Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

rückgekehrl, und io lange jinb snscheinend auch die Ange- 
hörigen ohne Nachricht von ihnen. Das beunruhigt 
sie natürlich über ihr Schicksal, und so gehen denn in 
der letzten Zeit Briese im Konstanzer Lazarett ein,^tn 
denen 
gehen 
an Ätanfteui) ausg 
einM Offiziers fragte an, ob denn der Verwundeten¬ 
austausch noch nicht stattgefunden habe; dabei ist chr 
Sohn über einen Monat auf französischem Boden! So¬ 
lang« der Franzose sick also in deutscher Gefangenschaft 
befand, konnte er mit seinen Angehörigen verkehren, seit 
er in sein Vaterland zurückgekehrt ist. ist er allem An¬ 
schein nach vorläufig von jedem Verkehr mit den An- 
f •• __ XCJTJirt »nirS Sin 
gehörigen abgeschnitten. Wie erzählt wird, sollen die 
auSgetanschten Verwundeten von Lyon nach Korsika 
verbracht worden sein. Es sollte ihnen verwehrt wer¬ 
den. über die Verhältnisse in Deutschland, die sie so ganz 
-' - " ' • "teffc 
anders gesehen hatten, als in der französischen Presse 
zu lesen war, die Wahrheit zu sa«n." 
Wenn diese Darstellung ridjiig ist — und sie 
scheint es zu sein — so ist sie ein neuer, eindrucks 
“ -v 
voller Beitrag zu dem französischen Bertuschungs- 
system: die Regierung fürchtet diese armen Ver¬ 
wundeten, weil siedieWahrheitsagenkönn- 
ten! j 
Der Handelskrieg lesen Ensianti. 
Englischer Franktireurkrirg zur Tee. 
wtb. Berlin, 26. April 1915. Bon maßgebender 
Stelle wird mitgeteilt, daß deutsche Marineflug¬ 
zeuge in letzter Zeit wiederholt von englischen 
Handelsschiffen mit Gewehren und Geschützen be¬ 
schossen worden seien, ohne daß die Schiffe von 
den Fliegern angegriffen worden waren. In 
einem Falle geschah dies durch eine Gruppe von 
fünf Fischdampfern, bei anderen Gelegenheiten 
durch englische Handelsdampfer. Als Antwort 
auf diese Angriffe seien die Schiffe mit Bomben be¬ 
worfen worden. 
Die Versenkung des „St. Lawrence". 
.rtd Berlin, 26. April 1915. Anläßlich der 
Meldung über die Versenkung des englischen Fisch¬ 
dampfers „St. Lawrence" durch ein deutsches Un¬ 
terseeboot am 23. April hat die „Times" die Nach¬ 
richt verbreitet, der Komandant des Unterseebootes 
habe die Rettung zweier über Bord gesprunge¬ 
ner Leute der Besatzung des Dampfers nicht gestat¬ 
ten wollen, so daß diese ertrunken seien. — Hierzu 
wird uns von maßgebender Stelle mitgeteilt: Das 
deutsche Unterseeboot konnte aus dem Verhalten des 
Fischdampfers, der zuerst mit hoher Fahrt auf das 
Boot zuhielt, und dann abdrehte, erkennen^ daß er 
ein als V o r p o st e n b o o t dienendes Fahrzeug 
vor sich hatte. Er ztvang den fliehenden Dampfer 
durch Geschntzseuer zum Stoppen, worauf sich der 
größte Teil der Besatzung in die Boote begab. In¬ 
zwischen ließen drei au Bord gebliebene Leute 
Brieftauben auffteigen. Sie winkten dann ihre 
Boote heran, und als diese in der Nähe waren, 
sprangen die Leute über Bord. Nur einer von ahnen 
wurde von den Booten gerettet, während die übri¬ 
gen ertranken. Das Unterseeboot, das zu dieser Zeit 
250 Meter vom Dampfer entfernt lag. hat in kei¬ 
ner Weise das Rettungswerk beettnträch- 
tigt. Die Behauptung der „Times", die Inzwi¬ 
schen auch durch Funkentelegrammdienst von Poldhu 
weiter verbreitet worden ist. muß demnach als eine 
böswilige Verleumdung bezeichnet werden. 
Die Angst vor den deutschen U-Boten. 
