Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

über die Einzelheiten der getroffenen Maßnahmen, 
wodurch verhindert werden soll, daß Waren 
von und nach Deutschland verschifft werden. 
Danach ist es keinem Schiffer erlaubt, einen deut¬ 
schen Hafen anzulanfen. Jedes Schiff, das nicht im 
Besitze eines Passes ist, der es berechtigt, nach einem 
neutralen Hafen oder dem Hasen einer Verbündeten 
Macht zu gehen, muß die Ladung in einem britischen 
Hafen löschen. Wenn die Ladung nicht von der eng¬ 
lischen Regierung übernommen tbtrb, werden die 
Waren, die nickt Konterbande sind, zu Bedingungen 
zurückgegeben, die vom Prisengericht festgesetzt werden. 
Schiffe aus Deutschland oder nichtdeuffchen Häfen, 
di: eine Ladung feindlichen Ursprungs. oder bestimmt 
für feindliche Reeder, mitführen, werden in gleicher 
Weise behandelt. Schadenersatz in bar für Waren, 
die von der englischen Regierung übernommen oder 
verkauft werden, wird erst nach Friedensschluß ge¬ 
leistet. Schiffe, die mit Waren für einen feindlichen 
Bestimmungsort oder nach nichtdeutschen Häfen be- 
stimmt sind, können zur Löschung der Ladung unter 
entsprechenden Bedingungen in englischen oder Ver¬ 
bündeten Häfen gezwungen werden. 
Wir können in Ruhe abwarten, ob diese neuen 
Maßnahmen mehr Erfolg haben werden als die bis¬ 
herigen, dir einen vollen Fehlschlag bedeutet haben. 
Der Krieg gegen Bnslnni 
Girr Dutzend russischeGeneräle verabschiedet. 
Aus Krakau wird der „Deutschen Tageszeitung" 
gemeldet: Bon den wegen der Winterschlacht in Ma¬ 
isuren zur Disposition gestellten 19 russischen Gene¬ 
rälen wurden 12 verabschiedet, darunter zwei Di¬ 
visionskommandeure. (ctr. bln.) 
General Pan in Warschau. 
General P a u ist in Warschau eingetrofien. 
Es verlautet, daß er die dortigen Operationen l e i - 
ten wird. (ctr. bln.) 
„Teufel HindenburV 
Die französische Presse beschäftigt sich, wie der 
„Bert. Ztg." mitgeteilt wird, mit der jetzt in Polen 
im Gange befindlichen Riesenschlacht, deren 
Ausgang sie ungeduldig und ängstlich erwartet. In 
Polen, so schreibt Oberst Roufiet im „Petit Parisien", 
ist die Schlacht mit neuer Erbitterung ausgenommen 
worden. Dieser Teufel Hindenburg besitzt tat¬ 
sächlich eine außerordentliche Kühnheit, in deren 
Dienst er seinen so gefürchteten Willen stellt. Jetzt 
versucht er das russische Zentrum zwischen Prasz- 
nysz und der Grenze auf beiden Ufern des Orzyc 
zu forcieren, während er gleichzeitig an der Pilrca 
wütend eingreifen muß, um die Russen an der Ent¬ 
blößung ihres linken Flügels zu verhindern. Es 
werden da unten wahrhafte Heldenkämpfe geliefert, 
die nur wenige Beispiele in der Geschichte 
haben, (ctr. bln.) 
Der österreichische Tagesbericht. 
wtb Wien, 16. Mäz 1915. Amtlich wird gemel¬ 
det: Angriffe stärkerer feindlicher Infanterie auf 
unsere Stellungen östlich S u l e j o w und bei L o- 
p u s n o an der Front in Polen wurden abgewiesen. 
