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Ihr. 156. Crftes Blatt. Samstag de» 10. ZuU 1015.
42. Zal^rgang.
Fortschritte der deutschen Offensive im Priesterwalde.
Heftige ruffische Angriffe bei Krasnik abgewiesen.
Dtt ikHtfdit TageSderichj.
vtb. Großes Hauptquartier,». Juli
1915. (Amtliches Telegramm.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich der Zuckerfabrik von Sau¬
ch ez wurde ein französischer Angriff
abgefchlagen. Kleine in unfere Stellung
eingedrungeneAdteilungen wurden nieder¬
gemacht. Es gelang unS bisher nicht, das
vorgestern verlorene Grabenstück westlich
von So uchez vom Feinde zu säubern. Die
von der franzöfischen Heeresleitung ge¬
brachte Nachricht über Eroberung eines
deutschen Geschützes ist unrichtig.
Oestlich von Ailly ergebnislose fran-
zöstscheEinzelangriffe. Oestlich anschließend
an unsere neugewonnenen Stellungen im
Priesterwalde stürmten wir meh¬
rere französische Grabenlinien in
einerBreite von35VMeter,machten
dabei 250 Gefangene und erbeu¬
teten 4 Maschinengewehre. Nachts
fanden auf der Front von Aillh bis zur
Mosel nur unbedeutende Patrouillen¬
gefechte statt. Nach starker Artillerievor-
Bereitung griff ver Feind die von uns
am 22. Juni erstürmte Höhe 631 bei Ban
de Sapt an. Wir mutzten die voll¬
kommen verschütteten Gräben auf der
Kuppe räumen.
Oestl. und südöftl. Kriegsschauplatz.
Die Lage ist unverändert«
Oesterreichisch-ungarischer Tagesbericht.
vtd Wie», 9. Juli 1915. Amtlich wird ge¬
meldet:
Russischer Kriegsschauplatz;
Die allgemeine Lage im Nordoste« ist un¬
verändert. In Russisch-Polen wird auf
den Höhen nördlich Krasnik weiter gekämpft.
Wie i» den vorhergehenden Tagen wurden auch
gestern an mehreren Stellen der Front äußerst
heftige russische Angriffe zurückgeschlagen.
Westlich der Weichsel wurden alle ge¬
nommenen russischen Vorstellungen behauptet.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der küstenländische« Front herrschte
gestern verhältnismäßig Ruhe. Ein italieniischer
Flieger war bei Gore, zu einer Rotlandung gezwun¬
gen. Im Kärnter und Tiroler Grenz¬
gebiete Geschützkümpfe und Scharmützel. Em An¬
griffsversuch zweier feindlicher Bataillone auf dem
Col di Lana (bei Buchenstein) wurde abgewiesen.
i Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:
v. Hoefer, Zeldmarfchalleutnant.
Die heutige Kriegführung rechnet mit ungeheuren
Mensch.manfgeboten, und in der langen Friedens¬
zeit haben die militärischen Fachleute oft die Frage
erwogen, wie die Führung für die dauernde, genü¬
gende und rechtzeitige Verpflegung der Hunderttau¬
sende sorgen könne. Ans differ Sorge heraus ist die
„Gulaschkanone" entstanden. Aber die Feldküche
allein ist nicht imstande, die Verpflegung sicherzu¬
stellen, fte hat Lebensmittel nötig, und je schneller
sich die Operationen vollziehen, desto schwieriger wird
es, den Pedarf herbeiznschaffen. Die hoch gesteigerte
Entwicklung der Technik und des Verkehrwesens gibt
das Mittel, auch diese Hindernisse zu bezwingen, die
besoubrrs fühlbar werden, wenn der Kampfraunl
schon durch den Aufenthalt größerer Trnppenmassen
ansgesogen war. Die Notwendigkeit, den Nachschub
für das Heer an Bedürfnissen aller Art in geregelte
Bahnen zu leiten, zwingt dann die Führung, in den
Bewegungen eine Paus: eintreten zu lassen, bis der
regelmäßige Zufluß von rückwärts zur Front zur
Zufriedenheit arbeitet. Ein weichender Gegner wird
durch Zerstörung der Kunstbauten an Straßen und
Bahnen, durch Vernichtung oder Fortschaffen der
vorhandenen Vorräte suchen, die Lösung dieser Auf¬
gabe möglichst zu erschweren. So können Tage, ja
manchmal auch Wochen vergehen, bis eine vormar¬
schierende Armee nach schweren Kämpfen wieder im
Besitz der notwendigen Bedürfnisse ist und die aufer¬
legte Ruhepause abzubrechen vermag. Man wird gut
ttm, diesen Gesichtspunkt bei der Betrachtung der Er¬
eignisse in P o l e n und Galizien nicht außer acht
zu lassen. Er spricht ein entscheidendes Wort.
