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Tlr. 133. erstes Blatt. Samstag 12. Zuni t9t5.
42. Zadrgang.
Schwere Verluste der Franzosen. — Mißglückte Vor¬
stöße der Italiener.
Der deutsche Tagesbericht.
»id. Groß es Hauptquartier, 11. Juni
ISIS. (Amtliches Telegramm.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Feindliche Vorstöße nordöstlich der
Lorettohöhe sowie wiederholte Angriffe
gegen unsere Stellungen nördlich und
südlich von Neuville scheiterten. Der
Nahkampf in den Gräben nördlich von
Gcnrie dauert noch an. Südlich von
Heb»lerne und beiBeanmont wurden
feindliche Angriffe gestern und heute nacht
abgewiesen. Nur am Wege S e rr e-M a i l l h
erzieltendteFranzoseneinennnbedeutenden
Fortschritt.
Die in der Champagne am 9. Juni
eroberten Gräben versuchten die Franzosen
uns gestern abend wieder zu entreißen.
Mit starken Kräften und in breiter Froirt
griffen sie nördlich von Le Mesnil bis
nördlich von Beausejour an. Der An¬
griff brach unter schwersten Verlusten für
den Feind gänzlich zitsammen. Erneute
nächtliche Slngriffsversuche wurden bereits
im Keime erstickt.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
An der unteren Dubissa nordwestlich
Eiragolq wurden mehrere russische An¬
griffe abgewiesen. Der Feind verlor hier¬
bei an uns 30V Gefangene.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage bei den in Galizien kämpfen¬
den deutschen Truppen ist unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Ein König, wie er sein soll.
Die Berichte über das Befinden des Königs von
Griechenland haben in den letzten Tagen stark ge¬
wechselt. Während die gestrige Meldung den Zu¬
stand als weniger zufriedenstellend bczJchnctc, be¬
sagt der neueste Bericht:
wtb. Athen, 10. Juni 1915,8 Uhr 20 Minuten abends:
Der Bericht über den Zustand des Königs besagt:
Temperatur 37, Puls 108, Atmung 18. Die B e s s e r u n ö
im Zustande des Königs schreitet fort; der Komg
hat gut geschlafen und fühlt sich wohl.
Man darf hoffen, daß König Konstantin die
schwere Krankheit überwinden wird. Die allge¬
nieine, herzliche Teilnahme im deutschen Volke ist
nicht etwa aus die verwandtschaftlichen Beziehungen
des Königs zurückzuführen, und wenn sie auch durch
die Dankbarkeit für das Friedensverdienst des Kö¬
nigs befördert wird, jo beruht sie doch auf einer
breiteren Grundlage. Wir sind M o n a r ch i st e n,
und deshalb freuen wir uns, wenn wir auch jen-
stils der deutschen und österreichischen Grenzen
einen König sehen, wie er sein soll. König
.Konstantin ist das Muster eines tüchtigen,
tapferen, treüen Landesvaicrs, wie
in unserer Sprache der schönste Titel des Herrschers
lautet.
In Deutschland und Oesterreich sehen wir auch
Monarchen ohne Furcht und Tadel, die es nicht bloß
ihrer Geburt, sondern im vollen Sinne des Wortes
ihren Tugenden zu verdankn haben, daß sie
„Lieblinge des Volkes" sind. Aber außerhalb dieser
schwer geprüsten und reich gesegneten Mittel landcr
sitzt auf manchem Throne ein König, der seinen Be¬
ruf verfehlt zu haben scheint und dem monarchischen
Prinzip mehr Abbruch tut, als die republikanischen
Wortführer.
Seit Beginn des Krieges haben wir ja dre an¬
geblichen „Herrscher" auf der Gegenseite reichlich
studieren und ausprobiercn können.
Da trägt die größte und schwerste Krone cm
jar aller Reußen", der äußerlich als der
ächtigste Autokrat der ganzen Welt erscheint und
tsächtich ein Spielball war und ist in der Hand der
iegspartei. Ein „Selbstherrscher", der m den
tischen Tagen von Ende Juli an Kaffer Wilhelm
ie telegraphische Bitte um Vermittlung richtet und
ibrend der Erfüllung seines Gesuchs sich bestimmen
i zur Unterzeichnung der allgemeinen Mobil-
ichungsorder. Ein Schilfrohr ini Winde.
