stumpfer Gelassenheit ergeben. Aber auch da? ser¬
bische Kriegsvotk betucht jede Gelegenheit, sich Bür-
gerklcider zu verschaffen und zu den Unseren
überznlaufcn. Mit Vorliebe schließt. es sich
^ bei jenen gefangenen deutschen und österreichischen
Soldaten an, die" nicht mit der Hauptmasse der
übrigen Gefangenen nach Montenegro abgeschoben,
sondern zu den Wege- und Beförderungsarbeiten ge¬
preßt wurden und nun ohne sonderliche Umstände
aus der Gefangenschaft entkommen. Die
Mehrzahl von ihnen bittet, obwohl von Entbehrun¬
gen und Anstrengungen hart mitgenommen, gleich
wiÄ>er gegen den Feind eingereiht zu werden. Allein
in den letzten Tagen machten die Armeen von Koeveß
und Gollwitz, einschließlich dreitausend Mann, die in
Krusevac abgefangen wurden, 12 000 G c sa n g e n e.
Die Zurückdrängüng der serbischen Hauptarmes oder
dessen, lvas von ihr noch übriggeblicben ist, wird
fovtaesetzt.
Die Wiener „Reichspost" erhält von ihrem Son-
erberichterstatter folgende Depesche: Tie serbische
Armee wälzt sich gleich einem wilden Haufen über
Kurschumlija-Prokopia nach P r i st i n a: in einem
ungangbaren Gelände stauen sich Artillerie, Train-
.oldaten und Bolksmassen. In einem unbeschreib¬
lichen Jammer rufen «e um Hilfe i strerBerründeten.
Im unwirtlichen albbanischen Gebiet werden die
Trümmer eitlen serbischen Ruhmes bald begraben
fein. (ctr. bln.)
Im Luftschiff nach Sofia.
vrtb Sofia, 9. Nov. 1915. Meldung der Butt
garischen Tclegraphen-Agentur. Ein Zeppelinluft-
schiff, das mit dem Herzog von Mecklenburg
in Temesvar in Südungarn aufstieg, landete in
Sofia. Der König wohnte mit Gefolge der Lan¬
dung auf dem Flugplatz bei. Das Erscheinen des
Zeppelinluftschiffes, das über der Stadt Schleifen
beschrieb, rief großes Aufsehen hervor.
Bulgarisch-griechische
Bündnisverhandlunaen.
Aus Sofia wird der „Berl. Morgenpost" gemel¬
det: Zuverlässigen Mitteilungen zufolge sind die bul¬
garische und die griechische Regierung in Verhand¬
lungen zur Regelung der gegenseitigen politischen
und wirtschaftlichen Beziehungen eingetreten. Die
Regierungen kamen zu dem Ergebnis, daß zwischen
den beiden Ländern keine wirklichen politischen Ge¬
gensätze herrschen und daß die Grundbedingungen
für ein Bündnis rorhanden sind. Die Verhand¬
lungen nehmen einen günstigen Verlauf, (ctr. bln.)
Aus Lugano wird dem „B. T." gemeldet: Die
italienischen politischen Kreise beschäftigen sich
lebhaft mit der Wendung der Dinge auf der Balkan-
Halbinsel. Nach der Turiner „Stampa" ist man in
Rom von dem Bestehen eines Abkommens zwi¬
schen Griechenland und Bulgarien über¬
zeugt. Dafür spreche die Lösung der griechischen
Ministerkrise, die an die Stelle eines Mischen den
beiden Hauptströmungen vermittelnden Ministeriums
’M einem entschieden deutschfreundlichen geführt habe.
Es bestehe kein Zweifel mehr, daß Griechenland, das
noch vor wenigen Monaten etwaige Ansprüche Bul¬
gariens auf Teile Albaniens und der Adriaküste auf
das Entschiedenste bekämpfte, heute diese Ansprüche
begünstigt und sich selbst auf die Be s e tz u n g S ü d-
albaniens vorbereitet, und daß gleichzeitig im
Verein mit den Bulgaren die Deutschen und Oester¬
riecher auf Nordalbanien marschieren. Die italieni¬
schen Interessen würden hierdurch aufs Schwerste
bedroht. Italien könne nicht zusehen, wie sein Be¬
sitz von Valona durch die Besetzung des Hinterlan¬
des entwertet wird. (ctr. bln.)
