Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Jen hier an einem Straßenbau arbeiten und ist diese 
lrbeit bei großer Hitze sehr schwer. Schuhe und 
Strümpfe sind zerrissen, ob wir neue erhalten? Unser 
Körper wird von Läusen geplagt, vor welchen man sich 
nicht schützen kann. Es ist die höchste Zeit, daß diese 
Behandlung geändert wird, sonst kommen wir alle krank 
zurück. Vertrauend auf Gott und unseren Kaiser er¬ 
warten wir das Morgenrot unserer Heimfahrt zu un¬ 
seren Lieben." 
Ein Oberlehrer schreibt am 10. April 1915 einer 
Zeitung: ,^ch möchte noch hinzufügen, daß dem Arzt 
der deutschen Kolonie vcm C. auf seine vier Gesuche 
hin, seiner Praxis im Gefangenenlager von . . . nach¬ 
gehen zu dürfen (nachdem dieses Gesuch dreimal mit 
der Bemerkung „unverschämt" zurückgegeben war) zur 
Strafe auferlegt wurde, 14 Tage lang die A b o r t e des 
Gefangenenlagers auszuleeren, „da diese 
Beschäftigung wohl seinem Berufe angemessener wäre, 
als das Fällen von Holz." 
Eine deutsche Dame erhielt von einem Franzosen 
aus Marokko (der eine Postkarte mit ihrem Bilde und 
ihrer Adresse, welche sie cm ihren Bräutigam geschickt 
hatte, gefunden hat) folgenden Brief vom 9. März 1915: 
„Ihr Geliebter wird hier in B. verrecken, dieser dreckige 
Deutsche, wie Ihr alle seid, schmutzige Brut. Ich werde 
dafür sorgen, daß die Moskitos ihn auffressen. Ihr 
habt die Frauen, Kinder und Greife genug mißhan¬ 
delt, jetzt ist die Reihe an uns, sie zu rächen . . ." 
(Die übrigen Unflätigkeiten sind nicht wiederzugeben.) 
Mil diesem .Kulturdokument französischer Ritter¬ 
lichkeit gegenüber wehrlosen deutschen Kriegsgefan- 
em wollen wir unsere Auslese beschließen. „ Hun- 
e von gleichartigen Schreiben liegen noch vor und 
Wie Viele mögen vom Zensor entdeckt und vernichtet 
worden sein, so daß sie nicht nach Deutschland ge¬ 
langten. Aus dem Wege der Grausamkeit und 
Herzlosigkeit, welchen di: Franzosen beschritten ha¬ 
ben, vermag unsere Heeresverwaltung freilich nicht 
zu folgen, das widerspräche zu sehr deutschem Edel¬ 
mut und deutscher Gesittung. Aber soweit es in deren 
Grenzen bleibt, werden wir mit unbeugsamer 
Energie die Maßahmen durchfiihren, die unseren 
kriegsgefangenen Brüdern zu einem menschenwürdi¬ 
gen Dasein verhelfen sollen. 
* 
* Bom Eisernen Kreuz. .Reichsanzeiger' 
wird eine Verordnung über d,e Erweiterung der 
Urkunde über die Erneuerung des Eisernen Kreuzes 
vom 5. August vor. Js. veröffentlicht. Danach er¬ 
halten Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse von 
1870/71, die sich im jetzigen Kriege-auf dem Kriegs¬ 
schauplatz oder in der Heimat besondere Verdienste 
erwerben, als Auszeichnung eine auf dem Bande des 
Eisernen Kreuzes über dem silbernen Eichenlaub zu 
tragende silberneSpange, aufder ein verkleinertes 
Eisernes Kreuz mit der Jahreszahl 1914 angebracht 
ist. Die Verordnung ist gegeben „Großes Haupt¬ 
quartier, den 4. Juni" und vom Reichskanzler, den 
Saatssekretären Delbrück, Tirpitz und sämtlichen 
preußischen Ministern unterzeichnet. 
wtb Die Einberufung der österreichischen Land¬ 
sturmpflichtigen. Die günstigen Ergebnisse der letzten 
Musterungen, unterstützt durch die Ueberprüsung 
der bisherigen Enthebungen, ermöglichen es, den 
fiir den 21. Juni 1915 in Aussicht genommenen 
Einberusungstermin der Geburtsjahrgänge 1878 
bis einschließlich 1886 der österreichischen Land¬ 
sturmpflichtigen auf den 15. Juli hinauszui- 
schieben. _ . 
