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tot. Die Besatzung, die 18 Mann zählte, wurde
in Falmouth gelandet.
'.vib Lugano. 3. Juli 1913. Zu der Versenkung
des Italien,scheu Segelschiffes „Sandomcne" durch
ein deutsches Unterseeboot melden römische Blätter
folgende Einzelheiten: Das Schiff, das 2000 Tonnen
Wasserverdrängung hatte, war mit einer Holzladung
dun Australien nach Garcton bei Liverpool unter-
lvcgs. ^ Tie Torpedierung erfolgte in den irischen
Gewässern. Ter Kapitän und sechs Mann gingen
unter: neun Manu wurden gerettet. Tie „Sando-
mene" ist das e r st e italienische Schiff, das
den deutschen Unterseebooten zum Opfer fiel.
Deutsche Maßnahmen gegen
die Munitionstransportschiffe.
London, 3. Juli 1915. Der „Daily Mail" wird aus
/lew-Uork gemeldet, in amerikanischen Zeitungen gibt
man der Ansicht Ausdruck, daß die Zerstörung des
Dampfers „Armenian" der erste von einer Reihe gut-
organisierter Angriffe sei auf Transport¬
schiffe, die Kriegsmunition von Amerika für
die Alliirtcn transportieren. Gerüchtweise verlautet
auch, die Unterseeboote sollten einen geheimen Winkel
an der Küste von Maine haben, von wo aus sie sämt¬
liche aus Amerika abgchcnden Schiffe torpedieren können.
— Man glaubt, daß die amerikanische Regierung eine
ganze Sammlung drahtloser Nachrichten besitzt, die an¬
scheinend harmlos sind, aber zur Information aus
Sayville abgcsandt sind. Die Zeitungen meinen, datz
die Regierung die Absicht habe, diese Station zu bc,
setzen damit die Deutschen keinen Gebrauch mehr davon
machen könnten. (ctr. bin.)
Tic amerikanische Regierung würde durch eine
solche Maßnahme zum Schutze der Munitionstrans-
portc einseitig für ihre Gegner Partei nehmen. Wenn
die amerikanische Regierung für die amerikanische
Industrie die Freiheit verlangt, Munilion zu liefern,
an wen sie will, darf sic dem, der dadurch in seine
Kriegführung geschädigt wird, nicht das Recht be¬
schneiden, sich über die Munitionskransporte Nach¬
richten zn.sam.mcu.
Zum Untergang der „Lusitania".
wtb London, 3. Juli 1915. Die Untersuchung
über den Untergang der „Lusitania" ist gestern von
dem Handelsamt wieder eröffnet worden, um die
neuen Zeugen zu vernehmen. Ter französische Sprach¬
lehrer Marcchal sagte aus, die Explosion, die beim
Sinken des Schiffes erfolgte, habe dem Knattern
eines M a s ch i n c n g e w e h r e s geglichen. Er habe
angenommen, daß die Explosion des Torpedos das
geheime Vorhandensein von Explosivstoffen an
Bord beweise. Er habe als früherer französischer
Offizier Erfahrung mit Explosivstoffen. Ter Zeuge
sagte ferner aus, Kapitän und Mannschaften der
„Lusitanie" hätten versagt. Tas Rettungsboot, in
dem er sich befunden habe, habe Ruder aber keine
Ruderkrampen, einen Mast aber keine Segel gehabt.
Auch sei es leck gewesen.
Tic Aussagen bilden einen neuen wichtigen Be-i
weis, für die deutsche Behauptung, daß die Lusitania
Sprengstoffe an Bord führte.
Die Note an Amerika fertig entworfen.
Dem ,Berl. Lokalanz.' zufolge ist die deutsche
Äntwort an Amerika im E ntw urf fertiggest ellt.
Sie bedarf aber noch einer Ueberprüfung seitens
der beteiligten Refforts. Man darf daher annehmen,
daß die Note erst nach einer Reihe von Tagen zur
Absendung bereit sein wird. (ctr. bln.)
