italienischen AlpiniZ in der Nacht vorn 11. zum 12.
Juni in der Zone der Wolayer Alpen ausge¬
führte Operationen Mitteilen:
„Trotz ertutterten Widerstandes wurde der Feind,
der sich in den Felsen eingenistet hatte, vertrieben; er
lieh Waffen, Munition und Bomben in unseren Händen.
Viele ergaben sich, da sie nicht fliehen konnten; sie
waren von dem Schwünge unserer Truppen ent¬
setzt."
Demgegenüber halte inan die nüchternen, sach¬
lichen Berichte des österreichisch-ungarischen Geueral-
stabes und man wird bald erkennen, weler Bericht
den Vorzug verdient. Bisher ist die Sache so ge¬
wesen, daß die Oesterreicher überall die angreifen¬
den Italiener auf den „Schwung" gebracht haben.
„Je nach dem Gang der Ereigui»e."
wtd Mailand. 16. Juni 1915. Nach einer Blät¬
termeldung aus Rom haben die zwischen Italien
und dem Dreiverband bestehenden Abmach¬
ungen folgende Grundlagen: Ein sormelles Abkom¬
men bezüglich der Adria, das besonders die Frage
eines serbischen Hafens an der Adria ein¬
schließt und die gegenseitige Verpflichtung, nachträg¬
lich je nach dem Gange der Ereignisse (!) vor dem
Zusanrmentreten des Friedenskongresses ausführ¬
lichere Abkommen, besonders hinsichtlich der Orient-
fvage, zu schließen.
Die Furcht vor der Wahrheit. r
wtb Mailand, 16. Juni 1915. „Sortiere della Sera"
meldet: Ein Schweizer namens Bürgi ist wegen Ueber-
tretung des Pressegesetzes vom 23. Mai 1915 vom Mai¬
länder Gericht zu einem Monat Gefängnis und 109
Lire Geldbuße verurteilt worden. Bürgt hatte eine
Nummer einer Züricher Zeitung bei sich gehabt. ,_
Vom See- und ««Men.
Marokko den Spaniern!
Die Pariser Presse zeigt sich, wie dem B. T. aus
Genf gemeldet wird, äußerst beunruhigt über die
Meldung aus Spanien, wonach dort eine eifrige
Propaganda getrieben wird, deren Zielssei: „Marokko
den Spaniern!" (Ctr. bln.)
Deutsche Erfolge in Ostafrika.
wtb Berlin, 15. Juni 1915. Aus Deutschost¬
afrika wird amtlich gemeldet: Am 2. März wurde
in einem Gefechte am Berge Erork (nordöstlich
des Kilimandscharo) den Engländern 57 Reittiere
abgenommen, ein Engländer wurde gefangen. Bei
Unternehmungen auf dem Tanganjika gerie¬
ten ein englischer uno ein belgischer Offizier in Ge¬
fangenschaft. Ein Maschinengewehr und anderes
Material wurden erbeutet. Am 9. März hatte öst¬
lich am V i k t o r i a s e e eine Abteilung der Schutz-
trrchpe unter Führung des Hauptmanns von Hart¬
hausen einen Z u s a m m e n st o ß mit englischen
Streitkräften, darunter einer Europäerkompagnie
mit Maschinengewehren und Geschützen. Der teil¬
weise ans seinen Stellungen geworfene Gegner ging
nach elsstündigem Gefechte zurück. Deutscherseits
ein Toter, zwei Leichtverwundete, zwei Vermißte.
Am 23. März wurden die auf englischem Gebiete in
Taveta (südöstlich des Kilimandscharo) stehende
deutsche Abteilung von zwei indischen und zwei As-
/arikompagnien angegriffen, die sich bis aus 250
Meter heranarbeiteten, dann aber in kurzem Gegen¬
angriff geschlagen, schleunigst mit Lastautos
den Rückzug antraten. Zwei Maschinengewehre,
viele Patronen, ein Helioapparat und ein Auto
wurden erbeutet. Deutscherseits keine Verluste an
Europäern. Drei Askaris tot, beim Gegner zehn
Tote und ein Gefangener.
Tauchboote überall!
Welch eine entscheidende Waffe die Unterseeboote
in der Hand kühner Männer darstellen, zeigt jeder
neue Kriegstag aufs neue.
