Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Das wäre das Richtige. 
wtb. London, 27. Febr. Die „Times" melden 
»ns Washington: Die amerikanische Presse schreibt, 
daß der Präsident, falls seine Vorstellungen bei 
Deutschland und England scheitern, vielleicht geneigt 
?!in werde, alle Ausfuhr nach den krieg- 
ührenden Staaten zu verbieten. Ferner 
wird erklärt, der Präsident könne drohen, den H a n d e l 
in Konterbande zu verbieten, um England 
ru nötigen, die Einfuhr von Nahrungsmitteln nach 
Deutschland zuzulassen. Die Bewegung zugunsten 
eines Verbots der Ausfuhr von Konterbande wird 
von der deutschen Propaganda in der Union unter¬ 
stützt, gewinnt beim Publikum Boden und nimmt 
an Bedeutung zu. Infolge der Aufhebung der Staats¬ 
versicherung für Schiffe, die nach nordeuropäischen 
Häfen bestimmt sind, vermutet man, daß die Prämien 
bei der Wiedereröffnung bedeutend steigen werden. 
Das „Neuyork Journal of Commerce" vertritt die 
Ansicht, daß der Passagierverkehr wahrscheinlich ziem¬ 
lich aufhören, daß aber die Warenausfuhr von Neu¬ 
york keine Verminderung erfahren wird. 
Die Rückfahrt des „Jason". 
wtb. London, 28. Febr. 1915. Das amerikanische 
Schiff „Jason", das Weihnachts-Gaben nach Belgien 
gebracht hat und mit Ausstellungsstücken für 
San Franziska zurückfuhr, lichtete die Anker in der 
Nacht in Bristol und erlitt nicht den geringsten 
Angriff von Unterseebooten, obwohl es ohne beson¬ 
dere Vorsichtsmaßregeln weiterfuhr. 
Die „Daeia" gekapert. 
* Paris, 28. Febr. 1915. Der Dampfer „Dacia" 
wurde von einem französischen Kreuzer im 
westlichen Kanal an geh alten und nach Brest 
geführt. 
Russen festzuhaltest. Doch schon nach einigen Sekun¬ 
den war die ganze Truppe versunken . . . ." 
(Ctr. bin.) 
Die Eisenbahnbrücke von Warschau gesprengt. 
Der „WidenSki Polski" meldet dem „Berliner 
Lokalanzeiger" zufolge aus Warschau: Die Abge¬ 
sandten der polnischen Unabhängigkeitspartei haben 
die von russischen Wachen streng behütete Eisen 
bahn brücke bei T e n s c z ' in die Lust g e 
gegnen ihr auf ihrem Marsche talabwärts. Schwere 
Bremsschuhe verhindern nur mit Mühe das Ab¬ 
gleiten der Wagen auf den schmalen glatten Serpen¬ 
tinen des Weges. Kraftwagen der höheren Befehls¬ 
haber fauchen mühsam herauf und winden sich zwi¬ 
schen den Fahrzeugen hindurch. Hier hilft ein 
Trupp zurückaeführter russischer Gefangener einen 
an steilem Absturz im Schnee festgefahrenen Kraft¬ 
wagen befreien. Am stahlblauen Winterhimmel 
kehrten ratternd zwei Flugzeuge von der Erkun- 
s p re n g t. Die Brücke liegt" einige Bahnstationen ! düng der russischen Stellungen zurück. Die abge- 
vor Warschau in der Richtung Bjeloswk—Grodno. 
(ctr. bln.) 
Trotze russische Verluste. 
wtfc Wien, 27. Febr. 1915. Amtlich wird gemel¬ 
det: An der polnisch-galizischen Front stellenweise 
lebhafter Gefchützkampf. In den Karpathen ist die 
allgemeine Situation unverändert. Im Abschnitt 
Tucholka—Wyszkow wurde heftig gekämpft. Hier 
wurde ein neuerlicher Angriff auf die eigenen Stel¬ 
lungen im Opor-Tale nach erbittertem 
Nahkampf unter schweren Verlusten 
des Gegner - zurückgeschlagen. Das an- 
greffende 9. Finnische Schützenregiment ließ dreihun¬ 
dert Tote, mindestens ebensoviel Verwundete an un¬ 
seren Stellungen zurück. Siebenhundertdreißig Mann 
des Regiments wurden unverwundet gefangen. 