Offenbar soll durch solche Presseäußerungen
einer italienischen Expeditton nach Albanien und
einem Eingreifen in den Balkankrieg vorgearbeitet
werden
Die Balkantruppen der Entente.
wib Kopenhagen, 7. Nov. 1915. „National Ti-
tzende" meldet aus Petersburg: Nach hier einge¬
troffenen Berichten erreichten die englisch-französischen
Truppen auf dem Balkan nunmehr die Stärke
von 150000 Mann. Da diese Zahl zur Ein¬
leitung einer kräftigen Offensive nicht genügt, sollen
weitere Verstärkungen aus Frankreich, England und
Rußland abgewartet werden.
Saloniki, 9. Nov. 1915. Die Engländer fahren
fort, Artillerie nach Serbien zu verladen. In
Saloniki sind neuerdings wieder vier große Dampfer
mit Kriegsmaterial, rein Ürovwnt. Mann
Infanterie für die Verbündeten eingetroffen. Die
Franzosen erlitten in den letzten Kämpfen zwischen
Kriwolak und Gradsko empfindliche Verluste und fin¬
den in den an der Balmstt-"'»- aei-n-nen Ort¬
schaften keinen Platz mehr, die Verwundeten unter¬
zubringen. (ctr. bin.)
Die Bulgaren in den feindlichen Ländern.
Aus Budapest wird der ,T. Rst gemeldet: In
Sofia sind Nachrichten eingetroffen, nach denen Eng¬
land beschlossen habe, die in England lebenden Bul¬
garen nach den Kolonien zu verschicken. Die in
Frankreich lebenden Bulgaren werden als Kriegs¬
gefangene erklärt. Dagegen werden die Bulgaren
Rußlands schrecklich verfolgt und ihre Güter
geplündert, (ctr. bln)
Die Mazedonier im serbische» Heer.
Lugano, 5. Nov. 1915. Serbische Flüchtlinge aus
Mazedonien berichten, daß während der Schlacht bei
Uesküb das 14. serbische I nfanteri e-Regime nt,
das aus mazedonischen Bulgaren bestanden habe, zu
den Bulgaren übergegangen sei. (ctr. fft.)
Zweierlei Matz.
wtb Berlin, 5. November 1915. Die „Nordd.
Allg. Ztg." schreibt unter der Ueberschrift „Zweierlei
Maß":
„In der „Dcnlt, News" ist ein- Aeußeruna van S-r
Edward Grey erwähnt worden, die er am Abend nach
den Erklärungen Carsons gemacht hat. Grey sagte nach
den Berichten der englischen Zeitung, V e n iz e l o s
sei im kritischen Moment gefallen, an einem Tag, nach¬
dem er erklärt habe, daß Griechenland seine Vertrags¬
verpflichtungen Serbien gegenüber erfüllen würde. In
diesem Augenblick sei das ganze Gebäude, auf dem
seine Versprechungen an Serbien berubt hätten, zusam¬
mengestürzt. Es habe ein neuer Plan aufgestellt
werden müssen, der mit der Neutralität und sogar mit
der Feindschaft Griechenlands rechnete."
Diese letzten Worte verdienen festgenagelt zu wer¬
den. Sie besagen nichts anderes, als daß Grey. unter
allen Umständen — auch wenn Griechenland neu¬
tral bliebe —, seine Pläne, die auf dem Einmarsch
in Saloniki beruhten, mlsftihren würde. Derjenige
also, der mit so tönenden Worten stets für die Frei¬
heit der kleinen Staaten eiutrat. der den im Not¬
stände erfolaten Einmarsch der deuffchen Heere in
Belgien als das größte Verbrechen der WeltaEchte
verkündete, schwankte einen Moment, als Englands
vermeintliche Interessen nach seiner Ansicht es ver-
lanaten, die Neutralität eines kleinen Landes
ohne jeden Grund zu verletzen. Wenn
etwas an diesen naiven Enthüllungen zu bewundern
ist. so ist es die schnelle Al, wie englische Staats¬
männer umlernen.
