M 297.
Irellag de« 24. vezember t9|5.
Fuldaer Zeitung
»r*
2. Blatt.
kuck >ef $*i6ier Aettendr«ck«re! k« ?«ltza
Weihnacht und Weltkrieg.
Aum zweitennmle das Christfest im Kriege!
^Friede den Menschen", verkündet der Weihnachts¬
engel und Kanonendonner übertönt seine Botschaft.
In den menschlichen Köpfen ist die Verwir¬
rung, in den irdischen Verhältnissen die Spanung
so arg geworden, daß wir zu Weihnachten kaum
reden dürfen vom Frieden. Jeder Friedens¬
wunsch, dev auf unserer Teste laut wird, gilt auf
der Gegenseite als Anzeichen der Schwäche, als Be¬
ginn der Erschöpfung und wird verwertet zur An-
seuerung der Kampfes.ust. Friedensworte wecken
den weiteren Widerstand, führen zur Verlängerung
des Krieges und zur Mehrung der Opfer. Der alte
Spruch: „Wenn du den Frieden willst, so bereite
dich vor auf den Krieg", findet jetzt seine Nutzan¬
wendung in dem Sinne: Wenn du bald zum Frie¬
den kommen willst, so führe den Krieg mit aller
Kraft fort, ohne deine Friedenssehnsucht zu bekun¬
den. Wenn wir in diesem Sinne tapfer streiten
M,, als den gesicherten, dauerhaften Frieden. Die
Bedingungen für den Abschluß des Krieges, die von
der Regierung und den Volksvertretern angedeutct
wurden, beschränken sich durchaus mrf die Siche¬
rung des künftigen Friedens. Indem wir den
Wrederausbruch von verheerenden Kriegen vorzu¬
beugen suchen, haben wir nicht allein das berech¬
tigte eigene Interesse im Auge, sondern sorgen für
-ein Nachbarge-iele.
A Schotten (Bogrlsberg, 23. Dez. 1915. Ein
ongnellez und dazu recht praktisches Deih-
nachtsgesenk bereitete die Gemeinde Unter-
Derb ertenrod ihren im Felde steherchen Ge-
merndeangehörigen. Sie kaufte ein festes Schwei«
ledes 10-Dcnrkstück 50 Pfg.. für jedes 20-Marksiück
1 Mk. Aufgeld zahle-: er konnte innerhalb zwei
Wochen 4600 Mk. an die Reichsbank abführen. —
fei einer Hvffagd in Greußen wurden gegen 280
Hasen erlegt- sie werden an die Einwohner Greußens
gegen „H a s e n k a r t e n" verabfolgt.
Aus Rheinhesien, 22. Dez. 1915. Der Wein-
--r>— Vincent uu cuigjJJ juuucin | ui toi flli I aus, ließ dieses zu Wurst und anderen Leckerbisien I * — --7-—.-jt ---- "
das Heft der ganzen Menschheit, für Ruhe, Wohl- verarbeiten und schickte die sorgsam geräucherte Ware “'nJu m. tn den Dorfwirst chaste« hat in den letzten
ß-rZ-.r «/ I tnW» rv ri.^ I Wochen eine außergewöhnliche
ftrhrt und Kultur auf diesem Planeten. Wenn, der
Himmel uns weiter gnädig bleibt, so schaffen wir
aus dem Weltkrieg heraus eine« Weltfrieden
voll Glück und Segen. In dem Ringen und Stre¬
ben nach diesem Ziel helfen wir nach unseren be¬
scheidenen Kräften mit an der Verwirklichung der
Weihngchtsbotschast: Friede den Menschen auf Er¬
den, die guten Willens sind!
