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Donnerstag den 10. Zuni 1915.
42. Zayrgang.
Stanislau genowwen. — Italienische Angriffe unter
schweren Verlusten zurückgeschlagen. — Plänkeleien
an -er serbischen Grenze.
Der deutslhe Tagesbericht.
vld. Großes Hauptquartier, 9. Juni
1915. (Amtliches Telegramm.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Am Lsthang der Lorettohöhe zum
Angriff einsetzende feindliche Kräfte wurden
gestern nachmittag durch unser Feuer ver¬
trieben. Am Südosthange derselben
Höhe scheiterte ein feindlicher Angriff.
Die letzten Häusergruppen des schon seit
dem 9. Mai zum großen Teil im Besitz
der Franzosen befindlichen Dorfes Neu¬
ville wurden heute nacht dem Feinde
überlasten. Südlich von Neuville
schlugen wir wiederholte Angriffe unter
schweren Verlusten für die Fran¬
zosen ab.
In der Gegend südöstlich von Hebu-
tern e ist der Kampf nach einem in den
Morgenstunden mißglückten Angriff der
Franzosen wieder im Gange.
Im Priesterwalde wurde ein feind¬
licher Angriff blutig zurückgewiesen. Nur
nm eine kleine Stelle unseres vordersten
Grabens wird noch gekämpft.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
Auf dem östlichen Windau-User
wurde Kubyli, nordöstlich von Kur-
schanh, genommen. Bon Südwesten her
nähern sich unsere angreifenden Truppen
der Stadt Schawli.
An der Dnbissa wurde der feindliche
Nordstügel durch nmfaffenden Angriff
in südöstlicher Richtung geworfen. Unsere
vordersten Linien erreichten die Straße
Betygola-Jlgize.
Südlich des Riemen traten die Rttffen
nach hartnäckigem Angriff beiDemb owa,
Rn da und Kozliske den Rückzug aus
Kowno an. 30« Gefangene und
zwei Maschinengewehre wurden er¬
beutet. Bei der weiteren Verfolgung ge¬
wannen wir unter Sicherung gegen
Kowno die Straße Mariampol-Kowno.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Oestlich Przemysl ist die Lage un¬
verändert.
Nordöstlich Zurawno brachten die
Truppen des Generals von Linstngen
einen ruffischen Gegenangriff zum Stehen.
Weiter südlich wird um die Höhen west¬
lich H a li ez und I e su p o w noch gekämpft.
Stanislau ist bereits in nnserem
Besitz. Es wurden 450« Gefangene
gemacht und 13 Maschinengewehre
erbeutet.
Oberste Heeresleitung.
Oesterreichlsch-ungarischer Tagesbericht.
wtb 2Ö i c n, 9. Juni 1915. Amtlich wird ge¬
meldet:
Russischer Kriegsschauplatz.
Südlich des Dnjestr verloren die Russen
neuerdings Boden. Unter vielfache Versolgungs-
kämpfen siegreich vordringend, erreichten die Ver¬
bündeten gestern nördlich Kolomea die Linie Ku-
la zkowre —Korszow, gewannen die Höhen
von Ottynia, nahmen abends Stanislau
in Besitz und drangen weiter gegen Halicz vor.
Der Tag brachte 5 5 7 0 Gefangene. An der
übrigen Front in Galizien und in Polen hat sich
nichts wesentliches ereignet.
Italienischer Kr i e g s sich a u p l atz :
Ter erste größere Angriff des Feindes, gestern
nachmittag von Truppen in der beiläufigen Stärke
einer Infanteriedivision gegen den Goerzer
Brückenkopf angesetzt, wurde unter schwe¬
ren Verlusten der Italiener abge¬
schlagen. Diese fluteten im Artillerie-
fcuer zurück und mußten mehrere Geschütze
stellen lassen. Das gleiche Schicksal ereilte feindliche
Angrisfsversuche bei Gradisca und Monfal-
co ne.
Die Kämpfe an der Kärntner Grenze
östlich des Ploecken-Passes und das beiderseitige Ge-
schützseuer im Gebiete unserer Kärntrr und Tiroler
Sperrbefestigungen dauern fort.
