Fuld aerZeitung
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Zreitag Sen 5. Märr M5.
42. Zahrgang.
Preußischer Landtag.
Abgeordnetenhaus.
Erster Gegenstand der Beratung ist der Gesetzent¬
wurf über die Niederschlagung von Unter¬
suchungen gegen Kriegsteilnehmer.
Nach der Vorlage sollen Untersuchungen gegen
KriegsteUnehmer wegen Vergehen, die vor der Einbe¬
rufung zu den Fahnen begangen wurden, im Wege der
Gnade auch dann niedergeschlagen werden können, wenn
sie bereits eingeleitet worden sind.
Der Gesetzentwurf wird in zweiter und dritter Le¬
sung ohne Debatte unverändert angenommen.
Es folgt die zweite Beratung des
Justizetats.
Minister Dr. Beseler: Wir Juristen sind stolz dar¬
auf, daß aus auch unserer Mitte eine große Zahl im
Felde steht. Bei Anstellungen und Beförderungen wird
auf die Kriegsteilnehmer besondere Rücksicht genommen
werden. Wenn geklagt wird, daß in einzelnen Fällen
die Richter jetzt überlastet sind, so kann ich nur betonen,
daß unter den jetzigen Verhältnissen sich auch die richter¬
lichen Beamten etwas mehr anstrengen können.
Abg. v. Pappenheim (kons.): In unserer Justizver¬
waltung ist nach keiner Richtung hin ein Stillstand ein¬
getreten? Eine Spezialberatung über diesen Etat er¬
übrigt sich.
Die Debatte wird geschloffen.
Zur Geschäftsordnung bemerkt der Abg. Dr. Lieb¬
knecht (Soz.): Durch den Schluß der Debatte bin ich
verhindert worden, über das Verfahren gegen meine
Freundin Rosa Luxemburg zu sprechen. (Lachen.) Die
Behandlung dieses Falles zeigt, daß die Justizverwal¬
tung . . . (Präsident: Zur Geschäftsordnung dürfen
wir auf diese Angelegenheit nicht eingehen.) Ich be¬
dauere, daß ich nicht in der Lage bin, das Verhalten der
Justizverwaltung in diesem Falle zu kennzeichnen.
Der Etat wird genehmigt.
Eö folgt die zweite Beratung des Etats der
AnsiedlungSkommifsio»
für Westpreußen und Polen.
Landwirtschaftsminister v. Schorlemer: Auf den Etat
selbst will ich nicht eingehen. Ich möchte aber bestä¬
tigen, daß die in der „Norddeutschen Allgemeinen Zei¬
tung" enthaltene Mitteilung bezüglich der weiteren
'Brotverteilung zutreffend ist. Nach dem Ergeb¬
nis der Bestandaufnahme vom 1. Februar d. I. hätte es
sich an sich ermöglichen lasten, die bisherige Ration von
225 Gramm Mehl pro Kopf und Tag weiter beizubehal¬
ten, aber mit Rücksicht auf eine für alle Fälle ausrei¬
chende Reserve hat es sich als nötig erwiesen, die Ra¬
tion auf 200 Gramm herabzusetzen. Die Verordnung
ist insofern nicht richtig verstanden worden, weil die 200
Gramm Mehl in Wirklichkeit 295 Gramm Brot er¬
geben. Die Annahme, daß diese Herabsetzung eine Be¬
nachteiligung bedeute, ist unbegründet, da tatsächlich so¬
viel Brotgetreide vorhanden ist, daß wir in der Lage sein
werden, eine beträchtliche Rücklage zu schaffen. (Beifall)
Der Etat wird genehmigt. _,,
Nächste Sitzung Freitag. Eisenbahnetat.
Schluß 3 Uhr.
Ak Mit agtsöeriffl.
vkd.Grotzes Hauptquartier, 4. März
1915, vormittags. (Amtliches Telegramm.)
Westlicher K»iegSschauplatz:
Gin französischer Munitionsdampfer,
für Nieuport bestimmt, fuhr durch ein
Versehen der betrunkenen Besatzung Ost¬
ende an, erhielt dort Feuer und sank.
Die verwundete Besatzung wurde gerettet.
Auf der Loretto-Höhe, nordwestlich
Ar ras, setzten sich unsere Truppen gestern
früh in den Besitz der feindlichen Stellungen
in einer Breite von 16vv Metern. 8
Offiziere, 558 Franzosen wurden
gefangen genommen, 7 Maschinen¬
gewehre, 6 kleinere Geschütze er¬
obert. Feindliche Gegenangriffe wurden
nachmittags abgeschlagen.
