Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Fuld aerZeitung 
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Zreitag Sen 5. Märr M5. 
42. Zahrgang. 
Preußischer Landtag. 
Abgeordnetenhaus. 
Erster Gegenstand der Beratung ist der Gesetzent¬ 
wurf über die Niederschlagung von Unter¬ 
suchungen gegen Kriegsteilnehmer. 
Nach der Vorlage sollen Untersuchungen gegen 
KriegsteUnehmer wegen Vergehen, die vor der Einbe¬ 
rufung zu den Fahnen begangen wurden, im Wege der 
Gnade auch dann niedergeschlagen werden können, wenn 
sie bereits eingeleitet worden sind. 
Der Gesetzentwurf wird in zweiter und dritter Le¬ 
sung ohne Debatte unverändert angenommen. 
Es folgt die zweite Beratung des 
Justizetats. 
Minister Dr. Beseler: Wir Juristen sind stolz dar¬ 
auf, daß aus auch unserer Mitte eine große Zahl im 
Felde steht. Bei Anstellungen und Beförderungen wird 
auf die Kriegsteilnehmer besondere Rücksicht genommen 
werden. Wenn geklagt wird, daß in einzelnen Fällen 
die Richter jetzt überlastet sind, so kann ich nur betonen, 
daß unter den jetzigen Verhältnissen sich auch die richter¬ 
lichen Beamten etwas mehr anstrengen können. 
Abg. v. Pappenheim (kons.): In unserer Justizver¬ 
waltung ist nach keiner Richtung hin ein Stillstand ein¬ 
getreten? Eine Spezialberatung über diesen Etat er¬ 
übrigt sich. 
Die Debatte wird geschloffen. 
Zur Geschäftsordnung bemerkt der Abg. Dr. Lieb¬ 
knecht (Soz.): Durch den Schluß der Debatte bin ich 
verhindert worden, über das Verfahren gegen meine 
Freundin Rosa Luxemburg zu sprechen. (Lachen.) Die 
Behandlung dieses Falles zeigt, daß die Justizverwal¬ 
tung . . . (Präsident: Zur Geschäftsordnung dürfen 
wir auf diese Angelegenheit nicht eingehen.) Ich be¬ 
dauere, daß ich nicht in der Lage bin, das Verhalten der 
Justizverwaltung in diesem Falle zu kennzeichnen. 
Der Etat wird genehmigt. 
Eö folgt die zweite Beratung des Etats der 
AnsiedlungSkommifsio» 
für Westpreußen und Polen. 
Landwirtschaftsminister v. Schorlemer: Auf den Etat 
selbst will ich nicht eingehen. Ich möchte aber bestä¬ 
tigen, daß die in der „Norddeutschen Allgemeinen Zei¬ 
tung" enthaltene Mitteilung bezüglich der weiteren 
'Brotverteilung zutreffend ist. Nach dem Ergeb¬ 
nis der Bestandaufnahme vom 1. Februar d. I. hätte es 
sich an sich ermöglichen lasten, die bisherige Ration von 
225 Gramm Mehl pro Kopf und Tag weiter beizubehal¬ 
ten, aber mit Rücksicht auf eine für alle Fälle ausrei¬ 
chende Reserve hat es sich als nötig erwiesen, die Ra¬ 
tion auf 200 Gramm herabzusetzen. Die Verordnung 
ist insofern nicht richtig verstanden worden, weil die 200 
Gramm Mehl in Wirklichkeit 295 Gramm Brot er¬ 
geben. Die Annahme, daß diese Herabsetzung eine Be¬ 
nachteiligung bedeute, ist unbegründet, da tatsächlich so¬ 
viel Brotgetreide vorhanden ist, daß wir in der Lage sein 
werden, eine beträchtliche Rücklage zu schaffen. (Beifall) 
Der Etat wird genehmigt. _,, 
Nächste Sitzung Freitag. Eisenbahnetat. 
Schluß 3 Uhr. 