Der richtige Krieg ist die Zurückweisung der
Menschen, die bösen Willens sind. Das kostet
Muhe und Opfer, aber sie müssen gebracht werden,
sodann ins Feld.' Nicht einer" der tapferen Dorfge- l Wochen eine außergewöhnliche Steigerung erfahren,
nassen dort draußen wurde vergessen I ^mcr mehr verschwinden die Bierwirtschaften in
* Aus der Rhön. 23. Dez. 1915. Einer Anre- liebeceinen Sckwppcn
.« des .Hosjägermeisters v. d. Tann, die Gemein- £em JB£f ^ 'o stc^ verteuerten Glases Bier tritt»
den dos Ulstergrundes zur MÄiorrerunq ihrer noch JL «J W.bcMÄ aud5 der Tat gegen,
unbe-rbestet liegenden Hütest ach eh nach dem ^st.wie man ne fest Jahren, nicht
Beispiel des oberen Mstcrarundes anzuhalstn, soll I ^«/rlebte.Ln^bekannten Wemorren ist beyviels-
und ringen, dann ist das Kriegswerk Friedensar- I denn die ewige Ruhe gibt es erst im Jenseits.
Sett. Es ist nicht der Krieg aus Rauflust, Ruhm
sucht oder Äeutegier, sondern der Kreuzzug zunt ge¬
lobten Lande des Friedens.
Die Verheißung gilt den Menschen, die guten
W i l l en s sind. Darauf komnst cs an, ob wir vor
Gott und dem eigenen Gewissen zuoersichtlich sagen
können: Unser Wille ist auf das Recht und den
Frieden gerichtet! — Die Zweifellosigkeit unseres
guten Willens ist der schönste Trost und die beste
Kraftquelle. Das empfinden wir besonders lebhaft
an den hohen Festen, wenn dqs religiöse Bewußt¬
sein aufgefrischt wist» und die irdischen Dinge unter
das Licht der Ewigkest geraten. Wohl dem, der
auch bet der strengsten Prüfling keinen Mißklang
und keine Abweichung sindet zwischen seiner Bür¬
gerpflicht und seiner Christenpflicht, zwischen dem
Vaterlandsdienst und dem Gottesdienst, zwischen
seiner Polttik und seiner Religion. Ihm ist das
hohe Gut des inneren Friedens beschert, und
das macht glücklich auch in Kamps und Not, in Leid
und Tod.
Aus der feindlichen Seite gibt es auch Leute, die
guten Willens sind. Irren ist menschlich, und den
Irrenden darf man nicht verachten oder beschimp¬
fen, wenn man auch deu Irrtum selbst bekämpfen
soll und muß. Wir haben nicht zu richten über
Schuld oder Unschuld der Mitmenschen, sondern da¬
für zu sorgen, daß wir s c l b st mit klarer Er¬
kenntnis und tteuer Tatkraft für Wahrheit, Frei¬
heit und. Recht eintreten. Wenn die Menschen alle
vernünftig dächten und rechtlich handelten, würde
es überhaupt nicht zum Kriege kommen. Ist die
gewaltsame Kraftprobe ausgebrochen, dann wäre
Schwanken und Zagen ein Verrat an der guten
Sache, zu deren Vertretung wir uns berufen und
verpflichtet fühlen. Hasten ist häßlich, verleumden
rst teuflisch, aber die Abwehr gegen Irrtum und
Unrecht ist christlich.
Die Macht der Lüge zeigt sich besonders darin,
daß weit in der Welt die Ansicht verbreitet war
und vielfach noch besteht, als ob Deutschland aus
unersättlichem Machthunger freventlich den Krieg
heraufbeschworen hatte. Wir alle wissen aus eige¬
ner Erfahrung, daß das deutsche Volk an Friedens¬
liebe (und auch an realem Interesse für den Frie-
den"» von keinem anderen Bolle übertroffen, ja kaum
erreicht wurde. Aber wenn man dieses Selbstzeug¬
nis nicht gelten lassen will, so stehen doch alle amt¬
lichen Kundgebungen unserer Regierung beweis¬
kräftig da, und sie bezeugen durch' alle 'Jahrzehnte
seit dem Franksutter Frieden hindurch, daß wir
nichts haben, nichts erobern, nichts vergewaltigen
wollten, sondern nur behalten, was wir hatten,
und bleiben, was wir waren. Auf der Gegenseite
aber sind von den Regierungen und aus den Völ¬
kern heraus die 'Pläne der Eroberung, der Zertrüm¬
merung, der Vernichtung wiederholt' und bis in die
Gegenwart hinein kundgegeben worden. Das ist
bekannt, doch ist die Erinnerung gerade zu Weih¬
nachten zeitgemäß, damit wir uns wieder recht be¬
wußt werden, - '
.Auf das Christfest folgt bald der Gedenktaa der
unschuldigen Kinder und der Flucht der bettisen
Familie nach Aegypten. Blutopfer und Flüchtlings¬
not sind alte, ständige Erscheinungen in der Welt¬
geschichte. Und wenn wir das hochheilige Kind im
Ltall, in der Krippe liegen sehen, so erscheinen die
Entbehrungen, die uns die schwere Zeit auferlegt.
