Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Fuld aerZeitung 
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ErfÜllungSoN Fulda - Fernsprecher Rr 9 and Nr 118. 
42. Jahrgang. 
Der deutjche TagesbmG. 
vtd. G ro st es H au p 1 g u ar ti er,.30. Avril 
1915. (Amtliches Telegramm.) 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
An der Küste herrschte rege feindliche 
Fliegertätigkeit. Fliegerbomben richteten 
in Ostende nur unerheblichen Schaden 
an Häusern an. 
DieFestung Dünkirchen wnrdc gestern 
von uns unter ArtiUerieseuer genommen. 
In Flandern verlief der Tag ohne 
besondere Ereignisse. Nachts griff der 
Feind zwischen Steenstraate und Hei 
Sas an. Das Gefecht dauert noch an. 
Die Brückenköpfe aus dem westlichen Kanal¬ 
user bei den Orlen Steenstraate und Het 
Sas stnd von uns ausgebaut und fest in 
unserer Hand. Oestlich des Kanals, nörd¬ 
lich von Ypern, versuchten Zuaven und 
Tnrkos unseren rechten Flügel anzu- 
gretsen. Ihr Angriff brach in unserem 
Feuer zusammen. 
Inder Champagne, nör-lich von Le 
M e S n i 1, konnten die Franzosen nichts von 
der ihnen vorgestern entrissenen Stellung 
wieder gewinnen. Die 1900 Meter breite 
und 300 Meter tiefe Besestigungsgruppe 
ist von uns in ihrem vovjen Umfange 
ansgebaut und wird gehalten. 
In den Argonnen stürmte« unsere 
Truppe« nördlich von LeFourdeParts 
einen feindlichen Schützemgraben und 
nahmen 1 Offizier und 30 Mann ge¬ 
fangen und hielten das eroberte Gelände 
gegen mehrfache feindliche Gegenangriffe. 
Bei Cornay, am Ostrande derArgonnen, 
stürzte ein feindliches Flugzeug ab. Die 
Jnsaffen find tot. 
Zwischen Maas und Mosel griffen 
die Franzosen gestern die von uns eroberten 
Stellungen auf den Maashöhen erfolg¬ 
los an. Auch nördlich von »p l ir ey scheiterte 
ein feindlicher Angriff unter starken 
Verlusten. 
Bei den Kämpfen ans den Maashöhen 
vom A4.—28. April haben die Franzosen 
allein an Gefangenen 43 Offiziere, 
darunter drei Regimentskomman- 
denre nnd rund 4000 Mann ver¬ 
loren. 
Die Küstenbefestigung Har wich an der 
englischen Ostküste wurde heule nacht mit 
Bomben belegt. 
Oestltcher Kriegsschauplatz: 
Die Vortruppen unserer im nordwest-' 
lichen Rustland operierenden Streitkräste 
haben gestern in breiter Front die Eisen¬ 
bahnlinie Düyabnrg-Liban erreicht. 
Ernsthasten Widerstand versuchten die in 
jener Gegend vorhandenen russischen 
Truppen, nnter denen stch auch die Reste 
der Teilnehmer am Ranbzuge gegen Memel 
befinden, nirgends zu leisten. 
Gegenwärtig stnd Gefechte bei S ch a w l i 
im Gange. 
Bei Kalwarja scheiterten größere 
ruff. Angriffe unter starken Verlusten. 
5 Offiziere, 500 Russen fielen unver¬ 
wundet in nnsere Hände. Auch Wetter 
südlich zwi chenK a l w a rj a nndA u g u st o w 
mißglückten russische Vorstöße. 
Oberste Heeresleitung. 
Was führt Hindenburg im Schilde? 
Sv haben wir uns alle schon oft gefragt, als vom öst¬ 
lichen Kriegsschanplane immer nur spärliche Nach¬ 
richten kamen. Nachd.'m- die tausendfältigen Ver¬ 
mutungen mit viel Eifer und wenig Kenntnis durch- 
esprochen waren, Wichte man immer eins sicher: 
einer wußte etwas. Wir dürfen's uns. nachdem 
der neue Bericht unfers Großen Generalstabs den 
Schleier des Geheimnisses lüftet, auch mit gutem 
Gewissen gestehen: Wir wußten alle nichts, -Ate 
scharfsinnigsten Vermutungen hauten gründlich da- 
neben. „Die Bortruppien unsrer im nordwestlichen 
Rußland operierenden Streitkräste haben gestern in 
breiter Front die Eisenbahnlinie Dünaburg— 
Libau errficht." Kern ernsthafter Widerstand des 
S indes; oc"-'<'n*,Ärtta trirb bei Sckawli gekämpft. 