— Die mit großer Hartnäckigkeit geführten Kämpfe 
in Südostgalizien dauern an. 
wtb. Wien, 23. Febr. 1915. Amtlich wird ge¬ 
worfenen Photographien zeigen deutlich erkennbar 
die feindlichen Schützengräben und Truppenan- 
sammlungen auf der abgebildeten Schneefläche als 
schwarze Linien und Rechtecke. 
Ein eiserner Wille nur scheint hier auf diesen 
verschneiten Gebirgsstraßen zu herrschen: den droben 
kämpfenden Kameraden unter allen Umständen Mu¬ 
nition und Verpflegung heranzuführen. Der Be¬ 
griff des „Hindernisses" hat in den Karpathen seine 
BsWfrtung verloren. 
Schwere Kämpfe haben unsere Truppen in den 
Karpathen hinter sich; harte Kämpfe auf den Pa߬ 
höhen sind augenblicklich in der Entwickelung, här¬ 
tere stehen vielleicht noch bevor. Die deutschen Kar- 
pathentruppen aber werden in ihren Leistungen 
mcht zurückstehen hinter den Kameraden, die von 
der Nordsee bis zur Schweizer Grenze, die von Gum¬ 
binnen bis Südpolen kämpfen. Dafür bürgt der 
Geist der Leute, den die Schwierigkeiten des winter- 
lrchen Hochgebirges nicht erschrecken. 
Deutsch-Ofiafrira Molkt er?. 
wtb London, 27. Febr. 1915. (Meldung des Rem 
erschen Bureaus.) England hat die Blockade von 
Deutsch-Ostafrika angekündigt. 
wtb Haag, 27. Febr. 1915. Der „Staatscourant" 
schreibt: Der Minister des Aeußern bringt zur 
Kenntnis, daß die britische Regierung mit Beging 
der Mitternacht zwischen dem 28. Februar und dem 
1. März die Blockade der Küste von Deutsch-Ost- 
afrika und der anliegenden Inseln angekündigt hat. 
Binnen vier Tagen vom Inkrafttreten der Blockade 
ab gerechnet düffen neutrale Schiffe das blockiert^ 
Gebiet ungehindert verlassen. 
p Sturmzeichen in Französisch-Jndochina. 
wtb. Paris, 28. Febr. 1915. Der ,TemPs' melde, 
aus Kambodscha: „Der Verwalter der Zivildienste 
in Jndochina, der sich mit 50 Miliz-Soldaten aus 
erner Inspektions-Reise befand, wurde in der Nacht 
vom 10. Januar von Eingeborenen, die von deut¬ 
schen Agenten aufgestachelt waren (?), mit 4 Soldaten 
getötet." 
„Deutsche Agenten" in Jndochina? Die Ersiir 
düng ist gar zu dumm. 
8er TQrMrieg. 
Die zweite Beschießung der Dardanellen. 
wtb Konstantinopel, 26. Febr. 1915. Das Haupt- 
quartier teilt mit: Durch eine siebenstündige Be¬ 
schießung mit schweren Geschützen haben die feind- 
lischen Schiffe gestern unsere äußeren Forts an 
Der Krieg gegen Und. 
Przemysl ist nicht z« erobern. 
meldet: In Polen und Westgalizien hat sich nichts „D. Tgztg." meldet, einen durch die Flieaerpost be- Li.” fx* b W. L” an eimgen Punkten beschä- 
Erfanden «rtilleriMmpfe Adert«, Ares^nten Bericht aus Przemy-l. worin Twen «$14 fcSirtSTaSffrS*? 
