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42. Jahrgang.
Der deutjche TagesbmG.
vtd. G ro st es H au p 1 g u ar ti er,.30. Avril
1915. (Amtliches Telegramm.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
An der Küste herrschte rege feindliche
Fliegertätigkeit. Fliegerbomben richteten
in Ostende nur unerheblichen Schaden
an Häusern an.
DieFestung Dünkirchen wnrdc gestern
von uns unter ArtiUerieseuer genommen.
In Flandern verlief der Tag ohne
besondere Ereignisse. Nachts griff der
Feind zwischen Steenstraate und Hei
Sas an. Das Gefecht dauert noch an.
Die Brückenköpfe aus dem westlichen Kanal¬
user bei den Orlen Steenstraate und Het
Sas stnd von uns ausgebaut und fest in
unserer Hand. Oestlich des Kanals, nörd¬
lich von Ypern, versuchten Zuaven und
Tnrkos unseren rechten Flügel anzu-
gretsen. Ihr Angriff brach in unserem
Feuer zusammen.
Inder Champagne, nör-lich von Le
M e S n i 1, konnten die Franzosen nichts von
der ihnen vorgestern entrissenen Stellung
wieder gewinnen. Die 1900 Meter breite
und 300 Meter tiefe Besestigungsgruppe
ist von uns in ihrem vovjen Umfange
ansgebaut und wird gehalten.
In den Argonnen stürmte« unsere
Truppe« nördlich von LeFourdeParts
einen feindlichen Schützemgraben und
nahmen 1 Offizier und 30 Mann ge¬
fangen und hielten das eroberte Gelände
gegen mehrfache feindliche Gegenangriffe.
Bei Cornay, am Ostrande derArgonnen,
stürzte ein feindliches Flugzeug ab. Die
Jnsaffen find tot.
Zwischen Maas und Mosel griffen
die Franzosen gestern die von uns eroberten
Stellungen auf den Maashöhen erfolg¬
los an. Auch nördlich von »p l ir ey scheiterte
ein feindlicher Angriff unter starken
Verlusten.
Bei den Kämpfen ans den Maashöhen
vom A4.—28. April haben die Franzosen
allein an Gefangenen 43 Offiziere,
darunter drei Regimentskomman-
denre nnd rund 4000 Mann ver¬
loren.
Die Küstenbefestigung Har wich an der
englischen Ostküste wurde heule nacht mit
Bomben belegt.
Oestltcher Kriegsschauplatz:
Die Vortruppen unserer im nordwest-'
lichen Rustland operierenden Streitkräste
haben gestern in breiter Front die Eisen¬
bahnlinie Düyabnrg-Liban erreicht.
Ernsthasten Widerstand versuchten die in
jener Gegend vorhandenen russischen
Truppen, nnter denen stch auch die Reste
der Teilnehmer am Ranbzuge gegen Memel
befinden, nirgends zu leisten.
Gegenwärtig stnd Gefechte bei S ch a w l i
im Gange.
Bei Kalwarja scheiterten größere
ruff. Angriffe unter starken Verlusten.
5 Offiziere, 500 Russen fielen unver¬
wundet in nnsere Hände. Auch Wetter
südlich zwi chenK a l w a rj a nndA u g u st o w
mißglückten russische Vorstöße.
Oberste Heeresleitung.
Was führt Hindenburg im Schilde?
Sv haben wir uns alle schon oft gefragt, als vom öst¬
lichen Kriegsschanplane immer nur spärliche Nach¬
richten kamen. Nachd.'m- die tausendfältigen Ver¬
mutungen mit viel Eifer und wenig Kenntnis durch-
esprochen waren, Wichte man immer eins sicher:
einer wußte etwas. Wir dürfen's uns. nachdem
der neue Bericht unfers Großen Generalstabs den
Schleier des Geheimnisses lüftet, auch mit gutem
Gewissen gestehen: Wir wußten alle nichts, -Ate
scharfsinnigsten Vermutungen hauten gründlich da-
neben. „Die Bortruppien unsrer im nordwestlichen
Rußland operierenden Streitkräste haben gestern in
breiter Front die Eisenbahnlinie Dünaburg—
Libau errficht." Kern ernsthafter Widerstand des
S indes; oc"-'<'n*,Ärtta trirb bei Sckawli gekämpft.