Der türkische Tagesbericht.
wtb Konstantinopel, 8. Nov. 1915. Das Haupt-
qnariier teilt mit: An der Dardanellenfront
bei Anaforta machte unsere Arttllerie ein Geschütz
der feindlichen Artillerie unbrauchbar; bei Purna-
tepc brachte sie ein Rtunitionsdepot zur Explosion.
In dicscul Abschnitt fanden das gewöhnliche Infan¬
terie- und Arttllcricfeuer sowie Bombenk mpfc statt.
Unsere Bomben führten in den feindlichen Schützen¬
gräben eine beträchtliche Wirkung berbei. Bei Sedd-
ül-Bahr ans dem linken Flügel lebhafteres Artillcrie-
feuc.. Eine Mine, die der Feind auf dieser Front
springen ließ, verursachte in seinen Schützengräben
Schaden infolge einer Gegenmine. — Sonst nichts
zu melden.
Vom See- »nrt iWwwtöriM.
Ern englisches Geschwader in Skagrr-Rak.
wtb Frcderikshavn, 9. Nov. 1915. Der Post-
danipfer „Skagen" lief gestern in Fredcrikshavn
von Kristianscmd tritt zweistündiger Verspätung ein.
Das Schiss mußte zwischen Kirrhals und der nor¬
wegischen Küste sttlliegen, während ein engli¬
sches Geschwader von fünf Schlachtkreuzern
und fünf Torpedojägern verschiedene mit Holz bela¬
dene Schiffe anhielt, die sämtlich die Erlaubnis zur
Weiterfahrt erhielten.
Versenkt.
wtb London, 9. Nov. 1915. Meldung des Reu-
terschen Bureaus. Der britische Dampfer
„Buresk" und der japanische Dampfer „Dafi-
kuni-Kumi-Maru" (5100 Tonnen) sind versenkt
Die Besatzungen wurden gerettet. Ein weiterer
britischer Dampfer soll ebenfalls versenkt,
seine Besatzung gerettet sein.
wtb Genf, 9. Nov. 1915. Tie bei Melilla er¬
folgte Versenkung des englischen TransPort-
dampfers „Woodfield" wird von der „Agence
Havas" amtlich bestätigt. Ein Rettungsboot traf in
Alhumcemas mit 21 Mann, darunter vier Ver¬
wundeten an Bord, ein. Zwei andere Rettungs¬
boote landeten in Peuon de Velez mit 21 Matrosen,
darunter sieben Verwundeten. Das vierte Rettungs¬
boot fehlt.
Die Unterseeboot« im Mitielmeer.
Genf, 9. Nov. 1915. Der Sonderberichterstatter
des „Petit Journal" drahtet aus Saloniki: Man
erfährt hier, daß ein neues i ta l i e n i s ch e s
Damp-fboot von eineut seu.dlichcn Unterseeboot
versenkt wurde. Der Na.ne des Dampfers ist
noch unbekannt.
Denkst Maßnahmen gegen englische Mörder.
wtb Berlin, 9. November 1915. Die „Nord-
deuffche Allgemeine Zeitung" schreibt: Wir habsn
heute nach amerikanischen Blättern den Wo r t l a u t
einer Vernehmung amerikanischer Bürger über die
TötungderMannschaften eines Unter-
seeboots durch die Besatzung eines englischen
Kriegsschiffes veröffentlicht. Der von dem Kaiser¬
lichen Botschafter in Washington eingeforderte Be¬
richt steht, wie wir hören, noch aus. Sobald diesei
Bericht und das ihm zugrunde liegende eidliche
Material eingegangen sein wird, werden, wie bereits
früher mvtgxtetlt, die danach erforderlichen
Schritte unternommen werden.
Die Wim» WW.
Die amerikanische Note an England.