Ak Mit agtsöeriffl. 
vkd.Grotzes Hauptquartier, 4. März 
1915, vormittags. (Amtliches Telegramm.) 
Westlicher K»iegSschauplatz: 
Gin französischer Munitionsdampfer, 
für Nieuport bestimmt, fuhr durch ein 
Versehen der betrunkenen Besatzung Ost¬ 
ende an, erhielt dort Feuer und sank. 
Die verwundete Besatzung wurde gerettet. 
Auf der Loretto-Höhe, nordwestlich 
Ar ras, setzten sich unsere Truppen gestern 
früh in den Besitz der feindlichen Stellungen 
in einer Breite von 16vv Metern. 8 
Offiziere, 558 Franzosen wurden 
gefangen genommen, 7 Maschinen¬ 
gewehre, 6 kleinere Geschütze er¬ 
obert. Feindliche Gegenangriffe wurden 
nachmittags abgeschlagen. 
Erneute französische Angriffe in der 
Champagne wurden leicht abge¬ 
wiesen. Ein französischer Borstotz west¬ 
lich St. Hubert in den Argonnen mitz- 
lang. Im Gegenangriffe entriffen wir 
den Franzosen einen Schützengraben. 
Auch im Walde von ChiPPY scheiterte 
ein französischer Angriff. 
Eine der letzten Eifelturm-Veröffent¬ 
lichungen brachte die Nachricht, datz eine 
deutsche Kolonne beim Marsch über die 
Höhe von Tahure mit Erfolg be¬ 
schossen worden sei. Wir muffen die 
ausnahmsweise Richtigkeit der Nachricht 
bestätigen. Die Kolonne bestand aber 
durchaus aus abgeführten französischen 
Gefangenen, unter denen ein Verlust 
von 38 Mann tot, 5 verwundet eintrat. 
Oestlicher Kriegsschauplatz: 
Ruffische Angriffe nordwestlich 
Grodno gerieten in unser flankierendes 
Artilleriefeuer und scheiterten. 
Äuch nordöstlich Lomza, brachen die 
ruffttchen Angriffe unter schweren Ver¬ 
lusten zusammen. In Gegend südlich 
von Mysziniec und Chorzele, sowie 
nordwestlich Prasznhsz erneuten die 
Ruffen ihre Angriffe. Auf übriger Front 
keine Veränderungen. 
Oberste Heeresleitung. 
Her Kries Im We'tn. 
Die französischen Tagesberichte. 
xvtb Paris, 3. März 1915. Am Mittwoch wurden 
folgende Kriegsberichte ausgegeben: nachmittags: Un¬ 
serem Bericht von gestern abeud gibt es nichts Wich¬ 
tiges beizufügen. In der Champagne halten wir 
die ganze erste deutsche Schützengrabenlinie nordwestlich 
von Perthes bis nördlich von Beausejour. Auf mehre¬ 
ren Punkten haben wir über diese Linie hinaus Fort¬ 
schritte gemacht. Die übrigen gestern abend gemeldeten 
Fortschritte werden bestätigt; sie wurden alle behaupten 
Geschützfeuer in den Argonnen. Auf dem Rest der 
Front nichts zu melden. — Abends: Vom Meere bis 
zur Aisne abwechselnd heftige Kanonade. Die Deutschen 
haben wieder begonnen, Reims am Mittag zu be¬ 
schießen; sie verwendeten Brandgranaten. In der 
Champagne auf der Front nördlich von Souain— 
Le-Mesnil—Beausejour wurden unsere Fortschritte fort¬ 
gesetzt und verstärkt. Wir halten auf der ganzen An¬ 
griffsfront, d. h. auf einer Länge von mehr als 6 Kilo¬ 
meter die deutschen Linien, welche eine Tiefe von 1 Kilo¬ 
meter bilden. Unsere heutigen Fortschritte waren beson¬ 
ders bemerkbar westlich von Perthes, wo wir Scbützen- 
gräben genommen und unsere Stellungen im Walde 
erweitert haben. Wir haben ebenfalls Boden gewon¬ 
nen nördlich von Le-Mesnil. Endlich haben wir in der 
gleichen Gegend mehrere heftige Gegenangriffe zurück- 
geschlagen. Ein Garderegiment hat ungeheure Verluste 
erlitten. Seit dem letzten Bericht haben wir 100 Ge¬ 
fangene gemacht und ein Maschinengewehr erbeutet. 