* Hungersnot in Deutschland. Italienische Blatter 
veröffentlichen lange Schauerberichte von der angeb¬ 
lich in Deutschland herrschenden Teuerung, Hungersnot 
und Verzweiflung. In Leipzig, Stuttgart und an¬ 
deren Städten sei R e v o l u t i o n ausgebrochen. Das 
Volk ziehe drohend vor die Rathäuser und verlange 
Brot. Die Polizei sei eingeschritten, wobei es, wie 
es heiße, sowohl bei der Polizei wie beim Volk 
Schwerverwundete gegeben habe. Jetzt habe die Re¬ 
gierung drakonische Maßnahmen ergriffen, und alle 
' Straßen seien durch Patrouillen bewacht. Die 
Türmer „Gazzetta del Popolo" schreibt, daß Deutsch¬ 
land das einzige Land der Welt außer China sei, 
in dem Hunde gegessen würden. In Berlin 
würden jährlich tausende von Hunden geschlachet, und 
der Magistrat berate jetzt über eine Vorlage zur Er¬ 
bauung einer besonderen Hundeschlächterei. In Kö¬ 
nigsberg, Leipzig, Dresden, Chemnitz, Köln, München, 
Zwickau, Zittau, Quedlinburg existieren schon städt. 
Schlachthöse und Verkaufsstellen für Hundefleisch. 
* Hunde, die in allen anderen Ländern als die treuesten 
Freunde der Menschen behandelt werden, würden in 
Deutschland gemästet, geschlachtet und gegessen wie 
Schweine! _ __ 
Deutscher Reich. 
* Budgetkommission des Abgeordnetenhauses. In 
Len Sitzungen am 7., 8. und 9. Juni setzte die ver¬ 
stärkte Budgetkommission des Abgeordnetenhauses die 
Beratungen über den Antrag Brütt fort der den Ge- 
sellschaften und dem Organisationsplan. Für die zu¬ 
künftige Brotversorgung wurden folgende Anträge 
angenommen: Die kgl. Staatsregierung zu ersuchen, 
darauf hinzuwirken, daß die Ernährung des Volkes 
einschließlich des Heeres und der Marine nach folgenden 
Grundsätzen geregelt wird: 1) Die Kommunalverbände 
sowie Vereinigungen von solchen sind als Selbstwirt- 
schaftSverbände zuzulaffen. Es ist ihnen eine weitgehende 
Bewegungsfreiheit zu lassen. 2) Anstelle der Kriegsge- 
trcidegesellschaft tritt die Reichsgetreidestelle. Sie be¬ 
steht aus zwei Abteilungen. Der Abteilung 1 werden 
die öffentlich rechtlichen Verwaltungsausgaben, der Ab¬ 
teilung 2 die Beschaffung des für die Ernährung der 
Bevölkerung einschließlich des Heeres und der Marine 
erforderlichen Brotgetreides sowie die Verwaltung und 
Nutzbarmachung der Getreidebestände übertragen. 3) 
Die Reichsgetreidestelle untersteht der Aufsicht des Reichs¬ 
kanzlers. 
* Weimar, 10. Juni 1915. Anläßlich der Hun¬ 
dertjahrfeier des Großherzogtums erließ der Gro߬ 
herzog eine Amnestie für Kriegsteilnehmer und 
stiftete ein Kriegskreuz für Kriegsteilnehmer 
des Großherzogtums. 
Ausland 
** Mexiko. Der Pariser .Ternps' berichtet: Die 
Mexikanische Gesandtschaft in Paris wurde durch 
ein Kabeltelegramm benachrichtigt, daß die Konsti- 
tntionalisten unter General Carranza nach 
fünftägigen Kämpfen bei Leon die Reaktio¬ 
nären unter Villa besiegt haben. Die Armee 
Carranzas erbeutete den gesamten Train und die 
ganze Artillerie des Feindes. Die Reaktionären 
zogen sich nach Nordmexiko zurück. 
Kur dem Nachbargebiet. 
r* Hünfeld, 10. Juni 1915. Am vergangenen 
Sonntag fand hier die seltene Feier einer Primiz 
statt, ein Freudentag in dieser schweren, so viel 
Trauer und Leid bringenden Zeit. Ein Sohn unserer 
Stadt, Herr Dr. Hermann Joseph Büttner, trat 
zum erstenmale als Priester zum Altäre Gottes, 
dem Altäre seiner alten, ehrwürdigen Heimatkirche, 
dem Herrn sein Erstlingsopfer darzubringen. Die 
Stadt hatte sich in ein Festgewand gekleidet. Junges, 
frisches Grün säumte die Straße, besonders von der 
Wohnung des Neupriesters bis zur Kirche hin. 
Fleißige Hände hatten prächtige Ehrenpforten errichtet. 