Zu seinen Mitteilungen über den Inhalt der
amerikanischen Note bringt Reuter noch einen Nach¬
trag. Danach wird in der Note cmsaeführt: Eng¬
lands Behauptung, es bestehe die Gefahr, daß einige
für militärische Zwecke brauchbare Artikel über neu¬
trale Länder den Feind erreichen könnten, kann nicht
den gesetzlichen Maßstab für eventuelle Maßregeln
darstellen, da die Kriegführenden dadurch zu viel
Gelegenheit zum Mißbrauch hätten. Denn sie konn¬
ten durch Anwendung jenes Maßstabes das Recht
der Neutralen auf hoher See völlig vernichten. Die
Bereinigten Staaten können sich mit solchen Be-
.schränkunaen nicht absinden. Sie verlangen das
Recht, alle Waren, die von neutralen Staaten ver¬
langt werden, dorthin zu verkaufen; wenn Güter, die
als bedingte Bannware klassifiztert werden, für ein
feindliches Land auf dem Wege über ein neutrales
Land besttmmt sind, dann genügt diese Tatsache an
sich noch^ nicht, um die Beschlagnahme zu rcchtfer-
ttgen. Die Vereinigten Staaten müssen also Prote-
stteren gegen die Beschlagnahme von Schiffen auf
bloße Verdächtigung hin. Die Note wirst ferner die
Frage auf, ob die Blockade wirklich effektiv ist
und weist auf die bekannte Tatsache hin, daß die
deutschen Häfen für den Verkehr mit Skandinavien
offen sind. Die Note erklärt ferner, daß keine Be-
sttnrmung des Völkerrechts fester steht als das Ver¬
bot der Blockierung neutraler Häfen in Kriegszeit:
ferner daß die Prisengerichte den amerikanischen
Kaufleuten zugefügten Nachteil nicht genügend ent¬
schädigen. Tie Regierung der Vereinigten Staaten
muß mit dem größten Ernst bei der englischen Regie»
rung ferner darauf dringen, daß die Beziehungen
zwischen beiden nicht beherrscht werden dürfen durch
Zweckmäßigkeitsvorschriften, sondern durch die fest¬
stehenden Regeln des internationa¬
len Verkehrs. Die Vereinigten Staaten neh¬
men ohne Zögern die Aufgabe für sich Anspruch,
als Verfechter der Unverletzbarkett der Rechte der
Neutralen gegen ein ungesetzliches Vorgehen der
Krieaführendeu auftuireien, das eine Folge der
durch den großen Kampf hervorgerusenen Erbitte,
ruuq ist. (ctr. bln.) _
Die Vökkerrechtslektion, die dte Washingtoner Re-
gierung hier, der englischen erteilt, wird in London
hoffentlich den gewünschten Eindruck machen. Dte
bloße Tatsache, daß die amerikanische Regierung etne
so besttmmte Sprache führt, beweist, daß der Mi߬
mut weiter und einflußreicher amerikanischer Kreise
gegen England sehr ernste Formen angenommen
basten muß. Es ist zu hoffen, dag Amerika es mcht
bei dem bloßen Protest bewende» läßt, sondern er¬
forderlichen Falles, wenn die gröblich. Willkür Eng¬
lands nicht aushört, zu energischw Abi.ehr uber-
gcht.
Fleisch, und FeMarten!
Um die Fleischversorgung gleichmäßig durch,
führen zu können, beabsichtigt die Regierung, ähn¬
lich den Brotkarten auch Fleisch- und Fettkarttn
auszugeben. Die enffprechende Verordnung wird in
nächster Zeit ergehen.
VouMes Reich
* Das neue Präsidium des Volksbcreins. Am
24. Oktober 1^15 waren 25 Jahre verflossen, seit¬
dem unter Mitwirkung Windthorfts in Köln die
Satzungen des Volksvereins für das katholische
Deuffchlaud beschlossen und dessen Vorstand ge¬
wählt wurde. Dem Ernste der Zeit entsprechend,
konnte dieses Jubiläumstages vorläufig nur in
schlichter Form in der Gesamlvorstandssitzung des
Bolksvereins, die in Frankfurt a. M. tagte, gedacht
weichen. Zugleich mußte dem verstorbenen Ersten
Vorsitzenden, Franz Brandts, ein Nachfolger gege¬
ben werden. Einstimmig wählte der Gesamtvor¬
stand dazu Herrn Justizrat Karl T r i m b o r n in
Köln, der sein 25;ädriges Jubiläum als Zweiter
Vorsitzender feiern konnte. Als Zweiter Vor-
sitzenl^r wurde neugewählt Herr Landgcrichtsdirek-
tor Gröber in Heilbronn, der ebenfalls seit
Gründung des Volksvereins desien Gesamtoorstand
und geschäflsführenden engeren Vorstand angehört.