Die Unterseeboote sind die wahrhaft große Uebex-
raschung des Weltkrieges, obwohl er doch sonst des
überraschenden und neuen wirklich genug gebracht hat.
Die U-Boote haben den englischen Seehochmut auf
die Kniee gezwungen, sie allein haben die Hunger¬
blockade unsever Vetter jenseits des .Kanals zu durch¬
brechen vermocht, drei große Schlachtschiffe versenkte
Weddigen an einen: Tage, und der Stolz Englands,
der Träger des blauen Bandes, die „Lusitania",
mußte vor einem deutschen Unterseeboot in die Wel¬
len versinken. Fast jeder Tag verzeichnet neue Helden¬
taten der Tauchboote Unsere tapferen Verbündeten
wußten die furchtbare Waffe mit gleicher Kühnheit
zu gebrauchen. Zwei Dreadnoughts fielen chnen
schon zum Opfer, und mit der Torpedierung des
englischen Kreuzers .Liverpool" hat das österreichisch-
ungarische Unterseeboot IV ein wahrhaftes Meister¬
stück vollbracht. Der schnellfahrende englische Kreu¬
zer erfreute sich nämlich des Schutzes von sechs Zer¬
störern. Ein derartiger Schutz muß in der Regel sehr
wirksam sein, da ja die Zerstörer das zu schützende
Objekt während seiner ganzen Fahrt in geregelten
Abschnitten umgeben und die Aufgabe haben, alle
Unterseeboote, deren Anwesenheit ihrer Aufmerksam¬
keit etwa durch das Sichtbarwerden eines Periskops
kenntlich wird, durch Artilleriefeuer oder durch Ram¬
men zu vernichten.
Einer, der es wissen muß, nämlich Kapitänleut-
nant von Mücke, meint deshalb auch, dieser Fall
werde weiterhin dazu beitragen, die schon bestehende
Nervosität der Engländer zu steigern, und dürfte auch
nicht ohne Folgen bleiben auf das Verhalten der
italienischen Schiffe. Auch in den Dardanellen
werden es, nach Kapitänleutuants von Mückes An¬
sicht, die Unterseeboote sein, die zur Entscheidung
mit das meiste beigetragen haben. Mücke ist der
felsenfesten Ucberzeugung, daß an die Dardanellen
„nicht gerührt werden kann." Auch die Einnahme
von Konstantinopel sei ausgeschlossen. Anfangs
hätten die Angriffe der tapferen Türken gegen die
Landungstruppen unter dem Feuer der schtveren eng¬
lischen Schiffsartillerie gelitten. Die Loge habe sich
aber mit einem Schlage geändert, als die Untersee¬
boote eingrifsen Sie brachten der Flotte der Alliier¬
ten schwere Verluste bei, sodaß sie sich zurückziehen
mußten. Die Vernichtung des feindlichen Landungs¬
korps werde die baldige Folge sein. Da auf Gallipoli
kein Trinkwasser vorhanden ist, müssen die Engländer
und die Franzosen Trinkwasser mit sich führen bezw.
durch eigene Transportdampfer zuftchren, aber die
Zufuhr "wird durch die Unterseeboote immer mehr
erschwert und dürfte schließlich ganz unterbunden
werden. Tann aber gibt es für das englisch-fran¬
zösische Landungskorps, wie Kapitänleutnant von
Mücke zuversichtlich ausführt, nur mehr Kapitulatton;
denn eine Flucht zurück auf ihre Transportschiffe
scheint ausgeschlossen. Die Einschiffung von
mehr als 60 000 Mann würde nämlich tagelang
dauern, und während dieser Zeit würden die feind¬
lichen Transportschiffe unausgesetzt unter tiirkischem
Feuer stehen.
