Full text: Fuldaer Zeitung (1915)

Fuld aerZeitung 
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SÜSnLirtndi fhbm redaktionellen Teil Karl Schütt«. t«g»pHmg* und «-»»tSbettag« .Fulda« Seschicht». mü> der rt«fdr»ck.«»chend«iOv .JSnstriert, Welt. *“V'fl T»a|fJ autierben. 20 Pfennig - 
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Nr. 161. 
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Sreitag de« (6. Zuli (915. 
42. Jahrgang. 
9fettc schwere französische Verluste. — Stnrmangrisse 
iw Oste«. — Prasznysz wieder genommen. — Gefechte 
am Dnjestr. 
Der dextsche Tagesbericht. 
wtb Großes Hauptquartier. 15. Juli 
1915. (Amtl. Telegr.) 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
In Südflandern sprengten wir gestern 
westlich von Wytschaete mit bestem Erfolge 
Minen. 
In der Gegend von S o u ch e z griffen die Fran- 
jofctt zum Teil mit stärkeren Kräften an verschiede¬ 
nen Stellen an. Sie wurden überall z « r ü ck g e * 
schlagen. 
Nordwestlich vo» dem Gehöft Beausejour 
kn der Champagne kam ein feindlicher H a n d g r a- 
»atenangriff infolge unseres Minenfeners 
nicht zur Durchführung. 
Die Franzosen machten gestern bis in die Nacht 
hinein wiederholt Versuche, die von uns eroberten 
Stellungen im Argonnenwalde zurückzu¬ 
erobern. Trotz Einsatzes großer Munitionsrnengen 
und starker aus neue herangeführter Kräfte bra¬ 
chen sich ihre Angriffe an der uner¬ 
schütterlichen deutsche« Front. An 
vielen Stellen kam es zu erbitterten Handgranaten- 
«nd Nahkämpfen. Mit ungewöhnlich hohen 
Verlusten bezahlte der Gegner seine ergebnis¬ 
losen Anstrengungen. Die Zahl der französischen 
Gefangenen hat sich auf 68 Offiziere. 
3688 Mann erhöht. Der Erfolg unserer 
Truppen ist um so bemerkenswerter, als nach über¬ 
einstimmenden Gefangenenaussagen die Franzosen 
für den 14. Juli, den Tag ihres Nationalfestes, 
eine« große« Angriff gegen unsere Argonnen-Front 
vorbereitet hatten. 
Auch östlich der Argonnen herrschte gestern er¬ 
höhte Gefechtstätigkeit. Im Walde von Malan- 
eourt wurde» Angriffsversuche des Feindes durch 
unser Feuer verhindert. 
Im Priesterwald brach ein französischer 
Vorstoß v e r l u st reich vor unseren Stellungen 
zusammen. 
Ein französisches Flugzeug «rucke beim 
Ueberfliegen unserer Stellungen bei S o u ch e z 
getroffen und ging brennend in der feindlichen Linie 
nieder, ein zweites wurde bei Henin-Litard 
heruntergeschossen. Führer und Beobachter fielen 
verwundet in unsere Hand. 
Oestlicher Kriegsschauplatz: 
In kleineren Gefechten an der Windau ab¬ 
wärts Kurschanh wurden 2 Offiziere 425 Rus¬ 
sen zu Gefangenen gemacht. 
Südlich des Njemen in der Gegend von Kai- 
warja eroberten unsere Truppen bei Framicz- 
kowo und Osowa mehrere russische Vorstellungen 
und behaupteten sie gege» heftige Gegenangriffe. 
Nordöstlich Suwalki wurden die Höhen von 
Olszank« von uns erstürmt. 30 0 Russen 
gefangen genommen und 2 Maschinengewehre 
erbeutet. Südwestlich Kolno nahmen wir das Dorf 
Krusra sowie feindliche Stellungen südlich und 
östlich dieses Dorfes und südlich der Linie Tartak- 
Lipniki. 2400 Gefangene und 8 Maschi¬ 
nengewehre fielen i« unsere Hand. 
