fett. Von der Petersburger Universität f\ d bereits
mehr denn 150 Studenten wegen revolution, >er Um-
triebe abgeurteilt wordM. Die Höhe der Strafen
wird nicht angegeben. — Die Petersburger \ niversi-
tdt wurde unter besondere Auffichtsmaßnalj:en ge¬
stellt. Ebenso sind in Moskau zahlreiche S, 'denten
verhaftet und teilweise bereits abgeurteilt » 'orbett.
Wie in Petersburg verlautet, haben die St> Renten
wüste antimonarchische 'Ausschreitungen in de Rau¬
nten des Universitätsgebäudes veranstaltet, (c::. bin.)
General v. Auffenberg in Untersuchun .
wtb Wien, 30. April 1915. Wie amtlich g meldet
wird, ist gegen den General der Infanterie Ritter
von Aussenberg zur Kläruüg einer gegen i n er¬
statteten, in allerletzter Zeit vorgekommenen A schul-
digung wegen pflichtwidriger Amtsführ¬
ung eine Untersuchung eingeleitet worden. Ter
Gegenstand der Anschuldigung betrifft durchweg Vor¬
gänge aus dem Jahre 1912, und steht mit dem gegen¬
wärtigen Kriege in keinem wie immer gearteten Zu¬
sammenhang.
gegen Serbien und Montenegro.
Falsche Nachrichten.
wtb Wien, 30. April 1915. Aus dem Knegs-
preffequartier wird gemeldet: In jüngster Zeit
werden über angebliche Vorgänge auf dem südöst¬
lichen Kriegsschauplätze von feindlicher Seite zahl¬
reiche Nachrichten ausgestreut, die teils jedweder Be¬
gründung entbehren, teils unrichtig und entstellt
wiedergegeben werden. Aus der Fülle der falfcheu
Meldungen seien folgende herausgegriffen: In dem
Artilleriekampf bei Tekija am 17. April
sollen serbische 30 Zentimeter-Geschütze eingegriffen
haben und österreichisch-ungarische Reflektoren zer¬
stört tvorden fein. Tatsächlich verfügen die Serben
über keine 30 Zentimeter-Geschütze. Sie führten den
Artilleriekampf bei Tekjia ohne Erfo lg und zer¬
störten keinen Reflektor. Der weiteren Nachricht von
einer Beschädigung der österreichisch-unga¬
rischen Mo n i t o r e liegt die Tatsache zu Grunde, daß
ein serbisches Motorboot zwar in der Nacht vom 22.
zum 23. April ein Torpedo aus den Monitor „Körös"
zu lancieren versuchte, doch explodierte das Torpedo
wirkungslos am Ufer. Der Monitor blieb vollkommen
unbeschädigt. — Betr. die Meldung von der Ab¬
weisung österreichisch-ungarischer Angriffe durch die
M o n t e n e g r i n e r ist zu sagen, daß in letzter Zeit
überhaupt keine Angriffe stattsanden und daher
auch nicht durch den Feind zurückgewiesen werden
konnten. Endlich beruht auch eine Mitteilung vom
22. April, wonach Flieger Bomben über Ce¬
ti n j e abgeworfen haben sollen, offenbar eine der
Llnslandspresse entnommene Meldung, nicht auf
Richtigkeit.
Die verzweifelte Lage Montenegros.
Ter Londoner „Daily Chronicle" veröffentlicht
eine Beschreibung über die Lage in Montenegro, in
der es heißt: „Das Land ist bereits früher schon durch
die Balkankriege erschöpft worden. Es hatte weder
Geld noch Munition. so daß es sehr schlecht für einen
Kampf mit den Oefterreichern vorbereitet war. Nach¬
dem das montenegrinische Heer gezwungen worden
war, sich aus Bosnien wieder in seine eigenen Gren¬
zen zurückzuziehen, ist es seine Aufgabe gewesen, eine
Anzahl österreichischer Truppen durch fortdauernde
Gefechte fcstzuhalten. Das war jedoch auf die Dauer
nicht möglich, und während der letzten Monate ist
die Lage Montenegros immer schlechter geworden.
