Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

M 297. 
Irellag de« 24. vezember t9|5. 
Fuldaer Zeitung 
»r* 
2. Blatt. 
kuck >ef $*i6ier Aettendr«ck«re! k« ?«ltza 
Weihnacht und Weltkrieg. 
Aum zweitennmle das Christfest im Kriege! 
^Friede den Menschen", verkündet der Weihnachts¬ 
engel und Kanonendonner übertönt seine Botschaft. 
In den menschlichen Köpfen ist die Verwir¬ 
rung, in den irdischen Verhältnissen die Spanung 
so arg geworden, daß wir zu Weihnachten kaum 
reden dürfen vom Frieden. Jeder Friedens¬ 
wunsch, dev auf unserer Teste laut wird, gilt auf 
der Gegenseite als Anzeichen der Schwäche, als Be¬ 
ginn der Erschöpfung und wird verwertet zur An- 
seuerung der Kampfes.ust. Friedensworte wecken 
den weiteren Widerstand, führen zur Verlängerung 
des Krieges und zur Mehrung der Opfer. Der alte 
Spruch: „Wenn du den Frieden willst, so bereite 
dich vor auf den Krieg", findet jetzt seine Nutzan¬ 
wendung in dem Sinne: Wenn du bald zum Frie¬ 
den kommen willst, so führe den Krieg mit aller 
Kraft fort, ohne deine Friedenssehnsucht zu bekun¬ 
den. Wenn wir in diesem Sinne tapfer streiten 
M,, als den gesicherten, dauerhaften Frieden. Die 
Bedingungen für den Abschluß des Krieges, die von 
der Regierung und den Volksvertretern angedeutct 
wurden, beschränken sich durchaus mrf die Siche¬ 
rung des künftigen Friedens. Indem wir den 
Wrederausbruch von verheerenden Kriegen vorzu¬ 
beugen suchen, haben wir nicht allein das berech¬ 
tigte eigene Interesse im Auge, sondern sorgen für 
-ein Nachbarge-iele. 
A Schotten (Bogrlsberg, 23. Dez. 1915. Ein 
ongnellez und dazu recht praktisches Deih- 
nachtsgesenk bereitete die Gemeinde Unter- 
Derb ertenrod ihren im Felde steherchen Ge- 
merndeangehörigen. Sie kaufte ein festes Schwei« 
ledes 10-Dcnrkstück 50 Pfg.. für jedes 20-Marksiück 
1 Mk. Aufgeld zahle-: er konnte innerhalb zwei 
Wochen 4600 Mk. an die Reichsbank abführen. — 
fei einer Hvffagd in Greußen wurden gegen 280 
Hasen erlegt- sie werden an die Einwohner Greußens 
gegen „H a s e n k a r t e n" verabfolgt. 
Aus Rheinhesien, 22. Dez. 1915. Der Wein- 
--r>— Vincent uu cuigjJJ juuucin | ui toi flli I aus, ließ dieses zu Wurst und anderen Leckerbisien I * — --7-—.-jt ---- " 
das Heft der ganzen Menschheit, für Ruhe, Wohl- verarbeiten und schickte die sorgsam geräucherte Ware “'nJu m. tn den Dorfwirst chaste« hat in den letzten 
ß-rZ-.r «/ I tnW» rv ri.^ I Wochen eine außergewöhnliche 
ftrhrt und Kultur auf diesem Planeten. Wenn, der 
Himmel uns weiter gnädig bleibt, so schaffen wir 
aus dem Weltkrieg heraus eine« Weltfrieden 
voll Glück und Segen. In dem Ringen und Stre¬ 
ben nach diesem Ziel helfen wir nach unseren be¬ 
scheidenen Kräften mit an der Verwirklichung der 
Weihngchtsbotschast: Friede den Menschen auf Er¬ 
den, die guten Willens sind! 