Schlecht 'ernährte Truppen zeigen bald einen Ausfall
an Gefechtsstärke, wie ihn ein erbitterter Kampf nicht
mit sich bringt. So wird die Magenstage ein Blei¬
gewicht, dessen Last nur ein Heer zu ttagen vermag,
in dem der Generalstab der Verpflegung und dem
Nachschub dieselbe pflegliche Aufmerksamkeit widulet
wie den strategischen und taktischen Anforderungen.
Die Meldung der Obersten Heeresleitung: „Die Lage
ist unverändert' hat also nichts Auffallendes. An-
abhängig davon wirkt das Auftreten neuer starker
.Kräfte der Russen östlich der Weichsel gegen die
Truppen unserer Verbündeten, die bis zu den nörd¬
lich von Krasnik gelegenen Höhen vorgedrungen
waren. Ihre Angriffe konnten im allgemeinen ab¬
gewiesen werden, nur beiderseits der Chaussee nörd¬
lich von Krasnik wurden ans taktischen Gründen die
am wettesten vorgeschobenen österreichisch-ugarischen
Truppen wieder auf die Höhe bei Krasnik zurück¬
genommen. Das Auftreten der russischen Verstär¬
kungen bildet das wichtigste Moment in der Entwick¬
lung der Kriegslage. Es läßt sich noch nicht erken¬
nen, woher diese frischen Kräfte gekommen sind. Es
können dies noch Truppen sein, die bisher im In¬
nern des Landes zurückgehalten waren und die jetzt
schleunigst nach dem gefährlichsten und am meisten
bedrohten Punkte geworfen wurden. Es kann dies
aber auch den Anfang der Nmgruppierung bezeich¬
nen, von der in russischen Blättern so vielfach die
Rede war. Man muß auch damit rechnen, daß die
in Ostgalizien geschlagenen und zurückgeworfenen
Truppen inzwischen das wolhynische Festungsdreieck
Rowno, Dubno, Lugk erreicht haben und von dort
unter dem Schutze der Werke mit der Bahn abbesör-
dert worden sind. Von diesen Festungen führen stra¬
tegisch leistungsfähige Bahnen nach Brest, Litowsk.
Lublin und Jwangorod. Dir dort ausgeschifften
Truppen können sehr Wohl schon das Schlachtfeld
von Krasnik erreicht haben. Der Vorteil, den ein
strategisches Eisenbahnnetz bietet, ist in dem Gelände¬
abschnitt, auf welchem tue Kämpfe sich jetzt abspie¬
len, auf der Seite unserer Feinde. Jwangorod, Lub¬
lin und Cholm bilden Knotenpunkte verschiedener
Strecken, die nach Nordpolen und nach Rußland füh¬
ren, an Bedeutung werden sie noch durch den Haupt¬
knotenpunkt Brest-Liwwsk übertroffen. Unseren
Truppen steht zum Nachschub nur die Linie Lem-
berg-Zamose zur Verfügung, ferner die Linie» über
Tarnow und entlang dem San, die aber an der rus¬
sischen Grenze bei Sandomir und Rozwado endet. Ein
großer Teil unseres Nachschubes ist somit auf die
Landstraße angewiesen; auch diese Umstände machen
es erklärlich, wenn unsere Bvrwärtsbewegungen an
geeigneter Stelle halt machen, um ein Aufschli'ßcn
zu ermöglichen. Es muß damit gerechnet werden,
daß die Russen in den nächsten Tagen ihre Angriffe
fortsetzen werden. Ob jetzt schon alle verfügbaren
Reserven eingesetzt sind, oder ob die russische Heeres¬
leitung in der Lage ist, noch weitere Verstärkungen
heranzuzichen, läßt sich von hier aus nicht beurteilen.