Ebenso scheiterten mehrere Nachtangriffe, die die 
Russen im Raume bei G o r l i c e durchführten. Bei 
Abwehr dieser Angriffe brachte die eigene Artillerie 
durch flankierendes Feuer auf nächste Distanz dem 
Feinds schwere Verluste bei. — In den Karpathen 
hielt gestern am größten Teile der Front nur Ge¬ 
schützkampf an. Auch an den Stellungen nördlich 
des Uszoker Passes herrschte nach den Ereig¬ 
nissen des 14. März verhältnismäßige Ruhe. Der 
Gegner.hatte in den Kämpfen dieses Tages große 
Verluste erlitten. Von den vordersten russischen Ab¬ 
teilungen wurden zwei Bataillone vernich- 
t e 1. Elf Offiziere, 6 5 0 Mann wurden gefan¬ 
gen, drei Maschinengewehre erbeutet. In der 
Gegend nordwestlich W h s z k o w eroberten eigene 
Abteilungen eine Höhe, nahmen 380 Mann gefangen 
und hielten trotz wiederholter russischer Gegenan¬ 
griffe die genommene Stellung. — Die Schlacht 
südlich des Dnjestr dauert an. Der von starken 
russischen Kräften auf den Höhen östlich Ottynie 
in der Richtung Kolomea versuchte Durchbruch 
wurde in mehrtägigem erbitterten Kampfe unter 
großen Verlusten des Feindes zurückgeschlagen. Nach 
dem Eintreffen weiterer Verstärkungen ging der 
Gegner abermals auf die Höhen vor, griff in dichten 
Massen im Laufe des Nachmittags dreimal unsere 
- dort stehenden Kräfte an und erlitt wieder schwere 
B e r l u st e. Das Infanterie-Regiment General 
schlafen. Der Hügel 205 war in deutschem Besitz, 500 
Geangene fielen bei erbittertem Gefecht in deutsche 
Hand. 
Wieder stellte ich die große moralische Wirkung 
der ganz schweren Artillerie fest. Es ist durch die un¬ 
unterbrochene dreistündige Beschießung der Mulde und 
des Dorfrandes, soweit mir bekannt wurde, kein ein¬ 
ziger Verlust bei uns eingetreten. Die Reserven lagen 
an anderer Stelle. Aber ich kann mir vorstellen, wie 
schwer es sein muß, unter solchem, selbst ergebnis¬ 
losen Artilleriefeuer still auszuhalten. Der Befehl zum 
Vorgehen muß eine Erlösung sein. 
Die Reserven sammelten sich. Unsere Artillerie, 
die uns bisher überschossen hatte, machte Feuerpause. 
Wir konnten weiterfahren. Die Straße nach LipSk 
und nach der Seenge vor Augustow, der Rückzugsstraße 
des 25. russischen Korps. Immer wieder zur Linken 
dröhnten in großen Pausen die Kanonen von Grodno. 
Aus den Dörfern in der Feuerlinie zogen die Bauern 
eul Sack und Pack, mit Schlitten und Wagen land¬ 
einwärts. Die bunten Kopftücher der Frauen leuch¬ 
teten. Es war wie ein Zug aus der Völkerwande¬ 
rung. 
Ueber die trümmerbesäte Straße, die von der rus¬ 
sischen Artillerie noch erreicht wurde, vorbei an mit 
aller Kraft trabenden Munitionskolonnen, sauste das 
Auto Augustowo zu. Zur Rechten stand der Waldrand 
von Wolkusz, hinter dessen Schleier siebentausend ge¬ 
fallene Russen lagen, sausend Meter Batteriesalve", 
hatte mir ein Hauptmann erzählt, war das erste Kom¬ 
mando. „900 Meter, 800 Meter . . . und die dichten 
braunen Kolonnen sanken, versuchten immer wieder 
den Durchbruch und fielen." 
Ich sah nach dem Waldrand, bis die Straße selbst 
wieder die Spuren des Rückzuges des 26. Korps auf 
jeden Meter Weg zeigte. Der ganze große Wald vor 
Augustowo und alle die Straßen an seinem Rande sind 
ja nichts als stumme Zeugen eines gewaltigen, schweren 
Kampfes und eines Sieges, der mit Anstrengungen 
und durch Leistungen erfochten wurde, die in der Kriegs¬ 
geschichte einmal erst später in ihrer ganzen 
Größe richtig gewürdiigt werden können, (ctr. bln.) 
Rolf Brandt, Kriegsberichterstatter. 
der Kavallerie Tankl Nr. 53 hielt wiederholtem An¬ 
sturm überlegener feindlicher Kräfte heldenmütig 
stand. Alle Angriffe wurden blutig ab - 
gewiefen. 
Der Stellverrreier oes Chefs des Generaistaves. 
von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 
Die Verluste der Russen. 