Der richtige Krieg ist die Zurückweisung der 
Menschen, die bösen Willens sind. Das kostet 
Muhe und Opfer, aber sie müssen gebracht werden, 
sodann ins Feld.' Nicht einer" der tapferen Dorfge- l Wochen eine außergewöhnliche Steigerung erfahren, 
nassen dort draußen wurde vergessen I ^mcr mehr verschwinden die Bierwirtschaften in 
* Aus der Rhön. 23. Dez. 1915. Einer Anre- liebeceinen Sckwppcn 
.« des .Hosjägermeisters v. d. Tann, die Gemein- £em JB£f ^ 'o stc^ verteuerten Glases Bier tritt» 
den dos Ulstergrundes zur MÄiorrerunq ihrer noch JL «J W.bcMÄ aud5 der Tat gegen, 
unbe-rbestet liegenden Hütest ach eh nach dem ^st.wie man ne fest Jahren, nicht 
Beispiel des oberen Mstcrarundes anzuhalstn, soll I ^«/rlebte.Ln^bekannten Wemorren ist beyviels- 
und ringen, dann ist das Kriegswerk Friedensar- I denn die ewige Ruhe gibt es erst im Jenseits. 
Sett. Es ist nicht der Krieg aus Rauflust, Ruhm 
sucht oder Äeutegier, sondern der Kreuzzug zunt ge¬ 
lobten Lande des Friedens. 
Die Verheißung gilt den Menschen, die guten 
W i l l en s sind. Darauf komnst cs an, ob wir vor 
Gott und dem eigenen Gewissen zuoersichtlich sagen 
können: Unser Wille ist auf das Recht und den 
Frieden gerichtet! — Die Zweifellosigkeit unseres 
guten Willens ist der schönste Trost und die beste 
Kraftquelle. Das empfinden wir besonders lebhaft 
an den hohen Festen, wenn dqs religiöse Bewußt¬ 
sein aufgefrischt wist» und die irdischen Dinge unter 
das Licht der Ewigkest geraten. Wohl dem, der 
auch bet der strengsten Prüfling keinen Mißklang 
und keine Abweichung sindet zwischen seiner Bür¬ 
gerpflicht und seiner Christenpflicht, zwischen dem 
Vaterlandsdienst und dem Gottesdienst, zwischen 
seiner Polttik und seiner Religion. Ihm ist das 
hohe Gut des inneren Friedens beschert, und 
das macht glücklich auch in Kamps und Not, in Leid 
und Tod. 
Aus der feindlichen Seite gibt es auch Leute, die 
guten Willens sind. Irren ist menschlich, und den 
Irrenden darf man nicht verachten oder beschimp¬ 
fen, wenn man auch deu Irrtum selbst bekämpfen 
soll und muß. Wir haben nicht zu richten über 
Schuld oder Unschuld der Mitmenschen, sondern da¬ 
für zu sorgen, daß wir s c l b st mit klarer Er¬ 
kenntnis und tteuer Tatkraft für Wahrheit, Frei¬ 
heit und. Recht eintreten. Wenn die Menschen alle 
vernünftig dächten und rechtlich handelten, würde 
es überhaupt nicht zum Kriege kommen. Ist die 
gewaltsame Kraftprobe ausgebrochen, dann wäre 
Schwanken und Zagen ein Verrat an der guten 
Sache, zu deren Vertretung wir uns berufen und 
verpflichtet fühlen. Hasten ist häßlich, verleumden 
rst teuflisch, aber die Abwehr gegen Irrtum und 
Unrecht ist christlich. 
Die Macht der Lüge zeigt sich besonders darin, 
daß weit in der Welt die Ansicht verbreitet war 
und vielfach noch besteht, als ob Deutschland aus 
unersättlichem Machthunger freventlich den Krieg 
heraufbeschworen hatte. Wir alle wissen aus eige¬ 
ner Erfahrung, daß das deutsche Volk an Friedens¬ 
liebe (und auch an realem Interesse für den Frie- 
den"» von keinem anderen Bolle übertroffen, ja kaum 
erreicht wurde. Aber wenn man dieses Selbstzeug¬ 
nis nicht gelten lassen will, so stehen doch alle amt¬ 
lichen Kundgebungen unserer Regierung beweis¬ 
kräftig da, und sie bezeugen durch' alle 'Jahrzehnte 
seit dem Franksutter Frieden hindurch, daß wir 
nichts haben, nichts erobern, nichts vergewaltigen 
wollten, sondern nur behalten, was wir hatten, 
und bleiben, was wir waren. Auf der Gegenseite 
aber sind von den Regierungen und aus den Völ¬ 
kern heraus die 'Pläne der Eroberung, der Zertrüm¬ 
merung, der Vernichtung wiederholt' und bis in die 
Gegenwart hinein kundgegeben worden. Das ist 
bekannt, doch ist die Erinnerung gerade zu Weih¬ 
nachten zeitgemäß, damit wir uns wieder recht be¬ 
wußt werden, - ' 
.Auf das Christfest folgt bald der Gedenktaa der 
unschuldigen Kinder und der Flucht der bettisen 
Familie nach Aegypten. Blutopfer und Flüchtlings¬ 
not sind alte, ständige Erscheinungen in der Welt¬ 
geschichte. Und wenn wir das hochheilige Kind im 
Ltall, in der Krippe liegen sehen, so erscheinen die 
Entbehrungen, die uns die schwere Zeit auferlegt. 
