Fuld aerZeitung
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SÜSnLirtndi fhbm redaktionellen Teil Karl Schütt«. t«g»pHmg* und «-»»tSbettag« .Fulda« Seschicht». mü> der rt«fdr»ck.«»chend«iOv .JSnstriert, Welt. *“V'fl T»a|fJ autierben. 20 Pfennig -
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Nr. 161.
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Sreitag de« (6. Zuli (915.
42. Jahrgang.
9fettc schwere französische Verluste. — Stnrmangrisse
iw Oste«. — Prasznysz wieder genommen. — Gefechte
am Dnjestr.
Der dextsche Tagesbericht.
wtb Großes Hauptquartier. 15. Juli
1915. (Amtl. Telegr.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
In Südflandern sprengten wir gestern
westlich von Wytschaete mit bestem Erfolge
Minen.
In der Gegend von S o u ch e z griffen die Fran-
jofctt zum Teil mit stärkeren Kräften an verschiede¬
nen Stellen an. Sie wurden überall z « r ü ck g e *
schlagen.
Nordwestlich vo» dem Gehöft Beausejour
kn der Champagne kam ein feindlicher H a n d g r a-
»atenangriff infolge unseres Minenfeners
nicht zur Durchführung.
Die Franzosen machten gestern bis in die Nacht
hinein wiederholt Versuche, die von uns eroberten
Stellungen im Argonnenwalde zurückzu¬
erobern. Trotz Einsatzes großer Munitionsrnengen
und starker aus neue herangeführter Kräfte bra¬
chen sich ihre Angriffe an der uner¬
schütterlichen deutsche« Front. An
vielen Stellen kam es zu erbitterten Handgranaten-
«nd Nahkämpfen. Mit ungewöhnlich hohen
Verlusten bezahlte der Gegner seine ergebnis¬
losen Anstrengungen. Die Zahl der französischen
Gefangenen hat sich auf 68 Offiziere.
3688 Mann erhöht. Der Erfolg unserer
Truppen ist um so bemerkenswerter, als nach über¬
einstimmenden Gefangenenaussagen die Franzosen
für den 14. Juli, den Tag ihres Nationalfestes,
eine« große« Angriff gegen unsere Argonnen-Front
vorbereitet hatten.
Auch östlich der Argonnen herrschte gestern er¬
höhte Gefechtstätigkeit. Im Walde von Malan-
eourt wurde» Angriffsversuche des Feindes durch
unser Feuer verhindert.
Im Priesterwald brach ein französischer
Vorstoß v e r l u st reich vor unseren Stellungen
zusammen.
Ein französisches Flugzeug «rucke beim
Ueberfliegen unserer Stellungen bei S o u ch e z
getroffen und ging brennend in der feindlichen Linie
nieder, ein zweites wurde bei Henin-Litard
heruntergeschossen. Führer und Beobachter fielen
verwundet in unsere Hand.
Oestlicher Kriegsschauplatz:
In kleineren Gefechten an der Windau ab¬
wärts Kurschanh wurden 2 Offiziere 425 Rus¬
sen zu Gefangenen gemacht.
Südlich des Njemen in der Gegend von Kai-
warja eroberten unsere Truppen bei Framicz-
kowo und Osowa mehrere russische Vorstellungen
und behaupteten sie gege» heftige Gegenangriffe.
Nordöstlich Suwalki wurden die Höhen von
Olszank« von uns erstürmt. 30 0 Russen
gefangen genommen und 2 Maschinengewehre
erbeutet. Südwestlich Kolno nahmen wir das Dorf
Krusra sowie feindliche Stellungen südlich und
östlich dieses Dorfes und südlich der Linie Tartak-
Lipniki. 2400 Gefangene und 8 Maschi¬
nengewehre fielen i« unsere Hand.
Die Kämpfe in der Gegend von Praszynysz
wurden erfolgreich fortgefiihrt. Mehrere feindliche
Linien wurden von uns genomlme« und die in den
letzten Februartagen heißumstrittene und von den
Russen stark ausgebaute Stadt Prasznysz
selbstvouuusbesetzt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage ist im Allgemeinen unverändert.
Oberste Heeresleitung.
Oesterreichisch-ungarischer Tagesbericht.
wtb Wien, 15. IM 1915. Amtlich wird ge¬
meldet:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die allgemeine Lage hat sich nicht geändert.