4 Der „Kölnischen Zeitung" zufolge berichten 
amerikanische Blätter, daß die englische Regierung 
mit der Uebersührung des kanadischen Kontingents 
nach dem Festlande aus Angst vor den deut¬ 
schen Unterseebooten zöge«. Im Lager 
von Salisbury befinden sich im Widerspruch zu den 
amtlichen Angaben noch 10000 Mann kanadischer 
Truppen, eine Brigade Infanterie, die gesamte Ka¬ 
vallerie und Artillerie. Kein Wim der. bemerkt dazu 
die „Omaha Tribüne", die Infanterie hat Angst 
vor den deutschen Unterseebooten und der Kavallerie 
und Artillerie sind alle Pferde krepiert, (ctr. sft.) 
Die mangelhaften englischen U-Boote. 
Eine englische Zeitung fragte jüngst, warum 
man nichts von den englischen Unterseebooten höre, 
vic gleiche Frage wurde schon einmal im Parla- 
meut an Churchill gestellt, der damals nur die Er¬ 
klärung abgeben konnte, daß die englischen Untersee¬ 
boote nicht, wie man in England meine, schlechter 
seien, als die deutschen. Der hauptsächlichste Grund 
für die Unfähigkeit der englischen Unterseeboote rst 
nach dem „New-York Herold" vom 25. März ut 
zwei Dingen zu suchen, nämlich in der mangelhaf¬ 
ten Führuna und in der schlechten Techink. ^ Die 
Maschinenanlage« sind mangelhaft uaid die Bauart 
durchaus nicht auf der Höhe. Nicht ohne Grund 
kann mau feststellen, daß die englischen Unterseeboot- 
flotte bisher von allen Unterseebootflotten der Welt 
am meisten von Unglücksfällen betroffen worden ist. 
Besonders die Art der englischen Unglucksfalle ist 
bezeichnend. Wenn auch einige der Katastrophen 
ans unglückliche äußere Umstände znrückzufichren 
sind, so ist dock bei dem größten Telle der Unglncks- 
fälle die Schuld allein au der schlechten Bauart der 
Unterseeboote und d:r Moscknnen zu suchen Die 
erste Katastrophe, die jemals dieser neuen Waste zu- 
stieß, ereignete )\dy im Jahre 1903 und detras auch 
ein englisches Unterseeboot, (ctr. bln.) 
Der Kries legen Russland. 
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht 
wtb Wien, 26. April 1915. Amtlich wird gemel¬ 
det: An der Karpatheufront dauern die Kämpfe um 
Abschnitte östlich des Uzsoker Passes fort. Eine 
unserer Angrifssgrnppcn eroberte gestern südöstlich 
von Koziowa einen neuen Stützpunkt des 
Feindes und machte 7 Offiziere und über 1000 Mann 
zu G e f a n g e n e n. Um die verlorene Höhe zurück¬ 
zuerobern, begannen nun die Russen mehrere heftige 
Gegenangriffe und versuchten auch in den Nachbar- 
abschnitteu vereinzelte Vorstöße. Der Hauptangriff 
des Feindes richtete sich gegen die Höhe Ostry und 
die östlich anschließende Stellung. Nach längerem 
Kampf war dieser Ansturm unter schwersten 
Verlusten der Russen znrückgcschla- 
g e n. Zwei Bataillone des Gegners wurden hierbei 
fast g ä n z l i ch v e r n i ch t e t. einige hundert Mann 
gefanaen. Die sofort einsetzende Bersolgungsccktion 
brachte uns in den Besitz von 26 Schützengrä¬ 
ben und vielem Kriegsmaterial. - Auch in 
den übrigen Abschnitten wurden die Nachtangriffe 
des Feindes blutig abgewiesen. Bor den 
Stellungen des Uzsoker Passes ging der Gegner nach 
abaescklogencn, Angriff i l n ch 1 a r t i o zur ü ch — 
In den gestrigen Kämpfen wurde das bisher gewon¬ 
nene Gebiet trotz verzweifelter Gegenangriffe der 
Russen nicht nur behauptet, sondern südöstlich von 
Koziowa n o ch e r w e i t e r t. An der Front west- 
lich des Uzsoker Paffes, in Galizien und Polen sowie 
auch am Dujestr und in der Bukowina Geschützkämpfc. 
Sonst Ruhe. 