Man kaum es nach diesen Erfolgen wirklich be¬
greifen, daß die Engländer die vollsten Schalen ihres
ohnmächtigen Zorns über diese glückhaften Tauch¬
boote und ihre tapferen Führer und Bemannung
ausgießen. Immer mehr sehen unsere. Feinde ein,
daß diesmal der Angegriffene besser gerüstet in den
Krieg zog, als der frevelhafte Angreifer. Frankreich,
England und Rußland, von den andren Gegnern ganz
zu schweigen, haben sich zu einem bejammernswerten
Chor zusamnrengetan, mit dem sie das Klagelied vom
MunitnonsMangel auf ollen Märkten der
Welt singen. Das alte Lied! Bekommt der über-
müttge A—'reifer seine wohlverdienten Schläge, so
klagt er G..t und die Welt an über das Unrecht, das
ihm zugefügt wird. Statt an die eigene Brust zu
schlagen! Wir wollen nur eins hoffen, daß unsere
Gegner durch den Schaden klug werden und nicht so
leicht wieder den deutschen Zorn herausfordern. Wir
werden siegen! Das sehen jetzt schon unsere Feinde
ein, wenn sie auch das offene Zugestehen noch den
Neutralen überlassen. Der griechische Generalstabs¬
chef Dusmonis hat es offen ausgesprochen, er halte
den Sieg der Zentralmächte über alle Feinde für
unausbleiblich. Wir Deutschen haben auch
nicht.einen Augenblick etwas anderes gedacht. Nicht
aus dem Gefühl der Uebcrbebung heraus, sondern
weil wir wissen, daß wir, gerade weil wir friedliebend
sind, stets auch in Frieden unsere Kriegsvklicht er¬
füllt haben. Wir waren gerüstet, nicht allein mit
Munition und Waffen der Neuzeit, sondern mit dem
wahren vaterländischen Geist, der allein die Siege
gewinnt. Was nutzen alle Unterseeboote, wenn ihre
Führer nicht von dem Geist eines Weddigen erfiillt
sind. Und dieser Geist lebt in unserem ganzen Volke.
Er begleitet dre Deutschen zu Lande, zu Wasser, in
der Lust und unter dem Wasser!
lief TtMriee.
: it rrr - •rTr.-.:.r:i-.r.rr”r:
Wieder ettt feindliches Kriegsschiff
gesunken. -
wtb Konstantiuopel, 16. Juni 1915. Nach
sicheren, amtlich jedoch noch nicht bestätigten Nach¬
richten ist ein großes feindliches K r i e gs -
schiff am 9. Juni zwischen der Insel Kalhmnos
und der asiatische» Küste infolge einer Explosion
gesunken.
Die Insel Kalhmnos liegt an der -südlichen Spitze
Kleinasiens, nordwestlich der Insel Kos (Stanchro),
etwa auf halbem Wege zwischen den Inseln Rhodes
und Samos. Die „Explosion" wird wohl ihre Ur¬
sache in dem Torpedotreffer eines der Unterseeboote
haben. Da die feindliche Flotte sich vor den Darda¬
nellen schon fast gar nicht mehr oder nur nachts
sehen läßt, müssen die Unterseeboote den Feind in
seinen Nestern aufftöbern.
Der türkische ZeriegSbericht.
wtb Konstantinopel, 16. Juni 1915. Das Haupt-
auartter teilt mit: An der Dardanellenfront btt A r i
B u r n u feuerte unsere Arttllerie wirkungsvolle
Schüsse ab. Es wurde beobachtet, daß der Feind
infolge des von uns gegen eine seiner Artillerrestel-
lungm eröffncten Feuers ziemlich schwere
Verluste erlitt. Unsere Kustenbatterien bonrbar-
dicrten mit Erfolg die Transportschiffe des
Feindes sowie Lager und Flugzeuaschuppen an
der Küste von Sedd-ül-Bahr. Einer unserer
Flieger bemerkte in dev Kefalbucht auf Jmbros ein
Panzerschiff, dessen Typ ail den „Agamem¬
non" erinnerte. Das Verdeck des Panzerschiffes
lag fast unter der Meeresoberfläche.
Der Hinte« Schornstein und der Hinte« Blast lagen
vollständig unter Wasser.
Die gefährlichen Dardanellen.