Beide Präsidenten verkörpern die bewährten Tra¬
ditionen des Volksvereins und seiner segensreichen
Arbeit für Kirche und Vaterland.
:: Weimar, 9. Nov. 1915. In der heutigen Land¬
tagssitzung wurde ein Nachtrag zum Landwirtschasts-
kammergesetz, der die Wahlen auf ein Jahr ver¬
schiebt, angenommen, ebenso ein Nacht«« zum Berg¬
gesetz, der die Wahlperiode für die Sicherheitsmän-
ner und die Arbeiterausschüffe verlängert. Darauf
wurde mitgeteilt. daß das Großherzogtum inbezug
auf seinen Kalibergbau sich in überaus günstiger
Lage befindet. Cs kommen Werte von fast sechs Mil-
Mtllionen Bäark in Frage. Ter Entwurf eines
zweiten Gesetzes zur vorübergehenden Verlängerung
der Gemeindeordnung (Ersatzwahlen zu beschlußun¬
fähigen Gemeindercttsversammlungrn und dte Wcchl-
dcmer der Bürgermeister), wurde dem Ausschuß für
Berwalttmgsgesetzgebung überwiesen. Dann sprach
man über die Gewährung staatlicher Zuschüsse an
Gemeinden zu den Kriegsbeihilfen und zur Kriegs¬
wohlfahrtspflege. Dabei wurde Klage über dte
Unterstützungstätigkeit mancher Gemeinden geführt.
Eine Abänderung des Gesetzes über das Feuerlösch¬
wesen wurde genehmigt. Ferner wurde beschlossen,
den geringbesoldeten Staatsbeamten Kriegsbechilfen
zu gewähren.
Kus dem Nachdargeviete.
:: Eichenzell, 9. Nov. 1915. Herr Lehrer Zent¬
graf aus Wü ensachsen, Sohn des Herrn Haupt-
lehiers Zentgraf aus Eichenrell, wurde mit dem
hessischen Saniiätskreuz in Gold am Bande der
hessi «de" Tovf"ik-'it-cwedaill<> ous-i-r-icbnst.
Simmershausen (Kr. Gersfeld), 9. Nov. 1915.
Der erst vor kurzem auf dent westlichen Kriegsschau¬
platz zum Unteroffizier beförderte Wehrmann Bal.
E b e r t ist auch mit dem Eisernen Kreuz -ausgezeich¬
net worden.
jj affenrod, 9. Nov. Auf dem westlichen Kriegs¬
schauplätze wurde der Pionier Gregor Gaß wegen
hervorragender Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet.
-i- Eichenau, 9. Nov. 1915. Am 4. Nov. wurde
dem Gefreiten der Reserve Fridolin Hart mann,
Sohn des Klemens Hartntann, für hervorragende
Tapferkeit das Eiserne Kreuz verliehen.
Flieden, 9. Nov. 1915. Dem hiesigen Ehe¬
paar Bergarbeiter Bonisaz Scheich wurde der siebente
Juitge geboren. Die Eintragung des Kaisers als
Taufpate und die Benennung des Jungen auf den
Namen Wilhelm ist genehmigt worden. Das Ehe-
i/u, -i. -!> Laten aescbenk von 50
Mark. Dieser Tage wurde dem hiesigen Bergarbeiter
Jos. Bös von dem Kompagniesuhrer seines vom
westlichen Kriegsschauplatz als vermißt gemeldeten
Sohnes die Mitteilung gemacht, daß dieser anfangs
dieses Monats tot cmfgefttndeu worden sei. Der
Musketter Heinrich Bös sei aus Höhe 150 bet D'lle
sur Tonrbe beerdigt worden. Er war auf Vorposten-
Bettung und ist wahrscheinlich bsj verletzten sranzösi-
Olftusiv« verschüttet ward-m. Gr tft. s-vveit b»-
bcmnt, das vierte aus unserer Gemeinde stcmimende
Opfer der letzten ftanzösischen Offensive. Im ganzen
sind setzt 34 Söhne unserer Gemeinde und etwa 50
der Mairrei Flieden den Heldentod fürs Vaterland
gestorben.
