Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

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Nr. 128. 
Montag de» 7. Zum J9J5. 
42. Zahrgang. 
Angriffe im Westen abgewiesen. — Calais mit Bomben 
belegt. — Gute Fortschritte in Galizien. — ^SS- 
Gefangene. — Schwere Verluste -er Italiener im 
Küstengebiet. 
Ae Mm MesbMte. 
wtb Großes Hauptquartier. 5. Juni 
1915. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Um die Reste der Zuckerfabrik bei Touche; wird 
weiter gekämpft, zur Zeit ist sie wieder im Besitz der 
Franzosen. 
Die feindlichen Angriffe bei Neuville wur¬ 
den abgcwiesen. 
Der Flughafen Dommartcmont bei Ranch 
wurde mit Bomben belegt. 
Oestlicher Kriegsschauplatz: 
Im Anschluß an die gestern bei Rawdsjany und 
Tawdyniki abgeschlagenen Angriffe, stießen unsere 
Truppen vor, warfen den Gegner, der den 
Brückenkopf Tawdyniki räumte, und 
machten 1970 Gefangene. 
Weiter nördlich in Gegend P o p e l j a n y fan¬ 
den für uns erfolgreiche Reiterkämpfe statt. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Oestlich Jaroslau ist die Lage unverändert. 
Oestlich Przemysl befinden sich die Truppen 
des Generals von der Marwitz im Verein mit öster¬ 
reichisch - ungarischen Kräften in R i ch t u u g 
M o s z i s k a. 
Die Armee des Generals v. Linsingen hat den 
Feind auf K a l u s z und Zurawno (am Dnjestr.) 
zurückgeworfen. 
Oberste Heeresleitung. 
wtb Großes Hauptquartier, 6. Juni 
1915, (Amtl. Tel.) 
W est l i ch e r Kriegsschauplatz: 
Angriffe gegen unsere Stellung am Ostabhang der 
Lorettohöhe wurden unter schweren Verlusten 
für den Feind abgeschagen. Nur um einige 
vorspringende Grabenstücke wird noch gekämpft. Die 
Reste der Zuckerfabrik bei S o u ch e z sind noch im 
Besitze der Franzosen. 
Im Torfe Neuville gingen zwei Häufergrup- 
vcn verloren. 
Feindliche Minen-Stollenfprengungen in der 
Champagne blieben ohne jede Wirkung. 
Wir belegten gestern die Festung Calais und 
den Flughafen C l e m e nt bei Luneville mit Bomben- 
Oestlicher Kriegsschauplatz: 
Unsere Offensive in Gegend Tawdyniki, der 
sich die nördlich und südlich stehenden Truppen an¬ 
schlossen, gewann nach Osten weiteren Boden. Die 
Zahl der Gefangenen erhöhte sich auf 
3650. 
Weiter südlich bei U g i a n h wurde der Angriff 
einer russischen Division abgewiesen._ 
Südlich des Njemen trieben deutsche Truppen 
feindliche Abteilungen auf die Linie Saciezyski-Wilkj 
zurück. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen 
haben östlich Przemysl den Feind bis in die 
Gegend nordwestlich und südwestlich von Mosz¬ 
iska zurückgeworfe« 
Die Armee des Generals von Linsingen hat den 
feindlichen Brückenkopf bei Zurawno gestürmt 
und ist im Begriff, den D n j e st r-U e b e r g a n g bei 
diesem Ort zu erkämpfen. 
Auch weiter südlich schreitet die Verfolgung vor¬ 
wärts. Sie brachte uns bislang 10 900 Gesan- 
gene, OGeschütze, 14 Maschinengewehre. 
Oberste Heeresleitung. 
Oesterreichisch ungarische Tagesberichte. 
wtb Wien, 5. Juni 1915. Amtlich wird gemeldet: 
Russischer Kriegsschauplatz: 
Oestlich Przemysl vermochten die Russen bei 
Mcdyka nicht standzuhalten. Tie Ber- 
bündeten drangen kämpfend gegen Mosziska weiter 
vor. J,n Gebiete des unteren San wurden meh¬ 
rere Vorstöße des Feindes abgewiesrn. Verbündete 
Truppen rückten von Westen her nahe an K a l u s z 
und Zurawno heran. 