Ir Irtej tuen Radanl
Amtliche Feststellung von Dum-Dum-Geschossen
bei den Russm.
wtb. Berlin, 3. Juli 1915. (Amtlich.) Tie
.Norddeutsche Allgemeine Zeitung' meldet über die
Verwendung von Dumdumgeschossen bei den Russen.
Bei der Gefangenenvernehmung in Johannisburg
agte ein gefangener Russe ohne Zwang und Beein-
lussung aus, er habe gesehen, wie der Offizier
einer Rotte die Spitzen von 15 Geschossen
ab geschnitten habe, und könne beschwören, daß
auf den Befehl des Offiziers zwei andere Leute das
ileiche taten.
Eine Verlegung der russischen Hauptstadt.
Kopchagen, 4. Juli 1915. Die russische Presse
erörtert lebhaft die Frage der Verlegung der Haupt¬
stadt nach den: inneren Rußland. Es herrscht
eine allgemeine Einigkeit, daß die Verlegung not¬
wendig sei, weil Petersburg weder geographisch, noch
ethnographisch die Zentrale sei. Große Meinungs-
Unterschiede bestehen aber über die Lage der neuen
Hauptstadt. Einige wünschen einen Ort in der Nähe
der Dardanellen, die bald geöffnet werden würden
i!), andere sprechen von Tambow, Moskau oder einer
Wolgastadt, auch Turuschansk wird als geographi-
'ches Zentrum genannt, (ctr. fst.) (Kürzlich ivar
bFN der Verlegung nach der Krim die Rede.)
SM WM und
Keine Friedensangebote
Oefterreich-N ngarrrs,
wtb Wien, 4. Juli 1915. Tas „Fremdenblatt"
/ringt folgende Mitteilung: In dem serbischen Blatt
>,Samuprava" vom 9./L2. Juni wurde anscheinend
offiziös behauptet, daß das „stolze übermütige
Desterrcich-Ungarn dem kleinen schwachen
Serbien bereits zweimal einen Separatsric-
> e n angcboten hätte". Wir sind von kompetenter
Seite ermächtigt, zu erklären, daß diese Behauptung
wfundm ist. Oesterreich-Ungarn hat während der
ganzen Dauer des Krieges niemals und n i e -
nand, also auch nicht Serbien, Friedensan¬
gebote gemacht.
Ein serbisch-österreichischer Artillcrickamps.
Budapest, 2. Juli 1915. Dem Bukarester lltti»
lersul wird aus Verciorova gemeldet, daß die Ser¬
ben am 29. Juni, nachts 12 Uhr, vom Covrinbcrge
rus mit Geschützen mittleren Kalibers auf die
österreichischen Stellungen zwischen Ber-
iorova und Orsova, ferner auf Monica und dem
gegenüber von Adnikaleh gelegenen Hafenplatz
^euer er öffneten. Bald darauf erwiderten
ie österreichisch- ungarischen Geschütze mit heftigem
Heuer auf die serbischen Stellungen zwischen
Lip und Sekia. Das Bombardement, an dem 6
.erbische und 4 österreichisch-ungarische Batterien
kilnahmen, dauerte bis 3 Uhr früh, (ctr bln.)
!Ri
*111 Sseperecht an der
Lüdoftküfte Schwedens.
, wtb Berlin, 3. Juli 1915. Auf der Rückkehr
einer Vorpostcnstellung traf opt 2. Juli gegen
6 Uhr morgens ein Teil unserer leichten Ostscestreit-
krästc, die ihrer Ausgabe gemäß in aufgelöster Ord¬
nung fuhren, zwischen Gotland und Win¬
dau bei strichweise unsichtigem Wetter auf r us -
fische Panzerkreuzer." Es entspannen sich
Einzelgcfcchtc, in denen unsere schwächeren Strcit-
kräfte versuchten, den Gegner in den Bereich der Un¬
terstützungen zu ernsterem Kampf zu ziehen. Im
Verlauf dieser Einzclgefechte vermochte S. M. S.