Erneute französische Angriffe in der
Champagne wurden leicht abge¬
wiesen. Ein französischer Borstotz west¬
lich St. Hubert in den Argonnen mitz-
lang. Im Gegenangriffe entriffen wir
den Franzosen einen Schützengraben.
Auch im Walde von ChiPPY scheiterte
ein französischer Angriff.
Eine der letzten Eifelturm-Veröffent¬
lichungen brachte die Nachricht, datz eine
deutsche Kolonne beim Marsch über die
Höhe von Tahure mit Erfolg be¬
schossen worden sei. Wir muffen die
ausnahmsweise Richtigkeit der Nachricht
bestätigen. Die Kolonne bestand aber
durchaus aus abgeführten französischen
Gefangenen, unter denen ein Verlust
von 38 Mann tot, 5 verwundet eintrat.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Ruffische Angriffe nordwestlich
Grodno gerieten in unser flankierendes
Artilleriefeuer und scheiterten.
Äuch nordöstlich Lomza, brachen die
ruffttchen Angriffe unter schweren Ver¬
lusten zusammen. In Gegend südlich
von Mysziniec und Chorzele, sowie
nordwestlich Prasznhsz erneuten die
Ruffen ihre Angriffe. Auf übriger Front
keine Veränderungen.
Oberste Heeresleitung.
Her Kries Im We'tn.
Die französischen Tagesberichte.
xvtb Paris, 3. März 1915. Am Mittwoch wurden
folgende Kriegsberichte ausgegeben: nachmittags: Un¬
serem Bericht von gestern abeud gibt es nichts Wich¬
tiges beizufügen. In der Champagne halten wir
die ganze erste deutsche Schützengrabenlinie nordwestlich
von Perthes bis nördlich von Beausejour. Auf mehre¬
ren Punkten haben wir über diese Linie hinaus Fort¬
schritte gemacht. Die übrigen gestern abend gemeldeten
Fortschritte werden bestätigt; sie wurden alle behaupten
Geschützfeuer in den Argonnen. Auf dem Rest der
Front nichts zu melden. — Abends: Vom Meere bis
zur Aisne abwechselnd heftige Kanonade. Die Deutschen
haben wieder begonnen, Reims am Mittag zu be¬
schießen; sie verwendeten Brandgranaten. In der
Champagne auf der Front nördlich von Souain—
Le-Mesnil—Beausejour wurden unsere Fortschritte fort¬
gesetzt und verstärkt. Wir halten auf der ganzen An¬
griffsfront, d. h. auf einer Länge von mehr als 6 Kilo¬
meter die deutschen Linien, welche eine Tiefe von 1 Kilo¬
meter bilden. Unsere heutigen Fortschritte waren beson¬
ders bemerkbar westlich von Perthes, wo wir Scbützen-
gräben genommen und unsere Stellungen im Walde
erweitert haben. Wir haben ebenfalls Boden gewon¬
nen nördlich von Le-Mesnil. Endlich haben wir in der
gleichen Gegend mehrere heftige Gegenangriffe zurück-
geschlagen. Ein Garderegiment hat ungeheure Verluste
erlitten. Seit dem letzten Bericht haben wir 100 Ge¬
fangene gemacht und ein Maschinengewehr erbeutet.
Mehrere deutsche Angriffe wurden leicht abgewiesen im
Walde von Consenvoye nördlich von Verdun und
im Walde Le P r e t r-e nordwestlich von Pont-ü-Mous-
son.
Die Verpflegung der französischen Kriegsgefangenen.
vtb Lyon, 4. März 1915. Der „Nouvelliste"
meldet aus Paris: Die Deputierten Bauches und
Castelneau haben eine Anfrage an den Minister des
Aeußeren gerichtet, ob es nicht angebracht wäre,
Deutschland und Oesterreich-Ungarn vorzuschlagen,
daß Frankreichdie Verpflegung der dortigen
französischen Kriegsgefangenen be st reite und
durch Vermittlung und unter Verantwortung eines
neutralen Staates dies durchführen wolle.
