Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

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rit. 154. 
Donnerstag den S. Zull 1415. 
Französische Stellungen erobert. — Die Kathedrale 
von Arras durch Feuersbrunst vernichtet. — Russische 
Berstärkunge« bei Krasnik geschlagen. 
Der deotlche Tagesbericht. 
vld. Großes Hauptquartier,?. Juli 
ISIS. (Amtliches Telegramm.) 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Nördlich von Ypern drangen englische 
Truppen gestern in einen unserer Schützen¬ 
gräben ein; sie waren am Abend wieder 
vertrieben. 
Westlich von Souchez wurden zwei 
nächtliche Angriffe des Feindes abge¬ 
wiesen. Bei der Beschießung seindlicher 
Truppenansammlungen in Arras geriet 
die Stadt in Brand; der Feuersbrunst 
fiel die Kathedrale zum Opser. Zwi¬ 
schen Maas und Mosel herrscht lebhafte 
Kampftätigkeit. Südwestlich von Les 
Gparges setzte der Feind seine An¬ 
strengungen, die ihm unlängst entriffenen 
Stellungen wieder zu erobern, fort. Bei 
dem ersten Angriff gelangten die Fran¬ 
zosen in einen Teil unserer Verteidi¬ 
gungslinie; ein Gegenstoß brachte die 
Gräben bis auf ein Stück von 100 Metern 
wieder in unsere Hand. Der Feind ließ 
ein Maschinengewehr zurück. Zwei wei¬ 
tere Borstöße des Gegners, ebenso wie 
ein Angriff an der TranchSe scheiterten 
völlig. 
Halbwegs Ailly-Apremont wurde 
unserseits angegriffen. Wir er¬ 
oberten die feindliche Stellung in 
einer Breite von 1500 Metern und 
machten dabei mehr als 300 Fran¬ 
zosen zu Gefangenen. 
Bei Croix des Carmes (im Priester¬ 
walde) erfolgte heute nacht der erwartete 
feindliche Gegenangriff; der Gegner 
wurde abgewiesen. Am Sudel (in den 
Vogesen) wurde ein feindliches Graben¬ 
stück erstürmt und für die feindliche 
Verteidigung unbrauchbar gemacht. In 
der Champagne südwestlich Suippes 
bewarfen unsere Flieger mit Erfolg ein 
feindliches Trnppenlager. 
Oestlicher Kriegsschauplatz: 
Die Zahl der Gefangenen südlich 
Biale-Bloto erhöhte stch auf sieben 
Offiziere und rund 800Mann. Ferner 
gingen sieben Maschinengewehre 
und ein reichhaltiges Pionierlager 
in unfern Besitz über. 
In Polen südlich der Weichsel 
eroberten wir die Höhe 95 östlich Dolo- 
wrtta (südlich Borzimow). Die ruffi¬ 
sche« Verluste sind sehr beträchtlich. Er¬ 
beutet wurden 10 Maschinengewehre, 
eine Revolverkanone und viele 
Gewehre. — Weiter nördlich nahe der 
Weichsel wurde ein ruffischer Vorstoß 
abgewiesen. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Westlich der obern Weichsel 
wurden gute Fortschritte gemacht. 
Oestlich der Weichsel sind keine größeren 
Veränderungen zu melden. 
Aus der Verfolgung zur Zlota-Lipa 
vom 3. bis 5. Juli machten wir 3850 
G efangene. 
Oberste Heeresleitung. 
Oesterreichifch-nngarifcher Tagesbericht. 
wtb Wien, 7. Juli 1915. Amtlich wird ge- 
«rcldet: 
Russischer Kriegsschauplatz: 
An der Front der Armee des Erzherzogs Jo¬ 
seph Ferdinand dauern die Kämpfe fort. Ein- 
gctroffene russische BerstLrkungen, die an 
mehreren Stellen zum Angriff vorgingen, wurden 
unter großen Verlusten zurückge¬ 
schlagen. Die Gefangenenzahl hat sich noch wei¬ 
ter erhöht. 