An der Westfront äußern sich die fortgesetzten
Niederlagen, die sich die französischen Angriffe geholt
haben, in einem krampfhaften Versuch an allen
Ecken und Enden kleinere Offensivstöße zu unter¬
nehmen, denen die einheitliche Geschlossenheit fehlt
und die hier und da zwar zu einem lokalen Erfolg
zu führen vermögen, jedoch durch die großen Opfer,
die sie den Angreifer kosten, in gar keinem Verhält¬
nis zu den errungenen Vorteilen steht. Ver¬
zweifelt« Angriffe der Franzosen im Walde von
Ailly endeten ergebnislos, während es den
deutschen Truppen gelang, weiter anschließend im
Priesterwald ihre Offensive mit dem größten
Erfolg durchzuführen. Die Franzosen erweisen sich
stets unfähig, gewonnene Stellungen für längere
Zeit zu behalten, während die deuffchen Truppen
in der Lage sind, die einmal eroberten Geländestücke
nicht nur siegreich zu behaupten, sondern auch weiter
auszudehnen. Auch nördlich von Souchez brachen
die französischen Angriffe genau so zusammen, wie
stets in der Umgegend von Arras, trotzdem Joffre
es sich in den Kopf gesetzt zu haben scheint, dort, wo
die französische und englische Front anei^anderstoßen,
die verwundbare Stelle der deutschen Linie gefunden
zu haben. Die Ströme von Blut, mit denen die
deutsche Heeresleitung seine fortgesetzten Fehler in
diesem Exempel rot angestrichen hat, scheinen ihn noch
immer nicht bekehrt zu haben.
Die deutsche Antwort an Amerika.
wtt> Berlin, 9. Juli 1915. Die deutsche Antwort
auf die amerikanische Note vom 10. Juni ist dem
amerikanischen Bot'chosier in Berlin gestern über¬
reicht worden. Sie hat folgenden Wortlaut:
Di: Kaiserliche Regierung hat mit Genugtuung
aus der Note (der Vereinigten Staaten) entnommen,
wie sehr es der Regierung der Vereinigten Staaten
am Herzen liegt, die Grundsätze derMcnsch-
l i ch k e i t auch im gegenwärtigen Kriege verwirklicht
zu sehen. Dieser Appell findet in Deutschland vollen
Widerhall; und die Kaiserliche Regierung ist durch¬
aus gewillt, ihre Darlegungen und Enffchließungen
auch im vorliegenden Falle ebenso von den Prinzi¬
pien der Humanität bestimmen zu lasien, wie sie dies
fett tat. Dankbar begrüßt es die Kaiserliche Regie¬
rung, daß die Amerikanische Regierung in ihrer Note
vom 15. Juni 1915 selost daran erinnerte, wie sich
Deutschland in der Behandlung des Seekri:gsrechrs
stets von den Grundsätzen des Fortschritts und der
Menschlichkeit leiten ließ. In der Tat haben seit der
Zeit, wo Friedrich der Große mit John Adams, Ben¬
jamin Franklin und Thomas Jefferson den Freund¬
schaft- und Handelsvertrag vom 10. Sept. 1785
zwischen Preußen und der Republik des Westens ver¬
einbare, deuffche und amerikanische Staatsmänner
in dem Kampfe für die Frecheit der Meere und für
den Schutz des friedlichen Handels immer zusammen¬
gestanden. Bei den internattonalen Verhandlungen,
die später zur Regelung des Sekriegsrechts gepflogen
wurden, sind Deutschland und Amerika für fortschritt¬
liche Grundsätze, insbesondere fiir die Abschaffung des
Seebeuterecytes, sowie für die Wahrung der nmtra-
len Interessen eingetreten.
'Noch bei Beginn des gegenwärtigen Krieges hat
sich die deutsche Regierung auf Vorschlag der
amerikan. Regierung sofort bereit erklärt, dre Lon¬
doner Seekriegsrechtserklärung zu rati¬
fizieren und sich dadurch bei der Verwendung ihrer
Seestreitkräfte allen dort vorgeschriebenen Be¬
schränkungen zu Gunsten der Neutralen zu
unterwerfen. Ebenso hielt Deutschland stets an dem
Grundsatz fest, daß der Krieg mit der bewaffneten
und organisierten Macht der feindlichen Staaten zu
führen ist, daß dagegen die feindliche Zivilbevölkerung
nach Möglichkeit von kriegerischen Maßnahmen ver¬
schont bleiben muß. Die Kafferliche Regierung hegt
die besttnimte Hoffnung, daß es beim Eintritt des
Friedens oder sogar schon früher gelingen wird, das
Seekriegsrechts in einer Weise zu ordnen, die die
Frecheit der Meere verbürgt, und sie wird es mit
Dank und Freude begrüßen, wenn sie dabei Hand in
Hand mit der amerikanffchen Regierung «beiten
kann.