„A l b a t r o s" nicht Len Anschluß an die eigenen
Streitkräftc wicderzugcwinncn. Nach zweistündigem
schwerem Kampfe gegen vier Panzer¬
kreuzer, die mit der Beschießung auch inner¬
halb der schwedischen HoheitsgcWässer
fortfuhren, mußte das Schiff infolge zahlreicher Tref¬
fer in sinkendem Zustande bei Ocsiergarn auf
Gotland auf den Strand gesetzt werden. Es
hatte 21 Tote und 27 Verwundete, deren sich dir
schwedischen Behörden und Einwohner in menschen¬
freundlichster Weise annahmcn.
Ter Stellvertreter des Admiralstabcs.
(gez.) B e h n ck e.
„Albatros" ist ein Minenschiff, 1907 vom
Stapel gelaufen, und mit einer Wasserverdrängung
von 2200 To. Die Besatzung betrug 199 Mann. Der
Verlust dieses Mittenschiffes ist einer der Wechselfälle,
wie sic der Krieg eben nnt sich bringt. Jedenfalls
hat „Albatros" einen heldenmütigen Kampf gegen
eine gewaltige Uebermacht bestanden: er ist ja auch
den Russen glücklicherweise nicht in die Hände ge¬
fallen, sondern auf schwedischen Strand ausgelaufen.
Viel Grund zum Triumphieren haben die Russen ge¬
rade nicht, zumal da sic sich auch noch einer Ver¬
letzung des Völkerrechts und der schwedischen Reutra-
lität schuldig gemacht haben. Sie haben damit in
gleicher Weise gegen die Hoheitsrechte eines neutra¬
len Staates sich vergangen wie das englische Ge¬
schwader, das am 14. März in den chilenischen Ge¬
wässern den kleinen Kreuzer „Dresden" angrifs.
Die Vcrl)audlungen wegen dieses Falles ziehen sich
noch immer hin. Bei der anerkennenswerten Ent¬
schiedenheit, mit der das Königreich Schweden seine
Neutralität bcishcr zu wahren verstanden hat, dür¬
fen wir überzeugt sein, daß es die Verletzung seiner
Neutralität durch russische Kriegsschiffe ernstlich ver¬
bitten wird.
wtb Stockholm, 3. Juli 1915. Nach allen cinge-
troffenen Meldungen über die Seeschlacht an der Küste
von Getland kämpfte die „Albatros" gegen e i n e
g r o s? c Uebermacht heldenmütig. Schwer beschä¬
digt suchte das Schiff mit forcierter Fahrt unter lebhaf¬
tem Feuerwechseln mit den Perfolgern sich unter der
Küste von Gotland in Sicherheit zu bringen. Aber die
R « f f c « setzten unbekümmert um das schwedische
Seegcbict die Beschießung fort und fügten dem Schiff
nach Aussagen deutscher Matrosen gerade auf dem
neutralen Seegrbiet die schwersten Schäden
zu. Mehrere Granaten schlugen aus den Strand, so datz
die schwedische Bedienungsmannschaft des Ocstcr-
garn Feuer hinter einem Berge Deckung suchen mußte.
Hundert Meter vom Strand lief das Schiff auf und
liegt dort mit starker Schlagseite, die deutsche Flagge
im Topp ans dem Hintermast, während der Pordermast
fortgeschossen war. Als das Schiss auflief, spielte die
Musikkapelle an Bord die deutsche Nationalhymne,
die Besatzung brachte Hurrarufe aus, froh, der rus¬
sischen Gefangenschaft entronnen zu fein. DaS Schiff
bst einen schaurigen Anblick mit seinen Toten und Ver¬
wundeten. Eine Granate war in dem Operations¬
raum des Schiffes geplatzt, wobei zehn Bcrwundetc
getötet und der Schiffsarzt tödlich verletzt wurde. Bon
allen Seiten strömte die Bevölkerung herbei, um
nach Möglichkeit zu helfen und die Verwundeten auf
weichen Sand zu betten. Es war rührend zu sehen,
wie die alten Fischersfrauen die ungewohnten Krankcn-
dicnstc zu leisten versuchten. Dann kamen Aerzte und
Pflegerinnen in Automobilen. Trotz der furchtbar» Ver¬
letzungen hörte man keinen S ch m c r z e n s l a n t,
still und ruhig, mit Zigarren oder Zigaretten im Munde,
warteten die Verwundeten ab, bis die Reihe an sie kam.