* Schüchtern, 9. Nov. 1915. Für die vielen er¬
wiesenen Dienste int Roten .Kreuz erhielt Frau Land-
rat Valentiner die Rote Kreuzmedaille 3. Klaffe.
7. Ätt>i>. i.. -v» > t> ,i l N.'i.UNg
e?r E'er t a > -Perre konnte bereits das Wasser zur
Ve'beffer'Ug de - Welersabrwassers abgegeben werden,
sodaßder durch die Eröffnung des Rbein—Hannover
Kanals bis Minden (Westfalen) gesteigerte Schiffs¬
verkehr onf der 11 nte'weier nicht mebr Io unter
R edrigwasser zu leiden hatte, wie in früber-n Jahren.
Zur weiteren Verbesserung der We'erfobrstraße hat
der unter Vorsitz des Direktors M. Pnkvermacher-
Kallel tagende Strombeirai des Weierverbandes auf
Bor ch aa der Weserstrombauverwaltung weitere
700000 Mk. bewilligt.
„ " Kasiel, 8. Nov. 1915. Eine Konferenz in
Sacken der Leben smittel-Bersorgung für den
Regierungs-Bezirk Kassel wurde deute vormittag im
Sitzungs-Saale des Regierungs-Gebäudes dabier ab¬
gehalten. Die Verhandlungen leitete als Vorstbrnder
Herr Regierungs-Präsident Gras v. Bern stör ff.
Änwe end waren die Herren Oberbürgermeister K o ch -
Kassel, Troje-Marburp, Dr. Gebeschns-Hanau und
Dr. Antoni-Fnlda, die Büraetmei^er Dr. Stol¬
zenberg-Echwe-e und Rößler-Schma'kalden, ferner
die t'ent'r:i<t b rw. deren Vertreter mr den fr
licke Kreisen deS Refternn-s-B >'r's Kasiel. n
der Ta,,esordnu!>g standen r wichffae Tra -en be-
fnn'er« die Knrtoü-I-Versorg ng, die rri^-una i
Pr is - Prü'unasncllt-n und fl re A„-pest<flt'ing, de
Festsetzung dc r Bntterpreise rc. und andere einschnei¬
dende Organisattons- und Verwfttungs Fra-en für
eine pron'pte und geregelte Berwr mna der Bevölke¬
rung im Regiernngs-Bezirk Kassel unte, B-rncküch-
tigung der bewnderen Verhältnisse in den Städten
und auf dem Lande. Ueber alles die'es hielt Herr
Regierungs, und Gewerberar Dr. Löwen stein von
der hiesigen Regierung einen orientterenden Vortrag,
worauf nach emer mehrstündigen eingehenden Be-
sprechung und befruchtenden Gedanken-Austausch die
einzelnen Anträge und Bor'chLge sich zu bestimmten
Beschlüssen verh'-hteten. Le dere werden nach Er.
lediannaverschiedenerFotmalitöten alsbald perOeffent.
lichfe>t n, p ebo •>" ' 1
7 Usingen» 9. Nov. 1915. Die Wirtschafttge-
hände des Aderholdffchen Bes,tztnm.j wurden in.brr
Scmntagnacht durch ein Großfeuer vernichtet.
Zwei in der Nähe des Brandherdes stehende Wohn¬
häuser erlitten schwere Beschädigungen. Ter
Schaden ist erheblich.
Gnstavsbnrg, Kr. Großgerau. 9. Nov. 1915.
Ein'Landsturmmann erschoß hier einen russi¬
schen Gefangenen, der ihn mit einem eiser-
neu Schraubenzieher bedrohte.
□ Hachenburg (Nassau), 9. Nov. 1915. Am letzten
Tage seines Urlaubs ist der Soldat Schott^ «ms
Illpenrod hier zu Tode gekommen. Auf einer Rad»
ftchrt nach hier stürzte dcr junge Mann aus der
steil abfallenden Sttaße vom Rade. Er erlitt ei-
neu Schädelbruch, dem er am nächsten Tage erlag.