Ein österreichisch-ungarischer Generalstabsoffizier,, 
der die Kämpfe m den Karpathen mimacht, schreibt 
wie die „Münchener Neuesten Nachrichten" mitlei- 
len, seinen Verwandten in Müncken folgendes: Die 
Russen haben wahnwitzige Verluste. Diese 
Verluste werden die Ruffen niemals und gegen nie¬ 
manden eingestehen, denn Reich und Dynastie 
würden bei offiziellem Eingeständnis dieser irrsin¬ 
nigen MenschenverschwendunL von der Empö¬ 
rung der Massen hinweggeschwemmt 
werden, ctr. bin.) 
Der Offiziersmangel in Rußland. 
vtd Petersburg, 16. März 1915. Ein Ukas des 
Zaren hebt die brsherige Befreiung der Studenten 
vom Kriegsdienst auf uind ordnet an, daß jetzt alle 
Studenten einen achtmonatigen Offiziers¬ 
kursus durchmachen muffen. 
Der Mangel an Offensivgeist in der russischen 
Armee. 
wtb Berlin, 16. März 1915. Die Militärkri¬ 
tiker der russischen Blätter messen Wiener Meldun¬ 
gen der „Voss. Ztg." zufolge den Kämpfen um 
Grodno und O s s o w i e e besondere Bedeutung 
bei. Sie warnen vor der Auffassung, daß der in den 
amtlichen russischen Berichten bekannt gegebene 
„große Erfolg" in dieser Gegend tatsächlich jede Ge¬ 
fahr bannen könne. „Rjetsch" schreibt: Das heftige 
Bombardement bei Ossowiec zeigt, daß die Deutschen 
entschlosseni seien, den Boden zu weiteren ener¬ 
gischen Unternehmungen gegen die Fe¬ 
stung zu ebnen. Ossowiec sei infolge der umliegen¬ 
den Sümpfe und mangels geeigneter Verkehrswege 
abgeschnitten. Gegen Grodno richteten die 
Deutschen ihren Vormarsch deshalb, weil sie hier 
einen schwachen Punkt vermuten. Im „Ruskoje 
Slowo" wird dargelegt, daß augenblilich zwischen 
Weichsel und Riemen eine Schlacht 
tobe, von, deren Ausgang vielleicht das Schicksal 
der Operationen im Osten abhänge. Zwar könne 
man die, Zahl der von Hindenburg eingesetzten 
Kräfte nicht abschätzen, doch müsse man mit der 
Möglichkeit rechnen, daß dort ein Millionen- 
heer stehe. 
Die „Zwangsbekehrungen" in Galizien. 
Die holländische Zeitung „Tijd" berichtet, in Ga¬ 
lizien hätten die Russen bei ihrem Einfall vier 
Jesuiten gefangen und nach Strakan gebracht. 
Unterwegs wurde einer to t ge s ch l a ge n, ein anderer 
floh und wurde so lange verfolgt, bis er tot nieder¬ 
fiel. Zwei Paters seien in einer Kirche in Lemberg 
erschossen. In einem Teil Galiziens wurden etwa 
250 Einwohner durch russische Truppen vor die 
Wahl gestellt, dem Katholizismus abzuschwö¬ 
ren oder die Todesstrafe zu erleiden. Alle 
seien getötet worden, (ctr. bln.) 
Die Todesursache bei Graf Witte s Ableben. 
int>. Stockholm, 15. März 1915. Aus Petersburg 
wird hierher gemeldet: Eine bösartige Ohrenent¬ 
zündung hat dem Leben des Grafen Witte ein Ende 
gemacht. Die Depesche gibt weiter keine Andeutung 
über Entstehung, Dauer und Verlauf der Krank¬ 
heit. (&) 
Gegen Serbien und Montenegro. 
Ein unverdächtiges Urteil über das Elend in 
Serbien. 
wtb London, 15. März 1915. „Daily Chro- 
nicle" macht Mitteilungen aus einem Briefe Sir 
Thomas Liptons an die britische Rotkreuzgesellschaft 
über die Lage in Serbien. Es sei unmöglich, in 
einem Briefe die schreckliche Lage zu schildern, 
in der das Land infolge von Armut und Krank¬ 
heit sich befinde. Die Hospitäler sind überall 
voll Typhuskranker. Doktor Ryan, der die 
amerikanische Abteilung leitet, und etwa 2900 
Kranke versorgt, meint, daß, wenn nicht bald etwas 
geschehe, um die Ausbreitung, des Typhus zu ver¬ 
hindern, das Land über die Hälfte der Be¬ 
völkerung verlieren werde. In dem Hospi¬ 
tal in Ghevgheli fehlt es an Matratzen und Decken. 