mit ist . die Aktion ans einem bisher vom Kriege 
noch nicht berührten <-a,auptatz Kugeteitet. 100 Kilo¬ 
meter tief stnd unsere Truppen bereits in Nord- 
westrußland vorgedrungen. Wir haben es also 
wieder einmal mit einer bindcnburgischen lieber 
raschung zu tun. die nur bei strengster Geheimhaltung 
aller Vorbereitungen möglich war. Wohin der Weg 
dieser deutschen Offensive sichren, welches ihr Ziel 
sein wird, darüber können nach Lage der Umstände 
Betrachtungen nicht angestellt werden. Den Inter¬ 
essen unsers Vaterlandes und nnsers unvergleich¬ 
lichen Heeres werden wir am besten gerecht, wenn 
wir die kommenden Ereignisse in fester Zuversicht 
abwarten. Das Land, das unsere Truppen besetzt 
haben, ist eine mit Seen besetzte, fruchtbare Gegend, 
ein Teil des alten litauischen Herzogtums Samogitien 
(deutsch Schnmdien oder Schamaitcn). Es ist fast ganz 
von Litauern bewohnt, nur in den Städten sind 
größere jüdische Gemeinden ansässig. Sanwgitien ge¬ 
hörte einmal ans k"rr? fleit den Deuffchen. als 1380 
der Dcutschritterorden es eroberte, aber schon 1411 
Wurde es an - -neu "'"i-treten. Bei der dritten 
Teilung Polens kam 1795 der links vom Njemen ge¬ 
legene Teil des Landes, also nicht die Gegend, in der 
jebt die deutschen Truppen Vorgehen, an Preußen, 
das ihn aber 1807 an Rußland abtreten mußte. Die 
Litauer sind Wohl von allen europäischen Völkern 
dasjenige, das am spätesten das Christentum ange¬ 
nommen hat; noch tief ins 16. Jahrhundert hinein 
dauerten hier die heidnischen Opferseste fort. Der 
im Tagesbericht genannte Ort S ch a w l i (der alte 
dcuffche Name ist Schanlen) zählt 18000 Eiawohner, 
er liegt im Gouvernement Kowno und ist Knoten¬ 
punkt der Bahnlinien Dünaburg-Libau nnd Wilna- 
Libau. Nack der Besetzung dieses Ortes ist den Rus¬ 
sen der Verkehr nach Lib'an nur noch ans der ein¬ 
spurigen Bahn über Riga möglich. 
Bei K a l w a r j a versuchten die Russen Angriffe, 
die aber scheiterten. Ebenso scheiterten einige An¬ 
griffe weiter südlich zwischen Kalwarja und Augu- 
stow. Wie aus zuverlässigen Nachrichten hervorgeht, 
haben die Ruflen an diesen Teilen der Front zum 
größten Teil junge, nur gering ausgebildetc Trup¬ 
pen, die keinen allzugroßen Widerstand, trotz der gut 
ausqebauten Stellungen leisten sollen. 
Äuf der W e st f r o n 1 dauern die Kämpfe, die von 
Seiteir der Franzosen zur Wiedererobcrung der ver¬ 
loren gegangenen Stellungen bei Ipern führen 
sollen, unaufhörlich an, ohne daß mich nur der ge¬ 
ringste Erfolg erzielt worden ist. Dagegen haben wir 
mit einigen Kampftnitteln eingesetzt, die einerseits 
den Feinden wieder überraschend kommen werden, 
andererseits Zeugnis davon oblegen, wie fest unsere 
Stellungen setn müssen, denn sonst würde wohl kaum 
die Festung Dünkirchen unter Feuer genom¬ 
men worden'sein. Um diese Festung von unserer 
Kampflinie aus beschießen zu können, müssen schwere, 
weittragende Geschütze verhältnismäßig nahe an die 
Front gebracht worden sein, was sicher nicht geschehen 
wäre, wenn auch nur die Möglichkeit eines feindlichen 
Durchbruches vorhanden wäre. Die Anstürme gegen 
die von uns weiter befestigten Brückenköpfe blieben 
vergeblich, sie befinden sich fest in unserer Hand, eben¬ 
so wie die anderen Stellungen auf der ganzen Front. 