Wenn in dem gegenwärttgen Kriege je länger je
mehr die Grundsätze durchbrochen wurden, die das
Ziel der Zukunft sein sollten, trägt die deutsche Re¬
gierung kerne Schuld daran. Der amerikanischen Re¬
gierung ist bekannt, wie von vornherein und in stei¬
gender Rücksichtlosigkeit Deuts chlands Geg¬
ner darauf ausgingen, unter Lossagung von
allen Regeln des Völkerrechts und unter
Mißachtung aller Rechte dev Neutra¬
len durch die völlige Lahmlegung des ftiedlichen
Verkehrs zwischen Deuffchland und den neutralen
Ländern nicht sowohl die Kriegführung, als vielmehr
das Leben der deuffchen Nation vernichtend zu tref¬
fen.
Am 3. November 1914 erklärte England die
Nordsee zum Kriegsgebiet und gefährdete
und erschwerte der neutralen Schiffahrt die Turch-
farht durch Legung schlecht verankerter Minen, sowie
durch Anhalten und Ausbringung der Schiffe aufs
äußerste, so daß tatsächlich neutrale Küsten und
Häfen gegen alles Völkerrecht blockiert wurden.
Lange vor Beginn des Unterseebootskrieges unter¬
band England auch di: legittme neutrale Schiffahrt
nach Deuffchland so gut wie völlig. So wurde
Deutschland zu einem Handelskrieg mit
Unterseebooten gezwungen. Bereits am
16. November 1914 erklärte der englische Premier¬
minister im Unterhaus, daß es eine der Hauptauf¬
gaben Englands sei, zu verhindern, daß Nah¬
rungsmittel für die deutsche Bevöl¬
kerung über neuttale Häfen nach Deuffchland ge¬
langten. Seit 1. März 1915 nimmt England von
den neutralen Schiffen alle nach Deuffchland gehen¬
den, sowie alle von Deuffchland kommenden Waren,
auch wenn sie neutrales Cigeucum sind, ohne wei¬
teres weg.. Wie seinerzeit die Buren, so soll jetzt das
deuffche Volk vor die Wahl gestellt werden, ob es mtt
seinen Frauen und Kindern dem H ungertode r-
liegen oder ob es seine Selbständigkeit auf¬
geben wolle. Während uns so unsere Feinde laut und
offen den Krieg ohne Gnade bis zur völligen Vernich¬
tung ansagten, führen wir den K r i e g i n d e r N o t-
wehr für unsere naffonale Existenz und um eines
dauernd gesicherten Friedens willen. Den erklärten
Absichten unfern: Feinde und der von ihnen ange¬
wandten völkerrechtswidrigen Kriegführung mußten
wir den Unterseebootskrieg anpassen.
Bei all:n grundsätzlichen Bemühungen, neutrales
Leben und Eigentum nach Möglichkeit vor einer
Schädigung zu bewahren, hat die deutsche Regierung
schon in der Denffchrist vom 4. Februar rückhaltlos
anerkannt, daß durch den Unterseebootskrieg die I n -
teressen der Neutralen in Mitleiden¬
schaft gezogen werden könnten. Aber ebenso
wird auch die amerikanische Regierung zu würdigen
wissen, daß die Kaiserliche Regierung in dem Da¬
seinskampf, der Deuffchland von den Gegnern aus¬
gezwungen und angekündigt ist, die heilige
Pflicht hat, alles, was irgend in ihrer Macht steht,
zu tun, um dasLebenderdeutschenUnter-
tanen zu schützen und zu wetten. Wollte
die Kaiserliche Regierung diese ihre Pflichten ver¬
säumen, würde sie sich vor Gott und der Geschichte
einer Verletzung derjenigen Prinzi¬
pien höchster Humanität schuldig ma¬
chen, welche die Grundlage jedes Staatslebens sind.