Der Stellvertreter des Ehess des Generalstabes: 
von Hoeser, Feldmarschalleutnant. _v 
Reue Kämpfe am Uzsokerpaß. 
„Naghar Orszag" meldet dem „B. Tgbl." zu- 
dlge aus Ungvar: Die Russen versuchten in der 
Gegend von Uzsok und im Ungtal wieder auf jene 
Gebiete vorzudrmgen, wo sie im November und 
Januar so große Verluste erlitten hatten. Sie 
drangen in fünszehnfachen Reihen vor. Ihnen 
folgten unmittelbar ihre Batterien. Unsere Batterien 
gaben auf die russische Infanterie und Artillerie 
zu gleicher Zeit Salvenfcuer ab, das beide, Artillerie 
und Infanterie nahezu vollständig vernich¬ 
tete. Unsere Lage an dem Uzsokerpaß kann 
als vorzüglich bezeichnet werden, (ctr. bln.) 
Tie Lage der Ruflen in Ostgalizien. 
ach einer Meldung der „Franks. Zeitung" ans 
Czernowitz berichten russische Gefangene, daß die 
russische Offensive deswegen im Ostterle der Wald 
karpatlien lässig geführt tvird, weil im russischen 
Heere große Ungewißheit über die weiteren 
Pläne der österreichisch - ungarischen und deutschen 
Heere herrsche, besonders aber ein neuer Schlag 
Hindenburas befürchtet wird. Infolgedessen haben 
sich die Truppen eingegraben. Ein großer Teil der 
Truppen ist bereit, nötigenfalls sofort nach Westga¬ 
lizien zu abzumarschieren. Die Russen bilden^ ihre 
neueingerückten Rekruten knapp hinter-der Front 
aus, um ini Bedarfsfälle Lücken sofort ausfüllcn 
zul können. Proviantschwierigkeiten sind in der 
ganzen Ostfront im russischen Heere fühlbar. 
(ctr. bln.) 
Ter Abtransport der gefangenen Przcmysler 
Besatzung 
ist nunmehr beendet. Nur die Kranken und Ver¬ 
wundeten bleiben noch in der Festung, darunter 
6000 Man reguläres Militär. 127 österreichische 
Militärärzte wurden in der Festung belassen. Tag 
und Nacht werden Lebensmittel und Munition in die 
Festung hineingebracht. An der Ausbesserung der 
Befestigungen wird eifrig gearbeitet, ^md beson¬ 
ders sucht man die Südfrönt nach dem San instand 
zu setzen. Me Russen durchsuchen den Fluß eifrig, 
da sie glauben, von dem von den Oesterreichern 
darin versenkten Kriegsmaterial noch etwas für sich 
retten zu können, (ctr bln ) 
Rnssische Niedergeschlagenheit. 
Berlin, 26. April 1915. Laut Mitteilungen einer 
in Roin eingetroffenen dreiverbandsfreundlichcu 
Persönlichkeit herrscht in den gebildeten Kreisen 
Rutzlartds tiefe Niedergeschlagenheit. Die 
Mißerfolge des russischen Heeres auf sämtlichen 
Fronten rufen große Unzufriedenheit und Empö¬ 
rung über die Heeresleitung hervor, die als 
unfähig bezeichnet wird und die gegen Hindenburg 
und die anderen deutschen und österreichisch-uuqa 
rischen Führer gar nicht aufkommen könne- Es wird 
offen eingestanden, daß ein Einfall in U n g a r n 
undenkbar fei, und daß die Verbündeten den 
Russen militärisch überlegen feien- Serbien 
existiere überhaupt nicht mehr. (c. bin.) 
Unbeabsichtigte Wirkung russischer Fliegerbomben. 
* Allenstein, 26. April 1915. Bei denl Flieger¬ 
angriff auf Reidenburg, fügten die Russen sich 
selbst mehr Schaden zu, als uns. Wie die Allen- 
Schutt beschäftigt waren. Drei der rusfttchen Ge 
fanqenen wurden getötet und drei verwundet. 
Außerdem wurde noch eine alte Frau verletzt. In 
der Nähe des Bahnhofs ist ein leerer Schuppen 
niedergebrannt. 
Vom See- und UeVerseettfeo. 
Ein „britischer Secsicg". 