Und der König von England? Wer re¬
ut denn eigentlich das brittsche Weltreich? Das
a r l a m e n t, sagen einige Staatsrechtslehrer.
>er König Eduard VII-, der Vater und Vorgänger
s jetzigen Herrn, hat der Welt gezeigt, baß dre
itische Krone noch eine ausschlaggebende Macht ist,
!nn sie auf einem klugen und rührigen Kopfe sitzt,
ward VII- war unser Feind; aber wir erkennen
l, daß er Zielbewußtsein und Tatkraft hatte. Sein
ichfolger hat davon nichts spüren lasten. Er hat
m Ministerium die Geschicke des Weltreiches
isgeliefert. Wohlgemerkt, dem Ministerium nicht
Da dem Parlament -als der verfassungsmäßigen
üksvcrtretrna Diese Clique Grey und Ge.
Oesterreichisch-ungarischer Tagesbericht.
evtb Wien, 11. Juni 1915. Amtlich wird ge¬
meldet:
Russischer Kriegsschauplatz:
In Südostgalizien nnd in der B«ko.
wina setzten die Verbündeten den Angriff gegen
die noch südlich des Dnjcstr stehenden rnssischen
Kräfte erfolgreich fort. Truppen der Armee Pflan¬
zer haben den Gegner aus seinen Stellungen nörd¬
lich O t t h n i a bei Obertyn und H o r o d e n k a
zurückgeworfen und sind im Vordringen an
den T n j e st r, dessen Südufcr hie Russen noch
zu halten versuchen.
Knapp östlich Czernowitz, an der einzigen
Stelle, an der die Rüsten noch am Pruth stehen,
wiesen unsere Truppen einen Angriff des Feindes
nach kurzem Kampf ab. Im übrigen »st die Lage
im Norden unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Vorgestern und gestern wurden s ä m t l i ch e
Angriffe der Italiener an allen
Fronten abgewiesen.
Ein neuerlicher gegen einen Teil des G ö r z c r
Brückenkopfes gerichteter Vorstoß brach im
Feuer dalmatinischer Landwehr .zusammen.
Ebenso erfolglos blieb ein Angriff des Feindes nörd¬
lich Ronchi. An der K ä r n t n e r G r e n z e wurde
gestern nachmittag ein starker gegnerischer Angriff auf
de» Freikofel, ein schwächerer beim Wolayer See
abgeschlagen.
In Tirol scheiterte ein Vorstoß einer bei Cor¬
tina d'AmPezzo eingebrochenen italienischen Bri¬
gade an unseren Stellungen bei Peutelstein. Neuer¬
liche Angriffe in dieser Gegend und nächtliche Kämpfe
bei Landro endigten gleichfalls mit dem Zurück-
gehen des Feindes. Im übrigen Tiroler
Grenzgebiete finden ununterbrochene Geschützkämpse
und für unsere Waffen erfolgreiche Schar¬
mützel statt.
Der Stellvertreter des Chefs des Gencralstabes:
v. Hoefer, Feldmarschallcutnant.
nassen fühlte sich und handelte selbstherrlich. Sie
spannen ein derartiges Netz von Kriegsvcrpflichtnn-
gen gegenüber Belgien, Mußland, Frankreich, daß
das Parlament vor unabänderlichen Taffachen stand
und nur Ja sagen konnte. Verstand doch sogar in
der „Republik" Frankreich das dortige Ministerium
eine Zwangslage zu schaffen, die jede ruhige Ueber-
legung und freie Entschließung des Volkes oder der
Volksvertretung unmöglich machte.
In Belgien ging es ähnlich. Albert, gegen¬
wärtig' König ohne Land, ist ein braver Familien¬
vater, aber die politische Einsicht und Tatkraft ging
ihm ab. Er ließ sein Ministerium die „gcheimen"
Abmachungen mit England nnd Frankreich treffen,
obschon es doch auf der Hand lag, daß Belgien sich
dadurch der Gefahr aussetzte, zum schreckensvollen
Kriegsschauplatz, zum unglücklichen Opfer des
Kampfes der Großmächte zu werden. Als Deutsch¬
land im August 1914 zweimal ein Vorschlag zur
Güte machte, der Belgien gerettet hätte, ließ der
König das verblendete Ministerium bei seiner gc-
wistenlosen Ablehnung verharren.
