, widerstand der cnlfftißrcichen Brauer- und Bren
ucrkrci^ rechnen, unter deren Herrschaft sämtliche
Gastwirte stehen, und darf nicht gar zu einschneidende
Maßregeln ergreifen, ganz abgesehen davon, daß die
englische Staatskasse durch die Verminderung des
Bier- und SchnapskonftimS eine erhebliche Einbuße
erleiden würde.
Dann aber die M i l i t a r i s i e r u n g der Fabri
ken! Hier war die englisch« Regierung nicht ganz
unvorbereitet. Gleich nach Beginn des Krieges
wurde ein Gesetz erlaffen, dos der Regierung die
Bollmacht gab, die Berwaltnng und Ucberwachung
eines jeden Unternehmens auszuüben, das sich mit
der Herstellung von Schicßvorrat und aller Gegen
stände beschäftigte, die zürn Kriege und zur Krieg¬
führung erforderlich sind. Auch durfte nach diesenr
Gesetz die Regierung alle übrigen Privatbetriebe un¬
ter chre Verwaltung nehmen, die sich gegebenenfalls
zmc Herstellung von Kriegsmaterial umändern lie¬
ßen. Dieses Gesetz ist jetzt zur Anwendung gebracht
worden, insbesondere in den schottischen Metallfabri-
kcn. Ob aber dadurch der gewünschte Erfolg erzielt
werden wird, erscheint nach" den vorliegenden Nach¬
richten sehr zweifelhaft. Für Waffen, Rttmition und
Ausrüstungsgegenstände ist unbedingt beste Quali¬
tätsarbeit erforderlich, und Arbeiter, die diese Herstel¬
len, lassen sich ebensowenig aus der Erde stampfen
wie geschulte Soldaten. Ebenso fehlt es an der nö¬
tigen Anzahl überwachender Techniker. In vielen
englischen Städten sind nach den Berichten der Bläk
ter Plakate angeschlagen, in denen unter der Ueber-
schrfft „Menschen, die das Heer jetzt braucht!" ge¬
schult: und ungeschulte Arbeiter aufgerufen worden,
sich in den Waffen- und Munitionsfabriken zu mel
den. Da cs an geschulten Arbeitern fehlt, stellt man
in der Sheffielder Muniüonsfabrik bereits halbge¬
schulte und weibliche Arbeitskräfte an. Auch patrio¬
tische Dilettanten melden sich» wie z. B. Geistliche,
die Patronen Herstellen und Artillerirgeschoffe ab¬
drehen wollen, oder wie in Newcastle einige hundert
Mitglieder der Börse, die abends in einer Mnnittons-
fabrik mitzuarbeiten bereit sind.
French wird, wenn es so weiter geht, noch recht
lange, lange Zeit warten muffen, bis er mit engli¬
schen Artilleriegeschoffen die Deuffchen „zerschmet¬
tert". Ohne die amerikanischen M u n i-
kionslieferungcn, die freilich mit gutem eng¬
lischen Golde teuer genug bezahlt werden müssen,
würde es der englischen Armee wohl nberhatlpt kaum
noch möglich sein, sich im Felde zu behaupten. Nur
die vielen Millionen englischen Geldes, die für die
Kriegslieferungen nach Amerika gehen, wird die eng-
lffche Staatskasse erleichtert. Es scheint nach gewissen
neueren Meldungen, als wenn Englaitd es schlie߬
lich Rußland uitd Frankreich nachmachen und die
amerikanischen Lieferungeit nicht mehr bar, sondern
mit Schatzanweisungen bezahlen will. Es heißt so¬
gar, daß England in Amerika sich um eine Anleihe
bemüht. Das stolze Albion ist also nicht imstande,
den Bedarf für sein Heer im eigenen Lande zu decken,
lind wer weiß, ob nicht infolge der englischen See¬
tyrannei schließlich doch in den Bereinigten Staaten
ein Umschwung eintreten kann derart, daß die Kriegs¬
lieferungen eingestellt werden. Zurzeit ist die Hoff-
ttung darauf allerdings noch sehr gering, wenn auch
die Fälle sich mehren, daß amerikanische Fabrikan¬
ten Krirgslieferungen ablehnen. Vielleicht fällt auch
die Anregung des P a p st e s, so sehr sonst das Geld¬
interesse in den Bereinigten Staaten überwiegt, doch
nicht ganz auf unfruchtbaren Boden.
