verbundenen Opfer an Menschenleben vermeiden und
will den Hunger das Nötige tun lassen. Ter Komman.
dant ist entschlossen, den Widerstand fortzusetzen. so
lange er über eine kawpftüchtige Monnsäost verfügt,
und an Munition scheint die Festung auch keinen Man.
gcl zu leiden, (ctr. bln.)
Tie Russen in den Karpathen
weiter znrückgetrieben.
evtd Wien, 28. Jan. 1915, mittags. Amtlich wird
gemeldet: Nunmehr ist auch das Nagy-ag»Tal
vom Gegner gesäubert. Ter in dieses Tal bis
in die Gegend nördlich Oekocjrmczoe mit stärkeren
Kräften eingcdrungcne Feind mußte gestern seine letz¬
ten, gut befestigten Stellungen ausgeben. —
Toronya wurde von uns genommen, in der Ver¬
folgung Wyszkow erreicht, wo der Kampf gegen
feindliche Nachhuten erneut begann. — Auf den
Höhen nördlich Bezerszalla und bei Volovcc
versuchten die Russen nach Einsetzen von Verstär¬
kungen nochmals ihre verlorene Hauptstellung wieder
zu gewinnen. Sie wurden zurückgeschlagen
und verloren hierbei 700 Gefangene und fünf
Maschinengewehre. An der übrigen Karpathenfront
kerne wesentliche Aenderung der Situation. Ocstlich
des Nagy-ag-Talcs herrscht Ruhe. In Westgalizicn
und Polen Artillerickänrpfe und kleinere Aktwircn.
Der Stellvertreter des Chefs ü s General stabs.
v. H o e f e r, Feldniarschalleutnant.
Aus PrzcmySl.
In Diener Neustadt ist, wie die „D. TgSztg." meldet,
am 26. Januar eine Feldposttarie aus der Festung
Przemysl, die vom 4. d. M. datiert ist, eingetroffen.
Die Karte lautet: ..Wir sind fortdauernd eingeschlossen,
werden aber fast nie energisch angegriffen. Tie Russen
hoben nur soviel Kräfte da. um die Einschließung auf-
recht zu erhalten. Uns gehr cs sehr gut, unser Ma¬
jor und de anderen Offiziere gehen fleißig sagen und
kornmcn mit Rehen und Rebhühnern zurück. Tic Gär¬
ten und Felder der verwüsteten Ortschaften liefern rote
und gelbe Rüben. Kraut usw." (ctt. bin.)
Russische Peunruh gung.
Die „Frks. Zla." meldet: Sehr chara'terist sch ist
die Nachricht, dc ß eine Teputa ion russ sch r Be¬
richterstatter beim russische» Krieismin stcr Snchoiii-
lnow erschien und >hn ersuchte, da ma» von zwar
langsamen, jedoch sicher fons breitenden E s lg n drr
Russen rede, di: Meldungen des Großfürsten N.ko
laus aber mit Hinweis ans die ansgebrci e e dentscke
Spionage so karg seien, ihnen doch enige Ausklä-
rungen u geben, denn allzulanges Slillschweigen
der offiziell en Kreise wike beunruhige d ous
die Bevölkerung. Der russische Kriegsmini er lcl n e
d e Erfüllung dieser Bit e ab und crtliitc. im ic -
gen Zeitpunkte da alles vortrefflich steh. «'?- s.i
größ.e Geheimhaltung doppelt geboten, (ctr. sst.)
Eine Anspr che HindenburcS.
Wie dos „Posrncr Tagcbla t" melde , richten
Gcnera'feldmarscha I v. H n d enbu r g an di: >. er
600 Diitglieder zählende P jener Juzcndwehr de
vor ihm irr Kaiscrsgcburtstag in Parade stand, fol¬
gende Ansprache:
„Ich ,r uc . ich. daß Eie licrhcrgekomwen i nd und
ich Ce egeichcit late, die Prsener Ingendwehv zu srh ns
Es ist Ihnen besri ieden. mit * ngen Jahren ctn ft e.