Feierlich wehten die Fahnen zum Willkomm. Ernst 
und ergreifend war das Abholen des Primizianten 
zum Gotteshause. Kinder zogen ihm entgegen, ge¬ 
leitet von dem hochwürdigen Dechanten Schmelz 
und seinen beiden Diakonen Mehlmann und Lein¬ 
berger. Das Kreuz in der Hand, das Zeichen der 
priesterlichen Würde und Bürde, .betrat der junge 
Priester mit dem Myrtenkränze geschmückt das 
Heiligtum und stimmte das „Veni creator* an den 
Stufen des Altares an. Die Festpredigt hielt Herr 
Dechant Schmelz. Er sprach über die 3 schönsten 
Stunden im Priesterleben: die Stunde des 1. hl. 
Meßopfers, die Stunde, in der der Priester zum 
1. Male eine verirrte Seele aus der Wüste der 
Sünde zur Herde Christi zurückführt und als dritte 
die Stunde der Leiden, der Verfolgung. An die 
Predigt schloß sich die feierliche Primiz des Neu¬ 
priesters an. Ein zweistimmiger Kinderchor, geleitet 
von Herrn Hauptlehrer Weber, sang in tadellos 
schöner Weise einen lateinischen Meßgesang und zum 
Offertorium das herrliche Lied: „Ein Priesterherz 
ist Jesu Herz". So verlief die^Feier in herzerhebender 
Weise und wird noch lange bei uns in Erinnerung 
bleiben. Herr Dr. Büttner, ein Schüler hiesiger 
Lateinschule, studierte als Germaniker in Rom und 
erwarb daselbst die Doktorwürde. Möge seinem 
priesterlichen Wirken reicher Segen beschieden sein. 
)( Eiterfeld, 10. Juni 1915. Unteroffizier Hill 
von hier wurde auf dem westlichen Kriegsschauplatz 
mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 
]:[ Großentaft, 10. Juni 1915. Den Heldentod 
für das Vaterland starb am 25. Mai ber einem 
Sturmangriff der Ersatzreservist Georg Franz 
Giebel, Sohn des Landwirtes und Gememde- 
rechners Giebel dahier. Der Gefallene stand rm 
28. Lebensjahre. 
* Vom Vogelsberg, 9. Juni 1915. De Bienen¬ 
züchter haben in diesem Sommer wieder einmal 
nach langer Zeit eine reiche Honigernte. Es 
ist eigentlich wunderbar, daß trotz der Trockenheit 
ein solcher Honigreichtum vorhanden ist. Schon die 
Rapsblüte lieferte in diesem Jahre eine gute Ho¬ 
nigernte. Bei einer reichen Honigernte gibt es 
allerdings weniger Schwärme. 
* Bebra, 8. Juni 1915. Beim Baden ertrank 
in der Fulda der Schlächtergesellc Landgrefe. 
/X Groß-Anheim, 10. Juni 1915. Ein Gro߬ 
feuer vernichtete hier die Lagerhalle des Pro- 
duktenhändlers Berberich aus Hanau. Auch sänit- 
liche Vorräte wurden ein Raub der Flammen. Der 
Schaden beträgt etwa 250 000 Mark und ist durch 
Versicherung nur mangelhaft gedeckt. 
□ Vom Main, 10. Juni 1915. Der Main 
hat gestern unter den in (einen Wassern badenden 
Personen d r e i O p f e r gefordert. Im Frankfurter 
alten Floßhafen barg man die Leiche eines 12,ah- 
riqen Knaben, dessen Persönlichkeit nicht festgestellt 
werden konnte. Bei Lohr ertrank der 11 jährige 
Sohn des Fuhrmanns Seubert und bei Sand 
der 27 jährige nnverheiratete Korbmacher Thalhäuser. 
D Hanau, 10. Juni 1915. Der in Kassel ver¬ 
storbene Geh. Regierungsrat Professor Karl Alhard 
von Drach hat in seinem Testament besttmmt, daß 
aus seiner Hinterlassenschaft der Stadt Hanau 
ein Betrag von 12 000 Mark zufallen foll zur Unter¬ 
stützung von jungen Menschen, die in ihrem Berufe 
Tüchtiges leisten und sich in demselben besser aus¬ 
bilden'wollen. Die Unterstützung von Angehörigen 
gelehrter Berufe und von Staatsdienern ist ausge¬ 
schlossen. Bevorzugt sollen Familienangehörigen des 
Stifters werden. Ä „ 
ft Frankfurt a. M., 10. Juni 1915. Durch 
Selbstentzündung geriet in der Kohlenhandlung 
von Engel u. Co. ein großes Kohlenlager in Brand. 
