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ZietzauGAliftes der prentzifttz-fützd-nffch» »lufieu-S-tterte. — Huihjiitzrlich Taschcnsahrplaa
Zreitug den 12 November 1915.
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Alls i>er Verfolgung der Serben.
Kämpfe vor Riga und am Styr.
Große Verluste der Montenegriner.
Görzischen
M Sn» JawMdit.
wtb Großes Hauptquartier, 11. Novbr.
1915.
Westlicher Kriegsschauplatz:
An verschiedenen Stellen der Front Artil¬
leriekämpfe sowie lebhafte Minen- und Hand¬
granatentätigkeit.
Ei» englisches Flugzeug mußte nordwestlich von
Bapaume landen; die Insassen sind gesangengenom-
rnen.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
von Hindenburg.
Bei Kemmlern (westlich von Riga) wurden
gestern drei Angriffe, die durch Feuer russischer
Schiffe unterstützt wurden, abgeschlagen. In der
Nacht sind unsere Truppen planmäßio ««b iino-ft-rt
vom Feinde aus dem Waldgelande westlich und süd¬
westlich von Schox zurückgezogen worden, da es
durch den Regen der letzten Tage in Sumpf verwan¬
delt ist.
Bei Bersemünde südöstlich van Rio-»'« kam
cttt feindlicher Angriff in unserem Feuer nicht zur
Durchführung. Bei einem kurzen Gegenstoß nah¬
men wir über 200 Rusien gefangen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls
Prinz Leopold von Bayern.
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals von Linsingen.
Unterstützt von deutscher Artillerie war'en öster¬
reichisch-ungarische Truppen die Russen aus Kos-
ciuchnowka (nördlich der Eisenbahn Kowel-
Sarny) und ihren südlich anschließenden Stellungen.
7 Offiziere, über 200 Mann, 8 Maschinengewehre
wurde» eingebracht. Südlich der Bahn scheiterten
russische Angriffe.
Balkan-Kriegsschauplatz.
Die Verfolgung der Serben im Gebirge südlich
der westlichen Morava ha» gute Fortschritte ge¬
macht. Uebex 4000 Serben wurde» gefangen
genommen.
Die Armee des Generals Bojadjieff hat die
Morawa an mehreren Stellen überschritten.
Oberste Heeresleitung.
— Ueber 4000 Serben gefangen —
— Sturmangriffe der Italiener im
abgeschlagen.
1 Oesterreichisch-ungarischer Tagesbericht.
wtb SB i e it r 11. November 1915.
Russischer Kriegsschauplatz:
Westlich von C z a r t o r y s k wiesen wir einen
russischen Angris ab. Westlich von Rasalowka
warfen österreichisch-ungarische Truppen, vom ^euer
deutscher Batterien begleitet, den Feind an den Styr
zurück, wobei 7 Offiziere, 200 Mann und 8 Maschr-
ncngewehre in unserer Hand blieben. Sonst nichts
Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Italiener nahmen ihre Anstrengungen,
G ö r z zu gewinne'», von neuem aus. In der Puffe
nach -der dritten Jsonzo - Schlacht hatten ste Ersatz-
mannschasten eingereiht und weitere Truppen tnt
Görzischen zusammengezogen. Gestern früh setzten
sie nach mehrstündiger Artillerievorbereitung an der
ganzen Front von Plava bis zum Monte dei Sei
Busi mit starken Kräften zum allgemeinen
Angriff an. Wieder schlugen die t«p cren Ver¬
teidiger alle Stürme, te'ils durch Feuer» teils im
Handgemenge, unter schwersten Verlusten
des Feindes ab, dessen Angriffslust jn cmem
abendlichen Unwetter für diesen Tag vollends er¬
lahmte. .
Serbischer Kriegsschauplatz:
Oestlich Trebinje schlugen wir einen starken
montenegrinischeu Angris, ab. Te'c Feind erlitt
große Verluste. Die von U z i c e südwärts vordrm-
genden österreichisch-ungarischen Truppen hatten ge¬
stern den halben Weg »ach Nova-Varos zurück-
gel^t. Nordöstlich von I v a n j i c a warfen wir
den Feind aus mehreren Stellungen aus dem Ce-
merno-RLcken. Die deutschen Divisionen des
Generals v. K o e v e ß drängen die Serbe» im Ge¬
biet der Stolevi-Planina zurück. Oestlich
davon erkämpfte» sich 1. und k. Streitkrä te den Aus¬
stieg auf die K r n j a - I «l a und den P o g l e d.
