Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

italienischen AlpiniZ in der Nacht vorn 11. zum 12. 
Juni in der Zone der Wolayer Alpen ausge¬ 
führte Operationen Mitteilen: 
„Trotz ertutterten Widerstandes wurde der Feind, 
der sich in den Felsen eingenistet hatte, vertrieben; er 
lieh Waffen, Munition und Bomben in unseren Händen. 
Viele ergaben sich, da sie nicht fliehen konnten; sie 
waren von dem Schwünge unserer Truppen ent¬ 
setzt." 
Demgegenüber halte inan die nüchternen, sach¬ 
lichen Berichte des österreichisch-ungarischen Geueral- 
stabes und man wird bald erkennen, weler Bericht 
den Vorzug verdient. Bisher ist die Sache so ge¬ 
wesen, daß die Oesterreicher überall die angreifen¬ 
den Italiener auf den „Schwung" gebracht haben. 
„Je nach dem Gang der Ereigui»e." 
wtd Mailand. 16. Juni 1915. Nach einer Blät¬ 
termeldung aus Rom haben die zwischen Italien 
und dem Dreiverband bestehenden Abmach¬ 
ungen folgende Grundlagen: Ein sormelles Abkom¬ 
men bezüglich der Adria, das besonders die Frage 
eines serbischen Hafens an der Adria ein¬ 
schließt und die gegenseitige Verpflichtung, nachträg¬ 
lich je nach dem Gange der Ereignisse (!) vor dem 
Zusanrmentreten des Friedenskongresses ausführ¬ 
lichere Abkommen, besonders hinsichtlich der Orient- 
fvage, zu schließen. 
Die Furcht vor der Wahrheit. r 
wtb Mailand, 16. Juni 1915. „Sortiere della Sera" 
meldet: Ein Schweizer namens Bürgi ist wegen Ueber- 
tretung des Pressegesetzes vom 23. Mai 1915 vom Mai¬ 
länder Gericht zu einem Monat Gefängnis und 109 
Lire Geldbuße verurteilt worden. Bürgt hatte eine 
Nummer einer Züricher Zeitung bei sich gehabt. ,_ 
Vom See- und ««Men. 
Marokko den Spaniern! 
Die Pariser Presse zeigt sich, wie dem B. T. aus 
Genf gemeldet wird, äußerst beunruhigt über die 
Meldung aus Spanien, wonach dort eine eifrige 
Propaganda getrieben wird, deren Zielssei: „Marokko 
den Spaniern!" (Ctr. bln.) 
Deutsche Erfolge in Ostafrika. 
wtb Berlin, 15. Juni 1915. Aus Deutschost¬ 
afrika wird amtlich gemeldet: Am 2. März wurde 
in einem Gefechte am Berge Erork (nordöstlich 
des Kilimandscharo) den Engländern 57 Reittiere 
abgenommen, ein Engländer wurde gefangen. Bei 
Unternehmungen auf dem Tanganjika gerie¬ 
ten ein englischer uno ein belgischer Offizier in Ge¬ 
fangenschaft. Ein Maschinengewehr und anderes 
Material wurden erbeutet. Am 9. März hatte öst¬ 
lich am V i k t o r i a s e e eine Abteilung der Schutz- 
trrchpe unter Führung des Hauptmanns von Hart¬ 
hausen einen Z u s a m m e n st o ß mit englischen 
Streitkräften, darunter einer Europäerkompagnie 
mit Maschinengewehren und Geschützen. Der teil¬ 
weise ans seinen Stellungen geworfene Gegner ging 
nach elsstündigem Gefechte zurück. Deutscherseits 
ein Toter, zwei Leichtverwundete, zwei Vermißte. 
Am 23. März wurden die auf englischem Gebiete in 
Taveta (südöstlich des Kilimandscharo) stehende 
deutsche Abteilung von zwei indischen und zwei As- 
/arikompagnien angegriffen, die sich bis aus 250 
Meter heranarbeiteten, dann aber in kurzem Gegen¬ 
angriff geschlagen, schleunigst mit Lastautos 
den Rückzug antraten. Zwei Maschinengewehre, 
viele Patronen, ein Helioapparat und ein Auto 
wurden erbeutet. Deutscherseits keine Verluste an 
Europäern. Drei Askaris tot, beim Gegner zehn 
Tote und ein Gefangener. 
Tauchboote überall! 
Welch eine entscheidende Waffe die Unterseeboote 
in der Hand kühner Männer darstellen, zeigt jeder 
neue Kriegstag aufs neue. 