.DailRews' und .Leader" bringen in ihrer Nummer 
vom 6. April die Meldung aus Buenos Aires, 
daß am 11. Februar 1915 au der pacifischen Küste 
von Chile ein Seegefecht stattfand zwischen dem 
englischen Hilfskreuzer „Orama" und dem deutschen 
Hilfskreuzer „Navarra". Das Gefecht sec kurz und 
scharf gewesen und sbabe — natürlich — mit dem 
Siege des englischen Schiffes geendet.^ Die deutsche 
Besatzung sei kriegsgefangen nach den Falklandsinseln 
gebracht. > 
Mit berechtigtem .Hohn schreibt dazu die ,Nordd. 
Allg. Ztg.K Wir können der „Orama" de» Stolz 
über Ihre glänzende Waffentat nachsüblen, müssen 
aber zu unserm Bedauern feststellen, daß sie mit 
einem Gespensterschiff gefochten haben nmß, 
denn der friedlicke Hapag-Tanchfer „Navarra", der 
ein Hilfskreuzer war, ist bereits am 16. November 
f r e i w i l l i g von seinem Kapitän versenkt worden, 
da er von den englischen Kreuzer gejagt, sein Schiff 
lieber auf dem Meeresboden als in den Händen des 
Feindes wissen wollte, (ctr. bln.) 
Der TQMriei. 
Wieder ein britisches Schiff vor den Dardanellen 
beschädigt. 
wtb. Malta, 26. April 1915. Reuter meldet: 
Das britische Schlachtschiff „T r i u m P h" ist. während 
es die türkische Stellung auf Gallipoli beschoß, durch 
drei Granaten getroffen worden. Ter ange- 
richtcte Schaden ist unbedeutend. Zwei Mann wurden 
verwundet. 
Es ist immerhin schon etwas, daß „Reuter" zugibt, 
daß die Türken den „Triumph" getroffen habe». Wenn 
die Beschädigung wirklich nur gering gewesen Ware, 
hätte das Schiff doch nicht erst zur Ausbesserung bis 
nach Malta zurückzufahren brauchen. 
Norwegische Fügsamkeit gegen England. 
Die anderen Machte. 
wtb Köln, 20. April 1915. In einem Telegramm 
der „Köln. Ztg." aus Berlin heißt es: Nach aus Nor- 
wegeti eingegangenen Meldungen geht die englische 
Kriegführung neuerdings auf das schärfste gegen nor¬ 
wegische Handelsdampfer vor. In großer Zahl werden 
norwegische Schiffe in die englischen Hä¬ 
fen geschleppt und müß'en dort unter genauer Kon¬ 
trolle ihre Ladung löschen. Tie norwegische Preffe wagt 
nicht, sich zum Sprachrohr der berechtigten Verstim¬ 
mung gegen das in Norwegen populäre England zu 
machen, dessen angemaßte Rolle als „Schutzmacht schwa¬ 
cher Staaten" im eigentümlichen Lichte erscheint. Die 
norwegische Amerika-Linie hat sich völlig unter d'.e Auf¬ 
sicht der englischen Gesandtschaft in Kristiania gestellt. 
Diese verfügte im einzelnen über die Ausladung der 
verschifften Waren auf Grund von Bescheinigungen 2>e 
durch Beamte der englischen Gesandtschaft ausgestellt 
und gestempelt waren. Das war selbstverständlich nur 
unter Mißachtung der norwegischen Souveränität mög¬ 
lich. Dieses Verfahren scheint aber neuerdings eng- 
lischerseits aufgehoben und dafür die rücksichtslose Ein¬ 
bringung der norwegischen Handelsschiffe angeordnet zu 
sein. Die wenig energische Haltung der beteiligten nor¬ 
wegischen Kreise gegenüber den englischen Rücksichts¬ 
losigkeiten gibt ein lehrreiches ^Beispiel dafür, was Eng¬ 
land sich gegen Neutrale herausnimmt und was diese 
sich von England gefallen lassen. ES macht bisher nicht 
den Eindruck, als wollte Norwegen von der englischen 
Admiralität Achtung für die Rechte seiner Flagge for¬ 
dern. Zwischen Neutralität und Fügsamkeit 
ist noch ein Unterschied. Die norwegischen -Sympa¬ 
thien für England in allen Ehren! Aber dieses Ge¬ 
fühl sollte an dem Punkte Halt machen, wo die R echte 
Norwegens als eines neutralen Staates berührt 
werden. 