In Roma, wohin die Verwundeten geführt wurden, fan¬
den sic sorgfältige Pflege. Am Mittag wurde an Bord
des „Albatros" eine kurze Totenfeier gehalten,
dann entließ der Kommandant dir Besatzung. Hurras
erklangen auf Deutschland und den Kaiser, worauf die
Flagge gestrichen wurde. In Fischerbooten wur¬
den. die Toten, in deutsche Kriegsflaggen gehüllt, an
Land gebracht und abends unter militärischen Ehren auf
dem Friedhöfe bcigcsctzt. Der Kommandant er¬
suchte die Behörden, das Schiff und die Besatzung zu
internieren, worauf sofort ein Internierungslager
in Roma eingerichtet wurde. Dorthin wurden heute
die hundcrtneunzig Uebcrlcbenden von der Besatzung
übcrgeführt. Sieben Offiziere werden bei Familien
des Ortes einquartiert. — Die Einsegnung der
Opfer des „Albatros" wurde vom Ortsgcistlichen von
Ocstcrgarn vorgcnommen. Ter Kommandant des „Al¬
batros", Kapitän West, und der deutsche Konsul sprachen
am Grabe, das von der zahlreich anwesenden Zivilbe¬
völkerung mit Blumen und Grün geschmückt wurde.
Berlin, 3. Juli 1915. Der „Berk. Lokalanz." be¬
richtet aus Kopenhagen: Ter auf den Strand ge¬
setzte deutsche Mincndampfcr „Albatros" halte sich in¬
folge dichten Nebels von dem übrigen Geschwader
entfernt und wurde darauf von 4 russischen Kreuzern
verfolgt und zwischen Oestergarn und Färö ange¬
griffen. Nachdem diese die Beschießung des „Alba¬
tros" eingestellt hatten, wurden sie von den zu Hilfe
geeilten übrigen Schiffen des deutschen Geschwaders
wieder in einen heftigen Kampf ver¬
wickelt. Ti: kämpfenden Schiffe entfernten sich
langsam von Gotland. Später wurde noch beinerkt,
daß die russischen Schiffe die Flucht er¬
griffen und von den deutschen verfolgt w u r-
d e n. Es handelt sich wahrscheinlich um dieselben
Kriegsschiffe, die am Montag den Angriff auf Winau
unternommen hatten. Tie Anzahl der Schisse, die
auf beiden Seiten am Kampf teilnahmen, ist nicht
genau bekannt, doch kann ment mit ziemlicher Sicher¬
heit annehmen, daß auf russischer Seite mindestens
5 große Schiffe und eine Anzahl Torpedoboote, auf
deutscher Seite 4 Kreuzer und 6 Torpedoboots in den
Kampf eingriffen. — Weiter berichtet der „Berliner
Lokalanz." aus Kopenhagen: Tas deutsche Minen¬
schiff „Albatros" näherte sich mit Volldampf, verfolgt
von 4 russischen Kreuzern, die andauernd feuerten,
der Ostküste von Gothland und lief auf schwedisches
Seegebict, nur 300 Meter von der Küste entfcrni,
bei H e n v i k e n, aus Grund. Tie Russen setz¬
ten zunächst die heftige Beschießung fort. Mehrer:
Geschosse trafen den „Albatros", andere flogen über
das Schiff hinweg, fielen auf das Land und den
Leuchtturm von Oestergarnsholm, dessen Bedie¬
nungsmannschaft in größt:r Gefahr war. Aerzte und
Krankenpflegerinnen begaben sich alsbald von Wisby
nach der Ostküste, um die Verwundeten ndes „Alba¬
tros" in Behandlung zu nehnien. 2 Mann der Be¬
satzung waren während des Kampfes vom Luftdruck
einer explodierenden Granate über Bord geschleu¬
dert worden. Eine Abteilung des Gothlandregiments
wurde an die Ostküste befördert, um weitere Neu¬
tralitätsverletzungen durch die Russm zu
verhindern.
wtb Stockholm, 3. Juli 1915. Nach einer Mel¬
dung des „Astonbladet" aus Visbh sind zwei von den
Verwundeten, darunter der Schiffsarzt, gestern abend
ihren Verletzungen erlegen, als sie nach
Roma gebracht wurden. Sie werden heute in Djörke
begraben. Ein Leutnant liegt hoffnungslos dar¬
nieder. Die übrigen Verwundeten werden sich wahr-,
scheinljch in absehbarer Zeit erholen.