In Trstenik sielen 1000 Serben i» unsere
Hand. Jn Vrnjacka Banja südwestlich Trsteuik
haben die Serben ein Feldspita! mit 1000 verwunde¬
ten Soldaten und Offizieren und einen Arzt zurück-
gelassen. Die Armee des Generals von Gallwitz
kämp t nordöstlich von Brus und an den Nordfüßen
des I a st r e b a c - G e b i r g e s.
Bulgarische Streitkräfte überschreiten bei Alek-
sinac hte Morava.
Der Stellvertreter des Chess des Generalstabs:
von Hoefer. Feldmarschalleutnam
Gleichmäßig dringen die Verbündeten von Norden
und die Bulgaren von Osten auf dem nordserbischen
Kriegsschauplätze vor und arbeiten sich Hand in Hand.
Tie einzelnen Stellungen, die die serbischen Nachhuten
einnehmen, und in denen sie sich mit bemerkenswer¬
ter Tapferkeit schlagen, sind deshalb stets der Gefahr
der Umfassung und Rückenbedrohung ausgesetzt. So
wird es auch möglich, die an und für sich sehr starken
und verteidigungsfähigen feindlichen Stellungen in
der Gebirgsgegend verhältnismäßig schnell zu über¬
winden. Die Oesterreicher sind schon jetzt den Nord¬
grenzen des Sandschak Novibazar nahe gekomnren,
den sie bekanntlich erst kurz vor dem Balkankrieg an
die Türkei zurückgegeben haben, allerdings nicht in
dem Gedanken, daß er schon bald an Serbien sollen
würde. Immerhin erreichen die österreichisch-ungari¬
schen Truppen im Sandschak ein wohlbekanntes,
wenn auch für die Kriegführung ziemlich schwieriges
Gelände.
Südlich der westlichen Mvrawa hat die Verfolgung
der Serben weitere güte Fortschritte gemacht. Hier¬
bei tmrrden über 4000 Serben gefangen genommen.
Diese große Anzahl von Gefangenen, die wcht in
offener Feldschlacht, sondern in kleinen Kämpfen auf
dem Vormarsch gemacht worden sind, scheint darauf
hinzudeuten, daß die fortgesetzten Niederlagen nicht
ohne schwere Wirkung auf den serbischen Hceres-
Organismns aeblieben sind. Tie Svwptome vom
inneren Verfall mehren sich immer mehr. In der
Entente-Presse versucht man zwar, die Bestürzung
über den raschen Vormarsch der Verbündeten zu ver¬
bergen, indem man behauptet, die Serben vollzögen
einen planmäßigen Rückzug, die serbische Armee ser
infolge ihrer geschickten Operationen vollkommen in¬
takt geblieben. Das ist natürlich nicht der Fall, denn
dann hätte nicht die große Anzahl von Geschützen
auf einen Schlag, die bedeutende Menge an Muni-
tion und Kriegsmaterial erbeutet werden können, die
gerade für Serbien eine außerordentliche Einbuße
bedeuten. Es wären dann auch nicht so viele Ge¬
fangene gemacht worden, die nach zuverlässigen Nach¬
richten in Zivilkleidern sich zurückkebrenden öster¬
reichischen Gefangerren anschließen sollen.
Die b u l g a r i s ch e erste Armee hat in den letz¬
ten Tagen den Abschnitt der südlichen Morawa in
der ganzen Ausdehnung erreicht und den Gegner
an den wichtigsten Stellen bereits ans das Westufer
zurückgeworfen. So bei Aleksina, Nisch und Lesko-
vac. Ties ist insofern wichtig, als , dadurch die im
Morawatal lausende Bahn — ein Teilstück der
Orientbahn Belgrad-Sosia-Konstantinopel — in den
ungestörten Besitz der V rbündeten gekommen fft. und
nach Wiederherstellung der von den Serben bei ihrem
Rückzuge ausgeführten Zerstörungen der Betrieb auf
ihr eröffnet werden kann. Die Bulgaren Habens zu¬
gleich die §>and auf die wichtigsten in südwestlicher
Richtung führenden Straßen gelegt, auf denen sich
fetzt dsr R ü «U it g des serbische» Heeres in der all¬
gemeinen Richtung aus Novibazar und Pristina
vollzieht.