Ter einzige Hafen von Montenegro, A n t i v a r i,
wird durch die österreichische Flotte blockiert. In der
ersten Zeit des Krieges hielt die französische Flotte die
österreichische in Schach; aber wahrscheinlich aus stra-
teaifchen Gründen ist der Zirkel der französischen
Flotte weiter ausgedehnt worden, und die österrei¬
chischen Schiffe patrouillieren jetzt im Adriatischen
Meere. So oft sie Gelegenheit haben, wagen si: eine
Beschießung des montenegrinischen Hafens. Die
Italiener senden Getreideschiffe von Bari nach dem
Bojanafluß, wo sich ein kleiner Hafen befindet; aber
von dort aus führen kaum irgend welche Wege, und
wenn sich die Montenegriner irgendwo zeigen, werden
sie von den 'Albanern beschossen, die durch die Oester-
reicher bewaffnet worden sind. Dabei Wersen fort¬
während österreichische Flieger Bomben auf die
Städte. So wurdet! bei einen! Fluge nach Podgoritza
120 Personen getötet und verwundet, darunter 24
Frauen. Das schlimmste ist jedoch, daß 190 0 0
Typ busfälle vorliegen und daß der Typhus
nur sich frißt wie ein Waldbrand. Dabei herrscht
großer Mangel an Desinfektionsmitteln; auch fehlen
irgendwelche hygienischen Maßregeln und ernstliche
Hilfe. Das alles hat Montenegro nötig und aus
Mangel daran stirbt seine -Bevölkerung aus. Und
Kriegsdienst der Presse.
Bon Hermann Mock.
(Nachdruck verboten.)
DaS deutsche Volk hat Gut und Blut, Wesen und
Sein im furchtbaren Ringen um Reich und Existenz
eingesetzt. Jeder energitischer Faktor, der irgendwie
verfügbar ist, wurde gleichsaui zur Fahne berufen und
nicht zuletzt auch die Presse. Sie ist das große Sam¬
melbecken für die Quellen der jüngsten Tagesge¬
schichte. Von allen Richtung:.-! der Windrose gehen
ihr Botschaften zu durch die Post, das Telephon, den
Telegraphen. Wenn dir die Zeitung aus den Tisch
gelegt wird, so denkst du nicht an die mühsame Mosaik¬
arbeit, die hier geleistet wurde. Viel Nervenkraft
wird in den Redaktiouslokalen aufgezehrt. Drum
müssen im Hochsommer, wo das öffentliche L wen ab¬
flaut, für die Schriftleiter der Zeitungen die wohl
verdienten Ferientage kommen. Nicht so im Jahre
1914. Wie andere Institute, so rief der Alarm des
Weltkrieges auch die Preffe auf ihren Posten. Ihr
Personal verringerte sich in dem M"ße, wie die Aus¬
gabe von Extrablättern wuchs. Nie ist zudem das
Erscheinen der Zeitungsboten nach der Uhr willkom¬
mener, als wenn Mars regiert und über das Geschick
ganzer Völker die Würfel fallen. Weltgeschichtliche
Entscheidungen bieten des Reizes genug, obwohl die
Preffe im Harnisch sich nicht der üblichen Bewegungs¬
freiheit erfreut und auf ihren Dächern die Flagge des
Burgfriedens weht. Aber das Hochgefühl patrio¬
tischen Geistes läßt während des Krieges keine Sehn¬
sucht nach der alten Willkür erwachen, und die Mehr¬
zahl der Leser bescheidet sich damit, wenn die Presse
mit edler Hingabe sich den heiligen Pflichten ihres
Kriegsdienstes weiht.
Die Preffe fft vor allem das Sprachrohrdes
Großen Hauptquartiers. Durch ihre Ver¬
mittlung gehen uns die mit Spannung erwarteten
Tagesberichte der obersten Heeresleitung zu- Auch an
Sonn- und Feiertagen vollen wir sie nicht vermissen
und fordern von den Redaktionen volle Bereitschaft.
