un^ .®.c1a^c-v%r di: städtischen Trödler bieten ihnen
zi: billigen Preisen die übelste Fabrikware an, triviale
Stickmuster, unechte Blechbroschcn und Glasperlen,
und wir fürchten, die betrogenen Landbewohner las¬
sen sich mit ihnen auf einen kümmerlichen Tauschhan¬
del ein.
Mitten auf diesem östlichen Theater bummeln
unsere Feldgrauen mit der Gemütsruhe eines Welt¬
reisenden herum und genießen die Freuden des fremd¬
artigen Städtchens, solange sie dauern. Bald heißt
es weilcrmarschiercn in die armseligen Dörfer, in
denen kein Laden und keine Gastwirtschaft ist, und
über die Dörfer hinaus in di: Einsamkeiten des
Waldgebirges, wo es, ohne Uebertreibung, noch Wölfe
und zuweilen noch Bären gibt. Morgen muß ich fort
von hier, zum Städtchen hinaus — und wer weiß,
wann ich ein« Stadt, ob ich jemals eine Stadt Wieder¬
sehen werde!
In der Heimat, in der Heimat . , . ,
alte Vorliebe des Fürsten Bismarck für Ausnahme¬
maßregeln verschonen sollen.
Daneben können wir niit Genugtuung feststellen,
daß das Zusammenarbeiten von Regier¬
ung und Volksvertretung jetzt in freieren,
schöneren und fruchtbareren Formen vor sich geht als
damals nach der Methode, die Bismarck in dem
IT üteL^ntlDll*ek Namentlich in der schweren Zeit
des Krieges geht cs jetzt in voller Harmonie. So
möge es bleiben, ohne Formelkram und „Autoritäts"-
Beklagie habe durch die Nichtzahlung der besonderen
Vergütung die Klägerin zur Vertragslösunq ge¬
lungen. Ter Arbeitgeber muß seine Angestellten
r!£ ganzen Kreges beschäftigen, wenn sie
Üch Gehaltskürzungen gefallen ließen. Löst der Unter¬
nehmer durch seine Schuld vor Schluß des Krieges
das Arbeitsverhältnis, dann hat der Angestellte An¬
spruch arüf volle Gehaltszahlung, auch für die zurück¬
liegende Zeit. Im vorliegenden Falle muß der An¬
geklagte die zweite Hälfte von 80 Mk. pro Monat für
die Zeit vom 1. August bis 1. April in Höhe von
640 Mk. sofort und 160 Mk. für April am 30. April
hielt wegen seiner großen Tapferkeit das Eiserne
Kreuz und den Verdienstorden mit doppelten
Schwertern.
Buttlar, 9. April 1915. Dem Kanonier
P lass im Artillerie-Regiment Nr. 19 wurde das
Eiserne Kreuz verliehen, mit dem bereits fünf
Kriegsteilnehmer unserer Gemeinde ausgezeichnet
worden sind.
Bant Flachs!
Unter den Lehren, welche uns der jetzige Krieg
Ar. IS llliskm JAM WeMllli"
Gibt un§ einen Einblick in die Dsterfreudc unserer
Soldaten. Auch aus diesen Bildern wird uns offen-
*J,e aie Deutschen die Gewohnheiten ihrer hei¬
matlichen Feste überall mit sich hintragen, um sie
auch unter ganz veränderten Verhältnissen zu feiern.
Von allen Kriegsschauplätzen, sowohl im Westen wie
im Osten, und sogar aus den türkischen Kampfqe-
^Eten bnngt die Nummer die mannigfachsten
Abbildungen. die die Truppen der Zentralmächte
nicht nur im Kampf zeigen, sondern auch daran er¬
innern, daß die deutschen Soldaten mit der gewohn-
ten deutschen Gründlichkeit auch auf feindlichem Boden
durch fleißige Feldbestellung für spätere Zeiten Vor¬
sorgen. Unter den Persönlichkeiten dürfte ganz be¬
sonders der Kommandant von Przemyil, von Kus-
manek, und der Befehlshaber der 5. türkischen Armee
m den Dardanellenkämpfen, Marschall Liman von
Sanders, Interesse erwecken. Das Titelbild gibt
unS einen
an
-ahlen. -Ter Bezirkse'ifenbahnrat Frank- 3e9eben hat, ist auch jene nicht hintanzus.tzen. daß
furt a. M. tritt am 8. April Hierselbst zu seiner 79 es notwendig ist, dem leider in den letzten Jahr-
Sitzung zusammen ' ' w 1 I rennten fn fpnr Nprnnm>nn,itpn 3Unrht£?vni» VmrtNjv*
. , _ , , lhre Schützengräben und Höhlen
verlassen haben und sich draußen im Felde des
schonen Tages freuen. Allerdings sind sie auch hier
ständig auf der Wacht gegen unvermutete Ueberfälle.