Der heuchlerische Vorschlag bezweckt weiter nichts
als eine Verdächtigung Deutschlands. Wahrschein¬
lich befürchten die Franzosen, daß die eben aus
Erankreuh entlassenen invaliden Deutschen in
rer Heimat nichts Gutes erzählen werden. Da¬
gegen braucht man in Frankreich vor der Oeffentlich-
keit ein Gegengewicht.
Ein feindlicher Flieger
über einer Pulverfabrik.
Stuttgart, 4. März 1915. Eine Bekanntmachung
des stellvertretenden Generalkommandos besagt: Ein
feindlicher"Flieger Ist gestern über Rottweil er¬
schienen und hat dreiBomben auf die Pulver¬
fabrik geworfen. Der dadurch entstandene Schaden
ist gering und har den Betrieb der Fabrik in keiner
Weise gestört. Weitere Angriffe des Fliegers sind
durch das Schutzkommando verhindert worden.
Lloyd George über Englands Gefahr.
Wie dem „Verl. Tagebl." aus Rotterdam gemel¬
det wird, haben die streikenden englischen Arbeiter
vom C l y d e größtenteils die Arbeit wieder ausge¬
nommen. Der Entschluß, die Arbeit wieder aufzu¬
nehmen, dürfte in erster Linie auf die Rede zurückzu¬
führen sein, die der Schatzkanzler Lloyd George
gehalten hat und worin die Lage Englands mit einem
Pessimismus dargestellt wird, wie man ihn aus einem
britischen Munde noch nicht gehört hat. Die Rede
wird von dem Amsterdamer Korrespondenten des
„Berl. Lokal-Anz." als ein Notschrei, ein fast verzwei¬
felt klingender Hilferuf an die Arbeiterschaft und die
Arbeitgeber bezeichnet. Lloyd George sagte:
Wir brauchen Mannschaften, aber wir brauchen in
noch größerem Matze Waffen als Mannschaften und je¬
der Tag, der versäumt wird, ist für das Land voller Ge¬
fahr. Ihr meint vielleicht, daß ich Dinge sage, die besser
für den Feind verheimlicht werden müssen. Aber Ihr
könnt glauben, datz er dies weiß, und ich will vor dem
Volk keine Dinge verheimlichen, die es wissen sollte.
Eine Nation, die die Wahrheit nicht vertragen kann, ist
nicht geeignet für einen Krieg. Wir brauchen die Hilfe
eines jeden Mannes, der Metalle bearbeiten kann. Wir
haben keinerlei Ursache zur Selbstgenügsamkeit. Wir
verspotten Erscheinungen in Deutschland, die uns er¬
schrecken müßten. Seht, wie man dort Brot aus Kar¬
toffeln macht. Ich sage Euch, datz dieser Kartoffelbrot¬
geist vielmehr zu fürchten ist als zu ver¬
spotten. Ich fürchte ihn mehr als Hkn-
donburgs tatkräftige Strategie. Ich
glaube, daß wir auch von jenem Geiste erfüllt sind, aber
der Durchschnittsengländer ist Heldenmut abhold, es sei
denn, daß er dazu autgesordert wird.
Schließlich rügte Llovd George die Arbeitskonflikte
am Clvde, solche Konflikte seien jetzt unzulässig. Falls
die Arbeiter jetzt angestrengter arbeiten als sonst, soll¬
ten sie ihren Anteil haben. Aber während sie streiken,
müßte die Regierung Befugnisse haben, derartige
Streitigkeiten beizulegen. Nack) einer weiteren Mel¬
dung enthält die Rede noch folgende an die Arbeiter
gerichtete Stellen:
Wenn ihr uns im Stiche laßt, geht England
zugrunde, nicht mehr, nicht weniger. Englands
Existenz st e h t auf dem Sv i e le. Deutschlands
Armee hat wie eine wilde Bestie ihre Krallen in Frank¬
reichs Leib geschlagen und jeder Vertreibungsv->^such
reißt blutige Stücke lebendes Fleisch aus dem s men
Lande. Noch ist das Raubtier nicht aus unsere Küsten
gesvrunqen. Aber was nützen uns'unsere zwei Millio¬
nen rekrutierter Kämpfer und die zwanzig Millionen,
doppelt soviel wie unsere Feinde, die wir aufbringen
können und müssen, wenn wir sie nicht a u s r ü st e n
können. Dieser Krieg wird nicht aus den Schlachtfel¬
dern gewonnen, sondern von den Arbeitern in den %a--
tzllen. In Deutschland strengen Arbeitgeber und Arbei¬
ter einmütig ihre Kräfte an bis zum Aeußersten. Ihr
aber streikt um Lohnerhöhung. Ihr wollt nur, fünf
Tage in der Woche arbeiten, und wenn ihr antretet,
seid ibr nicht leistungsfähig, weil ihr dem Alkohol fröhnt.