Bei Tag und bei Nacht können Sieges- und Hiobs¬
botschaften die Kupferdrähte durchfliegen. Manch
banges Gemüt wurde noch in später Abendstunde
durch eine Kunde frohen Erfolges von seinem Alp¬
druck befreit.
nicht allein nur das: Montenegro verhun¬
gert geradezu. Seine Bevölkerung hat nicht genug
zu essen. Nichts kann in seine Häfen einfahren, die
Gebrauch von Lebens- und Genußmitteln, über spar¬
same Haushaltung und weise Wirtschaftsmethode,
Vorratskammern haben kein Brot und nicht einmal
Kriegsbrot.
ftm Sec- und lledermmeo.
Geheimnisvolle Vorgänge auf der russischen
Ostseeflotte.
Von der russischen Grenze wird der „Nord. Ztg"
gemeldet: In Petersburg spricht man in geheimnis¬
voller Art von besonderen Vorfällen, die sich in den
letzten Togen in der ruffiscbcn Ostsecflotte zugetragen
haben sollen. Nach diesen Gerüchten soll' es aus
zwei Panzerkreuzern geheimnisvolle
Kesselexplosionen gegeben haben. Dabei ist
— nach Gerüchten — eine Anzahl von Offi¬
zieren und Mann sch asten ums Leben
gekom n e n. Trotzdem sofort eine Untersuchung in
dieser Angelegenheit eingeleitet sei, konnte nicht sest-
gestellt werden, welche Ursache die Kesselexplosionen
herdeibeführt hat. Man spricht von einer Meu¬
terei einer Anzahl Matrosen, die die Maschinen¬
anlagen der beiden Schiffe beschädigt haben sollen,
aber wiederum auch von einem geheimnis¬
vollen n ä ch t l ich e n Abenteuer auf der
Reede von K r o n st a d t. Tie russischen Behörden
hüllen sich diesen Gerüchten gegenüber in Stillschwei¬
gen. Tatsache ist, daß in letzter Zeit einige Marine¬
offiziere und eine Anzahl von Mannschaften der
russischen Oftseesiotte als „t o t" bezeichnet werden,
trotzdem keinerlei Gefechte in der Nord¬
see stattgefunden haben, (ctr. bin.)
Ak WMMsO.
Tcp türkische Sieg in den Darvk r'ien.
Ter amtliche türkische Bericht, den wir gestern
unter den Letzten Nachrichten noch veröffentlichten, j
stellt fest, daß die Verbündeten von der asiatischen
Seite der Dardanellenküsten gänzlich vertrieben
sind. Auf der europäischen Seite halten sich 'Ab¬
teilungen der Verbündeten nur noch bei Kaba Tepeh
umter dem Schutze des Feuers der Kriegsschiffe.
Die Gestaltung der Küste erlaubt einerseits den
Schiffen hier verhältnismäßig nahe heranzukom¬
men, erschwert anderseits die Abwehr durch Artil¬
lerie, da die Landungsstelle an der Mündung eines
von Osten kommenden Baches im toten Winkel
liegt und nicht bestrichen werden kann. Die Lan¬
dungstruppen hoben sich jedenfalls sofort eingegra¬
ben und leisten den türkischen Gegenstößen, die von
Artillerieseuer nicht genügend unterstützt werden
können, zähen Widerstand. Sie sollten von d'ekem
Stützpunkt aus das Bachtal entlang nach Osten Vor¬
gehen, um die BefestigungsgruiPP: an der engsten
Stelle der Dardanellen von rückwärts her zu neh¬
men. Busch und Wald begünst'xen das Vorrücken
auf nahe Entfernung an die türkische Hauptstellung
in der Länge der Halbinsel. Tie Flotte der Ver¬
bündeten hat sich nach Kräften bemüht, die Lan¬
dungsversuche durch ihr Eingreifen zu fördern, hat
aber große Verluste gehabt. Ein französisches
Schiff geriet in Brand, mehrere englische erhiel¬
ten Treffer, und eine Reihe von Booten mit Trup¬
pen sanken. Zu den Schiffsverlusten bemerkt die
„Vossische Zeitung":
Ein französischer Panzerkreuzer, drei
englische Linienschiffe beschädigt, ein englischer
Torpedobootszerstörer gesunken, 2 Trans¬
portdampfer getroffen — wovon einer aufgelaufen
— Segelschiffe und Boote, mit Soldaten besetzt, ver¬
senkt: das sind Verluste, die den 21. und 28. April zu
Unglückstagen machen, deren die englisch-französische
Flotte noch lange gedenken wird. Der französische Scha¬
den ist im Gegensatz zum 18. März, diesmal verhältnis¬
mäßig geringer. Der „Jeanne d'Arc" ist ein Panzer¬
kreuzer von II 300 Tonnen, 1899 erbaut. Von den ge¬
troffenen englischen Schiffen hat „Triumph" 12 900
Tonnen, vier 25,4 Ztm.- und vierzehn 19-Ztm.-Ge-
schütze (erbaut 1903), „Venegeance" 13 150 Tonnen mit
vier 30,5-Ztm.- und zwölf 15-Ztm.-Geschühen (1899)
und „Majestic" 15150, mit gleicher schwerer Bestückung
wie „Bangeance" (erbaut 1895).