Am Bug und in Ostgalizien ist die Lage 
unverändert. 
In de« Kämpfen am der unteren Zlota- 
L i p « wurden vom 3. bis 5. Juli 3850 Russen ge¬ 
fangen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der Schlachtfront im Görzifchen trat zu¬ 
nächst ziemlich Ruhe ein. Rach dem vorgestrigen 
Siege hatte« unsere Truppen noch einige zaghast ge¬ 
führte Nachtangriffe gegen den Görzer Brückenkopf 
und die Plateanstellungen abzuweisen. Gestern er- 
öffnete der Feind neuerdings ein heftiges Geschntz- 
feucr, dem nachts wieder vergebliche Vorstöße schwä¬ 
cherer Kräfte folgten. 
Italienische Flieger warfen auf Triest 
Bomben ab, ohne erheblichen Schaden anzurich¬ 
ten. 
Im Krn-Gebiete griff der Gegner ein« 
Felskuppe, der schon ftühere Anstrengungen gegol¬ 
ten hatten, abermals an. Die braven Verteidiger 
schlugen den Angriff wie immer ab. Bor unse¬ 
re Stellung ist ein Leichenfeld. 
Im Kärntner und Tiroler Grenzge. 
biete dauern die Geschützkämpfe stellenweise 
fort. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Auf den Höhe« östlich von Trebinje fand in 
den letzten Tagen ein für unsere Truppen erfolg¬ 
reiches Gefecht statt. Im Angriff eroberten 
einige unserer Mteilungen nach kurzem, heftigem 
Kämpft eine montenegrinische Vorstel¬ 
lung und trieben die Montenegriner auf die näch¬ 
sten Höhen zurück. Tags darauf ging eine montene¬ 
grinische Brigade nach starker Artillerievorbereitung 
zum Gegenangriff vor, erlitt jedoch im Feuer unse¬ 
rer Truppen derartige Verluste, daß sie nach 
einiger Zeit auf die Hauptftellung, aus der sie vor¬ 
gebrochen war, zu rück ging. Mehrere unserer 
Flieger griffen mit Bomben und Maschincngewehr- 
feuer erfolgreich in den Kampf ein. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: 
von Hoeser, Feldmarschalleutnant. 
Auf der ganzen Westfront von der Nordsee 
vis zu den Vogesen sind scharfe Kämpfe im Gange. 
Der ganze Charakter der Kämpfe läßt jedoch erken¬ 
nen, daß es sich nur um lokale Aktionen handelt, 
denen ein groß angelegter gemeinsamer Gedanke 
auf der Seite unserer Gegner völlig fehlt. Auf dem 
nördlichen Teil der Westfront kam es bei Ipern 
und Souchez zu erfolglosen Angriffen der Eng¬ 
länder und Franzosen. Bei Arras. wo Joffre 
seit Wochen unr jeden Preis durchznbrechen beabsich¬ 
tigt, konnte die deutsche Artillerie einen französischen 
Vorstoß von größerer Bedeutung unmöglich machen. 
Sie nahm die Truppenansammlungen des Gegners 
unter so schweres Feuer, daß die Stadt Arras in 
Brand geschossen wurde. Leider wurde die schöne 
Kathedrale ein Raub der Flammen. Mehr als ein 
siegreicher Vorstoß beiveist das Niederhalten dieses 
geplanten französischen Angriffs, die Tatkraft und 
Energie, die unsere Verteidiger aus der Westfront 
zu entwickeln verstehen. Sachgemäße Aufklärung 
und rechtzeitiges Einsetzen der verfiigbaren Artille¬ 
rie vermögen, wie es bei Arras geschehen ist, ohne 
große eigene Opfer die feindlichen Absichten zu ver¬ 
eiteln, bevor sie noch über die Vorbereitung hinaus 
gelangt sind. Auf den Maashöhen zwischen 
diesem Fluß und der Mosel setzen die Franzosen mit 
heißem Bemühen ihre Versuche fort, wieder in den 
Besitz der ihnen entrissenen Stellungen zu gelangen. 