Mehrere deutsche Angriffe wurden leicht abgewiesen im 
Walde von Consenvoye nördlich von Verdun und 
im Walde Le P r e t r-e nordwestlich von Pont-ü-Mous- 
son. 
Die Verpflegung der französischen Kriegsgefangenen. 
vtb Lyon, 4. März 1915. Der „Nouvelliste" 
meldet aus Paris: Die Deputierten Bauches und 
Castelneau haben eine Anfrage an den Minister des 
Aeußeren gerichtet, ob es nicht angebracht wäre, 
Deutschland und Oesterreich-Ungarn vorzuschlagen, 
daß Frankreichdie Verpflegung der dortigen 
französischen Kriegsgefangenen be st reite und 
durch Vermittlung und unter Verantwortung eines 
neutralen Staates dies durchführen wolle. 
Der heuchlerische Vorschlag bezweckt weiter nichts 
als eine Verdächtigung Deutschlands. Wahrschein¬ 
lich befürchten die Franzosen, daß die eben aus 
Erankreuh entlassenen invaliden Deutschen in 
rer Heimat nichts Gutes erzählen werden. Da¬ 
gegen braucht man in Frankreich vor der Oeffentlich- 
keit ein Gegengewicht. 
Ein feindlicher Flieger 
über einer Pulverfabrik. 
Stuttgart, 4. März 1915. Eine Bekanntmachung 
des stellvertretenden Generalkommandos besagt: Ein 
feindlicher"Flieger Ist gestern über Rottweil er¬ 
schienen und hat dreiBomben auf die Pulver¬ 
fabrik geworfen. Der dadurch entstandene Schaden 
ist gering und har den Betrieb der Fabrik in keiner 
Weise gestört. Weitere Angriffe des Fliegers sind 
durch das Schutzkommando verhindert worden. 
Lloyd George über Englands Gefahr. 
Wie dem „Verl. Tagebl." aus Rotterdam gemel¬ 
det wird, haben die streikenden englischen Arbeiter 
vom C l y d e größtenteils die Arbeit wieder ausge¬ 
nommen. Der Entschluß, die Arbeit wieder aufzu¬ 
nehmen, dürfte in erster Linie auf die Rede zurückzu¬ 
führen sein, die der Schatzkanzler Lloyd George 
gehalten hat und worin die Lage Englands mit einem 
Pessimismus dargestellt wird, wie man ihn aus einem 
britischen Munde noch nicht gehört hat. Die Rede 
wird von dem Amsterdamer Korrespondenten des 
„Berl. Lokal-Anz." als ein Notschrei, ein fast verzwei¬ 
felt klingender Hilferuf an die Arbeiterschaft und die 
Arbeitgeber bezeichnet. Lloyd George sagte: 
Wir brauchen Mannschaften, aber wir brauchen in 
noch größerem Matze Waffen als Mannschaften und je¬ 
der Tag, der versäumt wird, ist für das Land voller Ge¬ 
fahr. Ihr meint vielleicht, daß ich Dinge sage, die besser 
für den Feind verheimlicht werden müssen. Aber Ihr 
könnt glauben, datz er dies weiß, und ich will vor dem 
Volk keine Dinge verheimlichen, die es wissen sollte. 
