Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

fett. Von der Petersburger Universität f\ d bereits 
mehr denn 150 Studenten wegen revolution, >er Um- 
triebe abgeurteilt wordM. Die Höhe der Strafen 
wird nicht angegeben. — Die Petersburger \ niversi- 
tdt wurde unter besondere Auffichtsmaßnalj:en ge¬ 
stellt. Ebenso sind in Moskau zahlreiche S, 'denten 
verhaftet und teilweise bereits abgeurteilt » 'orbett. 
Wie in Petersburg verlautet, haben die St> Renten 
wüste antimonarchische 'Ausschreitungen in de Rau¬ 
nten des Universitätsgebäudes veranstaltet, (c::. bin.) 
General v. Auffenberg in Untersuchun . 
wtb Wien, 30. April 1915. Wie amtlich g meldet 
wird, ist gegen den General der Infanterie Ritter 
von Aussenberg zur Kläruüg einer gegen i n er¬ 
statteten, in allerletzter Zeit vorgekommenen A schul- 
digung wegen pflichtwidriger Amtsführ¬ 
ung eine Untersuchung eingeleitet worden. Ter 
Gegenstand der Anschuldigung betrifft durchweg Vor¬ 
gänge aus dem Jahre 1912, und steht mit dem gegen¬ 
wärtigen Kriege in keinem wie immer gearteten Zu¬ 
sammenhang. 
gegen Serbien und Montenegro. 
Falsche Nachrichten. 
wtb Wien, 30. April 1915. Aus dem Knegs- 
preffequartier wird gemeldet: In jüngster Zeit 
werden über angebliche Vorgänge auf dem südöst¬ 
lichen Kriegsschauplätze von feindlicher Seite zahl¬ 
reiche Nachrichten ausgestreut, die teils jedweder Be¬ 
gründung entbehren, teils unrichtig und entstellt 
wiedergegeben werden. Aus der Fülle der falfcheu 
Meldungen seien folgende herausgegriffen: In dem 
Artilleriekampf bei Tekija am 17. April 
sollen serbische 30 Zentimeter-Geschütze eingegriffen 
haben und österreichisch-ungarische Reflektoren zer¬ 
stört tvorden fein. Tatsächlich verfügen die Serben 
über keine 30 Zentimeter-Geschütze. Sie führten den 
Artilleriekampf bei Tekjia ohne Erfo lg und zer¬ 
störten keinen Reflektor. Der weiteren Nachricht von 
einer Beschädigung der österreichisch-unga¬ 
rischen Mo n i t o r e liegt die Tatsache zu Grunde, daß 
ein serbisches Motorboot zwar in der Nacht vom 22. 
zum 23. April ein Torpedo aus den Monitor „Körös" 
zu lancieren versuchte, doch explodierte das Torpedo 
wirkungslos am Ufer. Der Monitor blieb vollkommen 
unbeschädigt. — Betr. die Meldung von der Ab¬ 
weisung österreichisch-ungarischer Angriffe durch die 
M o n t e n e g r i n e r ist zu sagen, daß in letzter Zeit 
überhaupt keine Angriffe stattsanden und daher 
auch nicht durch den Feind zurückgewiesen werden 
konnten. Endlich beruht auch eine Mitteilung vom 
22. April, wonach Flieger Bomben über Ce¬ 
ti n j e abgeworfen haben sollen, offenbar eine der 
Llnslandspresse entnommene Meldung, nicht auf 
Richtigkeit. 
Die verzweifelte Lage Montenegros. 
Ter Londoner „Daily Chronicle" veröffentlicht 
eine Beschreibung über die Lage in Montenegro, in 
der es heißt: „Das Land ist bereits früher schon durch 
die Balkankriege erschöpft worden. Es hatte weder 
Geld noch Munition. so daß es sehr schlecht für einen 
Kampf mit den Oefterreichern vorbereitet war. Nach¬ 
dem das montenegrinische Heer gezwungen worden 
war, sich aus Bosnien wieder in seine eigenen Gren¬ 
zen zurückzuziehen, ist es seine Aufgabe gewesen, eine 
Anzahl österreichischer Truppen durch fortdauernde 
Gefechte fcstzuhalten. Das war jedoch auf die Dauer 
nicht möglich, und während der letzten Monate ist 
die Lage Montenegros immer schlechter geworden. 