Die Kämpfe in der Gegend von Praszynysz 
wurden erfolgreich fortgefiihrt. Mehrere feindliche 
Linien wurden von uns genomlme« und die in den 
letzten Februartagen heißumstrittene und von den 
Russen stark ausgebaute Stadt Prasznysz 
selbstvouuusbesetzt. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist im Allgemeinen unverändert. 
Oberste Heeresleitung. 
Oesterreichisch-ungarischer Tagesbericht. 
wtb Wien, 15. IM 1915. Amtlich wird ge¬ 
meldet: 
Russischer Kriegsschauplatz: 
Die allgemeine Lage hat sich nicht geändert. 
Am Dnjestr abwärts Rizniow kam es am 
nördlichen Flutzufer an mehreren Stellen zu erfolg¬ 
reichen Kämpfen unserer Truppen, wobei elf Offi¬ 
ziere und 550 Mann des Feindes gefangen wurden. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Gegen einzelne Stellen des Plateaus von Do- 
berdo unterhalten die Italiener wieder leb¬ 
haftes Geschützfeuer; sie versuchten auch mehrere 
Jnfanterieangrifie, namentlich zwischen Sdraussina 
und Palazzo, wurden aber, wie immer, unter 
großen Verlusten zurückgeschlagen. 
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete 
hat sich nichts von Bedeutung ereignet. 
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: 
von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 
Es war vorauszusehen, daß die Fmnzosen ihre 
Niederlage in den A r g o n n e n durch Gegenangriffe 
wieder wettzumachen versuchen würden. Tic fran¬ 
zösischen Truppen haben denn auch große Anstreng¬ 
ungen gemacht, die ihnen abgenommenen Stellungen 
wieder zu gewinnen. Sie wurden in großer Stärke 
gegen die neuen deutschen Linien cmgesetzt. Aber trotz 
des Trommelfeuers, mit dem die neuen Schützengrä¬ 
ben bedacht wurdm und trotz des mit großem Man 
durchgefiihrten Sturmangriffes wurden die Fran- 
A«f den Schlachtfeldern am Dnjestr. 
i. 
Nach der Medereinnahme von Lemberg schien 
bas Schwergewicht im galizffchen Kampfe zunächst 
für einige Zeit weiter südlich gerückt zu sein. Es lag 
auf der Hand, daß die Russen nach dem Verlust ihrer 
sehr starken Lembrrger Stellungen alles aufbieten 
würden, um ihre Flügelstützpunktc am Dnjestr zu 
halten, und daß dm Verbündeten jetzig vor allem 
daran gelegen sein mußte, ihnen diese Stützpunkte zu 
entreißen. So entschloß ich mich denn, PrzemYÄ zu 
verlassen und das Hauptquartier dev Arme: .... 
aufzusuchen. 
Am Fuße des Tatarenhügels zwischen dm Grä¬ 
berfeldern der hier zu Tausenden geopferten Ruffen 
hin ging es nach Süden zu bis an dm Nordrand der 
Karpathen. Hier, etwa halbwegs zwischen Lupkow- 
und Uzokpaß, wo die vielumstrittenen Quellgebiete 
des San, des Dnestr und des Strhj nahe beieinan¬ 
der liegen, wird nach Osten abgebogen. Blutgetränkter 
Boden überall. Und doch; wenn die zerschossenen 
Ortschaften, die verbrannten Gehöfte und die vielen 
kleinen Erdhügel mit den frischm Holzkreuzen nicht 
wären, nran würde kaum daran erinnert, daß vor 
ivenigen Wochen noch die Furien des Krieges hier 
ihre wildesten Orgien gefeiert haben. Ueberall be¬ 
stellte Felder, nur hier und da noch Reste von Schü¬ 
tzengräben oder Drahtverhauen zwischen den reifen¬ 
den Schwaden. Auf den weiten Weideflächen unübssr- 
sehbare Herden prächtigen Viehes. Auf den Laüd- 
straßen lebhafter Verkehr der Bauern, die zum 
Markte fahren — fast neben jedem Gespann trabt 
munter ein Fohlen. Und in den Städten ein Trei¬ 
ben, als hätten niemals Schlachtenlärm und Russen¬ 