Aus Lugano wird der „Voss. Zig." gemeldet:
Die „Stampa" veröffentlicht über die Kämpfe an
den Dardanellen einen bemerk»swerten Aufsatz
ihres Berichterstatters Ferry-Pisani, aus dem her¬
vorgeht, daß drei englische Unterseeboote
in das Marmarameer eindrangen, von denen
zwei untergegangen sind und nur eins zu¬
rückkehrte. Ferrh-Pisani, der schon in früheren Auf¬
sätzen die ungeheuren Schwierigkeiten dez Unter¬
nehmens, die Tapferkeit der türkischen Soldaten,
den Mangel an Lazaretten auf Seiten der Verbün¬
deten geschildert hatte — in dem einen La.zarett mit
300 Betten sind jetzt schon 500 Verwundete unter¬
gebracht, während immer neue Verwundete zuströ-
me„ — erzählt jetzt, wie schwer es bereits ist, sich
der Küste zu nähern, da auf zwei Kilometer Entfer¬
nung ein furchtbares Feuer aus völlig un¬
sichtbaren, aber sicher treffenden Küsten-
b alterten beginnt. Die Batterien von Jntepe
sind eine fortwährende Bedrohung des rechten Flü¬
gels der Verbündeten. Sie beschießen Panzerschiffe
gleichwie Transportschiffe, verhindern technische Ar¬
beiten und töten Telegraphisten. Bei Nacht haben
sie ein sicheres Zhklopenauge: den Scheinwerfer von
Tschanak. Alle Versuche, diesen zu treffen, sind ver¬
geblich. Dazu herrschen furchtbare Südwinde.
Weiterhin sind das türkische Geschwader und die
von deutschen Offizieren geführten Torpedoboote
von einer Kühnheit, die alle Einbildungskraft
übersteigt. In der Nacht vom 13. zum 14. Mai
lag die Flotte vor Sedd-ül-Bahr, von 15 Torpedo¬
booten besetzt. Die Scheinwerfer sind in Tätig-
keit. Aus der Meerenge kommt langsam ein kleiner
Dampfer. Alle Lichter brennen. Er fährt gerade
durch den Lichtkreis am ftanzösischen Kriegsschiff
„Jaurss Guibcrry", das ihn ruhig passieren läßt,
legt sich gerade vor den „Goliath" und torpe¬
diert ihn, löscht sofort die Lichter, entflieht
in voller Fahrt und entkommt. Der
„Goliath" sinkt mit fast der ganzen Besatzung. Seit¬
dem suchen die Panzerschiffe bei Nacht hinter den
Inseln Schutz. Jetzt kommen noch die deutschen
Unterseeboote hinzu, um die schweren Ge¬
fahren dieses Kampfes zu erhöhen, (ctr. bln.)
Me anderen MW.
Die griechischen Wahlen.
Erft wurde ganz bestinnnt eine Rsgierungsurehr-
heit gemeldet und nun heißt es plötzlich die Beni-
s e l o s-Anhänger hätten die Mehrheit erlangt und
zwar eine große Mehrheit, näntlich 193 von 316
Mandaten. Es wird gemeldet:
wtb. Athen, 16. Juni 1915. (Telegr.) Die ,Agence
d'Athenes" meldet: In 16 Provinzen wurden die veni-
zelistischen Kandidaten mit Sttmmeneinhelligkeit ge¬
wählt. In sechs Provinzen erhielten sie die Mehrheit.
In drei Provinzen siegten die Gegner des früheren
Ministerpräsidenten Venizelos. In Mazedonien erlangte
die Regierungspartei eine große Mehrheit. Bon 316
Deputierten sind 193 Venizelisten und 100 An¬
hänger der Regierung. Die übrigen Gewählten
sind Rhallisten und Theotokisten, sowie Unab-
hängige. Die oben angeführten Ziffern werden
wahrscheinlich durch die noch nicht endgültig festgestellten
Wahlergebniffe in Mazedonien eine Abänderung er¬
fahren.
Wie geht das zu? Ist die Regieruug so schlecht
informiert gewesen? Haben die offiziösen Bericht¬
erstatter Hoffnungen für Tatsachen ausgegeben?
Hat über die Parteistelluing mehrerer Kandidaten
Unklarheit geherrscht?
Daß die Regierung bei ihren jetzigen, un-
günsttgen Nachrichten sich irrt, ist freilich -.licht an¬
zunehmen. Es muß also ivohl damit gerechnet wer¬
den, daß wirklich 193 von den Gewählten sich als
Anhänger des Herrn Beniselos erklärt haben. Das
riecht nach Ministerkrisis, aber noch nicht
nach Krieg.