Große blutige Verluste sind das einzige, was sie da¬ 
bei erreichen. Gelingt es ihnen ab und zu, in einen 
Graben einzudringen, so werden sie.im Gegenstoß 
wieder herausgeworfen. Bei Verdun im Walde 
erspähten unsere Truppen eineni günsttgen Augen¬ 
blick zum Angriff und setzten sich auf einer Breite 
von iy2 Kilometer in der französischen Stellung 
fest. 
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist es ab¬ 
gesehen von Zusammenstößen lokaler Bedeutung 
südlich der Weichsel, die für die deutschen Truppen 
erfolglos verliefen, ruhig. 
Auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz haben 
die Russen bei Krasnik starkc Reserven 
herangeführt, die verschiedentlich zum Gegenstoß 
gegen die verbündeten deutschen und österreichisch- 
ungarischen Truppen angesetzt wurden, ohne jedoch 
einen Erfolg erzielen zu können. Es scheint, daß die 
Russen nochmals einen größeren Versuch machen 
wollen, sich dem deutschen Vordringen in Südpolen 
entgegenzustellen. 
8ek Kries im Werte». 
Der französische Kriegsbericht. 
wtb Paris, 6. Juli 1915. Die amtlichen Berichte 
von: Dienstag lauten: "Nachmittags: In Belgien haben 
sich die britischen Truppen einiger deutscher Schützen¬ 
gräben im Südwesten von P i l k e m aus deni östlichen 
User des Kanals bemächtigt. Ein sehr lebhafter Kampf 
entspann sich um die Station von Sou ch e z, die troe 
der wiederholten Anstrengungen des Feindes in unse¬ 
ren Hällden blieb. Arras wurde die ganze Rächt be¬ 
schossen. In den Argonnen unaufhörlicher Kampf 
mit Handgranaten und Patarben. Unsere Artillerie 
hat zu wiederholtem Male Sperrfeuer abgegeben das 
einige Angriffsversuche glattt aufhielt. Auf den Maas¬ 
höhen halten die Deutschen zweimal unsere Stellungen 
aus der Kuppe südlich der Schlucht von Sonvaux, 
östlich des Grabens von Calonne, angegriffen. Sie wur¬ 
den beidemale zurückgeschlagen. In der Gegend des 
Priesterwaldes hat der Feind ebenfalls die Offen¬ 
sive ergriffen. Es wurden zwei Angriffe ausgesührt. 
Beide touren durch unsere Artillerie und Infanterie 
aufgehalten. — Abends: Di<- englischen Truppen schlu¬ 
gen mehrere, Gegenangriffe gegen die • Schützengräben, 
deren sie sich in letzter Nacht im Südwesten von Pilkem 
bemächtigt hatten, zurück. Sie machten 80 Gefangene 
und brachten dem Feind sehr ernstliche Verluste bei. Tie 
Deutschen bombardierten Arras und besonders die 
Kathedrale mit Zündgranaten. R e i m s erhielt eben¬ 
falls einige Granaten. In den Argonnen Geschützfeuer 
ohne Jnfanteriecrngriff. Auf den M a a s h ö h e n, auf 
der Kuppe südlich der L-chlucht von Souvaux haben wir 
ein Schützengrabenteilftück wieder genommen, in dem 
die Deutschen seit dem 27. Juni sich behaupteten. Wir 
sind darüber hinaus borgedrungen. Ein Gegenangriff 
brach unter dem Feuer unserer Maschinengewehre und 
uirter unserem Sperrfeuer zusammen. Die Deutsche!: 
wichen in Unordnung zurück und erlittn schlvere Ver¬ 
luste. Jir der Gegend von Fey-en-Have mit Unterbre¬ 
chung Beschießung mit Grmiaten aller Kaliber. In den 
B o g e s e n meldet mau ein Wiederaufleben der Tätig¬ 
keit der feindlicher: Artillerie, die namentlich La Fon- 
tenelle, den Hilsenffrst, den Hartmannsweilerkopf und 
Thann beschoß. 
Das Bombardement von Arras. 