Per »eMes gegen England.
Der Unterseebootkrieg.
wtb London, 16. April 1915. Der Dampfer
„City of Cambridge" von der Ellermanlinie,
von Alexandria nach Liverpool unterwegs, wurde
am 28. März bei Bishoprock auf 280 Pards entfer-
nung von einem Unterseeboot angegriffen.
Das Unterseeboot, das auf der Steuerbordseite auf¬
tauchte, feuerte. D-r Dampfer veränderte seinen
Kurs, gab Volldampf, und vermochte, obwohl er
nur 13 Knoten fuhr, bis zum Eintritt der Dunkel¬
heit der Torpedierung auszuweichen. Acht Schüsse
trafen und richteten beträchtlichen Schaden an;
sie beeinträchügten aber nicht die Seetüchtigkeit des
Schiffes und als die Dunkelheit einsetzte, gab das Unter¬
seeboot die Jagd auf. — Der Dampfer „ Kar an ja",
von Glasgow nach Havre unterwegs, wurde ebenfalls
von einem Unterseeboot angegriffen. Der
Dampfer schützte sich gegen die Äbseuerung von
Torpedos, indem er dem Unterseeboot immer den
Stern zuwandte. Tie „Karanja", die sich in der
Nähe von Langships befand, als sic angegriffen
wurde, flüchtete geradcnweg nach der Küste, Ivo sich
mehrere Fischdampfer befanden, die das Untersee¬
boot offenbar für ein englisches Patrouillenboot
hielt, weil es die Verfolgung ansgab.
Ein holländischer Dampfer torpediert.
wtb Amsterdam, 16. April 1915. Ans Hock van
Holland wird gemeldet: Der holländische
Dampfer K a t »r i j k, voir Baltiuiorc nach Rot¬
terdam mit einer Ladung für die niederländische Re¬
gierung konsignierten Getreides, wurde auf der Höhe
des Leuchtschiffes Noordhinder torpediert. Tie
Mannschaft ist g e r e t t e t »nd befindet sich an Bord
des Leuchtschiffes. Sie wird von Marineschlnppen
abgeholt. — (Notiz des W. T.-B.: Die von der deut¬
schen Regierung eingcleitetc Untersuchung wird bald
Klarheit über den FM bringen.)
wtb Amsterdam, 16. April 1915. Die Blätter ver¬
öffentlichen den amtlichen Bericht über den Unter¬
gang des Dampfers Katwijk. Das Schiff kam von
der englischen Küste und hatte den Rat erhalten, nur
bei Tag zu fahren. Es warf daher mit 7 Uhr 30 Mi¬
nuten abends Anker sieben Meilen westlich des
Leuchtschiffes Noordhinder. Das Schiff war durch
die an dem Runrpfe amgemalten holländischen
Farben und den Namen des Schiffes sowie des
Heimathafens, ferner durch die Flagge kenntlich.
Plötzlich gab es einen heftigen Stoß. Ein gro¬
ßes Leck war geschlagen. Man ließ die Boote herab.
Plötzlich sah man dicht bei dem Schiff ein Unter¬
seeboot aus dem Wasser hervortauchen.
Ocummer und 'Name waren nicht erkennbar. Man
rief das Unterseeboot an, das fünfrchn Meter Ab¬
stand hatte, erhielt aber keine Antwort, auch nicht
auf die Aufforderung, die Boote nach Noordhinder
zu schleppen. Ter Dampfer sank in zwanzig Mnu-
ten. — Der „Rotterd. Cour." sagt, das Bedenken der
Katwijk geschah gegen die Scekriegsgebränche und
gegen die Regeln des Bölkwrechts. Die niederlän¬
dische Regierung werde nichts unversucht lasten, die
Nationalität des Unterseebootes festzustellen. Das
Blatt spricht das Vertrauen aus, daß die Regierung,
der das Unterseeboot gehört, sich nicht verstecken, son¬
dern offen die Verpflichtun gznr Vergütung des ma¬
teriellen und moralischen Schadens anerkennen werde.