Kranke liegen in ihren Kleidern. Sieben von zwölf 
Krankenschwestern, drei von sechs Aerzten sind an 
Typhus erkrankt. Nisch ist voller Krank¬ 
heit, meist Typhus. Die Hospitäler sind üb r- 
füllt; auch in Belgrad herrscht Typhus, obwohl 
nicht so schlimm wie in Nisch. In dem serbischen 
Aus Feldpostbriefen. 
Ein dankbarer Schüler. 
An seinen ehemaligen Lehrer in Fulda schreibt ein 
Unteroffizier Sch. folgenden Brief, der einen Einblick 
in seine wahrhaft religiöse und echt patriotische Ge¬ 
mütsverfassung gewährt: 
M., 10. Febr. 1915. Lieber Herr Lehrer! Ein herz¬ 
liches „Grüß Gott" aus Feindesland. Eine außerordent¬ 
liche Freude haben Sie mir durch Ihren Brief bereitet. 
Ein herzliches „Vergelt's Gott" und vielen innigen 
Dank! Mir ist es bis jetzt immer gut gegangen. Gott 
sei Dank! Als wir ins Feld gerückt waren, g.ngs auch 
gleich feste los. Vor Dixmuiden kamen wir in? Ge¬ 
fecht, uns ich habe die Stadt zweimal stürmen beljen. 
Es war ein hartnäckiger Kampf, und wir waren fast 
drei Wocken im Gefecht. Der erfte Sturmangriff war 
leider mißglückt, wir waren zu schwach. Hätte der 
Fe>nd mehr Mut gehabt, wären wir gefangen grncm- 
men worden.. Allein Gott hat es nicht gewollt. Tie 
Häuser waren stark mit Maschinengewehren und Sol¬ 
daten besetzt. Tie Stadt mußte erst in Trümmer ge¬ 
schossen werden. Seit Neujahr habe ich das erste Bett 
hier in M. Die Leute zeigen sich im allgemeinen wohl- 
wollend gegen uns. Nach mehrtägigen Gerechten haben 
wir gewöhnlich längere Zeit Ruhe, d. h. Dienst hinter 
der Front. Hoffentlich wird das Wetter bald günstiger, 
damit es endlich besser voran geht. Wir haben frei¬ 
lich einen nicht zu verachtenden Gegner vor uns, aber 
Gott wird unserer gerechten Sach« schon den Sieg ver¬ 
leihen, denn wir kämpfen ja für höhere Güter. Auch 
für Euch. Ihr Lieben daheim, die Ihr in so rührender 
Weise für die Soldaten im Felde sorgt, tragen wir gern 
all? Strapazen und Entbehrungen. Ein Land, wie das 
unsrige, eine Heimat mit so schönen, frommen Erinne¬ 
rungen, wo mich die teuere Mutter die ersten Gebete 
lehrte, wo vor allem Sie, lieber Herr Lehrer, mir den 
nötigen Unterricht erteilten — ja, die schöne Schulzeit 
— ist einem doch he'lig und teuer, dafür kämpft, und 
wenn es Gottes Wille ist, blutet mau gern. Sollte es 
im Plane des Großen HauptauartierS im Himmel 
liegen, daß ich nicht mehr zurückkehre, dann in Gottes 
Namen. Besser vorbereitet als jetzt, werde ich später 
auch nicht sterben, und meine Lieben daheim werden 
den Verlust ja auch verschmerzen können. Man sieht 
hier jeden Morgen Soldaten in der M. Messe und an 
der Kommunjonbank. . Daruist-" i r .«ve*. 0*«* 
Hauptquartier Kragujevatz wütet eine schwere 
Thphusepidemie. Das Hospital der Gendarmerie- 
Kaserne hat 600 Kranke und nur eine Pflegerin. 