Die Unterseeboote sind die wahrhaft große Uebex- 
raschung des Weltkrieges, obwohl er doch sonst des 
überraschenden und neuen wirklich genug gebracht hat. 
Die U-Boote haben den englischen Seehochmut auf 
die Kniee gezwungen, sie allein haben die Hunger¬ 
blockade unsever Vetter jenseits des .Kanals zu durch¬ 
brechen vermocht, drei große Schlachtschiffe versenkte 
Weddigen an einen: Tage, und der Stolz Englands, 
der Träger des blauen Bandes, die „Lusitania", 
mußte vor einem deutschen Unterseeboot in die Wel¬ 
len versinken. Fast jeder Tag verzeichnet neue Helden¬ 
taten der Tauchboote Unsere tapferen Verbündeten 
wußten die furchtbare Waffe mit gleicher Kühnheit 
zu gebrauchen. Zwei Dreadnoughts fielen chnen 
schon zum Opfer, und mit der Torpedierung des 
englischen Kreuzers .Liverpool" hat das österreichisch- 
ungarische Unterseeboot IV ein wahrhaftes Meister¬ 
stück vollbracht. Der schnellfahrende englische Kreu¬ 
zer erfreute sich nämlich des Schutzes von sechs Zer¬ 
störern. Ein derartiger Schutz muß in der Regel sehr 
wirksam sein, da ja die Zerstörer das zu schützende 
Objekt während seiner ganzen Fahrt in geregelten 
Abschnitten umgeben und die Aufgabe haben, alle 
Unterseeboote, deren Anwesenheit ihrer Aufmerksam¬ 
keit etwa durch das Sichtbarwerden eines Periskops 
kenntlich wird, durch Artilleriefeuer oder durch Ram¬ 
men zu vernichten. 
Einer, der es wissen muß, nämlich Kapitänleut- 
nant von Mücke, meint deshalb auch, dieser Fall 
werde weiterhin dazu beitragen, die schon bestehende 
Nervosität der Engländer zu steigern, und dürfte auch 
nicht ohne Folgen bleiben auf das Verhalten der 
italienischen Schiffe. Auch in den Dardanellen 
werden es, nach Kapitänleutuants von Mückes An¬ 
sicht, die Unterseeboote sein, die zur Entscheidung 
mit das meiste beigetragen haben. Mücke ist der 
felsenfesten Ucberzeugung, daß an die Dardanellen 
„nicht gerührt werden kann." Auch die Einnahme 
von Konstantinopel sei ausgeschlossen. Anfangs 
hätten die Angriffe der tapferen Türken gegen die 
Landungstruppen unter dem Feuer der schtveren eng¬ 
lischen Schiffsartillerie gelitten. Die Loge habe sich 
aber mit einem Schlage geändert, als die Untersee¬ 
boote eingrifsen Sie brachten der Flotte der Alliier¬ 
ten schwere Verluste bei, sodaß sie sich zurückziehen 
mußten. Die Vernichtung des feindlichen Landungs¬ 
korps werde die baldige Folge sein. Da auf Gallipoli 
kein Trinkwasser vorhanden ist, müssen die Engländer 
und die Franzosen Trinkwasser mit sich führen bezw. 
durch eigene Transportdampfer zuftchren, aber die 
Zufuhr "wird durch die Unterseeboote immer mehr 
erschwert und dürfte schließlich ganz unterbunden 
werden. Tann aber gibt es für das englisch-fran¬ 
zösische Landungskorps, wie Kapitänleutnant von 
Mücke zuversichtlich ausführt, nur mehr Kapitulatton; 
denn eine Flucht zurück auf ihre Transportschiffe 
scheint ausgeschlossen. Die Einschiffung von 
mehr als 60 000 Mann würde nämlich tagelang 
dauern, und während dieser Zeit würden die feind¬ 
lichen Transportschiffe unausgesetzt unter tiirkischem 
Feuer stehen. 