Die Regierung werde zweifellos energisch für die
Rechte der Neutralen eintreten.
Berlin, 16. 'April 1915. Anscheinend offiziös
schreibt der Bert. „Lok.-Anz.": Einstweilen ist noch
nicht festgcstcllt, ob überhaupt ein U n 1 c r s e c b o o t
den Untergang des „Katwyk" herbeig 'führt hat und
ov, wenn das der Falle wäre, es ein deutsches
Unterseeboot gewesen ist. Es berührt sehr angenehm,
daß man auch in Holland diesen Tatbestand anerkennt
und deshalb mir seinem Urteil zurückhält. Die un¬
bedingt Loyalität der deuffchen Regierung bürgt in
scdent FM: für eine angemestene Erledigung der An¬
gelegenheit. (ctr. bin.)
Die deutsche Vergeltung.
* Halle a. S., 16. April 1915. Zur Vergeltung
wurden aus dem hiesigen Offiziersgefangenenlager
10 englische Offiziere, darunter ein Sohn des
früheren englischen Botschafters in Berlin, nach
Magdeburg in Einzelhaft übergeführt. (ctr. ffr.)
entsetzlich ist der Leichengeruch, der nicht Weichen will.
Man greift nicht zu hoch, wenn man die Gesamtein¬
buße der Russen an Töten, Verwundeten, Kranken
und Gefangenen aus der Karpachenschlacht auf m i
de st enscinehalbe Million beziffert. Ab.r
nicht nur die Verluste fallm ins Gewicht, wenn mau
das Ergebnis des bisherigen Ausganges der Schlacht
fixieren will, auch eine große Erschöpfung
ist auf russischer Seite eingetreten. Mau braucht
kein Optimist zu sein, um auf Grund dieser Tat¬
sachen die Karpathenschlacht, ähnlich wie di: Winter-
chlacht in der Champagne für die deuffche Armee
als einen großen Erfolg unserer Waffen zu bezeich¬
nen. (ctr. bin.)
Der Kries segen Russland. Segen Serbien und Montenegro.
Der österreichisch-ungarische Kriegsbericht.
wtb Wien, 16. April 1915. Amtlich wird gemel¬
det: In Polen wurde ein russischer Angriff
bei Blogie, östlich Piotrkow, a b g e w i e s e n. An der
unteren Nida schoß uiusere Artillerie ein ruffi-
sches Mnnitionsdepot in Brand. Mehrere Schützen¬
gräben der Rusien, Re in unserem wirkungsvollsten
Geschützsetter lagen, wurden vom Gegner unter gro¬
ßen Verlusten fluchtartig vcrlaffen. — In den Kar¬
pathen kanr es nur im Waldgebirge zu versinzelten
Kämpfen. Borgehende russische Infanterie wurde,
wie immer, unter bedeutenden Verlusten abgewiesen;
450 Gefangene; partielle Kämpfe im Stryj-
tale brachten weiter 268 Gefangene.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. H o e f e r, Feldmarschallentnant.
Eine Bilanz der Karpathenschlacht.