mit ist . die Aktion ans einem bisher vom Kriege
noch nicht berührten <-a,auptatz Kugeteitet. 100 Kilo¬
meter tief stnd unsere Truppen bereits in Nord-
westrußland vorgedrungen. Wir haben es also
wieder einmal mit einer bindcnburgischen lieber
raschung zu tun. die nur bei strengster Geheimhaltung
aller Vorbereitungen möglich war. Wohin der Weg
dieser deutschen Offensive sichren, welches ihr Ziel
sein wird, darüber können nach Lage der Umstände
Betrachtungen nicht angestellt werden. Den Inter¬
essen unsers Vaterlandes und nnsers unvergleich¬
lichen Heeres werden wir am besten gerecht, wenn
wir die kommenden Ereignisse in fester Zuversicht
abwarten. Das Land, das unsere Truppen besetzt
haben, ist eine mit Seen besetzte, fruchtbare Gegend,
ein Teil des alten litauischen Herzogtums Samogitien
(deutsch Schnmdien oder Schamaitcn). Es ist fast ganz
von Litauern bewohnt, nur in den Städten sind
größere jüdische Gemeinden ansässig. Sanwgitien ge¬
hörte einmal ans k"rr? fleit den Deuffchen. als 1380
der Dcutschritterorden es eroberte, aber schon 1411
Wurde es an - -neu "'"i-treten. Bei der dritten
Teilung Polens kam 1795 der links vom Njemen ge¬
legene Teil des Landes, also nicht die Gegend, in der
jebt die deutschen Truppen Vorgehen, an Preußen,
das ihn aber 1807 an Rußland abtreten mußte. Die
Litauer sind Wohl von allen europäischen Völkern
dasjenige, das am spätesten das Christentum ange¬
nommen hat; noch tief ins 16. Jahrhundert hinein
dauerten hier die heidnischen Opferseste fort. Der
im Tagesbericht genannte Ort S ch a w l i (der alte
dcuffche Name ist Schanlen) zählt 18000 Eiawohner,
er liegt im Gouvernement Kowno und ist Knoten¬
punkt der Bahnlinien Dünaburg-Libau nnd Wilna-
Libau. Nack der Besetzung dieses Ortes ist den Rus¬
sen der Verkehr nach Lib'an nur noch ans der ein¬
spurigen Bahn über Riga möglich.
Bei K a l w a r j a versuchten die Russen Angriffe,
die aber scheiterten. Ebenso scheiterten einige An¬
griffe weiter südlich zwischen Kalwarja und Augu-
stow. Wie aus zuverlässigen Nachrichten hervorgeht,
haben die Ruflen an diesen Teilen der Front zum
größten Teil junge, nur gering ausgebildetc Trup¬
pen, die keinen allzugroßen Widerstand, trotz der gut
ausqebauten Stellungen leisten sollen.
Äuf der W e st f r o n 1 dauern die Kämpfe, die von
Seiteir der Franzosen zur Wiedererobcrung der ver¬
loren gegangenen Stellungen bei Ipern führen
sollen, unaufhörlich an, ohne daß mich nur der ge¬
ringste Erfolg erzielt worden ist. Dagegen haben wir
mit einigen Kampftnitteln eingesetzt, die einerseits
den Feinden wieder überraschend kommen werden,
andererseits Zeugnis davon oblegen, wie fest unsere
Stellungen setn müssen, denn sonst würde wohl kaum
die Festung Dünkirchen unter Feuer genom¬
men worden'sein. Um diese Festung von unserer
Kampflinie aus beschießen zu können, müssen schwere,
weittragende Geschütze verhältnismäßig nahe an die
Front gebracht worden sein, was sicher nicht geschehen
wäre, wenn auch nur die Möglichkeit eines feindlichen
Durchbruches vorhanden wäre. Die Anstürme gegen
die von uns weiter befestigten Brückenköpfe blieben
vergeblich, sie befinden sich fest in unserer Hand, eben¬
so wie die anderen Stellungen auf der ganzen Front.