Denn erstens ist es zweifelhaft, ob die betreffen¬
den Gewählten und Wähler sich gerade auf die
Kriegspolitik festlegen wollten, die Beniselos
bis zu seiner Verabschiedung getrieben hatte. Und
zweitens ist es noch gar nicht ausgemacht, daß
Beniselos selbst, wenn er wieder zur Macht käme,
den alten Faden wieder aufgreifen und auch unter
den gegenwärtigen Verhältnissen die Finger-
Griechenlands für die Kastanien der Verbündeten
riskieren wollte. Drittens ist zu beachten, daß Kö¬
rrig Konstantin noch lebt und die ausschlag-
ebende Macht noch in der Hand hat, wenn auch bei
ieser ersten Kraftprobe die Volkstümlichkeit des
erfolgreichen früheren Ministers noch eine Mehr-
hett gezeitigt hat. Ob die rreue Mehrheit ausge¬
sprochen königsfeindlich ttnd friedensfeindlich ist
und bleiben wird, muß sich erst noch zeigen.
Es wäre gewiß schön gewesen, wenn sich sofort
bei dieser ersten Wahl eine feste Friedensmehrheit
in der griechischen Kammer ergeben hätte. Nun
muß man sich mit der Veniselos-Mehrheit abfindcn,
(und das geht auch ohne Gemütserschütteruug. Tenn
in der Zwischenzeit haben die E r e i g n i s s e die
.Kriegslust eingeschränkt. Allerdings £>at Italien
durch seinen treulosen Uebergang ins Kriegslager
ein schlechtes Beispiel ausgestellt, doch ist es zu¬
gleich ein abschreckendes Beispiel, da Italien
bisher keine Lorbeeren und keine Vorteile geerntet
hat, sondern sich nur mit Lasten und Sorgen bela¬
den hat. Dabei braucht Italien seine ganze Kraft
an der eigenen -Nordgrenze und sträubt sich wohl¬
weislich gegen die gewünschte Absendung von Ka¬
nonenfutter nach Nordfrankreich und an die Darda¬
nellen. Wenn nun Griechenland allein seine
Truppen einsetzen soll, um die Niederlage der Ver¬
bündeten gegen die Türkei auszugleichen, dann ist
das wirklich feine verlockende Aufgabe. Um so we¬
niger, als sich gerade jetzt zwischen Serbien und
Italien ein „Bruderkrieg" wegen Albanien und der
Adriaküste entwickeln will, wobei auch Griechenland
interessiert fft.
Mehr Eindruck als das schlechte Beispiel Ita¬
liens wird wohl das gute Beispiel Rumä¬
niens machen. Rumänien bleibt klugerweise in
der Neutralstät, trotz aller Verlockrrngen und
Drohungen der Agenten vom Vierverband. Die
beste Stütze dieser Neutralitätspolitik bildervdie gro¬
ßen Erfolge der Deutsche« und Oesterreicher in Ga¬
lizien und in der Bukowina, der andauernde Rück¬
zug der Russen, der sogar in eine Gefährdung von
Bessarabien anszulaufen droht. Unsere Sr ege
haben so viel abkühlende Kraft, daß wahrscheinlich
auch das Kriegsfieber in der griechischen Veniselos-
Partei gesunken ist.
Die durchschlagenden Erfolge der letzten andert¬
halb Monate geben uns obendrein die Gewißheit,
daß es wirklich um einen Feind mehr oder weniger
nicht wesentlich ankommt. Den Verrat unseres
alten Bundesgenossen haben wir ohrre Unruhe hin¬
genommen, und Italien war doch eine „Gro߬
macht", die ein schwereres Gewicht in die Wagschale
werfen konnte, als Griechenland. Die Wagschale
hat sich aber nicht bewegt. Warum sollten nun
die griechischen Wahlen unsere Nachtruhe stören?
Wir gönnen Griechenland alles Gute, und des¬
halb wÄrschen wir ihm vor allem die Genesung
seines tapferen und weisen Königs. Das wei¬
tere wird sich dann schon gemäß der Logik der Tat¬
sachen ergeben. Unser Reichskanzler nannte mit
Recht die italienische Polittk „sinnlos". Wir
hoffen, daß man in Athen sowohl als in Bukarest
etwas mehr Sinn und Verstand in der Politik be¬
wahrt.- Tori sind ja arrch die Freimaurer nicht
so mächtig.
Türkisch - bulgarische Verständigung.