Die einzige Unterstützung sind ö st e r - 
reichische Gefangene. Es herrscht Mangel 
an Arzneien, Decken und an allem, was zur Kran¬ 
kenpflege gehört. Gleiche Zu st ände Herr- 
schen im ganzen Lande. Es besteht großer 
Mangel an Hospitälern, so daß es unmöglich ist, die 
Typhusfälle zu isolieren. Lipton schließt: Wohl kein 
Land befindet sich in einer so gefährlichen Lage. 
vom See- und UeberseeKrteg. 
Die „Dresden" gesunken. 
wtb. Berlin, 16. März 1915. (Amtl. Telegr.) 
Amtlich wird von der britischen Admiralität bekannt 
gegeben, daß die englischen Kreuzer „K e»t", 
„Glasgow" und der Hilfskreuzer „Osrama" im 
Stillen Ozean bei der Insel Juan Fernande; 
auf S. M. kleinen Kreuzer „Dresden" gestoßen 
sind. Nach kurzem Kampfe geriet die „Dresden" 
durch Explosion einer Munitionskammer in Brand 
u n d s a n k. Die B e s a tz « n g soll von den englischen. 
Kreuzern gerettet worden sein. 
Der stellvertretende Chef des Admiralstabs: B e h n ck e. 
Die „Dresden" war am 8. November vorigen 
Jahres in der Schlacht bei den Falklandsinseln als 
einziges deuffches Schiss entkommen. „Scharnhorst", 
„Gneisenau", „Leipzig" und „Nürnberg" fielen der 
großen Uebermacht des feindlichen Geschwaders zum 
Opfer. Jetzt ist auch -oie „Dresden", die es, den 
sicheren Untergang vor Augen, verschmäht hat, in 
einem neutralen Hafen Unterschlupf zu suchen, einem 
dreimal stärkeren Gegner in Ehren erlegen. Von 
ihren letzten Taten wurde die Versenkung des eng¬ 
lischen Dampfers „Cornwah Castle" bekannt. Wie 
„Daily Mail" meldet, wurde der Dampfer von der 
„Dresden" nahe der Mochainsel an der chilenischen 
.Küste versenkt. Die Offiziere der „Dresden" sagten 
chren Gefangenen, sie würden sie wie Brüder behan¬ 
deln. Auf die Frage des Kapitäns des „Cornwah 
Castle", was mit ihnen geschehe, falls die „Dresden" 
in einen Kampf mit englischen Schlachtschiffen ver¬ 
wickelt würden, antwortete der Kapitän der „Dres¬ 
den", dann würden sie in Booten eingeschifft und Zu¬ 
sehen können, wie die „Dresden" siegen oder unter¬ 
gehen werde. Der Untergang der „Dresden", der 
unabwendbar war, sobald das Schiff einmal von 
einem starken Gegner gestellt wurde, löst im deut¬ 
schen Volke kein Gefühl der Niedergeschlagenheit aus. 
Die Helden aus der „Dresden" haben ihre Schuldig¬ 
keit getan und dem deutschen Namen Ehre gemacht. 
Die „Dresden" war das Schwesternschiff der 
„Emden", hatte 3650 Tonnen Wasserverdrängung 
md 361 Mann Besatzung. Bestückt war sie mit 12 
10,5-Zentimeter-Geschützen. 
Die Insel I u a n F e r n a n d e z, bei der die 
„Dresden" sank, gehört zur chilenischen Provinz 
Valparaiso und liegt 670 Kilometer von der chileni¬ 
schen Küste. Es ist ein nur 90 Quadratfilometer 
großes Eiland, auf dem nicht einmal 100 Menschen 
wohnen. 
Auf der Lauer. 
wtb Basel, 16. März 1915. Nach einer New- 
Horker Meldung der „Basler Nachrichten" sind bri¬ 
tische Kriegsschiffe bei Cap Henry an der Küste 
Birginiens zusammengezogen, um den deutschen 
Hilfskreuzer „Prinz Eitel Friedrich" abzufan¬ 
gen. 
Der TflrKenRrieg. 