Man kaum es nach diesen Erfolgen wirklich be¬ 
greifen, daß die Engländer die vollsten Schalen ihres 
ohnmächtigen Zorns über diese glückhaften Tauch¬ 
boote und ihre tapferen Führer und Bemannung 
ausgießen. Immer mehr sehen unsere. Feinde ein, 
daß diesmal der Angegriffene besser gerüstet in den 
Krieg zog, als der frevelhafte Angreifer. Frankreich, 
England und Rußland, von den andren Gegnern ganz 
zu schweigen, haben sich zu einem bejammernswerten 
Chor zusamnrengetan, mit dem sie das Klagelied vom 
MunitnonsMangel auf ollen Märkten der 
Welt singen. Das alte Lied! Bekommt der über- 
müttge A—'reifer seine wohlverdienten Schläge, so 
klagt er G..t und die Welt an über das Unrecht, das 
ihm zugefügt wird. Statt an die eigene Brust zu 
schlagen! Wir wollen nur eins hoffen, daß unsere 
Gegner durch den Schaden klug werden und nicht so 
leicht wieder den deutschen Zorn herausfordern. Wir 
werden siegen! Das sehen jetzt schon unsere Feinde 
ein, wenn sie auch das offene Zugestehen noch den 
Neutralen überlassen. Der griechische Generalstabs¬ 
chef Dusmonis hat es offen ausgesprochen, er halte 
den Sieg der Zentralmächte über alle Feinde für 
unausbleiblich. Wir Deutschen haben auch 
nicht.einen Augenblick etwas anderes gedacht. Nicht 
aus dem Gefühl der Uebcrbebung heraus, sondern 
weil wir wissen, daß wir, gerade weil wir friedliebend 
sind, stets auch in Frieden unsere Kriegsvklicht er¬ 
füllt haben. Wir waren gerüstet, nicht allein mit 
Munition und Waffen der Neuzeit, sondern mit dem 
wahren vaterländischen Geist, der allein die Siege 
gewinnt. Was nutzen alle Unterseeboote, wenn ihre 
Führer nicht von dem Geist eines Weddigen erfiillt 
sind. Und dieser Geist lebt in unserem ganzen Volke. 
Er begleitet dre Deutschen zu Lande, zu Wasser, in 
der Lust und unter dem Wasser! 
lief TtMriee. 
: it rrr - •rTr.-.:.r:i-.r.rr”r: 
Wieder ettt feindliches Kriegsschiff 
gesunken. - 
wtb Konstantiuopel, 16. Juni 1915. Nach 
sicheren, amtlich jedoch noch nicht bestätigten Nach¬ 
richten ist ein großes feindliches K r i e gs - 
schiff am 9. Juni zwischen der Insel Kalhmnos 
und der asiatische» Küste infolge einer Explosion 
gesunken. 
Die Insel Kalhmnos liegt an der -südlichen Spitze 
Kleinasiens, nordwestlich der Insel Kos (Stanchro), 
etwa auf halbem Wege zwischen den Inseln Rhodes 
und Samos. Die „Explosion" wird wohl ihre Ur¬ 
sache in dem Torpedotreffer eines der Unterseeboote 
haben. Da die feindliche Flotte sich vor den Darda¬ 
nellen schon fast gar nicht mehr oder nur nachts 
sehen läßt, müssen die Unterseeboote den Feind in 
seinen Nestern aufftöbern. 
Der türkische ZeriegSbericht. 
wtb Konstantinopel, 16. Juni 1915. Das Haupt- 
auartter teilt mit: An der Dardanellenfront btt A r i 
B u r n u feuerte unsere Arttllerie wirkungsvolle 
Schüsse ab. Es wurde beobachtet, daß der Feind 
infolge des von uns gegen eine seiner Artillerrestel- 
lungm eröffncten Feuers ziemlich schwere 
Verluste erlitt. Unsere Kustenbatterien bonrbar- 
dicrten mit Erfolg die Transportschiffe des 
Feindes sowie Lager und Flugzeuaschuppen an 
der Küste von Sedd-ül-Bahr. Einer unserer 
Flieger bemerkte in dev Kefalbucht auf Jmbros ein 
Panzerschiff, dessen Typ ail den „Agamem¬ 
non" erinnerte. Das Verdeck des Panzerschiffes 
lag fast unter der Meeresoberfläche. 
Der Hinte« Schornstein und der Hinte« Blast lagen 
vollständig unter Wasser. 
Die gefährlichen Dardanellen. 