Wie England Schiffe stiehlt. 
Privat,neldungen aus England zufolge hat die 
englische Regierung auf die für Rechnung der grie¬ 
chischen Regierung gebauten 2 Kreuzer und 4 Tor¬ 
pedoboote, ferner'noch auf 3 Kreuzer einer anderen 
:0cacht, sowie auf 2 Unterseeboote, 6 Flußkanonen- 
boole und 11 Torpedoboote verschiedener Länder, 
deren Namen geheim gehalten wird, Beschlag ge¬ 
legt. Ferner soll England aus Amerika zwei 
Unterseeboote, aus Kanada 5 Unterseeboote und 
aus beiden Ländern zusammen Teile zur Zusam¬ 
menstellung von 8 weiteren Unterseebooten bezogen 
haben. Tic englischen Werften selbst sollen mit dem 
Bau von 18 Unterseebooten und 40 Torpedobooten 
beschäftigt sein, während über Kreuzer- und 
Schlachtschiffbauten keine greifbaren Angaben 
vorliegen, (ctr bln.) 
England will alles Kupfer der Welt beherrschen. 
wtb London, 24. April 1915. Die „Morning 
Post" meldet aus Washington: Großbritannien hat 
ein Uebereinkommen mit der Amalgamated Copper 
Co., der größten Knpferproduzenttil der Vereinigten 
Staaten, getroffen, das darauf hinausgeh-t, die ge¬ 
samte amerikanische Kupserproduktton unter englische 
Kontrolle zu bringen. Andere Kupfergesellschaften 
haben ein gleiches Abkommen getroffen. Tie Blok- 
kade Deutschlands wird effektiv sein, sobald es 
Deutschland riicht mehr niöglich ist, Krrpfer zu erhal¬ 
ten. England ist nunmchr Herr der Kupferversorgung 
der Welt. 
Nur gemach, liebe .Morning Post", soweit ist es 
noch lange nicht, und es wird auch nie dahin kommen. 
Die Fnnkenverbindung mit Amerika. 
au 
,Tailp Telegraph' meldet der,Poss. Ztg.' zufolge 
s Newport: Die Deutschen haben in aller Heim¬ 
lichkeit die Kraftanlage der Funkenstation von 
Sayville im Staat Newhork dreifach verstärkt 
und hoffen, durch Errichtung von 150 Meter hohen 
Türmerl einen Dienst zwischen Deutschland und 
Amerika herzustellen, der jedem Witterungszustand 
gewachsen ist. Vor Beendigung der nächsten Woche 
soll ein vollkommener und ununterbrochener Dienst 
mit Nauen hergestellt sein. (ctr. bln.) 
Viehsutter. 
wtb. Berlin, 26. April 1915. Ten lautgetvorde- 
ilen Klagen über mangelnde oder unerschwinglich 
teure Futtermitteln kann zumeist abgeholfen 
werden, wenn von deil Viehhaltern der richtige 
Weg eingeschlagen wird. Es hat keinen Zweck, dle 
Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte in Ber¬ 
lin uni Lieferung zu bestürmen, da diese nur an 
Kommunalverbände mld an die vom Reichskanzler 
bestimmten 'Stellen liefern darf. Tic Bielhilter 
sollten sich daher direkt an ihre Kommunalver- 
bände wenden und dasür sorgen, daß diese den für 
ihr ganzes Gebiet erforderlichen Bedarf von der Be¬ 
zugsvereinigung anfordern. Melassefutter kann 
m großen Mengen sofort geliefert werden. Der von 
der Regierung dafür festgesetzte Preis ist nur etwa 
halb so hoch, wie der - Preis der Auslandsware. 
Auch unvergällter Zucker ist reichlich vorhanden. 
Die Verteilung von nichtzuckerhaltigen Futtermitteln 
wird in größtem Umfange beschleunigt werden. 
* Ein Auslands - Bund Kutscher Frauen ist in 
Berlin gegründet worden, dessen Ziel es ist, mit den 
im Auslände lebenden Deutschen, deren Zahl sich 
auf 30 Millionen beläuft, persönliche gesellschaftliche 
Beziehungen zu pflegen, um die gegenwärtige Ge¬ 
schlossenheit aller Deutschen inr In- und Auslande 
dauernd zu gestalten. 