Am Dnjestr abwärts Rizniow kam es am
nördlichen Flutzufer an mehreren Stellen zu erfolg¬
reichen Kämpfen unserer Truppen, wobei elf Offi¬
ziere und 550 Mann des Feindes gefangen wurden.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Gegen einzelne Stellen des Plateaus von Do-
berdo unterhalten die Italiener wieder leb¬
haftes Geschützfeuer; sie versuchten auch mehrere
Jnfanterieangrifie, namentlich zwischen Sdraussina
und Palazzo, wurden aber, wie immer, unter
großen Verlusten zurückgeschlagen.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete
hat sich nichts von Bedeutung ereignet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs:
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Es war vorauszusehen, daß die Fmnzosen ihre
Niederlage in den A r g o n n e n durch Gegenangriffe
wieder wettzumachen versuchen würden. Tic fran¬
zösischen Truppen haben denn auch große Anstreng¬
ungen gemacht, die ihnen abgenommenen Stellungen
wieder zu gewinnen. Sie wurden in großer Stärke
gegen die neuen deutschen Linien cmgesetzt. Aber trotz
des Trommelfeuers, mit dem die neuen Schützengrä¬
ben bedacht wurdm und trotz des mit großem Man
durchgefiihrten Sturmangriffes wurden die Fran-
A«f den Schlachtfeldern am Dnjestr.
i.
Nach der Medereinnahme von Lemberg schien
bas Schwergewicht im galizffchen Kampfe zunächst
für einige Zeit weiter südlich gerückt zu sein. Es lag
auf der Hand, daß die Russen nach dem Verlust ihrer
sehr starken Lembrrger Stellungen alles aufbieten
würden, um ihre Flügelstützpunktc am Dnjestr zu
halten, und daß dm Verbündeten jetzig vor allem
daran gelegen sein mußte, ihnen diese Stützpunkte zu
entreißen. So entschloß ich mich denn, PrzemYÄ zu
verlassen und das Hauptquartier dev Arme: ....
aufzusuchen.
Am Fuße des Tatarenhügels zwischen dm Grä¬
berfeldern der hier zu Tausenden geopferten Ruffen
hin ging es nach Süden zu bis an dm Nordrand der
Karpathen. Hier, etwa halbwegs zwischen Lupkow-
und Uzokpaß, wo die vielumstrittenen Quellgebiete
des San, des Dnestr und des Strhj nahe beieinan¬
der liegen, wird nach Osten abgebogen. Blutgetränkter
Boden überall. Und doch; wenn die zerschossenen
Ortschaften, die verbrannten Gehöfte und die vielen
kleinen Erdhügel mit den frischm Holzkreuzen nicht
wären, nran würde kaum daran erinnert, daß vor
ivenigen Wochen noch die Furien des Krieges hier
ihre wildesten Orgien gefeiert haben. Ueberall be¬
stellte Felder, nur hier und da noch Reste von Schü¬
tzengräben oder Drahtverhauen zwischen den reifen¬
den Schwaden. Auf den weiten Weideflächen unübssr-
sehbare Herden prächtigen Viehes. Auf den Laüd-
straßen lebhafter Verkehr der Bauern, die zum
Markte fahren — fast neben jedem Gespann trabt
munter ein Fohlen. Und in den Städten ein Trei¬
ben, als hätten niemals Schlachtenlärm und Russen¬
plage in die Alltäglichkeit des Daseins dieser schlich¬
ten Menschen eingegriffen. Ungewöhnlich bunte und
farbenprächtige Bilder sieht man hier, namentlich in
den Karpathcngegenden, wo unter die polnisch-gali-
zischen, und ruthcnischen sich auch noch ungarische
Trachten mischen. Am hübschesten und charaktc-
rü'ischst.'N freilich sind im,mcr d' der Ruthencn,. be-
zosen mit blutigen Köpsm heimgeschickt. Sie erlit¬
ten, wie der deuffche Bericht sagt, „ungewöhn-
l i ch h o h e V e r l u st e". Die Zahl der Gefangenen
erhöhte sich um mehrere Hundert. Die dcuffchen
Stellungen jedoch blieben unerschüttert. Die Fran¬
zosen hatten die Absicht, den 14. Juli, ihren „Natio¬
nalfeiertag" zum Andenken an die Erstürmung der
Bastille, mit einem großen Argonnmsieg zu schmü¬
cken und hattm, wie sich jetzt herausstellt, ein.: große
Offensive in dieser Gegend vorbereitet. Die Armee
sonders des Sonntags, wenn die Weißen Hosen und
Kittel der Männer frisch gewaschen sind und die
Fraum im vollen Staate prangen. Manch einer von
den jüngeren steht das flammende Rot oder das leuch¬
tende Blau des über dre hohen Schaftstiefel sich wöl¬
benden kurzen Rockes nicht übel zu dem frischen Ge¬
sicht. Und wenn sie sich zum Gruße verneigen, so ist
eine gewiffe angenehme weibliche Würde allm ge¬
meinsam. Unter den Männern, dre meist gedrungen
von Gestalt sind, kann man drei oder vier scharf ge¬
zeichnete Typen unterscheiden. Innerhalb chres Typs
scheinen denn aber alle einander ähnlich zu sehen, wie
ein Ei dem andern. Bei den galizischen Juden, die
in dm Städten die Hauptbevölkerung bilden, kann
man übrigens dieselbe Beobachtung machen.