Schwedischer Protest.
wtb Stockholm, 2. Juli 1915. Aus Anlaß der
Tatsache, daß ein deutsches Kriegsfahrzeug von rus¬
sischer Seile innerhalb der schwedischen
Zone bei Oest:rgarn auf Gothland bcfck)osscn wor¬
den ist, ist der schwedische Gesandte in Pe¬
tersburg beauftragt worden, gegen die Ver¬
letzung des schwedischen Territoriums, und dadurch
auch der schwedischen Neutralität zu p r o t e st i c -
r c n. Ter Militärkommandant von Gothland und
der Oberpräsident berichten, daß Maßnahmen zur
Internierung des besagten Fahrzeuges, das bei Kup
Pen gestrandet ist, getroffen worden seien. Eine Di¬
vision Torpedobootszerstörer hat Befehl erhalten,
nach diesem Ort abzugehen.
Eine russische Falschmeldung.
wtb Berlin, 4. Juli 1915. Zu der vom russischen
Marinegeneralstab am 4. Juli veröffentlichten Nach¬
richt über die Vernichtung eines Schiffes der Deutsch¬
land-Klasse am 2. Juli erfahren wir von zuständiger
Stelle, daß diese Meldung nicht zutreffend ist. (Die
angeführte Nachricht lautet: Petersburg. Der Marine¬
generalstab gibt bekannt: Im Baltischen Meer griff am
2. Juli nachmittags 3 Uhr ein englisches Unterseeboot
das Führerschiff des Feindes von der Deutschland-Klasse
an und sprengte es durch zwei Torpedoschüsse in die
Lust.)
8er TOrRenKrieg. „
Der türkische Tagesbericht.
wtb. Konstantinopel, 3. Juli 1916. Das Haupt¬
quartier teilt mit: An dcr Dardanellenfront bei
Art Purnu ereignete sich im Laufe des 30. Juni
und 1. Juli nichts von Belang. Drei große
Schiffe des Feindes näherten sich diesem Gebiete und
schifften beständig mit Hilfe von Schaluppen und
Barkassen Verwundete ein. Obwohl diese Fahrzeuge
keinerlei Abzeichen als Hospitalschiffe trugen,
feuerten wir nicht auf sie. Im Süden bei Sedd-
ül-Bahr sind die nach großen Vorbereitungen seit
drei Tagen unternommenen feindlichen Angriffe
dank des tapferen Widerstandes unserer Truppen
vollständig zusammengebrochen. Ter Feind
wurde unter erneuten beträchtlichen Verlusten in die
alten Stellungen zurückgeworfen. In der Nacht vom
30. Juni zum 1. Juli und am 1. Juli dauerten
auf dem linken und rechten Flügel dieses Gebietes
die Grabenkämpfe ohne Bedeutung an. Am 1. Juli
abends eröffneten unsere bis an die Meerenge vor¬
geschobenen Batterien ein überraschendes Feuer
auf das feindliche Lager. Sie erzielten einen
großen Erfolg und brachten die feindliche Batterie
zum Schweigen. Außerdem zerstörte ein guter Treffer
eine feindliche Haubitze und tötete eine große Zahl
von Soldaten und Tieren, die sich in der Umgebung
der Haubitze befanden. — Auf den anderen Fronten
nichts von Bedeutung.
wtb. Konstantinopel, 3. Juli 1915. Bericht des
Großen Hauptquartiers. Am 2. Juli ereignete sich
bei Art Burnu nichts von Bedeutung. BeiSedd-
ü l-B a h r verwendete der Feind eine große Menge
Munition, um unsere Vorbereitungen zu dem beab¬
sichtigten Angriff auf seinen linken Flügel zu stören.