* Rach Frankreich verschleppte Lehrer. Wie die 
„Leipziger Lehrerzeitung" mitteilt, sind int Bezirk 
Oberelsaff insgesamt vierundsiebzig Lehrer nach 
Frankreich verschleppt worden. Tic Lehrerschaft ist 
diejenige Beamtentlasse, die am meisten , Geiseln" 
stellen mußte. Ter Grund ist wohl der, daß inan 
die Lehrer als Pioniere des Deutschtums betrachtete. 
Aus dem Kreis Thann ist die größte Zahl der Lehrer 
in die Gefangenschaft nach Frankreich geführt worden, 
nämlich achtundzwanzig Lehrer und der Sehnlmfpek- 
tor. (ctr. bln) 
wtb Protest deutscher Offiziere gegen ein Eng¬ 
lisches Kriegsgericht. Die deutschen Offizrere san¬ 
derleben und Audler find in Chester vor ein Kriegs 
gericht gestellt Worden, weil sic aus dem Gefangenen¬ 
lager geflüchtet waren. Beide Offiziere gaben die 
Die Schweiz und der Welkrieg. 
Basel. 26. April 1915. Hiesige Blätter berichten 
aus Bern unter der Ueberfchrift: „Italien und der 
Weltkrieg.": Der Schweizerische Bundesrat hat gestern 
und heute vormittags zwei Extrasitzungen abgehalten, 
an denen General Wille und Generalftabschef von 
Specher tcilnahmen. Tie auswärtige Lage stand 
zur Besprechung. Ter Bundesrat gelangte nach sorg 
fälliger Prüfung der cingetroffenencn Berichte und 
Tatsache der Flucht zu. protestierten jedoch gegen den 
Gerichtshof, weil sie kein Ehrenwort gegeben hatten 
und nach der Haager Konvention nur zu einer Tls- 
ziplinarstrase verurteilt werden könnten, die von dem 
Kvnunaudauteu des Lagers zu verhängen tvare 
Ter Protest wurde nicht angenommen- Das Urteil 
bedarf der Bestätigung. Es wtlrde mnf> nicht be 
kanntgegeben. , . _ ,_„ . 
* Das englische Priscngericht in Honqkong hat 
nach der »London Gazette' das deutsche Laufs „Plakat 
verurteilt. — Ettvas anderes war tvvhl auch von 
den Engländern nicht zu erwarten. Der, Tampfer 
hatte fluchtige Frauen und Kinder aus Tsingtau an 
Bord gehabt, als er von den Engländern beschlag¬ 
nahmt'wurde. 
Kurland. 
** Tic Verschwörung von Sofia Tie^ Unter 
snchuug wegen des am 13. Februar m Sofia m 
einem Ballsaal verübten Bonibenattentats jührte zur 
Verhaftnng des Täters, eines höheren Beamten des 
Oberen Rechnungshofes und seiner Gaftin. Unter 
der Wucht des erdrückenden Beweismaterials 
tand der Verhaftete, das Haupt einer wcitverzwcig- 
ten A n a r ch i st e n o r g a n i f a t i o n zu fciu und 
den Bombenanschlag selbst ansgeführt zll haben. 
Ter Attentäter strebte den Posten des Polizeipräsi¬ 
denten au und plante sodann einen Hanptanschlag, 
indem er ein Bombenattentat auf den König und 
das ganze Parlament verüben wollte. Tic Unter¬ 
suchung nähert sich dem Abschluß. Ter Hauptschul¬ 
dige mit seiner Gattiit und zahlreichen Mitschuldi¬ 
gen erscheinen demnächst vor Gericht. Im Besitz 
des Attentäters wurden 30 Kilogramnt Dynamit go 
unden. 
Aus dem Nachdargebiet. 
