierigkeiten zu besei¬ 
tigen. Neben der Behandlung der Kieferverletznn- 
gen, die heute auf ein»r hoben Stufe der Vollkom¬ 
menheit steht, wird in den Kriegslazaretten auch die 
Zabnpflege von den Zahnärzten in aufopferungs¬ 
vollster Weise geübt. Verloren gegangene oder ge¬ 
brochene Gebisse werden ersetzt, ausgefallene Plom¬ 
ben erneuert; es wird allls getc.n, uni die Zähne 
zu erhalten. 
In einem deutschen Krieaslazarett. dos in rus¬ 
sischen Kasernen in mustrrgilttger Weise eingcricbtK 
ist, batte ich Gelegenheit, die segensreiche Tätigkeit 
eines bekannten Berlin«^ Zahnarztes kennen zu ler¬ 
nen. Mit einer Hingabe, die nickt genug gerübmt 
werden kann, war er mit mehreren Gehillen Tag 
und Nacht tätig. Tie teuflischen Launen der Ge- 
schoßbahnen stellen seine Geduld und Tüchtiakeit 
täal'ch vax nme schwierige Ausgaben. Aber auch der 
harmlosere Zgbusckmerz wn^de mit derselben liebe¬ 
vollen Gewillenbastiakeit bekämvst. dt» nun einmal 
zur Natureiaenbeit unserer Aerzt» gebärt. So ae» 
sMeht auch mt* bWem Gebiete alles Menschenmög¬ 
liche. um unseren Soldaten draußen die Bürde des 
Feldlebens und die Leiden des Krieges nt erleich¬ 
tern und anch aus diese Weis« einen kleinen Teil 
der unermeßlichen Dankesschuld, von der wir erfüllt 
sind, abzutragen, (ctr. bin.) 
,Sr._jöajSmert, Kriegsberichterstatter,, 
gelassen wurden. Daran anschließend wurde der 
Rummel aus den Straßen fortgesetzt, bis schließlich 
Militär für Ordnung sorgte. In Bukarest geht 
die allgemeine Auffassung dahin, daß die Unioni- 
stenliga sich stark kompromittierte. Sie entwickelte 
kein Programm, sondern betriebe nur die Auf- 
reizung der Massen. Am Montag hielten die 
Führer der Unionisten eine Beratung bei Filipscu 
ab und faßten den Beschluß, die Agitation energisch 
cprtzuseyen. Am Sonntag sollen in den Provinz¬ 
städten zahlreiche Versammlungen abgehalten wer¬ 
den. — Gleichzeitig mit der Unionistenversammlung 
am vergangenen Sonntag hielten auch die Sozial¬ 
demokraten eine Versammlung ab. Nach mehreren 
Reden wurde auf Antrag Rakovskis der Beschluß 
gefaßt, die Regierung oufzittordern. der Kriegsagi- 
tatton ein Ende zu bereiten und für die ganze 
Tauer des Krieges die Neutralität Rumäniens zu 
erklären. 
Per VMeMes. 
Der türkische Tagesbericht. 
Ei» russisches Linienschiff torpediert. ' 
wtb Konstantinopek, 29. Okt. Das Hauptquartier 
teilt mit: Am Vormittag des 27. Oktbr. griff eines 
unserer Unterseeboote im westlichen Teil des 
Schwarzen Meeres die russische Flotte an und 
torpedierte ein Linienschiff vom Typ des 
Panteleimon, welches schwer beschädigt wurde. 
Die russische Flotte zog sich darauf schleunigst nach 
Sebastopol zurück. — Auf der Tardanellenfront 
dauerten am 27. und 28. Oktober die üblichen ört¬ 
lichen Kämpfe an. Bei Ari Burnu und Sedd 
ül Bahr nahmen zwei feindliche Monitors an 
der Beschießung teil, wurden aber durch unsere Ar¬ 
tillerie verjagt. Auf den übrigen Fronten keine 
Veränderung. Obgleich an der Dardanellenfrovt seit 
einiger Zeit nur gegenseitiges örtliches Gewehrfeuer 
stattfindet, das für beide Teile wirkungslos bleibt, 
fährt der Feind weiter fort Lazarettschiffe 
als Transportschiffe und Lazarettzelte 
siir militärische Zwecke zu benutzen. So be¬ 
obachteten wir am 27. d. M. bei Kutschuk Kemekli, 
wie englische Soldaten Militörübungen vor Zelten, 
die das Rote Kreuz trugen, machten und nach 
Schluß dieser Hebungen die Zelte zurückzogen. 