Aus Lugano wird der „Voss. Zig." gemeldet: 
Die „Stampa" veröffentlicht über die Kämpfe an 
den Dardanellen einen bemerk»swerten Aufsatz 
ihres Berichterstatters Ferry-Pisani, aus dem her¬ 
vorgeht, daß drei englische Unterseeboote 
in das Marmarameer eindrangen, von denen 
zwei untergegangen sind und nur eins zu¬ 
rückkehrte. Ferrh-Pisani, der schon in früheren Auf¬ 
sätzen die ungeheuren Schwierigkeiten dez Unter¬ 
nehmens, die Tapferkeit der türkischen Soldaten, 
den Mangel an Lazaretten auf Seiten der Verbün¬ 
deten geschildert hatte — in dem einen La.zarett mit 
300 Betten sind jetzt schon 500 Verwundete unter¬ 
gebracht, während immer neue Verwundete zuströ- 
me„ — erzählt jetzt, wie schwer es bereits ist, sich 
der Küste zu nähern, da auf zwei Kilometer Entfer¬ 
nung ein furchtbares Feuer aus völlig un¬ 
sichtbaren, aber sicher treffenden Küsten- 
b alterten beginnt. Die Batterien von Jntepe 
sind eine fortwährende Bedrohung des rechten Flü¬ 
gels der Verbündeten. Sie beschießen Panzerschiffe 
gleichwie Transportschiffe, verhindern technische Ar¬ 
beiten und töten Telegraphisten. Bei Nacht haben 
sie ein sicheres Zhklopenauge: den Scheinwerfer von 
Tschanak. Alle Versuche, diesen zu treffen, sind ver¬ 
geblich. Dazu herrschen furchtbare Südwinde. 
Weiterhin sind das türkische Geschwader und die 
von deutschen Offizieren geführten Torpedoboote 
von einer Kühnheit, die alle Einbildungskraft 
übersteigt. In der Nacht vom 13. zum 14. Mai 
lag die Flotte vor Sedd-ül-Bahr, von 15 Torpedo¬ 
booten besetzt. Die Scheinwerfer sind in Tätig- 
keit. Aus der Meerenge kommt langsam ein kleiner 
Dampfer. Alle Lichter brennen. Er fährt gerade 
durch den Lichtkreis am ftanzösischen Kriegsschiff 
„Jaurss Guibcrry", das ihn ruhig passieren läßt, 
legt sich gerade vor den „Goliath" und torpe¬ 
diert ihn, löscht sofort die Lichter, entflieht 
in voller Fahrt und entkommt. Der 
„Goliath" sinkt mit fast der ganzen Besatzung. Seit¬ 
dem suchen die Panzerschiffe bei Nacht hinter den 
Inseln Schutz. Jetzt kommen noch die deutschen 
Unterseeboote hinzu, um die schweren Ge¬ 
fahren dieses Kampfes zu erhöhen, (ctr. bln.) 
Me anderen MW. 
Die griechischen Wahlen. 
Erft wurde ganz bestinnnt eine Rsgierungsurehr- 
heit gemeldet und nun heißt es plötzlich die Beni- 
s e l o s-Anhänger hätten die Mehrheit erlangt und 
zwar eine große Mehrheit, näntlich 193 von 316 
Mandaten. Es wird gemeldet: 
wtb. Athen, 16. Juni 1915. (Telegr.) Die ,Agence 
d'Athenes" meldet: In 16 Provinzen wurden die veni- 
zelistischen Kandidaten mit Sttmmeneinhelligkeit ge¬ 
wählt. In sechs Provinzen erhielten sie die Mehrheit. 
In drei Provinzen siegten die Gegner des früheren 
Ministerpräsidenten Venizelos. In Mazedonien erlangte 
die Regierungspartei eine große Mehrheit. Bon 316 
Deputierten sind 193 Venizelisten und 100 An¬ 
hänger der Regierung. Die übrigen Gewählten 
sind Rhallisten und Theotokisten, sowie Unab- 
hängige. Die oben angeführten Ziffern werden 
wahrscheinlich durch die noch nicht endgültig festgestellten 
Wahlergebniffe in Mazedonien eine Abänderung er¬ 
fahren. 
Wie geht das zu? Ist die Regieruug so schlecht 
informiert gewesen? Haben die offiziösen Bericht¬ 
erstatter Hoffnungen für Tatsachen ausgegeben? 
Hat über die Parteistelluing mehrerer Kandidaten 
Unklarheit geherrscht? 
Daß die Regierung bei ihren jetzigen, un- 
günsttgen Nachrichten sich irrt, ist freilich -.licht an¬ 
zunehmen. Es muß also ivohl damit gerechnet wer¬ 
den, daß wirklich 193 von den Gewählten sich als 
Anhänger des Herrn Beniselos erklärt haben. Das 
riecht nach Ministerkrisis, aber noch nicht 
nach Krieg. 