Auf dem Südflügel ist besonders das erfolg¬
reiche Vorgehen der Bulgaren gegen die albanische
Grenze zu erwähnen, wo der nur 25 Kilometer ent¬
fernte Ort Tetovo (Kalkandelen) be,eyt wurde. Da¬
mit ist die Trennung zwischen Nord- und Süd¬
serbien vollende und auch die lewe über Tetovo
von Norden nach Süden laufende Verbindung der
Benutzung des serbischen Heeres entzogen. Das Vor-
n v* tan. Gren-e lat in Italien
lebhafte Beunruhigung hervorgerufen, weil dort mit
der Fortsetzung des Vormarsches und der Besetzung
Albaniens dntzch die bulgarischen Truppen gerechner
wird. Die italienische Regierung hat aber immer
Albanien als chre eigenste Interessensphäre betrach¬
tet. Um dieser Gefahr zu begegnen, ist in Italien
erneut der Plan einer Expedition nachAlbanien
aufgetreten, ein Gedanke, der von den Westnrächten
lebhaft unterstützt wird.
Ter italienische Generalstab hat aber anscheinend
noch keine Lust darauf einzugehen, und will erst Er¬
folge an der i ta l i e n5i s ch - ö st e rr eichi s ch e n
Grenze erzielen. Nachichrem letzten vergeblichen Mas-
senangriff haben sich die Italiener, um doch noch vor
Wintersanfang irgendeinen Erfolg aufweisen zu kön¬
nen. mit zwei Heeren, von denen das eine in den Do¬
lomiten, das andere in Judikarien und am Gardasee
angriff, neuerdings gegen Südtirol gewandt.
Die wichtigsten Ergebnisse dieses neuen Angriffs sind
bisher, daß in den Dolomiten am 7. November der
blutgetränkte Col di Lana (Meereshöhe 2464 Meter)
von den Italienern gestürmt, aber am gleichen
Abend von den Oesterreichern zurückerobert, sowie,
daß am Gardasee die Stadt Riva zum ersten Male
von italienischer Artillerie beschaffen wurde. Riva,
ein mit seinen zahlreichen Gaschöfen auf den regen
Fremdenverkehr zugeschnittenes Städtchen von 9000
Einwohnern, ist nicht befestigt, sondern liegt nach
dem Seeufer und nach dem Binnenlande hin voll¬
kommen offen in der kleinen, vom Sarka-Fluß durch-
irömien Ebene. Warum ist nun das völlig unbe-
cstiate Riva nicht früher schon von den italienischen
^ollfcchrzeugen beschaffen worden? Es dürften kaum
enschlichkeitsgründe sein, welche die Italiener da¬
von abgehalten hgben, soüdern weit eher die Scheu
vor der steilen Kalkwand Rocchetta im Westen und
namentlich vor dem äußerlich recht unscheinbaren
Monte Brione im Osten Rivas, der in seinem fel¬
sigen Innern gut versteckte Galerien und Geschütz-
stande birgt. Im Südwesten haben sich die Ita¬
liener allmählich in- Ledrotal und in die Nähe der
Ponalestraße, im Südosten vom Monte Altiffimv
und den Gehängen der Baldokette herabsteigend, in
die Nähe der von Mori nach Riva führenden kleinen
Zweigbahn herangearbeitet. Südlich des Bahnge¬
leises Mori-Riva stehen die Italiener. Nördlich der
Bahnlinie ba»-« bi» Oesterreicker. Glücklicherweise
haben wir guten Grund zu der Annahme,, daß der
neue Angriff gegen Südiirol ähnlich verlaufen wird,
wie seine Vorgänger. Neuerdings versuchen es die
Italiener mal wieder mit Sturmangriffen aus
G ö r z. Sie wurden aber unter schwersten Ver¬
lusten zurückgeschlagen.