Eine Nation, die die Wahrheit nicht vertragen kann, ist 
nicht geeignet für einen Krieg. Wir brauchen die Hilfe 
eines jeden Mannes, der Metalle bearbeiten kann. Wir 
haben keinerlei Ursache zur Selbstgenügsamkeit. Wir 
verspotten Erscheinungen in Deutschland, die uns er¬ 
schrecken müßten. Seht, wie man dort Brot aus Kar¬ 
toffeln macht. Ich sage Euch, datz dieser Kartoffelbrot¬ 
geist vielmehr zu fürchten ist als zu ver¬ 
spotten. Ich fürchte ihn mehr als Hkn- 
donburgs tatkräftige Strategie. Ich 
glaube, daß wir auch von jenem Geiste erfüllt sind, aber 
der Durchschnittsengländer ist Heldenmut abhold, es sei 
denn, daß er dazu autgesordert wird. 
Schließlich rügte Llovd George die Arbeitskonflikte 
am Clvde, solche Konflikte seien jetzt unzulässig. Falls 
die Arbeiter jetzt angestrengter arbeiten als sonst, soll¬ 
ten sie ihren Anteil haben. Aber während sie streiken, 
müßte die Regierung Befugnisse haben, derartige 
Streitigkeiten beizulegen. Nack) einer weiteren Mel¬ 
dung enthält die Rede noch folgende an die Arbeiter 
gerichtete Stellen: 
Wenn ihr uns im Stiche laßt, geht England 
zugrunde, nicht mehr, nicht weniger. Englands 
Existenz st e h t auf dem Sv i e le. Deutschlands 
Armee hat wie eine wilde Bestie ihre Krallen in Frank¬ 
reichs Leib geschlagen und jeder Vertreibungsv->^such 
reißt blutige Stücke lebendes Fleisch aus dem s men 
Lande. Noch ist das Raubtier nicht aus unsere Küsten 
gesvrunqen. Aber was nützen uns'unsere zwei Millio¬ 
nen rekrutierter Kämpfer und die zwanzig Millionen, 
doppelt soviel wie unsere Feinde, die wir aufbringen 
können und müssen, wenn wir sie nicht a u s r ü st e n 
können. Dieser Krieg wird nicht aus den Schlachtfel¬ 
dern gewonnen, sondern von den Arbeitern in den %a-- 
tzllen. In Deutschland strengen Arbeitgeber und Arbei¬ 
ter einmütig ihre Kräfte an bis zum Aeußersten. Ihr 
aber streikt um Lohnerhöhung. Ihr wollt nur, fünf 
Tage in der Woche arbeiten, und wenn ihr antretet, 
seid ibr nicht leistungsfähig, weil ihr dem Alkohol fröhnt. 
Englands Schicks al wird davon mit a'bhän- 
g e n. Eure Trunksucht tut England größeren -schaden, 
als alle deutschen Unterseeboote zusammen. Wir müssen 
siegen und können es. Wenn Deutschland siegte, bedeutet 
das Englands Vasallentum unter ein Deutschland, das 
fedeu Funken der Freiheit in Strömen Blutes erträn¬ 
ken würde. Dagegen predige er (Lloyd George) den 
„Heiligen Krieg"! (ctr. bln.)' 
Mau kann aus dieser Rede des englischen Mini¬ 
sters ersehen, daß sich Lloyd George unter der Not¬ 
wendigkeit, auf die Arbeiter zu wirken, zum Aeußer- 
sten entschlossen hat: zur Wahrheit!- Er hat recht: 
der „Kartoffelbrotgeist", auf den sind wir stolz, und 
der ist's, der die Feinde besiegen wird. Es ist der 
Geist, der f r e u d i g d i e h ö ch st e n O p f e r bringt, 
wenn das Vaterland ruft. 
Die englischen „Millionenheere." 
wtb Kopenhagen, 4. März 1915. „National Ti- 
dende" sagt in einem „Die Schwierigkeiten, Millio- 
nenheere zu schaffen" überschriebencn -Leitartikel: 
England hat erklärt, daß es beabsichtige, neue 
Heere, zusammen drei Millionen Mann, zu schassen. 