weder überraschend noch drückend. Bethlehem lehrt 
uns Geduld, und der Hinblick aus das göttliche 
Kmd und das traute hochheilige Paar belebt den 
>S a m iliensinn, der besonders in Deutschland 
geschätzt und gepflegt werden soll als Antrieb zur 
Verteidigung von Haus und .Heimat, sowie als 
Quelle der Schaffenskraft für den Frieden. 
Auch inc Kriege können wir uns in vollen Ein¬ 
klang setzen mit den Festgeheimnissen und schlie߬ 
lich werden wir mit den drei Weisen sagen können- 
Wir haben seinen Stern des Heiles und des 
Friedens im Morgenlande gesehen! 
entsprochen werden. 
□ Gelnhausen, 23. Dez. 1915. Aus dent Bahn¬ 
hossplatz wurde heute mittag im Beisein der Behör¬ 
den ein eiserner Hindenburg-Schild ausge¬ 
stellt und der Benagelung srergegeben. Der Ent¬ 
wurf zu denr Schilds entstammt vom hiesigen Land¬ 
rat, Grafen von Wartensleben. 
0 Hanau, 23. Dez. 1915. Bon einem g«ßen 
Sch adenfeuer wurde heute die Imprägnieran- 
stalt Rütger s w e r k e A.-G. bei Großauheim 
heinigesucht. Aus bisher unaufgeklärte Weise stand 
mittags gegen 12 Uhr der Schwellentränkeraum 
Plötzlich in hellen Flammen, die aus fünf Naph- 
thakestel übersprangen und diese samt ihrem Inhalt 
vernichteten. Der größte dieser Kessel faßte über 
70 000 Ltter, ingesamt werde« wohl an 150000 
Liter Naphthaöl dem verheerenden Clement zum 
weise schon zu 20 Pfg. ei« vorzüglicher halber Schop¬ 
pen Wein zu haben. Biele Gastwirte sind bei dem 
gerlttgcren Bierverbrauch dazu übergegangen, nur 
noch Flaschenbier zu verkaufen. 
* Limburg. 21. Dez. 1915. Ein ungewohntes 
, - _aße 
win Lager brachte. Es wird den Kriegsgefangenen 
rweifelics ein eigenartiger Anblick sein, wenn am 
heiligen Abend auch ihnen die Weihnachtslichtcr an- 
gezündet werben. Ob sie dann auch etwas verspüren 
werden von dem Geiste, der alle Deutschen unterm 
brennenden Lichtbaume beseelt? 
, , * Heiligenstadt, 21. Dez. 1915. Heute nacht ist 
msolge eines Schlaganfalles der Schloßherr von 
Rustenberg, Kaimnerherr der Kaiserin Major a. T. 
Opfer gefallen sein, auch der größte Teil der wert- I ^^ensleben im Alter von 71 Jahren plötz 
Lokaler. 
Fulda. 24. Dez. 1915. 
Der Titel Justizrat ist dem Rechtsanwalt und 
-ivtar A-r. Pfeiffer, Hauptmann der Landwehr, 
vom Könige verliehen worden. 