Zwischen Maas und Al o s e I sind die Kämpfe 
offenbar schr heftig gewesen, zur Anfeuerung ihrer 
Truppen haben sich mehrere Regimentskommandeure 
an die Spitze ihrer Regimenter gestellt und — sind 
dann gefangen worden, mit ihnen 40 Offiziere und 
rund 4000 Mann. 
Der Kries im (Besten. 
Der französische Kriegsbericht. 
wtb Paris, 30. April 1915. Der amtliche Bericht 
von Tonnrstag abend besagt: Ruhiger Tag. In der 
Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag wurden zwei 
deutsche Angriffe, der eine gegen die belgischen Truppen 
nördlich von Dpern, der andere bei L e s E p a r g e 3 
leicht zurückgeschlagen. 
Festung Dünkirchen nnter deutschem Feuer. 
wtb Lyon, 30. April 1915. Röpublicain erfährt 
aus Dünkirchen: Drei Tauben überflogen ge¬ 
stern Dünkirchen und warfen Bomben ab, die aber 
nur Sachschaden anrichtetcn. 
Inzwischen hat sich, wie aus dem Deuffchen Ta¬ 
gesbericht hervorgeht, auch noch deutsches A rtillc- 
rieseuer dazugesellt. _.__ 
Fruchtloser Führerwechsel. 
Genf, 1. Biai 1915. Tie in der Nacht auf Don¬ 
nerstag von Franzosen und Engländern unternom¬ 
mene Aktion am User-Kanal stand unter fran¬ 
zösischer Führung. Ihr Ergebnis war ebenso un¬ 
befriedigend wie die vorangegangenen Operationen 
unter englischem Oberbefehl. (Ctr. bin.) 
Die Verluste der Engländer «nd Franzosen bei 
Ypern 
sind, wie das Kopenhagener Blatt „Poltiken" 
aus Dünkirchen meldet, fürchterlich. Die B.r- 
wundeten müßten größtenteils liegen bleiben, da 
die Lazarettzüge und das Personal nickt ausreich¬ 
ten. Allein ini Walde von Oostvlettern liegen 1500 
ftanzösischc und belgische Verwundete, die noch nicht 
abtransportiert werden konnten. 
Ter „Bund" über die Lage bei Ypern. 
Ter militärische Berichterstatter des „Berner 
Bund" führt über die Iprrnkämpfe aus: Wie cs 
scheint, haben die Deutschen bedeutsame Er¬ 
folge, die sic in stürmischem Anlauf errangen, fast 
auf der ganzen Linie behaupten können.' Ta die 
Zahl der von ihnen eroberten Geschütz: jetzt mit 45 
(unterdessen bat sich die Zahl auf 63 erhöht), darun¬ 
ter 4 schwere, angegeben wird, ist anznnehmen, daß 
die ganze Battcriestellung der Hauptlinie übcrrannt 
wurde. Offenbar sind die Engländer dadurch außer¬ 
stande gesetzt, ihre Gegenangriffe durchzuführen. Ter 
-Abschnitt, wo die Deuffchen ansetzten, ist auch deshalb 
für einen überraschenden Vorstoß günstig gewählt, 
weil hier die englische Front an dre französische stteß, 
also hier eine einheitliche Befehlsgebung und Be¬ 
wegung von vornherein ausgeschlossen war. Die 
Front riß denn auch vorübergehend an der Verbin- 
dnngsstell:, indem die F r a n z o s e n a u s w i ch e n, 
' w"dnrch die Engländer ihre linke Flanke ent¬ 
blößt sahen. Wenigstens ergibt sich das aus der 
Meldung Frcnchs. Auf dem rechten Flügel gelangte 
die dcuffche Offensive an der Straße Bixschoote— 
Zuydschoot: über den Kanal, der bet Steen- 
sttaate überschritten wurde. Aus dem linken User 
wurde Lizerne erstürrnt, aber unter dem Artillerre- 
feuer wieder geräumt, der Brückenkopf bei Steen- 
sttaate dagegen bis jetzt behauptet. In der Mitte 
und auf dem linken Flügel ging der Angriff über 
Pilkem und St. Julien hinaus und erreichte dre Hohe 
südlich von Pilkem und die Punkte Scholaert nnd 
Grafenstafel, die südösckich von St. Insten und nörd¬ 
lich von Zonnebeke zu denken sind. Ipern ist also 
jetzt auf dem Norden und Nordosten eng um¬ 
klammert. Die weitere Entwickelung im Raume 
Ipern bleibt abzuwarten, da die Verbündeten voraus¬ 
sichtlich alles tun werden, um die Lage wieder zu bes¬ 
sern, die für sie dort schwierig geworden ist. Die 
oeutsche Beschießung von Poperinghe, 12 Kilo¬ 
meter von Ipern, läßt das deutlich erkennen. Die 
englische Front ist nördlich und östlich von Ipern so 
stark zusammengeschoben, daß die deuffchen Gffchütze 
die Stellung bereits flankieren, (ctr. bln.) 