Balkan-Kriegsschauplatz:
An der serbischen Grenze fanden da und
dort Plänkeleien und auch Artillerie«
g e s e cht e ohne Bedeutung statt. Bei Korito
wurde eine montenegrinische Bande In
österreichisch-ungarischen Uniformen zersprengt.
Ter Stell' rtreter des Chefs des Generalstabs:
von 0oefcr, Feldmarschailcutnant.
Aus dem von der Obersten Heeresleitung aus¬
gegebenen heutigen Bericht ist als wichtiges Mo¬
ment die Einnahme von Stanislau her-
vorzuheben. Dadurch ist es den Verbündeten deutsch-
österreichischen Heeren gelungen, die russische Front
in Galizien zui durchbrechen und einen Keil zwi¬
schen die nördlich von Przemysl und die in der
Bukowina und noüwstlich Galizien kämpfenden rus¬
sischen Truppen zu schieben. Die von den Russen
versuchte Offensive, die durch Heranziehung frischer
Truppenkörper ermöglicht wurde, ist durch einen
Gegenstoß der Armee Linsingen zum Stehen ge¬
bracht worden. ,
Auf dem übrigen Teil des östlichen Kriegsschau¬
platzes sind Erfolge auf dem östlichen Ufer der
Windau bei Kubyli erzielt worden. Auch an der
Dubissa wurden die Russen zuirückgeworfen.
Gleichzeitig gelang es den deutschen Truppen, lnc
südlich des Njemen auftretenden rusiischcn Stren-
kräfte auf Kowno zurückzuwerfen. Als Erfolge
der gesamten Kämpfe an der Ostftont zeichnet sich
die Tatsache ab, daß di«, russischen Heere auf allen
Seiten nach dem Innern gedrängt werden.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz wirbln
der Lorettohöhe immer noch gekämpft, Ste
Offensive der Franzosen bricht immer wieder nn
deutschen Feuer zusammen, und das Höchste, was
Jofsre zu erzielen vermag, ist der Gewmn des
einen oder anderen Grabenstückes, oder erne Reihe
verschossener Häusergruppen in Neuville. .
Zer Krieg im besten.
Die französischen Kriegsberichte.
wtb Paris, 9. Juni 1915. Amtlicher Kriegsbeils
von Dienstag nachmittag: Im Gebiet des ^Labyrinth
wurde ein deutscher Angriff zurückgeworfen. Per Hebu-
terne nahmen wir auf 50 Meter Front zwei Reihen
deutscher Schützengräben ein. — Amtlicher Kriegsbericht
vom Dienstag abend: Im Lorettogebiet und m Neuville
machten wir neue Fortschritte (?). Im Labyrinth ichtu-
gen unsere Truppen einen heftigeii Gegenangriff zuruck.
Südlich Hebuterne behaupteten wir unsere Gewinne von
gestern heute nacht trotz starken Gegenangriffs. Wir
setzten sodann unfern Fortschritt gegen Offen aus emer
Front von 1290 Metern fort. Der Feind bombardierte
heftig die Schützengräben, die wir ihm gestern nördlich
der Aisne in der Nähe von Moulin-sous-Touvent abge-
nomm'en haben.
Herve ruft nach Wahrheit.
wtb. Paris, 8. Juni 1915. In einem „Das Recht
aus Wahrheit" überschriebenen Artikel tritt Hervs in
der .Guerre Sociale' gegen die Art auf, wie das fran¬
zösische Publikum über die Ereignisse unterrichtet wird.