Er erzielte keine Ergebnisse. Unsere Truppen kamen
trotz dieses Feuers bis an seine Schützengräben heran
und bedrängten den Feind bis auf kurze Entfernung
kräftig. Im Zentrum herrscht verhältnismäßig Ruhe.
Am linken Flügel Infanterie- und Artilleriefeuer
mit Unterbrechung. Auch werden Bomben von
Graben zu Graben geworfen. Unsere anatolischen
Batterien eröffneten ein heftiges Feuer gegen Schiffe,
auf denen der Feind Verstärkungen bei Sedd-ül-Bahr
landen wollte, und zwangen ihn, die Landung
zu unterlassen und seine Schiffe sofort
zurückzuziehen. Der Feind erlitt e r n st e V e r-
l u st e. Tie Batterien beschossen auch wirksam feind¬
liche Lager bei Sedd-ül-Bahr und bei Talke Burnu,
sowie die Truppen und eine Haübitzenbatterie des
Feindes. Feindliche Flieger warfen erfolglos Bomben
aus Jeni Schehir. An den übrigen Fronten nichts
Wichtiges.
Ein russischer Zerstörer beschädigt.
wtb. Konstantinopel, 3. Juli 1915. Zuverlässigen
Privatmcldnngen zufolge ist vorgestern ein russi¬
scher Torpedobootszerstörer mit vier Schorn¬
steinen, der sich im Schwarzen Meere bei Atina
(östlich Trapezunt) nahe der Grenze der Küste auf
1200 Meter näherte, von einem Geschoß der türki¬
schen Küstenartillerie getroffen worden.
Ter Maschinenranm wurde schwer beschädigt und
auf Deck mehrere Matrosen getötet. Ter Torpedo¬
bootszerstörer entfernte sich schleunigst in der Richtung
auf Batnm. Er dürfte auf längere Zeit außer
Dienst gesetzt sein.
Hie mideren Machte.
Eine Päpstliche Mission in der Schweiz für die
Dauer des Krieges. _
Aus der Schweiz, 3. Juli 1915. Der römische
Korrespondent des „Corricre della Sera" teilt mit,
binnen kurzem würde ein Vertreter des Vatikans
in einer außerordentlichen Mission sich während der
Dauer des Krieges in der Schweiz nrederlassen. Der
Heilige Stuhl empfinde das Bedürfnis, leichter und
sicherer tnit den Nuntiaturen und dem Episkopat der
kriegführenden Mächte zu korrespondieren. Daher
solle eine besondere Kanzlei in der benachbarten Re¬
publik eingerichtet werden. Zu ihrer ordnungs¬
mäßigen Tätigkeit gehöre natürlich die Anerkenung
der betreffenden Bkission durch die schweizerische Re¬
gierung und die anderen in Betracht kommen!««
Staaten. Die Mission werde auch Bedacht nehmen
auf eine rasche und praktische Ausführung des vom
Papste angeregten Austausches invalider Gefangener.
*
Der König von Bayern traf Sonntag vormit¬
tag von der Reise nach dem östlichen Kriegsschau¬
platz in München wieder ein.
Flirgerabsturze. Auf einer Uebungsfahrt stürz¬
ten auf dein Flugplatz zu Graudenz zwei Unter¬
offiziere ab. Beide waren sofort tot. (ctr. fst.) —:
Havas meldet aus Dijon: Der Flieger Hely d'Oisel
probierte am Samstag früh .einen Apparat .ans.
Zwischen Thon, und Langeconrt überschlug sich der
Apparat. Der Flieger erlitt einen Schädelbruch und
zwei Beinbrüche. Er starb nach dem Sturze.
Warnung.
In dem Briese eines in Frankreich gefangen ge¬
haltenen deutschen Soldaten an seine Familienan¬
gehörigen in Deutschland fand sich die Bitte, nichts
über den Krieg zu schreiben, von dem französi-
ichen Zensor dahin abgeändert, daß recht viel
über den Krieg geschrieben werden solle. Die Mit¬
teilung, daß der Antwortbrief nicht geschlossen ge¬
sandt werden dürfe, war wiederum von dem f r a n-
zöfischen Zensor dahin berichtigt, daß der
Brief gxschloffen werden düne.