Englffche Ableugnungen und Zugeständnisse. 
Ter „Times"-Korrespondent in Nordftankreich 
telegraphiert: Die Verbündeten behaupten sich 
noch immer auf dem westlichen Ufer des Kanals. 
Die Veffuche, sie vom Kanaluser zu vertreiben, sind 
verettclt. (Zu beachten ist, daß der Korrespondent 
nichts von der angeblichen Zurückeroberung von 
Het Saz aus dem Ostufer durch die Franzosen weiß, 
worüber French berichtete.) Die englischen Trup¬ 
pen haben jetzt eine neue Laufgrabeülinie 
nördlich imd nordöstlich von Ipern inne. Die Ka¬ 
tt a d i e r wurden, von dem viertägigen 
Gefecht gänzlich erschöpft, hinter die Linie 
gebracht. Sie haben zwar ruhmvoll gekänrpft, aber 
ihre Reihen sind traurig gelockert. Der 
Kampf auf der kurzen Linie nördlich von Ipern ist 
vielleicht so wütend gewesen wie nie ein Ge¬ 
fecht in diese m Kriege. Es ist wahr, daß 
der Feind zrrnächst einen Erfolg errungen hat und 
nnsere Leute nördlich Ipern und längs des Kanals 
zurückgetrieben hat, aber schon stnd die Berbürrdetcn 
wieder in der Offensive, und es besteht gute Hoff¬ 
nung ('), daß wir dem Feind den Boden ent¬ 
reißen, den er so blutig erkauft hat. Samstag nnd 
Sonntag schien die Lage kritisch zu werden. Die 
Deutschen führten schwere Artillerie und Haubitzen 
nach der vorderen Linie, warfen Granaten auf die 
Stadt Ipern, nnd es regnete Feuer auf alle Stra¬ 
ßen. über die unsere Truppen Verstärkungen erhal¬ 
ten konnten. Bei dieser Gelegenheit ist fast alles, 
was in Ipern noch aufrecht stand, dem Erdbo¬ 
den gleich gemacht.- Es steht kaum ein 
Haus ausrecht. Auf unserer äußersten Rechten 
haben tvir während 48 Stunden die feindlichen 
Stellungen La Bassüe mit Artillerie be¬ 
schossen, die Infanterie hat aber noch nicht an¬ 
gegriffen. (ctr. bln.) 
Beschießung von Belfort. 
Bon der Schweizer Grenze, 30. April 1915. Eine 
deutsche F l i e g e r a b t c i l u n g, die aus sieben 
oder acht Flugapparaten bestand, überflog Donners¬ 
tag morgen 5 Nhr die Festung Belfort, warf 
eine Anzahl Bomben und Brandgranaten 
aus und verschwand wieder in der Richttmg des El¬ 
saß, nachdem sie von den Festungsbatterien lebhaft 
beschossen worden war. In Belfort gerieten infolge 
der Fliegergeschosse mehrere Häuser in 
Brand, (ctr. fft.) 
Mißstände im französischen Aushcbungs - Geschäft. 
wtb. Lyon, 30. April 19(5. Ter .Röpublicaiitt 
meldet aus Paris, daß festgestellt wurde, daß von 
einigen Aushebungs-Ausschüssen bei den letzten Aus¬ 
hebungen eine'Anzahl vorher zeitweilig zu¬ 
rückgestellter Mannschaften -militärfrei 
erklärt wurden und diese Maßnahme mit den Be- 
stimnrungen des Kriegsministers in Widerspruch stehe, 
wonach alle zeitweilig Zurückgestellten bei der neuen 
Untersuchung wieder zeitweilig oder je nach körper¬ 
licher Fähigkeit der Armee oder dem Hilfsdienste ein¬ 
gereiht, aber nicht vom Militärdienste befreit werden 
sollen. Die darauf bezüglichen Entscheidungen der 
Aushebungs-Ausschüsse wurden für ungültig er¬ 
klärt. Alle bei den Aushebungs-Arbeiten für mili- 
tärsrei erklärten Mannschaften 'werden nunmehr un¬ 
verzüglich einberufen und durch Sonder - Ausschüsse 
einer neuen Untersuchung unterzogen werden. 