Beschlagnahme, Verwendung und Veräuße¬ 
rung von Bastfasern usw. Eine Bekanntmachung 
vom 23. Dezember 1915, die am 27. Dezember 1935 
nt Kraft tritt, betrifft die Beschlagnahme, Verwen¬ 
dung u. Veräußerung von Bastfasern, (Jute, Flachs, 
Ramie, europäischer Hans und überseeischer Haust 
und von Erzeugnissen aus Bastfascrm Nach dieser 
Bekanntmachung sind alle Bastfasern in rohem, ganz 
oder teilweise gebleichtem, kremiertem, oder gefärbte',.! 
Zustand beschlagnahmt. Ihre Verarbeitung ist für 
den allgemeinen Gebrauch nur in ganz bestimmten, 
ln der Bekanntmachung näher geregelten Fallen er- 
laubt. Zur Erfüllung von unmittelbare-! oder mit- 
telbaren Aufträgen der Heeres- oder Marinebehör¬ 
den (Krregslieserungen^ ist die Verarbeitung und 
Verwendung von Bastfasern in wetteni Umfange zn- 
oelaffen. Insbesondere dürfen auch ohne einen Auf¬ 
trag auf Kriegslieferungeu Halb- und Fsrttgerzeug- 
miie für .Kriegsbedarf auf Vorrat unter Beobachtung 
bestnnmter Vorschriften gefertigt werden, 
vollen Maschinen wurde beschädigt. 2kur der gün¬ 
stigen Windrichtung ist es zu verdaukeu, daß das 
Feuer sich nicht auch auf das mufaugreiche Schwel- 
lcnlager und das Verwaltungsgebäude verbrettete. 
An der Brandstätte, von der noch unausgesetzt rie¬ 
sige Rauchwolken emporkodern, ist neben den Ha¬ 
nauer und Großauheimer Feuerwehren ein Ko,n- 
nrando eines Eisenbahn-Regiments mit den Losch- 
und Bergungsarbeiten beschäftigt. Das Fabrikge¬ 
bäude ist total ausgebrannt. Der Gebäude- und 
Maschinenschaden allein dürste 100 060 Mark be¬ 
tragen. 
§§ Kassel, 23. Dez. 1915. Der Magistrat 
der Stadt Kaste! beschloß, den unrerstützungsberech- 
tigten Angehörigen der Kriegsteilnehmer 
rieben den monatlichen Geldunterstützungen auch 
Kleidungsstücke, insbesondere Unterflcidung, zu be. 
willigen, ferner die Koste« für ärztlich verordnete 
Arzneien und Heilmittel aus städtischen Vtttteln zu 
bezahlen; den Angehörigen gefallener Kriegsteil¬ 
nehmer wttd seitens der Stadt freie ärzttiche Be¬ 
handlung gewährt. — Eine rechte Weihnacht?- 
freude wurde in der stadnschen Ausgabestelle für 
bezahlte Frauenarbeit 4000 hier beschäftigten Frauen 
bereitet; aus deu Mitteln gemachter Ersparnisse 
wurden diesen Frauen je ein Pfund gebrannter 
Kaffee, 2 Pfund Zucker uuü zwei größere Büchsen 
Fleischkonserven, ferner kleinere Pakete Pfepe» 
kuchcn für die Kinder bei der Lobnauszahlung für 
die Wechncrchtswoche überreicht. Dieses völlig un¬ 
erwartete Geschenk rief natürlich lebhafte Freude 
hervor. — Der Magistrat der Stadt Kassel ist von 
dein Bezirksausschuß für Konsuinentemnteressen 
Kassel ersucht worden, die M i l ch b er s o r g u n q 
in der Stadt Kaste! zu re«eln, damit der bisherige 
Vorrat hergestellten Garne und Gewebe, über die , - . 
cm Lagerbuch zu führen ist, sind ebenfalls beschlaa- unbefriedigende Zustand, daß viele Fmni- 
nahmt und chre Auslieferuna ist nur zur Erfülluno ! “CK ütt^cre wieder reichlich viel Milch erhal- 
eines Auftrags auf Kriegslieferungen gestattet. Trotz I ten» besetttgt wird. Sodarm wird um Einführung 
der Beschlagnahme bleich, die Veraußeruna "und ! Vutterkarteu ersucht tmd schließlich eine 
" *•* ' ------ ' Neuregelung der bestehenden Brotpreise nach 
der Richtung erstrebt, daß die Lwrkaufspreisc für 
Brot und Brötchen eine Herabsetzung erfahren. 