Berlin, 7. Juli 1915. Ueber die Erfolge unserer 
schweren Artillerie im Westen wird dem ,Lok.-Anz? 
aus Genf berichtet: Der Norden und der Osten 
von Arras haben durch Granaten infolge des seit 
Montag nacht fortgesetzten deutschen Bombarde¬ 
ments am schwersten gelitten. Die Brände wüteten 
noch am gestrigen Abend fort. Die Engländer 
sind durch Zerstörung ihrer in Arras lagernden 
Hauptvorräte in allen ihren Unternehmungen 
stark gehemmt. Die Erwartung der französi¬ 
schen Armeepresse, daß die heutige Joffre-Note eine 
glänzende Revanche für die bei Fey-en-Haye und im 
Hauptteile des Priesterwaldcs erlittenen Schlappen 
enthalten werde, blieb unerfüllt. Die deutsche 
Artillerie erschwert, nach französischen Privat- 
ineldungen, durch weithin beherrschendes Feuer jede 
Neugruppierung französischerTruPPen. (ctr.bln.) 
Die Angst vor dem Staatszwang in England. 
ntb. London, 6. Juli 1915. Unterhaus. 
Bei Einbringung der Registrierungsvorlage führte 
Minister Long aus, die Lage sei ernst. Man dürfe 
nicht warten, bis der Feind vor den Toren stehe. 
Die Vorlage habe mit militärischer Wehrpflicht 
nichts zu tun, aber die Registrierung werde nütz¬ 
lichen Aufschluß geben und die Möglichkeit bieten, 
die für die Industrie notwendigen Arbeiter von der 
Rekrutierung zu befreien. Die Vorlage mache die 
Registrierung obligatorisch. Asquith erklärte, daß die 
Vorlage keine Einführung zwangsmäßiger Arbeit 
oder des Militärdienstes beabsichtige. Ein 
liberales Mitglied des Hauses sagte, die Vorlage 
führe zum Staatszwang und untergrabe die Einig¬ 
keit des Landes. Sie sei das Ergebnis eines un¬ 
einigen Kabinetts. Der friiherc Minister Robertson 
sagte, Mißgriffe bei der Anwerbung von Soldaten 
seien auch ohne die Vorlage zu vern:eiden. Wenn die 
Regierung die gewerblichen Kräfte des Landes mobili¬ 
sieren und organisieren wolle) sei es unverständlich, 
weshalb auch alle Frauen, Knaben und Mädchen zwi¬ 
schen 15 und 65 Jahren eingetragen werden sollen, 
Die Vorlage sei nutzlos und nur als Mittel zu 
einem andern Zweck verständlich. Zwei unionistisch 
Redner traten für die Vorlage ein. Ein Mitglied de: 
Arbeiterpartei bezeichnete sie als einen beispiellosen 
Eingriff in die persönlichen Rechte des Volkes. D.e 
Reden für die Vorlage seien von der Idee des 
Staatszwanges durchtränkt. Ein anderes Mitglied 
der Arbeiterpartei befürwortete die Vorlage vom 
sozialistischen Standpunkt aus. Die Registrierungs- 
Vorlage wurde schließlich niit 253 gegen 30 Stimmen 
in zweiter Lesung angenommen. 
Der Hondelskries rem England. 
Der 11 Bootkrieg. 
wtb Kopenhagen, 7. Juli 1915. „National- 
tidende" meldet aus London über die norwegi- 
s ch e Bark „K o t k a" die kürzlich von einem deut¬ 
schen Unterseeboot an der irischen Küste angegriffen 
wurde. Die Mannschaft hatte das Schiff verlassen, 
dieses ist aber nicht gesunken, sondern gestern 
in Queenstown eingebracht worden. Die Holzla- 
dnng, die für die englische Regierung bestimmt war, 
ist unbeschädigt, das Schiff dagegen stark beschädigt. 