Die Eingriffe des französischen Zensors lasten
keinen Zweffel darüber bestehen, daß die französi¬
sche Heeresleitung aus ausführlichen und vertrau-
lichcii Briefen an die deutschen Kriegsgefangenen
Nach richten material zu erlangen hofft.
Ist auch nicht zu befürchten, daß den Franzosen
auf diese Weise Auffchlüsse über militärische Ope¬
rationen zuteil werden könnten, so ist doch zu be¬
denken, daß schon Mitteilungen über den Aufent¬
haltsort von anderen im Felde stehenden Familien¬
angehörigen dem Feinde werwolle Fingerzeige ge¬
ben können, datz mit persönlichen Sorgen und Kla¬
gen, durch Verallgemeinerung Mißbrauch getrieben
werden kann. Den skruppeklosen Gepflogenheiten der
französischen Heeresleitung gegenüber empfiehlt sich
gerade in dieser Beziehung größte Vorsicht.
Es ^deshalb dringend' geboten, in den Mittei¬
lungen an Kriegsgefangene über das durchaus Not¬
wendige nicht hinauszugehen.
Kur dem Nachbargebiet.
F Giesel, 5. Juli 1915. In tiefe Trauer wurde
dieser Tage die Familie Nikolaus Mehner versetzt.
Nachdem ihr jüngster Sohn Joseph bereits am
22. August vorigen Jahres den Heldentod gestorben,
erhielt sie jetzt die Nachricht, daß auch ihr zweiter
<rohn August Wehner (infolge eines Schusses in
den Kopf am 22. Juni auf'dem Felde der Ehre
gefallen ist.
K. Künzell, 4. Juli 1915. Schweres Herzeleid
ist der Familie Füller dahier widerfahren. Ihre
drei Söhne im Alter von 31, 24 und 28 Jahren
folgten freudig dem Rufe des obersten Kriegsherrn.
Zwei von ihnen waren bereits einmal leicht ver¬
wundet worden. Nach ihrer Wiederherstellung
kämpften sie erneut für das Vaterland. Am 14. März
wurde der jüngste Sohn abermals derart schwer
verwundet, daß er den Heldentod starb. Auch der
24jährige Sohn erlitt in einem Gefecht am 14. Juni
eine schwere Verletzung, die am 26. Juni den Tod
herbeiführte. Der älteste Sohn befindet sich zur
Zeit in einem Lazarett auf deutschen Boden und
sieht seiner Genesung entgegen.
K. Ilbeshausen (Vogelsberg), 5. Juli 1915.
Gestern nachmittag gegen 1U, Uhr brach auf dem
nordwestlichen Teile des von Ausflüglern viel be¬
suchten Hoherodskopfes, in unmittelbarer Nähe des
Schützenhauses, ein Waldbrand aus, der in einem
Bestand von Fichten, in dem kürzlich Grubenholz
gemacht wurde, verheerend um sich griff. Dem
äußerst günstigen Winde ist es zu verdanken, daß
Flammen nach einer Wiese zugetrieben wurden und
der Brand um 4 Uhr auf seinen Herd beschränkt
war. Unter den zur Bekämpfung des Feuers herbei¬
geeilten Bewohnern befanden sich auch kriegsgefan-
gene Russen, die sich bei der Anlage von Schutz¬
gräben nützlich machten. Die verwüstete Flache
ist ungefähr 3—4 Morgen groß. Das Feuer ist
zweifellos durch Unvorsichtigkeit von Ausflüglern ent¬
standen. Erst heute nacht war der Brand vollstän¬
dig erstickt.
sj Fechenheim, Kreis Hanau, 4. Juli 1915. Zur
Deckung der durch den Krieg entstandenen Mehr¬
ausgaben beschloß die Gemeindevertretung eine Er¬
höhung der Gemeindesteuern um 15 Prozent.