K. Istergiesel, 26. April 1915. Unsere eüva 173 
Hektar große G e m e i n d e j a g d, die zuletzt frei 
händig an Herrn Landkrankenhausdirettor Dr. Gun 
kel-F-ulda für 125 Mark iährlicher Pacht verpachtet 
kel-Fnlda für 125~ Mark jährlicher Pacht verpachtet 
war, wurde heute öffentlich auf 6 Jahre neu ausge¬ 
boten. Zu diesem Termin hatten sich sehr wenige 
Liebhaber eingeftmdcn. Doher blieb auch der jähr¬ 
liche Pachtpreis gegen früher erheblich zurück. Tie 
v _ Ti t i_u.S.« ^ Cvnvrow ^ 11 ftt' 
t Höchstbietenden waren die Herren Justtzrat 
Viktor Bender von Hildburghausen z. Zt. Neuhos 
beiden 
(Kaliwerke) mtt IIO Mark und Landkrankenhaus- 
Tirettor Dr. Gunkel-Fulda mit 113 , Mark. Der 
Zuschlag wird in einigen Wochen erteilt. 
V Uffhausen b. Großenlüder, 27. April 1915. Der 
von hier gebürtige Gefreite A. Geili ng hat sich bei 
einem Borpostengefccht in den Argonnen am I. Aprtl 
durch Tapferkeit so ausgezeichnet, daß ihm das Eiserne 
Kreuz 2. Klasse verliehen tvurde. 
V Bom Vogelsberg, 26. Slpril 1915. Der neue 
- ah r plan vom 1. Mai bringt für die Sttecke 
-ulda—Gießen endlich die ersehnte Verbesserung 
in der Kriegszeit dikrch die Einlegung eines Nach- 
mittagszugcs, der 12.08 Uhr in Gießen abfährt, 
2.24 Uhr in Salzschlirf, 2.34 Uhr in Großenlüder 
und 2.40 Uhr in Oberbimbach die Fahrgäste auf¬ 
nimmt. Ter Arbeiterzug geht morgens von Alsfeld 
4.48 Uhr ab, und erreicht Fulda um 6 Uhr früh. 
Wir sind zufriedengestellt und dankbar im Vogelsberg 
für diesen trefflichen, dem Bedürfnisse gut Rechnung 
tragenden Fahrplan. 
k. Bieberstein, 26. April 1915. Der Auftrieb 
der Fohlen und Rinder auf die Fohlen weide 
bei Bieberstein findet in diesem Jahre am 10. Mai 
vormittags 9 Uhr statt. Es kommen zum Auftrieb 
57 Fohlen und 63 Rinder; unter den erstgenannten 
befinden sich 1, 2 und 3jährige Tiere. 
X Gersfeld, 26. April 1915. Am gestrigen Sonn¬ 
tag fand im Gasthaus zum „Deutschen Kaiser" hier 
eine General-Versammlung des l a n d w i r t s ch a f t- 
lichen Kreisvereins Gersfeld statt, die ziem¬ 
lich gut besucht war. Der stellvertretende Vorsitzende 
Herr Bürgernleister V a s o l d, teilte der Versamm¬ 
lung mit, daß der Kreis Gersfeld nur dann die Jung¬ 
viehweide gänzlich übernehmen werde, wenn sich der 
Verein verpflichte, die Weide auf mindestens 5 Jahre 
vom Kreise abzupachten und die Weidewirtschaft ans 
eigene Rechnung betreibe; natürlich müsse der Ver¬ 
ein dem Kreise das gesamte Slnlagekapital jährlich 
mit 4 Prozent verzinsen. Der Vorsitzende bat die 
Versammlung, dem Anerbieten des Kreises zuzu¬ 
stimmen. welches doch auf alle Fälle schr günstig sel. 
und die Vorstandschaft zu ermächttgen, mit deni Kreise 
einen diesbezüglichen Vertrag abzuschließen. Es könne 
auch sicher bannt gerechnet werden, daß vom Kreise 
aus eine jährliche Beihilfe von 400—500 Mk. be¬ 
willigt werde. Er sei der Ansicht, daß alljährlich 
' oranschlag über Einnahme und Ausgabe für die 
ein 
Jungviehweide festgesetzt werde, wonach gewrrtschaf 
tet werden müsse. Bei einem Auftrieb von mindestens 
60 Weidetieren werde sich die Jnngviehweide renüe- 
rm Me Herren Bürgermeister Bub, Brauereibe¬ 
sitzer Köhler und 'Seinwandhändler Nüdling 
von Poppenhausen baten in ihrctr Ausführungei: 
ebenfalls die Versammlung, dieses vorteilhafte An¬ 
gebot des Kreises anzunehnien, damit die Jungvieh- 
Weide, die doch schon gute Resultate gezeitigt hätte, 
nicht eingehe. Die Versammlung nahm das Slner- 
bieten des Kreises emsttmmig an. Ferner gab der 
Vorsitzende bekannt, daß die drei alten Zuchtbullen 
zun: Preise von 2654 Mk. zum Schlachten verkauft 
worden seien, auch habe der Verein an deren Stelle 
drei neue Zuchtbullen aus der Schwei; eingesührt, 
die mit allen Unkosten auf 5087 Mk. zu stehen kamen. 