Zur Bewältigung des Flammenmeeres hatte die 
Feuerwehr fast fünf Stunden zu tun. 
* Hann.-Münden, 10. Jryli 1915. Aus dem 
hiesigen Gefangenenlager sind zwei russische 
Offiziere, der Oberleutnant Bogdanow und der 
Leutnant Borissowitz entwichen. Sie tragen 
anscheinend Zivilkleider und einer von ihnen mög¬ 
licherweise eine blarrweiß gestreifte Lazaretthose. 
Beide sprechen gebrochen deutsch und gebrochen 
französisch. „ „ 
qp Bengendorf (Werra), 10. Juni 1915. Den 
Heldentod für sein heißgeliebtes Vaterland starb am 
ersten Pfingsttage der Leutnant und Kompagnie¬ 
führer Rudolf Kurth, Sohn des kgl. Hegemeisters 
Kurth zu Forsthaus Bengendorf bei Heringen, im 
22. Lebensjahre. Rudolf Kurth legte im Jahre 1913 
die Abiturientenprüfung am Gymnasium zu Fulda 
ab, trat im Juni 1913 beim Infanterie-Regiment 
Nr. 56 in Wesel als Fahnenjunker ein und war von 
März 1914 bis zur Mobilmachung Kricgsschüler in 
Hersfeld. Im August 1914 zum Leutnant befördert, 
erhielt er schon Anfang September für hervorragende 
Tapferkeit das Eiserne Kreuz 2. Klasse, wurde im 
November verwundet und zur Heilung seiner Ver¬ 
letzung bis Ende Januar in die Heimat beurlaubt, 
um am 4. Februar zum zweitenmale für das Vater¬ 
land an der Spitze seiner Kompagnie zu kämpfen. 
In Anerkennung seiner hervorragenden Tapferkeit 
war Leutnant Kurth wenige Tage vor seinem Helden¬ 
tode dann auch zum Eisernen Kreuze 1. Klasse vor- 
geschlctgen worden. Diese hohe Auszeichnung wollte 
er mit Stolz für seine brave, tapfere Kompagnie 
tragen, das waren die letzten Worte, die der für 
das Vaterland gefallene Held an seine Angehörigen 
aelangen ließ. \ 
□ Gießen. 10. Juni 1915. Auf dem Bahnhofs¬ 
platze stieß eine Droschke mit einem Straßen¬ 
bahnwagen zusammen, wobei erstere umschlug. 
Der Lenker stürzte heraus und erlitt einen Schädel¬ 
bruch, dem er nach kurzer Zeit erlag. 
* Nastätten (Nassau), 9. Juni. Bei Gelegenheit 
der diechähr. Fronleichnamsprozession 
trug ein Inhaber des Eisernen Kreuzes 1. und 2. 
Klasse, der Reservist Breu vom hiesigen Vereins- 
lazarett, das Paffionskreuz, also drei Ehrcnkreuze. 
Dcc Fahnen und der Baldachin wurden von ver¬ 
wundeten Soldaten des Lazaretts getragen. 
* Aus Thüringen, 10. Juni 1915. Ein Kriegs- 
srciwilliger sandte nach Rudolstadt eine Fahne, 
die er sich von einem französischen Schützengraben 
geholt hat, indem er durch die Aisne hinüberge- 
fchwomincn ist. Es war vormittags 10 Uhr, als er 
die kecke Tat verübt-/ und er meint selber, daß die 
Franzosen geschlafen haben müsien. 
Aus dem Westerwald, 10. Juni 1915. Im 
Kreise Westerwald ist der Verbrauch von Roggen- 
mehl so rasch gestiegen, daß die Mühlen des 
Kreises nicht mehr in der Lage sind, die erforder¬ 
lichen Mengen herzustellen. Infolgedessen verfügte 
das Landratsamt eine wesentliche Einschränkung des 
»enmehlverbrauchs dergestalt, daß dem Roggen¬ 
ein 50 prozentiger Zusatz von Roggenschrot zur 
Brotbereitung beizufügen ist. Zum Backen dieses 
Roggenschrotbrotes ist ein Zusatz von Kartoffeln 
nicht erforderlich. Durch diese Maßnahme hat der 
Unterwesterwaldkrris wohl nun das nahrhafteste 
Brot. 
* Wiirzburg, 8. Juni 1915. Der Magisttat ge 
nehmigtc heute zu Fürsorgezwcckcn 50000 Mark, 
von welchen die Hälfte an bedürftige Haus¬ 
besitz e r und Gewerbetreibende zur Gewährung von 
Darlehen bis zu 500 Mark verwendet werden sollen. 
Lokales. 
Fulda, 11. Juni 1915. 