2 Limburg, 4. Juli 1915. Der Vertreter der
Frankfurter Brauerei Henninger, L. Schneider, wurde
von einem neuerworbenen Pferde mit solcher
Wucht gegen den Leib getreten, daß er in lebensge¬
fährlich verletztem Zustande dem Krankenhause zu¬
geführt werden mußte.
vermischtes.
* Eisenbahnunglück. Reuter meldet aus Ta-
coma. Alle Wagen mit Ausnahme eines einzigen
des Zuges Chicago-Milwaukee der St. Paul-Bahn
sind durch eine Brücke bei Ranier in einen Abgrund
ge st ü r z t. Drei Personen wurden getötet und lf
verwundet.
* Explosion im Senat zu Washington. Reuter
meldet aus Washington: Im Senatsgebäude ereig¬
nete sich um Mitternacht eine Explosion, die schweren
Schaden anrichtete. Die Explosion soll auf ein vor¬
sätzliches Bombenattentat zurückzuführen sein. Die
,New-Iork Times' habe einen Brief erhalten, worin
das Attentat angekündigt worden sei. Jener Brief
sei zu einer Zeit auf die Post gegeben, wo die Explo/
sion noch nicht stattgefunden hatte.
* Ein Anschlag auf John P. Morgan. Das
Reutersche Bureau meldet aus New-Aork: Ein
Mann verübte einen Anschlag auf das Leben deS
Bankiers John P. Morgan. Er gab zwei Schüsse
ab, die Morgan trafen. Eine Kugel ging durch de»
Arm und durchbohrte die Brust, die zweite ging
durch den Schenkel. Der Täter wurde verhaftet.
Die Behörden erklärten, der Mann habe sich am
Abend im Hause Morgans verborgen. — Nach der
Aussage der Beamten, die den Urheber des An¬
schlages verhaftet haben, erklärt dieser, er sei deut¬
scher Abkunft und bereit, sein Leben zu opfern, um
das Ende des Krieges herbeizuführen. Der Mann
scheint geisteskrank zu sein. Dicht bei dem
Garten Morgans wurde eine Tasche mit Dynamit
gefunden, die der Monn mitgebracht hatte. Nock
späterer Meldung erklärte der Urheber des A»
schlages bei dem Verhör, die Eingebung zu der TU
von oben erhalten zu haben. Alle möglichen Explo¬
sivstoffe und mehrere Revolver wurden bei ihm ge¬
funden. Der Mann erklärte einem Pressevertreter,
er heiße Frank Holt und sei Professor der deutschen
Eornelluniversität. Der Zustand Morgans ist
günstig. -
Lokales.
Fulda, 5. Juli 1915.
# Den Heldentod fürs Vaterland starb bei
einem Sturmangriff in den Argonnen der Bau¬
techniker Karl Alberding, Sohn des verstorbenen
Oberpostassistenten - Alberding dahier.
)(30 Verwundete aus dem hiesigen Lehrer-Seminar
unternahmen am vergangenen Freitag einen Aus¬
flug nach dem Vogelsberge. Nachdem sie im
Walde Heidelbeeren gesammelt hatten, nahmen si«
in der Leinweber'schen Gastwirtschaft in Kleinlüder
das von dieser gespendete Mittagessen ein. Gegen
Abend wurden sie dann noch im Leiterwagen nach
Großenlüder gebracht und von dort fuhren sie mit
der Bahn zurück nach Fulda. Reicher Dank gebührt
den edlen Menschen, die den Verwundeten so genu߬
reiche Stunden verschafft haben.
(*) Verliehen wurde bei seinem Uebertritt in den
Ruhestand dem Regierungs- und Baurat Stuhl,
bisher Vorstand des Betriebsamtes in Hersfeld, der
Charakter als Geheimer Baurat.
;; Hütet die Feldpostbriefei Das stellvertretende
General-Kommando des 7. Armeekorps veröffentlicht
folgende Warnung: „Es hat sich die Tatsache
herausgestellt, daß Beauftragte feindlicher Staaten
zu -bem Zwecke sich im Lande umhertreiben, um An-
gchöxjo^ von. Kriegsteilnehmern zur Auslieferung dorr