An den Nordabhängen des Karpachenwaldes, nach
Osten und Südosten weiterfahrend, gelangen wir in
das galizische Petroleumgebiet. Zu be¬
deutungsvoll ist es für unser und unserer Verbünde,
te» wirtschaftliches Leben nicht nur im Frieden, son
dern gerade jetzt während des Krieges, als daß hier
nicht Aufenthalt gemacht Wecken sollte. Viel deut¬
sches Kapital fft hier angelegt. Man wird daheim
wiffen wollen, wieviel die Russen zerstörten, wieviel
sie von den wertvollen Anlagen übrig gelassen. Und
in gewissem Sinne ist auch die Gegend von Borys-
law ein wichtiges Schlachtfeld.
Glücklicherweise scheint der Feind die Bedeutung
dieses Schlachffeldes nicht in vollem Umfange erkannt
zu haben. Er würde es sonst wohl kraftvoller ver¬
teidigt und seine großem natürlichen Hilfsmittel
gründlicher zerstört haben. Wie der liebenswückige
Hauptmann des österreichffchen Betriebskommandos
berichtete, sind di: Russen durch Boryslaw eigentlich
nur durchgczogen, als der Sieg der deuffchen Düd-
armee am Zwinin sie zwang, auch ihre weiter nord-
wesllich in den Karpathen stehenden Kräfte zurückzu¬
nehmen. Nur dem Umstand, daß dieser Rückzug bei
der Stärke des deuffchm Erfolges in großer Eile ge¬
schehen nmßte, ist cs wohl zu danken, daß die Russen
von den etwa 370 im Betrieb befindlichen Bohrtür¬
men nur 230 zerstören tarnten und daß sie vor
des deuffchen Kronprizen ist aber dem schön gedachten
Plan zuvorgekommen, und so überschattete den .heh¬
ren Tag" gallischer Selbstüberhebung die Wolke einer
schweren französischen Niederlage. Gemeldet wurde
sie den gerade in einem Phrasenmeer schwimmenden
Parisern nicht; sie wick sich aber auf die Tauer nicht
verschweigen lassen. Dafür werden die Deutschen
durch die Tat Sorge tragen.
Auch bei A rr a s, in der Nähe von Souchez,
sowie in der Champagne brachen französische
Angriffe zusammen. Die französische Fliegerstreit-
macht hat gleichfalls einen Unglückstag gehabt. Ein
Flugzeug stürzte brennend in die sranzösffchen Linien,
ein zweites mutzte innerhalb der deutschen Stellungen
mit schwerer Havarie landen, die beiden Flieger
Waren verwundet und gerieten in Gefangenschast.