— Die Verwundeten des Landkrankenhauses 
iubren am Sonntag in reichgeschmückten Wagen nach 
der Jagdhütte des Herrn Direktors Dr. Gunkel. 
Die Fahrt führte über Sickels und Giesel nach der 
mitten im Walde gelegenen Hütte, wo man etwa 
um 4 Uhr nach mancherlei kleinen Abenteuern an¬ 
kam. Hier war in anerkennenswerter Weise reichlichst 
für die Verwundeten gesorgt worden. Edle Spender 
hatten alles, was nur ein Menschcnherz erfreuen 
kann, zur Verfügung gestellt. Neben Speise und 
Trank fehlte es auch nicht an der die Veranstaltung 
verschönernden Musik. Um 6 Uhr erquickte ein reiches 
Mahl die allmählich hungrig gewordenen Soldaten. 
Unter gemeinschaftlichem Gesang und den schonen 
Vorträgen der Musikkapelle Neurath verlief der 
Nachmittag nur allzu rasch. Mit einem dreifachen 
Hurra auf den obersten Kriegsherrn und ernem 
donnernden Hoch auf die hochedlen Spender und 
alle, die zur Verschönerung der Veranstaltung bei- 
qetragen hatten, machte man sich auf die Heimfahrt 
nach Fulda, wo dann alle um 10 Uhr anlangten. 
Leider war es nicht allen Verwundeten möglich, an 
dem herrlichen Ausfluge teilzunehmen. Um auch 
diesen eine Freude zu bereiten, gab gestern abend 
der hiesige Musikverein ein hübsches Konzert. Von 
(48 bis 10 Uhr wurde mft nur kurzen Unterbre¬ 
chungen gespielt. Bei anbrechender Dunkelheit wa¬ 
ren inzwischen die Fenster und Balkone des Land- 
krankenhauses reich illuminiert worden, -on^vohe- 
punkt erreichte die Veranstaltung, als gegen Schluß 
auf einmal ein großes Eisernes Kreuz in den Lan¬ 
desfarben der drei verbündeten Reiche erstrahlte. 
Mit einer kleinen Ansprache und einem begeisterten 
Hurra auf den obersten Kriegsherrn erreichte der 
schöne Abend sein Ende. 
[] Ein Gewitter, das von heftigen Donner,chlagen 
und starken Regengüssen begleitet war, entlud sich 
heute mittag gegen 11 Uhr über unserer Stadt. 
):( Eine Kirchenkollekte für die deutschen 
Kriegsgefangenen in Feindesland soll nach 
Anordnung des Hochwürdigsten Herrn Bischofs am 
Sonntag, den 13. Juni, in allen Psarr- und Kloster¬ 
kirchen der Diözese, sowie allen übrigen Kirchen und 
Kapellen mit öffentlichem Sonntagsgottesdienst ab- 
qehalten werden. . „ ^ _ 
~ Viehmarkt und Eisenbahn. Infolge des gest¬ 
rigen sehr stark befahrenen Viehmarktes sind auf 
dem hiesigen Bahnhof 135 Wagen mit Vieh be¬ 
laden worden. . ^ 
(*) Unbestellbar. Von den in der Stadt Fulda 
an unsere Krieger zur Versendung kommenden etwa 
1000 Bonifatiusboten sind aus verschiedenen 
Gründen eine Anzahl als unbestellbar zurückge¬ 
kommen. Die Leser unserer Zeitung seien auf eine 
in heutiger Nummer veröffentlichte Liste derjenigen 
Kriegsteilnehmer aufmerksam gemacht, welchen der 
Bonifatiusbote nicht zugestellt werden konnte. 
** Wegen der Gefahr der Selbstentzündung darf 
das Heu auch in der trockenen Zeit nicht zu frisch 
in die Scheunen gebracht werden. 
;; Blumenschmuck für unsere Lazarette. Die 
Gärten prangen jetzt im schönsten Blumenschmuck; 
es ist eine Lust, jeden einzelnen Garten zu betrachten, 
überall Blütenpracht in bunter Fülle. Da ist sicher 
die dringende Bitte am Platze: Gebt von eurem 
Ueberfluß den verwundeten Kriegern in den Laza¬ 
retten. Gerade die Bedauernswerten, die jetzt nur 
einen Blick durchs Fenster auf all die Lenzespracht 
da draußen werfen können, entbehren Blumen auf's 
schmerzlichste. Darum: Tragt Blumen in die Lazarette. 