plage in die Alltäglichkeit des Daseins dieser schlich¬ 
ten Menschen eingegriffen. Ungewöhnlich bunte und 
farbenprächtige Bilder sieht man hier, namentlich in 
den Karpathcngegenden, wo unter die polnisch-gali- 
zischen, und ruthcnischen sich auch noch ungarische 
Trachten mischen. Am hübschesten und charaktc- 
rü'ischst.'N freilich sind im,mcr d' der Ruthencn,. be- 
zosen mit blutigen Köpsm heimgeschickt. Sie erlit¬ 
ten, wie der deuffche Bericht sagt, „ungewöhn- 
l i ch h o h e V e r l u st e". Die Zahl der Gefangenen 
erhöhte sich um mehrere Hundert. Die dcuffchen 
Stellungen jedoch blieben unerschüttert. Die Fran¬ 
zosen hatten die Absicht, den 14. Juli, ihren „Natio¬ 
nalfeiertag" zum Andenken an die Erstürmung der 
Bastille, mit einem großen Argonnmsieg zu schmü¬ 
cken und hattm, wie sich jetzt herausstellt, ein.: große 
Offensive in dieser Gegend vorbereitet. Die Armee 
sonders des Sonntags, wenn die Weißen Hosen und 
Kittel der Männer frisch gewaschen sind und die 
Fraum im vollen Staate prangen. Manch einer von 
den jüngeren steht das flammende Rot oder das leuch¬ 
tende Blau des über dre hohen Schaftstiefel sich wöl¬ 
benden kurzen Rockes nicht übel zu dem frischen Ge¬ 
sicht. Und wenn sie sich zum Gruße verneigen, so ist 
eine gewiffe angenehme weibliche Würde allm ge¬ 
meinsam. Unter den Männern, dre meist gedrungen 
von Gestalt sind, kann man drei oder vier scharf ge¬ 
zeichnete Typen unterscheiden. Innerhalb chres Typs 
scheinen denn aber alle einander ähnlich zu sehen, wie 
ein Ei dem andern. Bei den galizischen Juden, die 
in dm Städten die Hauptbevölkerung bilden, kann 
man übrigens dieselbe Beobachtung machen. 
An den Nordabhängen des Karpachenwaldes, nach 
Osten und Südosten weiterfahrend, gelangen wir in 
das galizische Petroleumgebiet. Zu be¬ 
deutungsvoll ist es für unser und unserer Verbünde, 
te» wirtschaftliches Leben nicht nur im Frieden, son 
dern gerade jetzt während des Krieges, als daß hier 
nicht Aufenthalt gemacht Wecken sollte. Viel deut¬ 
sches Kapital fft hier angelegt. Man wird daheim 
wiffen wollen, wieviel die Russen zerstörten, wieviel 
sie von den wertvollen Anlagen übrig gelassen. Und 
in gewissem Sinne ist auch die Gegend von Borys- 
law ein wichtiges Schlachtfeld. 
Glücklicherweise scheint der Feind die Bedeutung 
dieses Schlachffeldes nicht in vollem Umfange erkannt 
zu haben. Er würde es sonst wohl kraftvoller ver¬ 
teidigt und seine großem natürlichen Hilfsmittel 
gründlicher zerstört haben. Wie der liebenswückige 
Hauptmann des österreichffchen Betriebskommandos 
berichtete, sind di: Russen durch Boryslaw eigentlich 
nur durchgczogen, als der Sieg der deuffchen Düd- 
armee am Zwinin sie zwang, auch ihre weiter nord- 
wesllich in den Karpathen stehenden Kräfte zurückzu¬ 
nehmen. Nur dem Umstand, daß dieser Rückzug bei 
der Stärke des deuffchm Erfolges in großer Eile ge¬ 
schehen nmßte, ist cs wohl zu danken, daß die Russen 
von den etwa 370 im Betrieb befindlichen Bohrtür¬ 
men nur 230 zerstören tarnten und daß sie vor 
des deuffchen Kronprizen ist aber dem schön gedachten 
Plan zuvorgekommen, und so überschattete den .heh¬ 
ren Tag" gallischer Selbstüberhebung die Wolke einer 
schweren französischen Niederlage. Gemeldet wurde 
sie den gerade in einem Phrasenmeer schwimmenden 
Parisern nicht; sie wick sich aber auf die Tauer nicht 
verschweigen lassen. Dafür werden die Deutschen 
durch die Tat Sorge tragen. 