Ww die deutschen Soldaten jede günstige Lage ans-
zunutzen verstehen, das zeigt die Seite 4 in ihren
verschiedenen Abbildungen.
Ein Bismarckbrief ans
dem Jahre 1893
wird jetzt in den „Süddeutschen Monatsheften" ver¬
öffentlicht. Das Aktenstück geht auch in di« Tages-
Presse über, und darum sind einige Randglossen ge¬
boten. Besser wäre es gewesen, wenn mcn den
Brief weiter hätte schlummern lassen bis in die
Friedenszeit hinein. Es handelt sich nämlich um den
Fall des Sozialistengesetzes in jener kriti¬
schen Zeit, die dem Rücktritt des Fürsten Bismarck
vorausging. Die Erinnerung ist unter den gegen¬
wärtigen Verhältnissen nicht gerade erbaulich. Auch
jur Säkularfeier des Fürsten paßt sie schlecht, denn
k len ft den Blick wieder ab von den Großtaten
>ez Helden, die wir soeben einmütig gefeiert ha.
den, aus einen dunklen Punft der umstrittenen
innerpolitischen Entwickelung.
Das Sozialistengesetz kam bekanntlich vor einem
Vierteljahrhundert dadurch zu Fall, weil die
Reichstagsmehrheit zunächst eine Milderung
dieses Ausnahmegesetzes beschlossen hatte und dann
die konservative Partei schließlich mit den grund¬
sätzlichen Gegnern gegen das veränderte, nach ihrer
Ansicht unzulänglich gewordene Gesetz stimmte. Der
damalige konservotive Führer v. H e l l d o r f hatte
seinen Parteigenossen versichert, daß Fürst Bismarck
das Scheitern des abgeschwächten Gesetzes wünsche.
Dieser Behauptung Helldorfs trat drei Jahre spä¬
ter der Abg. v. Kardorff der Aeltere im Reichstage
entgegen, und Fürst Bismarck richtete daraufhin an
Kardorff das erwähnte Schreiben, worin er erklärt,
er habe das abgeschwächte Gesetz annehmen wollen
und daraus kein Hehl gemacht, da etwas immer I Ipake _ *Jb|tbaumbIüte, wie sie dieser
besser sei, als nichts, doch habe er der Negierung die Frühling bringt, gehört zu den Ausnahmen. Ta-
Möglichkeit offen halten wollen, von dem neuen 1 r"
Reichstag eine Verschärfung des unzulänglichen Ge¬
setzes zu verlangen.
Wenn Bismarck damals wirklich die Absicht ge-
habt hat, „etwas" zu retten, so kann man sich nur
wundern, daß er sich nicht deutlich genug ausge¬
sprochen hat. Er spricht in dem Briese allerdings
den Verdacht aus, daß Herr von Helldorf im Verein
mit Herrn von Bötticher bei dieser Gelegenheit feind¬
selige Manöver am Hofe gegen ihn getrieben habe.
Diese Verfolgungsideen machen aber sein Selbst¬
zeugnis nicht gerade eindrucksvoller- Wäre Bis¬
marck einfach lm Reichstage erschienen und hätte
dort das gesagt, was er drei Jahre später als seine
Meinung schriftlich bekundete, so würden die Kon-
sevoativen gewiß anders gestimmt haben. Daß er
sich zurückgehalten, sucht er damit zu begründen, daß
die Regierung ihrer Autorität halber sich nicht eher
von ihren Forderungen etwas abhanüeln lassen
dürfe, bis das Parlament amtlich gesprochen habe.