Die Kämpfe am P r u t h dauern fort. Der Geg¬ 
ner griff hier an mehreren Stellen heftig an, wurde 
aber an den Fluß zurückgeworfen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im Tiroler und K ä r n t e r Grenzgebiet hak 
sich auch gestern nichts Wesentliches ereignet. Ein 
feindliches Bataillon, das sich im Gebiete des Stilsser 
I o ch es gezeigt hatte, wurde vertrieben. In Judi- 
carien, im Etschtale, aus den Plateaus Folgaria-La- 
varone und an mehreren Punkten der kärntnerik'ften 
Grenze wird der Geschützkampf fortgeführt. 
Im K ü st e n l a n d e blieben bei einem b l ut i g 
abgewiesenen Angriffe von vier Bataillonen 
auf unsere Stellungen nördlich Tolmein 3 Offi- 
ziere»nd50Mannin unseren Händen. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: 
v. H o e f e r, Feldmarschalleutnant. 
wtp W i e n, 6. Juni 1915. Amtlich wird gemeldet: 
Russischer Kriegsschauplatz: 
Tie verbündeten Truppen kamen gestern östlich 
Przemysl nahe an Mosziska heran und erstürm¬ 
ten S t a r z a w a. 
In Russisch-Polen ist die Lage unverändert. 
Die aus dem Raume von S t r h j ostwärts ver¬ 
folgenden verbündeten Truppen eroberten den Dnjestr- 
Brückenkopf S u r o w n e und schlugen den Feind 
neuerdings nördlich K a l u s z. 
Am Pruth wird weiter gekämpft. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im Tiroler und im Kärntner Grenzgebiet 
beschränkt sich der Feind auf wirkungsloses Artillerie¬ 
feuer. Er meidet den näheren Bereich unserer Stel¬ 
lungen. Im Gebiet Lavarone-Folgaria er- 
öffneten unsererseits schwer« Geschütze das Feuer auf 
die feindlichen Grcnzforts. 
An der k L st en l 8 n d i s ch e n Front beginnt der 
Artilleriekampf heftiger zu werden. In den Gefechten 
am Krn hatten die Italiener erhebliche Ver- 
l n st e. Am Südhangc des Berges wurden 300 
feindliche Leichen gefunden. Auch ein Versuch des 
Gegners bei Sagrade den Isonza zu überschreiten 
wurde blutig abgewiesen. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: 
v. H o e f e r. Feldmarschalleutnant. 
Der Kries im Wetten. 
Die französischen Kriegsberichte. 
wtb Paris, 4. Juni 1915. Amtlicher Nachmittagsbe¬ 
richt vom Freitag: Oestlich der Zuckerfabrik S o u ch e z 
rücken unsere Tuppen gegen das Dorf gleichen Namens 
vor. Sie nahmen ein isoliertes Gasthaus ein, Welches 
der Feind eingerichtet hatte. Wir machten etwa 50 Ge¬ 
fangene und erbeuteten 3 Maschinengewehre. J»n La- 
bhrtnth 'erzielten wir neue Fortschritte. Auf der übrigen 
iiront Artilleriekämpfe. — Amtliche Meldung von Frei¬ 
tag abend: Im Gebiete nördlich von Arras dauert 
der Kampf an; unsere Angriffe kamen vorwärts. Nörd- 
«ch der Zuckerfabrik Souchez haben wir uns eines feind¬ 
lichen Schützengrabens bemächtigt und dort 'etwa dreißig 
Gefangene gemacht. In N e u v i l l e—St. Vaast wurde 
mn Versuch eines deutschen Gegenangriffes durch unsere 
Handgranaten vereitelt. In dem sogenannten Labyrinth 
südlich von Neuville haben wir noch etwa hundert Meter 
gewonnen. Der Feind, welcher Verdun mit weit- 
tragendemGeschützbeschoß, hat einige Grana¬ 
ten auf1 Wö Stadt abgefeuert, welche jedoch ihr Ziel nicht 
erwerchten. Wir haben unsererseits die Südfront des be¬ 
festigten Lagers von Metz beschossen. Die Deutschen 
feuerten auch einige Geschosse auf St. Die ab, welche 
weder Vttlusw noch Sachschaden verttrsachten. 
