Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Dieser Ministerwechtel hängt vermutlich mit den 
schweren inneren Unruhen zusammen, die offen¬ 
bar viel ernster und umfangreicher sind, als die aus 
Rußland herausdringenden Meldungen erkennen 
laffen. Ueberyaupt wird die innere politische Lage 
Rußlands immer gefährlicher. Unter den Duma- 
initgliedern macht sich eine hochgradige Unruhe be¬ 
merkbar. Der Ruf nach sofortiger Einberufung der 
Volksvertretung Witt nicht mehr verstummen. Wenn 
die Abgeordneten den Mund zur Kritik auftun, so 
liegt es in der Natur der ruffischen Verhältnisse, daß 
sie vor allem den Minister des Innern, den Polizei¬ 
minister, aufs Korn nehmen. Der Rücktritt des bis 
weit ins Dumazentrum hinein verhaßten Maklakow 
ist mit auf die Rechnung dieser Bemängelungen seiner 
Amtsführung durch die Palamentarier zu setzen. 
Die Bedrohung des rnffischen Westens. 
Wie der „Voss. Ztg." gemeldet wird, hat das 
russische Handelsministerium den westlichen Indu¬ 
striellen vertraulich mitgeteilt, daß die sofortige Ver¬ 
legung der'Fabriken weiter östlich als not¬ 
wendig erachtet wird. Die Eisengießerei Frumkin 
in Landworowo, die große Tabatfabrik Lchereschewski 
in Grodno, die bedeutende Aktien-Nagelfabrik in 
Kowno werden bereits nach Minsk verlegt. 
Weitere Fabriken folgen demnächst. Viel besprochen 
wird der soeben ergangene Befehl des Verkehrs¬ 
ministers an die Direktionen der großen Eisenbahn¬ 
werkstätten Riga und Kowno, eine eventuelle Ver¬ 
legung nach Minski oder Rowno schleunigst vor- 
r' 
übereilen. 
(ctr. bln.) 
Wie die Russen in der Bukowina hausten. 
wtb. Wien, 20. Jan. 1915. Aus dem Kriegs- 
preffequartier wird gemeldet: 
Immer deutlicher läßt sich jetzt übersehen, wie sehr 
die Raffen in dem von ihnen besetzten nördlichen Teil 
der Bukowina insbesondere die rumänischen Bauern 
drangsaliert haben. Während der letzten Invasion 
haben die Russen nicht nur, wie schon gemeldet, das 
griechisch-orientalische Pfarrhaus des Pfarrers Mitro- 
fanowicz, eines angesehenen Rumänen, in Toporoutz 
vollständig ausgeraubt und ausgeplündert, die Beute 
nach Rußland weggeführt, das Kirchenbuch vernichtet 
und besudelt, auch ein zweites Pfarrhaus, das des 
griechisch-orientalischen Kooperators Georg Prelicz, der 
auch Rumäne ist, und die Wohnung des griechiscb- 
ortei tilischen Kooperators W.l>yl Arijczuk wurden aut» 
geplündert und v-..-richtet. Alle wehrfähigen 
Männer sind unter „>-m Vorwand, daß sie Soldaten 
und Spione seien, nach Rußland weggeführt worden. 
Der ganzen Bevölkerung wurde das bei ihr Vorgefun¬ 
dene Geld geraubt und viel Vieh mit nach Ru߬ 
land geschleppt. 34 Häuser sind verbrannt worden Ein 
unbekanntes Weib teilte den Russen mit, daß unsere 
Bevölkerung gefallenen Russen die Hände abgehackt und 
die Leichen sehr mangelhaft begraben habe. Daraufhin 
mißhandelten die Russen die Bevölkerung urd 
drohten mit Vernichtung der Gemeinde, falls die A>» 
gaben sich als wahr erweisen sollten. Sie ließen die 
Gräber öffnen, und als sie sich vom Gegentest jener 
Behauptung überzeugt hatten, drückten sie ihre Zu¬ 
friedenheit aus. Die Leichen zweier russischer Offiziere 
wurden exhumiert und sogar mit ihrem Gelde und 
ihren Schmuckgegenständen vorgefunden. Hinter den 
russischen TruppRi zogen ganze Sckaren russischer 
Bauern einher, die unsere Dörfer ausraubten 
und alles nach Rußland wegführten. Selbst russische 
Offiziere zogen durch einen Ort von Haus zu Haus 
und raubten den Bauern Teppiche und Polster, die sie 
auf Wagen verluden und nach Rußland mitsühren 
ließen. 