Aus dem östlichen Kriegsschauplatz
hat wieder eine erhöhte Tätigkeit der deuffchen Trup¬
pen eingesetzt, die in der Gegend von Prasznysz
zur Wiedereinnahme der seit d:n Feberuartagcn heiß
umstrittenen Stadt führte. Die Russen, die im Feld-
besestigungskrieg Meister sind, hatten die Stellung bei
Prasznysz, das links von Hügeln umgeben fft, die
von 100—150 Meter Höhe ansteigen, außerockentlich
tark ausgebaut, mußten aber schließlich doch den deut-
chen Waffen weichen. Auch nordwestlich der rus-
ffchen Festung L o m z a hatten die deuffchen Trup-
,en in den Wald- und Sumpfgegenden bei Kru sza
chöne Erfolge, ebenso weiter etwas südwestlich zwi¬
lchen den Dörfern Tcrrt ak und L i p n i k i in der
Niederung der Szkwa, eines Nebenflusses der Narew,
2400 Gefangene und 8 Maschinengewehre waren die
Beute des Tages. Nordöstlich von Suwalki wurden
bei Olscanka, wo der Feind eine Höhenstellung
eingenommen hatte, die zum Schutz der von Su¬
walki nachNordosten führenden Bahn diente, die Rus¬
sen im Sturm geworfen. Bei Kaiwarja wurden
rusiische Vorstellung genommen.
Diese erfolgreichen deuffchen Gegenstöße sind die
Antwort auf dre mit starken russischen Truppenmassen
ausgeführten gewaltsamen Rekognoszierungen, die
sich an der unerschütterlichen Kette der deuffchen Vor¬
posten brachen, ohne den Russen die notwendigen
Aufklärungen gebracht zu haben, sie indessen darüber
belehrten, daß der deuffche Widefftands- und An¬
griffsgeist unverändert derselbe fft, den sie zu ihrem
Schaden schon oft genug kennen gelernt haben. Der
Wille zum Sieg, der den deuffchen Truppen inne
wohnt, konnte den deuffchen Gegenstößen zu Erfol¬
gen verhelfen, die weit über das Maß örfficher Be¬
deutung hinausgehen.
Oesterreich-Ungarn protestiert gegen die
amerikanischen Kriegstieferungen.
Das Auswärtige Amt in Wien hat durch die Ver¬
mittlung des amerikanischen Boffchasters am Wiener
Hofe an die Regierung der Vereinigten Staaten eine
längere Note gerichtet, die sich gegen die amerika¬
nischen Munitionslieferungen an die Feinde der Zen¬
tralmächte richtet. Die östevreichich-ungarische Re¬
gierung erhebt in dieser Note Vorstellungc/i darüber,
daß die umfangreichen Lieferungen Amerikas von
Kriegsbedarf cm England und dessen Verbündete der
Neutralität widersprächen, um so mehr,
als auch der Artikel 7 der Haager Konvention, aus
den sich Amerika zur Verteidigung dieses Vorgehens
berufe, seinem wahren Geiste nach Lieferungen in
diesem Umfange und mit dieser Einseitigkeit
nicht zulcffse. Die amerikanische Regierung habe un¬
bestreitbar recht, ein Ausfuhrverbot zu erlassen, da
die jetzige Ausfuhr nur einer der kriegführenden
Parteien zugute komme. Zur Ermöglichung eines
Handelsverkehrs Amerikas mit den Zentral¬
mächten, würde es genügen, dem Gegner die Unter¬
bindung der Zufuhr von Lebensmitteln und Roh¬
stoffen anzudrohen, falls der berechtigte Handel mit
diesen Artikeln zwischen den Vereinigten Staaten und
allem die ungeheuren Vorräte (44 000 Waggons zu
je 10 000 Kilo) unberührt ließen. Jmmechin schätzt
man den Schadm ans 120 Millionen Kronen, ein
Ausfall, den man bei der großen Ergiebigkeit der
Anlagen jedoch schon in Jahresfrist wettmachen zu
können hofft.
Gegenwärtig herrscht im galizffchen Eckölgebiet
wieder eifrige Tätigkeit. Es gibt dort Petroleum.
Benzin, Fliegerbenzin (von leichterem Gewicht), Gas¬
öl für Unterseeboote, Schmieröl und Pavaffin m
Hülle und Fülle. Nur cm Verkehrsmitteln zum Ver¬
sand fehlt eS. da die eingleisige Bahn fast ausschlie߬
lich durch militärische Transporte in Änspmch ge¬
nommen wick. Die Kvaftwagenparks und Flieger
der in Galicien kämpfenden Verbündeten Armeen ver¬
sorgen sich jetzt übrigens schon meist direkt von Bo-
ryslaw aus mit Benzin. Hoffentlich wird sich die
Befreiung der galizischen Petroleumgebiete bald auch
im Prwatverkehr in stark entlastender Weise fühlbar
machen.