wtb Parts, 6. Junt 1914. Amtlicher Bericht vom 
Samstag nachmittag: Der Feind machte während der 
Nacht drei hefttge Gegenangriffe gegen Zuckerfabrik von 
souchez sowie die nördlichen und westlichen Schützen¬ 
gräben. Er wurde zuruckgeschlagen und erlitt während 
des ersten Versuchs starke Verluste. Diese Nacht nahmen 
wir einen deutschen Posten nordwestlich der „Roten 
Wirtschaft", 1 Klm. südlich von Souchez. Die Arüllerie- 
tätigkeit in dem Abschnitt nördlich Arras avar groß — 
Amtlicher Bericht vom Samstag abend: Im Abschnitt 
nördlich Arras erzielten wir ernstliche Fortschritte. Von 
Neuville halten wir jetzt über die Hälfte des Nord¬ 
teils und den ganzen Ostteil besetzt, d. h. über zwei 
Drittel des Ortes. Im Nordteil des Labyrinthes ge¬ 
wannen wir 450 Meter. Auf der ganzen Front des 
Abschnittes kämpft Artillerie, besonders im Loretto, 
Neuville und Ablain, wo der Kamps von äußerster 
Heftigkeit war. Ein deutsches Geschütz, das gestern 
Verdun beschossen hatte, wurde in den Morgenstunden 
entdeckt und unter Feuer genommen. Wir konnten die 
Wirkungen unseres Feuers fcststellen, welches den Be¬ 
ton der Plattform beschädigte und ein Munitionslager 
zur Explosion brachte. 
Große deutsche Truppenmassen in Nordfrankrcich. 
Kopenhagen. 5. Juini 1915. Aus Paris wird 
der „Deutschen Tagesztg." zufolge gemeldet, daß 
große deutsche Truppenmassen durch Lüttich nach 
Nordfrankreich befördert werden, (ctr. bln.) 
Zurückziehung des belgischen Heeres. 
wtb Zürich, 5. Juni 1915. Nach einer Meldung 
der „Neuen Züricher Zeitung" wurde der größte 
Teil des belgischen Heeres zur Erholung von der 
flandrischen Kampffront zurückgezogen und 
durch französische Senegalneger ers> 
Bomben auf Paris. 
wtb Berlin, 6. Juni 1915. Ein deutsches Flug¬ 
zeug warf am 22. Mai aus Paris acht Bom¬ 
ben. Der „Temps" berichtet dazu, die Deutschen 
hätten das Flugzeug so unkenntlich gemacht, daß es 
einem französischen Noison-Zweidccker ähnlich sah und 
erst erkannt worden sei, als die Bomben fielen. Wir 
erfahren demgegenüber von zuverlässiger Seite, daß 
das deutsche Flugzeug, ein Albatros-Doppeldecker, mit 
dem vorschriftsmäßigen Abzeichen ver¬ 
sehen war; es war in keiner Weise unkenntlich ge¬ 
macht. Die Erfindung des „Temps" hatte offenbar 
nur den Zweck, die erschreckte Bevölkerung über den 
Mangel des Pariser Luftwachdienstes hinwegzu¬ 
täuschen. 
Falsche Gerüchte über englische Friedensangebote. 
wtp Berlin, 5. Juni 1915. (Amtlich.) Die „Nord¬ 
deutsche Allgemeine Zeitung" 'schreibt: In der 
„Berner Tagwacht" wird ein sozialdenwkratifchcr 
Aufruf wiedergegeben, in dem unter heftigen An¬ 
klagen gegen den Imperialismus behauptet wird, 
Deutschland habe eiw englisches Frie¬ 
densangebot zurückgewiesen, und auch 
in hiesigen Arbeiterkreisen werden Gerüchte zu ver¬ 
breiten gesucht, nach denen im März ein angesehener 
Amerikaner hier englische Friedensangebote über- 
bracht hätte. — Wir stellen fest, sagt dazu die „Nordd. 