Karpathenfront und ttn Raume | 5? •k,./'",: Przemysl tft nicht zu erobern, j liche Flotte die Bei wie ftuno fort r.* 
5ie 'udlick des Dniestr wird ae- ! Ku ^?d7n wird^ Man^muß d^nHeldmmM der - °6eram Nachmittag aus dem Feuerbereit unserer 
Der Dank des Kaisers an Hindenburg «nd 
Ludendorff. 
wtd Berlin, 27. Febr. 1915. Dem Generalfeld- 
Marschall von Hindenburg wurde seine Er¬ 
nennung zum Chef des zweiten Masurischen Infan¬ 
terie-Regiments Nr. 147, wie die „Kriegszeitung des 
Berliner Lokalanzeigers" erfährt, in nachstehender 
Weise vom Kaiser bekannt gegeben: 
„Mein lieber Generalfeldmarsch all! Nach dem gloc- 
»eichon Verlause der Winterschlacht in Masu¬ 
ren, in der unter Ihrer bewährten, meisterhaften lieb 
lung mein rmvergleichlich tapferes Ostheer dem Feinde 
den letzten suhbreit heimatlichen Bodens entrissen und 
seine Armee weit in das eigene Land treibend, ver¬ 
nichtend geschlagen hat, ist es mir ein bringendes Be¬ 
dürfnis, zu danken für all das, -was Sie und die 
oraven Truppen jetzt wieder für das Vaterland geleistet 
haben. Ich will meinem königlichen Dank aber noch 
dadurch besonderen Ausdnuck gelben, 'daß ich Ihnen das 
Eichenlaub zum Orden Pour le merite verleihe und 
ois ferner unter Betas sang ä kt suite des dritten 
'iarderegiments zu Fuß zum Chef des zweiten 
Masurischen I n f a n t« ri e-R egt. Nr. 147 
ernenne. In 'der Wahl dieses Regiments, das sich bei 
den Kämpfen im Osten unvergängliche Lorbeeren er¬ 
rungen hat, werden Sie ersehen, wie dankbaren Her¬ 
zens ich Jbre Verdienste um die Befreiung Ostpreußens 
von dem feindlichen Einfälle anerkenne. Gott fct 
auch ferner mit unserer gerechten -Sache und schenke 
uns noch viele solcher Siege." Wilhelm. 
Auch der Chef des Stabes beim Gencralfeldmar- 
schall von Hindenburg, Generalleutnant Luden¬ 
dorfs, erfuhr die Verleihung des Eichenlaubs zum 
Orden Pour le märite vom Kaiser durch folgendes 
persönliches Telegramm: 
„Aus Anlaß des herrlichen Sieges über das noch 
jüngst in Ostpreußen stehende Russenheer, spreche ich, 
mein lieber Generalleutnant Ludendorff, Ihnen, dem 
treuen, unermüdlichen Generalstabschef des Oberbefehls¬ 
habers der gesamten deutschen Streitkräfte im Osten, 
meinen königlichen Dank für Ihre hervorragende An¬ 
teilnahme an dam Gelingen des so großzügig ange¬ 
legten und glücklich durchg.efübrten Unternehmens aus. 
tch verleihe Ihnen hiermit das Eichenlaub zum Orden 
our le merite, eine Auszeichnung, deren Sie sich mir 
berechtigtem Stotz erfreuen können." Wilhelm. 
Die deutsche« Verluste 
in der Winterschlacht. 
wtd Berlin, 28. Febr. 1915. (Amtlich.) Nach 
einer Behauptung der Londoner „Central News" soll 
der deutsche Botschafter in Rom erklärt haben, daß 
wir in Ostpreußen an Toten und Verwun¬ 
deten 100000 Mann verloren hätten. Das 
englische Bureau knüpft an diese, selbstverständlick in 
allen Punkten erfundene Meldung den Zu¬ 
satz, daß der deutsche Erfolg somit in keinem Ver¬ 
hältnis zu den gebrachten Opfern stche. Das letzte 
trifft zu, allerdings nicht in dem Sinne der „Central 
News". Me große Eile, mit der sich die rrissische 10. 
Armee der deutschen Umklammerung zu entziehen 
suchte, hat zur Folge gehabt, daß unsere Truppe nur 
auf einzelnen Teilen der Kampffront mit dem 
Feinde in so enge Gefechtsberühung gekommen 
sind, wie sie es in dem sicheren Ge- 
s ühl ihrer Ueberlegenheit erbofft hatten. 