DDP Kriegspreffeqnarticr, 16. April 1915. Die
vierwöchige Schlacht in den Karpathen war, das
läßt sich ;etzt schon feststellen, das größte und f o l-
gcn schwerste Ereignis der bisherigen
Kämpfe. Es mögen sich in diesen Kämpfen etwa
2 Mi l l i o n e » S t r ei t er gegenüber gestanden
haben, eine Zahl, die alle bisherigen Streiteranf-
gcbote der Weltgeschichte weit übertrisst. Es wird
als glaubwürdig hingestcllt, daß die großen Sam¬
melzentren der feindlichen Armeen, die Becken von
Jasno und Krosno, von Sanwr und Strji, sowie
die Gegend von Lemberg, vor kurzem iwch der Stolz
der russischen Heeresleitung, seit Wochen ein ein¬
ziges, in seiner ergreifenden Schauderhaftigkeit
elendes Massenlazarett sind. Dort, wo noch
vor Wochen unsere Flieger, wenn sie von ihren Er-
kundüngsflügen zurückkehrten, nichts anderes zu be¬
richten wußten, als daß alle durch Galizien nach
dem Süden führenden Straßen mit unübersehbaren
schwarzen Massen an vormaffchierenden Truppen
übersät seien, dort ist die größte Sorge der Russen
heute die Besorgung sowie der Abschub der Hun¬
derttausende von Tapferen, die für den Zaren und
für Rußland Tag und Nacht gegen unsere Fronten
gestürmt haben. ' Bis zu 600 Züge mit Ver¬
wundeten sollen an manchen Tagen in das In¬
nere Rußlands abgeschoben worden sein. Aus eini¬
gen in unsere Hände gefallenen Berichten geht her¬
vor. daß die Verfassung der russischen Truppen zum
mindesten an einigen Stellen der Kampffront trost¬
los sein muß. „Tie Infanterie meiner Division ist
zum drsitenmale gefallen", wollte ein Divisionär
einem Korpssührer melden. „Die Oesterreicher
entwickeln bei unseren Angriffen ein solches Feuer,
daß, wollten wir es beantworten, wir trns in einer
halben Stunde verschossen haben würden," lautete
ein anderer Bericht. „Wir erkannten das Hoff¬
nungslose unserer Anstürme", erzählte ein gefan¬
gener russischer Offizier. „Aber jede Vorstellung
blieb erfolglos. Unsere Führer kannten unsere
eigenen Stellungen nur von der Karte her. Wer
den fürchterlichen Tatsachen enffprechendc Rapporte
einsandte, wurde gleich seines Kommandos entho-
iicn, denn dem Armeekommando gM kein Preis zu¬
viel, uni die ihm befohlene Aufgabe durchplsetzen."
— Aus der Front kommen Offiziere von uns und
schildern die an Begeisterung grenzende Hochach¬
tung, welche die russischen Ofiziere vor imseren Lei¬
tungen in den Karpathen habe». Immer wieder
werde daraus hingewiesen, daß die harte Fricdens-
schule in Tirol und in Bornien aus unserer Arniee
ent Werkzeug geschaffen habe, das trotz der zahl¬
reiche» Ueberlegenheit und ungeachtet aller Tapfer¬
keit und Hingebung der russischen Truppenmacht
nicht zu erreichen sei. Wiederholt stellten die russi-
schen Ofiziere die Frage, ob der hochbcrühmte Tiro¬
ler Landsturm in der Front sei, und als man ihnen
sagte, der sei ;u Hause, da schüttelten sic den Kopf
und wollten cs nicht glauben. Ganz und gar ging
es ihnen nicht ein, wie die im Gebirgskampf ganz
reniden deutschen Trilppen hier so vorzügliche Lei¬
stungen zu vollbringen vermöchten. Sie konnten
eben nicht fassen, daß deutscher Fleiß seit Monaten
in den Karpathen eine Unnicnge von Erfahrungen
gesammelt und verwertet hatte.' (ctr. bln.)
Berlin, 16. April 1915. Der Z u s a m m e n -
b ruch der russischen Offensive in den
Karpathen läßt sich, ivie der militärische Berichttrstat-
t:r der „Boss. Ztg." aus dem Wiener Kriegspreffe-
quartier meldet, jetzt, nachdem das furchtbare Ringen
dort unten zu einem gewissen Abschluß gelangt ist,
in seiner ganzen Schwere erkennen. Die Erreichung
des seit Monaten angestrebten Zieles, nach U n g a r u
einzufallen, war für die Ruffen nie in so greifbar:
Nähe gerückt wie in dein Augenblick, als Przemhsl
iel und 100 000 Mann ausgeruhter Truppen mit
iueul Schlage frei wurden. Riesige Mafien russi-
cher Truppen wälzten sich aufs neue gegen die Kar-
pathenpäffe, Zug auf Zug ging von Lemberg, Sam-
bor mid anderen Orten ab, iwr Soldaten, Geschütze,
Munition und anderes Kriegsmaterial hinauszuschaf-
en. Furchtbar sollte der Schlag snn. Während i»
allen russischen Kirchen Bittgottesdienste abgehaltcn
wurden, ncchm der Ansturm seinen Anfang. Staffel
örntta folgten die Turchbruichsversuche auf¬
einander und an der Tuklasenke gingen frische den
Verteidigern der dorttgen Stellungen numerisch weit
überlegene Kräfte vor. Ter Berichterstatter schil¬
dert dann die Kämpfe im einzelnen und schließt: Im
Duklagebret und bei Cisna hat sich die ruffische
Front um Weniges vorgeschoben, sonst hat sich unsere
Linie überM behariptet, östlich des Uzsoker Paffes so¬
gar wesenttich nach vorne bewegt. Das fit das Er
gebnis des Generalangriffes, für den so ungehmre
Kräfte eingesetzt wurden. Nicht um einen Schritt hat
ich die russische Heeresleitung chrem Ziele genähert,
ür das sie alles in die Wagschale warf. Aber ihr:
tolze Karpathenarmee ist gebrochen.