Die Angst vor der Wahrheit in Frankreich. 
Ter französische Ministerrai hat sich, wie der ,,D. 
Tagesztg." aus Berlin gemeldet wird, dieser Tage 
wieder sehr eingehend mit der Frage beschäftigt, 
wie man verhüten kann, daß die „falschen", d :s 
heißt die Deutschland günstigen K riegsnach- 
richten, ans dem Umwege durch die Presse d.r 
neutralen Länder nach Frankreich gelangen. Ten 
Präsekten der Departements, die an die Schweiz, 
Italien nnd Spanien grenzen, ist eine strengere 
Ucberwachmrg der aus diesen drei neutralen Län¬ 
dern kommenden Briese und Zeitungen zur Pflicht 
gemacht. Die italienischen Zeitungen, auch diejeni¬ 
gen, die wie „Corriere della Sera", „Messagero" 
völlig im dreiverbaudlichem Fahrwasser segeln, wer¬ 
den in Ventimiglia ans das Genaueste untersucht, 
weil sich dahin manchmal auch eine von der „Agen- 
zia Stesani" überrrommene Wolff-Krftgsnachrrcht 
verirrt. Sehr schroff wird die spanische Presse be- 
hcmdelt, weil viele spanische Zeitungen eine deutsch¬ 
freundliche Haltung bekunden. Ter Pariser Bericht¬ 
erstatter von Zeitungen neutraler Länder sind 
fortan einer scharfen Ueberwachung nnterworsen 
und mit der Ausweisung bedroht, falls sie eine 
Meldung absenden, die zur französischen Kncgsbe- 
richterstattung nicht stimmt, (ctr. bln.) 
Neuer deutsch.Luftschiffangrifi ausEngkand 
wtb. London. 30. April 1915. (Reutermeldung) 
Ein deutsches Luftschiff Ed¬ 
munds und warf mehrere Bomben ab. Zwei 
Häuser gerieten in Brand. 
Bury St. Edmunds (20 000 Einwo.) liegt in der 
Grafschaft Suffolk, 55 Kilometer landeinwärts von 
Ver englischen Ostküste. Sie hat landwirtjchaftlichc 
Maschinenfabriken, Getreide nnd Biehhandel, sowie 
Brauereien. 
«tt,. London, 30. April 1916. Ein Luftschiff 
oder Flugzeug warf heute früh Brandbomben 
über Ipswich und Whitton ab. Drei Häuser 
wurden zerstört. Menickien sind nicht umaekommen. 
Die beiden Orte liegen an der englischen Ost- 
Aste nnd sind mehr als 200 Kilometer von einander 
enffernt. Ipswich liegt in der Graffchaft Suffolk, 
nordwestlich von Harwich; Whitton am Humber west, 
lich vmt Hüll. 
Ein englischer Brigadegeneral gefallen. 
wtt> London, 30. April 1915. Der Brigadegene, 
ral Hasler ist gefallen. 
Die zahlungsunfähige belgische Regierung. 
Mailand, 30. April 1915. Die „Unione" ntel- 
det aus Amsterdam: Die belgische Regierung hat trotz 
des neuen englischen Kredits auch für den 1. Mcn 
keine Staatsgüder fiir die in Holland befindlichen 
Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Auch die bel¬ 
gischen Beamten und Pensionäre in den Niederlanden 
erhalten am 1. Mai wieder keine Zahlung. Die den 
Mederlanden bisher erwachsenen Kosten für die bel¬ 
gischen Flüchtlinge belaufen sich attf 320 Millionen 
Gulden, (ctr. bln.) 
,Llvyd Georges Illusionen 
wtb London, 30. April 1915. Im Unterhaus 
betonte Schatzkanzler Lloyd George die Notwendigkeit 
einer Munberbrochenen Munitionszufuhr und 
sagte, der Sieg sei zu sehr großem Teile eine Material¬ 
frage. Die Zeit nahe heran, in der der Angriff 
der Verbündeten in größerem Maß stabe 
ftattfinden und intensiver sein solle als bisher. Der 
Feind muffe aus Flandern und aus Frankreich vertrie¬ 
ben werden (!!). Wenn die Zeit dafür gekommen sei, 
werde der Munitionsverbrauch i n einem 
bisher nicht gekannten Maße steigen. Da? 