Da, wo der Gegner standhielt, ist er dieser Ueberlegen¬ 
heit zum- Opfer gefallen. Im übrigen haben wir o i e 
in der Kriegsgeschrchte einzig dasteh¬ 
ende Winterschlacht vornehmlich durch J 
Ueberraschung und Schnelligkeit ge¬ 
wonnen. @o kommt es, daßunsereGesamt- 
Verluste mtt dem glänzenden Ergebnis des Sie¬ 
ges tatsächlich im Mißverhältnis stehen. Sie sind 
ganz ungewöhnlich gering und betragen 
noch nicht ein S e ch st c l der von der „Central 
News" erwähnten Zahl. Daß die Verluste überdies 
zum großen Teil nur ans vorübergehende Ausfälle 
durch Marstbkrankheit beruhen, ist mcht nur sehr er- 
reulich, sondern zeigt auch von der rücksichtslosen 
Entschlossenheit unserer Verfolgung. 
Die Russen im See. 
Ans den Kämpfen in Ostpreußen wird in 
einem Feldpostbriefe eine bemerkenswerte Episode in 
der ,Kdnigsb. Hart. Ztg." geschildert: „. . . Um die 
auf der westlichen Seite des großen K-Sees stehen¬ 
den Preußen zu überfallen," erzählt der Briefschrei- 
ber, „begaben sich am 22. Januar etwa drei Kom¬ 
pagnien russischer Infanterie, die in der 
großen Siewker Forst und den angrenzenden Wäl¬ 
dern hausten, bei trübem Wetter über den zuge- 
»rorenen See hinweg, um sich an die Stellungen 
der Preußen heranzuschleicken. Kaum waren sie dem 
andern User nahe genug gekommen, als sie gebüh- 
Besatzung besonders hervorheben, die unter dem 
General Kusmanek Bewundernswertes leiste. Ver¬ 
suche, russische Bomben aus Flugmaschinen aus die 
Festung zu werfen, mißlangen jedesmal unter dem 
Feuer der Batterien. Alle Angriffe des Feindes 
wurden bisher unter schweren Verlusten für ihn ab- 
gewiesen, wahrend wir bei unseren Ausfällen eine 
Anzahl Maschinengewehre erbeuteten, (ctr. bln.) 
Russische Soldaten in Weiberkitteln. 
wtb. Wien, 28. Februar 1915. Amtlich wird 
von dem Armeeoberkommando mitgeteilt: Zur Cha¬ 
rakterisierung der russischen Kampfweise sei erwähnt, 
daß m der letzten Zeit russische Soldaten als 
Frauen verkleidet, von guten Aussichtspunkten 
aus arg unsere Truppen gefeuert haben. Diese 
bls ietzr noch nicht praktizierte Art der Verkleidung 
russischer Armeeangehörigen, die also Weiberkittel 
benutzt, um den Feind zu täuschen, ist gewiß wenig 
ruhmvoll. Den Abteilungen des Feindes, deren 
Soldaten rn Mauenkleidern kämpfend gefangen ae- 
nommen werden, wird die' Ausübung dieser 
Kriegslist gewiß nicht zur Ehre gereichen. 'Na¬ 
türlich wir jeder feindliche Soldat, der in 
solch unwürdiger Verkleidung in unsere Hände fällt, 
erschossen. ~ ' ' 
Niedergeschlagenheit in Rußland. 
Die letzten russischen N i e d e r l a g e n in M a s u r e n 
haben nach Mitteilungen, die der„BerlinerMorgenpost" 
ziffolge nach Kopenhagen gelangt sind, einen nieder- 
Besonderes ereignet 
statt. — An der 
von Wysckow sowie südlich des Dnjestr wird ge 
kämpft. Die Situation hat sich in den letzten Tagen 
nicht geändert. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: 
v. Höf er, Feldmarschallentnant. 