Mäglicberweise bandelt es sich hier bei der gemel¬ 
deten Torpedierung um eines der schon von bulgarischer 
Seite alö versenkt gemeldeten russischen Linienschiffe. 
Pom See- nnfl Hefrerseekiieg. 
Torpedierte Kriegsschiffe. 
Im folgenden geben wir eine durch das WTB 
vermittelte Liste aller im Verlaufe des Krieges bei 
uns und auf feindlicher Seite durch Torpedos ver¬ 
nichteten und beschädigten Kriegsschiffe. Tie Lille 
spricht so drastisch für sich selbst, daß sic keines 
Wortes der Erläuterung bedarf: , 
Durch Torpedos versenkte Schiffe 
Deutschland. ; 
3 Schiffe: 
S. M. S. „Hela" . . . 13. 9.14 2 036 To. 
„8. 116" 6. 10. 14 420 
S. M. S. Pr. Adalbert" 23. 10. IS 9 000 
England. __ ,, 
4 Linienschiffe: 
„Formidable" .... 
, „Gotiatb" 
■ .Triumph" 
. „Majestic" ..... 
L Pan erkreuzer: 
„Aboukir" 
. „Sögue" 
..Crcssy" 
6 Geschützte Kreuzer: 
.Pathfindcr" .... 
„Hawte" . 
„HermeS" ..... 
. Wahrscheinlich Amethyst- 
Klasse 
? Arethusa-Klasse . . 
Kanonenboot: 
„Niger" ...... 
4. Torpedoboote und 
Zerstörer: 
„Recruit" 
.N. 10" 
Wahrscheinlich M-Kl. 
Frankreich. 
Unterseeboot: 
„Mariottc" ..... 
Rußland. 
Panzerkreuzer: 
„Pallada" 
Kleiner Kreuzer: 
„Jemtschug" 
Minenschiff: 
.Jenissei" 
Japan. 
Kleiner Kreuzer: 
.Takatschio" .... 
^,Summa: 
: 1X456 
m 
1. 
1. 15 
15 240 
13. 
5. 15 
13160 
25. 
6. 15 
12180 
27. 
5. 15 
15 140 
* 
22. 
9. 14 
12 190 
22. 
9. 14 
12 190 
22. 
9. 14 
12190 
5. 
9. 14 
2 996 
* 
5. 
9. 14 
2 990 
15. 10. 14 
7 470 
31. 
10. 14 
5 690 
- 
10. 
8. 15 
3 000 
17. 
8. 15 
3 560 
' 
11. 
11. 14 
810 
1. 
5. 15 
355 
9. 
6. 15 
300 
9. 
6. 15 
800 
17. 
8. 15 
1100 
, Summa: 
117 305 To. 
A 
•*'***- ' - 
26. 
7. 15 
L 350 To. 
11. 
10. 14 
7 900 
. 
28. 
10. 14 
3180 
. 
4. 
6. 15 
2 970 
Summa: 
14 580 To. 
17. 
. Er! 
10. 14 
3 700 
Durch Torprdotreffer verletzte Schiffe: 
Deutschland. 
In kurzer Zeit wieder repariert und gefechtsbereit 
3 Schisse, darunter S. tvt. S. .Mott ke". 
England. 
Panzerkreuzer .Roxburgh" 20 6 15. 
In der Liste fehlen einige französische Ver¬ 
luste, z. B. der des „Bouvet" und des „Leon Eam- 
beita", und die italienischen sind gänzlich ausgelassen. 
Italien verlor u. a. bereits zwei geschützte Kreuzer 
„Amalfi" und „Garibaldi", sowie das Panzerschiff 
„Benedetto Brin", letzteres freilich nach italienischen 
Berichten durch eine innere Explosion. 
Unsere U-Boote im Aegätschen Meor. 
DDP Bukarest, 29. Okt. 1915. Im Aegäischen 
Meere herrschte gestern ein furchtbarer O r k a n. der 
die Operationen der Verbündeten englischen und 
französischen Flotte verhinderte. _ Obgleich sich das 
Oberkommando in Saloniki darüber in Schweigen 
hüllt, wird doch bckonni, daß die türkischen und 
deutschen Unterseeboote im Aegäischen Rieer 
westlich von E n o s auch während des Sturmes 
nicht untätig blieben und erfolgreich operierten. Wie 
verlautet, wurden mebrere feindliche Trans¬ 
portschiffe und 2 Kreuzer torpediert. 
Der'orgunq mit Kartoffeln, — Ein¬ 
schränkung des Fleisch- u. Fettverbrouchs. 
Das sind die zwei Ziele der neuesten Berord- 
mmgen über^dltz LebensWltel^ 
DaS meiste Aussehen erregen freilich die „sseisch- 
losen Tage"; doch eine größere sosiale Bedeutung 
Hot zweifellos die Neuregelung des Kartoffel. 