Sollen wir noch vom König Viktor Em -
m a n u e l von Italien reden? Seien wir höflich
und erinnern nur an die Tatsachen, Zu Anfang
des Krieges versicherte er dem greisen Kaiser von
Oesterreich seiner herzlichsten Freundschaft, und nach¬
dem er sein Ministerium zehn Monate lang hatte
rüsten und hetzen lassen, Unterzeichnete er die Kriegs¬
erklärung an den alten Verbündeten, Wer regiert in
Italien? Nicht der König und nicht die Volksver¬
tretung, sondern die Clique Solandra-Sonnino, die
im Bunde mit der Freimaurerei und dem bezahlten
Straßenpöbel das Volk in einen ebenso schändlichen
wie unsinnigen Krieg getrieben hat.
Wie anders dachte und handelte König Kon¬
stantin von Griechenland. Feldherr und
König zugleich, ließ er sich durch die anscheinend über¬
mächtige Stellung des Ministerpräsidenten Vcnisclos
nicht einschüchtern oder irre führen. Er hatte nichts
als das Wohl seines Landes im Auge und wußte, daß
er' schließlich die Unterstützung der vernünftigen
Bolksmehrheit finden würde. Er nahm pflicht-
gett'eu den Kampf auf, um Griechenland vor den ver¬
räterischen Umtrieben zu retten, und er stand als
Sieger da, — bis ihn die tückische Krankheit auf das
Siechenbett warf. Glücklicher Weise scheint sein Kör¬
per ebenso widerstandsfähig zu sein, wie seine (Heistcs-
nnd Willenskraft, sodaß rnan hoffen darf, es werde
der Retter Griechenlands erhalten bleiben. König
Konstantin hat nicht bloß seinen! Vatcrlande und
dem Frieden gedient, sondern auch dein m o n a r ch i -
sehen Gedanken, nämlich durch sein leuchtendes
Beispiel von dem Segen, der von eineue treuen und
tüchtigen Monarchen ausgeht. Das ist ein Stück
Vorarbeit für die Neuordnung des öffentlichen
Lebens nach Abschluß des Krieges
Minifterkrisrn iu West nmd Ost.
Jetzt sind auch auis Rußland sehr bestimmte
Meldungen gckomnecn, daß Minister abgesägt und
die Regierung durch neue Männer aufgefrischt wer¬
den soll. Auf der Totenliste stehen vor allen» der
Ministerpräsident Goremykin und der Kriegsmini¬
ster Suchomlinow. und zwar wird ihnen zmn Vor¬
wurf gemacht, daß sie allzu kriegslustig seien und
für den „Krieg ohne Ende" schwärmten. In Ver¬
folg dieses Gedankenganges mutz auch der Gene¬
ralissimus Großfürst Nikolai als fallreif erscheinen,
und tatsächlich wird auch mit seiner Entfernung ge¬
rechnet. Offenbar ist da in der Umgebung des
schwachen Zaren ein lebhafter Kampf um die Macht
»ntbrannt. Was dabei herauskommt, ist noch nicht
zu übersehen, am wenigsten von dem abgesperrten
Deutschland aus. Zunächst beweisen die Nachrichten
nur, daß die politischen Kreise Rußlands sich der
schweren Niederlagen bewußt werden,
trotz aller krampfhaften Ablengnungsversuchc, und
daß man das Bedürfnis fühlt, Sündenbocke in die
Wüste zu schicken.
Es ist die alte Geschichte, die in Kriegszeiten sich in
despotisch regierten Ländern ebenso abspielt, wie in
Parlamentsländern oder Republiken. Der Erfolg
entscheidet. Wenn die geschäftsführenden Männer
das Gegenteil von Erfolg haben, so versucht man cs
nin neuen Männern. Natürlich iu der Hoffnung,
daß die neuen Männer es besser machen werden —,
waS in der Regel nicht eintritt.