Die unaufhörlichen Angriffe der Russen im
Raume von Riga wurden diesmal im Westen der
Stadt von der Flotte unterstützt, die ja unter dem
Schutze der Minen immer noch den Rigaischen
Meerbusen hält. Erfolge aber vermochten die Rus¬
sen wiederum nicht zu erzielen. Wenn wir die, vom
Regen grundlos gewordenen Wälder westlich Schlack
räumten, so bringt das in der Gesamtlage an der
Dünaffont keine Veränderung. Benierkenswert ist,
daß den ruffischen Angriffen der letzten Tage stets
eine starke Artillerie-Vorbereitung noraufging, ein
Zeichen dafür, daß von Japan aus große Mengen
von Munition und Wohl auch Geschützen geliefert
wird: denn ein andere Weg kann jetzt nach Lage der
Dinge nicht mehr in Betracht kommen, da die
Zufuhr von Norden durch das Eis, von Süden über
Serbien durch die deutsch-österreichisch-ungarischer
Truppen abgeschnitten ist. Ein russischer Durch-
- ""w'w x-f der Armee Linsingen bei und
nördlich von Gudka (westlich von Czartorysk) kan
nur vis an unsere vorderen Linien, wo ostpreußi-
»"rMftfrf'«' „nd österreichische Regimenter den
Durchbruchsversuch zum Stehen brachten. „Ein so
fori einsetzender Gegenstoß warf die, Rüben au
ihre Stellungen zurück. Oesterreichische ^nippen
unterstützt von deutscher. Artillerie, konnten dem
Feinde Koscjucknowka, nördlich der Bahn Kowel—
Sarny, nehmen. Die Nüssen wurden nach dew
Styr zurückgedrängt.
Im Westen hält die Ruhe, an. Weder von
deutscher noch von französischer Seite wird ein grö
ßerer Vorstoß versucht; die Kampstätigkeit beschränk
sich mehr oder weniger auf Artilleriekämpfe, lokale
Gefechte und Patrouillenkänrpfe, soweit Patrouillen
überhaupt bei der Nähe der Stellungen Vorgehen
können. Man weiß nicht, ob die Ruhe wieder
Ruhe vor dem Sturm ist; fast möchte man dies
nach den mehrfach austauchenden Gerüchten in der
französisch-englischen Presse von einer bevorstehen¬
den Offensive glauben.
Grcy «rrt der gespaltenen Zirnae.
Daß die englischen Minister und namentlich Sir
Edward Grey sich gern einer zweideuügen und hin¬
terlistigen Sprechweise bedienen, wiffen wir schon
lange. Jetzt liegt eine neue Probe dieser amtlichen
Doppelzüngigkeit vor, und die verdient besondere Be
achtung, weil dabei sowohl die Unehrlichkeit als auch
die Herzlosigkeit der englischen Staatsmänner Hand
greiftich zu Tage tritt.
s handelte sich um die Hllfeleistung für das Ver¬
bündete Serbien. Am 28. September erklärie
er Blinister des Auswärtigen Sir Edward Grey vor
versammeltem Unterhause
England sei bereit, den Serben „jede Unter¬
ste tz u n g zu gewähren, die in unserer
Macht liegt, und zwar im Verein mit unseren
Verbündeten ohne Vorbehalt, ohne Ein¬
schränkungen, in einer Weise, die jenen am
angenehmsten lst."
Hat nicht alle Welt diese Worte dahin verstehen
müssen und wirklich auch verstanden, daß England
no seine i emutbeten e.n Hrlfsheer nach Serbien
«üicken würden? Jetzt aber, da das verlassene Ser
bien im Todeskampfe liegt, e.klärt Herr Grey kalt
adelnd:
Ich sagte am 24. September in meiner Antivort aul
die serbijme Litte um Hilfe, daß wir Grieckenland an
geboten haben, Truppen nach Saloniki senden zu wol¬
len um ihm zu Helsen, seine Vertragspflicht n gegen
Serbien zu erfüllen. Ich sagte nichts, was wir tun
könnten oder nicht tun könnten, wenn Griechen¬
land sich weigerte, Serbien zu unterstützen. Wir
bemühten uns durchweg, Serbien alle mögliche Hilfe
zu gewähr m. ohne Rücksicht auf Bedingungen und ihm
gegebene bestimmte Versprechungen. Meine Worte, daß
wir Serbien unbeschränkte und unbedingte
Hilfe versprachen, hatten nur politische Bedeu¬
tung, nämlich, daß die Bulgarien früher gemachten
Versprechungen hinfällig w'rden. Die Worte hatten
keine militärische Bedeutung.