In der Aufschrift auf Feldpostsendungen an 
bayerische Truppenteile wird oft die Abkürzung 
„b" für „bayrisch" angewendet, was zu Unsicherheiten 
in der Leitung der Sendungen Anlaß gibt. Es em¬ 
pfiehlt sich dringend, das Wort „bayrisch" unver- 
kürzt vor die Truppenbezcichnnngen, Regiment, Divi¬ 
sion, Armeekorps zu fetzen und zutreffendenfalls 
vor jede der genannten Trmppenbezeichnungen, also 
„bayrisches Armeekorps", „bayrische Division", „bah 
risches Regiment". 
Letzte Nachrichten. 
wtb Berlin, 11. Juni 1915. (Tel.) Aus Leibach 
wird der „Deutsch. Tages-Ztg." gemeldet; Im Her¬ 
zogtum Kr ai n haben sich bisher über 30 000 Kriegs¬ 
freiwillige im Alter von über 50 Jahren für 
den Feldzug gegen Italien gemeldet. 
wtb Berlin, 11. Juni 1915. In einer Betrachtung 
über die Arbeitsverhältnisse in Italien stellt der 
Mailänder „Avanti" für Herbst und Winter Not 
und Arbeitslosigkeit in Aussicht. Das Blatt 
sagt, nur ein rasches Ende des Krieges und große 
staatliche Hilfsaktionen könnten schweres Elend ver¬ 
hüten. — Der „Popolo d'Jtalia" beklagt sich darüber, 
daß die Lederhändler an den Staat so schlechtes Leder 
liefern, daß die Stiefel für die Soldaten wahre 
Marterwerkzeuge seien. 
DDP Wien, 11. Juni 1915. (Tel.) Der Be 
richterstatter der „Reichspost" meldet aus Sofia: Die 
Nachricht von der Einnahme von Przemysl hat 
in allen Kreisen Sofias ungeheuren Ein¬ 
druck gemacht. Die militärischen Kreise sprechen 
mit größter Bewunderung von den Leistungen der 
Verbündeten Heere. Ein hoher bulgarischer 
Offizier erklärte dem Korrespondenten der 
„Reichspost" wörtlich: Ich kann den Augenblick 
kaum erwarten, daß unsere tapfere Armee an der 
Seite der österreichischen und deutschen Helden gegen 
unsere Funde ins Feld ziehen wird. 
DDP Budapest, 11. Juni 1915. (Tel.) „A Nap" 
meldet aus Achen: Griechische Blätter veröffentlichen 
eine Erklärung des britischen Gesandten in Athen 
wonach Rumänien vom Vierverband Beffara» 
bien fordert mft dem Hinweis darauf, daß die 
alleinige Besitzung der Donaumündunq Rumänien 
zukomme. Die griechischen Blätter bemerken zu 
dieser Erklärung, daß Rumänen also wahrschein 
lich zweckmäßig erscheinen würde, sich an die Zen 
tralmächte zu halten. 
DDP Petersburg, 11. Juni 1915. (Tel.) Hier 
mehren sich die Gerüchte über eine bevorstehende 
russische M i n i st e r k r i f e. Die russischen cingc 
weihten Kreisen natürlich nicht verborgenen Nieder 
derlagen, der tote Punkt an den Dardanellen und 
das bis jetzt erfolglose Vorgehen der Italiener, au ' 
das man so große Hoffnungen gesetzt habe, sollen 
allerhöchsten Ortes arg verstimmt haben und das 
Vorgehen gewisser Elemente für einen Frieden be 
günsttgt haben. Am Samstag beschloß eine Sitzung 
sämtlicher Parteiführer der Reichsduma, die 
Regierung zu ersuchen, dieDuma schon vor dem fest¬ 
gesetzten Termin einzuberufen. Abg.Fürst Mangerow 
stellte den Antrag, die Duma möge sofort nach 
ihrem Zusammentritt eine Adresse an den Zaren 
richten mit der Forderung eines Koalitionsmini- 
steriums unter Hineinziehung sämtlicher Parteien. 
Bezeichnender Weise haben auch die sogenannten 
ultrarechtcn Parteiführer diesem Anträge zuge¬ 
stimmt. Allem Anschein nach soll dadurch in 
.-erster Reihe Ministerpräsident Gorcmykin aestürrt 
werden, der als Anhänger eines Krieges ohne Ende 
gilt. Es wird behauptet, daß auch der Kriegsminrster 
nicht mehr das Vertrauen der Duma gemeßt. — 
Auch die weitere bemerkenswerte Tatsache wird 
in Petersburg viel besprochen, daß wenige Tage vor 
der Zusammenkunft der Parteiführer der Duma¬ 
präsident sich ins Hauptquartier begeben hatte, 
wo er sich stundenlang mit dem Großfürsten Niko- 
lai Nikolajewitsch unter vier Augen unterhalt. 