Marktes. Trotz der guten Kartoffelernte litt die- 
ses zweitwichtigste Nahrungsmittel der sog. kleinen 
Leute unter Mangel an Angebot und hoben Preisen. 
Bundesrat und Reichskanzler greifen jetzt nach bei- 
den Richtungen ein: es werden sowohl Hoch st - 
preise festgesetzt, als auch Maßregeln zuc Frei¬ 
machung der Kartoffelvorräre getroffen. 
Soeben batte der Reichsausscbnß der Zentnnns- 
partei seiner Eingabe an de» Reichskanzler zur 
Kartofselfraoe darauf bingcwicsen, daß die bisheri¬ 
gen Bestimmungen über die Beschlagnahme der 
Kartoffeln . nickt ousreickten. namenillck insofern 
nicht, als die Bescklcmnabme sich nur auf 10 Prozent 
der Kartafselernte nnd ans Kartoffeler-euaer mit wehr 
als 10 Hektar ?lnbauslöcke beziehen sollt». In den 
Gegenden mit vorwiea?nd»m Kleinc,rnndbesift, alio 
besonders im indnstierreichen West- r. blieb infttge- 
dessen der weitaus nberwieaende T»ik der dortigen 
5tartoffell»nte von der Bescklagnahme frei, konnte 
mrtorn dem Markte vorenthalten werden. Es freut 
uns. daß die Regierung so schnell dem Anträge der 
Zentrumspartei in beiden Punkten nachoeacben hat. 
Fortan können 20 Prozent der Ernte cntäußert wer¬ 
den, und zwar von allen Erzeuaern. die mehr als 1 
Hektar (4 Morgen) mit Kartoffeln bebaut baben. ! 
Tie Regelung der Kartoffelpresse kommt darauf 
mnaus, daß die verschiedenen Reicksterle in vier 
Gruppen geordnet werden, in denen der .Höchstpreis 
beim Einkäufe durck den Großhandel (Ein¬ 
kauf von 10 Zentner und mebr) für die Tonne 55, 
57, 69 und 01 Mark (d i. 2,75 Mk., 2,85 Mk.. 2.95 
5ö?atf ltnb 3B5 für den Zentner) betraaen, und daß 
rm Kleinhandel zu die'em Er-euoerböckstpreis nickt 
mehr als 1 Mk. 30 Pfg. znge'chlaaen werden darf 
yx Preise sind immer noch b.'ch'im Veralcich zu 
den Frnedcns-eiten. aber sie setzen doch dem 
wuckeriscken Trerben eine feste Grenze und belkerr 
tm Verein mit der erweiterten Peschlaanahme der 
eigentlichen Kartoffeln ot ab. 
. Die zweite Krupve der Verordnunren erstrebt die 
Einschränkung des Verbrauches von Fleisch nnd 
Fette n. Der Aufbau der Maßregel 'st nicht ganz 
einfack. Unmittelbar betroffen werde» nur diejeni¬ 
gen, die aewerbs mäßig Fleisch, F.'eischwaren 
und Flesscksveisen an Verbraucher verabfolgen, also 
geber. Die Private Hauswirrschast, die Fami- 
lienknche wird nur insofern mittelbar betroffen, als 
Laden schlächter. sonstige Händler, Gastwirte, Kost- 
man an Zwei Tagen der Wocke (Dienstags nnd 
Freitags) kein Fleisch e i n k a u f e » kann. Wer rn 
den vorhergehenden Tagen sich Vorrat zulegt, kann 
zu Hause seinen Fleischaelüsten nach wie vor nach- 
aehen. Das ist eine gewisse Gefahr für die Wirkung 
der Verordnungen, namentlich in der kälteren Jah¬ 
reszeit, die auch ohne Eisschronk die Aufbewahrung 
von Ileisch gestattet. Es muß sich nun 'eigen,oh das 
Puhlikgm sich dem Geiste der Verordnung an¬ 
schließt und zur Einschränkuna des Fleisch- und 
Fettverbranches zielbewußt mitwirkt, oder ob es 
durch Voreinkanf vo» Küchenfleisch. Wurst oder 
sonstige» Aufschnittwaren durch die Maschen der 
Verordnung dnrchschlüpfen will. Im letzteren Fall 
würden wobl noch schärfere Maßregeln folgen muf¬ 
fen. Besonders dringlich ist die Einschränkung tm 
Verbrauch von Butter und sonstigen Fetten 
und Oelen. Es wird auch schon berichtet, daß 
die Einführung von Butter- und Fettkar-; 
t e n in Erwäaung gezogen werde. Der Fleischver¬ 
brauch selbst läßt sich durch eine Persönliche Bezugs¬ 
karte nack Art der Brotkarten nickt leickt regeln, da 
der wirlliche oder vermeintllche Bedarf an Fleisch 
ungeheuer stark schwankt zwischen der ländlichen 
und städtischen Bevölkerung, zwischen den wohlha¬ 
benden nnd miilderbemittcltcn Klaffen, zwischen den 
verschiedenen Berufsständen usw. Vorläufig muß 
man sich damit begnügen, alle Beteiligten eindring, 
lich darauf hinzuweisen. daß die Einschränkung der s 
Fleischkost und die Bevorzugung der Pflanzenkost^ 
nicht allein für das Vaterland, sondern auch für 
die Gesundheit und den Geldbeutec vor¬ 
teilhaft ist Daber empfiehlt tS sich, a* c 
LuLLngen sich dem Wochenkal-nder an¬ 
schließen. den die neuen Verordungen zur den ge¬ 
werbsmäßigen Speisebetrieb ausstellen: v 
Sonntag und Mittwoch: volle WnWrf; ( 
Montags und Donnerstags: Nur gekochtes FleM) 
ohne Fettverbrauch. 