Englands Schicks al wird davon mit a'bhän-
g e n. Eure Trunksucht tut England größeren -schaden,
als alle deutschen Unterseeboote zusammen. Wir müssen
siegen und können es. Wenn Deutschland siegte, bedeutet
das Englands Vasallentum unter ein Deutschland, das
fedeu Funken der Freiheit in Strömen Blutes erträn¬
ken würde. Dagegen predige er (Lloyd George) den
„Heiligen Krieg"! (ctr. bln.)'
Mau kann aus dieser Rede des englischen Mini¬
sters ersehen, daß sich Lloyd George unter der Not¬
wendigkeit, auf die Arbeiter zu wirken, zum Aeußer-
sten entschlossen hat: zur Wahrheit!- Er hat recht:
der „Kartoffelbrotgeist", auf den sind wir stolz, und
der ist's, der die Feinde besiegen wird. Es ist der
Geist, der f r e u d i g d i e h ö ch st e n O p f e r bringt,
wenn das Vaterland ruft.
Die englischen „Millionenheere."
wtb Kopenhagen, 4. März 1915. „National Ti-
dende" sagt in einem „Die Schwierigkeiten, Millio-
nenheere zu schaffen" überschriebencn -Leitartikel:
England hat erklärt, daß es beabsichtige, neue
Heere, zusammen drei Millionen Mann, zu schassen.
Ein Heer wird aber nicht nur aus Menschen, sonde-n
auch aus Äriegsausrüstung gebildet. Die Frage ist
also, wer England das. erforderliche Kriegsmaterial
beschaffen soll. Tie Verbündeten sind hierzu ganz
außerstande, da sie selbst Material braucheil. Die
größten Waffenfabriken der Wett sind nur in
Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Belgien zu fin¬
den. England ist daher auf die eigene Fabrikatioll
angewiesen. Es würde nach eingehender Berechnung
etwa ein Jahr brausten, um etwa eine halbe
Million Mann mit Gewehren auszurüsten; die
erforderliste Munition könnte selbst in dieser Zeit
nistt hergestellt werden. Die Herstellung der ersor-
derlisten Artillerie würde ln i n d e st e n s z w e t
I ahr e in Ausbruch nehmen, ganz abgesehen von
allem anderen Material, wie Patronentaschen, Sat¬
telzeug, Zvgrienicn, Wagen, Zelten. Uniformen,,La¬
zarettmaterial, Konserven usw. Selbst wenn also
eine Absperrung Englands nicht in Berechnung
kommt, kann man nicht, einseben, wie cs England
glücken sollte, wie reist aust England an Gold sein
maa. ein derartiges Milsionenheer in 1% Jabmn
wirklich brauchbar auszurüsten, iöab'scheinffch wi'd
es mindestens die doppelte Zeit dam gebrausten,
sadatz Aeupernngen von enalischer Seite, daß der
Krieg drei Fahre dauern ■ würde, w->lst un-weiselbaft
mir R'Msicht ans die genannten Schmierigkeiten ge¬
fallen und.
Köln. 4. März 1915. Laut der „K^ln.
erklärt der „Haaas.che Couraut" zu bert Versiche-
runaen der englischen Realeruna, es fei die Bildung
eines Heeres van drei Millionen Mann beabsichtigt,
daß Londaner Moneransstläae da« enalisste Ralf g>,i
fordere, die zweite h a l b e M i l l i o n des Heeres
zu eraänren. Gemäß der Jabs der vom Köniqspaär^
an aste Mannl-bciften des Heeres aba-mndtcn Ge¬
denkkarten beträgt die Zahl des englischen Heeres
etwa 600 000 Mann. (ctr. sst.)
Der Handelskrieg gegen WM.
Dienstverweigerung auf einem englischen Kriegssstiff?
Wie die „Köln. Zta." aus sicherer Oneste erfährt,
hat sich die Bestitznna des großen en-Affchen Hilfs¬
kreuzers „Carmani a" geweiaerl, aus T*n * c61 vor
deutschen Unterseebooten von Gibraltar aus
in See zu gehen, lctr. bin.)