weder überraschend noch drückend. Bethlehem lehrt
uns Geduld, und der Hinblick aus das göttliche
Kmd und das traute hochheilige Paar belebt den
>S a m iliensinn, der besonders in Deutschland
geschätzt und gepflegt werden soll als Antrieb zur
Verteidigung von Haus und .Heimat, sowie als
Quelle der Schaffenskraft für den Frieden.
Auch inc Kriege können wir uns in vollen Ein¬
klang setzen mit den Festgeheimnissen und schlie߬
lich werden wir mit den drei Weisen sagen können-
Wir haben seinen Stern des Heiles und des
Friedens im Morgenlande gesehen!
entsprochen werden.
□ Gelnhausen, 23. Dez. 1915. Aus dent Bahn¬
hossplatz wurde heute mittag im Beisein der Behör¬
den ein eiserner Hindenburg-Schild ausge¬
stellt und der Benagelung srergegeben. Der Ent¬
wurf zu denr Schilds entstammt vom hiesigen Land¬
rat, Grafen von Wartensleben.
0 Hanau, 23. Dez. 1915. Bon einem g«ßen
Sch adenfeuer wurde heute die Imprägnieran-
stalt Rütger s w e r k e A.-G. bei Großauheim
heinigesucht. Aus bisher unaufgeklärte Weise stand
mittags gegen 12 Uhr der Schwellentränkeraum
Plötzlich in hellen Flammen, die aus fünf Naph-
thakestel übersprangen und diese samt ihrem Inhalt
vernichteten. Der größte dieser Kessel faßte über
70 000 Ltter, ingesamt werde« wohl an 150000
Liter Naphthaöl dem verheerenden Clement zum
weise schon zu 20 Pfg. ei« vorzüglicher halber Schop¬
pen Wein zu haben. Biele Gastwirte sind bei dem
gerlttgcren Bierverbrauch dazu übergegangen, nur
noch Flaschenbier zu verkaufen.
* Limburg. 21. Dez. 1915. Ein ungewohntes
, - _aße
win Lager brachte. Es wird den Kriegsgefangenen
rweifelics ein eigenartiger Anblick sein, wenn am
heiligen Abend auch ihnen die Weihnachtslichtcr an-
gezündet werben. Ob sie dann auch etwas verspüren
werden von dem Geiste, der alle Deutschen unterm
brennenden Lichtbaume beseelt?
, , * Heiligenstadt, 21. Dez. 1915. Heute nacht ist
msolge eines Schlaganfalles der Schloßherr von
Rustenberg, Kaimnerherr der Kaiserin Major a. T.
Opfer gefallen sein, auch der größte Teil der wert- I ^^ensleben im Alter von 71 Jahren plötz
Lokaler.
Fulda. 24. Dez. 1915.
Der Titel Justizrat ist dem Rechtsanwalt und
-ivtar A-r. Pfeiffer, Hauptmann der Landwehr,
vom Könige verliehen worden.
Beschlagnahme, Verwendung und Veräuße¬
rung von Bastfasern usw. Eine Bekanntmachung
vom 23. Dezember 1915, die am 27. Dezember 1935
nt Kraft tritt, betrifft die Beschlagnahme, Verwen¬
dung u. Veräußerung von Bastfasern, (Jute, Flachs,
Ramie, europäischer Hans und überseeischer Haust
und von Erzeugnissen aus Bastfascrm Nach dieser
Bekanntmachung sind alle Bastfasern in rohem, ganz
oder teilweise gebleichtem, kremiertem, oder gefärbte',.!