Ter einzige Hafen von Montenegro, A n t i v a r i, 
wird durch die österreichische Flotte blockiert. In der 
ersten Zeit des Krieges hielt die französische Flotte die 
österreichische in Schach; aber wahrscheinlich aus stra- 
teaifchen Gründen ist der Zirkel der französischen 
Flotte weiter ausgedehnt worden, und die österrei¬ 
chischen Schiffe patrouillieren jetzt im Adriatischen 
Meere. So oft sie Gelegenheit haben, wagen si: eine 
Beschießung des montenegrinischen Hafens. Die 
Italiener senden Getreideschiffe von Bari nach dem 
Bojanafluß, wo sich ein kleiner Hafen befindet; aber 
von dort aus führen kaum irgend welche Wege, und 
wenn sich die Montenegriner irgendwo zeigen, werden 
sie von den 'Albanern beschossen, die durch die Oester- 
reicher bewaffnet worden sind. Dabei Wersen fort¬ 
während österreichische Flieger Bomben auf die 
Städte. So wurdet! bei einen! Fluge nach Podgoritza 
120 Personen getötet und verwundet, darunter 24 
Frauen. Das schlimmste ist jedoch, daß 190 0 0 
Typ busfälle vorliegen und daß der Typhus 
nur sich frißt wie ein Waldbrand. Dabei herrscht 
großer Mangel an Desinfektionsmitteln; auch fehlen 
irgendwelche hygienischen Maßregeln und ernstliche 
Hilfe. Das alles hat Montenegro nötig und aus 
Mangel daran stirbt seine -Bevölkerung aus. Und 
Kriegsdienst der Presse. 
Bon Hermann Mock. 
(Nachdruck verboten.) 
DaS deutsche Volk hat Gut und Blut, Wesen und 
Sein im furchtbaren Ringen um Reich und Existenz 
eingesetzt. Jeder energitischer Faktor, der irgendwie 
verfügbar ist, wurde gleichsaui zur Fahne berufen und 
nicht zuletzt auch die Presse. Sie ist das große Sam¬ 
melbecken für die Quellen der jüngsten Tagesge¬ 
schichte. Von allen Richtung:.-! der Windrose gehen 
ihr Botschaften zu durch die Post, das Telephon, den 
Telegraphen. Wenn dir die Zeitung aus den Tisch 
gelegt wird, so denkst du nicht an die mühsame Mosaik¬ 
arbeit, die hier geleistet wurde. Viel Nervenkraft 
wird in den Redaktiouslokalen aufgezehrt. Drum 
müssen im Hochsommer, wo das öffentliche L wen ab¬ 
flaut, für die Schriftleiter der Zeitungen die wohl 
verdienten Ferientage kommen. Nicht so im Jahre 
1914. Wie andere Institute, so rief der Alarm des 
Weltkrieges auch die Preffe auf ihren Posten. Ihr 
Personal verringerte sich in dem M"ße, wie die Aus¬ 
gabe von Extrablättern wuchs. Nie ist zudem das 
Erscheinen der Zeitungsboten nach der Uhr willkom¬ 
mener, als wenn Mars regiert und über das Geschick 
ganzer Völker die Würfel fallen. Weltgeschichtliche 
Entscheidungen bieten des Reizes genug, obwohl die 
Preffe im Harnisch sich nicht der üblichen Bewegungs¬ 
freiheit erfreut und auf ihren Dächern die Flagge des 
Burgfriedens weht. Aber das Hochgefühl patrio¬ 
tischen Geistes läßt während des Krieges keine Sehn¬ 
sucht nach der alten Willkür erwachen, und die Mehr¬ 
zahl der Leser bescheidet sich damit, wenn die Presse 
mit edler Hingabe sich den heiligen Pflichten ihres 
Kriegsdienstes weiht. 
Die Preffe fft vor allem das Sprachrohrdes 
Großen Hauptquartiers. Durch ihre Ver¬ 
mittlung gehen uns die mit Spannung erwarteten 
Tagesberichte der obersten Heeresleitung zu- Auch an 
Sonn- und Feiertagen vollen wir sie nicht vermissen 
und fordern von den Redaktionen volle Bereitschaft. 