Bis Drohobycs, wo die über Nacht reich gewor¬
denen Eckölspekulanten in prunkvoll-kitschigen Villen
wohnen, beglettet uns der gastliche österreichische
Kommandant. „Sie sehen, ein wie reiches Land
Galizien ist", sagte er beim Abschied. „Nur in ge-
ocknetere Verhältnisse müßte es kommen, hoffenüich
wird hier auch der Krieg eine gute Nachwirkung
haben. Wir erwarten auch nachher viel von Deuffch-
lcmd."
Es war schon ziemlich spät am Abend, als wir
beim A. O. K anlangten. Aber der uner¬
müdliche Chef des Stabes empfing uns ttotzdem noch,
um uns in lichtvollem Vorttag ein Bild zu geben
von der Entwickelung der gewalttgen Kämpfe, unter
denen die Armee sich über die Karpa-
chen hinweg bis an den Dnjestr hercmgearbeitet hatte,
und von der gegenwärffgen Lage, die unsere Erwar¬
tungen bestätigte. Die Kämpfe um die Dnjestfftel-
lungen waren im vollen Gange, und morgen sollten
wir ihnen beiwohnen.
Richack Schott, Sonderbcrichtefftatter.
den Zentralmächten nicht fteigegeben wick. Dis
Note schließt mit der Aufforderung, Amerika möge
seinen Standpunkt in dieser Angelegenheit übev
prüfen.
Die Note enchält im übrigen eine ausführliche
juristtsche Begründung der österreichischen Auffassung
von wahrer Neutralität; und cs braucht Wohl kaum
gffagt zu Wecken, daß diese Auffassung sich mit dek
r feigen vollkommen deckt. Die bekannten Einwänds
der ämerikanischenRegierung werden in der Note ent¬
kräftet und treffend wird in ihr nachgewiesen, daß
dem Präsidenten Wilson von keiner Seite das Recht
bestritten wecken kann, ein Munitionsausfuhrverbot
zu erlassen. Auch unsere Regierung hat sich bereits
dieser Argumente bckieM, aber sie können der ameri¬
kanischen Regierung nicht oft und nicht nachdrücklich
genug vorgefuhrt werden.
Die Note ist bei aller Freundlichkeit im Ton sach¬
lich schaff gehalten und trifft den Nagel aus den
Kopf. Die Staatsmänner in Washington werden
nicht unchin können, in ihrer Antwortnote Farbe zu
bekennen, so unangenehm es ihnen auch sein mag.
Der Kries im besten.
Die franzSfifchen Kriegsberichte.
wtb Paris, 14 Juli 1915. Amtlicher Bericht von
Mittwoch mittag:: Deutsche Angriffe in Belgien auf
englische Truppen bei Pilkem wurden leicht zurückgewor¬
fen. Nördlich von A r r a s fanden nachts nur einige
Kämpfe mit Handgranaten statt. ArraS und Sois-
s o n s wucken mrt großkalibrigen Granaten beschossen.
Im Sommegebiet und in der Champagne bei Perthes
Minenkämpfe. In den Argonnen wurden deutsche
Angriffe in dem Gebiete Marie Therese endgiltig (!)
aufgehalten.
(Das ist wieder ein klassisches Beispiel ftanzösischcr
Lügenberichterstattung. Gestern berichtete Joffre be¬
reits von einer „neuen deutschen Schlappe" in den Ar¬
gonnen, heute wick der deutsche Angriff „endgiltig auf¬
gehalten", über die Eroberung der wichtigen Höhe 285
durch die Deutschen aber schweigt Joffre sich aus.)
Stach dem amtlichen Bericht von Mittwoch abend
wurden zwei Versuche der Deutschen, bei Souchez
aus ihren Gräben herauszukommen, vereitelt. In A r-
ras litt unter dem Bombardement bffonders das Ka¬
thedralenviertel, wobei drei Zivilisten getötet wucken.