Englische Beklemmungen. 
wlb. London, 7. Jul: 1915. Der Marinemitarbeiter 
des ,DaiIy Cronicle- schreibt, die Versenkung der 
„Armenian" in der Nähe der Scillyinseln habe große 
Unruhe verursacht. Die Nation müsse über den Erfolg 
unterrichtet werdci:, den man von den Gegenmaßregel:: 
erwarten könne. Die Reeder fragten, weshalb die Ma߬ 
regeln, durch die Transportschiffe in gewissen Teilen 
des Kanals erfolgreich geschützt würden, nicht auch auf 
die Gegenden weiter westlich ausgedehnt werden könnten 
Das Gebiet bei den Scillyinseln müsse geschützt werden. 
Es sei eine bedauerliche Tatsache, daß sich der 
Unterschied zwischen Kriegsschiffen und Handelsschiffen 
verwische; dies habe mit der von Churchill angeordneten 
Bewaffnun g gewisser Schiffe begonnen. Immer¬ 
hin habe der Unterseebootsfeldzug den Vorteil, daß die 
Ration nicht in falsche Sicherheit eingelullt werde. 
Der Krieg gegen Russland. 
Russische Munitionsversorgung. 
Budapest, 6. Juli 19lr> Ter Bukarester „Uni- 
versul" wird aus G a l a tz gemeldet: Vorgestern 
42. Zahrgang. 
abend sind vier große russische Schiffe mit 
acht Schleppern in der Richtung gegen Rens an der 
Donau abgegangen. Auf den nämlichen Schiffen 
wurden in der vorigen Woche Lebensmittel nach 
Serbien befördert. Jetzt bringen sie Munition 
für Rußland, die über Galatz befördert wird 
und in Salonik ausgeladen und durch Serbien be¬ 
fördert worden ist. (ctr. fft.) 
Die innere Lage Rußlands. 
Bukarest, 6. Juli 1915. Tie innere Lage Ruß» 
lands und die Niederlage der russischen Armeen in 
Galizien waren der Gegenstand von äußerst inter¬ 
essanten Mitteilungen, die ein auf der Durchreise 
nach Paris befindlicher russischer Politiker einem 
Mitarbeiter der „Lupta" gemacht hat. „"Rach dem 
Verluste Galiziens", so führte er aus, „werden uns 
auch Podolien und Bessarabien verlo- 
r c n gehen. Wie man bei uns über den Krieg 
denkt, können Sie aus den Worten entnehmen, mit 
denen man mich auf der Redaktion des „Rußkoje 
Slowo" empfing: „Der Krieg ist für nn s 
verloren. Unsere beste Armee ist hin. Die 
Leute, die wir jetzt ins Feld stellen, sind froh, wen:: 
sie sich gefangen geben können. Außerdem sind die 
sanitären Verhältnisse des galizischen Heeres gera¬ 
dezu elend. Der Grund unserer Niederlagen sind 
die ausgezeichneten Eigenschaften der deutschen und 
österreichisch-ungarischen Heere. Unter unseren 
hohen Offizieren sind Eifersucht und Intrigen an 
der Tagesordnung. Deutschfreunde und Slawen¬ 
freunde ringen um die Macht. Aber das Ansehen 
des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch und seiner 
Anhänger ist noch groß. Man erwartet, daß der 
Z a r in allerkürzester Zeit im Moskauer Kreml das 
zweite Aufgebot der Reichswehr ausrufen wird, 
weil das Vaterland in Gefahr ist. Ein Vorwand, 
der dazu herhalten muß, um auch die finnischen 
Reserven einzubcrufen. Aus das Eingrei¬ 
fen Italiens setzt man in Rußland keinerlei 
Hoffnungen, weil man davon nicht den geringsten 
Einfluß auf den Verlauf des Krieges erwartet. Mit 
großer Stärke beginnt eine revolutionäre 
Bewegung unter den Bauern einzusetzen, 
deren Träger die von der Front zurückgekehrten ver¬ 
wundeten Sollwien sind, die die Forderungen nach 
Reformen unter der Bauernschaft verbreiten, (c. b.) 