- In England hat es soeben audj eine Umbildung
des Ministeriums gegeben, und sie war ebenfalls
eine Folge der Erfolglosigkeit. Weil England in
dem leichtsinnig unternommenen Kampfe furchtbare
Verluste erlitten und nicht vorwärts kann, konnten
die alten Männer sich nicht mehr halten. Sie woll¬
ten aber eine regelrechte Krisis mit Hinrichtung
vermeiden, und deshalb schritt das liberale Mini¬
sterium zu einer Art von Selbstmord. Unter dein
Titel der Koalition uind Konzentration wurden die
Häupter der gegnerischen Partei ans die wichtigsten
Posten berufen, so daß tatsächlich die Negierungs¬
macht an die parlamentarische Minderheit überging.
Die Selbstverleugnung der bisher lcitendeir Män¬
ner verhütete freilich zunächst eine regelrechte
allgemeine Krisis, aber es gab ein Ratten¬
könig von Reibungen und Streitigkeiten persönlicher
Natur und über einzelne Parteifragen, z. B. wegen
der irischen Politik. So sicht cs denn mit der sog.
Zusammenfassung der Kräfte und dem inneren
Frieden recht schlecht aus. Neuerdings kommt so¬
gar die Nachricht, daß die angeblich aufgefrischte Re¬
gierung an-ihrer eigenen Kraft verzweifeln und
durch Auslösung nnd Neuwahlen die Grundlage für
ein festes Regiment schaffen wolle. Ein solcher Ap¬
pell an das Volk mitten im Kriege wäre doch ein
seltsames Ding, das ans einen ganz bedenklichen
Grad von Ratlosigkeit und Schwäche hindeuten
würde.
In Nordamerika, denr Lande der schein¬
baren Neutralität (nicht der bewaff n e t c n, son¬
der der bewaff n e n d c n Neutralität) hat sich die
Krisis bisher ans den Rücktritt des Staatssekretärs
Brhan beschränkt. Ueber die Bedeutung dieses Vor¬
ganges wird man sich nicht eher ein abschließendes
Urteil bilden können, bis die neueste Note, das
eigenste Erzeugnis Wilsons, veröffentlicht worden
ist. Wenn aber von englischer Seite gemeldet wird,
durch das Ausscheiden Bryans sei die amerikanische
Regierung homogener (einheitlicher und leistungs¬
fähiger) geworden, so darf man wohl dagegen her¬
vorheben, das Brvan doch einen starken Anhang im
Lande hat und also seine Sonderstellung die Einig¬
keit im Volke, und zwar gerade in dem england¬
freundlichen Volksteil, gefährdet. Die anderen
Volkskreise, sowohl die deutschgesinnten als die Frie¬
densfreunde, werden gewiß die Gelegenheit aus¬
nutzen, um gegen das persönliche Regiment des
Professor-Präsidenten aufzutreten, wenn dieser das
Land in weitere Kriegsgefahr bringen sollte.
Etwas komisch mutet es an, wenn aus der Ver-
bannungsresidcnz des Königs der Belgier gemeldet
wurde, daß es in dem belgischen Ministerium
trotz dessen Land- und Beschäftigungslosigkeit, gähre
und krisele. Aber warum sollte sich nicht auch die
Wirkung der Erfolglosigkeit zeigen? Wenn überall
die Geschlagenen und Bedrängten das Heil von
neuen Männern erwarten, so kann König Albert
ja auch nach einem solchen Strohhalm greifen.
Wen erst die Italiener einige von den reich¬
lich verdienten Schlägen bekommen, so ist auch dort
nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit eine Mi-
nisterkrisis zu erwarten.
Wir betrachten die Krisen in den feindlichen
Ländern als Quittung über die erhaltenen
Schläge und als A n z e ich e'n der Verwirrung und
Ernmttrmg. Aber nur als erste Anzeichen. Die Zer-
rcmrbunq ist ungebahnt, doch längst noch nicht vol¬
lendet. Die Gegner werden nervös, doch ist der Zu¬
sammenbruch noch abzuwarten. Wir sehen zu un¬
serer Freude, daß wir mehr Kraft zuin ruhigen und
festen Aushalten habe». Wohlan, wir wollen von
dieser Zähigkeit Gebrauch machen, bis drüben die
Erschöpfung vollendet ist.