Nach der Abfahrt des Dumapräsidenten soll der Groß- 
ürst sich für Stunden eingeschlossen gehabt haben. 
Abends ging ein Sonder-Kurier nach Zarskoze-L-lelo 
ab mit eiuem Handschreiben des Großfürsten an den 
^5 Athen, 10. Juni 1915. (Tel.) „Neon Asch" 
erlvähnt Aeußerungen des griechischen Gene- 
ralstabschefs Dusmanis, daß der Sieg der 
Zentralmächte über alle Feinde nun so un¬ 
ausbleiblich scheine, wie er feit Beginn des Krie¬ 
ges vorhergesagt habe, ohne indessen viele Gläubige 
zu finden. 
wtb London, 11. Juni 1915. (Tel.) Die Admi¬ 
ralität teilt mit, daß am 10. Juni frühmorgens die 
beiden Torpedoboote Nr. 10 und 12, 
welche an der Ostküste Englands operierten, durch 
ein Unterseeboot in den Grund gebohrt wor¬ 
den sind. 30 Mann wurden gerettet und an Land 
gebracht. 
wtb Liverpool, 11. Juni 1915. (Tel.) Meldung 
des Reuterschen Bureaus. Der britische Schooncr 
„Expreß" ist gestern durch ein deutsches Unter¬ 
seeboot in den Grund gebohrt worden. Drei 
Mann der Besatzung sind durch einen deutschen 
Schooner in Plymouth gelandet worden. 
DDP Haag, 11. Juni 1915. (Tel.) Die „Times" 
melden aus Washington, daß Kennzeichen vor¬ 
handen sind, wonach bei den Arbeiterführern der 
Vereinigten Staaten erneut Versuche unternommen 
wurden, um die Ausführung von Kriegs- 
munition aus den vereinigten Staaten für dre 
Verbündeten zu verhindern. Die Arbeiterführer 
wollen jetzt eine Bewegnng ins Leben rufen, um 
jede Munitions- und sonstige Kriegsmaterralfteserung 
an die Kriegsführenden zu unterdrücken. 
wtb. Athen, 10. Juni 1915. (Tel.) 8 Uhr 
abends. Der Krankheitsbericht besagt: Der Zu- 
stang des Königs ist Weniger zufrieden¬ 
stellend. Es haben sich Nierenfchmerzen einge¬ 
stellt und im Urin ist Albumin gefunden Worden. 
wtb Bloemsontein, 10. Juni 1915. (Tel.) Heute 
hat die Verhandlung gegen DeWet, der des 
Hochverrats mit der Alternativfrage des Aufruhrs 
anqeklagt ist, begonnen. DeWet erklärt des Hoch¬ 
verrats nicht schuldig, des Aufruhrs aber schuldig 
zu sein. Nach Vernehmung wichtiger Zeugen wurde 
die Verhandlung vertagt. 
Märkte. 
* Kkrchhain, 10. Juni 1915. Dem Schweine- 
markt waren 426 Ferkel und Läufer, uusschlreß- 
lich von Händlern, zugefahren. Bei reger Nachfrage 
kosteten Saugferkel 50—70 Mark und Lauiser 80 
bis 120 Mark das Paar. ^ 
Verlustliste Nr. 244. 
Aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitung enthält 
die Liste folgende Namen: 
Gren. Emil Jahn, Opperz, lverw. Gren. Walter 
Claus, Neukirchen, schvw. Füs. Heinrich Specken¬ 
heuer, Kaffel, schvw. Füs. Nikolaus L r n s, Oberkal- 
bach, lvw. Utffz. d. R. August Stehling, Kirchhasel. 
gef. Gesr. Karl Knauf, Eschwege, gest. Musk Hrch. 
Schäfer, Uellershausen, verm. i. Gfgsch. Er,. Res. 
Franz Fürst, Dipperz, gest., Gefr. Paul Ret nhold, 
Kaffel, schvw. Gefr. Eduard Müller, Ulmbach, schv. 
Res. Richard Etzel, Otzbach, schwverw. Musk. Franz 
Kleinhenz, Brückenau, schvw. Musk. I. Pfann- 
müller, Hersfeld, lv. MuSk. Heinr. Becker, Kaffel, 
lverw. Musk. Adam Willhardt, Buchenau, gestorb. 
Wehrm. B. Göllmann, Malges, gef. Ers. Res. Hr. 
Feußner, Emsdorf, lvw. Ers. Res. Otto Bromm, 
Anzefahr, lverw. Ers, Res. Georg Gröbling, Kirch- 
hain, lvw. Ers. Res. Joseph Schick, Niederklein, gen 
Ers. Res. Karl Trier, Allendorf, gef. Utfiz. d. Re,. 