aber auch grehc und erhebende Zeilen zu durck-
lelrn. Lila len Tie sich ie Erinnerung an diese Zeit
für alle Zutuns und erhalten Eie sich den erbten Geist
dar deuiscken Iuget d. auf daß der G e i st der- Gottes-
s ii r ch t. der E c l b o s: p f e i t, der Vaterlands¬
liebe unn der Königs treue in den spä vre»
Fahnen nicht verließt, konde». erhalten bleibt. Heu e
ist der Oelnrtsag unseres allergnädigsten Kaisers. Kö¬
nigs und Herrn. Wir können ihn! leui schöneres G->
schenk überreichen. o'S daß Eie tun. was icki eben gesagt
habe, 'und ich ecnke. das wellen Eie tun. Lassen Eie
uns zurn Eirvers ändnis dessen miteinstimmen in den
Ruf: Eeine Mas-stäk, unser ollcrgiiüdigster Kaiser:.
Hurra, hur^a. Hurra'"
Ein mcbrtanseitdi chfiqe; Publikum k> ackfte d».
rauf d m Generflseldma schall stürm ich- Hukd-
gu" ::n dar. die sich erneuerten, als er päter den
Fes a t der Kö ivkich n Akadon-ic im S a> theat» r
beiwohnte. Hier erhob sich bei feinem Eriche n m d'e
gan e Festvcrsammluug und brachte ans ibn e n
stürmisches Hoch aus. Dem Festakt in der Koni i-
lichen Akademie wohnte auch der Erzbischof v n
Posen und Gnescn. Dr. L.kawski. bei (ctr bin)
Tie rusnsch-schis'nat'sche Provwa «da in
Westgalizien.
Tie Runen wollen die c.elr glauben mach n
daß sie mi! ihrem Werben für das Schisma un e I
der k lh l scher Bevölkerung Dstgakiz en- Er olg l
hätten. D ese Vorspie -elung s>ll dur.n folgende
Miueilung gestützt werden.
Prtridlurg, 25. ^an. 1(116. Nach Meldung russischer
Zeitungen lc de, „Hei »ge Svi.ov" Prie.sburg jür
«oet Monere bei der Reicksreick» monotlick 10ftl«r
Nnve! für de» Klerus drr etir-a 100 neu errichte¬
ten o r I h »> d o r e n G e »> etnd > n n, v'aftzn», lr.
aniragt.
Ra üblich fehlen für die ,.100 neu e richte'? -
orthodoxen Gemeinden" die Gläubigen! aber
darum ist m n in Rußland n cht verlegen, sind e st
die Gemeinden gegründet, so werden die S- äst.i,
aus sehr einfache Weise hrrbeigrschasjt. Wi je n- r-
»eit in Podlachien und im Este Im er Lande we den
dann durch Kos kenhordcn Traqonadrn rcia strlt t
u d die Katholiken m . t der Knute i u die
schisntalisch'en Kirchen hineinqctrie-
ben; und weigern ste sich, so werden sie i' Mall n
n cd rge'n llt. So kommen in Rußland die „'e-
krhrungen" zustande, llebrigens fheiit der „Hei-
uw Svnod" kein allzu aroßes Brtrauen in die
Dauer dieser „Bek hrungen" zu setzen: denn wes
halb würde er sonst den Kredit von je 10 000 Ru¬
bel >'ur für zwei Monate fordern? Aber v clleicht
ist ihm unwillkürlich zum Bcwußsei» qek'mmen.
daß die Ruffenherrschast in Galizien höchstens N'ch
zwe Monate dauern wird. Und dieses Ge übl nid
ibn hoffentlich nicht trügen. Mit den Russ n wird
dann auch das Schisma ein Ende haben.
Wie aber die Russen in de» von hnen besetz en
österreichischen Lindctteilen Hausen, zeig' wieder so>
gendc Schi'derunz des rumänischen Metropol tcn
Ta. von Rcpta:
Ter S' Piurrlit erzählte, laß die Rkassen die Be¬
wohner der Bukcwina, insbesondere die Juden, un-
gemein bau tat behandeln. N>a» minder ge¬
walttätig inv'en ste auch gegen die Rumänen auf
Eie h'ben Bcstpin gen a'ter Bo'arenfamilien verwüstet
und Eck lösser zerstört. <£\e Berichte von der erlittenen
arausamen U r b i l I, die die nach Rumänien ge¬
flüchteten ri'n noiscken Rewchner der Bukowina ver¬
breiteten, haben die Stimmung im Königreiche
Rumänien sehr merklich beeinflußt. Ten
Umtrieben d-rr russerfrck.indlichen Agitatoren wurden
durch diese Berichte bedeutend cntgegengew'rkt. Im ru¬
mänischen Volke bat niemals e>ne russenfreundliche
Stimmung geherrscht, und die htussenfreundlichkeit ist
zumeist das Werk der mit bekannten Mitteln arbeitenden
Agitation.