Das ist nicht durchschlagend, denn nach den Ein-
z e l abstimmungen in der dritten Lesung halte das
Parlament „amtlich" gesprochen, und da hätte auch
nach der Bismarck'schen Methode vor der Schlu߬
abstimmung die Regierung sprechen können und
sollen. Der Brief bekräftigt schließlich nur die
große Unklarheit und Unsicherheit, die
damals in den obersten Regionen herrschte-
Die Erfahrungen in dem zwischenliegenden
Merteljahrhundert und vor allem auch die jüngsten
Erfahrungen aus den Kriegsmonaten berechtigen
uns zweifellos zu der Behauptung, das Scheitern
des Sozialistengesetzes sei kein Unglück für Deutsch,
land gewesen. Allerdings hat die Sozialdemokratie
nach der Beseitigung der Zwangsmaßrcgeln einen
gewaltigen äußeren Aufschwung genomnien,
der bei manchen Besorgnis erweckt hat. Aber das
Verhalten dieser Partei im großen und ganzen
war in der Schicksalswende vom Anfang August so
erfreulich und für das bedrängte Vaterland so vor¬
teilhaft, daß die Neuorientierung in dieser Frage
überall Anklang finden müßte und gefunden
hat- Jetzt stehen wir im Begriffe, mit den Resten
aller Ausnahmegesetze aufzuräumeil, und gerade
deshalb hätte man uns mit der Erinnerung an die
Königslein, 7. April 1915. In der jetzigen
Knegszeit dürfte es wissenswert sein, zu erfahren,
daß der zur Zeit zu Belgien gehörige Marftflecken
Roche fort (früher Grafschaft der Provinz Na-
mur und nicht zu verwechseln mit der französischen
L>tadt Rochefort), ehemals zu Deutschland und zwar
Jui Grafschaft Königstein im Taunus gehörte. Die
Grafen von Rochefort (früher Rutschefurt genannt)
nannten sich auich nach den Königsteiner Urkunden
„Grafen von der Mark". Die Besitzungen von Roche¬
fort stammten im Jahre 1474 von Philipp von Kö¬
nigsteins Gemahlin Ludovica, einer Gräfin von der
Mark, her. Nach den vorhandenen Urkunden lag
dl^e Herrschaft in den Ardennen und gehörten dazu:
„Rochefort mit Schloß (dessen Ruine noch heute
hnrrmttSrtv» £X _i rr*. m _..--v. _ , tu
zehnten so sehr vernachlässigten Flachtsbau wieder
erneute Aufmerksamkeit zu schenken. Schon seit
langem hatte die Leinenindustrie dchingestrebr, den
Flachsbau in Deutschland zu fördern, um sich mehr
und mehr vom Auslande unabhängig zu machen.
Das Reichsamt des Innern hat durch einen eigenen
Sachverständigen die Flechskultur in Holland, Bel¬
gien und Frankreich studieren lassen. Das Ergeb¬
nis dieser Studien wurde niedergelegt in dem klas¬
sischen Berichte in Heft Nr. 9 der Berichte über
Landwirtschaft: Flachsbau und FlachZiudustrie in
Holland, Belgien und Frankreich von Tr. I. Frost-
Brüssel, landwirtschaftlicher Sachverständige im
Dienste des Kaiserlich Auswärtigen Amis- Erschie¬
nen 1909 bei Paul Parey in Berlin. — Ties m
Werke ist die größte Verbreitung in landwirtschaft-
vorhanden ist), Herbimont, Chasseviere, Neufschatel". lichcn Kreisen zu wünschen. Gerade der jetzige Au-
Als die Grafen von Königstein im Jahre 1535 im
männlichen Stamme ausstarben, kam diese Herr¬
schaft mit Königstein an Ludwig von Stolberg, der
Ä Bh sars sfe
H«$ 6cm Nachbargebiet.
== Petersberg, 9. April 1915. Der Unter,
betertnar Franz Gaul, Sohn des Rangiermeisters
..-corltz OicnU dahier, wurde zum Veterinär befördert.
Herbstein, 9. April 1915. Für hervorragende
^Werfet! vor dem Feinde wurde der Unteroffizier
Wilhelm S ch ne i d e r von Herbstein mit dem
Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet.
* Aus dem Voaelsberg, 7. April 1915. Eine
solche spate O b st ba u m b l ü t e, wie
Frühling bringt, gehört zu den Ausnahm.... „ -, „„ ^
»urcf> wird aber für unsere Gegenden die ursächliche Sterne in seinen Tornister packte und so seinen Kör-
Bedingung einer guten Obsternte gegeben. Je ftä- per widerstandsfähig machte. Jetzt ist der kaum
ter bei uns die Blüte, desto besser die Aussichten 16jährige Jüngling mit dem Eisernen Kreuze aus
auf e,n reiches Obstjahr. Im vorigen Jahre fiel gezeichnet worden.