Die Landwirffchaftskammer zu Kassel sei hierfirr um 
einen Zuschuß von 1200 Mk. gebeten worden, der 
sicher bewilligt werde. Der diesjährige Zuchtvieh¬ 
markt nnt Prämiierung soll am 19. Mai stattfinden. 
— Ter längere Zeit auf dem hiesigen Landratsamt 
tätig gewesene Supernumerar Lohr ist auf dem 
westlichen Kriegsschauplatz fürs Vaterland gefallen. 
— Der Art.-Sergeam R. M a tz e l, Sohn des pcn- 
mmierten Zollauffehers Matzet hier, ist in den Kar¬ 
pathen zitm Vize-Wachtmeister befördert worden. 
0 Gelnhausen. 26. April 1915. Das Ergebnis 
der Kleinbahnen des Kreises Gelnhausen hat im ab- 
gelausenen Betriebsjahre unter den Wirkungen des 
Weltkrieges gestanden. Die Bad Oijber Klein¬ 
bahn, Äktien-Gesellschast, welche im Vorjahre 3l|a 
Prozent Dividende verteilen konnte, wird für das 
abgelaufene Betriebsjahr Prozent in Vorschlag 
bringen, die Freigerichter Kleinbahn. Aktten- 
Gesellschaft, mit einer Dividende Prozent (i. V. 
l'ft Prozent) hervortreten. Mit besonders schwierigen 
Verhältnissen hatte die W ä ch t e r s b a ch - B i r st e i n c r 
Kleinbahn, Aktien - Gesellschaft, zu rechnen, die 
für das abgelaufend Betriebsjahr von der Verteilung 
einer Dividende Abstand nehmen muß, während iui 
Vorjahre auf die Aktien A 4 Prozent und ans die 
Aktien 6 3*'a Prozent ausgeschüttet werden konnten. 
Gelnhausen, 26. April 1915. Im Berta¬ 
stollen bei Bieber wurde der Bergmann Till aus 
Roßbach von niedergehenden Felsmassen ver¬ 
schüttet und lebensgefährlich am Rückgrat verletzt. 
ft. Frankfurt a.M., 25. April 1915. Der Renttler 
Friedrich Taube, Schadowstraße 11, ein mehrfacher 
Hausbesitzer, ließ sich, als im Spätsommer eine bei 
ihm wohnende Kriegerfran die fällige Miete nicht 
auf Heller und Pfennig bezahlen konnte, zu schweren 
Beleidigungen des Heeres hinreißen. Auch den 
Kaiser machte der Mann zum Gegenstand seiner 
unflätigen Bemerkungen. Während er von der 
Anklage wegen Majestätsbeleidigung sreigesprochen 
ivurdc, da ihm die Ileberlegung gefehlt habe, der- 
urteilte ihn die Strafkammer wegen Beleidigung 
des preußischen Heeres zu 6 Monaten Gefängnis. 
Die von Daube gegen das Urteil eingelegte Bernfnng 
wurde jetzt vom Reichsgericht verworfen. 
Ans dem Lbcrtamiuskreis, 26. April 1915. 
Für das Abschießen schädlicher Vögel wurde», 
in den diesjährigen Kreis-Haushaltungsplan als 
Schußprämien 400 Mark eingestellt. Zum Abschuß 
sind ,»ur solche Personen berechtigt, die einen gül 
tigen Jagdschein besitzen. 
* Biedenkopf, 25. April 1915. Für alle über 
350 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Grund¬ 
stücke int Kreise Biedenkopf wurde das Saathafer- 
qu a ntum von 4 auf 5 Zentner pro Hektar erhöht 
Im Kreise Biedenkopf sollen durch die Zentral-Ein- 
kaussgenossenschast 550 Schivein zum Abschlach- 
ten aufgekanft werden.
	        
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