, ^ Die Karpathenkämpfe. 
wtb Wien, 27. Febr. 1915. Der Kriegsbericht¬ 
erstatter des „Fremdenblatt" telegraphiert: Die 
Kämpfe am Nordabhang der Karpathen 
und am Abschnitt bei Stanislau nehmen derzeit 
einen ruhigen Charakter an. Gehemmt ist das 
Tempo unserer Attion durch große Schneefälle, die 
alle Bewegungen verlangsamen. Me Russen haben 
große Verstärkungen herangezogen. Sie 
scheinen unserem Vordringen gegen den Dnjester 
eine entscheidende Bedeutung beizumessen und kon¬ 
zentrieren hier alles, was sie an Kräften in Ostgali¬ 
zien freibekommen. Die Situation ist für uns in¬ 
sofern günstig, als die Verhältnisse einen Bewe¬ 
gungskrieg gestatten, in dem erfahrungsgemäß 
die Taktik der Verbündeten der schwerfälligen Po¬ 
sitionstaktik der Russen überlegen ist. Der An¬ 
griffsgeist unserer Truppen ist vorzüglich, insbeson¬ 
dere bewähren sich die kroattschen Regimenter. 
Die deutschen Truppen in den Karpathen. 
I. 
Aus dem Großen Hauptquartier wird uns ge¬ 
schrieben: 
Seit etwa drei Wochen operiert eine deutsche 
Heeresgruppe in unmittelbarer strategischer 
und taktischer Anlehnung an die österreichisch-unga¬ 
rische Armee in den Karpathen. Das Gelände der 
erbitterten Kämpfe liegt in der allgemeinen Linie 
Delatyn-Tucholka-Kiczera-Schilska-Bereznican und 
nordwestlich. 
In Eis und Schnee, in Geröll und Schlamm 
ringen hiev deutsche und österreichisch - ungarische 
Truppen gemeinsam um die teilweise noch von den 
Russen besetzten Pässe. Hier, in den Karpathen, 
wird die Entscheidung angestrebt, die den Feind' zu¬ 
rückdrängen soll in die Ebenen Galiziens. 
Me Entwickelung der Operationen verbietet 
augenblicklich noch eine Beschreibung der bisherigen 
schweren Kämpfe. Soviel kann aber bereits heute 
gesagt werden: Deutschland darf stolz sein auf seine 
Söhne, die in den Karpathen unter unerhört schwie¬ 
rigen Verhältnissen, im Schnee und in der Eiskälte 
des Hochgebirges, ihren harten Dienst erfiillen. 
Im Schnee ausgehoben sind die Schützengräben 
und die Feuerstellungen der Artillerie. Schneebe¬ 
deckte, enge und gewundene Pässe müssen gestürmt 
oder im feindlichen Feuer überwunden werden. Tie 
Gefechte sind überaus heftig. Es liegt in der Na- 
tur des Gebirgskrieges, daß die Angriffe häufig nur 
frontal durchgeführt werden können. Umfaffungs- 
bewegungen erfordern im Hochgebirge unendliche 
Zeit, die der Gegner ausnutzt, um der Umfassung 
eine neue starke Front auf den die Nebentäler be¬ 
herrschenden Höhen entgegen zu stellen. So mutzte 
häufig in heftigem Frontalkampf der Feind nieder¬ 
gerungen und auf rückwärtige Stellungen zurückge¬ 
drängt werden. 
Mit überraschender Schnelligkeit haben sich un¬ 
sere Truppen an die schwierigen Verhältnisse des 
Gebirgskrieges gewöhnt. Führer und Truppen ha¬ 
ben sich den neuen Bedingungen des Kampfes im 
Hochgebirge angepaßt. Die mangelnde Querverbin¬ 
dung zwischen den einzelnen Paßstraßen ist durch 
ein ausgiebiges Netz von Trcchtleitungen ersetzt wor¬ 
den. Auf Schneeschuhen gleiten ganze Kompagnien 
oder einzelne Patrouillen die Hänge entlang." In 
Baracken biwakieren die Truppen, denen mangel¬ 
hafte und wenig zahlreiche Ortschaften im Gebirge 
keine ausreichende Unterkunft gewähren. 
Unter militärischer Aufsicht arbeiten starke Ko¬ 
lonnen von Landeseinwohnern an notdürftiger Aus¬ 
besserung der Wege und Paßstraßen; eine fast ver¬ 
gebliche Arbeit, wenn die Mittagssonne die ausge- 
sahrenen Gleise und ttefe Wagenspuren in Schuee- 
schlamm und tiefe Wasserlöcher verwandelt. 
1000 Meter) hinan. Zerstörte Gehöfte wenige ! f“ JL-I ?urde, 
schwarze aus dem Schnee ragende Trümmer und 
aber am Nachmittag aus dem Feuerberei 
Batterien Scd ul Bahr zurückgezogen. 