Unübersehbar, unge^ -uer sind ihre V:r-
L u st e. Zuverlässige hrichten besagen, daß in den
russischen Milttärkreisen tiefste Bestürzmig und Nie¬
dergeschlagenheit über die ihnen bekannt gewordenen
Berlustziffern herrscht. Be r^evon Lerchen tür¬
men sich vor den Stellungen d:r Verbündeten Md
Serbien, das Land des Grauens.
Di? „Nowa Resorma" veröffentlicht ein Inter¬
view mir Dr. van Tienhoven, Chefarzt der holländi¬
schen Sanitätsurission, die seit Anfang August 1914
bis Mitte März l. I. in Serbien verblieb und sowohl
in den Krankenhäusern wie an der Kampflinie ihr
barmherziges Samariterwerk verrichtete. Dr. van
Tienhoven, der in Ausübung seines Berufes sich eine
schwere Typhuskrankheit zugezogen und als gänzlich
entkräfteter Rekonvaleszent nunmehr nach seiner Hei¬
ntat zurückrefft, schlldert die Zustände in Ser-
bien folgendermaßen:
„Serbien ist heute als ein ungeheures Lager von
Kranken, Leidenden Md zu Tode Erschöpften zu bc-
zeichuen. Das ganze Land ist ein riesiger Dolew¬
acker. Der Flecktyphus, dessen Brutstätte die
Stadt V a l j e w o bildet, hat sich durchs ganze Land
mit Blitzesschnelle verbreitet und fürchterliche Dimen¬
sionen angenommen. Die Zustände, die ich seinerzeff
mit meiner Sanitätsabteilung in dem von Oesterrei-
chern geräumten Valjewo antraf, spotteten jeder Be-
schreibMg. Tausende von Mensche uleichxic und
Pferdekadaveru neben Tausenden Verwundeter be¬
deckten die bluttiberströmten Straßen. Man wußte
nicht, womit anfangen: den Berwundcten Hilfe brin¬
gen, die Toten begraben oder den unglaublichen
Schmutz fortschaffen. Tie Leichen lagen ja seit 3
Wochen unbeerdigt, die Verwundeten über 14 Tage
ungewaschen, ohne jedweden Verband, aus dem har¬
tem Fußboden, in Korridoren, sogar in den Kellern.
Kein Wunder, dag sich baldigst die Epidemie ein¬
stellte, zu deren Bekärnpfung es an Primitivsten Tes-
infekttonsmittel rnangelte. Des ungeachtet machten
wir uns aus Werk. Zn Merefft erwirtten wir die
Evakuierung der zivilen Bevölkerung, um für die
Kranken und Invaliden Raum zu schaffen. Tote
wurden öfters mtt Pferdekadavern zusammen in
Massengräber hineingeworsen. Me Epidemie
raffte täglich 1300 Personen hinweg,
und die entkräfteten, inangelbaft erährten mit Un¬
geziefer bedeckten Soldaten, fühtten ihr immer neue
Opfer zu. Bimie» ganz kurzer Zen starben 63
A e r z t e, von denen 23 den ausländischen Sanitäts¬
missionen angehörten. Von der Gesamtzahl der ein¬
heimischen Aerzte, von denen 440 im Dienste standen,
sind über 200 entweder gestorben, oder müssen das
Krankenbett büten. Nim wird in Serbien eine 500
Personen zählende französische Danitäts-
Mission erwartet.