Auch bei A rr a s, in der Nähe von Souchez, 
sowie in der Champagne brachen französische 
Angriffe zusammen. Die französische Fliegerstreit- 
macht hat gleichfalls einen Unglückstag gehabt. Ein 
Flugzeug stürzte brennend in die sranzösffchen Linien, 
ein zweites mutzte innerhalb der deutschen Stellungen 
mit schwerer Havarie landen, die beiden Flieger 
Waren verwundet und gerieten in Gefangenschast. 
Aus dem östlichen Kriegsschauplatz 
hat wieder eine erhöhte Tätigkeit der deuffchen Trup¬ 
pen eingesetzt, die in der Gegend von Prasznysz 
zur Wiedereinnahme der seit d:n Feberuartagcn heiß 
umstrittenen Stadt führte. Die Russen, die im Feld- 
besestigungskrieg Meister sind, hatten die Stellung bei 
Prasznysz, das links von Hügeln umgeben fft, die 
von 100—150 Meter Höhe ansteigen, außerockentlich 
tark ausgebaut, mußten aber schließlich doch den deut- 
chen Waffen weichen. Auch nordwestlich der rus- 
ffchen Festung L o m z a hatten die deuffchen Trup- 
,en in den Wald- und Sumpfgegenden bei Kru sza 
chöne Erfolge, ebenso weiter etwas südwestlich zwi¬ 
lchen den Dörfern Tcrrt ak und L i p n i k i in der 
Niederung der Szkwa, eines Nebenflusses der Narew, 
2400 Gefangene und 8 Maschinengewehre waren die 
Beute des Tages. Nordöstlich von Suwalki wurden 
bei Olscanka, wo der Feind eine Höhenstellung 
eingenommen hatte, die zum Schutz der von Su¬ 
walki nachNordosten führenden Bahn diente, die Rus¬ 
sen im Sturm geworfen. Bei Kaiwarja wurden 
rusiische Vorstellung genommen. 
Diese erfolgreichen deuffchen Gegenstöße sind die 
Antwort auf dre mit starken russischen Truppenmassen 
ausgeführten gewaltsamen Rekognoszierungen, die 
sich an der unerschütterlichen Kette der deuffchen Vor¬ 
posten brachen, ohne den Russen die notwendigen 
Aufklärungen gebracht zu haben, sie indessen darüber 
belehrten, daß der deuffche Widefftands- und An¬ 
griffsgeist unverändert derselbe fft, den sie zu ihrem 
Schaden schon oft genug kennen gelernt haben. Der 
Wille zum Sieg, der den deuffchen Truppen inne 
wohnt, konnte den deuffchen Gegenstößen zu Erfol¬ 
gen verhelfen, die weit über das Maß örfficher Be¬ 
deutung hinausgehen. 
Oesterreich-Ungarn protestiert gegen die 
amerikanischen Kriegstieferungen. 