Eine Warnung des Stadthauptmanns von Petersburg- 
wtb. Petersburg, 20. Juni 1915. Der Gouv-r- 
neur von Petersburg hat einen Aufruf mit der E r¬ 
klärung erlassen, daß sämtliche ausländische 
Fabriken in Petersburg bereits sequestiert und 
zur Fabrikation von Kriegsmaterial eingerichtet 
seien. Er warne deshalb vor irgendwelchen Aus¬ 
schreitungen, da sonst strengste Maßnahmen getroffen 
werden würden. Die Veranstalter von Pogromen 
schädigten nur der Sache des Zaren gegen den ge¬ 
meinsamen Feind. Der Gouverneur erließ ferner 
zur Bekämpfung der Spionage ein Verbot des 
Gebrauches der nichtrussischen Sprache bei telephoni- 
chen Gesprächen. 
Der Krieg mit Italien. 
Angriff auf die italienische Küste. 
wtb. Wien, 19. Juni 1915. Amtlich wird ver- 
lautdart: Am 17. und 18. Juni haben mehrere 
unserer Kreuzer und Torpedoeinhoiten 
eine Streifung an der italienischen Küste von 
der Reichsgrenze bis Fano unternommen H er¬ 
be! wurden die Semaphor-Stationeu an der 
Tagliamento-W ündung und bei Pesaro 
sowie die Elsenbahnbrücken bei Rimini über 
den Metauro- und Areilasluff durch Geschütz- 
seuer beschüdigt, ein italienischer Dampfer 
versenkt, dessen Bemannung geborgen. Samt 
liche Einheiten sind wohlbehalten eingerückt. 
Flottenkommando. 
Lugano, 19. Juni 1915. Die neue österreichisch¬ 
ungarische Flottenaktion hat in Italien deshalb Be» 
stürzung hervorgerufen, weil sie beweist, daß die 
italienische F lölte nicht imstande ist, eine An¬ 
näherung österreichisch-ungarischer Schiffe an die 
italienischen Küsten der Adria zu verhindern. 
Wenn ,Corriere della Sera' sagt, daß die lange 
Ausdehnung der Küsten die Zersplitterung der Flotte 
bedinge, und darum solche Ueberfalle nicht immer 
vermieden werden könnten, so ist das ein schlechter 
Trost, (ctr. bln.) 
Lugano, 19. Juni 1915. Italienischen Blättern 
ist über die Beschießung der Küste noch zu ent¬ 
nehmen: Bei Pesara beschossen ern Kreuzer und 
mehrere Torpedeboote einen nach Ancona abge¬ 
lassenen Schnellzug, der rasch umkehrte, um eine 
gedeckte Stellung zu suchen. Bei Fano näherten 
sich die Schiffe dermaßen der Küste, daß man be¬ 
fürchtete, die Matrosen würden landen. Die Flotte 
zog sich jedoch zurück, (ctr. bln.) 
Dom See- naü üeMKrieg. 
Vom Kriege in Deutsch-Südwrstafrika 
hat das sonst so geschwätzige .Reuter'-Bureau lange 
Zeit nichts mehr berichtet. Nach einer nunmehr 
eingegangenen Nachricht steht fest, daß die englischen 
Truppen seit dem Einrücken in Windhuk nicht viel 
weitergekommen sind. 
wtb. Dundee (Natal), 19, Juni 1915. Der 
Minister der öffentlichen Arbeiten, Watt, sagt in 
einer Rede: Botha .mußte nach der Einnahme von 
Windhuk beträchtliche Zeit auf Vorräte warten, und 
die Truppen mußten von halben, selbst viertel Ra¬ 
tionen leben. 