Zustand beschlagnahmt. Ihre Verarbeitung ist für
den allgemeinen Gebrauch nur in ganz bestimmten,
ln der Bekanntmachung näher geregelten Fallen er-
laubt. Zur Erfüllung von unmittelbare-! oder mit-
telbaren Aufträgen der Heeres- oder Marinebehör¬
den (Krregslieserungen^ ist die Verarbeitung und
Verwendung von Bastfasern in wetteni Umfange zn-
oelaffen. Insbesondere dürfen auch ohne einen Auf¬
trag auf Kriegslieferungeu Halb- und Fsrttgerzeug-
miie für .Kriegsbedarf auf Vorrat unter Beobachtung
bestnnmter Vorschriften gefertigt werden,
vollen Maschinen wurde beschädigt. 2kur der gün¬
stigen Windrichtung ist es zu verdaukeu, daß das
Feuer sich nicht auch auf das mufaugreiche Schwel-
lcnlager und das Verwaltungsgebäude verbrettete.
An der Brandstätte, von der noch unausgesetzt rie¬
sige Rauchwolken emporkodern, ist neben den Ha¬
nauer und Großauheimer Feuerwehren ein Ko,n-
nrando eines Eisenbahn-Regiments mit den Losch-
und Bergungsarbeiten beschäftigt. Das Fabrikge¬
bäude ist total ausgebrannt. Der Gebäude- und
Maschinenschaden allein dürste 100 060 Mark be¬
tragen.
§§ Kassel, 23. Dez. 1915. Der Magistrat
der Stadt Kaste! beschloß, den unrerstützungsberech-
tigten Angehörigen der Kriegsteilnehmer
rieben den monatlichen Geldunterstützungen auch
Kleidungsstücke, insbesondere Unterflcidung, zu be.
willigen, ferner die Koste« für ärztlich verordnete
Arzneien und Heilmittel aus städtischen Vtttteln zu
bezahlen; den Angehörigen gefallener Kriegsteil¬
nehmer wttd seitens der Stadt freie ärzttiche Be¬
handlung gewährt. — Eine rechte Weihnacht?-
freude wurde in der stadnschen Ausgabestelle für
bezahlte Frauenarbeit 4000 hier beschäftigten Frauen
bereitet; aus deu Mitteln gemachter Ersparnisse
wurden diesen Frauen je ein Pfund gebrannter
Kaffee, 2 Pfund Zucker uuü zwei größere Büchsen
Fleischkonserven, ferner kleinere Pakete Pfepe»
kuchcn für die Kinder bei der Lobnauszahlung für
die Wechncrchtswoche überreicht. Dieses völlig un¬
erwartete Geschenk rief natürlich lebhafte Freude
hervor. — Der Magistrat der Stadt Kassel ist von
dein Bezirksausschuß für Konsuinentemnteressen
Kassel ersucht worden, die M i l ch b er s o r g u n q
in der Stadt Kaste! zu re«eln, damit der bisherige
Vorrat hergestellten Garne und Gewebe, über die , - .
cm Lagerbuch zu führen ist, sind ebenfalls beschlaa- unbefriedigende Zustand, daß viele Fmni-
nahmt und chre Auslieferuna ist nur zur Erfülluno ! “CK ütt^cre wieder reichlich viel Milch erhal-
eines Auftrags auf Kriegslieferungen gestattet. Trotz I ten» besetttgt wird. Sodarm wird um Einführung
der Beschlagnahme bleich, die Veraußeruna "und ! Vutterkarteu ersucht tmd schließlich eine
" *•* ' ------ ' Neuregelung der bestehenden Brotpreise nach
der Richtung erstrebt, daß die Lwrkaufspreisc für
Brot und Brötchen eine Herabsetzung erfahren.