Zwischen Maas und Al o s e I sind die Kämpfe
offenbar schr heftig gewesen, zur Anfeuerung ihrer
Truppen haben sich mehrere Regimentskommandeure
an die Spitze ihrer Regimenter gestellt und — sind
dann gefangen worden, mit ihnen 40 Offiziere und
rund 4000 Mann.
Der Kries im (Besten.
Der französische Kriegsbericht.
wtb Paris, 30. April 1915. Der amtliche Bericht
von Tonnrstag abend besagt: Ruhiger Tag. In der
Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag wurden zwei
deutsche Angriffe, der eine gegen die belgischen Truppen
nördlich von Dpern, der andere bei L e s E p a r g e 3
leicht zurückgeschlagen.
Festung Dünkirchen nnter deutschem Feuer.
wtb Lyon, 30. April 1915. Röpublicain erfährt
aus Dünkirchen: Drei Tauben überflogen ge¬
stern Dünkirchen und warfen Bomben ab, die aber
nur Sachschaden anrichtetcn.
Inzwischen hat sich, wie aus dem Deuffchen Ta¬
gesbericht hervorgeht, auch noch deutsches A rtillc-
rieseuer dazugesellt. _.__
Fruchtloser Führerwechsel.
Genf, 1. Biai 1915. Tie in der Nacht auf Don¬
nerstag von Franzosen und Engländern unternom¬
mene Aktion am User-Kanal stand unter fran¬
zösischer Führung. Ihr Ergebnis war ebenso un¬
befriedigend wie die vorangegangenen Operationen
unter englischem Oberbefehl. (Ctr. bin.)
Die Verluste der Engländer «nd Franzosen bei
Ypern
sind, wie das Kopenhagener Blatt „Poltiken"
aus Dünkirchen meldet, fürchterlich. Die B.r-
wundeten müßten größtenteils liegen bleiben, da
die Lazarettzüge und das Personal nickt ausreich¬
ten. Allein ini Walde von Oostvlettern liegen 1500
ftanzösischc und belgische Verwundete, die noch nicht
abtransportiert werden konnten.
Ter „Bund" über die Lage bei Ypern.
Ter militärische Berichterstatter des „Berner
Bund" führt über die Iprrnkämpfe aus: Wie cs
scheint, haben die Deutschen bedeutsame Er¬
folge, die sic in stürmischem Anlauf errangen, fast
auf der ganzen Linie behaupten können.' Ta die
Zahl der von ihnen eroberten Geschütz: jetzt mit 45
(unterdessen bat sich die Zahl auf 63 erhöht), darun¬
ter 4 schwere, angegeben wird, ist anznnehmen, daß
die ganze Battcriestellung der Hauptlinie übcrrannt
wurde. Offenbar sind die Engländer dadurch außer¬
stande gesetzt, ihre Gegenangriffe durchzuführen. Ter
-Abschnitt, wo die Deuffchen ansetzten, ist auch deshalb
für einen überraschenden Vorstoß günstig gewählt,
weil hier die englische Front an dre französische stteß,
also hier eine einheitliche Befehlsgebung und Be¬
wegung von vornherein ausgeschlossen war. Die
Front riß denn auch vorübergehend an der Verbin-
dnngsstell:, indem die F r a n z o s e n a u s w i ch e n,
' w"dnrch die Engländer ihre linke Flanke ent¬
blößt sahen. Wenigstens ergibt sich das aus der
Meldung Frcnchs. Auf dem rechten Flügel gelangte
die dcuffche Offensive an der Straße Bixschoote—
Zuydschoot: über den Kanal, der bet Steen-
sttaate überschritten wurde. Aus dem linken User
wurde Lizerne erstürrnt, aber unter dem Artillerre-
feuer wieder geräumt, der Brückenkopf bei Steen-
sttaate dagegen bis jetzt behauptet. In der Mitte
und auf dem linken Flügel ging der Angriff über
Pilkem und St. Julien hinaus und erreichte dre Hohe
südlich von Pilkem und die Punkte Scholaert nnd
Grafenstafel, die südösckich von St. Insten und nörd¬
lich von Zonnebeke zu denken sind. Ipern ist also
jetzt auf dem Norden und Nordosten eng um¬
klammert. Die weitere Entwickelung im Raume
Ipern bleibt abzuwarten, da die Verbündeten voraus¬
sichtlich alles tun werden, um die Lage wieder zu bes¬
sern, die für sie dort schwierig geworden ist. Die
oeutsche Beschießung von Poperinghe, 12 Kilo¬
meter von Ipern, läßt das deutlich erkennen. Die
englische Front ist nördlich und östlich von Ipern so
stark zusammengeschoben, daß die deuffchen Gffchütze
die Stellung bereits flankieren, (ctr. bln.)