Das Auswärtige Amt in Wien hat durch die Ver¬ 
mittlung des amerikanischen Boffchasters am Wiener 
Hofe an die Regierung der Vereinigten Staaten eine 
längere Note gerichtet, die sich gegen die amerika¬ 
nischen Munitionslieferungen an die Feinde der Zen¬ 
tralmächte richtet. Die östevreichich-ungarische Re¬ 
gierung erhebt in dieser Note Vorstellungc/i darüber, 
daß die umfangreichen Lieferungen Amerikas von 
Kriegsbedarf cm England und dessen Verbündete der 
Neutralität widersprächen, um so mehr, 
als auch der Artikel 7 der Haager Konvention, aus 
den sich Amerika zur Verteidigung dieses Vorgehens 
berufe, seinem wahren Geiste nach Lieferungen in 
diesem Umfange und mit dieser Einseitigkeit 
nicht zulcffse. Die amerikanische Regierung habe un¬ 
bestreitbar recht, ein Ausfuhrverbot zu erlassen, da 
die jetzige Ausfuhr nur einer der kriegführenden 
Parteien zugute komme. Zur Ermöglichung eines 
Handelsverkehrs Amerikas mit den Zentral¬ 
mächten, würde es genügen, dem Gegner die Unter¬ 
bindung der Zufuhr von Lebensmitteln und Roh¬ 
stoffen anzudrohen, falls der berechtigte Handel mit 
diesen Artikeln zwischen den Vereinigten Staaten und 
allem die ungeheuren Vorräte (44 000 Waggons zu 
je 10 000 Kilo) unberührt ließen. Jmmechin schätzt 
man den Schadm ans 120 Millionen Kronen, ein 
Ausfall, den man bei der großen Ergiebigkeit der 
Anlagen jedoch schon in Jahresfrist wettmachen zu 
können hofft. 
Gegenwärtig herrscht im galizffchen Eckölgebiet 
wieder eifrige Tätigkeit. Es gibt dort Petroleum. 
Benzin, Fliegerbenzin (von leichterem Gewicht), Gas¬ 
öl für Unterseeboote, Schmieröl und Pavaffin m 
Hülle und Fülle. Nur cm Verkehrsmitteln zum Ver¬ 
sand fehlt eS. da die eingleisige Bahn fast ausschlie߬ 
lich durch militärische Transporte in Änspmch ge¬ 
nommen wick. Die Kvaftwagenparks und Flieger 
der in Galicien kämpfenden Verbündeten Armeen ver¬ 
sorgen sich jetzt übrigens schon meist direkt von Bo- 
ryslaw aus mit Benzin. Hoffentlich wird sich die 
Befreiung der galizischen Petroleumgebiete bald auch 
im Prwatverkehr in stark entlastender Weise fühlbar 
machen. 
Bis Drohobycs, wo die über Nacht reich gewor¬ 
denen Eckölspekulanten in prunkvoll-kitschigen Villen 
wohnen, beglettet uns der gastliche österreichische 
Kommandant. „Sie sehen, ein wie reiches Land 
Galizien ist", sagte er beim Abschied. „Nur in ge- 
ocknetere Verhältnisse müßte es kommen, hoffenüich 
wird hier auch der Krieg eine gute Nachwirkung 
haben. Wir erwarten auch nachher viel von Deuffch- 
lcmd." 
Es war schon ziemlich spät am Abend, als wir 
beim A. O. K anlangten. Aber der uner¬ 
müdliche Chef des Stabes empfing uns ttotzdem noch, 
um uns in lichtvollem Vorttag ein Bild zu geben 
von der Entwickelung der gewalttgen Kämpfe, unter 
denen die Armee sich über die Karpa- 
chen hinweg bis an den Dnjestr hercmgearbeitet hatte, 
und von der gegenwärffgen Lage, die unsere Erwar¬ 
tungen bestätigte. Die Kämpfe um die Dnjestfftel- 
lungen waren im vollen Gange, und morgen sollten 
wir ihnen beiwohnen. 
Richack Schott, Sonderbcrichtefftatter. 
den Zentralmächten nicht fteigegeben wick. Dis 
Note schließt mit der Aufforderung, Amerika möge 
seinen Standpunkt in dieser Angelegenheit übev 
prüfen. 
Die Note enchält im übrigen eine ausführliche 
juristtsche Begründung der österreichischen Auffassung 
von wahrer Neutralität; und cs braucht Wohl kaum 
gffagt zu Wecken, daß diese Auffassung sich mit dek 
r feigen vollkommen deckt. Die bekannten Einwänds 
der ämerikanischenRegierung werden in der Note ent¬ 
kräftet und treffend wird in ihr nachgewiesen, daß 
dem Präsidenten Wilson von keiner Seite das Recht 
bestritten wecken kann, ein Munitionsausfuhrverbot 
zu erlassen. Auch unsere Regierung hat sich bereits 
dieser Argumente bckieM, aber sie können der ameri¬ 
kanischen Regierung nicht oft und nicht nachdrücklich 
genug vorgefuhrt werden. 