Dank Rußland und Frankreich ist die serbische
Armee vorläufig genügend verproviantiert. Die
Zivilbevölkerung stcht aber vor der Hungersnot,
die angesichts ganz phantasttscher Lebensmittelpreise
Mich einent Schreckgespenst über das verwüstete Land
ihre Fittiche breitet. Me seit Anfang des Krieges
kämpfenden Soldaten sind buchstäblich in Lumpen ge¬
hüllt— Die lebten Einberufenen betteten die Reihen
in ihrer bäuerlichen Tracht und nur das Gewehr be¬
zeugt ihre Zugehöttgkeit zur Armee. Der angeborene
Enthusiasmus der Serben ist einer dumpfen
Niedergeschlagenheit gewichen. Es glüht
zwar noch das verzweifelte Verlangen, Bolksebre und
Heimatsland zu retten,, doch die erforderliche Kraft fft
zu Ende. Sowohl die Armee wie das ganze Volk
sehnen sich nach Frieden. Serbien lieat im
Kerben und im letzten fürchterlichen Todeskampf
chckt es sich in M a z e d o n i e n. Me Greuellwen,
die dott bericht werden, sprechen geradezu von Bestia¬
lität." fetr. bln.)
Per TiMenKrlee.
Erneute Beschießung der Dardanellen und
der Schwarzen Meer-Küste.
wtb Konstantinopel, 16. April 1915. Aus dem Haupt¬
quartier Wird mitgeteilt: Gestern nachmittag beschoß
in feindlicher Panzerkreuzer in größeren
Zeitabständen und ohne Erfolg die Befestigungen
der Dardanellen von der Einfahrt aus. Vier
Granaten aus unseren Batterien trafen den Pan¬
zerkreuzer, aus dein ein Brand entstand. Das
Schiff fuhr sofort in der Richtung auf Tenedos ab.
Die russische Flotte beschoß gestern Eregli und
Zunguldak (am Schwarzen Meere) und dampfte
hieraus in nördlicher Richtung ab. Ihr ganzer Erfolg
war die Versenkung einiger Segelschiffe. Wir finden
die zeitweilige, zweck- und erfolglose Beschießung von
Ortschaften durch Schiffe, die beständig an der syrischen
Küste kreuzen,-nicht wert, als KttegScreignts verzeich¬
net zu werden.
Feindliche Torpedoboote vor de« Dardanellen.
wtb Konstantinopel, 16. April 1915. Wie aus den
Dardanellen berichtet wird, versuchten in der Nacht
zum 15. April einige feindliche Torpedoboote un
ter dem Schutze der Dunkelheit sich dem Eingang der
Dardanellen zn nähern. Sie entfernten sich jedoch, so¬
bald die türkischen Batterien das Feuer eröff-
nctcn.
Neue Vorbereitungen.
wtb. Berlin, 16. April 1915. Die,B. Z. am
Mittags meldet aus Mailand: Ter Krieg bcrtchler-
stalier Magrini berichtet aus Petersburg von
großen Vorbereitungen zu einer neuen Aktion
gegen den Bosporus und die Dardanellen.
In Odessa, Sebastopol und Nikolajewsk stehen drei
Armeekorps bereit und im Hafen von Sebastopo!
liegen über 150 Transportschiffe. Ein neuer russischer
Ueberdreadnought soll Ende April in die Flott."
eingereiht werden und Ende Mai ein zweite,
Ueberdreadnought serligqestellt sein.
v»b London, 16. April 1915. „Star" meldet:
Täglich kommen große türki'che Truppen-
massen auf der Halbinsel von Kallipoli an, be¬
sonders in Kilidbahr. All sch oereren Kanonen
aus den Festungswerken Konuankinopels würden
nach den Dardanellen übergeffchrt. Auch sei eine
große Anzahl deutscher Flugzeuge eingetroffen
und beschieße die Transportflotte der Alliierten.