A 9. Noo. 1915. In der Rheinallee
fuhr ein S t r a ß e n b a h n z u a in die Musik¬
kapelle der 21er Pioniere und schleifte eine An-
zahl Musiker mit. 'Mehrere Unteroffiziere erlitten
erhebliche Verletzungen; die Mehrzahl der Leute
kam mit letchlcn Quetschuugcu und Haurabjchürfttn-
geu davon.
Hns Geisa und u ngebung.
* Dermbach, 6. Novbr 1915. Für aufopfernde
Pflichterfüllung in einem Seuchenlazarett erhielt
Oöerapotheker"Ernst Keller von hier das baye¬
rische Militärverdienstkreu; 1. Klasse mit Schwer¬
tern. Sei» neun Monaten ist er in deutschen und
österieichijch-ungarvcven Senchcnlazaretien tätig, zur
Zeit in Rohatyu (Südoügalizi n).
Ku§ Oberheßen u. den tzesi. Kemtern.
# Ziegenhain, 9. Nov. 1915. Dem Sauitäts-
soldaten Matthäus Franz von hier wurde die
Rote-Kreuz-Medaille dritter Klasse verliehen.
# Treysa, 9. Nov. 1915. Am Sonntag fand
hier ein« Generalversammlung der Schmtede-
Zwangs-Jnnung des Kreises Ziegenhain
statt, an der 35 Schmiede teilnahmcu. Nach langer
Besprechung wurde eine gemeinschaftliche Beschaf¬
fung von Kohlen beschlossen, vom gemeinsamem Be-
S' von Eisen wurde abgesehen. Die beantragte Er-
ung der Arbeitspreise wurde abgelehnt.
G Neustadt, 9. Nov. 1915. Die hiesige Kasse
des Roten Kreuzes bewilligte 300 Mark ftir
die deutschen Gefangenen in Rußland und 300 Mk.
für die Beschaffung von Wollsachen durch den
Kriegsansjchutz in Kirchhain. s
vermischtes.
* Ein Gefundbeterprozetz. In Berlin begann
der Prozeß gegen Ettfabeth H n c s g e n und
Elisabeth Ahrens, die dcr fahrlässigen Tötung der
Hofschaufpielerinncn illuscha Butze und Alice von
Aruould angeklagt sind. Diese hatten auf Rat der
Angeklagten "die ärztliche Behandlung ihrer schweren
Krankheit aufgegeben, um Heilung in der sogenann¬
ten Christtan Science zu suchen, deren Grundsatz ist,
daß Gott keine Krankheiten kenne, diese seien nur
Einbildungen, von denen man durch eine Art Ge-
sundphilosophieren befreit werde. Der Kranke soll
zu der inneren festen Ueberzeugung gebracht werden,
daß das Uöbel gar nicht vorhanden sei. Sobald er
sich zu dieser Ueberzeugung durchgcrungen habe, sei
er geheilt. Am Anfänge der Verhandlung behaup¬
tet die Angeklagte Ilhrens, sie habe durch ihre Me-
chode etwa 30 Heilungen vollbracht.