DDP Sofia, 15. Juni 1915. Wie von sehr gut
informierter Quelle verlautet, finde» augenblicklich
Verhandlungen zwischen Bulgarien und der
Türkei statt,zwecks freundschaftlicher Lösung
einer Reihe von Streitfragen, die zwischen beiden
Staaten noch seit dem ersten Balkankrieg schweben.
Die Türkei hat den guten Willen bewiesen, zu einem
dauernden freundschaftlichen Einvernehmen mit
Bulgarien zu kommen und hat sich u. a. bereit er¬
klärt, die außerhalb des bulgarischen Gebietes liegenden
bulgarischen Enklaven an Bulgarien abzugebcn.
Die Stunde Bulgariens.
Unter dev Ueberschrift: „Die Stunde Bulgariens"
schreibt das bulgarische Regierungsblatt „Kambana":
„Me Zentralmächte (Deutschland und Oester¬
reich) haben bisher schon den Wunsch ausgesprochen,
uns zu versteheir. Sie verstehen uns auch in Buka¬
rest und haben zuerst die Stimm« für uns erhoben.
Der Dreiverband hat sich neun Monate mit sei¬
nen Vorschlägen au uns Zell gelassen. Und seine Bor¬
schläge vom 29. Mai find, wie alle Parteiführer ohne
Ausnahme anerkennen, unannehmbar. Die Vor¬
schläge sind durch das @ingreifen Italiens nicht besser
geworden. Denn das erhöht bloß die innere Schwäche
des Dreiverbandes in der Balkanfrage. Also bleibt Bul¬
garien in seiner Position. Wir warten, daß die Zen¬
tral machte mit Rußland fertig werden
und sich dann gegeir die südlichen Feinde, Serbien und
Italien, wenden. Bei diesen letztereir Unternehmun-
gen gegen die Woribrecher Europas wird auch unsere
Stunde kommen." (ctr. Kn.)
Ein« Ausficht für Serbien.
Die „Münch. Post" erhielt von besonderer Seite
eine längere Darstellung, aus der hervorgeht, daß
man auch in S - r * t * n den Augenblick für günsttg
hält, sich aus den Krallm des Dreiverbandes
z u r e t t e n. a. er D reiverband hat nämlich in Risch
nur solange große Worte geredet urrd große Ver-
sprechuiigeu gemacht, wie Serbien ihm militärische
Hilfe zu bieten schien. In dein Augenblick, wo Ita¬
lien auf den Plan trat, schüttelte man Serbien so¬
fort ab. Man hat Serbien mit der Aussicht auf
Nordatdanien und einen Sldriahafen, sowie der Erb¬
schaft in Dalmatten, Istrien und Kroatien geködert,
hat den Herren Salandra und Sonnino zuliebe aber
dieses Traumgebilde mit einem Schlag vernichtet.
Die Erkenntnis davon ist in Serbien jetzt schmerzlich
gekommen, und deshalb fällt es den Serderr nicht
ein, den Italienern ihr Vorgehen im Jsonzotal durch
eine Offensive gegen Bosnien zu erleichtern, sondern
sie schicken soviel Truppen wie nur möglich »ach
A l b a n i e u, um aur Schluß den Italienern die
harte Aufgabe zu stellen, sie aus Albanien zu vertrei¬
ben. In W i e u und Budapest hegt rnan, so be¬
sagt die Darstellung des Münchener Blattes weiter,
gegen das serbische Volk als solches keinen un¬
versöhnlichen Haß. Dieser gilt nur der Par¬
tei der Königsmörder urrd der verkomme-
» e n Familie a u f d e m T h r o n. Wolle sich das
serbisch: Volk ei,re beffere Znkirnft sichern, so müsse
cs sich von den unseligen Ketten seiner Clique be¬
freien, eine Verständigung anzubahnen versuchen
und das unter der Fremdherrschaft schmachtende bul¬
garische Makedonien freiwillig mrückgeben. Be¬
schreite das serbische Volk diesen Weg, dann werde
seine Zukunft gesichert seür. (ctr. bln.)
Die Haltung der rumänischen Kriegspartei.