Denn erstens ist es zweifelhaft, ob die betreffen¬ 
den Gewählten und Wähler sich gerade auf die 
Kriegspolitik festlegen wollten, die Beniselos 
bis zu seiner Verabschiedung getrieben hatte. Und 
zweitens ist es noch gar nicht ausgemacht, daß 
Beniselos selbst, wenn er wieder zur Macht käme, 
den alten Faden wieder aufgreifen und auch unter 
den gegenwärtigen Verhältnissen die Finger- 
Griechenlands für die Kastanien der Verbündeten 
riskieren wollte. Drittens ist zu beachten, daß Kö¬ 
rrig Konstantin noch lebt und die ausschlag- 
ebende Macht noch in der Hand hat, wenn auch bei 
ieser ersten Kraftprobe die Volkstümlichkeit des 
erfolgreichen früheren Ministers noch eine Mehr- 
hett gezeitigt hat. Ob die rreue Mehrheit ausge¬ 
sprochen königsfeindlich ttnd friedensfeindlich ist 
und bleiben wird, muß sich erst noch zeigen. 
Es wäre gewiß schön gewesen, wenn sich sofort 
bei dieser ersten Wahl eine feste Friedensmehrheit 
in der griechischen Kammer ergeben hätte. Nun 
muß man sich mit der Veniselos-Mehrheit abfindcn, 
(und das geht auch ohne Gemütserschütteruug. Tenn 
in der Zwischenzeit haben die E r e i g n i s s e die 
.Kriegslust eingeschränkt. Allerdings £>at Italien 
durch seinen treulosen Uebergang ins Kriegslager 
ein schlechtes Beispiel ausgestellt, doch ist es zu¬ 
gleich ein abschreckendes Beispiel, da Italien 
bisher keine Lorbeeren und keine Vorteile geerntet 
hat, sondern sich nur mit Lasten und Sorgen bela¬ 
den hat. Dabei braucht Italien seine ganze Kraft 
an der eigenen -Nordgrenze und sträubt sich wohl¬ 
weislich gegen die gewünschte Absendung von Ka¬ 
nonenfutter nach Nordfrankreich und an die Darda¬ 
nellen. Wenn nun Griechenland allein seine 
Truppen einsetzen soll, um die Niederlage der Ver¬ 
bündeten gegen die Türkei auszugleichen, dann ist 
das wirklich feine verlockende Aufgabe. Um so we¬ 
niger, als sich gerade jetzt zwischen Serbien und 
Italien ein „Bruderkrieg" wegen Albanien und der 
Adriaküste entwickeln will, wobei auch Griechenland 
interessiert fft. 
Mehr Eindruck als das schlechte Beispiel Ita¬ 
liens wird wohl das gute Beispiel Rumä¬ 
niens machen. Rumänien bleibt klugerweise in 
der Neutralstät, trotz aller Verlockrrngen und 
Drohungen der Agenten vom Vierverband. Die 
beste Stütze dieser Neutralitätspolitik bildervdie gro¬ 
ßen Erfolge der Deutsche« und Oesterreicher in Ga¬ 
lizien und in der Bukowina, der andauernde Rück¬ 
zug der Russen, der sogar in eine Gefährdung von 
Bessarabien anszulaufen droht. Unsere Sr ege 
haben so viel abkühlende Kraft, daß wahrscheinlich 
auch das Kriegsfieber in der griechischen Veniselos- 
Partei gesunken ist. 
Die durchschlagenden Erfolge der letzten andert¬ 
halb Monate geben uns obendrein die Gewißheit, 
daß es wirklich um einen Feind mehr oder weniger 
nicht wesentlich ankommt. Den Verrat unseres 
alten Bundesgenossen haben wir ohrre Unruhe hin¬ 
genommen, und Italien war doch eine „Gro߬ 
macht", die ein schwereres Gewicht in die Wagschale 
werfen konnte, als Griechenland. Die Wagschale 
hat sich aber nicht bewegt. Warum sollten nun 
die griechischen Wahlen unsere Nachtruhe stören? 
Wir gönnen Griechenland alles Gute, und des¬ 
halb wÄrschen wir ihm vor allem die Genesung 
seines tapferen und weisen Königs. Das wei¬ 
tere wird sich dann schon gemäß der Logik der Tat¬ 
sachen ergeben. Unser Reichskanzler nannte mit 
Recht die italienische Polittk „sinnlos". Wir 
hoffen, daß man in Athen sowohl als in Bukarest 
etwas mehr Sinn und Verstand in der Politik be¬ 
wahrt.- Tori sind ja arrch die Freimaurer nicht 
so mächtig. 
Türkisch - bulgarische Verständigung. 