Vvm See- und UeberseeRrieg.
Ter vorläufige Bericht Admirals Beattys über die
Rordsceschlacht.
wtt> London, 28. Jan. 1913. (Reuter.) Ein
vorläufiger Bericht des Admirals Beatty sagt:
„Lion" und „Tiger" fuhren an der Spitze des
Geschwaders. Sie befanden stch einige Zeit allein
im Feuer. Tiefe Schisse waren daher dem konzen-
trierten Feuer des Feindes ausgesetzt. Allein
diese Schisse wurden gelrosscn. Ein dem Kessel
der ,Lion" zugefügter Suaden, durch den die Ma¬
schinen unbrauchbar>Ktnacht wurden, verhinderte
uns zweifellos, einen größeren Sieg zu erringen.
Die Anwesenheit feindlicher Unterseeboote nötigte
uns, das Gefecht abzubrechen.
Wieder ein Eingeständnis mehr! Auch der „Ti¬
ger" ist getroffen worden. Das ist ja, was man
verinnlot, gerade das Sckfiss, das untergegangen ist.
Tann aber heißt es, nur diese beiden Schisse
wurden getroffen. Merkwürdig, wie sich die amt-
lichrn englischen Berichte widersprechen! Tie briti-
schc Admiralität hat ja bereits zugegeben, daß auch
der Zerstörer „M e t c o r" kampsunsäbig gemacht
worden ist. — Ter Schlußsatz des vorläufigen Be¬
richtes Bcattys gibt zu, daß die Engländer ge-
nötigt waren, das Gefecht ab^ubre»
ch e n. Früher behaupleten sie, daß sie die Deut¬
schen in die Flucht geschlagen und erst mit der Ver¬
folgung Halt gemacht hätten, als sich die Engländer
dem deutschen Minenselde genähert hätten.
wtb Berlin, 20. Jan. 1915. (Sei.) Wie in hollän¬
dischen Blättern noch der „Täg!. Rundschau" festgcstellt
wird, finden die Angaben der dcutsckicn Admiralität über
die Verluste der an der Seeschlacht westlich Hcigo.
land beteiligten englischen Kriegsschiffe eine
Bestätigung durch Reisende aus London.
Ein französisches Torpedoboot gesunken.
Ter „Lokalanzcigcr" meldet aus dem Haag vom
27. Januar: Ans einer Ercklärung, die dr'r franzö¬
sische Marineminister dem Korrespondenten der „Ti¬
mes" in Paris über die Verluste der französischen
Marine seit dem Ansange des Krieges machte, geht
als bis jetzt unbekannte Tatsache hervor, daß in der
vorigen Woche bei Nie» Port ein franzö¬
sisches Torpedoboot unterging. Von
den 40 Mann der Besatzung ertranken 5. — Im
adriatischeir Meer wurde> ein großar französischer
Kreuzer torp-diert. Er hat keinen Verlust an Men¬
schenleben erlitten. Der Schaden war in 6 Wochen
repariert, (ctr. bln.)
Minenecsahr an der norwegische« Küste.
Tie Minengefahr an der Südküste Norwe¬
gens nimmt tätlich zu. Bon allen Seiten laufen
Nackr'ch en von Minenfunden ein: sämtliche unter¬
suchte Minen sind englische Kontallminen. Man
Hot berichnet. daß diese Akinen einen Wert von 20< 0
Kronen das Stück hiben. Nach E nsegen neu r
Sprengpatronen können die me sten von der nor¬
wegischen Ptarine wieder angewandt werden.
(ctr. bln.)
Sie anderen Möchte.