Auch die Südafrikaner sollen helfen! 
wtd. London, 20. Juni 1915. Das Reuter'sche 
Büro meldet aus Johannesburg: Der Führer der 
Opposition, Sir Thomas Smartt, spielte in einer 
Rede darauf an, daß den jungen Leuten von 
Südafrika binnen kurzem Gelegenheit gegeben 
wird, neben ihren Stammverwandten aus anderen 
Teilen des britischen Reiches auf den europäischen 
Schlachtfeldern zu kämpfen. Er sprach die 
Hoffnung aus, daß der Aufruf in ungewöhnlich 
starkem Maße Gehör finden werde, nicht nur bei 
langen Leuten, sondern auch bei erfahrenen Offizieren. 
Der Hochverratsprozetz gegen Dewet. 
wtbLondonD 19. Juni 1915. Das Reutersche Büro 
meldet aus Bloemfontein: In dem Prozeß gegen Dewet 
sagte H e r tz o g aus, Dewet habe den Feldzug gegen 
Deutsch-Südwestafrika scharf verurteilt, weil die Kap- 
rebellen, die nach dem Burenkriege dorthin gegangen 
waren, im Stich gelassen wurden. 
wtl Bloemfontein, 19. Juni 1915. Gestern wurde 
Dewet selbst verhört. Er erklärte, den Krieg gegen 
Deutschland betrachte er als einen Angriffskrieg. 
Wäre die Union angegriffen worden, so hätte er als 
Erster Dienst genommen. Weiter sagte er, er habe sich 
der Niederholung der britischen Flagge in Heilbronn 
offen widersetzt. Mit Nachdruck bestritt er die Be¬ 
hauptung, daß in der Versammlung in Kopses eine 
Verschwörung gegen König und Reich ausgeheckt 
worden sei. Im Kreuzverhör sagte Dewet, die Beding¬ 
ung, unter der er seine Truppen entlassen hätte, fei ge¬ 
wesen, daß die Regierung ihre Truppen aus Deutsch- 
Südwest zurückziehe. Er hätte nicht den Deut¬ 
sch e n geholfen, die Union zu erobern. 
Her TOrkenKrigg. 
Große Erfolge er türkischer ''Artillerie. 
wtb. Konstantinopel, 20. Juni 1915. Das Haupt 
quartier meldet: Au der kaukasischen Fron 
wiesen unsere Truppen Angriffe, die der Feind al 
Rückzugsdeckung eingeleitet hatte, durch Gegenangriffe 
ab. Wir machten Gefangene und erbeuteten dre- 
Maschinengewehre. In Gegend Olty mach e i 
unsere Truppen trotz erbitterten Widerstandes de- 
Feindes Fortschritte. Bei diesen Gefechten veilw 
der Feind 200 Tote, darunter einige Offiziere, uno 
ließ Gefangene, eine Menge Gewehre, Zelte und 
Ausrüstungsgegenslände in unseren Händen. — An 
den Dardanellen nahm unsere Artillerie am 17. 
Juni bei Art Burnu die feindlichen Funken- und 
heliographischen Anlagen unter Feuer. Der größte 
Teil der dort arbeitenden feindlichen Soldaten wurde 
getötet. Ein feindliches Torpedoboot wurde durch 
ein Artilleriegeschoß schwer beschädigt. Am 18. 
Juni beschoß unsere Artillerie erfolgreich den linken 
Flügel des Feindes und verursachte ihm große Ver¬ 
luste. Um sich gegen das wirksame Feuer unserer 
Küstenbatterien zu schützen, hatte der Feind seine 
Stellung gewechselt, aber auch die neuen 
Stellungen wurden von den Batterien beschossen. 
Die feindliche Artillerie, die das Feuer auf unsere 
Infanterie eröffnet hatte, wurde zum Schweigen 
gebracht. — An den übrigen Fronten ist die Lage 
unverändert. 
General d'Amada verwundet. 
wtb Rom, 20. Juni 1915. „Giornale d'Jtalia" 
erfährt aus Kairo, daß General d'Amada bei einer 
Landungsoperation an den Dardanellen ver¬ 
wundet wurde. d'Amada befand sich an Bord des 
Dampfers „Savoie", der die Landning unterstützen 
sollte. Eine Granate fiel auf den „Savoie" und Platzte 
in der Nähe des Generals, dem zwei Finger der rech¬ 
ten Hand abgerissen wurden; außerdem wurde er am 
Rücken verwundet. 