Volk muffe alles andere der- Munitionserzeugung unter 
ordnen, um nicht einen späteren, sondem einen schleu 
nigen Sieg ohne überflüssige Opfer au Menschenleber 
zu sichern. 
ver HanileM seren Ensionl 
Zwei englische Schiffe versenkt. 
«td. London, 30. April 1915. Der Trawler 
„Lily Dole"wurde in der Nähe des Times von 
einem deutschen Unterseeboot versenkt, die Besatzung 
wurde gerettet. Der Kohlendampfer „Mobile" 
wurde bei den Hebriden von einem deutschen 
Unterseeboot versenkt; die Besatzung wurde nach 
Stornowah gebracht. 
Die Behandlung der Unterseebootgefangenen. 
wtt, London, 80. April 1915. Im Unterhaus¬ 
teilte Mac Namara auf Anftage mit, daß die Ge¬ 
fangenen von deutschen Unterseebooten 
sich in Kasernen ha ft befänden, bis die für ihren 
Aufenthalt bestimmte Festung hergerichtet sei. D,e - 
Gefangenen seien nicht in Einzelhaft, dürften sich am 
Tage Bewegung machen und zu bestimmten Stunden 
rauchen. Sie -erhielten die gewöhnliche Kriegsgefange-, 
nenkost, die sie sich durch Käufe aus privaten Mitteln 
aufbeffern könnten, die Offiziere erhielten 2 Schillings 
6 Pences täglich, dürsten Briefe schreiben und empfan¬ 
gen und Pat-»-' er+'’-’'’er,r>''T,r"en. Die Getangenen dürf¬ 
ten sich deutsche und englische Bücher beschaffen. Sie 
brauchten nicht zu arbenei», konnten es aber, wenn sie 
cs wünschten. Den Mannschaften sei gestattet, die Offi¬ 
ziere zu bedienen. Diese Gefangenen würden von 
anderen Gefangenen getrennt gehalten. 
Danach scheinen die deutschen Gegenmaßnahmen 
schon etwas gewirkt zu haben. 
ver Mi Wen Russlanl 
Oesteneichisch-nngarlscher Tagesbericht. 
wtb Wien, 30. April 1915. Amtlich wird gemel¬ 
det: In der allgemeinen Situation hat sich nicht? 
geändert. Während des Tages Teschützkampf und 
Geplänkel. Neuerliche heftige russische 
Nachtangriffe im Orva- und Oportalc 
wurden, wie stets früher, unter großen Ver. 
lüsten de« Feindes abgewiesen. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: 
von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 
Der russische Jahrgang 1916. 
Im „Berner Bund" erläßt die russische Gesandt 
schaft in Bern eine Aufforderung an dre im Jahr» 
1916 Dienstpflichtigen, sich in der Zeit vom 15 Mai 
bis 15. Jnm zur Musterung zu stellen. In der Be- 
kanntmachnng wird besonders hervorgehoben, daß iw 
Gegensatz zu ftüher die Studierenden keine Aus¬ 
sicht auf Befreiung haben. . Interessant_ist 
an dieser Bekanntmachung, daß sie in der schweize¬ 
rischen Zeitung in russischer Sprache erfolgt, während 
sonst die Bekanntmachungen der Gesandtschaft in de. 
Schweiz stets in französischer Sprache erfolgten. 
(ctr. bln) 
Ein russisches Flugzeug herabgeschossen. 
Königsberg, 30. April 1915. Ein russisches Flug¬ 
zeug wurde in Sterken bei Eydtkuhnen h e r a b ge¬ 
schossen. Die Jnsaffen sind tot. Das Flugzeug 
ist amerikanisches Fabrikat, (ctr. bln.) 
Studentenunruhen in Rußland. 
Wft ans einer Verfügung des russischen Ministers 
des Innern an verschiedene Universitäten des Lande- 
hervorgeht, ist die Gärung unter den russischen Stu¬ 
denten schr erheblich. Revoluttonäre Elenwitte hät¬ 
ten zahlreiche Hochschüler zu unverantwortlichen 
Nnternchmungen gegen die Staatsgewalten hingeris-^
	        
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