Vergebliche Beschießung eines U-Bo»tes.
■w't' Lyon, 4. März 1915. „Repnblicaine" meldet
aus Baris: Am 27. Februar wurde sechs Meilen
von Calais ein deutsches Unterseeboot ae-
sichtet und soiort Alarm geschlagen. Die Küsten¬
batterien eröffneten das Feuer, doch verschwand
das Unterseeboot hinter einem vorüberfahren¬
den Ho'pitalschiff, bevor die Batterien sich einge¬
schossen hatten.
Unsere Unterseeboote in französischen Gewässern.
Der holländische Abgeordnete van Kol, der von
einem Besuch in Frankreich zurückkehrte, teilte mit,
daß Passagier dampfe r jetzt in französischen Ge¬
wässern nur nachts und mit größter Schnelligkeit
fahren, um den deutschen Unterseebooten zu ent¬
kommen. (ctr. bln.)
»er llm eenen Russin».
wir über 10 000 Gefangene und reiche Kriegsbeute
machten, keinen Vergleich aus. Wenn die
Russen sich gleichwohl bemühen, chn urch ebenso¬
lange, wie unglaubwürdige Berichte zu einer be¬
achtenswerten Wasfentat aufzubauschen, so spricht
daraus nur das vergebliche Streben, die allaerneinc
Aufmerksamkeit von der vernichtenden Niederlage
ihrer 10. Armee in der Winter)cylaast in Mcnuren
abzulenken.
Die Kämpfe in Norvpoten.
Der Mailänder „Secolo" läßt sich der ,,F-ankf'
Zlg." zufolge aus Warschau melden: Die Sstr acht
bei Grodno hält in erbitterter. Weise.an. Die
Deutschen setzen ihre Angriffe auf Ossowiez mit
österreichischen Motorbatterien fort. Schneestürme
überziehen den Kriegsschauplatz und erschweren die
Kämpfe. Ter Njemen ist zuge)roren. Tie Deutschen
haben^große Kräfte zusammengezogen, um die rus-
sische Front zwischen Grodno und Ossowiez zu durch¬
brechen. Bei Praznysz dauert die russische Gegen¬
offensive an. (ctr. fft.)
Die Karpathenschlacht
wtb Wien, 4. März 1915. Amtlich wird gemel¬
det: An der Bia lg südöstlich Zallizyn wurden ge¬
stern vörgehende russische T ru p p e n n a st
blutigen Kämpfen zurü ckgciv orfen. —
Beiderseits des Latorca - Tales und auf den
Höhen nördlich Eis na dauern die Kämpfe stellen¬
weise auch nachts an. Ueberall, wo es uitseren
Truppen gelang, Raum zu gewinnen, unternimmt
der Feind wiederholt Gegenangriffe, die stets blutig
zurückgeschlagen werden- Besonders entlang der
Straße von. B a l i g r o d versuchten die Russen. wäh¬
rend dichten Schneegestöbers m i t starken
Kräften vor zu stoßen. Ter Angriff, der bis
auf die nächsten Distanzen herangekommen war,
brach schließlich unter g r o ßcn Verlusten des
G e g n c r s in unserem Geschütz - und MaschiNenge-
wehrfeuer völlig zusammen. — An der übri
gen Front keine wesentliche Aenderuna. Rur. Ge-
schützkämpfe. Vor P r z e m y s l herrscht Ruhe.
Der Stellvertreter des Chefs des Gcneralstabs:
v. H o e f e r, Feldmarschalleutnant.
. wtb Wien, 4. März 1915. Ter Kriegsberichter-
jtätter der „Renen Freien Presse" meldet: Der aus¬
giebige Schnefall hat die H e f t i q k e i: d e r K a r.
p athenschlacht nicht gemindert. Am west¬
lichen Flügel, wo die Russen die größten Verluste
hatten, hat die Intensität des russischen An¬
griffs nachgelassen. Ilm so heißer tobt die
Schlacht im Zentrum zwischen Lupkower und
U z s o k e r P a ß. Oestlich dieses letzteren Paffes
M es ruhiger. Ter äußerste rechte Flügel steht in
^udojtgalizien großen russischen Kräften gegenüber.
Täglich wirft der Feind neue Verstärkungen an die
(ftonr Die Dauer der Kämpfe fft nistt abzus.bm.
Um Przemysl verhalten sich die Russen passiv.