D e tffizierercvolte fit Portugal.
lieber die Militärrevolte, die sich b i den beab¬
sichtigten u-d größtenteils unterbliebenen Trno-
p e n v e r s ch i f s » n q e« »ach d n asrika isch n
Kolonien in den Lisjitzoncr Kasernen abspielten,
meldet ein vom 16. Januar dati eier L stab »er Be¬
richt des „Renen Wiener Tageblattes" sol end' in¬
teressante Einzelheiten:
Lin am I.ö. Jdnuflr unter Vorsitz des Präsidenten
Arriogo obgebalterxec R iirsterroi bolle ick ti-11 der be-
obslckstigtrn Maßregelung des Etfizier.
korps zu besessen, doc seil Zogen niid inst in seiner
Gesamtheit nick! nur die Meulerei der Solda¬
ten still schweigend zu billigen sckien. sondern fick
nunwebr oi ck offen gegen die Staatsgewalt aufzulchnen
begann. Einzelne Koicrnen wntzien vollständig ge.
sperrt werden. Es kam im Fnmwn der Kasernen zu
großen Tumulten. Mehr als dnrihundert Offi¬
zieren, darunter auch mehreien höheren, ichurdeu die
Degen abverlangt, und die Kaserne» soioie die .Zugänge
-zu -em Arsenal mit stärke» Eendarmenie- und Polizei,
wach,« un geben. Ter Geist der Revolte bcr dem über¬
wiegend r e v u b I i k v n i s ck gesinnten und sonst duuck-
au? disziplinierten Effizierlorps wurde durch die Aben-
tenerpoutik der gegenwärtigen Mnckthgbcr und deren
Abs ick t. die Armee zur Söldnertruppe
Englands berobz»würdigen, geschaffen. Er
errcickte seinen Hühigunkt. als das Ministerium Cou-
tinho einen ehemg' ig-n monarchistischen Efsizicr zum
ÄriegSminister ernannte. Diese Ernennung war t>e-
lgnntlick auf de» Einfluß des englischen Gesandten zu-
rückziisühre».
Der Minister ist bekanntl ch inzwischen znrückcze-
reten und h:t das gesantx Minist - i» dem
Stur; mitgerissen Es heirschl jetzt Militäidiktatur.
Rumäniens Stellung.
wtb Budapest, 28. Jan 1915 Ter „Rester
Lloud" verösfentlicht eine Un erredung eines un -a-
ris en Journalisten mst der« rum änischen Staat >-
ma»n Peter Earp. Dieser fp; > e klärt Xi. 8-g:
Runtäniens das sich für d e R'utrali'ät ent chic en
habe, sei schwierig. In Bukarest fe en zwei Srra
münzen vorhanden. Aus der einen Seite trä :m:
N'ou von dem unia i'dn’•. Sieben bürg » u' der.
anderen Seile sie» die Bl cke au d s russisch:
Bessarobien wr.chiet, das vor hundert Jahren Ru¬
mänien entriffen und von einer balde Million Ru¬
mänen berölkert se. Corv erklärte die Erwer unz
Beffarabien-- s:i dos erste Interesse Ru:ä-
niens. Tie Deutschen ständen aus beiden K iegs-
schauplätzen sehr gut. Es sei sein fester Glaube,
daß der entscheidende Ettto^z ihnen uubed ngt zusal-
len werde. Xie verantwartSchen S aaksmäuner in
Rumänien hätten einzig das Interesse des Landes
im -luge. Auswärttge Einflüsse konnten du Ent-
schlüsie der maßacbenden Faktoren nicht bestimmen.
Tcß der angesehene nimänische S'aitsmann ge-
ra^e im jetzigen Augenblick s ine S'imme erhebt,
ist von Bedeutung u d zeigt daß man in Bukar.st
sich einen kühlen Kops zu bewahren willens ist.
Tas „neulral^ Amerika.