Ein Heer wird aber nicht nur aus Menschen, sonde-n 
auch aus Äriegsausrüstung gebildet. Die Frage ist 
also, wer England das. erforderliche Kriegsmaterial 
beschaffen soll. Tie Verbündeten sind hierzu ganz 
außerstande, da sie selbst Material braucheil. Die 
größten Waffenfabriken der Wett sind nur in 
Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Belgien zu fin¬ 
den. England ist daher auf die eigene Fabrikatioll 
angewiesen. Es würde nach eingehender Berechnung 
etwa ein Jahr brausten, um etwa eine halbe 
Million Mann mit Gewehren auszurüsten; die 
erforderliste Munition könnte selbst in dieser Zeit 
nistt hergestellt werden. Die Herstellung der ersor- 
derlisten Artillerie würde ln i n d e st e n s z w e t 
I ahr e in Ausbruch nehmen, ganz abgesehen von 
allem anderen Material, wie Patronentaschen, Sat¬ 
telzeug, Zvgrienicn, Wagen, Zelten. Uniformen,,La¬ 
zarettmaterial, Konserven usw. Selbst wenn also 
eine Absperrung Englands nicht in Berechnung 
kommt, kann man nicht, einseben, wie cs England 
glücken sollte, wie reist aust England an Gold sein 
maa. ein derartiges Milsionenheer in 1% Jabmn 
wirklich brauchbar auszurüsten, iöab'scheinffch wi'd 
es mindestens die doppelte Zeit dam gebrausten, 
sadatz Aeupernngen von enalischer Seite, daß der 
Krieg drei Fahre dauern ■ würde, w->lst un-weiselbaft 
mir R'Msicht ans die genannten Schmierigkeiten ge¬ 
fallen und. 
Köln. 4. März 1915. Laut der „K^ln. 
erklärt der „Haaas.che Couraut" zu bert Versiche- 
runaen der englischen Realeruna, es fei die Bildung 
eines Heeres van drei Millionen Mann beabsichtigt, 
daß Londaner Moneransstläae da« enalisste Ralf g>,i 
fordere, die zweite h a l b e M i l l i o n des Heeres 
zu eraänren. Gemäß der Jabs der vom Köniqspaär^ 
an aste Mannl-bciften des Heeres aba-mndtcn Ge¬ 
denkkarten beträgt die Zahl des englischen Heeres 
etwa 600 000 Mann. (ctr. sst.) 
Der Handelskrieg gegen WM. 
Dienstverweigerung auf einem englischen Kriegssstiff? 
Wie die „Köln. Zta." aus sicherer Oneste erfährt, 
hat sich die Bestitznna des großen en-Affchen Hilfs¬ 
kreuzers „Carmani a" geweiaerl, aus T*n * c61 vor 
deutschen Unterseebooten von Gibraltar aus 
in See zu gehen, lctr. bin.) 
Vergebliche Beschießung eines U-Bo»tes. 
■w't' Lyon, 4. März 1915. „Repnblicaine" meldet 
aus Baris: Am 27. Februar wurde sechs Meilen 
von Calais ein deutsches Unterseeboot ae- 
sichtet und soiort Alarm geschlagen. Die Küsten¬ 
batterien eröffneten das Feuer, doch verschwand 
das Unterseeboot hinter einem vorüberfahren¬ 
den Ho'pitalschiff, bevor die Batterien sich einge¬ 
schossen hatten. 
Unsere Unterseeboote in französischen Gewässern. 
Der holländische Abgeordnete van Kol, der von 
einem Besuch in Frankreich zurückkehrte, teilte mit, 
daß Passagier dampfe r jetzt in französischen Ge¬ 
wässern nur nachts und mit größter Schnelligkeit 
fahren, um den deutschen Unterseebooten zu ent¬ 
kommen. (ctr. bln.) 
»er llm eenen Russin». 
wir über 10 000 Gefangene und reiche Kriegsbeute 
machten, keinen Vergleich aus. Wenn die 
Russen sich gleichwohl bemühen, chn urch ebenso¬ 
lange, wie unglaubwürdige Berichte zu einer be¬ 
achtenswerten Wasfentat aufzubauschen, so spricht 
daraus nur das vergebliche Streben, die allaerneinc 
Aufmerksamkeit von der vernichtenden Niederlage 
ihrer 10. Armee in der Winter)cylaast in Mcnuren 
abzulenken. 