Sans Krug, Kassel, gef. Musk. Wilh. Steinmetz, 
Bergen, lvw. Ers. Res. Karl Sch litt, Momberg, gef. 
Ltn. d. R. Hugo Birkner, Hanau, lvw. lltffz. Hrch. 
Gl eis er, Marburg, gef. Res. Otto P f I üg e r, Kassel, 
i. Gfgsch. Gard. Karl Wolf, Bieber, gest. Res. Ad. 
Wagner, Wanfried, gestorb. Ers. Res. ^oh. Bach, 
Gelnhausen, lverw. Musk. Joh. Engelbach, Kaffel, 
gest. Ers. Res. Hrch. Hamburger, Langenselbold 
verw. lltffz. Hrch. Schäfer, Eschwege, lvw. Musk. 
Karl Strauß, Wanfried, vermißt. Musk. Heinrich 
Kurz, Gelnhausen, lv. Res. Walther, Wlndecken, 
gef. Musk. Ad. Reuhold, Marburg, vm. Ges. Aug. 
Simon, Schachen, lvw. Musk. Heinr. Lins, Heu¬ 
bach. lvw. Musk. Hrch. Jos. Bug, Fulda, schwer vw. 
Musk. Emanuel Herz, Mittelsinn, vw. Utffz. ^ranz 
Eich mann, Eschwege» vw. Krgsfrw. Ernst Kiann, 
Kassel, lverw. Gefr. Kurt Wäscher, Kassel, ge,allen. 
Krgsfr. Karl Apel, Bebra, lvw. Krgfr. Hr. Schrei, 
ner, Kaffel, gef. Ers. Res. Kaspar Faure, Marburg, 
lvw. Krgsfr. Wilhelm Hosen selb, Mackenzell lvw. 
Ers. Res. Georg Heuser, Marburg, verm. Gefr. W. 
Bohne, Kassel, schvw. Krgsfrw. Herm. Koch, Kaffel, 
lvw. Ers. Res. Konr. Sebastian, Amöneburg, schvw. 
Offz. Stellv. Karl Müller, Marburg, lvw. Krgssrw. 
Otto Bieter, Neustadt. Iv. Krgsfr. Philipp Beyer, 
Kassel, lvw. Krgfr. Philipp Ruth, Hanau, leicht vw. 
Krgsfrw. Jöh. Eisenblatter, Kassel, ges. KrgSfrw. 
Isidor Gruß, Riederklein, lv. Krgsfr. W. Glaser, 
Kassel, gef. Krgfw. Max Hofmann, Kaffel, lverw. 
Utffz. Karl Peter, Wiihelmshöhe, ,chvw. Gesr. Karl 
Hassel, Tann, gef. Musk. Albert Bier Kassel, lv. 
Gefr. Willy Bischofs, Kassel, gef. KrMrw- Joseph 
Schlosser, Buttlar, gef. Musk. Georg Willhardt, 
Kaffel, lvw. Krgsfrw. Herm. Kül brg, Rotenburg, lv. 
Krgsfrw. Wilh. Knieper. Kaffel, ges. Ltn. m Avs 
Fritz Koch, Kassel, lvw. Utffz. Georg Laus Kassel, 
lvw. Offz. Stellv. Emil Trump er, Neuhof, schverw. 
Krgsfrw. Herm. Hilpert, Kassel, lvw. Krgsfr. Hans 
Börger, Kassrl-Wilhelmsyöhe, lvw. Krgfrw. Armru, 
Tillmann, Kassel, lvw. Ers. Res. Nikol. Beutel, 
Kassel, gef. Wehrm. Adolf Beckmann, Kaffel, verw. 
Gefr. Joseph Merz, Giesel, leicht vw. Krgfrw. Karl 
Ganter, Hanau, gestorb. Res. Anton Schüppner, 
Rommerz, lvw. Sold. Wilhelm Niebling, Bebrg. 
lvw. Sold. Georg Löffler, Birftein, lvw. 
-r. Wettervoraussage 
für Samstag, den 12. Juni 1915. 
Wechselnd bewölkt, vielerorts Gewitterregen. 
Temperatur. Höchste seit gestern mittag 12 Uhr: 
33° Celsius; niedrigste 18° Celsius. 
Barometerstand. Heute mittag 12 Uhr: 739 mm, 
gestern: 739 mm. __ 
Reklame«- und Anzsigerrterl. 
Sie Ist wieder ia “SfÄ* 
diesem Frühjahr i» jedem Hause tüchtig beim Haus¬ 
putz, beim großen Reinemachen: L u h n s Seiest
	        
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