Der Schaden, den sie anrichtetcn, sei unbekannt.
Die Kriegsschiffe der Alliierten bombardieren täglich
die türkischen Stellungen
Ueber das erste Treffen am Suczkanal
kommen jetzt aus Holland nähere Rachttchten: Ter
Danipfer „Tanrarinda" von: RoUerdamsMn Lloyd
Passierte zurzeit der Suezkanal-Kämpfc den
Kanal Md ist am 1. Mär; in Batavia angekommn.
In einem dortigen Blatt erzählt die Mannschaft fol¬
gendes: Am Morgen des 1. Februar kamen wir in
Port Said au. Englische Offiziere kamen au
Bord und sagten, sie fürchteten, die Türken könnten
aiff den Dampfer schießen und durch dessen Ver¬
senkung den Kanal versperren. Zum Schutz ließen
die Offiziere 200 Sandsäcke an Bord bringen- Bei
Elkantara mußten wi: wieder ankern, weil bei
Jsmailia zwischen Türken und Engländern eine
Schlacht geschlagen wurde. Am 3. Februar
wurde über Misere Köpfe hinweg geschossen. Am
User vor uns standen die feuernden Kanonen, hinter
uns feuerte ein Kriegsschiff. Tie Schlacht dauerte
den ganzen Tag hindurch. Wir beobachteten di: Jn-
fantette in den Laufgräben, die Kamelreiterkorps in
voller Aftion und die Flieger über dem Kanal. In
der Ferne sahen wir die T ü r k c n durch die
Wüste immer näher rücke n, während e n a -
lische Vorposten unter der Deckung der Ge¬
schütze sich zurückzogen. Am Morgen des 4.
Februar durst:n wir weilerfahren. Das erste, was
wir sahen, war einzerschossencrHilfskrcu-
z e r, d e r „C a n a d i a n P a c i f i c", dem die halb«
Kommandobrücke fehlte. Der erste Offizier war ge¬
fallen, der Loffe und sieben Mann schwer verwundet
worden, (ctr. bln.)
Die jüngste Kämpfe in Mesopotamien
in englischer Darstellung.
wtb London, 16. April 1915. Der Staatssekre¬
tär für Indien teilt über die jüngsten Kämpfe in
Akesopotamien mit. daß nach Eintreffen beträcht¬
licher VerstärkMgen die türkischen Truppen
die Offensive gegen die englischen Stellungen
ansnahinen. Der Angriff bei Korn« begann am
11. April nachmittags und beschränkte sich auf Ar-
tilleriefeuer auf weite Entfernung, das wirkungslos
blieb. Tie Beschießung wurde am 12. April mit
ebensowenig Erfolg ausgenommen. Ter Angriff auf
Ahwaz oeschränfte sich ebenfalls aus Ärtillerie-
feuer. Ernstere Formen nahur die Aktion bei
Shaiba an. Am 12. April griff der Feind unter
dem Schutze seiner Artillerie die englischen Stellun¬
gen an, erneuerte drei Stunden lang seine Angriffe
und verschanzte sich dann in Laufgräben. In
der Nacht voui 12. zum 13. April fuhr der Feind
fort, die btttischen Stellungen zu beschießen. Am
13. Apnl fttih stellte eine Kavallenepattouille fest,
daß die Türken einige Häuser und Erdwälle unge¬
fähr eine Meile nördlich von den britischen Stel¬
lungen besetzt Mitten. Die Briten griffen an und
verttieben die Türken. Später wandte sich das Ge¬
fecht gegen Westen, wo der Feind ebenfalls zum
Weichen gebracht wurde. Die Verfolgung wurde
nachmittags 2y2 Uhr eingestellt.
Die ifnrferen Mflcnte.