:: Berichte au? den V:reini ten Staaten weikeu
auf die verschiedene Behandlung hin, die die
Washingtoner Regierung d:n englischen Ka elte e-
grammen uno den Nachrichten d,e aus drahtlos m
Wege von Teutschland nach Ame ika gelangen, zu¬
teil w rden läßt. Wäh end in crsterem keme B r-
letzung der Neutralität befürchtet wird, glaubt man
diese durch die deutschen Funkensprüche stark ge¬
fährdet: man hat daher für sie eine besondere Z n-
surstelle einaerichtet. Nicht ini geringsten wird nach
amerikanischer Ansicht ferner der amerik ni chen
Neutralität durch den blühenden Massen- u 1-, Mu->
mtioushaudel nach England und Frankreich
Abbruch getan; anders freilich wäre es. wenn sich
zusällig in einer: für Deutschland bestimmten
Bauniwolldallen 'üne Flinte, ein Revolver oder Pa¬
tronen befinden sollten. Das würde mit der ameri¬
kanischen „Nculralität" unvereinbar sein. Um einen
solchen schiveren Reutroliiätsbruch zu verhüten, sind
strenge Maßregeln gelrosscn worden. Es werden be¬
kanntlich sogar alle für Teutschland bestimmten
Baumwollballen mit Röntgcnslrahlcn durchleuchtet,
um zu verhindern, daß Kriegskonlerbande aurge-
führt'werde. Damit John Pull aar nicht glaube,
daß man außer ihm und seinen Verbündeten auch
seinen Feinden Kriegsmaterial zukommen lasse fin¬
den die Röntgen-Untersuchungen der .Baumwoll¬
ballen unter ?lufsicht des englischen Konsuls statt.
Ein allerliebstes Bild! Sehr geeignet sur d.e Lon¬
doner Kien toppe!
Der Fall „Dacfa"-
Als der Krieg die in den amerikanischen Häfen
liegenden Schiffe deutscher Handelsgesellschaften an
der Ausreise verhinderte, tauchte in den spekulations-
tüchtigcn Amerikanern der Plan auf, durch schnelle
und billige Aufkäufe dieser Dampfer die amerikanische
Handelsflotte mit einem Schlage zu vergrößern
Wohlverstanden, der?lnkanf der Schiffe, welche dann
unter amerikanischer Flagge ihre Dzeanreisen fort¬
setzen sollten, sollte nicht aus Sympathie für Teusch-
land geschehen, sondern einzig im Interesse der ameri¬
kanischen Handclsschiffaht-1. Aber die Engländer stan¬
den dem Plan mißbilligend gegenüber, denn erstens
erhielt Deutschland auf diese Weise Geld und die
amerikanische Konkurrenz würde dadurch unange¬
nehm fühlbar werden. Wenn die -,Tacia", die als
erstes Schiff von der Hamburg-Amcrika-Linie an die
nordamerikanisäie Reederei Breitung verkauft ist,
endgültig als nordamerikanisches Schiff und unantast¬
bares Privateigentum des nordamcrikanischcn Be¬
sitzers anerkannt wird, steht cs den Nordamcrikancrn
und anderen Neuralen frei, weiterhin so viele Fracht-
dampfer der Hamburg-Amerika-Linie und des Nord¬
deutschen Llovd anzukaufen, als sie bezahlen können.
Tann bildet sich auf einmal eine konkurrenzfähige
nordamcrikanische Handelsflotte, welche dem engli¬
schen .Handel unbequem werden könnte. Das aber
war nicht der Zweck der Engländer, als sie den jetzi¬
gen Weltbrand entfachten. Sie wollten die deutsche
Flotte vernichten, aber beileibe nicht zugleich indirekt
eine andere .Handelsflotte dabei erstehen lassen. Auch
hört dann das seine Frachtgeschäft auf, welches die
englischen Reeder zurzeit betreiben und welches ihnen
Riesengewinnc mühelos in dcm Schoß wirft. Tie
englischen Reeder haben nämlich die zeitweilige Aus¬
schaltung der deutschen Flotte benutzt, um die Fracht¬
sätze unmäßig in die.Höhe zu treiben. Wenn dabei
und dadurch der Preis der Lebensmittel, namentlich
des Weizens, in geradezu unerhörter Weise gestiegen
ist und die breite BolkSmasse auch in England unge¬
heuer leidet, so rührt sie das in keiner Wc'ise. Ge¬
schäft ist Geschäft. Tas ist nun einmal der unver-
ri'ickbarc Untergrund der englischen Hande'lsmoral.