Die Stärke der Landungsarmee.
Genf, 30. April 1915. Tie Angaben über die
Zahl der gegen die Dardanellen aufgebotenen
französischen und englischen Truppen
schwanken zwischen 100000 und 150000. (?) Das
von General d'Amade gegen Kum Kale gesandte
Kontingent bedarf zum Ersatz der ins ottomanische
Lager übergegangenen islamitischen Abteilungen
Wenn uns Kriegsgefahr bedräut, so können wir
noch weniger als sonst der stützenden Arme unserer
Fürsten entraten. Wir bedürfen ermunternder
Beispiele, die uns durch Nacht und Wolken des Him¬
mels Sterne zeigen, wir wollen besonders das geliebte
Bild unseres großen Kaisers schauen. Unsere Zei¬
tungen sollen uns erzählen, wie er betet, tröstet, zu¬
versichtlich hofft, rastlos waltet, bald im Westen, bald
im Osten, bald im Norden auf seiner Hochwarte
steht und niemals die Geduld verliert, auch wenn es
manchmal in langsamerem Tempo vorwärts geht.
Ferner verlangen wir von unseren Tagesblättern
Schilderungen aus dem Feindesland, womög¬
lich sogar von der Front. Wir wollen im Geiste mit¬
ten auf den Kriegsschauplatz gestellt, wollen Zeugen
der großen Ereigniffe sein, die sich dort abspielen.
Drum haben hervorragende Journale ihre eigenen
Berichterstatter ins Feld gesandt, und selten ist mit
so lebhaften Farben, mit so viel Seele geschrieben
worden.
Namentlich auch die Veröffentlichungen von Sol-
datenbriefen liegt uns am Herzen, und die Preffe
wird unseren Ansprüchen gerecht. Jene papiernen
Boten aus gegnerischen Gefilden reden von Freud
und Leid, von Mut und Kampfeslust, von List und
Geistesgegenwart, von Sehnsucht und Heimweh, von
Mt und Tod. Gar oft erscheinen sie grell beleuchtet
von den Blitzen der Geschosse, sie sind der furchtbaren
Wirklichkeit der Schützengräben entsprungen oder der
wohlverdienten Ruhepausen hinter der Front.
Die Preffe gibt uns auch Einblicke in die schwar¬
zen Listen, weiß vieles zu erwähnen von Heroismus
und Tragik Verwundeter und Gefallener und bereitet
Unzähligen auf ihren Blättern gleichsam ein Ceno-
taphium (Ehrengrab) mit dem Bilde des Eisernen
Kreuzes.
Alle Organe der öffentlichen Meinung stehen zu¬
gleich im Dienste des über jedes Lob erhabenen
R o t e n K r c u z e s, woran so viele Edelsteine selbst¬
losen Opfergeistes schimmern.