* Gießen, 23. Dez. 1915. Ci» Wohltäter 
der nicht genannt sein wA, hat seiner Vaterstadt 
Gießen „aus Anlaß der großen Zeit, in der wir 
leben," eiu Kapttal von 150000 Mark zur Ver- 
ltch geswrben. Sest 30 Jahre« war er Besitzer des 
Rustenberges, dieses Wahrzeichen des Eichsfeldes. 
Er war Mitglied des Kreistags, Amtsvorsicher des 
Amtsbezirkes Kirchgandern und Rechtsritrer des 
Iohannitevordens, leitender Kurator des Jöhan- 
niierkraukenhauses in Helligenstadt. Er kandidierte 
Vor einer Reihe von Jahren für den Reichstag, aus¬ 
gestellt von der konservativen Partei für den Wahl¬ 
kreis Kastel-Prelsungen und war Dkittämpfcr von 
1870-71. — Der Wehrmann Albert Furcht, ein 
jungverheiratetgr Landwirt von 32 Jahren, hatte 
Heimaturlaub genommen, um ferner verstorbeneu 
Großmutter in Weißenborn das letzte Geleit zu ge¬ 
ben. Cr begab sich am zweiten Abend seiner An¬ 
wesenheit auf den Hof, kehrte aber nicht zurück. 
Nach langem Suchen fand man schließlich den Ver¬ 
mißten im chiesen Brunnen als Leiche vor. Auf 
welche Weise der junge Krieger in den Brunnen 
geraten ist, erscheint rätselhaft. 
* Äschaffenburg. 21. Dez. 1915. Die Stadt 
übernimmt als Zuschuß zu W e i h n a ch t s s p e n d e n 
für die Fechtruppen 2000 Mark und zur Lazarett- 
bescheruno 500 Mark. 
* Würzburg, 21. Dez. 1915. Beim Rodeln 
rn Kreuzwertheirn ist der Saniräisrat Tr. Körner 
aus Breslau verunglückt. Cr wurde nach dem Ju- 
liusspttal nach Würzburg verbracht, wo er seinen 
Vevletzungen erlege« ist. 
Ku§ Geifa und Umgebung. 
* Dermbach, 23. Dez. 1915. Vom 1. Januar 
191« ab wird der Sitz der hnsiacn B ahnniei- 
sterei.nach Dorndorf in das Stationsgebäude am 
Bahnsteig der Feldabahu verlegt. 
Lieferung von Mstfaserrohstofsen Bastsaftrsviu- 
nercren und Seilereien oder an andere Personen 
zulässig, die einen schriftlichen Auftrag einer Bast- 
fascrspinnerei oder Seilerei zu^ Besckafsunq von 
Bastsaserrohstoffen besitzen. Auch die fadenärtraen 
Halb- und Fertigerzeugnisse aus Bastfasern, wie 
(^-ürne, Zwirne, Seilfaoen, sind erlauör, st-.batz dir» 
^ daß ^Deutschland der Friedensbot- , , |ÜU. 
Engels fern Ohr nicht verschlostcn hatte. ! Tie Bekanntmachung enthält eine ganze Anzahl wich- 
ttnd auch heute noch, nach anderthalbjährigem I ttger Einzelbesttminungen. Ihr Wortlaut ist auf 
schwerem Kampfe, haben wir kein anderes Kriegs- ! bern Lcndratsamtc einzusehen. 
Beschlagnahme nur Kirre weitere Verarbeitung die- ! fügung gestellt, dessen Zinsen der Kriegssürso-ge der 
sec Garne, Zwirne oder Seilsädcn derhindem soll, j Trad: zugute kommen sollen. 
Unpolitische Zeitlaufe. 
N. Berlin, 22. Dezember 1915. 
(Nachdruck verboten.) 
Die fünf Sinne zu Weihnachten. 
Paßt es denn zu der Erhabenheit des Thristfeftes. 
wenn man von der sinnlichen Seite der Feier 
redet? O doch Der Erdenmensch besteht ans Seele 
und Lerb; ex soll als Ganzes sich in den Dienst deS 
Hohen und Heiligen stellen, — mit allen seinen 
'^^sten, auch den körperlichen. Die fünf Sinne sind 
Mtttel zum Zweck; sie weiten oft zu schlechten 
Zwecken mißbraucht und tonnen nicht oft genug durch 
die Verwendung zu einem guten und schönen Ziveck 
entsühnt, veredelt, geheiligt werden 
.Wie lautet der Haupt- und Kernsatz aus der Fest- 
"Und das Wort ist Fleisch geworden." 