' ' " " - - * Aschaffcnbach, 8. April 1915. Der bestaus
gezeichneteUnteroffizi erster Kgl.daher.Armee
ist der Unteroffizier Anton Rnhfnß von Lobsinq bei
Riedenburg. Er besitzt das Eiserne Kreuz 1. und
2. Klasse, das Militärverdienstkreuz mit Schwertern
und die Goldene Medaille. Wegen einer Verwun-
Rochefort" usw. führte. Der genannte Graf hatte
mm männlichen Nachkommen, sondern nur zwei
Züchter, wovon die älteste Anna im Jahre 1554 sich
an den Grafen Ludwig von Löwenstein vermählte.
Nach dem Absterben Ludwig von Stolbergs 1574
nahm Ludwig von Löwenstein die Herrschaft Roche¬
fort in Besitz. Nach der Besitznahme entstand über
diese Rochefortschen Herrschaften ein Prozeß zwischen
Ludwig von Löwenstein und der Stolberger Fa-
milie, der erst im Jahre 1755 durch Vergleich been-
drgt worden ist. Tie Wappen von Rochefort und
der Grafen von der Mark befinden sich noch deute
rm Stolberger Wappen.
* Ohrdruf i. Th. 6. April 1915. Das Gefan¬
gen e n l a g er auf dem Truppenübungsplatz Ohr¬
dorf erhielt dieser Tage wieder einen ansehnlichen
Zuwachs: 12000 Franzosen, darunter viele Ver¬
wundete, wurden eingeliefert.
* Aus Thüringen, 9. April 1915. Der Real
schuler Karl Wetzel in Greiz hatte sich für 5 e it
Krieg vorbereitet, indem er 60 Pfund
frühen Blütezeiten brachen oft schon um diese Zeit
°!e Kirschblüten auf. Gegenwärtig stecken alle Blü-
die Kirschblüten auf. Gegenwärtig stecken alle Btü-
tenknospen noch in den Lederhüllen. Dazu ist der
Ansatz der Tvagknospen sehr reich. Wird die Blüte¬
zeit eine schone — einmal muß ja doch das Regen- , . - -
Wetter aufhören—, dann steht eine reiche Obsternte zß am Arme war Rnhfnß im Lazarett Aschaf
->. ^ 1 > fenburg.
zu erwarten,
* Gelnhausen, 8. April 1915. Der Herr Kultus-
. - --, . wtulHB. , x- * 7- April 1915. In Elxleben brannte
Minister hat die hiesige höhere Schule als Real- I große Zitzmannsche Mahlmühle vollständig nieder,
schule anerkannt; es stehen ihr nunmehr alle Be- -l namentlich Roggen, sowie sämtliche
rechttgungen einer sechsstufigen preußischen höheren ma'chlnellcn Einrichtungen wurden vernichtet. Das
Lehranstalt zu.
* Hanau, 9. April 1916. Schwurgericht. In
der kommenden Montag beginnenden Frühjahrs¬
schwurgerichtsperiode stehen folgende Strafsachen zur
Verhandlung: Montag, 12. April Frau Katharina
»on hier, vorsätzliche Brandstiftung; Dienstag, , „ --
Öen 13. April hat sich der Kaufmann Robert Klotz 684950 Mk. eingezogen und der Reichsbank zuqeführt
aus &rl,h,rht'>rn «w,,..** ... -- ? I * Aus Franken, 7. April 1915. In Schwein-
f u r t hot man im Februar 1000 Zentner Brot und
Mehl m e h r v e r b r au ch t, als der Stadt zusteht
Wenn nicht Ersatz geleistet wird, muß der Mehr¬
verbrauch in den nächsten Monaten eingespart
werden.
Feuer ist durch eine Explosion am Motor entstan¬
den. Der Sohn des Mühtenbesitzers trug bedenkliche
Brandwunden davon.
* Würzburg, 9. April 1915. Von den^Poftän'-
stalten der Oberpostdirektion Würzburg wurden im
Monat März Goldmünzen im Betrage von
aus Schlüchtern wegen Notzucht zu verantworten
und am Mittwoch, den 14. April Fabrikarbeiter
Blasius Dill und Frau Pauline Kasper aus Geln¬
hausen wegen Meineids.
kt Frankfurt, 9. April 1915. Das Gewerbe¬
gericht traf zur Frage^der Gehaltskürzungen
wahrenddesKriegesin seiner letzten Sitzung
mne Entscheidung von grundsätzlicher Bedeutung. Zu
Beginn des Krieges mußten sich zahllose Angest-llte
mehr oder mrnder große Gehaltskürzungen gefallen
lassen. Einer Damienschneiderin war von ihrem Ge¬
schäft das Gehalt ebenfalls um die Hälfte herabgesetzt
worden, und zwar für die Dauer des Krieges, wie
die Vereinbarung lautete. Als kürzlich die Schneiderin
Äu§ Gersa und Umgebung.