So Herr Grey in der Unterhaussitzung vom
Dienstag. Also, er ist falsch verstanden wor¬
den, er hatte es nur politisch gemeint, militärisch
will er nichts versprochen haben. Nach dieser drei¬
sten Ableugnung seines Versprechens, machte Grey
noch folgenden Zusatz, der von den unglücklichen Ser¬
ben als grausamer Hohn empfunden werden muß:
Niemand hat Veranlaffung, anzunehmen, daß die
Negierung a^'e britischen Armeen zum Balkan ienitn
würde, ohne Rücksicht auf die Bedürfmi'e in Frankreich
u, d Flandtra. Wir versprachen, unser: ! ercundin
olle Hilfe, die in unserer Macht stand, zu gewäh¬
ren, und das geschah und geschieht.
Wir haben wahrlich keine Liebe zu den Serben,
aber zur Steuer der Wahrheit und Gerechtigkeit
muß doch gesagt werden, daß die Serben nicht alle
briüschen Armeen verlangt haben, sondern >>ur ein
Hilssheer von einigen hunderttausend Mann, das
dür ganze Vierverband mit vereinten Kräften auf¬
bringen sollte. Herr Grey aber gibt ihm kaltblütig
zu verstehen, der Kriegsschauplatz in Frankreich und
Flandern habe allein entscheidende Bedeutung und
das Schicksal Serbiens sei Nebensache; wenn für
Serbien nichts mehr abfiele, so müßte es eben un¬
tergehen. Tie britischen Jntereffen gehen un»
bedingt vor; auch die britischen Interessen an den
Dardanellen und in A e q v p t e n , wo Eng¬
land Truppen zusammenhält, die Serbien mit ver¬
zweifelter Sehnsucht. erwartet.
Nun könnte ja ein Verteidiger deS Herrn Grev
vielleicht sagen, er wolle sich jetzt, nachdem die
Sache fehlgeschlagen, nach Möglichkeit herausreden.
Ende September habe er sein Hilfsversprechen ehr¬
lich gemeint gehabt. Das stimmt aber nicht. Viel¬
mehr muß Herr Grey selbst zugestehen, daß er
schon damals sich die fragliche Hintertür offen
gehalten hat. Am 24. September, also vier Tage
vor der pompösen Erklärung im Unterhause, hat er
der serbischen Regierung mitgeteilt, daß England
Griechenland angeboten habe, Truppen nach Salo¬
niki 'zu schicken, um ihm zu Helsen, seine Vertrags¬
pflichten gegen Serbien zu erfüllen. Dazu macht
Grey jetzt den bezeichnenden Zusatz:
„Ich sagte nichts, was wir tun könnten, oder
nicht tun könnten, wenn Griechenland sich weigerte,
Serbien zu unterstützen."
Er sagte nichts, d. h. er ließ vorsätzlich das schwer
bedrängte Serbien in Unklarheit, um zwar den
Serben gewisse Hoffnungen zu machen, aber keine
bindende Verpflichtungen auf die eigene Schulter
zu nehmen.
Nachdem er so am 24. September die Serben
eingesefft hatte, hielt er am 28. September vor der
großen Oeffentlichkeit die erwähnte Parlaments¬
rede, die Hilfe für Serbien „ohne Vorbehalt, ohne
Einschränkungen" verhieß, sogar in der „angenehm¬
sten" Form zur gefälligen Auswahl. Mußten da
nicht die Regierung, das Heer und das Volk von
Serbien daraus die Ueberzeugung schöpfen, daß
England und seine Verbündeten auch ohne Grie
chenlamds Mitwirkung ihnen Rettungstrüppei
schicken werde? Natürlich! Herr Grey aber zuck
jetzt die Achseln und meint, Parlamentsredcn gäbe»
fein klagbares Recht, und Englund könne nicht meh
tun, da es seine eigenen Interessen zu wahren habe
Die Verheißungen Greys haben offenbar die Ser¬
ben ermuntert zu ihrem verzweifelten Widerstand
Das war auch gewiß die Absicht der englischerr Re
gierung, da durch die Selbstaufopferung der Serbei
Zeit gewonnen und Ablenkung von feindlicher
nrästen erreicht wurde. Me zweideuüge Sprach
war schlau berechnet, um die Serben als K a n o
n e n f u t t e r auszunutzen. Unehrlich und Mitleids
los!