Allg. Zeitung", daß keinerlei Friedensan- 
rcgungen der englischen Regierung 
hierher gelangt sind. Im März besuchte allerdings 
ein angesehener Amerikaner, der, um sich über die 
Stimmung der kriegführenden Staaten zu informie¬ 
ren, die europäischen Hauptstädte bereifte, aus Paris 
und London kommend, Berlin. Er konnte hier aber, 
lediglich mitteilen, daß weder in Paris noch in Lon¬ 
don Geneigtheit zu Friedensverhandlungen bestehe. 
Grey erholt sich in Italien. 
Nach der Mailänder „Sera" wird Sir Edward 
Grey nach Italien kommen und sich in 'Neapel und 
an der Riviera aufhalten. Er wird vielleicht auch 
Rom besuchen und mit Sonuino und Salandra 
Besprechungen haben. Einen ausgesprochen politi- 
tischen Zweck habe seine Reise aber nicht, (ctr. bln.) 
Brandstiftung in englischen 
Militärlieferungsfadriken. 
Amsterdam, 5. Juni 1915. Die Zeitungen im 
Bezirk der Baumwollenindustrie in Lancashire und 
Aorkshire erklären, daß die zahlreichen Brände in den 
dortigen Banmwollenfabiken nur von Ver- 
brechechand angelegt sein können. Besonders be¬ 
merkenswert ist, daß auch viele Holz Plätze ange- 
stcckt wurden, als die Regierung anfing, H 0 l z - 
baracken für die Rekruten zu bauen. 
Später, als große Aufträge für Militärkleide r- 
st 0 f f e erteilt wurden, gingen die Fabriken, welche 
solche übernommen hatten und mii Ueberstunden ar¬ 
beiteten, in Flammen auf. Neuerdings werden die 
Spinnereien und Läger für Rohbaumwolle in Brand 
gesetzt, (ctr. bln.) 
Ein englischer Richter über die Zeppelinangriffe. 
Amsterdam, 4. Juni 1915. Die heutigen eng¬ 
lischen Morgenblätter berichten folgends: Bei der 
gerichtlichen Untersuchung betreffs zweier Opfer des 
jüngsten Zeppelin-Angriffs auf London, die 
bei dem Brand ihres Hauses umgekommen waren, 
wurde offiziell von dem Londoner Richter das Ver¬ 
dikt abgegeben, daß die beiden Toten „ermordet 
tvorden seien durch Abgesandte einer feindlichen 
Macht." (!) (ctr. bln.) 
Der Hantieim mm En$M. 
Erfolge des deutschen A-Bootkrieges. 
Vom 18. Februar bis zum 18. Mai, also im 
Zeitraum eines Vierteljahres, sind durch ulnsere U- 
Bootc der englischen und französischen Handelsma¬ 
rine schwere Verluste zugefügt worden. Die Ver¬ 
luste betragen für England und Frankreich zusam¬ 
men nicht weniger als 111 Schiffe. Den 
Löwenanteil trug hierbei England mit 104 Schiffen 
davon. Von diesen 111 Schiffen hatten einen Ton¬ 
nengehalt von unter 1000 To. 55 Schisse, von 1000 
bis 5000 To. 48 Schiffe, von 5- bis 10 000 To. 7 
Schiffe und ein Schiff über 10 000 To., das war die 
„Lusitania" mit einem Tonnengehalt von 31550 
Tonnen. Die Namen der Schiffe von 5- bis 10 000 
Tonnen waren „Harpalion" (5867), „Durham 
Castle" (8228), „Glenartneh" (5201), „Harpalyce" 
(5940), „Wayfarer" (9599), „Candidate" (5858), 
„Centurion" (5945). (ctt. bln.) 