„ ^ Geisa, 8. April 1915. Der Einjährige
Unteroftizier Aloys Ritz, Sohn des Schuhwaren-
handlers F. K., Ritz von hier, welcher seit Anfang
-uuuete. ms cumtci) me ^neid-rin I 'U einem Bayrischen Regiment im
eine besonders versprochene Verquttma nickt erbielt "~ti-cn ^mpft und an lamtlichen Gefechten teilge
stellte sie die Arbeit ein und verlanow Ä nommen hat, wurde zum Unterarzt befördert. Ter
vollen Gehaltes vom 1 August bis 1 Wai (ff fam I ^ ^wurde auch, weil er im stärksten Granatfeuer
zur Klage Tas Gericht erkannte die Ansvriicke d^ .amtliche Telephondrähte durchschossen
Klägerin in vollem Umfang als berechtigt an Denn ,vnter Nichtachtung des eigenen Lebens wich-
sei zwei- | KrZ^dLimk'^'LfZkA^wmi ^ ff^u?
Aus Feldpostbriefe».
Ein Sonntagmorgen im Feindesland.
Im Laufe der Woche sind wir in V. (Nordfraukreich)
anigekommen, in einem größeren Dorfe, etwa 30 Kilo¬
meter hinter der Front. Alles was uns umgibt, ist uns
ungewohnt; mit staunendem Sinnen stehen wir vor den
Gewohnheiten und Verhältnissen dieses Landes, in das
uns in schneller Fahrt der Toansportzug gebracht hat.
Fn allem dem Fremdartigen aber beherrscht uns noch
ganz die liebe Gewohnheit der Heimat. Und da nun der
Sonntagmorgen gekommen ist, ßieht es uns Katholiken
mit Gewalt hin zum Gotteshaus, zur hl. Messe. Noch
ist dos hübsch geschmückte Kirchlein leer von Einwoh¬
nern, da treten mit wuchtigen Schritten die deutschen
Soldaten durch die Tür und füllen die Bänke im Mittel¬
schiff. Da sind die Kameraden aus Limburg, aus
Mainz und die Fuldaer, die bei uns sind, fehlen
nicht. Langsam tauchen auch die Leut« aus dem Dorfe
auf. Es sind nur Frauen und Kinder und auch diese
nmr in kleiner Zahl. Zwei unserer Kameraden, Laien¬
brüder aus dem Limburger Missionshaus, wollen die
hl. Kommunion empfangen. Als Dolmetscher ihres
Wunsches gehe ich in die Sakristei zu dem ohrivürdigen
Priestergreis und bereitwillig erfüllt er den Wunsch.
Dann -beginnt die hl. Messe. Die Gemeinde singt das
Credo und einige lateinische Sakramentslieder. Die
Stimmen sind dünn. Die kleine Orgel wird nicht ge¬
spielt. Der Lehrer ist im Krieg. Die Messe geht zu
Ende und der Pfarrer entnimmt -dem Tabernakel den
Kelch mit der hl. Hostie. Der armen Gemeinde fehlt
die Monstranz. Es wird vor dem hochw. Gute eine kleine
Andacht gehalten und dann wird das Tantum ergo an¬
gestimmt. Die Melodie ist ähnlich wie bei uns im
Heimatland. Die deutschen Soldatenkehlen wollen da
nicht länger säumen, in das Lob des fleischgowordenen
Heilandes einzustimmen. Markig mischten sich die
etwa 100 Männenslimmen in den dünnen Gesang der
Kinder und Frauen. Fast will die deutsche Weise die
französische Variationen verschlingen. Der Segen wird
erteilt und die Gemeinde bricht auf. Ta eil! ein Felo-
grauer, ein stmmmer Musketier, im Zivilberuf, daheim
in Mainz, Assessor und Dr. jur. zur Sakristei zum
Pfarrer. Gütig gestattet der, daß nun auch wir deutsche
Soldaten -dem Herrn ein deutsches Loblied singen. Und
schon meistert mein alter, hier wiedcrgefundcner Stu.
diensreund die Tasten des gebrechlichen Harmoniums
felos dahm aufzufassen, daß der Geschäftsherr wäh¬
rend des Krieges auf Kündigung verzichtet und d-e
Klägerin mit dem halben Gehalt zufrieden ist. Der
und mit Wucht erbraust durch das französische Kirchlein
das „Großer Gott, wir loben dich". Andächtig tauschen
die Franzosen und ttof ergriffen, mit Tränen in den
Augen singen wir Soldaten die drei Strophen des herr¬
lichen Lobgesanges. Erfüllt von Gottvcrtrauen und
himmlischem Trost treten wir dann aus dem Gottes-
^rus hinaus, um nach einer unvergeßlichen Stunde der
Eubauung unser zigeunerartiges Dasein fortzusetzen.