Wenn da auf einmal eine neue nordamerikanische
Handelsflotte ans der Bildfläche erscheint und den
englischen Reedereien Konkurrenz macht, so müsien
die Frachtpreise wieder gednickt weiden, vielle'cht so¬
gar wiedc'r auf den normalen Stand zurückkehren,
und dann ist der Profit hin. Tann verliert der Krieg
für die engliscken Reeder allen Reiz und könnte ihre!-
wegen obnr weiteres abgebrochen werden. Das aber
(darf nickt sein: denn cs-gibt auck noch andere Leut-
sin England, welche am Krieg verdienen und verdie¬
nen wollen. Darum der lebbakte Widerstand Eng¬
lands gegen den BeJ»ch, die „Taeia" unter ameri¬
kanischer Flagge über den Szean zu schicken. Xie
anierllkonische Regierrtng wagte keine entschiedene
Stellung zu d-r Frage zu nebnien. Sie wird ober
-an eit'r-r flar<'n St.^nu.gnahme nicht vorbeikom--
en. Es wird gemeldet:
w,b Amsterdam. 27. stan. 1915. .NieuwS van de»
Dag" meldet aoS Newnork: Die ..Tacia" in beute bei
Tagesanbruch von G a l v e st o n a b n e i a b r e n. Ter
Kavitän erklärte, er werde die gewöhnliche Route cin-
schlogen und keine besondere Micke aiinocuden, um einer
eventuellen Beschlagnahme des Schiffes durch die Eng¬
länder zu entgehen.
Xie „Tacia" sollte nach einer früberen Meldung
bereits abgefahren sein, wegen des stürmischen Wet¬
ters wurde die Fahrt aber nicht fortgesetzt.
Tc§ Kaisers Tank an d'w Perkre'er der Prelle.
kürvöes Hnvptonaitirr, der, 27 Jan. 1915.
Als der Kaiser an seinem Geburtstag nach dem Fest-
gotteSdienstr im Großen Hauptguart-er d>e Glückwünsche
dcr dor! vertretenen militärischen und Beamtcnforma-
twnen entgegen nahm, zollte er der vaterländischen Ar¬
beit der deutschen Presse warme Auenkennung. Ter
Kaiser -nate zu den Berichiers-attcrn: »Guten Morgen,
mein« Herren! Fch mack: Fbncn wein Kompliment;
ich lese stbre Artikel -ehr gern. Eie schreiben sa fawos!
danke 7 km iw dafür. E>e leisten Vorzügliches. Ihre
Artikel haben einen hohen patriotischen Schwung.. Dar
iit auck: süc unsere Leute im Schützengraben von b-ckem
Werte, wenn wir ihren 'olcke S-cckcn schicken können.
Ilnd nun noch eines- Meine Herren n-erten S:e sich
das Mein Grundsatz auck für diesen Krieg ist das Wort
d < alten John Knor, des Rekorm atorS von Schottland:
..Ein Mann mit Go!: ist immer die Rajorstä: " Das
könne» Eie weitergebr»!"
W Scheuer mann. Kriegsberichterstatter.
(rin Ader d t im Ka'ser.
>vtb Poris, 28. Jan. 1915. (Tel.) Auf dem
Bahnhof von Grenoble beschl gnahmte die P.'li-ei
ein Piket Flugschriften „Vers la paix" (gegen d n
Frieden). Mm vermutet das Besteben einer 'O -
ganit tt on. die mit dem Feinde in B ttbindung steht.
In den „Münchener Neuest. Nachbeschr ibt
Lndroig Ganqhofer, ein Liebling schrislst ller
des Kaisers, ausführlich ein Zusammense n mit dem
Kaiser bei.einem Abeni^-fsen im Hauptquartier. Vor
dem Ell n beor'-ßte der Kaiser den Schriftsteller
mit folgenden W'rten:
„Na, Ganghofer-, Ihre Batzern! Prcchckolle Loutcl
Die haben feste und t-chtige Arbeit gemacht! Und vor¬
wärts gebt es überall, Gott sei Dank!" —
Dann mn Erinnern an die letzte Begegnung im Früh»
iahr. Tief atmend, sicht der Kaiser mir ernst in die
Augen und sag- mit einer langsamen und strengen
Stimme: „We r hätte damals ahnen können,
was jetzt gekommen ist! Und daß wir uns in
Frankreich Wiedersehen würden! So!"
E? war eine kurze und rasche Mahlzeit, bei der
als Getränk französischer Landwein u-d Wasser ge¬
reicht wurde und es daneben nur Kriegsbrat gab.