Neue Beute unserer U-Boote. 
wtb. London, 5. Juni 1915. (Meldung des 
„Reuterschen Büros". Ter Dampfer „Jona", 
3344 Tonnen groß, und der Segler „Chvyso- 
phas" wurden am Donnerstag torpediert. Die 
Besatzungen sind in Kirkwall angekommen. — Zwei 
Segler aus Lowestoft wurden Donnerstag in- der 
Nordsee torpediert. Die'Besatzungen sind in 
Lowestoft eingctroffen. — Ter Dampfer „Intim" 
(Jncum?) wurde bei Kap Lizard torpediert und 
versenkt. Die Besatzung von 40 Mann wurde ge¬ 
rettet. 
wtb. Brest, 5. Juni 1915. Der Dampfer „Pen- 
feld" aus Brest ist gestern mittag.von einem 
Unterseeboot im Aermelkanal versenkt Worden. 
Tie Besatzung Wurde gerettet. 
Rotterdam, 5. Juni 1915. Der ,Nieuwe Rotter- 
damsche Courant' meldet: Ein deutsches U-Boot 
bohrte Mittwoch bei den Scillyinseln den belgischen 
F i s ch d a m p f e r „Delta" durch Kanonenschüsse 
in Grund. Die Besatzung von elf Mann wurde 
in St. MarY's gelandet, (ctr. bln.) . ; 
wtb London, 4. Juini 1915. Wie das Reutersche 
Bureau meldet, wurde der Fischdampfer „He¬ 
rold" aus Cardfff 150 Meilen westlich der Lun¬ 
dhinsel von einem deutschen Unterseeboot zum Sin¬ 
ken gebracht. Tie Besatzung wurde in Bulford ge¬ 
landet. 
wtb London, 4. Juni 1915. Vier Ueberlebende 
des versenkten Fischdampfers „V i c t 0 r i a" aus 
Milford, die in Bulford gelandet sind, erzählen, daß 
die „Victoria" am Dienstag abend 130 Meilen von 
Stannshead von einem Unterseeboot angetroffen 
und beschossen wurde, wobei der Kapitän und zwei 
Mann der Besatzung getötet und vier andere ernst¬ 
lich verwundet wurden. Die übrigen wurden an 
Bord des Unterseebootes genommen, wo sic die 
Nacht zubrachten. Am folgenden Morgen wurden 
sie in ein kleines Boot eines anderen Fischdampfers 
gesetzt uind trieben bei Regenwetter 24 Stunden auf 
der See, bis sie schließlich von einem Dampfer aus¬ 
genommen wurden. . 1 
Amsterdam, 4. Juni 1915. „Nieuwe Rotter- 
damsche Courant" meldet nach einem Bericht des 
„Daily Chronicle" aus Milford': Ohne vorangegan¬ 
gene Warnung sind zwei Waliser Tawler 
durch ein deutsches Unterseeboot in den Grund ge¬ 
bohrt worden. Bon den 10 Mann der Besatzung 
des einen Schiffes wurden sechs durch Granaten 
des Unterseebootes getötet, (ctt. bln.) 
Ein englischer Handelsdampfer beschoß ein demschc» 
Unterseeboot. 
rvtb. Lissabon, 4. Juni 1915. Nach Blättermel 
düngen hat der Postdampfer „D 0 m a r a r a" auf 
der Fähtt von Liverpool nach Lissabon das Peri¬ 
skop eines Unterseebootes, welches ihn ver¬ 
folgte, beschossen; das Unterseeboot verschwand dar¬ 
auf sofort. 
Geschütze auf -er „Lusitania". 
wtb London, 5. Juni 1915. „Daily News" 
meldet auls Washington: Der deutsche Botschafter 
Gras Bernstorff hat dem Staatssekretär Bryan 
vier eidliche Aussagen deutscher 
Reservisten überreicht, welche die „Lusitania" 
vor der Abreise besucht und die ver st eckten 
Geschütze gesehen haben. 
Amerikanischerseits (ist man bekanntlich der An¬ 
sicht, daß die „Lusitaniaa" ein harmloser Personen¬ 
dampfer gewesen ist. Wird man sich nun von: Ge¬ 
genteil überzeugen lassen? 