Die Kämpfe in Norvpoten. 
Der Mailänder „Secolo" läßt sich der ,,F-ankf' 
Zlg." zufolge aus Warschau melden: Die Sstr acht 
bei Grodno hält in erbitterter. Weise.an. Die 
Deutschen setzen ihre Angriffe auf Ossowiez mit 
österreichischen Motorbatterien fort. Schneestürme 
überziehen den Kriegsschauplatz und erschweren die 
Kämpfe. Ter Njemen ist zuge)roren. Tie Deutschen 
haben^große Kräfte zusammengezogen, um die rus- 
sische Front zwischen Grodno und Ossowiez zu durch¬ 
brechen. Bei Praznysz dauert die russische Gegen¬ 
offensive an. (ctr. fft.) 
Die Karpathenschlacht 
wtb Wien, 4. März 1915. Amtlich wird gemel¬ 
det: An der Bia lg südöstlich Zallizyn wurden ge¬ 
stern vörgehende russische T ru p p e n n a st 
blutigen Kämpfen zurü ckgciv orfen. — 
Beiderseits des Latorca - Tales und auf den 
Höhen nördlich Eis na dauern die Kämpfe stellen¬ 
weise auch nachts an. Ueberall, wo es uitseren 
Truppen gelang, Raum zu gewinnen, unternimmt 
der Feind wiederholt Gegenangriffe, die stets blutig 
zurückgeschlagen werden- Besonders entlang der 
Straße von. B a l i g r o d versuchten die Russen. wäh¬ 
rend dichten Schneegestöbers m i t starken 
Kräften vor zu stoßen. Ter Angriff, der bis 
auf die nächsten Distanzen herangekommen war, 
brach schließlich unter g r o ßcn Verlusten des 
G e g n c r s in unserem Geschütz - und MaschiNenge- 
wehrfeuer völlig zusammen. — An der übri 
gen Front keine wesentliche Aenderuna. Rur. Ge- 
schützkämpfe. Vor P r z e m y s l herrscht Ruhe. 
Der Stellvertreter des Chefs des Gcneralstabs: 
v. H o e f e r, Feldmarschalleutnant. 
. wtb Wien, 4. März 1915. Ter Kriegsberichter- 
jtätter der „Renen Freien Presse" meldet: Der aus¬ 
giebige Schnefall hat die H e f t i q k e i: d e r K a r. 
p athenschlacht nicht gemindert. Am west¬ 
lichen Flügel, wo die Russen die größten Verluste 
hatten, hat die Intensität des russischen An¬ 
griffs nachgelassen. Ilm so heißer tobt die 
Schlacht im Zentrum zwischen Lupkower und 
U z s o k e r P a ß. Oestlich dieses letzteren Paffes 
M es ruhiger. Ter äußerste rechte Flügel steht in 
^udojtgalizien großen russischen Kräften gegenüber. 
Täglich wirft der Feind neue Verstärkungen an die 
(ftonr Die Dauer der Kämpfe fft nistt abzus.bm. 
Um Przemysl verhalten sich die Russen passiv. 
Nach einer Aeußerung des Präsidenten der großen 
englischen Versicherungs-Gesellschaft B r u c e I s m a Y 
soll sich der Verlustwert der Ladungen der 
durch deutsche Unterseeboote zerstörten eng» 
tischen Sch sfe au,- me,n. als 4 Millionen Pfund 
Sterling (80 Millionen Mark, belaufen. (Ctrl fft.) 
Untersuchung gegen die Befehlshaber der russisch«» 
10, Armee. 
Z--ü,„',Nat.-Ztg." zufolge hat der Obrbesehlshaber 
der- runischen sflkitkräste. Großfiirst Nikolaje- 
w i t i ch , eine besoiiöere U n t e r s u ch-u n g s k.o m- 
m i) sio n eingesetzt, die umfangreiche Untersuchun¬ 
gen ilber die letzten militärischen Ereignisse in © st. 