Eme hobere Ehre war nicht denkbar für den menicb- 
Körper, als daß der Sohn Gottes einen sol- 
bat. Der Ewige wurde ein Men- 
denselben fünf Sinnen, die wir Adams- 
^Erhabew stolz, du sterbliche Seelenhülle, 
und 0etge dich dankbar als tüchtiges Seclenwerkzeuq! 
Das Auge. 
. Lichter auf dem Altar, Lichter an dw- 
Achter am Christbaum. Finsternis weichet es strah- 
ftt^htenteden lieblich u-d prächtig vom Knmel L 
r Licht allein Augenweide, auch See¬ 
lenweide. Erleuchtung des Kopfes. - ErlcuchMna 
gibt Hoffnung. Jedes 
^chemlammchen ist wie em Stern von Bethlebem. 
„Wir haben feinen Stern gefeben im Moraenlandc" 
und er Itand fttll über dem Ort des -Zelle- ' 
Zur Weihnachtsfeier paßt nicht das' grelle blen¬ 
dende Licht, das in die Augen sticht. Eine elektrische 
Bogenlampe am Weihnachtsbaum würde wi- di- 
Faust aufs Auge wirken. Milde, sanft, warm muß 
Es geht nichts über die altväterliche 
^erze. ^Ob pe aus edlem Wachs oder aus künit- 
kichem Lteann oder aus gewöbnlichern Tala ac-oaen 
oder gegossen ist, bleibt sich gleicht Ae LL 
Flamme wirkt traulich, gemullich. Und die langsam 
^«1 zu sfgen: Getreu bB 
Ein sorgenvoller Mitbürger hat gemeint, bei d-r 
Herrfchenden Fettknappheit müsse man die Beleuch- 
des Ehriftbaumes einschränken. Zu viel Aengst.. 
ttchkei.. Ein Ucbermaß von Keinen verbietet schon 
der gute Gefchmack, denn das Protzen mit Licht 
* Aus Thüringen. 23. Ocz. In Mühlhausen 
machte ein Bürger bekannt, da« er Goldgeld 
oegcil Papier- und Sllbergeld cinttrusche und für 
würde die Krippenstmimung verderben. Aber da-- 
bißchen Fett, was wir^ zur würdigen Beleuchtung 
der Haus- und Kirchenseier gebrauchen, können toir 
doch noch aufbringen. Lieber ein Paar Tage etwas 
Butter am Brot und etwas Schmalz am Kochwpk 
absparen, wo es wirMch nottun sollte. Das Auge 
hat zu Weihnachten sein angestammtes und unver¬ 
äußerliches Recht, und was das Auge an Lichtstoft 
verbraucht, ist wahrlich nicht verschwendet, sondern 
als Nahrung fürs Gemüt lohnend verwertet. 
Indem die Lichter die Finsternis durchbrechen, 
erkeiuien wir ohne langes Nachdenken, ivarum die 
Heilige Nacht uns nicht drückt und schreckt, wie es 
sonst die irdische Dunkelheit iut. Das ist die Nacht, 
dre den Tag verkündet: das ist die Einleitung zum 
Sonnenaufgang, zum Frühling, zur Klärung und 
Erwarmmig der Welt, zum Helle des Herzens, der 
ACiniuh, der Volker. „Äceine Augen haben dein 
Herl gesehen, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden 
und zum Ruhme deines Volles." Die Vollendiuta 
sehen wir noch nicht, aber das Keimen und Wachsens 
Und wenn der Friede noch nicht geschlossen ist. so' 
fehen wir doch den Morgenstern des Friedensraaes 
bereits aufgehen. 