DDP Sofia, 15. Juni 1915. Wie von sehr gut 
informierter Quelle verlautet, finde» augenblicklich 
Verhandlungen zwischen Bulgarien und der 
Türkei statt,zwecks freundschaftlicher Lösung 
einer Reihe von Streitfragen, die zwischen beiden 
Staaten noch seit dem ersten Balkankrieg schweben. 
Die Türkei hat den guten Willen bewiesen, zu einem 
dauernden freundschaftlichen Einvernehmen mit 
Bulgarien zu kommen und hat sich u. a. bereit er¬ 
klärt, die außerhalb des bulgarischen Gebietes liegenden 
bulgarischen Enklaven an Bulgarien abzugebcn. 
Die Stunde Bulgariens. 
Unter dev Ueberschrift: „Die Stunde Bulgariens" 
schreibt das bulgarische Regierungsblatt „Kambana": 
„Me Zentralmächte (Deutschland und Oester¬ 
reich) haben bisher schon den Wunsch ausgesprochen, 
uns zu versteheir. Sie verstehen uns auch in Buka¬ 
rest und haben zuerst die Stimm« für uns erhoben. 
Der Dreiverband hat sich neun Monate mit sei¬ 
nen Vorschlägen au uns Zell gelassen. Und seine Bor¬ 
schläge vom 29. Mai find, wie alle Parteiführer ohne 
Ausnahme anerkennen, unannehmbar. Die Vor¬ 
schläge sind durch das @ingreifen Italiens nicht besser 
geworden. Denn das erhöht bloß die innere Schwäche 
des Dreiverbandes in der Balkanfrage. Also bleibt Bul¬ 
garien in seiner Position. Wir warten, daß die Zen¬ 
tral machte mit Rußland fertig werden 
und sich dann gegeir die südlichen Feinde, Serbien und 
Italien, wenden. Bei diesen letztereir Unternehmun- 
gen gegen die Woribrecher Europas wird auch unsere 
Stunde kommen." (ctr. Kn.) 
Ein« Ausficht für Serbien. 
Die „Münch. Post" erhielt von besonderer Seite 
eine längere Darstellung, aus der hervorgeht, daß 
man auch in S - r * t * n den Augenblick für günsttg 
hält, sich aus den Krallm des Dreiverbandes 
z u r e t t e n. a. er D reiverband hat nämlich in Risch 
nur solange große Worte geredet urrd große Ver- 
sprechuiigeu gemacht, wie Serbien ihm militärische 
Hilfe zu bieten schien. In dein Augenblick, wo Ita¬ 
lien auf den Plan trat, schüttelte man Serbien so¬ 
fort ab. Man hat Serbien mit der Aussicht auf 
Nordatdanien und einen Sldriahafen, sowie der Erb¬ 
schaft in Dalmatten, Istrien und Kroatien geködert, 
hat den Herren Salandra und Sonnino zuliebe aber 
dieses Traumgebilde mit einem Schlag vernichtet. 
Die Erkenntnis davon ist in Serbien jetzt schmerzlich 
gekommen, und deshalb fällt es den Serderr nicht 
ein, den Italienern ihr Vorgehen im Jsonzotal durch 
eine Offensive gegen Bosnien zu erleichtern, sondern 
sie schicken soviel Truppen wie nur möglich »ach 
A l b a n i e u, um aur Schluß den Italienern die 
harte Aufgabe zu stellen, sie aus Albanien zu vertrei¬ 
ben. In W i e u und Budapest hegt rnan, so be¬ 
sagt die Darstellung des Münchener Blattes weiter, 
gegen das serbische Volk als solches keinen un¬ 
versöhnlichen Haß. Dieser gilt nur der Par¬ 
tei der Königsmörder urrd der verkomme- 
» e n Familie a u f d e m T h r o n. Wolle sich das 
serbisch: Volk ei,re beffere Znkirnft sichern, so müsse 
cs sich von den unseligen Ketten seiner Clique be¬ 
freien, eine Verständigung anzubahnen versuchen 
und das unter der Fremdherrschaft schmachtende bul¬ 
garische Makedonien freiwillig mrückgeben. Be¬ 
schreite das serbische Volk diesen Weg, dann werde 
seine Zukunft gesichert seür. (ctr. bln.) 
Die Haltung der rumänischen Kriegspartei. 