* Gießen, 23. Dez. 1915. Ci» Wohltäter
der nicht genannt sein wA, hat seiner Vaterstadt
Gießen „aus Anlaß der großen Zeit, in der wir
leben," eiu Kapttal von 150000 Mark zur Ver-
ltch geswrben. Sest 30 Jahre« war er Besitzer des
Rustenberges, dieses Wahrzeichen des Eichsfeldes.
Er war Mitglied des Kreistags, Amtsvorsicher des
Amtsbezirkes Kirchgandern und Rechtsritrer des
Iohannitevordens, leitender Kurator des Jöhan-
niierkraukenhauses in Helligenstadt. Er kandidierte
Vor einer Reihe von Jahren für den Reichstag, aus¬
gestellt von der konservativen Partei für den Wahl¬
kreis Kastel-Prelsungen und war Dkittämpfcr von
1870-71. — Der Wehrmann Albert Furcht, ein
jungverheiratetgr Landwirt von 32 Jahren, hatte
Heimaturlaub genommen, um ferner verstorbeneu
Großmutter in Weißenborn das letzte Geleit zu ge¬
ben. Cr begab sich am zweiten Abend seiner An¬
wesenheit auf den Hof, kehrte aber nicht zurück.
Nach langem Suchen fand man schließlich den Ver¬
mißten im chiesen Brunnen als Leiche vor. Auf
welche Weise der junge Krieger in den Brunnen
geraten ist, erscheint rätselhaft.
* Äschaffenburg. 21. Dez. 1915. Die Stadt
übernimmt als Zuschuß zu W e i h n a ch t s s p e n d e n
für die Fechtruppen 2000 Mark und zur Lazarett-
bescheruno 500 Mark.
* Würzburg, 21. Dez. 1915. Beim Rodeln
rn Kreuzwertheirn ist der Saniräisrat Tr. Körner
aus Breslau verunglückt. Cr wurde nach dem Ju-
liusspttal nach Würzburg verbracht, wo er seinen
Vevletzungen erlege« ist.
Ku§ Geifa und Umgebung.
* Dermbach, 23. Dez. 1915. Vom 1. Januar
191« ab wird der Sitz der hnsiacn B ahnniei-
sterei.nach Dorndorf in das Stationsgebäude am
Bahnsteig der Feldabahu verlegt.
Lieferung von Mstfaserrohstofsen Bastsaftrsviu-
nercren und Seilereien oder an andere Personen
zulässig, die einen schriftlichen Auftrag einer Bast-
fascrspinnerei oder Seilerei zu^ Besckafsunq von
Bastsaserrohstoffen besitzen. Auch die fadenärtraen
Halb- und Fertigerzeugnisse aus Bastfasern, wie
(^-ürne, Zwirne, Seilfaoen, sind erlauör, st-.batz dir»
^ daß ^Deutschland der Friedensbot- , , |ÜU.
Engels fern Ohr nicht verschlostcn hatte. ! Tie Bekanntmachung enthält eine ganze Anzahl wich-
ttnd auch heute noch, nach anderthalbjährigem I ttger Einzelbesttminungen. Ihr Wortlaut ist auf
schwerem Kampfe, haben wir kein anderes Kriegs- ! bern Lcndratsamtc einzusehen.
Beschlagnahme nur Kirre weitere Verarbeitung die- ! fügung gestellt, dessen Zinsen der Kriegssürso-ge der
sec Garne, Zwirne oder Seilsädcn derhindem soll, j Trad: zugute kommen sollen.
Unpolitische Zeitlaufe.
N. Berlin, 22. Dezember 1915.
(Nachdruck verboten.)
Die fünf Sinne zu Weihnachten.
Paßt es denn zu der Erhabenheit des Thristfeftes.
wenn man von der sinnlichen Seite der Feier
redet? O doch Der Erdenmensch besteht ans Seele
und Lerb; ex soll als Ganzes sich in den Dienst deS
Hohen und Heiligen stellen, — mit allen seinen
'^^sten, auch den körperlichen. Die fünf Sinne sind
Mtttel zum Zweck; sie weiten oft zu schlechten
Zwecken mißbraucht und tonnen nicht oft genug durch
die Verwendung zu einem guten und schönen Ziveck
entsühnt, veredelt, geheiligt werden
.Wie lautet der Haupt- und Kernsatz aus der Fest-
"Und das Wort ist Fleisch geworden."