Er bedauert, daß die Zensur nur Günstiges für
die Alliierten und Ungünstiges für die Zentralmächte
zulasse, besonders aber, daß der Abdruck der deutschen,
österreichisch-ungarischen und türkischen Tagesberichte
untersagt sei. Man hätte sonst vermeiden können, daß
der Fall von Przemysl Ueberraschung und große
Bestürzung hervorriefe. Er könne nur die Achsel
zucken, wenn er sehe, wie die französischen Agenturen
phantastische deutsche Verlustziffern veröffentlichten, und
wenn er dem gegenüberstelle, daß seit Kriegsausbruch
die französischen Verluste systematisch ver¬
heimlicht würden. Ein großer Fehler sei auch die
Abfassung der französischen amtlichen Berichte. Es ie;=
gehe kaum ein Tag, wo nicht eine schwere Schlappe der
Deutschen, die Gefangennahme zahlreicher Deutscher, die
Eroberung feindlicherSchützengräben,Häuser und Mühlen
gemeldet werde, aber nur selten finde man ein Einge¬
ständnis französischer Verluste. Allmählich erkenne
die Oeffentlichkeit, daß die französischen Verluste
schwer sein mühten, und daß man ungefähr
aufdemselbenFleckestehe,wicimNovember.
Durch solches Verfahren werde man endlich erreichen,
daß kein Mensch mehr ein Wort der amt¬
lichen Berichte glaube, und daß das Vertrauen
des französischen Volkes getötet werde.
Der allgemeine Katzenjammer im Viervcrband
beginnt chronisch zu werden. Tie Zeitungen ver¬
suchen bereits, oie geistige Leitung des Krieges an sich
zu reißen. Das große Pariser Annonzenblatt „Ma¬
tin" empfiehlt die Ernennung eines gemein-
famenGeneralis-imus derVerbündeten, der
die Oberleitung auf allen Fronten übernehmen soll.
Das ist eine Forderung, die bisher von französischer
Seite vorsichtigerweise nicht vertreten worden ist, weil
man die mutmaßliche Ueberhebung seines lieben eng¬
lischen Bundesbruders w nr zu genau kennt.
Auch in England wächst die Unzufriedenheit
mit der Kriegslage. Man erlaubt dort der Presie die
Wiedergabe einer „vorsichtigen" Uebersetzung der
deutschen Generalstabsberichte, und wenn dabei auch
recht viel vertuscht wird, so genügt auch diese Ueber¬
setzung schon, um den Engländern die Freude zu rau¬
ben. 'Der neueste Londoner Gassenhauer, zugleich das
einzige allgemein verbreitet- englische Soldatenlied:
„Jt s a lang way to Tipperary" beginnt allmählich
einen besonderen Unterton zu gewinnen. Nicht mehr
denkt man dabei an die Liebesfehnfucht des darin aus¬
tretenden irischen Soldaten, der m der vergeblichen
Hoffung auf baldiges Wiedersehen mit seiner Dolly
über den langen Weg („long way") zu seinem Hei¬
matneste T ipper mry klagt, man denkt vielmehr heute
in London beim Dudeln dieser albernen Melodie an
den verflutch langen W:g nach Berlin, der durch das
Gestrüpp allerschönster Schützengräben führt, und den
beschreiten zu können man allmählich alle Hoffnung
verliert. ,
Unter dieser Stimmung leiden natürlich auch dre
Versuche der Regierung, deindustrielleWehr-
Pflicht als Vorläufer der militärischen Wehrpflicht
einzuführen, und so wurde bei der zweiten Beratung
der Gesetzcsvorlage, betreffend Einrichtung eines Mu¬
nitionsministeriums, an dem Entwurf scharfe Kritik
geübt. Ter Liberale Pringle erklärte, die Vgrlage
ermächtige den Minister, die Arbeiter zu sozialisieren.
Snowdcn suchte die Regierung zu warnen: falls man
versuchen würde, den Arbeitern Zwangsarbeit aufzu-
erl-gen, werde sich die Regierung den Haß des Arbei¬
terstandes zuziehen. Der Nationalist Dillon sagte, die
Regierung würde durch das Gesetz de Machtbefugnisse
erhalten, in England die Sklaverei einzuführen. Falls
die Vorlage angenommen werden sollte, würde sicher¬
lich ein Pressefeldzug beginnen, um jeden Arbeiter in
Haft zu setzen, der nach Ansicht des Ministers zuviel
Whisky trinkt oder Ueberstundenarbeit verweigert. —
Es ist klar, daß solche Debatten im Lande gründlich
abkühlend wirken.