Ministerpräsident Salandro lehnt die
Beteiligung Italiens am Kriege ab.
wtb R o m, 16. April 1915. S a l a n d r a emp-
sing den Radikalen Deputierten Agnclli, der im
Namen vieler zum Krieg treibenden Gesellschaften
und Körperschaften um eine Audienz ersucht hatte,
um dem Minister die Wünsche des Landes- vorzutra-
gen und zu verlange«, daß sich Italien zur Beteili¬
gung am Kriege entschließe. Salandralehnte
diese Aufforderung ab und bemerkte, was
heute nötig sei, sei vor Mem Ruhe, Besonnen-
heitundDisziplin. Er erwarte, daß die Ver¬
treter der Meinung Agnellis im gegenwärttgen, für
Italien schwerwiegenden Momente auch in dieser
Richtung ihre Pflicht tun würden.
Krupenskis Nachfolger.
wtb Petersburg. 16. Apttl 1915. Der ehemalige
Botschafter in Konstanrinopel, 'Michael v. G i er s,
wurde zum Botsck)aster in Roni ernannt.
Damit ist der seit Wochen erwartete Wechsel in
der russischen Botschaft in Rom vollzogen. Kru-
penski ist gefallen, der mit seinen robusten diplonta-
schen Manieren in Italien keinen Anklang fand.
eine Drohungen haben nicht erschreckt, seine plum¬
pen Anbiederungen — das Angebot, die Kriegsge¬
fangenen italienischer dkattonalität an Italien aus¬
zuliefern, das er ohne Befragen der italienischen
Regierung in den Zeittmgen veröffentlichen ließ —
haben nicht verfangen. Ten Rest gab ihm schlie߬
lich wohl das russische Verlangen nach den Darda¬
nellen. Rußland im Besitze voir Äonstanttnopel,
Herr der Meerengen und infolgedessen eine Mittel¬
meermacht, selbst aber — weil es Dardanellen und
Bosporus sperren würde — zur Sec unangreifbar:
Was das für.Italien bedeuten würde, kann kein
klarblickender Italiener verkennen.
Japanische Landung in Mexiko.
Aus New-Aork wird der „Franks. Ztg." gemel¬
det: Tic Presse ist sehr beunruhigt durch Berichte
aus Kalifornien über die Landung von 4006
Japanern in der Turtlc-Bai in Meder-
kalifornien auf mexikanischem Boden, wo
das japattische Kriegsschiff „A? a m a" aus
Grund lief und noch liegt. Japan sandte füni
Kriegsschiffe und sechs Kohlenschiffe und erklärte,
es sei notwendig, die „Asama" gegen feindlich.
Angriffe zu schützen. Seitdem haben die Truppen
ein Lager bezogen tmd eine F u n k e n st a t i o n
errichtet. Tie Behörden in Washington erklären di:
Berichte für übertrieben, doch verlangen die
Zeüungen eine UntersuchMg. (ctt. fft.)
Es ist, bemerkt die „Franks. Ztg." zu diese:
ihrer Meldung, nicht ganz leicht. Beachte aus einem
entlegenen Teile eines in vollem Büroerkrica.
stehenden Landes, wie es Mexiko ist, aus ihre Rich'
tigkeit zu Prüfen. Augenscheinlich sträubt man fta-
auch in New-Pork und Washington, die Nachricht
von einer Landung japanischer Truppen auf mexi
kanischenl Boden. ' die freilich jedes amenkanisch:
Herz mit Grausen crMeu muß, für wahr zu hal¬
ten- Indessen liegen doch offenbar der New-Dorker
Presse bereits Berichte vor. die eine lebhafte Beun
ruhigung hervorgerufen haben, ferner aber sind d'rfe
Berichte nicht mehr als bloße, mehr oder wenige:
sensationelle' Zeitungstelegrautnte zu betrachte::,
sondern sie sind dem Auswärtigen Amt in 2ashi.no.
ton vorgelegt Md von diesem jedenfalls .:rcht d.
menttett worden. Zwar bezeichnet mau ’a der
Hauptstadt der Vereinigten Staaten die Berrchte als
.(übertrieben", aber damit ist nicht viel aiizmange::.
Gesetzt auch, die Anzahl der japanischen Truppen
Md Kriegsschiffe sei'kleiner als angegeben, st blieb:
doch im:r.er die Tatsache einer )Mantschen Laudimg
höchst bedeutungsvoll; denn bei einer derartig
energischen Willenserklorunc, einer Großmacht