Außerdem gibt es noch vieles, was ins Volk dringen
muß und in die Zeitungen gehört. Wer denkt da
nicht an wirtschaftliche Verhältniffc! Welchen Anteil
haben unsere Publizisten an dem Riesenerfolg der
Milliarden-Anlritzen, an dein fortgesetzten
Fluten des Goldstromes zur Reichsbank! Wie viel
Belehrendes enthalten unsere Tagesblätter und Zeit¬
schriften über die Volksernährung, über maßvolle 9
und empfindlicher Truppentransportverluste zwi¬
schen Alexandrien und den Dardanellen größe¬
rer Nachschübe. Die Verständigung zwischen
dem englischen Keneralstab am europäischen Ufer
und den französischen Offizieren, die am jenseitigen
Ufer noch kein Hauptquartier aufschlagen konnten,
ist sehr schwierig, (ctr. bln.)
Die Verluste der Verbündeten auf Gallipoli.
Aus Konstantinopel wird der .Frankfurter Ztg/
gemeldet: Die feindlichen Verluste bei den
Dardanellen sind ungeheuer. In ganzen Gruppen
ergaben sich einzelne Teile des Gegners. Unter
diesen Umständen erscheint cs ausgeschlossen, daß
das englisch-französische Korps sein Zentrum von
Ari Tepc behaupten kann, umsomehr, als die furcht¬
baren Schläge, von denen der linke und rechte Flügel
betroffen wurden, schwer demoralisierend ans das
Zentrum wirken müssen, (ctr. fft.)
Unvorhergesehene Hindernisse.
* Kopenhagen, 30. April 1915. Die Peters¬
burger Ageniur berichtet über den Dardanellenan¬
griff der Verbündeten am 27. April: „Die Angriffe
des Landungskorps auf Gallipoli sind auf unvor¬
hergesehene Hindernisse gestoßen. Die Lan¬
dung weitererTrUppen der verbündeten Mächte
erleiden keine Unterbrechung." (ctr. .bln.)
Keine türkischen Flugzeuge ins Meer gestürzt.
wib. Konstantinopel, 30. April 1915. Die .Agence
Milli' meldet: Eine französische amtliche Meldung
behauptet, daß zwei türkischen Flugzeuge, welche über
Tenedos flogen, infolge des von ihnen eröffnete Feuers
in das Meer gestürzt seien. Die Flieger hätten
dabei schwere Verletzungen erlitten. Wir sind er¬
mächtigt, diese Behauptung zu dementieren. In
Wirklichkeit haben unsere Flieger Tenedos überflogen,
ihre Erkundungeen trotz des feindlichen Feuers er¬
folgreich durchgeführt, und sind unversehrt zü¬
rn ck g e k e h r t. Auch während der jüngsten Landungs¬
aktion haben dieselben zwei Flieger ans feindliche
Schiffe Bomben geworfen.
Sie «Mmn nachte.
Die Haltung Italiens.
Der „Franks. Ztg." wird aus Rom gemeldet:
Die Tatsache, daß die Verhandlungen mit
Oe st erreich fortdauern, wird jetzt auch von den
Zeitungen zugegeben, die, wie der „Meffagero", seit
einiger Zeit das Gegenteil behaupteten und daraus
ihre politischen Weissagungen stützten. Die Mini¬
ster - Konferenzen mit den Botschaftern und dem
König häufen sich, so daß dadurch schon der Eindruck
verschärft wird, daß diö En t s ch e i d u n g bevor-
steht. Tie Ankunft des ungarischen Staatssekre¬
tärs M i k l u s gibt Anlaß zu neuen Kombinatio¬
nen. Da er seit längerem Beziehungen mit Italien
hat, hält man ihn für einen politischen Unterhänd¬
ler. Wie der „Meffagero" meldet, wird er vom
König, der Königin-Mutter und Sonnino empfan¬
gen werden. Der deutschfeindliche „Meffagero"
widmet bereits B ü l o w einen sympathischen
„N a ch r u f". Er habe allen Geist, Energie und
Schlauheit aufgeboten. um die Interessen Deutsch¬
lands zu fördern, wenn er an der Macht der Tat¬
sachen gescheitert sei, werde niemand ihm die Schuld
zuschieben können. Daß wir noch nicht so weit
sind, geben zedoch, trotz aller Alarmgerüchte, erste
Blätter zu, wie „Popolo Romano", der den Ver¬
handlungen mit dem Dreiverband den Zweck von
Garantien für die künftigen Friedensverhandlun-
gen zuschreibt, und „Corriere d'Jtalia", der sagt,
die diplomatische Losung, die nicht zum Kriege
führe, sei durchaus nicht ausgeschlossen.