In den Argonnen griffen wir westlich der Straße
Binarville—Bienne-le-Chateau an Westlich der Ar¬
gonnen kamen wir über die Straße nach Servon
hinaus und sicherten uns den Besitz eines kleinen Ge¬
hölzes. Bei Marie Therese übeffchritten die Gewinne
der Feindes keine 400 Meter. Auf dem Gelände des
militärischen Bahnhofs Libecourt zwischen Douai und
Lille richteten unsere Flieger durch nahezu zweihundert
Bomben sehr erheblichen Schaden an, bewarfen auch
einen haltenden Eisenbahnzug und zwangen ein feind¬
liches Flugzeug zur Landung.
Unsere Erfolge in den Argonnen.
Berlin, 15. Juli 1915. Die deutschen Erfolge
im Westen, so etwa äußert sich der militärische
Mttarbeiter der „Voss. Ztg.", sind umso bemerkens¬
werter, als sie mtt den vorhandenen Trup¬
ft en errungen wucken, da Vefftärkungen aus dem
Osten, wo nach wie vor die Entscheidung gesucht
wick, nicht hevangezogen wurden. Es eröffnet das
sehr günstige Aussichten für die späteren
Kämpfe. Die deutsche Heeresleitung im Westen ver-
dcmtt die jüngsten aussichtsreichen Erfolge im Ar-
gonnenwald zum guten Teil ihrer bewährten
Taktik, unmittelbar nach dem Scheitern einer
großen Offensive des Feindes ihrersefts im kräfttgen
Angffff vorzugehen. Ihr vorzüglich funktionieren¬
der Aufllärungdienst untefftützt wirksam diese Tak¬
tik. Nach dem Scheitern der großen Dezemberoffen-
swe des Generals Joffre erfolgte unserseits die Er¬
stürmung von S o i s s o n s, an die gescheiterten
Durchbruchsveffuche der Franzosen in der Cham¬
pagne schlossen sich unsere erfolgreichen Angriffe
bei Ap-ern, auf de» Zusammenbruch der großen
Mai- und Junioffensive zwischen Lille und Ar-
ras folgte unser kraftvolles Vorgehen im Ar-
gonnenwald. Die Erfolge daselbst haben nicht
nur lokale Bedeutung, sondern gewinnen dadurch
außerordentliche strategische Wichtigkeit,
daß wir durch sie unsere Stellungen von Westen und
Südwesten gegen die beherffchende Festung Verdun
vorschieben können, der wir bisher nur von Nocken
uns genähert hatten. Dadurch schaffen wir uns die
Vorbereitungen zur späteren Einschließung der Fe¬
stung. (ctr. bln.)
Eine Unterredung mit Kronprinz Rnpprecht.
München, 13. Juli 1915. Der bekannte Vcrtteter
amerikanischer Zeitungen, Karl von Wiegand, stellt
den „Münchener Neuesten Nachrichten" einen Bericht
über eine Unterredung zur Verfügung, die er mit
dem Kronpffnzen Rnpprecht in dessen Hauptquartier
hatte. Der Kronprinz sagte, seine Rolle sei di«
eines Ambosses, aber der Beffchterstatter werde sich
selbst überzeugt haben, daß der Durchbruch der Fran¬
zosen und Engländer nicht gelungen sei. Ebenso¬
wenig sei es ihnen geglückt, irgend einen erwähnens¬
werten Vorteil zu erffngen. Joffres Plan war gui
ausgesührt. Seine Angffffe fluteten wie die Welle«,
Kolonnen auf Kolonnen. Auf der englischen Sette
waren sie bald ermattet, und nach dem Fehlschlagen
in den efften Tagen schien kein Zusammenwiffen
zwischen Joffre und French mehr zu bestehen. Dabei
überlasten die Engländer das Vorgehen in der Haupt¬
sache Joffre, der seine Offensive noch auf ffwa fünf
Kilometer beschränkt hat. Gefangene französische Of¬
fiziere beklagen sich bitterlich, daß die Engländer sie ttn
Stiche ließen, und die Schotten sagen dasselbe von
den Engländern, die alles von den Kanadiern und
Schotten aussechten lasten. Zuefft ist die britische
Armee eine zwar kleine, aber glänzende Kamps¬
organisation gewesen, während sie jetzt bn weitem
nicht mehr so gut ist. Die Offensive Joffres schwand
zuletzt schnell dahin. Unser Schlag hat ihm dre Kraft
zu weiteren Vorstößen genommen, während die Eng¬
länder überhaupt kerne tMen Versuche KMcht haben.;