In seinem Bukarester Blatt „Epoca" veröffent¬ 
licht der Führer der rumärrischerr Kriegspartei, F i l i- 
P e s c u, folgende interessante Aenßerungen: 
Ich erkenne an, daß heute unsere militärische Lage 
empfindlich u n g ü n st i g e r ist. Die Russen haben 
eine Niederlage erlitten und die „demoralisierte" öster¬ 
reichische Armee stellt sich wesentlich besser dar. Die 
Gegnerschaft unserer ehemaligen Verbündeten Deutsch¬ 
land und Oesterreich-Ungarn erscheint uns jetzt ganz 
natürlich. Was aber ganz und gar nicht natürlich ist. 
ist der Umstand, daß >vir Rußland durch unser mu** 
Males diplomatisches Vorgehen herausgefordert haben, 
daß wir Italien unser Eingreifen für den Augenblick 
seines Eintretens in den Krieg versprochen und dann 
den Italienern trotzdein erklärt haben, daß lvir uns 
nicht von der Stelle rühren, daß wir von England Geld 
und von Frankreich Munition genommen haben und daß 
wir uns endlich keine Rechenschaft von den Verpflich¬ 
tungen geben, die wir den Pierbundmächten gegenüber 
übernommen haben. Seit sechs Monaten hatte die Re¬ 
gierung unsere volle Unterstützung behufs ueuer Per¬ 
bandlungen. In ihrem wie in unserem Namen kann sie 
heute noch den Fehler wettmachen, den sie begangen 
hat, damit unsere guten Beziehungeir zu den Vierbund¬ 
mächten wiederhergestellt werden, vorausgesetzt, daß di« 
Mächte unsere berechtigten Forderungen erfüllen. Dis 
Drohung einer Frontänderung unserer Politik ist un¬ 
fruchtbar, weil wir, gebunden wie wir sind, eine andere 
Politik nicht treiben können. 
T-azn bemerkt die „Voss. Ztg.": Irr dieser Unter¬ 
redung ist Herrrr Nie» Filipescn ein kleiner Gcdächt- 
nisfehler unterlaufen. Er spricht von einer Bin¬ 
dung gegenüber den Bierbundmächten, die 
nach Aussage des Ministerpräsidenten Brattann gar 
nicht besteht, und er vergißt dabei vollständig, 
daß in einer Zeit, wo sowohl er wie sein Freund 
Take Jonrscu ganz und restlos auf der Seite der 
Zentrwlmächte standen, ein Kabinett, dem er selbst 
angehört hat, de» Vertrag mit Deutschland und 
Oesterreich-Ungarn verlängert hat. Dieser Vertrag, 
der bis zum Jahre 1920 läuft, ist der einzige wirk¬ 
liche Vertrag, den Rumänien in aller Form rechtens 
eingegangen ist, und von dem es sich nur durch einen 
Vertragsbruch nach berühmtem talienischen, Muster 
freimachen könnte. Irgend welche schriftliche A b- 
m a ch n n g c n mit den Bierbundmächtcn, 
die zum vollen Abschlüsse gediehen wären, bestehen, 
wie ivir auf Grund zuverlässiger Erkundigungen mit- 
teilen können, bis auf den heutigen Tag 
nicht, (cr. bln.) 
Die amerikanischen Munitiouslieferurrgcn. 
Das „Berl. Tagebl." entnimmt den russischen 
Zeitungen interessante Angaben über die amerikani¬ 
schen Mnnittonsliefernngcn. Benierkerrsivert ist bei¬ 
spielsweise, daß irr einer Beschwichttgnngsnotc des 
Washingtoner Handelsdepartements, die eigentlich das 
amerikanische Exportgeschäft mit Waffen und Muni¬ 
tion beschönigen soll, unter anderem folgende Ziffern 
enthalten sind: Es wurden in den ersten acht Kriegs- 
monaterr geliefert 107 977 Faß Pulver int Werte 
von 390 000 Dollars, ferner andere Explosivstoffe im 
Werte von 4,5 Millionen Dollars, 240 Millionen 
Gewehrpatronen im Werte von 9570 000 Dollars 
Die Ausfuhr an diesen Gegenständen hat übrigens 
seit 31. März zngenmninen. Ein amerikanisches Blatt 
gibt einen Bericht über die Ueberfahrt des Whitc- 
Star-Danrpfers „Cynrris" nach Europa, der eine 
Anzahl Kanadier zur Front beförderte und' wegen 
seiner sonstigen Ladung als schwimmendes Arsenal 
bezeichnet wird. Er hatte zahlreiche Passagiere, aber 
nicht einen einzigen Amerikaner an Bord. An Deck 
befanden sich große Flöße für den Fall d:S Untergan¬ 
ges und die Passagiere mußten Uebnngen mit den 
Rettungsbooten machen. Der Dampfer hatte ge- 
walttge Mengen Kupfer in verschiedener Form, fir¬ 
ner 4300 Kisten Patronen, 1750 Granaten und 
Pistolen und andere Feuerwaffen und große M:n- 
gen von Meffing und sogenannte Eifinbarrcn, wel¬ 
ches der Ausdruck für Geschütze ist. Weiter wird 
erzählt: Die Bethlehem Steel Company erhielt im 
Mai eine englische Bestellung auf 8000 Kanonen. 