Der Kampf um die Dardanellen. 
wtb Konstantinopel, 16. März 1915. In den 
letzten Tagen haben nur unbedeutende Un¬ 
ternehmungen der verbündeten Flotte bei den 
Dardanellen stattgefunden. Die Täfigkeit der feind¬ 
lichen Linienschiffe beschränkte sich aus Demon¬ 
strationen. Zwei neue Versuche des Gegners, 
durch nächtliche Vorstöße von Kreuzern »nd Zer- 
störerne an die äußersten Sperren heranzukommen 
und die Minen wegzuräunien, wurden durch die 
Wachsamkeit und das wirksame Feuer der Verteidi¬ 
ger vereitelt. — Die durch die englische Presse 
verbreiteten Nachrichten über eine Landung und 
Erfolge feindlicher Streitkräfte bei Smyrna sind 
frei erfunden. Die bisherige Sorglosigkeit der 
verbündeten Flotte scheint nach dem erfolgreichen 
Vorstoß der türkischen Streitkräfte beeinträchtigt. 
Tie Stimmung in Konstantinopel ist vollkom¬ 
men ruhig. Die Bevölkerung ist fast gleichgiltig 
geworden gegen die Blockade der Dardanellen. 
Brot der Starken gibt Trost und Kraft für die schweren 
Tage, dann gehts noch einmal so gut. Möge Gottes 
Schutz und Segen auch fernerhin über uns sein. (ctr. fft.) 
Den Engländern gegenüber. 
Ein Fuldaer Artillerie-Gefreiter, der bei einem 
westfälischen Artillerie-Regiment am Kriege teilnimmt, 
schreibt in seinem letzten Briefe an seine Eltern aus 
Nordfrankreich, wo er seit Kriegsbeginn im Felde steht, 
folgendes: Heute ist es mal etwas ruhiger geworden, 
sonst ist hier ein Krachen wie am jüngsten Tage. Einen 
Tag greisen die Engländer an, einen Tag wir. Einen 
Tag verloren links von uns die B . . . .er einen 
Schützengraben, den nächster: Mittag war er aber schon 
wieder in unserem Besitz. Wir haben wenigstens eine 
dreifache Uebermacht hier vor uns. Die Engländer 
wollen mit aller Gewalt bei L. B. durchbrechen. Aber 
es ist nichts zu machen. Wir haben hier die ... bei 
uns, ein bischen Landsleute, feine Kerle, gehen^ drauf 
wie Blücher. Einen Graben nahmen sie den Engländern 
ab, mir dem kleinen Spaten in der rechten Hand und 
in der linken eine Handbombe. Ohne Gewehr. Un¬ 
sere Division haben' die Engländer Blutdivision ge- 
taufl. Teirnders vor der Artillerie haben sie großen 
Rcspcli. . . Untere Batterie wurde auch wieder 
einmal arg leschofsci: von schweren englischen Ge¬ 
schützen, die jedoch keinen nennenswerten Schaden n:i- 
rickiteten. (ctr. fit.) 
Tie Granate im Geldschrank. 
Ein hübsches Stückchen aus dem Argonnenwald 
schreibt ein Fuldaer Kämpfer seinen Angehörigen nach 
Haus. Danach bewarfen jüngst die Franzosen wieder 
einmal die Stellung des Truppenteiles, zu der unser 
Landsmann zählte, mit Granaten, richteten aber weiter 
nichts aus, als daß ein Pferd getötet wurde. _ Eine 
Granate schlug in einen alten Düngerhaufen, denselben 
zum großen Teile wegfegend. Und was kam hierbei 
zum Vorschein? — Ein Kaffenschrank mit einer ansehn¬ 
lichen Summe „Goldfüchse" angefüllt. Gar bald war 
der Schatz an einem weniger duftenden Orte geborgen, 
(ctr. fst.) 
■— Kriegszeitungen. Den Jüngern der wnvarzen 
Kunst bietet sich mannigfache Gelegenheit, ihre Talente 
und Fähigkeiten im Kriege in stellcin Lichte erstrah¬ 
len ru lui'-" Sobald ii-l- t ■' Standaruirtie'-w: 
Die nnderen Milchte. 
Italien und Deutschland. 