Auf der Suche nach deutschen Pctroleumniederlagen. 
:: In Paris wurde amtlich bekanntgegeben, daß 
die Seestreitkräfte Englands und Frankreichs im 
Mittelländsichen Meer nunmehr mit der italienischen 
Flotte zusanimenwirken. Die Flotte suche das Meer 
ab, um die Petroleumniederlagen der deutschen 
Tauchboote zu vernichten. 
Die amferen Machte. 
Das Befinden des Königs von Griechenland. 
wtb Wien, 19. Juni 1915. Der aus Athen zu¬ 
rückgekehrte Professor von Eiselsberg äußerte sich zu 
einem Vertreter der „Neuen Freien Presse", es be¬ 
stehe volle Aussicht auf Genesung des Ko- , 
n igs. Die Stimmung, die er und Professor Kraus , 
in Athen fanden, sei ausgesprochen freundlich 
gegen Deutschland und Oesterreich - Ungarn 
Besonders der heimtückische Ueberfall von Italien 
habe einen großen Eindruck gemacht und die all¬ 
gemeine Stimmung wesentlich beeinflußt. Zum 
Schluß der Unterredung erklärte Professor Eiselsberg, 
er glaube nicht, daß eine weitere Aerzteberatnng 
notwendig sei, denn der König befinde sich auf dem 
Wege der Besserung. Uebrigens stehe er in Behand¬ 
lung ganz ausgezeichneter Aerzte., 
Gefangenenlager in Deutschland und Frankreich. 
wtb. Bern, 20. Juni 1915. Der ,Bund' ver¬ 
öffentlicht einiges aus den Berichten des National¬ 
rates Engster und des Oberleutnants Marval 
über ihre Besuche in den Gefangenenlagern in 
trankreich und Deutschland. Ueber die deutschen 
ager heißt es: „Wir erkennen voll und ganz die 
vorzüglichen Einrichtungen, die bis ins kleinste aus¬ 
gedachte Organisation und die ausgezeichnete Ver¬ 
waltung der Lager an. Schade, daß die Ernährung 
nicht auf der gleichen Höhe steht. D.r allgemeine 
Eindruck ist: Die deutschen Behörden bemühen sich 
allen Ernstes, in materieller und moralischer Hinsicht 
die Lage der Gefangenen stets zu verbessern und 
von gutem Willen geleitet, die durch die Gebote der 
Menschlichkeit diktierten Pflichten gewissenhaft zu 
erfüllen." Von den französischen Lagern heißt 
es u. a.: „Die Unterkunftsräume laffen an manchen 
Orten für Offiziere und Soldaten zu wünschen übrig, 
weites meist ältere Bauten sind, die hygienisch ziemlich 
primitiv nur notdürftig ihrem Zweck dienstbar gemacht 
sind. Ueberhaupt scheinen versch. wichtige Fragen der 
Hygiene, wie Bäder, Douchen, Latrinen, Trikttwasser, 
hier nicht so vortrefflich ihre Lö ung gesunden 
! zu haben, wie in Deutschland. Die Nahrung dürste 
qualitativ besser sein, namen lich für die Gesa:ge en, 
die Arbeitsdienst leisten, also genügend ernährt 
werden müssen. Mebr getan werden könn e auch in 
der Frage der Kantine .t. Die Offiziere werden nach 
unseren Beobachtungen strenger behandelt als 
die Mannschaften. 
Ku§ ^em Ua^vargediet. 
-r Horas, 21. Juni 1915. Der Hochw. Herr 
Bischof spendete gestern vormittag in unserer Pfarr¬ 
kirche 158 Kinder das hl. Sakrament der Firmung. 