Nun muß man noch ein Doppeltes beachten:
Erstens: daß für die Greysche Hinterlist da^
ganze englische Ministerium verantwort¬
lich ist, da es von den hinterlistigen Noten und Re
de» unterrichtet war.
Zweitens: daß Herr Grey in seiner Verlegen
heit die militärische Schwäche des Vierver
bändes zugesteht. Was „in unserer Macht" steht
wird gewährt, sagte er. Also die unzulänglich.n
nach Saloniki gesandten Truppenteils sind alles
was in Englands Macht steht!
ktt Krief !i coesten.
AmtUck er französi cher Bericht.
wtb. Paris, 10. November 1915. Amtlicher Bericht
von Mittwoch nachmittag: Im Artois versuchten die
Deutschen gegen d -n Westrand des Waldes von Gi-
venchy einen Angriff von geringer Ausdehnung, der
durch unser Sperrfeuer leicht angehalten wurde. Jn
der Champagne beantworteten unsre Batterien sehr
-wirksam ein neues heftiges Geschützfeuer auf unsre
Stellungen nordöstlich Tahure. Oestlich der Argonnen,
in Vauquois und im Walde von Malancourt wurden
heftige Kämpfe mit Bomben und Handgranaten im
Lauf der Nacht fortgesetzt. — Amtl. Bericht von Mitt¬
woch abend: Jn Belgien beschoß unsre Artillerie in
der Gegend von Devenen und im Abschnitt von Boe-
ünghe planmäßig und sichtlich sehr wirksam die deut-
chen Anlagen. In der Champagne versuchte der Feind
nack der heute vormittag gemeldeten Beschießung nach¬
einander zwei heftige Sturmangriffe gegen unsre Stel¬
lungen auf den Hängen des Hügels von Tahure. Der
rste wurde durch unser Sperrfeuer angehalt n, und
konnte nicht an unsre Schützengräben gelangen. Der
»weite wurde, nachdem die Deutschen an einer Stelle
in unsre Schützengräben eingedrungen waren, durch
einen sofortigen Gegenangriff zurückgeworfen. Zwi¬
schen Maas und Mosel beantworteten unsre Batterien
das feindliche Geschützseuer sehr tatkrätig und zer¬
streuten auf der Straße St. Maurice—Woel eine auf
dem Marsch befindliche Infanteriekolonne vollständig.
Kitck e ers Misfion in Indien.
wtb Neuhork, 11. Nov. 1915. Durch Funffpruch
von dem Prlvafforrespondenten des W. T. B. Die
„Associated Preß" meldet aus Washingwn: Nach hier
eingetroffenen vertraulichen Meldungen gilt Kitche-
ners endgiltige Mission Indien. Nach denselben
Mitteilungen sieht sich die britische Herrschaft in In¬
dien ernsteren Unruhen gegenüber, als
äußerst"^ britischer amtlicher Kreise allgemein be-
'nt wa«.
87 Millionen Mark tägliche Kriegskosten
für England.
wtb London, 10. Nov. 1915. Unterhaus. Bei
Einbringung eines Krieg^kredits von 400 Millionen
Pfund Sterling sagte Asquith, damit steige die seit
Bcainn des .Krieges geforderte Summe auf 1662
Millionen Pfund Sterling. Me Ausgaben vom 1.
^"pril bis zum 6. November betrügen 743100 000
Pfund Sterling, die täglichen Kriegskosten zwischen
dem 12. September und 6. November 4 350 000 Psd.
Sterling (d. i. 87 Millionen Mark.) gegen 2 700 000
Pfund Sterling im vergangenen Abschnitte des Fi¬
nanzjahres. Die Hauptursachen für die vermehrten
Aus gab m seien die Vorschüffe an die Alliierten und
die Kolonien, sowie die Munitionskosten. Es sei
wahrscheinlich, daß die Ausgaben noch zunehmen
würden.
Tie Zeppelinfurcht in London.
Bern, 11. Novbr. 1915. Me „Neue Züricher
Zeitg." meldet aus London: Da die Straßenbe-
leuchtunq wegen der Zeppelingefahr noch weiter ein¬
geschränkt wurde, sind die Randsteine weiß ange¬
strichen worden, um sie den Paffanten sichtbarer zu
machen. Auch die Arme der % olrzisten, die den
Fuhrwerkverkehr durch Ausstrecken der Arme regeln,
und nachts mit weißen Ueberärmeln versehen.
(ctr. tftJ