Bei Tag und bei Nacht können Sieges- und Hiobs¬ 
botschaften die Kupferdrähte durchfliegen. Manch 
banges Gemüt wurde noch in später Abendstunde 
durch eine Kunde frohen Erfolges von seinem Alp¬ 
druck befreit. 
nicht allein nur das: Montenegro verhun¬ 
gert geradezu. Seine Bevölkerung hat nicht genug 
zu essen. Nichts kann in seine Häfen einfahren, die 
Gebrauch von Lebens- und Genußmitteln, über spar¬ 
same Haushaltung und weise Wirtschaftsmethode, 
Vorratskammern haben kein Brot und nicht einmal 
Kriegsbrot. 
ftm Sec- und lledermmeo. 
Geheimnisvolle Vorgänge auf der russischen 
Ostseeflotte. 
Von der russischen Grenze wird der „Nord. Ztg" 
gemeldet: In Petersburg spricht man in geheimnis¬ 
voller Art von besonderen Vorfällen, die sich in den 
letzten Togen in der ruffiscbcn Ostsecflotte zugetragen 
haben sollen. Nach diesen Gerüchten soll' es aus 
zwei Panzerkreuzern geheimnisvolle 
Kesselexplosionen gegeben haben. Dabei ist 
— nach Gerüchten — eine Anzahl von Offi¬ 
zieren und Mann sch asten ums Leben 
gekom n e n. Trotzdem sofort eine Untersuchung in 
dieser Angelegenheit eingeleitet sei, konnte nicht sest- 
gestellt werden, welche Ursache die Kesselexplosionen 
herdeibeführt hat. Man spricht von einer Meu¬ 
terei einer Anzahl Matrosen, die die Maschinen¬ 
anlagen der beiden Schiffe beschädigt haben sollen, 
aber wiederum auch von einem geheimnis¬ 
vollen n ä ch t l ich e n Abenteuer auf der 
Reede von K r o n st a d t. Tie russischen Behörden 
hüllen sich diesen Gerüchten gegenüber in Stillschwei¬ 
gen. Tatsache ist, daß in letzter Zeit einige Marine¬ 
offiziere und eine Anzahl von Mannschaften der 
russischen Oftseesiotte als „t o t" bezeichnet werden, 
trotzdem keinerlei Gefechte in der Nord¬ 
see stattgefunden haben, (ctr. bin.) 
Ak WMMsO. 
Tcp türkische Sieg in den Darvk r'ien. 
Ter amtliche türkische Bericht, den wir gestern 
unter den Letzten Nachrichten noch veröffentlichten, j 
stellt fest, daß die Verbündeten von der asiatischen 
Seite der Dardanellenküsten gänzlich vertrieben 
sind. Auf der europäischen Seite halten sich 'Ab¬ 
teilungen der Verbündeten nur noch bei Kaba Tepeh 
umter dem Schutze des Feuers der Kriegsschiffe. 
Die Gestaltung der Küste erlaubt einerseits den 
Schiffen hier verhältnismäßig nahe heranzukom¬ 
men, erschwert anderseits die Abwehr durch Artil¬ 
lerie, da die Landungsstelle an der Mündung eines 
von Osten kommenden Baches im toten Winkel 
liegt und nicht bestrichen werden kann. Die Lan¬ 
dungstruppen hoben sich jedenfalls sofort eingegra¬ 
ben und leisten den türkischen Gegenstößen, die von 
Artillerieseuer nicht genügend unterstützt werden 
können, zähen Widerstand. Sie sollten von d'ekem 
Stützpunkt aus das Bachtal entlang nach Osten Vor¬ 
gehen, um die BefestigungsgruiPP: an der engsten 
Stelle der Dardanellen von rückwärts her zu neh¬ 
men. Busch und Wald begünst'xen das Vorrücken 
auf nahe Entfernung an die türkische Hauptstellung 
in der Länge der Halbinsel. Tie Flotte der Ver¬ 
bündeten hat sich nach Kräften bemüht, die Lan¬ 
dungsversuche durch ihr Eingreifen zu fördern, hat 
aber große Verluste gehabt. Ein französisches 
Schiff geriet in Brand, mehrere englische erhiel¬ 
ten Treffer, und eine Reihe von Booten mit Trup¬ 
pen sanken. Zu den Schiffsverlusten bemerkt die 
„Vossische Zeitung": 
Ein französischer Panzerkreuzer, drei 
englische Linienschiffe beschädigt, ein englischer 
Torpedobootszerstörer gesunken, 2 Trans¬ 
portdampfer getroffen — wovon einer aufgelaufen 
— Segelschiffe und Boote, mit Soldaten besetzt, ver¬ 
senkt: das sind Verluste, die den 21. und 28. April zu 
Unglückstagen machen, deren die englisch-französische 
Flotte noch lange gedenken wird. Der französische Scha¬ 
den ist im Gegensatz zum 18. März, diesmal verhältnis¬ 
mäßig geringer. Der „Jeanne d'Arc" ist ein Panzer¬ 
kreuzer von II 300 Tonnen, 1899 erbaut. Von den ge¬ 
troffenen englischen Schiffen hat „Triumph" 12 900 
Tonnen, vier 25,4 Ztm.- und vierzehn 19-Ztm.-Ge- 
schütze (erbaut 1903), „Venegeance" 13 150 Tonnen mit 
vier 30,5-Ztm.- und zwölf 15-Ztm.-Geschühen (1899) 
und „Majestic" 15150, mit gleicher schwerer Bestückung 
wie „Bangeance" (erbaut 1895). 