Englffche Ableugnungen und Zugeständnisse.
Ter „Times"-Korrespondent in Nordftankreich
telegraphiert: Die Verbündeten behaupten sich
noch immer auf dem westlichen Ufer des Kanals.
Die Veffuche, sie vom Kanaluser zu vertreiben, sind
verettclt. (Zu beachten ist, daß der Korrespondent
nichts von der angeblichen Zurückeroberung von
Het Saz aus dem Ostufer durch die Franzosen weiß,
worüber French berichtete.) Die englischen Trup¬
pen haben jetzt eine neue Laufgrabeülinie
nördlich imd nordöstlich von Ipern inne. Die Ka¬
tt a d i e r wurden, von dem viertägigen
Gefecht gänzlich erschöpft, hinter die Linie
gebracht. Sie haben zwar ruhmvoll gekänrpft, aber
ihre Reihen sind traurig gelockert. Der
Kampf auf der kurzen Linie nördlich von Ipern ist
vielleicht so wütend gewesen wie nie ein Ge¬
fecht in diese m Kriege. Es ist wahr, daß
der Feind zrrnächst einen Erfolg errungen hat und
nnsere Leute nördlich Ipern und längs des Kanals
zurückgetrieben hat, aber schon stnd die Berbürrdetcn
wieder in der Offensive, und es besteht gute Hoff¬
nung ('), daß wir dem Feind den Boden ent¬
reißen, den er so blutig erkauft hat. Samstag nnd
Sonntag schien die Lage kritisch zu werden. Die
Deutschen führten schwere Artillerie und Haubitzen
nach der vorderen Linie, warfen Granaten auf die
Stadt Ipern, nnd es regnete Feuer auf alle Stra¬
ßen. über die unsere Truppen Verstärkungen erhal¬
ten konnten. Bei dieser Gelegenheit ist fast alles,
was in Ipern noch aufrecht stand, dem Erdbo¬
den gleich gemacht.- Es steht kaum ein
Haus ausrecht. Auf unserer äußersten Rechten
haben tvir während 48 Stunden die feindlichen
Stellungen La Bassüe mit Artillerie be¬
schossen, die Infanterie hat aber noch nicht an¬
gegriffen. (ctr. bln.)
Beschießung von Belfort.
Bon der Schweizer Grenze, 30. April 1915. Eine
deutsche F l i e g e r a b t c i l u n g, die aus sieben
oder acht Flugapparaten bestand, überflog Donners¬
tag morgen 5 Nhr die Festung Belfort, warf
eine Anzahl Bomben und Brandgranaten
aus und verschwand wieder in der Richttmg des El¬
saß, nachdem sie von den Festungsbatterien lebhaft
beschossen worden war. In Belfort gerieten infolge
der Fliegergeschosse mehrere Häuser in
Brand, (ctr. fft.)
Mißstände im französischen Aushcbungs - Geschäft.
wtb. Lyon, 30. April 19(5. Ter .Röpublicaiitt
meldet aus Paris, daß festgestellt wurde, daß von
einigen Aushebungs-Ausschüssen bei den letzten Aus¬
hebungen eine'Anzahl vorher zeitweilig zu¬
rückgestellter Mannschaften -militärfrei
erklärt wurden und diese Maßnahme mit den Be-
stimnrungen des Kriegsministers in Widerspruch stehe,
wonach alle zeitweilig Zurückgestellten bei der neuen
Untersuchung wieder zeitweilig oder je nach körper¬
licher Fähigkeit der Armee oder dem Hilfsdienste ein¬
gereiht, aber nicht vom Militärdienste befreit werden
sollen. Die darauf bezüglichen Entscheidungen der
Aushebungs-Ausschüsse wurden für ungültig er¬
klärt. Alle bei den Aushebungs-Arbeiten für mili-
tärsrei erklärten Mannschaften 'werden nunmehr un¬
verzüglich einberufen und durch Sonder - Ausschüsse
einer neuen Untersuchung unterzogen werden.