V.[ Aus dem Ulstertale, 21. Juni 1915. Nachdem 
zuerst nach Batten 50 französische Zivilgefangene, 
zur Verrichtung von Meliorationsarbeiten auf den 
Rhönhuten und zu landwirtschaftlichen Beschäftigungen 
bei Privatpersonen gekommen wann, wurden weitere 
50 französi che Militärpersonen am vergangenen 
Freitag an die Gemeinde Seiferts zu Meliorations¬ 
und Aushilfearbeiten kommandiert. Am Samstag 
abend trafen am Bahnhof Hilders weitere 50 Mann 
französischer Kriegsgefangener ein, die von dem 
Bahnbauunternehmer Garri zur Vollendung der 
Restarbeiten bei der zweiten Losstrecke der Neubau¬ 
linie Hilders-Wüstensachsen Verwendung finden 
werden. Diese sind im neuerbauten Bahnhof 
Wüstensachsen einquartiert. Neben der vorge¬ 
schriebenen Beköstigung erhalten sie wöchentlich 
75 Pfg. in Wertmarken ansbezahlt. Voraussichtlich 
wird, die Neubahnstrecke Hilders-Wüstensachsen bis 
zum 1. November d. Js. dem Verkehr übergeben 
werden. 
[] Büdingen, 20. Juni 1915. Tie mutwilligen 
Beschädigungen der Ortsnetze der elektrischen 
Ueberlandanlage haben sich seit einiger Zeit 
derart gehäuft, daß, da der Schutz der Gemeinden 
nicht ausreichend zu sein scheint, nunmehr die Pro¬ 
vinzialdirektion in Gießen entschiedene Maßnahmen 
gegen die Zerstörungen getroffen hat. Die Provinzial- 
direktioa inacht i» Zukunft die Gemeinden für alle 
MK ZW j(MfeW 
mutwillig oder fahrlässig angerichteten Schäden an 
der Ueberlandanlage haftbar; sie legt den Gemeinden 
anheim, nunmehr ausnahmslos die Anlagen mit,' 
allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu schützen. 
Lokales. 
Fu lda, 21. Juni 1915. 
** Aus Anlaß des großen Sieges über die Russen, 
den der gestrige Tagesbericht der obersten Heereslei¬ 
tung meldete, trugen heute öffentliche und Privat- 
gebäude Flaggenschmuck. 
;; Es fehlt noch eine Milliarde Goldinünzeir. 
Bon neuem ergeht die dringende Mahnung an das 
deutsche Volk, alle Goldmünzen an die Reichsban! 
abzuliefern. Trotz den von allen Seiten eingeleitcten 
Bestrebungen, das noch im Umlauf befindliche Gold 
der Reichsbank zuzuführen, sind immer noch etwa 
1000 Millionen Mark versteckt und ungenützt im 
privaten Besitz. Das Gold gehört in dsteReichs- 
bank zur Stärkung unserer Kriegsrüstung: nur die 
Reichsbank ist berufen und in der Lage, über den 
nationalen Goldschatz so zu verfügen, daß er zum 
Heile des Vaterlandes in denkbar höchstem Maße 
wirksam wird. 
X Franzosen als landwirtschaftliche Arbeiter. Ta 
jetzt besonders auf Gutshösen ein Mangel an land¬ 
wirtschaftlichen Arbeitern herrscht, so sahen sich die 
Domänen Ziehers und Maberzell sowie Herr Guts¬ 
besitzer Bispink auf Trätzhof genötigt, kriegsgefangene 
Franzosen aus Meschede (Wests») kommen zu lassen. 
Untergebracht wurden in Ziehers 15, auf dem Trätzhof 
10 und auf Maberzell 5 Mann. Wie uns mitge¬ 
teilt wird, sind die Leute sehr fleißig. 