Die Stärke der Landungsarmee. 
Genf, 30. April 1915. Tie Angaben über die 
Zahl der gegen die Dardanellen aufgebotenen 
französischen und englischen Truppen 
schwanken zwischen 100000 und 150000. (?) Das 
von General d'Amade gegen Kum Kale gesandte 
Kontingent bedarf zum Ersatz der ins ottomanische 
Lager übergegangenen islamitischen Abteilungen 
Wenn uns Kriegsgefahr bedräut, so können wir 
noch weniger als sonst der stützenden Arme unserer 
Fürsten entraten. Wir bedürfen ermunternder 
Beispiele, die uns durch Nacht und Wolken des Him¬ 
mels Sterne zeigen, wir wollen besonders das geliebte 
Bild unseres großen Kaisers schauen. Unsere Zei¬ 
tungen sollen uns erzählen, wie er betet, tröstet, zu¬ 
versichtlich hofft, rastlos waltet, bald im Westen, bald 
im Osten, bald im Norden auf seiner Hochwarte 
steht und niemals die Geduld verliert, auch wenn es 
manchmal in langsamerem Tempo vorwärts geht. 
Ferner verlangen wir von unseren Tagesblättern 
Schilderungen aus dem Feindesland, womög¬ 
lich sogar von der Front. Wir wollen im Geiste mit¬ 
ten auf den Kriegsschauplatz gestellt, wollen Zeugen 
der großen Ereigniffe sein, die sich dort abspielen. 
Drum haben hervorragende Journale ihre eigenen 
Berichterstatter ins Feld gesandt, und selten ist mit 
so lebhaften Farben, mit so viel Seele geschrieben 
worden. 
Namentlich auch die Veröffentlichungen von Sol- 
datenbriefen liegt uns am Herzen, und die Preffe 
wird unseren Ansprüchen gerecht. Jene papiernen 
Boten aus gegnerischen Gefilden reden von Freud 
und Leid, von Mut und Kampfeslust, von List und 
Geistesgegenwart, von Sehnsucht und Heimweh, von 
Mt und Tod. Gar oft erscheinen sie grell beleuchtet 
von den Blitzen der Geschosse, sie sind der furchtbaren 
Wirklichkeit der Schützengräben entsprungen oder der 
wohlverdienten Ruhepausen hinter der Front. 
Die Preffe gibt uns auch Einblicke in die schwar¬ 
zen Listen, weiß vieles zu erwähnen von Heroismus 
und Tragik Verwundeter und Gefallener und bereitet 
Unzähligen auf ihren Blättern gleichsam ein Ceno- 
taphium (Ehrengrab) mit dem Bilde des Eisernen 
Kreuzes. 
Alle Organe der öffentlichen Meinung stehen zu¬ 
gleich im Dienste des über jedes Lob erhabenen 
R o t e n K r c u z e s, woran so viele Edelsteine selbst¬ 
losen Opfergeistes schimmern. 