Nach einer Aeußerung des Präsidenten der großen
englischen Versicherungs-Gesellschaft B r u c e I s m a Y
soll sich der Verlustwert der Ladungen der
durch deutsche Unterseeboote zerstörten eng»
tischen Sch sfe au,- me,n. als 4 Millionen Pfund
Sterling (80 Millionen Mark, belaufen. (Ctrl fft.)
Untersuchung gegen die Befehlshaber der russisch«»
10, Armee.
Z--ü,„',Nat.-Ztg." zufolge hat der Obrbesehlshaber
der- runischen sflkitkräste. Großfiirst Nikolaje-
w i t i ch , eine besoiiöere U n t e r s u ch-u n g s k.o m-
m i) sio n eingesetzt, die umfangreiche Untersuchun¬
gen ilber die letzten militärischen Ereignisse in © st.
Preußen anstellen soll. Besonders soll festgeli-llt
werden, m welchem Umfang General Bawn Sie-
vers den Anforderungen des Augenblicks nicht
gewachsen gewesen ist. Ferner ist die Untersuch¬
ung aus einige U n l e r g e n e r a l e der zehnten Ar¬
mee ausgedehnt worden. Voraussichtlich dürsten diese
«undenbocke der russischen 'Niederlage in Masuren
nach Beendigung dieser Untersuchung vor ein Kriegs-
genau gestellt werden, (ctr. bln.) ,
Der TQrKenkrles.
. . - , im "■ ■ ssaa
Der Kampf um Prasznhsz.
wib Berlin, 3. März 1915. Aus dem Großen
Hauptquartier erfahren wir: Nach der bewunderns¬
werten Eroberung des zu einem starken Stützvunkt
ausgebauten Ortes Prasznysz durch eines unserer
Korps, das aus östlicher Richtung voraing, wurde die
Lage hier- infolgedessen einen Tag kritisch, als drei
russische Armeekorps den deutschen Flügel
von Osten, Südosten und Süden her angriffen und
das siegreiche Korps veranlaßten, in einer Rück¬
wärtsschwenk unq Front gegen diese Ueber-
macht zu masten,. Hierbei wurden Teile des Korps
sckxirf anaefaßt: auch, konnte eine größere Zahl von
V^rv'undeten. die in benastbarten Dörfern unter-
»ebrastt waren, nistt restt-effia ->"-ück->rsstafft wer-1
den. Die Russen waren njstt irnstande.-den aeord-
neten Verlauf der Rückwört^sstwenkuffa zu stören,
nnd verloren die Fühinna mit dem deutschen Karvs,
daraus oetzt hervor, daß st« her ibren Anarfffen
stark ael'tten haben ' , lft.die L«nr
"ach dem Eintreffen deutscher Berstärkunaen wie¬
der b e r a e st e lstt. —- Der actn* bedeu»
tunaslose russische Erfolg hält mit dem
voraufgegangenen Sturm auf Prasnysz-, wo
Die erfolglose Beschießung der Dardanellen.
>rrd Konstantinopel, 3. Mär; 1915. Der San
derberichterstatter von Wolffs Telegraph. Bureau te
legraphiert aus den Dardanellen vom 2. Wart, daß
das englisch-französische Geschwader
seit dem 1, März eine regelmäßige, nur durch die
Witterungsverhältnisse unterbrochene Beschieß
u n g der Fons zum Zwecke einer systematischen Vor
berertung der Forcierung der Dardanellenstraß.'
unterhielt. Die Regierung beschloß, im Einverständ
nis mit den Verantwortlichen Kommandostallen, meb
rere zuverlässige Journalisten in die Dardanellen
forts zu lassen, weil dies das beste Mittel sei, einer
grundlosan Anast der Bevölkerung vorzubeugen
Nachdem diese Korrelvondenten am Sonntag unter
schwierigen Berhältniffen bei Hohem Seegang gelan¬
det waren, ginoan sie zunächst auf die Wohnirngs-
suche in den sshi-rfstwemmt-m Straßen von T ich a-
nck Kole. Am Montag setzt" bei klarstem Wetter
die feindliche Beschießung in mäßigem Umfange wie¬
der ein. Zufolge dem fteundlichen Entgegimkommen
der nmßgebend-'N misitäftschen Stellen patten die
Korrespondenten Gelegenheit, einen Teil bieftr Ope¬
rationen. auf welche die Augen von Europa ge- rchter
sind, von dM HättMüM des FtzM LschaWk &&