Dr. Kr. (ctr. fft.)
Die deutschen „Barbaren"
haben nicht nur das belgische Land im Sturm genom¬
men. sie haben vielfach auch die belgischen Kerzen er¬
obert. So schreibt ein Krieger aus Flandern: Wir füh¬
len uns hier recht wohl. Die Einwohner behandeln
uns fast familiär. Sie sagen, wir seien gewiß die Lieb-
ftnder unseres Kaisers. Die Jungens auf der
Straße singen die „Wacht am Rhein". Als
nur kürzlich infolge Alarms plöblich ausrücken mußten,
haben verschiedene sogar geweint, (ctr. fft.)
Eine deutsch« Schule 500 Meter vorm Feind.
Wir Barbaren! Nicht nur Soldaten stellen wir vor
d,e Front — auch Schulkinder; allerdings nicht nach
ru,stschem Rezept, das heißt nicht zum Totschiehen, son¬
dern in ganz anderer, echt deutscher Art. In einem
franzo,ischen Gebirgsdorf: Oben auf der Berghohe
.chengen Tag und Nacht die feindlichen Grüße hinüber
und herüber. Unten am Fuße des Berges steht ein
deut,cher Lehrer in der Schulstube, um die Kinder des
Feindes ,n liebevoller Weise vor geistiger Verkümme¬
rung zu schützen, buchstäblich nicht mehr als 500 Meter
auf der Grundlinie von den Schützengräben entfernt.
urtb zu Platzt ein französisches Schrapnell über den
Dächern oder eine Granate schlägt in einen Giebel.
T^as tut nichts weiter. Daß aber doch die französische
Bevölkerung und gar die Kinder die Fürsorge der Deut¬
schen zu schätzen wissen, zeigte sich neulich spontan in
ernem anderen Ort, weiter rückwärts, wo die Granaten
seltener einschlagen. Am „Josephstag" brachte eine
ftische Kinderschar dem Ortskommandanten, einein
Hauptmann (Forstmeister Emmelhainz-Fuld
der Joseph heißt und die Schule ins Leben gerufen
hatte, einen prachtvollen Strauß der ersten zarten Kin¬
der des Lenzes, den also Geehrten damit nicht wenig
überraschend und erfreuend. — Für die Franzosenkinder
in späterer Zeit sicher eine tieffihende Erinnerung und
für die deutschen Barbaren kein schlechtes Zeugnis, (ctr.
fft.)
Geisa, welcher seit Beginn des Krieges im Osten
kämpft und beim Regiment Nr. 94 steht, ist vor
kurzem zum Unteroffizier ernannt worden. Er er
Nach der großen Russen-Nicdcrlage.