Außerdem gibt es noch vieles, was ins Volk dringen 
muß und in die Zeitungen gehört. Wer denkt da 
nicht an wirtschaftliche Verhältniffc! Welchen Anteil 
haben unsere Publizisten an dem Riesenerfolg der 
Milliarden-Anlritzen, an dein fortgesetzten 
Fluten des Goldstromes zur Reichsbank! Wie viel 
Belehrendes enthalten unsere Tagesblätter und Zeit¬ 
schriften über die Volksernährung, über maßvolle 9 
und empfindlicher Truppentransportverluste zwi¬ 
schen Alexandrien und den Dardanellen größe¬ 
rer Nachschübe. Die Verständigung zwischen 
dem englischen Keneralstab am europäischen Ufer 
und den französischen Offizieren, die am jenseitigen 
Ufer noch kein Hauptquartier aufschlagen konnten, 
ist sehr schwierig, (ctr. bln.) 
Die Verluste der Verbündeten auf Gallipoli. 
Aus Konstantinopel wird der .Frankfurter Ztg/ 
gemeldet: Die feindlichen Verluste bei den 
Dardanellen sind ungeheuer. In ganzen Gruppen 
ergaben sich einzelne Teile des Gegners. Unter 
diesen Umständen erscheint cs ausgeschlossen, daß 
das englisch-französische Korps sein Zentrum von 
Ari Tepc behaupten kann, umsomehr, als die furcht¬ 
baren Schläge, von denen der linke und rechte Flügel 
betroffen wurden, schwer demoralisierend ans das 
Zentrum wirken müssen, (ctr. fft.) 
Unvorhergesehene Hindernisse. 
* Kopenhagen, 30. April 1915. Die Peters¬ 
burger Ageniur berichtet über den Dardanellenan¬ 
griff der Verbündeten am 27. April: „Die Angriffe 
des Landungskorps auf Gallipoli sind auf unvor¬ 
hergesehene Hindernisse gestoßen. Die Lan¬ 
dung weitererTrUppen der verbündeten Mächte 
erleiden keine Unterbrechung." (ctr. .bln.) 
Keine türkischen Flugzeuge ins Meer gestürzt. 
wib. Konstantinopel, 30. April 1915. Die .Agence 
Milli' meldet: Eine französische amtliche Meldung 
behauptet, daß zwei türkischen Flugzeuge, welche über 
Tenedos flogen, infolge des von ihnen eröffnete Feuers 
in das Meer gestürzt seien. Die Flieger hätten 
dabei schwere Verletzungen erlitten. Wir sind er¬ 
mächtigt, diese Behauptung zu dementieren. In 
Wirklichkeit haben unsere Flieger Tenedos überflogen, 
ihre Erkundungeen trotz des feindlichen Feuers er¬ 
folgreich durchgeführt, und sind unversehrt zü¬ 
rn ck g e k e h r t. Auch während der jüngsten Landungs¬ 
aktion haben dieselben zwei Flieger ans feindliche 
Schiffe Bomben geworfen. 
Sie «Mmn nachte. 
Die Haltung Italiens. 
Der „Franks. Ztg." wird aus Rom gemeldet: 
Die Tatsache, daß die Verhandlungen mit 
Oe st erreich fortdauern, wird jetzt auch von den 
Zeitungen zugegeben, die, wie der „Meffagero", seit 
einiger Zeit das Gegenteil behaupteten und daraus 
ihre politischen Weissagungen stützten. Die Mini¬ 
ster - Konferenzen mit den Botschaftern und dem 
König häufen sich, so daß dadurch schon der Eindruck 
verschärft wird, daß diö En t s ch e i d u n g bevor- 
steht. Tie Ankunft des ungarischen Staatssekre¬ 
tärs M i k l u s gibt Anlaß zu neuen Kombinatio¬ 
nen. Da er seit längerem Beziehungen mit Italien 
hat, hält man ihn für einen politischen Unterhänd¬ 
ler. Wie der „Meffagero" meldet, wird er vom 
König, der Königin-Mutter und Sonnino empfan¬ 
gen werden. Der deutschfeindliche „Meffagero" 
widmet bereits B ü l o w einen sympathischen 
„N a ch r u f". Er habe allen Geist, Energie und 
Schlauheit aufgeboten. um die Interessen Deutsch¬ 
lands zu fördern, wenn er an der Macht der Tat¬ 
sachen gescheitert sei, werde niemand ihm die Schuld 
zuschieben können. Daß wir noch nicht so weit 
sind, geben zedoch, trotz aller Alarmgerüchte, erste 
Blätter zu, wie „Popolo Romano", der den Ver¬ 
handlungen mit dem Dreiverband den Zweck von 
Garantien für die künftigen Friedensverhandlun- 
gen zuschreibt, und „Corriere d'Jtalia", der sagt, 
die diplomatische Losung, die nicht zum Kriege 
führe, sei durchaus nicht ausgeschlossen. 