In seinem Bukarester Blatt „Epoca" veröffent¬
licht der Führer der rumärrischerr Kriegspartei, F i l i-
P e s c u, folgende interessante Aenßerungen:
Ich erkenne an, daß heute unsere militärische Lage
empfindlich u n g ü n st i g e r ist. Die Russen haben
eine Niederlage erlitten und die „demoralisierte" öster¬
reichische Armee stellt sich wesentlich besser dar. Die
Gegnerschaft unserer ehemaligen Verbündeten Deutsch¬
land und Oesterreich-Ungarn erscheint uns jetzt ganz
natürlich. Was aber ganz und gar nicht natürlich ist.
ist der Umstand, daß >vir Rußland durch unser mu**
Males diplomatisches Vorgehen herausgefordert haben,
daß wir Italien unser Eingreifen für den Augenblick
seines Eintretens in den Krieg versprochen und dann
den Italienern trotzdein erklärt haben, daß lvir uns
nicht von der Stelle rühren, daß wir von England Geld
und von Frankreich Munition genommen haben und daß
wir uns endlich keine Rechenschaft von den Verpflich¬
tungen geben, die wir den Pierbundmächten gegenüber
übernommen haben. Seit sechs Monaten hatte die Re¬
gierung unsere volle Unterstützung behufs ueuer Per¬
bandlungen. In ihrem wie in unserem Namen kann sie
heute noch den Fehler wettmachen, den sie begangen
hat, damit unsere guten Beziehungeir zu den Vierbund¬
mächten wiederhergestellt werden, vorausgesetzt, daß di«
Mächte unsere berechtigten Forderungen erfüllen. Dis
Drohung einer Frontänderung unserer Politik ist un¬
fruchtbar, weil wir, gebunden wie wir sind, eine andere
Politik nicht treiben können.
T-azn bemerkt die „Voss. Ztg.": Irr dieser Unter¬
redung ist Herrrr Nie» Filipescn ein kleiner Gcdächt-
nisfehler unterlaufen. Er spricht von einer Bin¬
dung gegenüber den Bierbundmächten, die
nach Aussage des Ministerpräsidenten Brattann gar
nicht besteht, und er vergißt dabei vollständig,
daß in einer Zeit, wo sowohl er wie sein Freund
Take Jonrscu ganz und restlos auf der Seite der
Zentrwlmächte standen, ein Kabinett, dem er selbst
angehört hat, de» Vertrag mit Deutschland und
Oesterreich-Ungarn verlängert hat. Dieser Vertrag,
der bis zum Jahre 1920 läuft, ist der einzige wirk¬
liche Vertrag, den Rumänien in aller Form rechtens
eingegangen ist, und von dem es sich nur durch einen
Vertragsbruch nach berühmtem talienischen, Muster
freimachen könnte. Irgend welche schriftliche A b-
m a ch n n g c n mit den Bierbundmächtcn,
die zum vollen Abschlüsse gediehen wären, bestehen,
wie ivir auf Grund zuverlässiger Erkundigungen mit-
teilen können, bis auf den heutigen Tag
nicht, (cr. bln.)
Die amerikanischen Munitiouslieferurrgcn.
Das „Berl. Tagebl." entnimmt den russischen
Zeitungen interessante Angaben über die amerikani¬
schen Mnnittonsliefernngcn. Benierkerrsivert ist bei¬
spielsweise, daß irr einer Beschwichttgnngsnotc des
Washingtoner Handelsdepartements, die eigentlich das
amerikanische Exportgeschäft mit Waffen und Muni¬
tion beschönigen soll, unter anderem folgende Ziffern
enthalten sind: Es wurden in den ersten acht Kriegs-
monaterr geliefert 107 977 Faß Pulver int Werte
von 390 000 Dollars, ferner andere Explosivstoffe im
Werte von 4,5 Millionen Dollars, 240 Millionen
Gewehrpatronen im Werte von 9570 000 Dollars
Die Ausfuhr an diesen Gegenständen hat übrigens
seit 31. März zngenmninen. Ein amerikanisches Blatt
gibt einen Bericht über die Ueberfahrt des Whitc-
Star-Danrpfers „Cynrris" nach Europa, der eine
Anzahl Kanadier zur Front beförderte und' wegen
seiner sonstigen Ladung als schwimmendes Arsenal
bezeichnet wird. Er hatte zahlreiche Passagiere, aber
nicht einen einzigen Amerikaner an Bord. An Deck
befanden sich große Flöße für den Fall d:S Untergan¬
ges und die Passagiere mußten Uebnngen mit den
Rettungsbooten machen. Der Dampfer hatte ge-
walttge Mengen Kupfer in verschiedener Form, fir¬
ner 4300 Kisten Patronen, 1750 Granaten und
Pistolen und andere Feuerwaffen und große M:n-
gen von Meffing und sogenannte Eifinbarrcn, wel¬
ches der Ausdruck für Geschütze ist. Weiter wird
erzählt: Die Bethlehem Steel Company erhielt im
Mai eine englische Bestellung auf 8000 Kanonen.