Laß dein Auge uni und um gehen bei der Weib- 
nachtswier, und laß es mit Behagen ruhen aut 
den Häuptern deiner Angehörigen, die mit dir ver¬ 
sammelt sind zur Familienfeier. Dieses Iabr mit 
besonderer Innigkeit, denn was die Kriegsnvt ver¬ 
schont hat, ist ein neues Gnadengeschenks und das 
Leben, das du neben dir sprossen und blühen siehst, 
bat^ in dieser verlustreichen Zeit einen vielfältigen 
. Tie Augen, welche herzliche Blicke wechseln, be¬ 
sorgen gleichsam eine drahtlose Telegraphie von Her¬ 
zen zu Herzen. Ein Austausch von Liebeswellen. 
eine Steigerung der Freude auf Gegenseittqkctt 
- ^ '"deine Pupille fallt, sind freilich nur na¬ 
türliche Licktitrahlen. an denen die Prismen und 
Luisen des Naturforschers nichts Wunderbares fin¬ 
den würden. . Aber es gebt durch die Sehnerven zur 
-Leele, und die schobst, wenn sie gesund ist, aus den 
zuruckgeworfenen Strablen der Weihnachtsker-e et- 
Wir kennen das Wort, aber wir wollen es noch¬ 
mals hören mit unfern leibliche« Ohren, damit sein 
Wohlklang uns erfreut und fern Sin« recht tief ein- 
dringt. 
Glockenklang, Orgelwn, WöihnachtZlieder, — 
welch ein Labsal für das Gmnüt! Zll Ostern klingt 
der Siegesschall kräftiger, zur Mrrstseier ist das 
Wiegenlied zarter und lieblicher. 
^ Soeben lese ich den Feldposibries. den ätt Frau- 
»ose am vorigen Christfeste geschr-ieben hat, al§ er 
und seine Kaineraden ans den nahen Schützengräben 
die feierlichen Wsibnachtslieder der deutschen Sol¬ 
daten crklingcu hörte. Alles stand still am Grob-w- 
rand und lauschte Andächtig, bis ein Rohling einen 
Schuß abfeuerte, der: den Gesang zum Verstummen 
brachte. Das gefühlvolle Lied gehört zur heiligen 
Nacht. Auch bei der häuslichen Weihnachtsfeier 
müssen die lieblichen Töne erklingen. So „unmusi¬ 
kalisch" ist doch keine Familie, daß sie nicht leidlich 
ein Weihnachtslied singen könnte. And sollte es mit 
dem Familiengesang wirklich zu sehr hapern, so ist 
doch wenigstens die Sprechsähigkeit vorhanden. Das 
soll der Sprecher oder die Sprecherin „aufsagen"» 
Quält euch nicht mit Gelegenheitsgedichten oder 
sonstigen gekünstelten Deklamationen ab, sondern 
svrccht lieber einfach eines von unseren allen ver¬ 
trauten Weibnachtsliedern im Familienkreise vor. 
| Es braucht nichts Neues zu- sein; gerade die bekann¬ 
ten gewohnten Worte, an die jeder seine Crinne- 
I rangen knüpft, gehen zu Herzen und schaffen eine 
behagliche Erbauung. 
Wo ein Mnsikinsttument zu Hause ist, da he- 
kommt die Fetex eine hübsche Forderung, d. h unter 
der Voraussetzung, daß man passend« Stücke 
vorrrägt. Zum hl. Abend paßt wine Schützcnfeft- 
musik. Durch die Töne soll die Stimonmg gehoben 
aber nicht verflacht werden. Freudig können sie 
E ausgelassen. Auch wenn das 
Chrrstklndchen s-lbst in der Krippe läge, müßte der 
-pteler fich nicht zu schämen brauchen. 
Darin steckt » b die Richtschnur für die W o r t e 
dre bet der Feier gewechselt werden. Ungeziert, ober 
Berlnstlisten Nr. 411. 
Aus itw KcrsreitnngSgeüier nuferer Zeitung enthält 
die Liste folgende Namen. 
Geir. Georg Krafft, Sschweae, leicht verw 
Zerr.Ludwig Hohmann, Ltibolz, gest. Reinhard 
Raufch, Dalherda, körchi verw. Hermann Radc- 
macher,^ Marburg, gest. Gefr. Bernhard Rieck, 
llafstt. gef. Oskar Ebel, Kassel, leicht verw. Gefr. 