Eme hobere Ehre war nicht denkbar für den menicb-
Körper, als daß der Sohn Gottes einen sol-
bat. Der Ewige wurde ein Men-
denselben fünf Sinnen, die wir Adams-
^Erhabew stolz, du sterbliche Seelenhülle,
und 0etge dich dankbar als tüchtiges Seclenwerkzeuq!
Das Auge.
. Lichter auf dem Altar, Lichter an dw-
Achter am Christbaum. Finsternis weichet es strah-
ftt^htenteden lieblich u-d prächtig vom Knmel L
r Licht allein Augenweide, auch See¬
lenweide. Erleuchtung des Kopfes. - ErlcuchMna
gibt Hoffnung. Jedes
^chemlammchen ist wie em Stern von Bethlebem.
„Wir haben feinen Stern gefeben im Moraenlandc"
und er Itand fttll über dem Ort des -Zelle- '
Zur Weihnachtsfeier paßt nicht das' grelle blen¬
dende Licht, das in die Augen sticht. Eine elektrische
Bogenlampe am Weihnachtsbaum würde wi- di-
Faust aufs Auge wirken. Milde, sanft, warm muß
Es geht nichts über die altväterliche
^erze. ^Ob pe aus edlem Wachs oder aus künit-
kichem Lteann oder aus gewöbnlichern Tala ac-oaen
oder gegossen ist, bleibt sich gleicht Ae LL
Flamme wirkt traulich, gemullich. Und die langsam
^«1 zu sfgen: Getreu bB
Ein sorgenvoller Mitbürger hat gemeint, bei d-r
Herrfchenden Fettknappheit müsse man die Beleuch-
des Ehriftbaumes einschränken. Zu viel Aengst..
ttchkei.. Ein Ucbermaß von Keinen verbietet schon
der gute Gefchmack, denn das Protzen mit Licht
* Aus Thüringen. 23. Ocz. In Mühlhausen
machte ein Bürger bekannt, da« er Goldgeld
oegcil Papier- und Sllbergeld cinttrusche und für
würde die Krippenstmimung verderben. Aber da--
bißchen Fett, was wir^ zur würdigen Beleuchtung
der Haus- und Kirchenseier gebrauchen, können toir
doch noch aufbringen. Lieber ein Paar Tage etwas
Butter am Brot und etwas Schmalz am Kochwpk
absparen, wo es wirMch nottun sollte. Das Auge
hat zu Weihnachten sein angestammtes und unver¬
äußerliches Recht, und was das Auge an Lichtstoft
verbraucht, ist wahrlich nicht verschwendet, sondern
als Nahrung fürs Gemüt lohnend verwertet.
Indem die Lichter die Finsternis durchbrechen,
erkeiuien wir ohne langes Nachdenken, ivarum die
Heilige Nacht uns nicht drückt und schreckt, wie es
sonst die irdische Dunkelheit iut. Das ist die Nacht,
dre den Tag verkündet: das ist die Einleitung zum
Sonnenaufgang, zum Frühling, zur Klärung und
Erwarmmig der Welt, zum Helle des Herzens, der
ACiniuh, der Volker. „Äceine Augen haben dein
Herl gesehen, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
und zum Ruhme deines Volles." Die Vollendiuta
sehen wir noch nicht, aber das Keimen und Wachsens
Und wenn der Friede noch nicht geschlossen ist. so'
fehen wir doch den Morgenstern des Friedensraaes
bereits aufgehen.