Anfangs Juni sollen zehn fiir englische Rechnung
hergestellte Tauchboote vom Stapel gelaufen sein.
Sic sollen am 1. Juli geliefert werden.
Aus Neuyork wird der Telegraphcn-Union ge¬
meldet: Der jüngste Auftrag der russischen Regie¬
rung auf Munition irr Höhe von 83 Millioneir Dol¬
lars ist nach Mitteilungen des Präsidenten Curh der
Canadian Car and Fournh Company zugefallen.
Die Ausführung der Riesenbestellung ist auf 50
amerikanische und 10 kanadische Firmen verteilt
worden. Auf besonderen Wunsch der Fabrikanten
unterblieb die Bekanntgabe der betreffenden Firmen,
da diese Uimnnehmlichketten befürchteten. Nach der:
Mitteilungen Cars ist aber beinahe jedes in Be¬
tracht kommende Werk in den östlichen Staaten und
in Kanada, das nicht schon Munition herftellt, an
dem „Segen" der Riesendestellung beteiligt. Die Be¬
stellung lautet ans 5 Millionen Geschosse, zur Hälfte
Schrapnells und zur Hälfte Explosivgeschosse. " Tie
Lieferung soll bereits im Juni in kanadische und
amerikanische Häsen erfolgen und im Januar näch¬
sten Jahres beendet sein. Die ruffische Regierung
hat als Garantte für die Zahlung bei C. -Morgan
und arrderen Banken die Summe von 20 Millionen
Dollar hinterlegt, (ctr. bln.)
wtb 3500 Feldpostpäckchen verbrannt. Trotz
wiederholter Wariruug werde,! immer noch fener-
gesährlrche Gegenstände, wie Streichhölzer, Benzin,
Aether, mit der Feldpost verschickt. Als beklagens¬
werte Folgert dieser verbotswidrigen Versendung
sind wieder folgende Brandunfälle anzusehen. Am
16. Mai Ä die Ladung eines bei einer Fcldpost-
station des östlichen Kriegsschauplatzes in einem
Kraftwagen eingetroffenerr Postversandes au-3 sich
heraus in Brand geraten, wobei 2 Pakete und etwa
40 Päckchen beschädigt worden sind. Zwei weitere
Brandunfälle sind jüngsten Datums. Ter eine hat
ich am 5. Juni in einem Postberwagen des Zuges
D 129 Köln-Hannover—Berlin, der andere am 8.
Juni in einem Postbeiwagen des Zngcs 279 Bres¬
lau—Mpslowitz zugetragen. Beide Wagen tvarcn
mit Päckchenpost für das Ostheer beladen. Während
irr dem Falle vom 5. Juni der Brand so zeitig ent¬
deckt und gelöscht worden ist, daß nur wenig Päck-
cheir vernichtet worden sind, .sind in dem Falle vom
8. Juni trotz tatkräftigen Eingreifens des Post- und
Eisenbahnpersonals MX) Päckchen dem Brand zum
Opfer gefallen. -Nach dem Befunde ist in allen drei
Fällen Selbstentzündung von Streichhölzern als
Ursache der Brände anzufihen. — Diese Vorfälle
ind eine neue ernste -Mahnung, die Versendung
von Streichhölzern und anderer leicht entzündbarer
Gegenstände mit der ^Feldpost unbedingt zu unter¬
lassen. Gewiß sind Feuerzeuge uncutbehrilche Gc-
brauchsgegenslände für bat Soldaten tut Felde. Es
gibt aber völlig ungefährliche, mit Feuerstein und
Zündschnur, die sich zur Beförderung mit der Feld¬
post eignen. Dfi Vereiuiarmgeu zur Sainmlung