Ter italienische Abgeordnete Marchese Carlo 
Centurione sendet dem „Berl. Tagcbl-" einen 
kurzen Arfikel, worin er die Gesinnung der Mehr, 
heit des italienischen Volkes kennzeichnet. Er sagt 
unter anderem: 
Man könnte, wenn man einige Zeitungen liest und 
nichts anderes berücksichtigt, glauben, daß das ganze 
italienische Volk auf Seiten Frankreichs stehe und 
dafür schwärme, für seine Unterstützung in den Kampf 
einzugreifen und sich auf Oesterreich zu stürzen, um 
territoriale Ansprüche zur Erfüllung zu bringen und es 
so dem Dreiverband zu ermöglichen, die Offensive gegen 
Deutschland zu ergreifen. Aber dies ist nicht der 
Fall. Die Italiener — ich spreche von der Mehrheit 
und nicht von den Straßendemonstranten — haben 
nicht vergessen, daß durch dreißig Jahre das Bündnis 
mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn Europa den 
Frieden auferlegt und es Italien so ermöglicht hat, sein 
eigenes geistiges und wirtschaftliches Leben zu entfalten. 
Es haben noch nicht alle das Blut der italienischen Ar¬ 
beiter vergessen, das grundlos in Marseille, Toulon und 
Aigues Morles vergossen worden ist und noch ist die 
Erinnerung cm das Unternehmen von Tunis lebhaft, an 
die Einmischung Frankreichs an den Abeffinischen Krieg 
und ganz neuerdings in den Libyschen Krieg. Zum 
Schluffe sagt Centurionc: Wie dem auch sei, es ist ge¬ 
wiß, daß der Wille der Gutdenkenden es verhindert hat, 
daß Italien an der Seite Frankreichs in die Arena steigt 
und sich uneingedenk der geschworenen Treue gegen 
Oesterreich stürzt, und ich hege die Hoffnung, daß die 
Mehrheit der Italiener sich nicht fortreißen läßt, das 
Parlament zu einer Entscheidung zu drängen, die i» 
jeder Hinsicht beklagt werden müßte, (ctr. bln.) 
Anarchie in Portugal. 
* Madrid, 15. März 1915. Zuverlässigen Mel¬ 
dungen zufolge herrscht m Portugal völlige An¬ 
archie. Es stehen sich drei große Parteien gegen¬ 
über, die alle drei den festen Willen zur Macht haben 
und vor Blutvergießen nicht zurückschenen. Es sind 
das die Republikaner alten Systems un¬ 
ter General Castro, die Republikaner neuen 
Systems unter Anfichrung hervorragender Mit¬ 
glieder des Senates und die M o n a r ch i st e n. 
Dazu kommt noch ein starkes Aufgebot von A n - 
a r ch ist e n, die aus dem allgemeinen Wirrwarr 
ihren Vorteil zu ziehen suchen. Das Land zerfällt 
auch örtlich in drei Teile. Die Republikaner alten 
Systems halten unter dem eisernen Regiment 
Castros Lissabon und die umliegenden Provinzen be¬ 
setzt. Im Süden befinden sich die Anhänger der 
Senatspartei, im Norden die Monarchisten. Es ist 
bereits an verschiedenen Stellen zu blutigen 
Zusammen st ößen zwischen den Anhängern der 
einzelnen Gruppen gekommen. Bei Grandola wurde 
ein Bataillon eines Infanterie-Regiments, das zur 
Senatspartei gehörte-, von einem Castroscheu Infan¬ 
terie-Regiment angegriffen und soll über hundert 
Mann an Toten und Verwundeten verloren haben. 
Die Monarchisten haben int Roden des Landes 
reichlich Geld und Waffen an die königstreuen 
Bauern verteilt und beginnen offenbar langsam ihre 
Anhänger nach bestimmten, geheimgehaltenen Punk¬ 
ten zu konzentrieren, um eine größere militärische 
Operation zu versuchen. Handel und Industrie lie¬ 
gen unter diesen Umständen völlig darnieder. Ir¬ 
gendwelche Kredite nach Portugal werden schon seit 
langem nicht mehr bewilligt. Alle Verhältnisse be- 
finden sich in chaofischer Verwirrung, (ctr. bln.) 
Zum griechischen Kabinettswechscl. 