Gegen die elfte Abendstunde fand ein mili.är scher
Vortrag in einem Hause in der Nähe statt. Gang-
Hofer erzählt darüber:
Ein verdunkelter Saal mit etwa 40 Stühlen; hinter
ihnen ein Bergrößerungsapparot mit elektrischen Lcknü-
ren, vor ihnen an der Mauer eine große Leinwand.
Fest und glcichnwßig klingt in dem matten ftwirlickst die
Stimme des vertragenden Offiziers, währentz. Ruck um
Ruck eine lange Reihe von Bildern über die Leinwand
gleitet. Dre ersten sind für mich völlig unverjtändli^
Erst nach einer Weile lehrt das gesprochene Mort wich
begreifen, und ich begiruie in erregter Spannung zu
ahnen, daß es sich hier um eine neue, wichtige
und für die Kriegführung hilfreiche Sache
handelt. Immer wieder und wieder stellt der Kaiser
mit raschen, knappen Worten eine Awiicdcnfrage: d:r
Off^zier antirortct. Bis nach Mitternsck: dauert es an.
Nack dem letzten Bilde leucktet d:c Ft-amn'e des Lnsrers.
Rasch tritt der Kaiser auf den jungen Offizier, der den
Vortrag gehalten hat, -ni, rctckt ihm die Hand und sagt:
„Ich danke Ihnen! Das ist eine gute Sacke!
Glauben Sic, daß uns die Franzosen das n a ch -
machen können?" Ter junge Offizier in dem recwit¬
terten Feldgrau lächelt: „So schnell nicht. Maje¬
stät, wir haben das jetzt erst gefunden." Dir! Das
sind wir Deutsche! Ich trage still und beglückt Las Wort
in mir davon durch die sterner-helle Nacht, dazu die mich
sehr erfreuende Einladung: Morgen im Auto mit dem
Kaiser binüberzufahrcn zum Deutschen Kronprinzen,
(ctr. bln.) _ “~
verrnischter.
* Arbeiterbewegung in England. Die Bergarbeiter
in den Kohlenbczitten von Dorkshire sind in eine
Lohnbewegung eingetreten. In einer Abstimmung er¬
klärte sich die große Mehrheit für die Kündigung. 50 000
Kohlcnarbcitcr sind bereit, in den Generalstreik
einzutrcten. Es werden alle Mittel angewandt, um
die Angielegenbeit gütlich beizu-'egen. Tie durck eine»
Streik gesckafsene Lage würde umso schlimmer sein,
als bereits in dem ganzen Distrikt von Birmingham
Kohlenmangcl eingetreten ist. Fabriken haben bereits
zeitweise ihre Arbeit eingestellt, und für die Regierung
ist die Lage, da verschiedene dringende Arbeiten gelie¬
fert werden müssen, recht unangenehm- Die schlimme
Lage ist vor allen Dingen dadurch geschaffen worden,
west eine Menge von Äoblenbergarbeitern für das Heer
anoeworbcn worden ist. Etwa ein Drittel der Arbeiter
fehlt. Auch die Beförderungskosten sind sehn hoch. Eine
unangenehme Lage wirck auch geschaffen dadurch, daß
die Arbeiter der wichtigsten Schiffswerften von
T y n e s i d e in eine Lohnbewegung eingetreten fmst,
Letzte Nachrichten.
Ein Derglerch.
wtt> Berlln, 29. Jan. 1915. (Tel.) Aus einem
Vergleich, den der „Mcuwe Rotterdamsche Courant*
ztuischen den französischen Tagesberichten vom 26.
und 27. Januar und dem deutschen Tagesbericht
vom 27. Januar anstellt, ist einer Meldung des
«Berliner Lokalanz." zufolge ein verstecktes Zu¬
geständnis der französischen Nieder¬
lage ersichtlich.
Französische lenkbare Luftschiffe über Paris.
wit> Paris, 28. Jan. 1914. Die ,Agence Havas"
teilt mit: Französische lenkbare Luftschiffe werde»
demnächst tagsüber in der Umgebung von Pa-
r i s Fahrten unternehmen. Tie französischen Luft¬
schiffe dürfen nicht mit den deutschen verwechselt wer¬
den. Tie französischen sind gelb, die deutschen grau:
die frauzösischey führen einen blauweißrown Wimpel
und blauweißrote Kokarden. Tas Erscheinen dieser
Luftschiffe darf demnach keinerlei Beunruhigung har-
vorrrifcn. Sollten deutsche Luftschiffe aus der Fahrt
nach Paris gemeldet werden, so wurden die vorge¬
sehenen Maßnahmen, insbesondere die Verfolgung
durch ein Flugzeuggcschwader, das das befestigte La¬
ger von Paris schützt, sofort Anlvendung finden.