Dienstags und Freitags: Msttnenztage. 
Samstags: Kein Schweinefleisch. 
Mit dieser Tafelordnung kann auch jeder der» 
ständiae Fleischfrennd sich befreunden. Es ^braucht 
wohlhabenden Familien wirklich nicht alle 
Braten ausgetisckt zu werden, m 
Familien ist davon thnehin 
Fleisch am Montag und 
Donnerstoa kann d'» Gritndtoge eines sehr leckeren 
und nahrhaften Mittagsmahles bilden, und wenn 
Dienstaas und Freitags veaetarisck gelebt wiro, w 
ist das keine Belastung, sondern eine heilsame Er¬ 
leichterung unseres sterblichen Teiles. 
Mögen die Hansfrau en helfen, daß dfl 
Verordnnngen ihren Zweck erreichen! ‘ 
Die Preisqeb'ete für den Kartofselbondest Das 
1. VreiSgebiet (Höchstvreis 2.75 Mark für den 
Zentner) umfaßt in der Hanvllacke den Osten 
Dent''chiands: zum 2. Breisaebiet (2.85 Mark) ae- 
bört Tbürrnoen, anch die Herrschaft Schmalkalden 
nnd das Kroßbcrfoatiim Sachsen, ohne die Enklave 
Ostbeim v. Rbön: das dritte Preisaebiet (2.95 M.) 
umfaßt den Nordwesien Deutschlands obne das 
Rbeinland und den westfälischen Reaiernnasbenrk 
Arnsberg nnd den Kreis Recklinal-an>n, dafür 
aber die Grafschaft Schanmbnra iind das Fnrsien- 
ttnn Schanmbura-Lipve nnd Lipve: die Lbriaen 
Teile Deutschlands bilden das 4. Preis»eb>et (3,05 
Mark); dazu geboren al o auch Hessen-Nassau 
und das Großherzogtum Hessen. 
* Auf der Tacmnq zur Erhall,tna und Mehrung 
der deutschen Volkskraft legte am letzten Berhand- 
lungstage, am Donnerstag, Prof. Dr. R üb ner, 
Berlin, die Grundlagen der^ Dolks-rnäbrung dar. Er 
ging znnäckss auf d-e Gefabren der Unterern»brun^ 
ein. deren Folgen in den meisten Fällen erss nach Mo¬ 
naten erkennbar werden, aber mrV wenn sie z» lang 
bestand n baben, durch vermebrte Nahrung«,„snbr nickt 
immer wieder gut zu macken sind. In bohem Maße 
ist van der Ernährung der Gcmntsziisignd und die 
geistige Besckaffeickeit, der W-lle zur Arbeit und zur 
Leistung und da« Dach?tum abhängig. Unter den Mit¬ 
teln, die eine Nation ergreifen muß. „m eine Unter» 
eruährnng bestimmter Bevölfrung«kreise vorznbengen, 
stebt die Erhaltung normaler LebenSmittelprcise »n 
erster Linie. Biel kann aber auch die Familie selbst 
zu einer gleichmäßigen Bolksernährung beitragen, wmn 
sich der Mann daran gewöhnt, nickt mebr den Löwen- 
anteil am Verdienst für sich in Anspru^ -u Nehmen, 
auch in 
Tage ein frischer 
weniger Wohlhabenden 
keine Rede. Das aekockte
	        
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