Laß dein Auge uni und um gehen bei der Weib-
nachtswier, und laß es mit Behagen ruhen aut
den Häuptern deiner Angehörigen, die mit dir ver¬
sammelt sind zur Familienfeier. Dieses Iabr mit
besonderer Innigkeit, denn was die Kriegsnvt ver¬
schont hat, ist ein neues Gnadengeschenks und das
Leben, das du neben dir sprossen und blühen siehst,
bat^ in dieser verlustreichen Zeit einen vielfältigen
. Tie Augen, welche herzliche Blicke wechseln, be¬
sorgen gleichsam eine drahtlose Telegraphie von Her¬
zen zu Herzen. Ein Austausch von Liebeswellen.
eine Steigerung der Freude auf Gegenseittqkctt
- ^ '"deine Pupille fallt, sind freilich nur na¬
türliche Licktitrahlen. an denen die Prismen und
Luisen des Naturforschers nichts Wunderbares fin¬
den würden. . Aber es gebt durch die Sehnerven zur
-Leele, und die schobst, wenn sie gesund ist, aus den
zuruckgeworfenen Strablen der Weihnachtsker-e et-
Wir kennen das Wort, aber wir wollen es noch¬
mals hören mit unfern leibliche« Ohren, damit sein
Wohlklang uns erfreut und fern Sin« recht tief ein-
dringt.
Glockenklang, Orgelwn, WöihnachtZlieder, —
welch ein Labsal für das Gmnüt! Zll Ostern klingt
der Siegesschall kräftiger, zur Mrrstseier ist das
Wiegenlied zarter und lieblicher.
^ Soeben lese ich den Feldposibries. den ätt Frau-
»ose am vorigen Christfeste geschr-ieben hat, al§ er
und seine Kaineraden ans den nahen Schützengräben
die feierlichen Wsibnachtslieder der deutschen Sol¬
daten crklingcu hörte. Alles stand still am Grob-w-
rand und lauschte Andächtig, bis ein Rohling einen
Schuß abfeuerte, der: den Gesang zum Verstummen
brachte. Das gefühlvolle Lied gehört zur heiligen
Nacht. Auch bei der häuslichen Weihnachtsfeier
müssen die lieblichen Töne erklingen. So „unmusi¬
kalisch" ist doch keine Familie, daß sie nicht leidlich
ein Weihnachtslied singen könnte. And sollte es mit
dem Familiengesang wirklich zu sehr hapern, so ist
doch wenigstens die Sprechsähigkeit vorhanden. Das
soll der Sprecher oder die Sprecherin „aufsagen"»
Quält euch nicht mit Gelegenheitsgedichten oder
sonstigen gekünstelten Deklamationen ab, sondern
svrccht lieber einfach eines von unseren allen ver¬
trauten Weibnachtsliedern im Familienkreise vor.
| Es braucht nichts Neues zu- sein; gerade die bekann¬
ten gewohnten Worte, an die jeder seine Crinne-
I rangen knüpft, gehen zu Herzen und schaffen eine
behagliche Erbauung.
Wo ein Mnsikinsttument zu Hause ist, da he-
kommt die Fetex eine hübsche Forderung, d. h unter
der Voraussetzung, daß man passend« Stücke
vorrrägt. Zum hl. Abend paßt wine Schützcnfeft-
musik. Durch die Töne soll die Stimonmg gehoben
aber nicht verflacht werden. Freudig können sie
E ausgelassen. Auch wenn das
Chrrstklndchen s-lbst in der Krippe läge, müßte der
-pteler fich nicht zu schämen brauchen.
Darin steckt » b die Richtschnur für die W o r t e
dre bet der Feier gewechselt werden. Ungeziert, ober
Berlnstlisten Nr. 411.
Aus itw KcrsreitnngSgeüier nuferer Zeitung enthält
die Liste folgende Namen.
Geir. Georg Krafft, Sschweae, leicht verw
Zerr.Ludwig Hohmann, Ltibolz, gest. Reinhard
Raufch, Dalherda, körchi verw. Hermann Radc-
macher,^ Marburg, gest. Gefr. Bernhard Rieck,
llafstt. gef. Oskar Ebel, Kassel, leicht verw. Gefr.