Zur Enthüllung eines Garibaldidenk¬
mals findet am 5. Mai in Quarto bei Genua
eine große Feier statt, an der auch der König von
Italien teilnimmt. Der Patriotische Anlaß der
Enthüllung des Garibaldi-Denkmals an der Stelle,
wo der Freischärler im Jahre 1860 mit seinen Tarv-
senden sich nach Sizilien einschiffte, soll durch Kund¬
gebungen der Kriegspariei gestempelt werden. Da
Genua an sich schon ein heißer Boden ist, so fürch¬
ten viele monarchistische Patrioten, daß der König
durch die Kundgebung in Verlegenheit versetzt wer¬
den könnte, um so mehr, als der Festredner d'An-
nunzio sich kaum Zügel wird auferlegen lassen.
Scharfe Erklärungen Bulgariens an Serbien
nnd Griechenland.
* Wien, 30. April 1915. Der „Politischen
Korrespondenz" zufolge erklärt der bulgarische
Ministerpräsident Radoslawow dem griechischen
und serbischen Gesandten, daß eine Fortsetzung der
griechischen u. serbischen Truppen ansamm-
über Saat und Pflanzung, kurz über jede Art öko¬
nomischer Maßregeln!
'Und was soll ich sagen von dem Feldzug unserer
Preffe gegen die entwürdigende Lügen litera-
tur unserer Gegner? Letztere haben alle
unsere überseeischen Kabel abgeschnitten, um der
Wahrheit auf dem ganzen Erdenrund den Weg zu
verlegen und sie in einer Sintflut von Schwinde¬
leien zu ertränken. Trotzdem hat die deutsche und
österreichische Presse den ungleichen Kampf ausgenom¬
men und dem Siegeszug der unverfälschten Wirklich¬
keit eine Gasse geschaffen. Tie albernsten, pikantesten
Märchen freilich, die der „Figaro", der „Matin", die
„Times", die „Nowoje Wremja" ihren sensations¬
lüsternen Gästen aufzutischen pflegen, überläßt man
am besten dem unbestechlichen Gericht des durch¬
dringenden Sonnenlichtes. Außerdem sendet das
deutsche Hauptquartier unseren Zeitungen zum ent¬
stellenden Bilde des französischen Berichtes u. a. das
objektive Gegenbild.
Endlich noch ein Wort über den Wafsengang der
katholischen Preffe im Weltkrieg. Tie z. B.
durch den Augustinusverein verbundenen deutschen
Blätter haben sich von Anfang an ihren Genoffen
aus anderen Lagern ebenbürtig an die Seite gestellt.
Sie legen außerdem noch besonders schwerwiegende
Rüstungen in die Wagschale der Entscheidung. Ich
möchte sie paswral nennen und ihren hoch einzu¬
schätzenden Wert in ihrer Mithilfe bei der religiösen
Belebung und sittlichen Stärkung der Soldaten fin¬
den. Tie auf solche Weise erweckten, gehobenen und
bewahrten Kräfte sind Imponderabilien und Gott
allein in ihrer vollen Bedeutung bekannt. Unsere
Schristleitunqen und Verleger haben die maierielle
Einbuße wiÜig auf sich genommen, wenn es galt, die
Soldaten mit Hunderten und Tausenden von Truck¬
exemplaren aller Art bis in die äußersten Schützen¬
gräben zu versorgen und chnen Grüße und geistliche
Hirtenworte aus der Heimat zu bringen,
wie das ganze Vaterland und einmütigen Sinnes.