Aus Konstanfinopel wird der Franks. Ztg." ge¬ 
meldet: Zum griechischen Kabinettswechsel erfahr-' 
ich aus zuverlässiger Quelle, daß zu dessen Beschleu¬ 
nigung wesentlich die Haltung Rußlands bei¬ 
trug. ' Petersburg ließ in London und Paris in sehr 
bestimmtem Tone erklären, falls Griechenland die 
maritimen Maßnahmen Frankreichs und Englands 
durch ein Landungskorps unterstützen lassen wolle, 
vorzusorgen, daß die griechischen Truppen zu kei¬ 
nerlei Operationen über die Darda¬ 
nellen hinaus Verwendung fänden. Die nicht 
ganz unertvartete russische Stellungnahine, welche 
die griechischen Träume aus Byzanz zerreißt, hat 
auch die dem populären früyercn Kabinettschef Ve- 
nizelos nahestehenden Kreise ernüchtert. Sie war 
mitsprechend, daß der plötzliche Umschwung i« 
Athen sich ohne Störung vollzog, (ctr. sft.) 
Rücktritt des rnmänischen Finanzminifters. 
Aus Bukarest wird gemeldet, daß der rumänische 
Finanzminister Costinescu sein Entlassungsgesuch 
gegeben habe. Cosfinescu steht mit seinen Sympa¬ 
thien auf der Seite des Dreiverbandes, (ctr. bln.) 
China und Japan. 
wtb London, 16. März 1915. „Daily Telegraph" 
schreibt aus Peking: In den letzten Verhandlungen 
mit Japan hat China Japan das Recht zur Aus¬ 
beutung der Südmandschurei und bis 1917 die 
eine verlassene Buchdruckerei zeigt, beginnt unter der 
Devise „Gott grüß die Kunst!" eine emsige Tätigkeit 
an den Setzkästen und Druckpressen. Denn der Be¬ 
darf unserer Heere an Drucksachen ist nicht gering. 
Daneben befaßt man sich aber auch mit der Heraus¬ 
gabe von Kriegszcitungen, die Willige Abnehmer und 
begeisterte Mitarbeiter finden. Da kommen oft dich- 
terischeund schriftstellerischeTalente zuin Vorschein, von 
denen niemand bisher eine Ahnung hatte. Die be¬ 
kannteste dieser Zeitungen dürfte Wohl die in der 
stattlichen Auflage von 23,000 Exemplaren erschei¬ 
nende Aller Kriegszeitung nebst Beilage Kriegs-Flug¬ 
blätter' sein, an deren Herstellung deutsche feldgraue 
und französische eingeborene Jünger der schwarzen 
Kunst friedlich nebeneinander arbeiten. Gründer des 
Unternehmens sind Paul Oskar Höcker und Georg 
Freiherr v. Ompteda. Eine Art Seitenstück findet 
dieses Blatt im Osten in der ,Lodzer Zeitung', die 
auf Veranlassung der Presse-Verwaltung des Armee- 
Oberkommandos Ost nach der Flucht des Verlegers 
unter den: Titel,Deutsche Lodzer Zeitung' weiter es* 
scheint und nicht nur den Truppen, sondern auch de» 
Deutschen in Lodz und Umgebung als Nachrichten- 
Organ dient. Dem Entgegenkommen der Deutschen 
Bücherei in Leipzig verdanke ich noch die Mitteilung 
folgender Zeitungs-Titel: »Armee-Zeitung der 2. Ar¬ 
mee' (St. Quentin), »Der Landsturm' (Vouziers), 
»Armee-Zeitung' (Charleville), »Letzte Kriegs-Nach¬ 
richten' (Lille), »Deutsche Soldaten - Post' (Brüssel), 
»Kriegszeitung' (Laon), »Der Landsturm-Bote' (Briey), 
»Bapauiner Zeitung am Mittag', eine zweisprachige 
Etappen - Zeitung ohne Angabe des Erscheinungs- 
Ortes, gezeichnet: „von Bertrab, Lieutenant-General, 
Commandant des Etapes“, und ,Kriegszeitung der 
Feste Boyen'. In französischer Sprache sind gedruckt: 
.Bulletin de lull», Journal de guerre1 (Laon), .Gazette 
des Lrdennes' (Nethel). Sogar eine polnische Kriegs¬ 
zeitung, die .Gazette yoyenna4, erscheint wöchentlich 
auf die Veranlassung des Armee-Oberkommandos in 
Posen. In Oesterreich soll bei jeder Armee ein Sol¬ 
datenblatt existieren. In Przemysl erscheinen außer¬ 
dem die,Kriegs-Nachrichten', eine Feldzeitung, deren 
Redakfionsich im Bahnhofsgebäude befindet. (Ctr. bln.)
	        
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