Duaust Liebegott. rkaffel, verw. Emll Eckhardt 
llafftl. verw. Daniel Adler. Weden, gest Wilhelm 
Sroh r, Itirchhai», bernr. Heinrich W iokina, Mar- 
d«tt, vermißt. Herbert ftu«eint«tut, llirchhain. 
siest- Gefr. Atzolr Kästner, Lasse!, bisher vermißt 
m Gefgfch. Gefr. Georg Erpskorn. Bebra, verw. 
.;obann Brill. Nischhaufen, gen, Julius Keipcr, 
Koffet. schwer verw. 
Andersgläubigen habe« oft kein Verständnis für den 
Weihrauch in unseren Kirchen: doch für uns ist das 
em erbaulicher Wohlgeruch. Vor allem zu Weih¬ 
nachten, denrr es steht geschrrebelc. daß die Weisen 
aus dem Mvrgenlcmde dem Cbristttnd Weihrauch 
darbrachten neben Gold und Myrrhen. 
Der Geschmack. 
Zür Mäßigung i« Leckereien und festlichen Lisch, 
genügen «origt schon die schwere Zeit. Doch darf 
man den Kindern nicht die Gaumenfreitde ganz ab- 
schneiden. da ihm sonst der WeiLnachtstag wie ein 
bittÄer Absttnenztäg Vorkommen würde. U rd >oir 
Großen dürfen uns ein besonderes Festgerrckft um 
so eher leisten, je getreuer wir sonst den ' staa üchcn 
und hausmütterlichen Spapvorschkiftsn unserem Ma¬ 
gen Untettvorsen haben. Wes zu 'einer Zeft. das 
Fasten an den gewöhnlichen Tagen und die Auffri¬ 
schung des „inneren Menschen" bei feierlicher Ge- 
lcgenhest. Spare m der Zeit, so hast du am Festtag. 
-7 .Wenn die Fcnnilie sich gemütlich um den SPSse- 
stick vereint und noch andächtigem Gebet sich die 
Gaben Gottes munden läßt, so paßt das ganz grtt ° 
in den Festrahmen und dient auch zur Erbauung. 
D a s G e f ü h l. 
Tamst nt das körperliche Gefühl gemeint. Da¬ 
sieht prosaisch aus, aber es kann doch ein Hilssmitte' 
für das innere Gefühlsleben sein. Bor der Weih¬ 
nachtsfeier gebe z. B. etwas hinaus in die frische 
kalte, dunkle Winterluft: wenn du dann zurückkehrsi 
in die mollige Stube, zur Höllen Feier, dann spürst 
du lebhaft, wieviel bester ihr es habt, als die Käntp 
ter draußen in Schmutz und Frost und Todesaricchr. 
Und wenn du deine Kinder oder Enkel bcfchentt 
ra,t, so lege ihnen einen Augenblick die Sand aufs 
Hauvt und svrich ein Seaenswork. Di? Berühruna 
wird den Eindruck verstärken, — nach beiden Seiten 
bin. Und dann der Händedruck beim Danke' Dgs 
Ineinandcrlegen der Hände ist durchaus nicht so 
entfach- es labt sich in der Art. der Stärke und der 
Dauer des Druckes sehr viel sagen, — oft wirksamer 
was Hohes. Herrliches, Heiliges, Himmlisches heraus ! immer im Eingang mit der Weihe Und^Würd'e°deS I ^^nn der Weiy- 
Hebet die Lider und schauet auf. das Schöne und Tages. Kurz und herzlich! m «ojttfetat eme Art V ersoh nu n g sfcst voran 
Gute liegt so nah! 
DasGehor. 
das Licht vom Himmel folgt die Summe 
Freichc^ Sieh, ich verkündige euch eine große 
gegangen ist. 
_ ^ Geruch. Kurz und gut: man muß die Weihnachtsfeier 
Aas Afchenbrodel unter den fünf Sinnen. Das ! gauzer-seele, aus dem ganten Gemüt und mit 
tttt denn die Nase mrt der Weihnachtsfeier zu tont’ I Kräften von Seele und Leib begehen, dann 
O, auch der Geruch vom Tannenbaum ist erbaulich- ! -e Den, fteudig, segensreich, 
das ist Fruhlingsdust, der die Hoffnung belebt. Dft '
	        
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