So zeigt sich denn auch unsere Presse Held emnatzig
Wehrhaft steht sie auf den deutschen Zinnen, ihrer
schweren Verantwortung bewußt und keinen Zoll
von der Linie ihrer Pflicht weichend. Mit ,;ug und
Recht wird drum einst im Lorbeerkrauz des künf¬
tigen Sieges ein großes, hellglänzendes Blatt der
deutschen Presse gewidmet sein, dem treuenMen-
t o r d e s B o l k e s im schaurigen Weltkriege.
ln ngen an der bulgarischen Grenze» Gegenmaß.
regeln von bulgarischer Seite zur Folge hoben
würden. Die bulgarischen Regierungsblätter wollen
außerdem erfahren haben, Rado lawow habe den er¬
wähnten beiden Gesandten, sowie den Gesandten der
Dreiverbandmächte erklärt, Bulgarien würde eine,
eventuelle Abtretung mazedonischen Gebiets von
Serbien an Griechenland als Kriegsfall be-
trachten, (ctr. bln.)
Ueber die Behandlung der englischen
Gefangenen in TeirtschlarkS
haben die englischen Minister und ihre Parlaments¬
freunde eine sehr wortreiche Entrüstung skomödic
ausgeführt. Wie man früher mit den „belgischen
Greueln" Stimmung zu machen suchte, so werden
jetzt erdichtete Greuel in den Gefangenenlagern der
Welt vorgeführt, und zwar von Amtswegen, —
obschon dre ganzen Geschichten erdichtet und
erlogen sind! Sogar von absichtlicher Mißhand¬
lung, von Quälereien, ja sogar Erschießung eng¬
lischer Gefangener war die Rede.
Das ausfallendste bei diesem neuen Lügenseldzug
ist die R ü ck s i ch t s l o s i g k e i t gegenüber der
nordamerikanischen Diplomatie. Ter Bot¬
schafter der Vereinigten Staaten in Berlin ist be¬
auftragt und befugt zur Beaufsichtigung der eng¬
lischen Gefangenenlager. Er hat auch seine Pflicht
erfüllt und getreulich Bericht erftattet Die Mini¬
ster in London aber kümmern sich nicht um diese >
offiziellen Berichte, sondern behaupten vor aller
Welt das gerade Gegenteil, weil es ihnen
in ihren politischen Kram paßt. Was da in Lon¬
don geredet worden ist, bildet geradezu eine Be¬
leidigung des amerikanischen Botschafters, undl
wenn der nordamerikanische Staatssekretär Bryan
nicht ein so ergebener Diener Englands wäre, so
müßte er in aller Form eine solche Mißachtung
seiner Diplomatie verbitten und die Londoner Re¬
gierung ersuchen, sich einen anderen Mittelsmann
auszuwählen.
Herr Brycm schweigt; aber der zunächst betrof¬
fene Botschafter Gerard in Berlin hat wenig¬
stens halbamtlich das Wort ergriffen. Er hat sich
nämlich von einem Mitarbeiter des „Berl. Lokal-
anz" ausfragen lasten. Schon der erste Satz der
Erklärung des Botschafters streckt wie ein Keulrn-
schlag das ganze ministerielle Lügengebäude von
London in Trümmer. Der Kernpunkt der Londo¬
ner „Entrüstungs"-Reden war nämlich die Be¬
hauptung, Deutschland behandele ans grausamer
Gehässigkeit die englischen Kriegsgefangenen
s ch l e cy t e r als die Gefangenen aus den anderen
Völkern. Da erklärt nun Botschafter Gerard, der
berufenste Zeuge, klipp und klar:
„Ein Unterschied in der Behandlung
der britischen und anderer Kriegs¬
gefangenen findet nicht statt."
Das genügt eigentlich schon vollkommen, um die
englische Heuchelei und Verlogenheit zu entlarven
und zu brandmarken.
Herr Gerard geht dann noch auf Einzelheiten
ein, stellt die gute und reichliche Kleidung fest,
und bezeugt ferner: „Die Beköstigung ist die¬
selbe, die den deutschen Tr u p p e n in den
Kasernen verabfolgt wird." Nun, wenn wir die ge¬
fangenen Feinde ebenso behandeln wie unsere eige¬
nen Söhne und Brüder, dann kann doch kein ver¬
nünftiger Mensch sich beklagen.