Ein Angestellter der Fuldaer Actiendruckerei, der die
Verfolguirg der Russen nach der Niederlage an den ma-
suri,chen «een imtgemacht hat. schreibt uns unter dem
22. Februar:
Nach zwölftägigen Märschen bei Tag und Nauu,
durch «chnee, Eis und Wasser, oft bis an die Hüsten
sind wir den Ruffcm etwa 10 Kilometer hinter Gum¬
binnen bis zur Festung G r o d n o gefolgt, wo sie den
ersten Widerstand geleistet haben. Bei dem Terrain,
das sich auf dieser Wegestrecke bietet und vornehmlich
vor Suwalki, ist es kaum zu glauben, daß die russische
Uebermacht keine Anstreiigungen gemacht hatte, uns
aufzuhalten. Die Wege, welche besonders für die schwere
Artillerie große Schwierigkeiten boten, hätten den Rus¬
sen aus dem Hügelland als Stützpunkte großen Vorteil
bringen können und ihre Artillerie hätte von versteckten
Stellungen uns schweren Schaden zufügen können. Aber
diesen Porteil nutzlen unsere Feinde nicht aus, sondern
jagten in wilder Flucht davon, in Ostpreußen fanden sie
aber noch Zeit, alles in Brand zu setzen, um uns ob-
d-'-isios zu machen. Das ist ihnen zum Teil gelungen,
denn unsere Wohnstätten, in denen wir Rast machten,
bildeten zum größten Teil die ausgebrannten Räume
von Häusern und Scheunen, die alles andere, als Auf¬
enthaltsorte für Menschen waren. Notdürftig wurden
die Oeffnungen zngedeckt und so hatten wir und die
Pferde ein Ouartier, das einigermaßen vor den Un¬
bilden der Witterung schützte. Als wir Russisch-Polen
erreichten, sahen wir keine Brandstätten mehr; denn
unsere Soldaten kennen derartige Greueltaten nicht und
die Russen unterließen es hier, ihre Reichsangehörigen
zu schädigen. Man fand hier wenigstens eine warme
Stube, aber auch viel Schmutz, der mit dem poln,sck--n
Volke untrennbar verbunden ist. Mit Essen und Trinken
ist es bei dem jetzt bedauernswerten Volk auch schlecht be¬
stellt. Es fehlt jede Erwerbsmöglichkeit, die Leute sind
auf die Mildtätigkeit unserer Soldaten angewiesen, die,
so gut sie es können, ihre Nächstenliebe betätigen. Von
Suwalki aus kamen wir wieder aus die Heerstraße, die
recht breit ist und an verschiedenen Stellen recht gut zu
befahren war. Auch hier sah man dasselbe trostlos-
Bild der Kriegswirren. Alle 80 Meter ein verendetes
Pferd, tote Russen an dem Waldsaum und zerbrochene
Wagen mit daneben liegenden Geschossen usw. Aus der
Straße begegneten uns tausende von russischen Gefara-
nen, die in ihrer schmutzig-grauen Uniform einen
Hinblick dürfte der geeignetste sein, dem lang vernach¬
lässigten Flachsbau sich wieder zuzuwenden. Die
durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse haben be¬
wirkt, daß auch die nächsten Ernten von Flachs
einen hohen Preis erzielen lassen, auch unter
Voraussetzung, daß der hcißersehnte Friedensschluß
recht bald erfolgt. Die Ernten von 1914 in Rußland
betrugen den amtlichen Berichten zufolge die Hälfte
von normalen Zeiten. Tie Aussaat von 1915 dürfte
eine weitere wesentliche Reduzierung der Produk¬
tion Rußlands bedingen schon der kriegerischen Ver¬
hältnisse wegen, sod-aß Rußland als Lieferant und
Konkurrent in den nächsten Jahren kaum in Betracht
kommen kann. Ebenso verhält cs sich mit Belgien
und Frankreich, zumal gerade diejenige» Gegenden
der Schauplatz der jetzigen Kämpfe sind, Iveiche
Flachsbau in hervorragendem Maße betrieben habe».
Bei der nächsten Ernte wird infolgedüssen eine grö¬
ßere Nachfrage nach der'Menge der Flachsproduk¬
tion als nach besonders feinen Qualiiäten in die
Erscheinung treten.
Es ist also auch für jene Landwirte, die selbst
keine praktische Erfahrung in der Flachskultur mehr
hahen, Gelegenheit gegeben, sich diese durch die Ncu-
einführung des Flachsbaues in ihrem Betriebe zu
verschaffen bei sicherer Gewähr einer guten Re n -
tabilität unter allen Umständen.
Als weiterer günstiger Umstand ist der zu
nennen, daß mau nunmehr auch in Mitteldeutschland
speziell in der Rhön, die sich ja> erfahrungsgemäß
hinsichtlich des Klimas in hervorragender Weise für
Flachsknltur eignet, begonnen hat,' ähnlich wie in
Belgien und Holland durch Gründung von Flachs-
Verwertungsgesellschaften den Landwirten die Bcr-
Wertung des Flachses zic erleichtern indem ihnen alle
jene Arbeiten vom Rösten bis zum Hecheln abgenom-
inen werden, die bekanntlich die meiste Arbeit, Sali-
kenntnis und das größte Risiko in sich bergen. Tie
neu ^ eingetragene Flachsverwertungsgc-
sellschaft Geisa wird bereit und in der Lage
sein, den Landwirten das Flachsstroh direkt vorn
Felde nach dem Raufen und Abstrcifen der Sauren,
kaspeln abzunehmen zu einem für den Landwirten
rentierenden Preise, sodaß der Landwirt in hervor¬
ragendem Maße Arbeit und Ackerrente verwertet,
besonders da ihm dann der für Hauswirtschaft-und
Handels gleich wertvolle Leinsamen erbleibt-
. Gleichzeitig ist die genannte Flachsverwertuugs-
gesellschaft Geisa bereit, in ihren Anlagen ailch für
jene Landwirte, welche den gezogenen Flachs in der
eigenen Wirtschaft etwa verwerten wollen, denselben
in Lohn zu verarbeiten und zuzubereiten. Die Haupt¬
schwierigkeit für einen ausgedehnteren Flachsbau
wird inr Augenblick allerdings die hinrefthcude Be-
schcifsung des Leinsamens in sich schließen-. Hier
wird es nun Sache der Landwirtschaftslammer der
einzelnen Provinzen sein, helfend einzuspringen. So
hat sich die Landwirtschaftskammer des Großherzog¬
tums Sachsen-Weimar bereit erklärt, für die Be-
schaffimg von LcinsamcnSorge tragen zu wollen. Zn
dieser Beziehung wird Landtagsvizepräsident Tr.