Die Angst vor der Wahrheit in Frankreich.
Ter französische Ministerrai hat sich, wie der ,,D.
Tagesztg." aus Berlin gemeldet wird, dieser Tage
wieder sehr eingehend mit der Frage beschäftigt,
wie man verhüten kann, daß die „falschen", d :s
heißt die Deutschland günstigen K riegsnach-
richten, ans dem Umwege durch die Presse d.r
neutralen Länder nach Frankreich gelangen. Ten
Präsekten der Departements, die an die Schweiz,
Italien nnd Spanien grenzen, ist eine strengere
Ucberwachmrg der aus diesen drei neutralen Län¬
dern kommenden Briese und Zeitungen zur Pflicht
gemacht. Die italienischen Zeitungen, auch diejeni¬
gen, die wie „Corriere della Sera", „Messagero"
völlig im dreiverbaudlichem Fahrwasser segeln, wer¬
den in Ventimiglia ans das Genaueste untersucht,
weil sich dahin manchmal auch eine von der „Agen-
zia Stesani" überrrommene Wolff-Krftgsnachrrcht
verirrt. Sehr schroff wird die spanische Presse be-
hcmdelt, weil viele spanische Zeitungen eine deutsch¬
freundliche Haltung bekunden. Ter Pariser Bericht¬
erstatter von Zeitungen neutraler Länder sind
fortan einer scharfen Ueberwachung nnterworsen
und mit der Ausweisung bedroht, falls sie eine
Meldung absenden, die zur französischen Kncgsbe-
richterstattung nicht stimmt, (ctr. bln.)
Neuer deutsch.Luftschiffangrifi ausEngkand
wtb. London. 30. April 1915. (Reutermeldung)
Ein deutsches Luftschiff Ed¬
munds und warf mehrere Bomben ab. Zwei
Häuser gerieten in Brand.
Bury St. Edmunds (20 000 Einwo.) liegt in der
Grafschaft Suffolk, 55 Kilometer landeinwärts von
Ver englischen Ostküste. Sie hat landwirtjchaftlichc
Maschinenfabriken, Getreide nnd Biehhandel, sowie
Brauereien.
«tt,. London, 30. April 1916. Ein Luftschiff
oder Flugzeug warf heute früh Brandbomben
über Ipswich und Whitton ab. Drei Häuser
wurden zerstört. Menickien sind nicht umaekommen.
Die beiden Orte liegen an der englischen Ost-
Aste nnd sind mehr als 200 Kilometer von einander
enffernt. Ipswich liegt in der Graffchaft Suffolk,
nordwestlich von Harwich; Whitton am Humber west,
lich vmt Hüll.
Ein englischer Brigadegeneral gefallen.
wtt> London, 30. April 1915. Der Brigadegene,
ral Hasler ist gefallen.
Die zahlungsunfähige belgische Regierung.
Mailand, 30. April 1915. Die „Unione" ntel-
det aus Amsterdam: Die belgische Regierung hat trotz
des neuen englischen Kredits auch für den 1. Mcn
keine Staatsgüder fiir die in Holland befindlichen
Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Auch die bel¬
gischen Beamten und Pensionäre in den Niederlanden
erhalten am 1. Mai wieder keine Zahlung. Die den
Mederlanden bisher erwachsenen Kosten für die bel¬
gischen Flüchtlinge belaufen sich attf 320 Millionen
Gulden, (ctr. bln.)
,Llvyd Georges Illusionen
wtb London, 30. April 1915. Im Unterhaus
betonte Schatzkanzler Lloyd George die Notwendigkeit
einer Munberbrochenen Munitionszufuhr und
sagte, der Sieg sei zu sehr großem Teile eine Material¬
frage. Die Zeit nahe heran, in der der Angriff
der Verbündeten in größerem Maß stabe
ftattfinden und intensiver sein solle als bisher. Der
Feind muffe aus Flandern und aus Frankreich vertrie¬
ben werden (!!). Wenn die Zeit dafür gekommen sei,
werde der Munitionsverbrauch i n einem
bisher nicht gekannten Maße steigen. Da?