Die englischen Soldaten sind freilich, das geht
aus den wetteren Mitteilungen des amerikanischen
Botschafters hervor, außerordentlich anspruchs¬
voll. Sie wollen feineres Brot haben und noch
mehr Fleisch, Kakao und Tee. Unser Kriegsbrot
paßt ihnen nicht, obschon sie doch eigentlich wissen
könnten, daß es ihre eigene Regierung ist, die uns
durch di? Absperrung von Lebensmitteln zur Ver¬
einfachung unserer Brotbäckerei zwingt. Daß wir
den Gefangenen Leckerbissen geben sollten, während
wir selbst uns mit derber Kost begnügen, wäre nicht
human, sondern unsinnig. Bezeichnend ist auch die
Klage der englischen Gefangenen, daß sie gelegent¬
lich mit anderen Gefangenen zusammengcbracht
worden seien. Diese „Herren" von dem Söldner¬
heer wollen durchaus „apart" behandelt sein. Nicht
einmal die französische Gesellschaft behagt ihnen, die
russische erst recht nicht. Von Rechtswegen müßte
Deutschland alle Verbündeten in bunter Reihe
zusammenhalten, so wie sie zusammen gegen uns ge-;
kämpft haben: Engländer und Marokkaner und Se¬
negalneger und Franzosen und Inder und Belgier;
und Turkos und Russen und Kanadier und Zuaven
usw. Wenn wir auf die Mischung verzichten, so
geschieht es aus der einfachen Erwägung, daß es
sonst in den Gefangenenlagern fortwährend zu
Zank, Kampf und Brudermord kommen würde. Tie
„Kulturkämpfer" können sich gegenseitig nicht ver¬
tragen.
Der neue amtliche Lügenseldzug in London ist
häßlich, aber wir können ihn bls gutes Zei¬
chen deuten. Die englischen Staatsmänner pfle¬
gen nämlich dann eine „Entrüstung" zu machen,
wenn sie in Verlegenheit sind. Und jetzt
sitzen sie in der Klemme. Die Mißhandlung un¬
serer Unterseebootsbesatzung mißfällt vielen Eng¬
ländern; die Verluste bei Neuve Chapelle haben
böses Blut gemacht; die Niederlagen bei Ipern
schrecken die Engländer, das Fiasko an den Darda¬
nellen verdirbt vollends die Stimmung. Die Her-,
ren Minister und Genossen wißen dagegen kein an¬
deres Hilss- und Heilmittel, als die Auftischnng
von Lügen über „deutsche Grausamkeiten"
Eine jämmerliche Wirtschaft!
Australische Piraten.
Aus Sydney wird den „Times" berichtet, daß
im Abgeordnetenhaus ein Mitglied für die Frei¬
lassung von fünf Soldaten eintrat, die das Kriegs¬
gericht zu Gefängnisstrafen von drei bis vier Jah¬
ren verurteilte, weil sie bei der Eroberung von
Deusch-Neugu inea geplündert hatten.’ Der
Redner erklärte — ein wertvolles Eingeständnis —,
daß ganze Schiffsladungen von B e u ie
für die Herren Offiziere nach Australien
gebracht worden seien,. und regte an, die Angelegen
heit vor ein Zivilgericht für alle Schuldigen ohne
Unterschied des Ranges zu bringen. Ter llntcr-
staatssekretär für die Landesverteidigung gab zuc daß
nicht nur Mannschaften geplündert
hätten. Das Kriegsgericht habe mehrere Wochen
in Sydney getagt. Aus seinen Verhandlungen hät¬
ten sich Anhaltspunkte für die Anftogeerhebungen
wider eine Anzahl von Militärs ergeben, die sich
demnächst zu venmtworteu hätten. Klassenunter¬
schiede würden dabei nicht gemacht. Nach Verlauf
von sechs Monaten würden die einzelnen Fälle dar¬
aus geprüft werden, ob ein 'Nachlaß der Strafe ganz
oder zum Teil eintreten soll. (ctr. bln.)
Das paßt vortrefflich zu den Mitteilungen über
das widerwärtige Benehmen der australischen <24?,
dateska in Kairo.