K i c l-Geisa gerne an Interessenten weitere Auskunft
erteilen.
Die beste Zeit der Aussaat für unsere Gegenden
rst Ende Mai, Anfangs Juni. Auch in dieser Hin¬
sicht dürfte die Flachskulur ein Vorteil für die
diesjährige Frühjahrsbestellung sein, dä ohnedies in¬
folge der ungünstigen Witterung die Bestellung der
Sommerfrüchtc hinausgeschoben wurde.
Der Flachs verlangt ein nicht zu schlechtes und
von Unkraut nicht so leicht heimgesuchtes Land.
erbärmlichen Eindruck machten. Zum Teil führten sie
an einer Schnur angebunden Brot und Fleisch mit sich,
um für alle Fälle den Hunger stillen zu können. Meist
herrscht die ältere Jahresklasse vor, junge Leute treten
nur vereinzelt aus. Hier in Angustow nahrn ich Gelegen¬
heit, mich über den Bildungsgrad der russischen Sol¬
daten zu unterrichten. Die halbwilden Volksstämme
nehmen keinen Anstand, die größten Greueltaten zu ver¬
üben, andererseits aber auch den dem Trünke ergebenen
russischen Offizieren den Gehorsam zu verweigeru Von
Vaterlandsliebe ist keine Spur zu merken und sie fol-
gen nur dem Druck der russischen Gewalt und den Hic-
Kosaken. Der jüdische Volksteil macht unter
bine Ausnahme. Die Juden können fast
alle deutsch sprechen. Sie bewundern unser deutsches
Vaterland als das zivilisierteste Land der Erde, unser
«chulzmang.^ der in Rußland nicht besteht, macke es
tzchlllich, unseren Deutschen Empfindung und Mensch¬
lichkeit beizubringen. Für ihre Kriegskameraden haben
fie nur Mitleid und sehen aus sie gewissermaßen von
oben herab. Die große Zahl der Kriegsgefangenen mit
lmen Generälen ist für das große russische Reich eine
schwere moralische Niederlage und bildet ein ewige
Schande für einen solchen «raat, der fünfinal größer
ist als das deutsche Reich. Möge nun auch die Zukunft
unseren Feinden dieselben Schläge versehen, wie sie
von Gumbinnen bis Grodno erfolgt sind, dann wird
es zu einem guten Ende kommen, (ctr. fft.)
Aus Russisch-Polen
erhalten wir folgenden Feldpostbrief:
IVz Monate liegen hinter uns, seit wir auf ostpreu-
ßischem Boden ausgeladen wurden und ich habe Leben
Sitten und Gebräuche der Bewohner Ostpreußens und
Russisch-Polens kennen gelernt. Die Orte, die ich in
Ostpreußen berührte, sind fast alle niedergebrannt und
der dort zurückgebliebene ärmere Vclksteil hat mehr
erdulden müssen, als die meisten Soldaten selbst. Das
Elend ist in Ostpreußen so groß, daß man es kaum be-
ichreiben kann. In Russisch-Polen ist das Volk schon
von ftüherer Zeit verarmt und findet sich in die Kriegs¬
verhaltnisse leidlich gut zurecht. Jetzt zur Winterszeit
kennt man dort überhaupt keine Arbeit und die Leute
liegen aus der faulen Haut. Die Dörfer gleichen ver-
allenen Ruinen, Baupolizeivorschriften scheinen in Ruß-
Zu existieren- wegen der feuergefährlichen
Strohdächer vernichtet ein Brand fast ein ganzes Dort