Ueber das Bombardement erfährt das „Berliner 
Tageblatt" noch folgendes: Die Beschießung hat 
volle acht Stunden gedauert. Wahrend dieser 
Zeit haben f a st u n a u s g e s tz t die englischen und 
französischen Kriegsschiffe die Äußenfortz der Dar- 
danellen Orchanic und Kum-Kale auf der asiatischen, 
Erthagrul und Seid-ul-Babr auf der europäischen 
Seite bombardiert. Trotzoem hat die feindlich» 
Flotte keines der Forts vollständig Niederkämpfen 
können, obwohl sie sich schließlich der Forts aus kurz« 
Entfernung näherte, um sie mit zahllosen Schüssen 
ihrer großen Geschütze zuzudecken. Namentlich Seid- 
ul-Bahr und Kum-Kale waren dem heftigsten Feuet 
der Engländer und Franzosen ausgesetzt. Me Men¬ 
schenverluste auf türkischer Seite sind unverhältnis¬ 
mäßig gering. Das Feuer der Forts hatte sehr gute 
Erfolge. Mehrere feindliche Kriegsschiffe, 
darunter der „Agmnemonon" wurden schwer be¬ 
schädigt. Ein feindliches .Kriegsschiff soll in 
Brand geraten sein. (ctr. bln.) 
Wie die „Central News" aus Venedig erfahren, 
nahmen an der Beschießung über vierzig grö¬ 
ßere und mittlere Kriegsschiffe, durchweg 
jedoch modernste Panzer mit Geschützen größten Ka¬ 
libers, teil. Me Forts scheinen aber keineswegs so 
stark gelitten zu haben, wie man anfänglich vermu¬ 
tete. Es verlautet, die Engländer hätten an der 
kleinasiattschen Küste südlich der Insel Tenedos aus 
der Höhe der Ortschaft Ezine einen Landungsversuch 
unternommen. Da über oen Verlauf des Landung?- 
7e"-x0—"D-'.-'-r, Versuches keine näheren Mitteilungen gemacht wer- 
'^/"ernden Eindruck nt Rußland hervor- den scheint - ' ' “ ~ ' S ‘ 
mta1a —t"' °“i'-in Petersburg und ' ' ^ ' 
- .. • . --mehreren Spalten. 
So sind zum Betsprel die ersten Berichte und Be¬ 
ttachtungen des militärischen Mitarbeiters von Birsche- 
wija Wjedomosti von der Militärzensur ganz gestrichen 
worden. Der „Petrogradski Kurjer" bringt an erster 
Stelle einen Artikel mit der Neberschrist: '„Mehr Zu- 
versicht". Dann folgt aber eine große unbedruckte 
F^che. Hierauf folgen einige Zeilen, daß die mili¬ 
tärischen Sachverständigen den Leser beruhigen könnten, 
aber „infolge vieler an sie gestellten Forderungen 
konnten sie nicht offen sprechen" und so bernnrnhiqen 
sie nur, indem sie schreiben, (ctr. bln.) 
Eine Äriegssahrkartenstencr in Rußland. 
Mitteln^die^ruffische^Regie^lna ^greisen"muß^ um I manen werden Dunkel der Rächt .bemerkst 
die Kriegskosten aufzubrinqen, ist du uns aus sicherer | ^dre nn Kana^ patrouillierenden ftindlichen 
Quelle zugehende Nachricht, daß aus den russischen " " "" " """ 
Eisenbahnstrecken ein Zuschlag von 25 Prozent als 
Kriegssteuer für jede Fahrkarte erhoben wird. Welcher 
Gegensatz zu Deutschland, wo überall durch Fahr¬ 
preisermäßigungen und Tarifvergünstigungen den 
während des Krieges auftauchenden wirtschaftlichen 
und sonstigen Bedürfnissen des Volkes Rechnung 
getragen wird! 