Duaust Liebegott. rkaffel, verw. Emll Eckhardt
llafftl. verw. Daniel Adler. Weden, gest Wilhelm
Sroh r, Itirchhai», bernr. Heinrich W iokina, Mar-
d«tt, vermißt. Herbert ftu«eint«tut, llirchhain.
siest- Gefr. Atzolr Kästner, Lasse!, bisher vermißt
m Gefgfch. Gefr. Georg Erpskorn. Bebra, verw.
.;obann Brill. Nischhaufen, gen, Julius Keipcr,
Koffet. schwer verw.
Andersgläubigen habe« oft kein Verständnis für den
Weihrauch in unseren Kirchen: doch für uns ist das
em erbaulicher Wohlgeruch. Vor allem zu Weih¬
nachten, denrr es steht geschrrebelc. daß die Weisen
aus dem Mvrgenlcmde dem Cbristttnd Weihrauch
darbrachten neben Gold und Myrrhen.
Der Geschmack.
Zür Mäßigung i« Leckereien und festlichen Lisch,
genügen «origt schon die schwere Zeit. Doch darf
man den Kindern nicht die Gaumenfreitde ganz ab-
schneiden. da ihm sonst der WeiLnachtstag wie ein
bittÄer Absttnenztäg Vorkommen würde. U rd >oir
Großen dürfen uns ein besonderes Festgerrckft um
so eher leisten, je getreuer wir sonst den ' staa üchcn
und hausmütterlichen Spapvorschkiftsn unserem Ma¬
gen Untettvorsen haben. Wes zu 'einer Zeft. das
Fasten an den gewöhnlichen Tagen und die Auffri¬
schung des „inneren Menschen" bei feierlicher Ge-
lcgenhest. Spare m der Zeit, so hast du am Festtag.
-7 .Wenn die Fcnnilie sich gemütlich um den SPSse-
stick vereint und noch andächtigem Gebet sich die
Gaben Gottes munden läßt, so paßt das ganz grtt °
in den Festrahmen und dient auch zur Erbauung.
D a s G e f ü h l.
Tamst nt das körperliche Gefühl gemeint. Da¬
sieht prosaisch aus, aber es kann doch ein Hilssmitte'
für das innere Gefühlsleben sein. Bor der Weih¬
nachtsfeier gebe z. B. etwas hinaus in die frische
kalte, dunkle Winterluft: wenn du dann zurückkehrsi
in die mollige Stube, zur Höllen Feier, dann spürst
du lebhaft, wieviel bester ihr es habt, als die Käntp
ter draußen in Schmutz und Frost und Todesaricchr.
Und wenn du deine Kinder oder Enkel bcfchentt
ra,t, so lege ihnen einen Augenblick die Sand aufs
Hauvt und svrich ein Seaenswork. Di? Berühruna
wird den Eindruck verstärken, — nach beiden Seiten
bin. Und dann der Händedruck beim Danke' Dgs
Ineinandcrlegen der Hände ist durchaus nicht so
entfach- es labt sich in der Art. der Stärke und der
Dauer des Druckes sehr viel sagen, — oft wirksamer
was Hohes. Herrliches, Heiliges, Himmlisches heraus ! immer im Eingang mit der Weihe Und^Würd'e°deS I ^^nn der Weiy-
Hebet die Lider und schauet auf. das Schöne und Tages. Kurz und herzlich! m «ojttfetat eme Art V ersoh nu n g sfcst voran
Gute liegt so nah!
DasGehor.
das Licht vom Himmel folgt die Summe
Freichc^ Sieh, ich verkündige euch eine große
gegangen ist.
_ ^ Geruch. Kurz und gut: man muß die Weihnachtsfeier
Aas Afchenbrodel unter den fünf Sinnen. Das ! gauzer-seele, aus dem ganten Gemüt und mit
tttt denn die Nase mrt der Weihnachtsfeier zu tont’ I Kräften von Seele und Leib begehen, dann
O, auch der Geruch vom Tannenbaum ist erbaulich- ! -e Den, fteudig, segensreich,
das ist Fruhlingsdust, der die Hoffnung belebt. Dft '