? Bo» dem Auloaer „Ragelungs¬
wahrzeichen"
ist cs wieder still geworden. Obwohl es an Vor¬
schlägen aller Art nicht gefehlt hat, ist man bis jetzt
der Verwirklichung keines einzigen derselben näher-
getteten. Vielleicht fürchtet man an maßg Wender
Stelle, daß es mit dem illagelungswahrzeichen ähn¬
lich gehen könnte wie s. Z. mit dem Hermanasdenk-
mal int Tetrwburger Wald, von dem bekanntlich lange
gesungen wurde: „Schon steht das Piedestal, doch
wer die Statue bezahlt, weiß nur Gott im Himmel"
oder daß sich die Geschichte vom „Denkmal der
Bronuzeller Schlacht" wiederholen könnte, bei dem
man bekanntlich über den Grundstein noch immer
nicht hin ausgekommen ist. Inzwischen sind ja auch
allerlei grundsätzliche Bedenken gegen derartige
Kriegswahrzeichen aufgetaucht. Offenbar zu weit
gehen jene, die in all diesen benagelten Wahrzeichen
„Kviegsauswüchse" sehen, die der „auch vor dem
Kriege schon üblichen gedankenlosen falschen Wohl¬
tätigkeit entspringen". Die Nagelung dcr Kriegs¬
wahrzeichen wird da ungefähr auf die gleiche Stufe
gestellt wie „Wohltätigkeitsbälle" oder andere Ver¬
gnügungen, deren Ertrag für gute Zwecke verwen¬
det wird. Für diese letztere Art der Wohltätig¬
keit, für „Margarethentage", Bazare und dergl.,
können wir uns allerdings auch nicht begeistern,
obwohl auch hier manchmal die Verhältnisse stärker
sind als die Menschen. In der Zeitschrift „Heiliges
Feuer" macht ein Einsender diese Einwände gegen
die Nagelungen geltend: Es heißt da u. a.: „Natür¬
lich wird jeder Spender sich in ein aufgelegtes Buch
einttagen, das Buch wird dem Muscuni oder einer
ähnlichen Stätte überwiesen, — sollte sich da der
Philister nicht geehrt fühlen? . . . Darum eme
Sache nicht still, ohne solche Zugmittel tun, ohne
das ganz evangeliumswidrige Aufbauschen, ohne
Belohnung, ohne Ehrung?" Der Einsender meint
weiter: Es möge sich ein Ausschuß zusantmentun
zur Entgegennahme von Spenden Unge¬
nannter! Wenn wir stets glauben, es ginge
nicht ohne niedere Spekulatton auf Eitelkeit, Ver¬
gnügen, Sensatton, geht es auch nicht. Sobatd wir
aber cm die edle ganz und gar selbstlose Mildtattg-
keit glauben, geht es. ohne daß alle Wohltättgkett tn
Spielerei, Tanzerei und noch schlimmeres verkehrt
wird." Das hört sich ja recht schön an und mag in
der Theorie auch richtig sein, aber in der Praxts
wird man, von lobenswerten Einzelfällen abgesehen,
mit Viesen „Svenden Ungenannter" nicht viel an-
fangen können, sondern bei den namentlichen Sam¬
mellisten bleiben müllen. Ja, wir sind sogar so
bosbost. zu glauben, daß vielfach derartige Redens¬
arten nur einen Vorwand bieten, um gar
nichts zu geben. „Erempla trahunt", „Beispiele
reißen hin", sagt ein altes Sprichwort. Das gilt
auch aus dem Gebiete der Wohltätigkeit. .
findet man denn im Klinaelbeutel so viele Pfen¬
nige, so mancher .Knopf und so wenige Zehnmar^
stücke? Svenden Ungenannter! Doch
das nur nebenbei für diejenigen, die an allem et¬
was »u kritisieren haben und sich mit solchen bult-
gen Ausreden überhaupt drücken möchten
Die Nagelung eine« KriegSwahrwtchenr mbt
nicht mehr und nicht weniger Gelegenheit zur ^e°
Vediguna der „Eitelkeit" wie irgendeine Sammel¬
liste. Wie gegen die Idee der Nagelungen so
s>»d tust, bert'alick' der A u a s u b r u n g al erlet
Bedenken aukgetaucht. 11. a. so lasen wir In einem
- - «r>.,^ jn „Tag", „steigt
da die Frage auf. was mit diffen ^ahrzei-b-n, nach,
dem sie genaaelt sind, werden wi-d Der Name
Wabr-eichen ft'bit weist auf etwas Dourrnb-"! hin.
tr'.rdrn sie ans Eren, jetzt meist in der Eile be-
sttmmten und wohl auch als vorüber-, Hand betrrch-
smpyn't-n kt-sten bleiben? Ist das der Fall,
so sind die öffentlichen Denkmäler, an di« dann die¬
jenigen künstlerischen Anforderungen gestellt Wer¬
ken müssen, die wir an alles, was zum Stadt- uns
Straßenhilde sebort. mit Recht stellen. Bleibe« fk