Zur Enthüllung eines Garibaldidenk¬ 
mals findet am 5. Mai in Quarto bei Genua 
eine große Feier statt, an der auch der König von 
Italien teilnimmt. Der Patriotische Anlaß der 
Enthüllung des Garibaldi-Denkmals an der Stelle, 
wo der Freischärler im Jahre 1860 mit seinen Tarv- 
senden sich nach Sizilien einschiffte, soll durch Kund¬ 
gebungen der Kriegspariei gestempelt werden. Da 
Genua an sich schon ein heißer Boden ist, so fürch¬ 
ten viele monarchistische Patrioten, daß der König 
durch die Kundgebung in Verlegenheit versetzt wer¬ 
den könnte, um so mehr, als der Festredner d'An- 
nunzio sich kaum Zügel wird auferlegen lassen. 
Scharfe Erklärungen Bulgariens an Serbien 
nnd Griechenland. 
* Wien, 30. April 1915. Der „Politischen 
Korrespondenz" zufolge erklärt der bulgarische 
Ministerpräsident Radoslawow dem griechischen 
und serbischen Gesandten, daß eine Fortsetzung der 
griechischen u. serbischen Truppen ansamm- 
über Saat und Pflanzung, kurz über jede Art öko¬ 
nomischer Maßregeln! 
'Und was soll ich sagen von dem Feldzug unserer 
Preffe gegen die entwürdigende Lügen litera- 
tur unserer Gegner? Letztere haben alle 
unsere überseeischen Kabel abgeschnitten, um der 
Wahrheit auf dem ganzen Erdenrund den Weg zu 
verlegen und sie in einer Sintflut von Schwinde¬ 
leien zu ertränken. Trotzdem hat die deutsche und 
österreichische Presse den ungleichen Kampf ausgenom¬ 
men und dem Siegeszug der unverfälschten Wirklich¬ 
keit eine Gasse geschaffen. Tie albernsten, pikantesten 
Märchen freilich, die der „Figaro", der „Matin", die 
„Times", die „Nowoje Wremja" ihren sensations¬ 
lüsternen Gästen aufzutischen pflegen, überläßt man 
am besten dem unbestechlichen Gericht des durch¬ 
dringenden Sonnenlichtes. Außerdem sendet das 
deutsche Hauptquartier unseren Zeitungen zum ent¬ 
stellenden Bilde des französischen Berichtes u. a. das 
objektive Gegenbild. 
Endlich noch ein Wort über den Wafsengang der 
katholischen Preffe im Weltkrieg. Tie z. B. 
durch den Augustinusverein verbundenen deutschen 
Blätter haben sich von Anfang an ihren Genoffen 
aus anderen Lagern ebenbürtig an die Seite gestellt. 
Sie legen außerdem noch besonders schwerwiegende 
Rüstungen in die Wagschale der Entscheidung. Ich 
möchte sie paswral nennen und ihren hoch einzu¬ 
schätzenden Wert in ihrer Mithilfe bei der religiösen 
Belebung und sittlichen Stärkung der Soldaten fin¬ 
den. Tie auf solche Weise erweckten, gehobenen und 
bewahrten Kräfte sind Imponderabilien und Gott 
allein in ihrer vollen Bedeutung bekannt. Unsere 
Schristleitunqen und Verleger haben die maierielle 
Einbuße wiÜig auf sich genommen, wenn es galt, die 
Soldaten mit Hunderten und Tausenden von Truck¬ 
exemplaren aller Art bis in die äußersten Schützen¬ 
gräben zu versorgen und chnen Grüße und geistliche 
Hirtenworte aus der Heimat zu bringen, 
wie das ganze Vaterland und einmütigen Sinnes. 