Ter betrügerische Generalintendant.
wtb Paris, £9. Jan. 1915. (Tel.) D'ätterwecbu.ngen
jiifpfpc. nimmt die Affäre des wegen Diebstahls und
Nnterscklogung verhafteten Generalintendanten
DeSclauds einen größeren Umfang an. Bei einer
Haussnckung in der Pariser Billa des Angesckuldigten
und in der Billa suv Orge in Savignh wurde eine grö
ßere Menge von Kasfecballen, Konserven, militärisckeu
AuSrüstungSgepenstnnden und Olewehren gefunden. Die
Verteidigung Desclauds hat Labori übennomnien.
Englands Hoffnung auf d'e Aushungerung
Deutschlands.
n'tb Berlin, 29. Jan. 1915. (Tel.) Welche Hoff¬
nungen England auf einen Getreidemanget
in Deutschland setzt, geht einem Bericht des „Berk
Lokalauzeigcrs" zufolge ans dcr „Times" hervor
Diese schreiben: Welche Bedeutung der Getreide
Mangel für den .Kriegshaftn haben werde, werde sick
erst im nächsten Sommer erkennen lassen. Auch dir
llriegsereignisse könnten bier von größtem Einfluß
sein, da die großen, mit Getreide bebauten Flächen
de- östlichen Deutschland vor dcr neuen Ernte von.
Feinde besetzt sein könnten. — Ter „Verl. Lokalanz "
meint hierzu: Gewiß werde viel von dem Verlaufe
der Kriegsereignisie abhängcn, daß aber dcr Feind
Preußens Kornkammer und Getreideland bis zum
'omm w besetzen würde, glauben die „Times" wohl
selbst nicht.
Tie Russen bereiten die Räumung von Lemberg vor.
wtb Wien, 28. Jan. 1915. (Del.) Tie Zeitungen
geben eine Meldung Lemberger Blätter wieder, nacki
der am 12. Januar in Lemberg durch Straßenplakate
bekannt gegeben wurde, daß die Russen aller
Wahrscheinlichkeit nach bald genötigt
sein werden, aus strategischen Rücksichten dic
si Stadt Lembergzu räumen. Es ergehe dem
nach an die Bevölkerung die ?luffordcrung, gegebe¬
nenfalls sich ruhig zu verhalten und anläßlich der nur
vorübergehenden Besetzung der Stadt durch die
Feinde keine Tcmonsttattonen zu veranstalten, zun na',
die Russen nach Lemberg zurückkehren und
die Stadt dem Feinde unter keiner Bedingung für
die Tauer gutwillig übcrlasien würden.
Ter künftige Minister des Innern in Rußland.
w'b. Basel. 29. Jan. 1915. (Tel.) Als ruffischer
Minister des Innern soll nach einer Meldung der
.Baseler Nachrichten' aus Mailand der Präsident der
Moskauer Adelskammer Sowarin in Aussicht ge¬
nommen sein.
Keine Sperrung des Suezkanals.
Eine Meldung aus dem Haag vom 28. ds. teilte mct.
die holländische Regierung habe erfahren, daß die eng¬
lischen Militärbehörden in Aegypten Matzegeln ergrif¬
fen, um die Schiff ah rt auf dem Suezkanal
st i l l z u le g e n. Seit gestern mittag habe kein ein¬
ziges Schiff mehr in den Suezkanal einlaufen können.
Hierzu erfahren wir:
wtb Berlin, 28. Jan. 1915. (Tel.) Nach Erkun¬
digungen des Auswärttgen Amtes in Amsterdmn
beruht die Auffassung, daß eine völlige Sper¬
rung des Suezkanals beabsichtigt sei, aus
einer irrtümlichenUebersetzung einer tele¬
graphisch übermittelten abgekürzten französischen SWib
teilung der Suezkanal-Gesellschast. Tie falsche
Nachricht von der völligen Schließung des Kanals
rief in dcr Amsterdamer Handelswelt die peinlichste
'lebecraschung hervor