Fünf Dnmamitglieder verurteilt. 
wtb Petersburg, 27. Febr. 1915. Das Kriminal¬ 
gericht verurteilte mehrere Sozialdemokraten, 
unter denen sich fünf Dumamitglieder befan¬ 
den. zum Verlust aller bürgerlichen Rechte 
und zu V e r b a n n u n g s st r a f e n. Die Dumamit- 
S" der waren angeklagt, in chrer Eigenschaft als 
glieder der sozialdemokratischen Partei eine Agi¬ 
tation gegendenKriea eingeleitet zu haben und 
für die Verbreitung des Gedankens, alle europäischen 
Staaten, mit Einschluß Rußlands, in demokratische 
Republiken umzuwaudcln, in Arbeiterkreisen eingette- 
ten zu fein. 
Die Flotienvcrernsmitgllcdcr wieder verhaftet. 
wtb Kiew, 26. Febr. 1915. Nach der „Rußkija 
Wjedomosti" sind die Mitglieder des deutschen Flot¬ 
tenvereins in Kiew, die freigelassen worden waren, 
nach chrer Befreiung alle sofort wieder verhaf¬ 
tet worden, angeblich aiis andern Ursachen. 
Mauerrestr bezeichnen die Stätten ehcinaliger Ge- 
birgsdörfer. Für die aus der Feuerlinie in Re Feld¬ 
lazarette abgcschobenen Verwundeten und für die 
Kolonnen und Trains sind die Teilstrecken der end¬ 
losen Paßsttaßen behelfsmäßig Erfrischungsstattonen 
in Baracken errichtet worden. 
Unter denkbar schwierigsten Verhältnissen voll¬ 
ziehen sich die Kolonnenbewegungen hinter der 
rend empfangen wurden. Durch das preußische Schnell- FroM: eine Mesenarbeit, zu deren Bewältigung nur 
Aiwr aus die ausgedehnte Tieffläche zurückgetrieben, eisernes Pflichtbewußtsein fähig ist. Hier im 
begannen sie sich wieder nach ihren alten Stellungen I Hochgebirge leisten die Kolonnen mit ihren erschöpf- 
'.urück naziehen; sic waren aber kaum bis in die Mitte len Pferden in Eis und Schnee Taten füllen, aber 
des Sees aslanat. als unicci-bravcn ..Sckiwarrkräaen" I desto eindrucksvollei-en .fwlKon, 
kees gelangt, als unsere braven „Schwarzkrägen 
aus ihren ehernen Schlünden ganz energisch zu ftin- 
begannen, sodaß das Eis des Sees an jener 
Stelle in einigen Minuten in winzige Stückchen zer¬ 
trümmert war. An diele« kleinen Eisfragmenten 
suchten ich *»tr nun dem sicheren Tode geweiht, n 
desto eindrucksvolleren, enffagungsreichen Helden¬ 
tums. 
In endlosem Zuge arbeitet sich hier mit Pferde- 
und Menschenkrast eine Muniüonskolonne auf 
Schlitten zur Paßhöhe hinaus. Die schwerfälligen 
Fahrzeikge einer geleerten Berpftequngskolonne be- 
r« .. t o . -”-'J—- rr—'*’*■' I ««>, iu/euu er ivohl -burd) die Anwesenheit türkischer 
9^ße Zettungen m Petersburg und ! Streitkräste vereitelt worden zu sein. 
Moskau ericheinen mrt Lucken von mehreren Svalten. I Konstanünopel, 27. Febr. 1915. Heute wurde 
kein Angriff der feindlichen Flotten auf die 
Dardanellen gemacht, (ctr. fft.) 
wtb Konstantinopel, 28. Febr. 1915. Das Haupt¬ 
quartier teilt mit: Die feindliche Flotte beschoß 
heute in großen Zwischenpausen das am Dardanellen¬ 
eingang liegende Fort Sedulhahr. 
Am Suez-Kanal. 
wtd Konstanünopel, 27. Febr. 1913. Der Be¬ 
richterstatter der Agence Milli auf dem ägyptischen 
Kriegsschauplatz telegraphiert: Aegypter, di« 
schwimmend den Suezkanal durchqueren, überbringe« 
den türkischen Truppen die Grüße ihrer Kameraden. 