Die englischen Arbeiter gegen die Wehrpflicht.
wtb London, 8. Juni 1915. Tie unabhängige Ar¬
beiterpartei veröffentlicht ein Manifest an die organi¬
sierten Arbeiter Großbritanniens gegen die Gefahren
der allgemeinen Wehrpflicht, in dem unter Hin¬
weis auf die Erhöhung der Lebensmittelpreise, die
Brandmarknng der Arbeiter als unpatriotische Trun¬
kenbolde und die Forderung, die Fabrikgesetze beiseite
zu setzen, worauf mau die Absicht erkennen könne, die
hinter dem Versuch stehe, die Arbeiterklasse durch
staatlichen Zwang zu militarisieren, di- Arbeiter z u m
Widerstand gegen die Klassenunterdrückung und
zur Annahme von Resolutionen gegen die Wehrpflicht
aufgesordert werden.
ll» HfinflelsKrtoi seren EniaciHL
Der U Bootkrieg.
wtb London, 9. Juni 1915. Der russische Damp¬
fer „Adolph" ist von einem deutschen Untersee¬
boot vernichtet worden.
wtb Rotterdam, 9. Juni 1915. Der „Rotter-
damsche Courant" meldet aus London: Die Bark
„Super b", auf dem Wege von Buenos Aires nach
Ouenstown, mit 2200 Tonnen Getreide, wurde 50
Meilen westlich von Fastnet durch eine Bombe
zum Sinken gebracht, nachdem die Besatzung das
Schiff verlassen hatte. — Der Dampfer „Glitrer-
a n d" mit Holz von Schweden nach Hartlepool unter¬
wegs, wurde gestern durch ein Tauchboot angegriffen.
Er versuchte vergeblich zu entkommen. Nachdem der
Besatzung ein Termin von 10 Minuten gegeben
worden war, wurde das Schiff versenkt.
wtb Rotterdam, 9. Juni 1915. Der ,Nieuwe
Rotterdamsche Courant' meldet aus London: Am
5. Juni tauchte dicht neben dem Fischdampfer
„Arctic" ein deutsches U-Boot auf. Durch Ge¬
schützfeuer wurden einige Leute der Besatzung ge¬
tötet. Fünf Ueberlebende wurden, nachdem sie 12
Stunden nmhergetrieben waren, durch einen anderen
Fischdampfer ausgenommen.
wtb London, 9. Juni 1914. Meldung des Reuter -
schcn Bureaus. Der Dampfer „Lady Salis-
b u r y", der mit Kohlen von Hartlepool nach London
fuhr, Wurde bei HarWich ohne vorhergehende War¬
nung torpediert. Mehrere Mann von der Be¬
satzung verloren ihr Leben.
Mailand, 9. Juni 1915. Rach einer Meldung
der ,Stampa' sind in den letzten drei Tagen 2 4
englische Schiffe von deutschen Unterseebooten
versenkt worden, (ctr. bin.)
Verlorene Fischdampfer.
wtb. Amsterdam, 9. Juni 1915. Hiesigen Blättern
zufolge ist ein Dmuider Fischdampfer bei der
Doggerbank in die Luft geflogen; von der Be¬
satzung wurde nichts mehr gesehen. Der Fischdampfer
„Rijndam" gilt als verloren. Wegen der Fisch¬
dampfer „ T e x e l I" und „Irene" herrscht lebhafte
Besorgnis, da sic sich dicht an der englischen Küste
in der gefährlichen Zone befanden.
Mt Krieg men Rammt
lieber die Einnahme von Przemysl
ist nunmehr auch ein längerer Bericht aus denr ö ster-
r e i ch r s ch - u n g a r i sch-c n Hauptquartier
erschienen. Dieser schildert eingehend die Mitwirkung
der österrichisch-ungarischen Truppen bei der Erobe¬
rung der Festung. In der Hauptsache griffen die
Oesterreicher im Süden und Südwesten an und er¬
oberten zunächst nach genügender Artillerievorberei¬
tung Pralkowce, womit in den dortigen Festungsgür¬
tel eine große Wunde geschlagen lvar. Auf der Nord-
front hatten inzwischen Bayern, eine Abteilung preu¬
ßischer Garde und das Fußbataillon einer ungarischen
Honved-Kavalleriedivision verschiedene Forts erobert.