Letzte Nachrichten. 
wtb. Berlin, 21. Juni 1915. Die Bausumme 
für die Wiederherstellung der zerstörten Baulichkeiten 
der Provinz Ostpreußen wird dem »Berliner 
Lokalanzeiger' zufolge auf insgesamt 3 0 0 M i l l i o u e n 
Mark geschätzt. 
wtb Berlin, 21. Juni 1915. (Tel.) Nach einem 
Telegramm des „Berliner Tagebl." % von seinem 
Spezial-Kriegskorrespondenten in Galizien wären 
die Armeen der Verbündeten an die letzte L e m - 
berger Verteidigungslinie hcrangerückl, 
die sich laut Fliegeraussagen umgefähr 155 Kilo¬ 
meter westlich von Lemberg befindet. — 
Dem „Berliner Lokalanz." wird aus Wien tele¬ 
graphiert: Ob zwar die Russen verzweifelten Wider¬ 
stand leisten, gehen wir doch in die Schlacht mit dem 
Gefühl, daß der Gegner mcht einmal mehr an die 
Abwehr, geschweige dcmi an den Sieg denst und nur 
noch ein Aufhalten unserer heranmarschie¬ 
render Truppen bezweckt, um seinen durch die frühe- 
reu Kämpfe furchtbar verknäuelten Train halbwegs 
über die Grenze zu bringen und von der Artillerie 
zu retten, was zu retten ist. 
wtb Berlin, 21. Juni 1915. Nach verschieden m 
Morgenblättern berichtet die „Wiener politische 
Korrespondenz" aus dem Haag: Wie verschiedene 
vertrauenswürdige Personen erklären, die jüngst 
Frankreich und England bereisten, werde die Kriegs¬ 
lage von urteilsfähigen Persönlichkeiten für Frank- 
r e i ch und E n g l a n d als u n g ü n st i g bezeichnet, 
die Hoffnung auf die russische Dampfwalze sei ge¬ 
schwunden. In Frankreich herrsche Mißmut über 
das Benehmen der Engländer, welche die von ihnen 
besetzten französischen Gebiete als englische Kolonien 
behandelten. 
DDP Stockholm, 21. Juni 1915. (Tel.) In 
Moskau ist noch immer die Arbeit nicht wieder 
ausgenommen worden. Die Plünderungen werden 
fortgesetzt. Französische und englische Firmen 
sind ebenfalls zerstört worden. 
Dust. Kopenhagen, 21. Juni 1915. (Tel.) Nach 
Pariser Berichten entwickeln sich die Kämpfe an der 
Loretto-Höhe zu einer gewaltigen Schlacht, an 
der alle Waffengattungen teilnehmen. Die Soldaten 
kämpfen mit noch nie dagewesener Wut und Todes¬ 
verachtung. Die Stärke der französischen Truppen 
ist nicht bekannt, aber sicher sehr bedeutend. Auch die 
Deutschen erhalten beständig neue Verstärkungen. 
Die französischen Militärkritiker sagen, daß von den: 
Ausfall der Schlacht au der Loretto-Höhe das 
Schicksal von ganz Nordfrankreich abhängt. Die 
Kämpfe werden ununterbrochen fortaesetzt. 
DD? Petersburg, 21. Juni 1915. (Tel.) Der 
Oberbefehlshaber der gesamten westlichen Gouver¬ 
nements veröffentlicht einen Erlaß, in dem er dar¬ 
auf hinweist, daß die Unruhen, deren Schauplatz 
Moskau war, sich nunmZbr auich auf die Nachbar¬ 
orte erstreckt hätten. Der Oberbefehlshaber kündigt 
an, daß er fortan gegen alle Unruhen militärisch 
emschreiten werde. — Int Gouvernement Donctz 
haben in der Rächt auf gestern blutige Kämpfe zwi¬ 
schen Arbeitern und Gendarmerie stattgefunden. 
Einzelheiten fehlen noch. Anis dein Nikolai-Bahnhof 
in Petersbürg beschlagnahmten die Behörden drei 
Frachtstücke, in denen revolutionäre Aufrufe, Schieß, 
Waffen und Binnition vorgesunden wurden. 
-r. Wettervoraussage 
für Dienstag, den 22. Juni 1915. 
Zeitweise etwas wolkig, trocken. . 
Mennig üet unausocbiiSeten LmWWMlW I. WW!r Ser Stoais 116. 
Am 28. und 30. Juni d. Js. findet in Fulda in 
dem G a st h a u s e des Herrn Karl Hilde¬ 
brandt, hier, Leipzigerstratze 12 (Union¬ 
brauerei) die Mufterung dep unausgebil- 
deten Landsturmpflichtigen 1. Aufge¬ 
bots des Jahrgangs 1896 statt. 