Anfangs Juni sollen zehn fiir englische Rechnung 
hergestellte Tauchboote vom Stapel gelaufen sein. 
Sic sollen am 1. Juli geliefert werden. 
Aus Neuyork wird der Telegraphcn-Union ge¬ 
meldet: Der jüngste Auftrag der russischen Regie¬ 
rung auf Munition irr Höhe von 83 Millioneir Dol¬ 
lars ist nach Mitteilungen des Präsidenten Curh der 
Canadian Car and Fournh Company zugefallen. 
Die Ausführung der Riesenbestellung ist auf 50 
amerikanische und 10 kanadische Firmen verteilt 
worden. Auf besonderen Wunsch der Fabrikanten 
unterblieb die Bekanntgabe der betreffenden Firmen, 
da diese Uimnnehmlichketten befürchteten. Nach der: 
Mitteilungen Cars ist aber beinahe jedes in Be¬ 
tracht kommende Werk in den östlichen Staaten und 
in Kanada, das nicht schon Munition herftellt, an 
dem „Segen" der Riesendestellung beteiligt. Die Be¬ 
stellung lautet ans 5 Millionen Geschosse, zur Hälfte 
Schrapnells und zur Hälfte Explosivgeschosse. " Tie 
Lieferung soll bereits im Juni in kanadische und 
amerikanische Häsen erfolgen und im Januar näch¬ 
sten Jahres beendet sein. Die ruffische Regierung 
hat als Garantte für die Zahlung bei C. -Morgan 
und arrderen Banken die Summe von 20 Millionen 
Dollar hinterlegt, (ctr. bln.) 
wtb 3500 Feldpostpäckchen verbrannt. Trotz 
wiederholter Wariruug werde,! immer noch fener- 
gesährlrche Gegenstände, wie Streichhölzer, Benzin, 
Aether, mit der Feldpost verschickt. Als beklagens¬ 
werte Folgert dieser verbotswidrigen Versendung 
sind wieder folgende Brandunfälle anzusehen. Am 
16. Mai Ä die Ladung eines bei einer Fcldpost- 
station des östlichen Kriegsschauplatzes in einem 
Kraftwagen eingetroffenerr Postversandes au-3 sich 
heraus in Brand geraten, wobei 2 Pakete und etwa 
40 Päckchen beschädigt worden sind. Zwei weitere 
Brandunfälle sind jüngsten Datums. Ter eine hat 
ich am 5. Juni in einem Postberwagen des Zuges 
D 129 Köln-Hannover—Berlin, der andere am 8. 
Juni in einem Postbeiwagen des Zngcs 279 Bres¬ 
lau—Mpslowitz zugetragen. Beide Wagen tvarcn 
mit Päckchenpost für das Ostheer beladen. Während 
irr dem Falle vom 5. Juni der Brand so zeitig ent¬ 
deckt und gelöscht worden ist, daß nur wenig Päck- 
cheir vernichtet worden sind, .sind in dem Falle vom 
8. Juni trotz tatkräftigen Eingreifens des Post- und 
Eisenbahnpersonals MX) Päckchen dem Brand zum 
Opfer gefallen. -Nach dem Befunde ist in allen drei 
Fällen Selbstentzündung von Streichhölzern als 
Ursache der Brände anzufihen. — Diese Vorfälle 
ind eine neue ernste -Mahnung, die Versendung 
von Streichhölzern und anderer leicht entzündbarer 
Gegenstände mit der ^Feldpost unbedingt zu unter¬ 
lassen. Gewiß sind Feuerzeuge uncutbehrilche Gc- 
brauchsgegenslände für bat Soldaten tut Felde. Es 
gibt aber völlig ungefährliche, mit Feuerstein und 
Zündschnur, die sich zur Beförderung mit der Feld¬ 
post eignen. Dfi Vereiuiarmgeu zur Sainmlung
	        
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