So zeigt sich denn auch unsere Presse Held emnatzig 
Wehrhaft steht sie auf den deutschen Zinnen, ihrer 
schweren Verantwortung bewußt und keinen Zoll 
von der Linie ihrer Pflicht weichend. Mit ,;ug und 
Recht wird drum einst im Lorbeerkrauz des künf¬ 
tigen Sieges ein großes, hellglänzendes Blatt der 
deutschen Presse gewidmet sein, dem treuenMen- 
t o r d e s B o l k e s im schaurigen Weltkriege. 
ln ngen an der bulgarischen Grenze» Gegenmaß. 
regeln von bulgarischer Seite zur Folge hoben 
würden. Die bulgarischen Regierungsblätter wollen 
außerdem erfahren haben, Rado lawow habe den er¬ 
wähnten beiden Gesandten, sowie den Gesandten der 
Dreiverbandmächte erklärt, Bulgarien würde eine, 
eventuelle Abtretung mazedonischen Gebiets von 
Serbien an Griechenland als Kriegsfall be- 
trachten, (ctr. bln.) 
Ueber die Behandlung der englischen 
Gefangenen in TeirtschlarkS 
haben die englischen Minister und ihre Parlaments¬ 
freunde eine sehr wortreiche Entrüstung skomödic 
ausgeführt. Wie man früher mit den „belgischen 
Greueln" Stimmung zu machen suchte, so werden 
jetzt erdichtete Greuel in den Gefangenenlagern der 
Welt vorgeführt, und zwar von Amtswegen, — 
obschon dre ganzen Geschichten erdichtet und 
erlogen sind! Sogar von absichtlicher Mißhand¬ 
lung, von Quälereien, ja sogar Erschießung eng¬ 
lischer Gefangener war die Rede. 
Das ausfallendste bei diesem neuen Lügenseldzug 
ist die R ü ck s i ch t s l o s i g k e i t gegenüber der 
nordamerikanischen Diplomatie. Ter Bot¬ 
schafter der Vereinigten Staaten in Berlin ist be¬ 
auftragt und befugt zur Beaufsichtigung der eng¬ 
lischen Gefangenenlager. Er hat auch seine Pflicht 
erfüllt und getreulich Bericht erftattet Die Mini¬ 
ster in London aber kümmern sich nicht um diese > 
offiziellen Berichte, sondern behaupten vor aller 
Welt das gerade Gegenteil, weil es ihnen 
in ihren politischen Kram paßt. Was da in Lon¬ 
don geredet worden ist, bildet geradezu eine Be¬ 
leidigung des amerikanischen Botschafters, undl 
wenn der nordamerikanische Staatssekretär Bryan 
nicht ein so ergebener Diener Englands wäre, so 
müßte er in aller Form eine solche Mißachtung 
seiner Diplomatie verbitten und die Londoner Re¬ 
gierung ersuchen, sich einen anderen Mittelsmann 
auszuwählen. 
Herr Brycm schweigt; aber der zunächst betrof¬ 
fene Botschafter Gerard in Berlin hat wenig¬ 
stens halbamtlich das Wort ergriffen. Er hat sich 
nämlich von einem Mitarbeiter des „Berl. Lokal- 
anz" ausfragen lasten. Schon der erste Satz der 
Erklärung des Botschafters streckt wie ein Keulrn- 
schlag das ganze ministerielle Lügengebäude von 
London in Trümmer. Der Kernpunkt der Londo¬ 
ner „Entrüstungs"-Reden war nämlich die Be¬ 
hauptung, Deutschland behandele ans grausamer 
Gehässigkeit die englischen Kriegsgefangenen 
s ch l e cy t e r als die Gefangenen aus den anderen 
Völkern. Da erklärt nun Botschafter Gerard, der 
berufenste Zeuge, klipp und klar: 
„Ein Unterschied in der Behandlung 
der britischen und anderer Kriegs¬ 
gefangenen findet nicht statt." 
Das genügt eigentlich schon vollkommen, um die 
englische Heuchelei und Verlogenheit zu entlarven 
und zu brandmarken. 
Herr Gerard geht dann noch auf Einzelheiten 
ein, stellt die gute und reichliche Kleidung fest, 
und bezeugt ferner: „Die Beköstigung ist die¬ 
selbe, die den deutschen Tr u p p e n in den 
Kasernen verabfolgt wird." Nun, wenn wir die ge¬ 
fangenen Feinde ebenso behandeln wie unsere eige¬ 
nen Söhne und Brüder, dann kann doch kein ver¬ 
nünftiger Mensch sich beklagen. 