Mit erschreckender Deutlichkeit zeigt der Fall
der „Lusitania", zu welcher Gefährdung von
Menschenleben die Art der Kriegführung unserer
Gegner führt. Durch die unter Verheißung von
Prämien erfolgte Anweisung an die briüschen
Handelsschiffe, sich zu armieren und die
Unterseeboote! zu rammen, ist, in fchärf-
stem Widerspruch mit allen Grundsätzen des Völker¬
rechts, jede Grenze zwischen Handels- und
Kriegsschiffenverwischt und sind die Neu-
tralen, die ihre Handelsschiffe als Reffende benutzm,
ollen Gefahren in erhöhtem Maße ausgesetzt wor¬
den. Hätte der Kommandant des deutschen Unter¬
seebootes, welches die „Lusitania" vernichtete,Mann¬
schaften und Reisende vor der Torpedierung ausboo¬
ten lasten, so hätte dies die sichere Vernichtung
seines eigenen Bootes bedeutet. Nach
allen bei der Versenkung viel kleinerer und weniger
seetüchffger Schiffe gemachten Erfahrungen, war zu
erwarten, daß ein so mächtiges Schiff wie die „Lusi¬
tania" auch nach der Torpedierung lange genug über
Wasser bleiben würde, um die Passagiere in die
Schiffsboot: gehen zu lassen. Umstände ganz beson¬
derer Art, insonderheit das Vorhandensein
großer Mengen hochexplosiver Stoffe
an Bord, täuschten diese Erwartung. Außerdem
darf noch darauf hingewiesen werden, daß bei der
Schonung der „Lusitania" ta u s e n d e K i ft e n m i t
Munition den Feinden Deutschlands
zugefühvt und dadurch Tausende deutscher Müt¬
ter und Kinder ihrer Ernährer beraubt worden
wären.
In dem Geiste der Freundschaft, von dein das
deuffche Volk gegenüber der Union und ihren Be¬
wohnern fett den efftcn Tagen ihres Bestehens be¬
seelt ist, wird die Kaiserliche Regierung immer be-
rett sein, auch während des gegenwärtigen Krieges
alles ihr mögliche zu tun, um einer Ge-
fährdung dos Lebens amerikanische?
Bürger vorzubeugen. Die Kaiserliche Re¬
gierung wiederholt daher ihre Zusicherung, daß
amerikanische Schiffe in Ausübung der legi r i m c n
Schiffahrt nicht gehindert, das Leben amerika¬
nischer Bürger auf neutralen Schiffen nicht ge¬
fährdet werden sollen.
Um vorherzusehende, bei der Seekriegführung der
Gegner Deutschlands mögliche Gefährdungen ameri¬
kanischer Paffagierdainpfer auszuschließen, werden
die deuffchen Unterseeboote angewiesen werden, solche
durch besondere Abzeichen kenntlich
gemachte und in angemessener Zeit
vorher angesagtc Passagierdampfcr
frei und sicher passieren zu lasien. Dabei gibt sich
die Kaiserliche Regierung allerdings der zuversicht¬
lichen Hoffnung hin, daß die amerikanische Regierung
die Gewähr übernimmt, daß diese Schiffe keine
Konterbandean Bord haben.
Tie näheren Vereinbarungen für eine unbehel¬
ligte Fahrt dieser Schiffe würden von den beidersei¬
tigen Marinebehörden zu treffen sein. Zur Schaffung
ausreichender Reisegelegenheit für amerikanische Bür¬
ger über den Atlantischen Ozean stellt die deuffche
Regierung zur Erwägung, die Zahl der verfügbaren
Dampfer dadurch zu vermehren, daß eine angemessene
und einer genaueren Vereinbarung unterliegende
Zahl neutraler Dampfer unter ameri¬
kanischer Flagge in d^n Passagierdienst unter
den gleichen Bedingungen wie die vorge¬
nannten amerikanischen Dampfer eingestellt wird.
Die Kaiserliche Regierung glaubt annehmen zu
dürfen, daß auf diese Weise ausreichende Ge -
lcgenheiten fiir amerikanische Bürger zur
Reise über den Atlantischen Ozean zu schaffen sind.
Eine zwingende Notwendigkeit für amerikanische
Bürger, in Kriegszetten auf Schiffen unter feind¬
licher Flagge nach Europa zu reisen, dürfte dem¬
nach nicht vorliegen. Insbesondere vermag die Kai¬
serliche Regierung nicht zuzugeben, daß ameri¬
kanische Bürger ein feindliches Schiff
durch die bloße Tatsache ihrer An¬
wesenheit an Bord zu schützen vermögen.