Neuwahlen in England?
wtb. Berlin, 11. Juni 1015. Der ,Lokal-An¬
zeiger^ meldet aus Kopenhagen: Das liberale Blatt
,British Weekly' schreibt, die englische Regie¬
rung werde lvahrscheinlich schon in nächster Zeit
Neuwahlen ausschreiben, um zu erfahren, ob sic
noch das Vertrauen des Volkes besitze.
Der Kries im Betten.
Die französischen Kriegsberichte.
wtb. Paris, 11. Juni 1915. Amtlicher Rachmittags¬
bericht vom Donnerstag. Während der ganzen Nacht
fand sehr heftiger Artilleriekampf im Lorettogebictc
statt. Bei der Zuckerfabrik von Sonchez unternahm
der Feind um 9 Uhr abends einen vergeblichen Angriff.
Die Deutschen bombardierten Ncuville-St.-Baast. Wir
erzielten neue Gewinne im Labyrinth. Im Gebiete
von Hebuternc behaupteten wir unseren ganz bedeu'
tenden (?) Gewinn. An den andern Teilen der Fron»
nichts Neues. — Amtlicher Abendbericht: Ergänzende
Berichte über die Einnahme von Neuville-St.-Bacfft
stellen fest, daß der nördliche Teil des Dorfes sowie
die feindliche Feldschanze hartnäckig verteidigt wurden.
Wir bemächtigten uns der ganzen Stellung im schritt»
weisen Kampfe von Haus zu Haus. Die Deutschen
ließen viel Material in unfern Händen. Wir fanden
in den Häusern und Kellern nahezu 1000 tote Deutsche (?)
In der Champagne wurden feindliche Angriffe auf
unsere Schützengräben bei Beausejour zurnckgeworfen.
Viele Deutsche blieben tot auf dem Gelände. Auf den
Maashöhen, besonders bei Eparges, heftiger Artillerie»
kampf.
Warum Herdes,Guerre Sociale'
beschlagnahmt wurde
wtb Paris, 10. Juni 1915. Zur Beschlagnahme
des Blattes „Guerre Sociale" wird berichtet, die
Zensur habe die beiden Artikel Hcrvös gegen. die
Art, wie das französische Publikum über die .Kriegs¬
ereignisse unterrichtet wird, und gegen die
Kriegführung des französisichcn Generalstabs
beanstandet. Da Hervh trotzdem die Artikel veröf¬
fentlichte, wtrrden beide Nummern der „Guerre Sv-
ciale" beschlagnahmt.
Paris, 11. Juni 1915. Hervss „Guerre So¬
ciale" ist gestern znim dr i t t e n Male beschlag¬
nahmt worden. Der „Tenips" hat eine Notiz über
die Gründe dieses Verbotes auf @nutb der Zensur
aus seiner heutigen Nummer ausmerzen müssen.
Die übrigen Pariser Zeitungen haben daraufhin
auf jede Besprechung dieser andauernden Beschlag¬
nahme verzichtet, (ctr. fft.)
Fast 9000 Luxemburger im französischen Heer.
:: In der „Trierischcn Landcszeitung" wird fol¬
gende Meldung der „Luxemburger Zeitung", die der.
Regierung von.Luxemburg nahestchen soll, wieder-
gcgeben:
„Privatnachrichten zufolge sind als Freiwillige in die
französ. Armee 8678 Luxemburger, davon 658 aus dem
Kanton Luxemburg eingetreten. Ihre Ausbildung er¬
hielten sie in Vayonne. Sie wurden bei ihrer Fahrt
an die Front überall in Frankreich, besonders in Borde¬
aux, stürmisch begrüßt."
Diese Meldung ist umso bedeutsamer, als das
Land Luxemburg überhaupt nur rund 250000 Ein¬
wohner hat. Es sind also 3 vom Hundert der Ein¬
wohner in das französische Heer eingetreten. Die
„Trierischc LandeSzeitung" fügt hinzu, daß, wie man
ihr ans Berlin schreibe, Freiwillige aus Luxemburg
im deutschen Heere nicht vorhanden seien.
Edward Greys Schuld am Kriege.