Die englischen Soldaten sind freilich, das geht 
aus den wetteren Mitteilungen des amerikanischen 
Botschafters hervor, außerordentlich anspruchs¬ 
voll. Sie wollen feineres Brot haben und noch 
mehr Fleisch, Kakao und Tee. Unser Kriegsbrot 
paßt ihnen nicht, obschon sie doch eigentlich wissen 
könnten, daß es ihre eigene Regierung ist, die uns 
durch di? Absperrung von Lebensmitteln zur Ver¬ 
einfachung unserer Brotbäckerei zwingt. Daß wir 
den Gefangenen Leckerbissen geben sollten, während 
wir selbst uns mit derber Kost begnügen, wäre nicht 
human, sondern unsinnig. Bezeichnend ist auch die 
Klage der englischen Gefangenen, daß sie gelegent¬ 
lich mit anderen Gefangenen zusammengcbracht 
worden seien. Diese „Herren" von dem Söldner¬ 
heer wollen durchaus „apart" behandelt sein. Nicht 
einmal die französische Gesellschaft behagt ihnen, die 
russische erst recht nicht. Von Rechtswegen müßte 
Deutschland alle Verbündeten in bunter Reihe 
zusammenhalten, so wie sie zusammen gegen uns ge-; 
kämpft haben: Engländer und Marokkaner und Se¬ 
negalneger und Franzosen und Inder und Belgier; 
und Turkos und Russen und Kanadier und Zuaven 
usw. Wenn wir auf die Mischung verzichten, so 
geschieht es aus der einfachen Erwägung, daß es 
sonst in den Gefangenenlagern fortwährend zu 
Zank, Kampf und Brudermord kommen würde. Tie 
„Kulturkämpfer" können sich gegenseitig nicht ver¬ 
tragen. 
Der neue amtliche Lügenseldzug in London ist 
häßlich, aber wir können ihn bls gutes Zei¬ 
chen deuten. Die englischen Staatsmänner pfle¬ 
gen nämlich dann eine „Entrüstung" zu machen, 
wenn sie in Verlegenheit sind. Und jetzt 
sitzen sie in der Klemme. Die Mißhandlung un¬ 
serer Unterseebootsbesatzung mißfällt vielen Eng¬ 
ländern; die Verluste bei Neuve Chapelle haben 
böses Blut gemacht; die Niederlagen bei Ipern 
schrecken die Engländer, das Fiasko an den Darda¬ 
nellen verdirbt vollends die Stimmung. Die Her-, 
ren Minister und Genossen wißen dagegen kein an¬ 
deres Hilss- und Heilmittel, als die Auftischnng 
von Lügen über „deutsche Grausamkeiten" 
Eine jämmerliche Wirtschaft! 
Australische Piraten. 
Aus Sydney wird den „Times" berichtet, daß 
im Abgeordnetenhaus ein Mitglied für die Frei¬ 
lassung von fünf Soldaten eintrat, die das Kriegs¬ 
gericht zu Gefängnisstrafen von drei bis vier Jah¬ 
ren verurteilte, weil sie bei der Eroberung von 
Deusch-Neugu inea geplündert hatten.’ Der 
Redner erklärte — ein wertvolles Eingeständnis —, 
daß ganze Schiffsladungen von B e u ie 
für die Herren Offiziere nach Australien 
gebracht worden seien,. und regte an, die Angelegen 
heit vor ein Zivilgericht für alle Schuldigen ohne 
Unterschied des Ranges zu bringen. Ter llntcr- 
staatssekretär für die Landesverteidigung gab zuc daß 
nicht nur Mannschaften geplündert 
hätten. Das Kriegsgericht habe mehrere Wochen 
in Sydney getagt. Aus seinen Verhandlungen hät¬ 
ten sich Anhaltspunkte für die Anftogeerhebungen 
wider eine Anzahl von Militärs ergeben, die sich 
demnächst zu venmtworteu hätten. Klassenunter¬ 
schiede würden dabei nicht gemacht. Nach Verlauf 
von sechs Monaten würden die einzelnen Fälle dar¬ 
aus geprüft werden, ob ein 'Nachlaß der Strafe ganz 
oder zum Teil eintreten soll. (ctr. bln.) 
Das paßt vortrefflich zu den Mitteilungen über 
das widerwärtige Benehmen der australischen <24?, 
dateska in Kairo.
	        
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