Russische Kulturtaten. 
ntb. Basel, 7. Juli 1915. Einen: Privattele¬ 
gramm des Sonderberichterstatters der ,Basler Nach¬ 
richten^ aus Lemberg zufolge brennen die Rus¬ 
sen auf ihrem Rückzüge alles nieder und 
rauben und morden. In Komarno veran¬ 
staltete eine Kosakennachhut ein großes Juden- 
gsemetzcl; 75 Inden werden vermißt, 27 Leichen 
wurden gefunden. 
Der Krieg mit Italien. 
Die zusammengebrochene 
italienische Offensive. 
Berlin, 7. Juli 1915. Ueber die Nieder lag e 
der Italiener am Görzer Brückenkopf ivird 
aus dem Wiener Kriegspressequartier noch gemeldet: 
Ueber den Brückenkopf von Görz begann am Mon¬ 
tag um 4 Uhr nachts ein außerordentlich 
starkes Artilleriefeuer aller Kaliber. Am 
Dienstag um 11 Uhr vormittags setzte ein I n - 
fanterieangriff ein, der abgewiesen wurde. 
Im Laufe des Tages wurden dann an verschiedenen 
Punkten dieses Frontteiles noch mehrere Angriffe, 
an manchen Stellen auch zweimal hintereinander 
ausgeführt und abgewiesen. Wie in den Tagen vor¬ 
her, lag der Brennpunkt der Kämpfe an den Hän¬ 
gen des Plateaus von D o b e r d o. Eingeleitet durch 
das außerordentlich heftige Feuer zahlreicher schwe¬ 
rer Artillerie, fanden im Laufe des Nachmittags 
eine Reihe starker Jnfanterieangriffe statt. Die 
Kämpfe dauerten ununterbrochen bis spät in die 
Nacht hinein. Kurz nach Mitternarcht erfolgte der 
letzte feindliche Sturm. Alle diese Angriffe 
wurden abgewiesen. Bei einem Angriff 
gingen Bersaglieri an der Spitze der Infanterie 
ohne Gewehre, nur mit Handgranaten be¬ 
waffnet vor. Der Feind hatte starke Ver¬ 
luste. Vor der Front liegen zahlreiche Leichen ita¬ 
lienischer Soldaten. Dre österreichisch-ungarischen 
Truppen hielten sich bewundernswürdig. 
Sie ertrugen mit heroischem Mute das schwere Ar¬ 
tilleriefeuer, gegen das eine Deckung viel schwieri¬ 
ger als ans den anderen Kriegsschauplätzen zu fin¬ 
de,: ist, da der Felsbvden des Karsts die Anlage von 
Schützengraben an vielen Stellen ansschließt. Sie 
begegneten jeden: feindlichen Jnfanterieangriff mit 
ruhiger Gelassenheit und, wo sich immer 
Gelegenheit bot, ivurden Gegenangriffe mit großem 
Schneid ausgeführt. Auch die eigenen Truppen ha¬ 
ben sclbstvefftändlich in den: harte,: .Ringen V c r - 
l u st e erlitten, die jedoch in keine m Verhält- 
nis zu den sicherlich schweren Verlusten des Geg¬ 
ners stehen. Trotz der Ermüdung durch tagelang 
aufreibende Kämpfe ist die Stimmung der Truppen 
zuversichtlich urid ausgezeichnet, (c. bl.) 
23 italienische Verwundetcnzägc in zwei Tage». 
* Wien, 7. Juli 1915. Das Achtuhrabendblati 
meldet aus Lugano: Die Mailänder Sera wurde 
in Italien beschlagnahmt, weil sie die Ankunft vor 
23 überfüllten Verwundetenzügen von 
dem Kriegsschauplatz nach Mailand in den letzter 
zwei Tagen gemeldet hatte, (ctr. bln.) 
Das Wüten der Italiener gegen die Priester. 
retb. Brescia, 6. Juli 1915. Ter Direktor des 
gewerblichen Instituts von Ponte Legno, der Priester 
Signorini, ist wegen Spionageverdachts seines Amtes 
enthoben worden. Ter Erzpriester von Ponte
	        
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