Volk muffe alles andere der- Munitionserzeugung unter
ordnen, um nicht einen späteren, sondem einen schleu
nigen Sieg ohne überflüssige Opfer au Menschenleber
zu sichern.
ver HanileM seren Ensionl
Zwei englische Schiffe versenkt.
«td. London, 30. April 1915. Der Trawler
„Lily Dole"wurde in der Nähe des Times von
einem deutschen Unterseeboot versenkt, die Besatzung
wurde gerettet. Der Kohlendampfer „Mobile"
wurde bei den Hebriden von einem deutschen
Unterseeboot versenkt; die Besatzung wurde nach
Stornowah gebracht.
Die Behandlung der Unterseebootgefangenen.
wtt, London, 80. April 1915. Im Unterhaus¬
teilte Mac Namara auf Anftage mit, daß die Ge¬
fangenen von deutschen Unterseebooten
sich in Kasernen ha ft befänden, bis die für ihren
Aufenthalt bestimmte Festung hergerichtet sei. D,e -
Gefangenen seien nicht in Einzelhaft, dürften sich am
Tage Bewegung machen und zu bestimmten Stunden
rauchen. Sie -erhielten die gewöhnliche Kriegsgefange-,
nenkost, die sie sich durch Käufe aus privaten Mitteln
aufbeffern könnten, die Offiziere erhielten 2 Schillings
6 Pences täglich, dürsten Briefe schreiben und empfan¬
gen und Pat-»-' er+'’-’'’er,r>''T,r"en. Die Getangenen dürf¬
ten sich deutsche und englische Bücher beschaffen. Sie
brauchten nicht zu arbenei», konnten es aber, wenn sie
cs wünschten. Den Mannschaften sei gestattet, die Offi¬
ziere zu bedienen. Diese Gefangenen würden von
anderen Gefangenen getrennt gehalten.
Danach scheinen die deutschen Gegenmaßnahmen
schon etwas gewirkt zu haben.
ver Mi Wen Russlanl
Oesteneichisch-nngarlscher Tagesbericht.
wtb Wien, 30. April 1915. Amtlich wird gemel¬
det: In der allgemeinen Situation hat sich nicht?
geändert. Während des Tages Teschützkampf und
Geplänkel. Neuerliche heftige russische
Nachtangriffe im Orva- und Oportalc
wurden, wie stets früher, unter großen Ver.
lüsten de« Feindes abgewiesen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs:
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der russische Jahrgang 1916.
Im „Berner Bund" erläßt die russische Gesandt
schaft in Bern eine Aufforderung an dre im Jahr»
1916 Dienstpflichtigen, sich in der Zeit vom 15 Mai
bis 15. Jnm zur Musterung zu stellen. In der Be-
kanntmachnng wird besonders hervorgehoben, daß iw
Gegensatz zu ftüher die Studierenden keine Aus¬
sicht auf Befreiung haben. . Interessant_ist
an dieser Bekanntmachung, daß sie in der schweize¬
rischen Zeitung in russischer Sprache erfolgt, während
sonst die Bekanntmachungen der Gesandtschaft in de.
Schweiz stets in französischer Sprache erfolgten.
(ctr. bln)
Ein russisches Flugzeug herabgeschossen.
Königsberg, 30. April 1915. Ein russisches Flug¬
zeug wurde in Sterken bei Eydtkuhnen h e r a b ge¬
schossen. Die Jnsaffen sind tot. Das Flugzeug
ist amerikanisches Fabrikat, (ctr. bln.)
Studentenunruhen in Rußland.
Wft ans einer Verfügung des russischen Ministers
des Innern an verschiedene Universitäten des Lande-
hervorgeht, ist die Gärung unter den russischen Stu¬
denten schr erheblich. Revoluttonäre Elenwitte hät¬
ten zahlreiche Hochschüler zu unverantwortlichen
Nnternchmungen gegen die Staatsgewalten hingeris-^