Interessant ist folgende Mitteilung des österreichischen
Berichts:
Am Mittag des 31. Mai trat eine Feuerpause
ein. Ein preußischer Unteroffizier schlich sich aus der
Teckurrg gegen 11s vor, um die Wirkung des Bombar¬
dements zu erkunden. Er fand mehrere Breschen in
den Hindernissen und merkte beim Vorgehen, daß die
Schießscharten der Werke unbesetzt waren. Rasch eilte er
mit mehreren berb-ick.-minkten Soldaten vor und er¬
kletterte die Brustwehr. Die Russen waren während der
fürchterlichen Beschießung aus den Werken in rückwär¬
tige Stellungen zurückgegangen. Als die Feuerpause ein¬
trat, eilten sie in ihre Stellungen zurück. Schon aber
hatte der Unteroffizier mit seinen wenigen Leuten die
Brustwehr erklettert. Vor den drohend angeschlagenen
Gewehren stutzten die Russen, einzelne warfen die Waf¬
fen weg und hoben die Hände hoch. Mittlerweile hatten
aber auch die nächsten Kompagnien das Vorffehen der
kleinen Gruppe bemerkt und stürmten herbei. Jnr Nu
waren' die Stellungen voller Angreifer, die der russischen
Gegenwehr in kurzem heftigem Kampf ein rasches Entte
bereiteten. 10a und 11a waren nebst Zwischenwerken
genommen.
Der russische Oberbefehlshaber Nikolai Nikolaje-
witsch hatte befohlen, daß die Besatzung die Festung
bis zum Aeußersten zu verteidigen habe und das Ein¬
treffen bedeutender Kräfte zur Verstärkung der Be¬
sitzung cmgckündigt. Damit ist es nun nichts gewc-
en. Demoralisierend von der Beschießung und von
>en schweren Niederlagen mußten die Russen die
Festung aufgeben.
wtb Aus dem Deu 1s ch en Grotzen Haupt¬
quartier Wird uns über den Fall der Festung
Przemysl ergänzend geschrieben:
Die Stadt Przemysl mit ihren etwa 60 000 Ein¬
wohnern liegt zu beiden Seiten des San, 5—7 Kmtr.
von der Stadt entfernt sind die Hauptb'üfestigungen an¬
gelegt, die eine Gesamtausdehnung von rund 50 Kmtr.
haben. Die Befestigungen bestehen aus kleineren und
größ'eren Forts, die untereinander durch Schützengräben,
Schanzen und sonstige Erdwerke verbunden sind. Die
Forts sind mächtige, von tiefen Gräben umgebene Erd¬
werke mit zahlreichen betonierten Unterständen und ge¬
mauerten Kasernen. Breite, meist in zweifacher Reihe
angelegte Drahthindernisse sperren nach allen Seiten
den Zugang zu den Befestigungsanlagen. Für den An¬
griff der verstärkten bayerischen Division wurd'en drei
Forts der Nordfront samt den »dazwischen gelegenen Be¬
festigungsanlagen bestimmt, das heißt, es sollte in ifen
großen Umzug der Festung ein Loch gebohrt werden, in
einer Breite, die etwas mehr als den 20. Teil des be¬
festigten Gesamtumzugs der Festung darstellt. Dies ge¬
lang am 31. Mai durch die Erstürmung der Forts 10a,
9a und 11 ,samt Zwischenlinien. Bis zum Abend des 2.
Juni hatte sich durch dre Wegnahme der Forts 11 und 12
und Kapitulation der Werke 10b und 9a die durchbro-
cheite Linie zu einer Breite von acht Kilometer erweitert.
Die ganze Nordfront legt zunächst Zeugnis ab von der
erschütternden Wirkung unserer schwer-
st e n Geschütze. Betonklötze von 3 Mir. Stärke sind
geborsten und abgesplittert gleich zerstörten Sandburgen.