Deutschland folgte lediglich dem Beispiele Eng¬
lands, als es einen Teil der See zum Kriegsgebiet
erklärte. Unfälle, die in diesem Kriegsgebiet "'Neu¬
tralen auf feindlichen Schiffen zustoßen sollten,
könnten daher nicht wohl anders beurteilt
werden, als Unfälle, denen Neutrale auf dem
Kriegsschauplatz zu Lande jederzeit aus¬
gesetzt sind, wenn sie sich trotz vorheriger Warnung
in Gefahr begeben. Sollte sich jedoch die Erwer¬
bung neutraler Passagierdampfer für die amerika¬
nische Regierung nicht in ausreichendem Umfange
ermöglichen lassen, ist die Kaiserliche Regierung be¬
reit, keine Einwendungen zu erheben, daß die ame¬
rikanische Regierung vier Passagierdamp¬
fer feindlicher Flagge für den Passagierverkehr von
Nordamerika nach England unter amerika¬
nische Flagge bringt. Die Zusagen für freie
und sichere Fahrt amerikanischer Passagierdampser
würde dann unter den gleichen Vorbedingungen '
auch auf diese feindlichen Passagierdamjefer ausge¬
dehnt werden.
Der Präsident der Vereinigten Staaten erklärte
sich in dankenswetter Weise zur Uebermittlung und
Anregung von Vorschlägen an die großbritannische
Regierung, insonderheit wegen einer Aenderung des
Seekrieges, bereit. Die Kaiserliche Regierung wird
stets von den guten Dienste» des Präsidenten gern
Gebrauch machen, und sie gibt sich der Hoffnung
hin, daß seine Bemühungen sowohl im vorliegenden
Falle wie auch für das große Ziel der Freiheit der
Meere zu einer Verständigung führen werden.
Gez. von Jagow..
s-
Die amerikanische Note, auf die die obige Note die
Antwort gibt, fuhr unter der schonen Flagge der
„Rechte der Menschlichkeit". Sie wollte diesen Rech¬
en bei uns Anerkennung verschaffen, nachdem wir
sie ihrer Meinung nach bei der Versenkung der
.Lusitania" wie in anderen Fällen mißachtet hätten.
Nun, die Rechte der Menschlichkeit sind uns minde¬
stens so heilig wie dem anlerikanischen Volk, und der
Deuttcbe bat kick aus seiner langen Geschichte eher
den Ruf erworben, z u menschlich gegen seine Feinde,
r» trenberna «wen angebliche Freunde, z u aefühls-
selig und mitleidig gegen fremde Klagen zu sein als
umgekehrt. Aber das deutsche Volk ist jetzt von einem
Ring von Raubgesellen umstellt, die sein sauer Er¬
worbenes untereinander teilen wollen, es kämpft den
schwefften, den wichtigsten Kampf in seiner Geschichte,
und es muß zunächst einmal an sein e Rechte, an
die deutschen Menschheitsrechte denke:', so gnr
wie Präsident Wilson, wenn er von den Rechten der
Menschheit spricht, zunächst an die amerikanffchen
Menschenrechte denkt. Das deutsche Volk hat das
Menschenrecht, sich nicht durch Gewaltmaß regeln,
die allem Völlerrecht Hohn sprechen, die Lebcnsmit-
telzufuhr abschneiden zu lassen, und es hat das Recht,
wenn die Neutralen ohnmächtig sind, ihm dieses
Recht zu sichern, sich selber zu helfen, mögen
keine Mitt-l den Zentralen aekaffen ad->r nicht. Es hat
die, schneidige Waffe seiner Unterseeboote gewählt,
um gegen den englischen Aushungerungskrieg eine
Revresstrli? anmwenden und es wird dies- Waffe so
lange anwenden, wie Anlaß zu dieser Repressalie
vorliegt.
Das ist cs, was die neue deutsche Note in ent¬
schiedenster Sprache sagt. Tic Lebensnotwendig-
kciten des überfallenen deutschen Volkes stehen an
erster Stelle, sie zu schützen ist Pflicht der deuffchen
Reglern«», vor Gott und der Geschichte." Aber auch