Preußen anstellen soll. Besonders soll festgeli-llt 
werden, m welchem Umfang General Bawn Sie- 
vers den Anforderungen des Augenblicks nicht 
gewachsen gewesen ist. Ferner ist die Untersuch¬ 
ung aus einige U n l e r g e n e r a l e der zehnten Ar¬ 
mee ausgedehnt worden. Voraussichtlich dürsten diese 
«undenbocke der russischen 'Niederlage in Masuren 
nach Beendigung dieser Untersuchung vor ein Kriegs- 
genau gestellt werden, (ctr. bln.) , 
Der TQrKenkrles. 
. . - , im "■ ■ ssaa 
Der Kampf um Prasznhsz. 
wib Berlin, 3. März 1915. Aus dem Großen 
Hauptquartier erfahren wir: Nach der bewunderns¬ 
werten Eroberung des zu einem starken Stützvunkt 
ausgebauten Ortes Prasznysz durch eines unserer 
Korps, das aus östlicher Richtung voraing, wurde die 
Lage hier- infolgedessen einen Tag kritisch, als drei 
russische Armeekorps den deutschen Flügel 
von Osten, Südosten und Süden her angriffen und 
das siegreiche Korps veranlaßten, in einer Rück¬ 
wärtsschwenk unq Front gegen diese Ueber- 
macht zu masten,. Hierbei wurden Teile des Korps 
sckxirf anaefaßt: auch, konnte eine größere Zahl von 
V^rv'undeten. die in benastbarten Dörfern unter- 
»ebrastt waren, nistt restt-effia ->"-ück->rsstafft wer-1 
den. Die Russen waren njstt irnstande.-den aeord- 
neten Verlauf der Rückwört^sstwenkuffa zu stören, 
nnd verloren die Fühinna mit dem deutschen Karvs, 
daraus oetzt hervor, daß st« her ibren Anarfffen 
stark ael'tten haben ' , lft.die L«nr 
"ach dem Eintreffen deutscher Berstärkunaen wie¬ 
der b e r a e st e lstt. —- Der actn* bedeu» 
tunaslose russische Erfolg hält mit dem 
voraufgegangenen Sturm auf Prasnysz-, wo 
Die erfolglose Beschießung der Dardanellen. 
>rrd Konstantinopel, 3. Mär; 1915. Der San 
derberichterstatter von Wolffs Telegraph. Bureau te 
legraphiert aus den Dardanellen vom 2. Wart, daß 
das englisch-französische Geschwader 
seit dem 1, März eine regelmäßige, nur durch die 
Witterungsverhältnisse unterbrochene Beschieß 
u n g der Fons zum Zwecke einer systematischen Vor 
berertung der Forcierung der Dardanellenstraß.' 
unterhielt. Die Regierung beschloß, im Einverständ 
nis mit den Verantwortlichen Kommandostallen, meb 
rere zuverlässige Journalisten in die Dardanellen 
forts zu lassen, weil dies das beste Mittel sei, einer 
grundlosan Anast der Bevölkerung vorzubeugen 
Nachdem diese Korrelvondenten am Sonntag unter 
schwierigen Berhältniffen bei Hohem Seegang gelan¬ 
det waren, ginoan sie zunächst auf die Wohnirngs- 
suche in den sshi-rfstwemmt-m Straßen von T ich a- 
nck Kole. Am Montag setzt" bei klarstem Wetter 
die feindliche Beschießung in mäßigem Umfange wie¬ 
der ein. Zufolge dem fteundlichen Entgegimkommen 
der nmßgebend-'N misitäftschen Stellen patten die 
Korrespondenten Gelegenheit, einen Teil bieftr Ope¬ 
rationen. auf welche die Augen von Europa ge- rchter 
sind, von dM HättMüM des FtzM LschaWk &&
	        
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