London, 11. Juni 1915. Das Mitglied des
Unterhauses Rauffay Bk a c d o n a l d, der Führer
der radikal. Arbeiterpartei in England, hat im „Lo-
bour Leader" einen Artikel unter der Ueberschrift
veröffentlicht: „Warum wir Krieg führen, die Ver¬
antwortung Sir Edward Greys". Darin sagt er:
Als es Sir Edward Grey nicht glückte, den Frieden
zwischen Deutschland und Rußland zu sichern, arbei¬
tete er bewußt in einer Richtung, um England
in den Krieg zu stürzen, wofür er Belgien als
die hauptsächlichste Entschuldigung anführte. Viele von
uns haben seit den letzten acht Jahren Sir Edward
Grey als eine drohende Gefahr für den europäischen
Frieden betrachtet. Als Asquith und Grey dem Unter»
. Hause fortdauernd versicherten, daß England durch die
Entente mit Frankreich keinerlei Verpflichtungen auf
sich genommen habe, sagten sie etwas, was wohl dem
Buchstaben nach richtig, in der Tat aber unrichtig war.
Hätte Sir Edward Grey im Unterhause das Anerbie¬
ten des deutschen Botschafters vom 9. .August fletr.
Belgien) mitgeteilt, dann hätte er mit seiner Rede keine
Kriegsstimmung Hervorrufen können. Der europäische
Krieg ist eine Folge des Bestehens einer Entente und
eines Bündnisses und der Hetzereien der auswärtigen
Politik Sir Edward Greys. Die im Unterhause ge¬
gebenen Rechtfertigungen sind nichts anderes als Ent¬
schuldigungen, die ein Minister stets für einen Fehler
anführen kann. Dieser Krieg iit ein Krieg der Diplo¬
maten und durch ein halbes Dutzend Männer verur¬
sacht worden. . Ein halbes Dutzend Männer brachten
Europa an den Rand des Abgrundes, und Europa stürzt
hinein, da es sich nicht helfen konnte. Und warum ge¬
schahen diese Greuel? Wir können nicht andres ant¬
worten als: weil Sir Edward Grey während der
letzten acht Jahre unsere auswärtige Politik
geleitet hat und feiner Knrzsichtigteit und
seinen Fehlern alles zuzuschreibcn ist. (ctr. fft.)
Der Zeppelinangriff aus London.
Ein von London nach den» Haag zurückgekehrter
Politiker teilte dem Berichterstatter der „Hamburg.
Nachrichten" mit, daß der Zeppelinangiff auf Lon¬
don auch in der City zahlreiche Brände her-
vorgeruscn habe. Die Feuerwehr hätte den ganzen
Bormittag mit dem Löschen der Brände zu tun ge¬
habt. Von einem englischen Zensor wurde dem Ge¬
währsmann berichtet, daß mindestens 300 Personen
getötet und verwundet wurden, (ctr. bin.)
Bedeutet Munitionsvermchrung
für England den Sieg?
Im Anschluß an eine Rede Lloyd Georges, in
der er auf den deutschen Verbrauch von 200000
Granaten in einer Stunde zur Einleitung des Durch¬
bruchs in Galizien hinweist und hinzufügt, „die
Deutschen wären längst aus Frankreich vertrieben
und wir in Deutschland eingerückt, wenn wir ebenso
verfahren könnten", schreibt „Politiken" vom 7. Juni:
Das letztere ist nun keineswegs ganz sicher.
Die Franzosen haben unzweifelhaft z. B. ihren letzten
Angriff nördlich Arras mit einem ganz vernichtenden
Feuer eingeleitet. Sie waren auf alle Fälle, nach ihrer
eigenen Aussage, den Deutschen in bezug aus Artillerie
weit überlegen. Trotzdem sind die Ergebnisse des mehr¬
wöchigen Angriffs nur einige wenige Dörfer, einige
Quadratmeilen Landes gewesen
Der Hondelskriet Mil EiM.
— jl. ■ t- >-. ’ - ■- rr - - - .
Neue Beute unserer N-Boote.
Rotterdam, 10. Juni 1915. Reuter meldet eine
Reihe neuer Taten deutscher Unterseeboote. Danach