Berlin, 6. Juni 1915. Wie die „Voss. Zeitung" 
erfährt, sind die Aussagen deutscher Reservisten über 
das Vorhandensein versteckter Geschütze auf der 
„Lusitania" auf den Staatssekretär Bryan und Wil¬ 
son nicht ohne Eindruck geblieben. Die eidliche Aus¬ 
sage über etwas wirklich Olcsehenes wiegt doch schwe¬ 
rer als die Fesfftellung amerikanischer Kontrolleure, 
daß sie nichts gesehen haben. Außer diesen Aussagen 
dürste Präsident Wilson noch durch einen anderen 
Grund bewogen worden sein, den Text der Note, 
den er am Dienstag dem Kabinett vorgelegt hatte, 
abzuändern. Botschafter Gerard hat nämlich inzwi¬ 
schen aus Berlin eine deutsche Note übersendet, die 
sich mit der Torpedierung des amerikanischen Dam¬ 
pfers „G u I f l i g h t" durch ein deutsches U-Boot am 
1. Mai befaßt. Die genaue Feststellung des Tatbe¬ 
standes hat ergeben, daß der Kapitän des U-Bootes 
die amerikanische Flagge nicht zu erkennen vermochte. 
Die Note teilt daher mit, daß sich die deutsche Regie¬ 
rung enffchlossen habe, für den „Gulflight"-Fall 
Schadenersatz zu leisten. Man kann annehmen, daß 
die amerikanische Antwortnote danach eine weniger 
schroffe Fassung erhalten wird, als vielleicht ursprüng¬ 
lich zur großen Genugtuung der Londoner Preffe, die 
ihren Inhalt bereits triumphierend gemeldet hat, be¬ 
absichtigt war. (ctt. bin.) 
Der Metz gegen Mail. 
Zwischen den Operationen. 
Telegramm unseres zum Ostheer entsandten 
Kriegsberichterstatters. 
L i b a u , den 5. Juni 1515. 
Nach dem glücklich und erfolgreich durchgeführten 
Angriff gegen die russische Armeegruppe, die aus 
Kowno herausbrach, befindet sich der deutsche 
Flügel nördlich der Weichsel in dein Zustand 
„zwischen den Operationen". Bei Schawli und 
Roszieny sind fast täglich Kämpfe, aber die Russen 
können ihre zahlenmäßig starken Kräfte nicht aus¬ 
nutzen, weil die hier angesetzten Truppen von zum 
Teil außerordentlicher Minderwertigkeit sind u>nd 
die Führung unseren tattischen Manövern nicht ge¬ 
wachsen ist. (Überraschende Vorstöße geben fast 
täglich Gefangene in diesen kleinen Kämpfen nörd¬ 
lich des Njemen. 
Charakteristisch für die hier kämpfenden russischen 
Truppen ist eine Episode, die sich in den letzten Ta¬ 
gen abspielte. Mehrere Hundert russischer Gefan¬ 
gener wurden von einem Dutzend Landwehrkaval¬ 
leristen auf der Straße Mitau-Tilsit eskortiert, als 
plötzlich eine stättere russische Kavallerie-Patrouille 
sichtbar wurde. Die deuffche Begleitmannschaft 
griff die Russen an und es entspann sich cm kleines 
Scharmützel, das die deutschen Kavalleristen eine 
Stunde lang von ihren Gefangenen trennte und sich 
schließlich ein paar Kilometer von der betreffenden 
Chaussee entfernte. Als die Unseren zurückritten in 
der Meinung, daß sie nun ihre Gefangenen verlo¬ 
ren hätten saßen die Russen ängstlich im Chaussee¬ 
graben und waren glücklich, daß ihre Landsleute ab¬ 
geschlagen und sie weiter in Richtung Tilsit mar¬ 
schieren konnten. - t 
Äuch die Truppen, die gegenüber unseren Kräf¬ 
ten bei Libau stehen, zeigen nicht viel Unterneh¬ 
mungsgeist. Ein russisches Dragonerregiment wurde 
neulich von unserer Kavallerie so lange gejagt, bis 
kein "Mann mehr neben dem andern war und das 
ganze Regiment vollständig aufgerieben war. .
	        
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