Me Zusammenkünfte zwischen Aegypter und OS- 
manen werden im Dunkel der Nacht bewerkstelligt, 
da die im Kanal Patrouillierenden feindlichen Tor¬ 
pedoboote am Tage keinen Muselmanen an daS 
Westufer des Kanals herankommen lassen. Meha- 
risten-StrerfkorPs haben die Meldung überbrachh 
daß die Engländer die bei den ersten Zusammen¬ 
stößen von "der türkischen Artillerie zerstörten Der- 
teidigungswerke eiligst wieder in Stand setzen. 
Verunglückter französischer Landungsversuch, 
wtb. Konstantinopel, 26. Febr. 1915. Dali 
Hauptquartier teilt mit: Am 10. Februar hat ei« 
französischer Kreuzer an der Küste von Akaba 
(östlich der Sinaihalbinsel) etwa 100 Soldat«v 
ausgeschifft; nach einem zweistündigen Gefecht 
flüchtete der Feind unter Verlusten auf daS 
Schiff zurück. Trotz der Heftigkeit seines Geschütz» 
und Maschinengewehrfeuers hatten wir nur os« 
Tote und drei Verwundete. 
Die anderen Hechte, 
Das Berfarumlungsverbot in Jtaliekd 
Wie notwendig das vom italienischen Minister¬ 
rat erlassene Verbot von Versammlungen und De- 
monsttationen war, geht aus de« Meldungen über 
Demonstrationen in einigen Städten, besonders 
Oberitaliens, hervor, die zum Teil einen revolutio¬ 
nären Charakter annahmen. Als in Reggio eine 
Versammlung stattstnden sollte, in der der öster¬ 
reichische Reichsratsabgeordnete Dr. Cesare Battisti 
(Soz.) sprechen wollte, sammelte sich eine feindliche 
Menge an, deren Haltung bald drohend wurde. 
Während eine Abteilung Karabinieri Absperrungs¬ 
maßregeln vornahm, wurde sie das Ziel eines leb¬ 
haften Steinbombardements. Als eine Abteilung 
Karabinieri bei dem Transport eines verwundeetn 
Kameraden weiter mit Steinen beworfen wurde, 
gab sie Feuer. Durch die Schüffe wurde eine Per- 
st>n getötet und fünf Personen wurden verwundet, 
von denen eine in der Nacht gestorben ist. Es sind 
ferner drei Karabinieri verwundet und elf leicht ver¬ 
letzt worden. Zwei Schutzleute erlitten Wunden, 
zwei Quetschungen. — In Mailand kam es gc- 
legenttich der Massenversammlungen der Kriegs 
Partei zu Faust- und Stockkämpsen. Krawalle fan 
den auch in R o m statt. 
Das Versammlungsverbot hat noch am Freitag 
in der italienischen Kammer zu eincr An¬ 
frage geführt. Ministerpräsident Salandra nahm 
zur Verhandlung dieser Anfrage zweimal das Wort 
und begründete seine schwerwiegende Maßnahme 
ausdrücklich mit den Zusammenstößen zwischen De- 
monstranten und Militär in Reggio. Minister Sa- 
Flicger unserer Berbundetm über Serbien. 
Aus Budapest wird dcr „Frankfurt. Ztg." ge¬ 
meldet: Unsere Flieger kreisen fast täglich über die 
nördlichen Gebiete Serbiens und liefern sehr wert. 
erschienen unsere Flieger über Belgrad und warfen 
Pavierstreifen mir der Mitteilung von dem glän¬ 
zenden Sieg Hindenburgs in Masuren ab. 
Sonst herrscht derzeit au dcr Sawe volle Ruhe. 
(ctt. fft.) 
Irem See- und is&erseeRrleg. 
Ein Unterseeboot iw Meerbusen von 
Biscaya. 
Aus Bilbao wird telegraphiert: Im Meerbusen 
von Biscaya (dem Winkel zwischen Frankreich und 
Spanien), in der Nähe von Algorta, wurde ein die 
französischen und spanischen Gewässer abpatrouillieren- 
des Unterseeboot beobachtet, deffen Nationalität, , ^ ---on_ - >___ 
da eS ohne Flagge fuhr, nicht festgestellt werden konnte, landra sagte, er vertraue darauf,^ dä.ß die Kammer 
(et*. blyJ 
diese Maßregel gucheißen totube, die nichts andere-
	        
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