Es haben sich zu gestellen: 
Montag, den 28. Juni 1915, 
die unausgebildetcn Landsturnrpflichtigen des Jahr¬ 
gangs 1896 aus der Stadt Fulda und den Ge¬ 
meinden und Gutsbezirken Adolphseck, G., Allmus, 
Almendorf, Armenhof, Bernhards, Besges, Bieber¬ 
stein, G„ Blankenau, Böckels, Brandlos, Bronnzell, 
Buchenrod, Büchenberg, Tassen, Dietershan, Dieters- 
Haufen, Dipperz, Dirlos, Döllbach, Dörmbach, Dorf¬ 
born, Edelzell, Eichenau, Eichenried, Eichenzell, 
Ellers, Elters, Engelhelms, Finkenhain, Flieden, 
Friesenhausen, Gersrod, Giesel, Dt, Giesel, G., Glä¬ 
serzell, Großenlüder, D., Großenlüder, G. 
Mittwoch, den 30. Juni 1915, 
die unausgebildeten Landsturnrpflichtigen des Jahr¬ 
gangs 1896 aus den Gemeinden und Gutsbezirken 
Haimbach, Hainzell, Harmerz, Hattenhof, Hauswurz, 
Höf und Haid, Hofbieber, Horas, Hosenfeld, Johan¬ 
nesberg, Jossa, Istergiesel, Kämmerzell, Kauppen, 
Kerzell, Keuws, Kleinlüder, Kohlgrund, Kohlhaus, 
Künzell, Langenbieber, Lehnerz, Löschenrod, Lüder¬ 
münd, Lütterz, Maberzell, Malkes, Magdlos, 
Marbach, Margretenhaun, Melters, Melzdorf, Mit- 
telkalbach, Mittelrode, Müs, Neuenberg, Neuhof, 
Obers. Neustadt, Niederbieber, Niederkalbach, T., 
Niederkalbach, Obers., Niederrode, Riesig, Oberbim¬ 
bach, Oberrode, Opperz, Petcrsberg, Pfaffenrod, Pil¬ 
gerzell, Poppenrod. Reinhards, Rex, Rodges, Röder¬ 
grund-Egelmes, Rönshausen, Rommerz, Rothemann, 
Rückers, Bad-Salzschlirf, Schletzenhausen, Schweden, 
Sickels, Steens, Steinau, Steinhaus, Stöckels, Stork, 
Thiergarten, G., Tiefengrnben, Traisbach, Uffhausen. 
Unterbimbach, Veitsteinbach, Weidenau, Welkers, 
Weihershof, G., Wiesen, Wiffels, Wiffelsrod, Witt¬ 
ges, Wolferts, Zell, Ziegel, Ziehers, G., Zillbach, 
Zirkenbach. 
Tie Mannschaften haben an beiden Tagen 
morgenspünktlich um 7 UhrzurStells 
zu sein. 
Das Geschäft beginnt um 8 Uhr. 
Die Mannschaften haben in nüchternem Ausland, 
sauber-und rein gewaschen, ohne Stöcke und Lchirme 
im Musterungslokal zu erscheinen. 
Uehrr äußerlich nicht wahrnehmbare Gebrechen 
sind amtlich beglaubigte Nachweise im Ter¬ 
min vorzulegen. 
Leute, welche Brillen tragen, haben diese nntzu- 
bringen. 
Wer sich aus Unkenntnis oder sonsttgen Gründen 
noch nicht zur Landsturmrollc angemeldet haben 
sollte, hat -dies sofort auf dem Militärbürc 
desKöniglichenLandratscrmtesbei Mei- 
dnna der gesetzlichen Strafen nachzuholen. 
Die Herren Bürgermeister und Gutsvorsteher 
des Kreises haben im Mnsternngsraunr während der 
Äflusrerung ihrer Gemeinde anwesend zu sein und da¬ 
für zu sorgen, daß die Mannschaften vollzählig und 
pünktlich erscheinen. 
- Diese Bekanntmachung ist 3rnal in ortsüblicher 
Weise zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. 
Fulda, den 17. Juni 1915.
	        
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