Die Trichter der 4 2 - Z in t r. -Geschosse weisen
eine Tiefe bis zu 8 und eine Breite bis zu 15 Mir.
auf. Auch die moralische Wirkung di eser Ge¬
schosse war eine derartige, daß die Russen an mehre¬
ren Stellen selbst die Drahtnetze durchschnitten, um sich
aus ihtt," unerträglichen Lage zu befreien und dem stür¬
menden Feinde zu ergeben.
Der Vorstoß gegen Lemberg.
Berlin, 9. Juni 1915. Die französische Fach-
lritik, so wird über G."nf gemeldet, erttqrt die
Dürftigkeit der russischen Hauptquartiersmetdun-
gen über die Lage am Pruth durch die Nute r -
brechung der Linie Lemberg-Sta-
n i s l a u infolge des fortgesetzten Vorstoßes der
Armee Linsingen. Hierzu bemerkt „Guerre mon¬
diale", daß die j üngsten Leistulngen der von Lin¬
singen geführten unernrüdlichen Truppen der
Garde, Ostpreußen und Pommern, die Abschnei-
dung jeder Lemberg er Zufuhr bewirken
müsse, (ctr. bln.)
Berlin, 9. Juni 1915. Bukarester Privatrnel-
dnngen stellen den Zustand der gegen Stanislau
abgedrängten ruffffchen Abeilungen als kläglich und
ihre Lage als sehr gefährdet dar. (ctr. bln.)
Japanische Geschütz-Instruktoren in Rußland.
Das industriell so sehr unfähige Rußland sieht
sich gezwungen, von seinen japanischen Freunden,
mit denen man vor einem Jahrzehnt einen so ent¬
setzlichen Krieg hatte, Geschützkonstruktoren auszu¬
borgen.
:: Amsterdam, 9. Juni 1915. Wie ,Daily Tele¬
graph' erfährt, sind der japanische Oberst Miya-
gawa und mehrere andere japanische Offiziere am
18. April in Petersburg eingetroffen, um die russi¬
schen Truppen im Gebrauch einiger schwerer japa¬
nischer Geschütze auszubi'den, die Rußland kürzlich,
von Japan erworben hatte, (ctr. bln.)
Russischer Schwindel auch vom See-Kriegsschauplatz
wtb Berlin, 9. Juni 1915. Von Petersburg
aus ist am 7. Juni die Meldung verbreitet Worden,
daß aus den Berichten russischer Küstenpoften und
im Dienste befindlicher Unterseeboote hervorgehe, daß
es gelungen sei, durch in der Fahrtrichtung des
Feindes ausgelegte Minen und durch Angriffe
russischer Tauchboote drei feindliche Schiffe
zu versenken oder zu beschädigen. Hierzu
erfahren Wir an zuständiger Stelle, daß nur ein.
Schiff, und zwar ein Kohlendampfer, durch den
Torpedo eines feindlichen Unterseebootes versenkt
ist. Ein Torpedoboot, das gerade bei diesem Dampfer
längsseit gegangen war, wurde durch denselben Tor¬
pedo leicht beschädigt und ist inzwischen im
Hafen eingetroffen. Im übrigen ist die Nachricht
unzutreffen d.
Ein versteckter Angriff gegen die rnssische Heeres¬
leitung.
wtb Petersburg, 8. Juni 1915. „Nowoje Wrcmja"
veröffentlicht einen offenen Brief an das Reutersche
Büro, in dem sie dieses beschuldigt, die Mitteilungen
des russischen General st abcs nur sehr
spärlich und nicht gewissenhaft wiederzuge¬
ben. Als Beffpiel wird angeführt: Während es nach
den amtlichen deutschen Berichten bereits feststand,
daß die d r i t t e und die a ch t e r u s s i s ch e Ar m e e
nicht mehr existierten und die ganze Kar¬
pathenarmee vernichtet sei, begnüge sich
das Reutersche Büro mit Erzählungen von harmlosen
Schlachtepisoden. — Dieser offene Brief an Reuter ist
zweifellos ein verschleierter A n g r i f s an die Adresse
des russischen G e n e r a l st a b e s, der in sei¬
nen Beruhten die wichtigsten Taffachen verheimlicht,