Die Note ist bei aller Freundlichkeit im Ton sach¬ 
lich schaff gehalten und trifft den Nagel aus den 
Kopf. Die Staatsmänner in Washington werden 
nicht unchin können, in ihrer Antwortnote Farbe zu 
bekennen, so unangenehm es ihnen auch sein mag. 
Der Kries im besten. 
Die franzSfifchen Kriegsberichte. 
wtb Paris, 14 Juli 1915. Amtlicher Bericht von 
Mittwoch mittag:: Deutsche Angriffe in Belgien auf 
englische Truppen bei Pilkem wurden leicht zurückgewor¬ 
fen. Nördlich von A r r a s fanden nachts nur einige 
Kämpfe mit Handgranaten statt. ArraS und Sois- 
s o n s wucken mrt großkalibrigen Granaten beschossen. 
Im Sommegebiet und in der Champagne bei Perthes 
Minenkämpfe. In den Argonnen wurden deutsche 
Angriffe in dem Gebiete Marie Therese endgiltig (!) 
aufgehalten. 
(Das ist wieder ein klassisches Beispiel ftanzösischcr 
Lügenberichterstattung. Gestern berichtete Joffre be¬ 
reits von einer „neuen deutschen Schlappe" in den Ar¬ 
gonnen, heute wick der deutsche Angriff „endgiltig auf¬ 
gehalten", über die Eroberung der wichtigen Höhe 285 
durch die Deutschen aber schweigt Joffre sich aus.) 
Stach dem amtlichen Bericht von Mittwoch abend 
wurden zwei Versuche der Deutschen, bei Souchez 
aus ihren Gräben herauszukommen, vereitelt. In A r- 
ras litt unter dem Bombardement bffonders das Ka¬ 
thedralenviertel, wobei drei Zivilisten getötet wucken. 
In den Argonnen griffen wir westlich der Straße 
Binarville—Bienne-le-Chateau an Westlich der Ar¬ 
gonnen kamen wir über die Straße nach Servon 
hinaus und sicherten uns den Besitz eines kleinen Ge¬ 
hölzes. Bei Marie Therese übeffchritten die Gewinne 
der Feindes keine 400 Meter. Auf dem Gelände des 
militärischen Bahnhofs Libecourt zwischen Douai und 
Lille richteten unsere Flieger durch nahezu zweihundert 
Bomben sehr erheblichen Schaden an, bewarfen auch 
einen haltenden Eisenbahnzug und zwangen ein feind¬ 
liches Flugzeug zur Landung. 
Unsere Erfolge in den Argonnen. 
Berlin, 15. Juli 1915. Die deutschen Erfolge 
im Westen, so etwa äußert sich der militärische 
Mttarbeiter der „Voss. Ztg.", sind umso bemerkens¬ 
werter, als sie mtt den vorhandenen Trup¬ 
ft en errungen wucken, da Vefftärkungen aus dem 
Osten, wo nach wie vor die Entscheidung gesucht 
wick, nicht hevangezogen wurden. Es eröffnet das 
sehr günstige Aussichten für die späteren 
Kämpfe. Die deutsche Heeresleitung im Westen ver- 
dcmtt die jüngsten aussichtsreichen Erfolge im Ar- 
gonnenwald zum guten Teil ihrer bewährten 
Taktik, unmittelbar nach dem Scheitern einer 
großen Offensive des Feindes ihrersefts im kräfttgen 
Angffff vorzugehen. Ihr vorzüglich funktionieren¬ 
der Aufllärungdienst untefftützt wirksam diese Tak¬ 
tik. Nach dem Scheitern der großen Dezemberoffen- 
swe des Generals Joffre erfolgte unserseits die Er¬ 
stürmung von S o i s s o n s, an die gescheiterten 
Durchbruchsveffuche der Franzosen in der Cham¬ 
pagne schlossen sich unsere erfolgreichen Angriffe 
bei Ap-ern, auf de» Zusammenbruch der großen 
Mai- und Junioffensive zwischen Lille und Ar- 
ras folgte unser kraftvolles Vorgehen im Ar- 
gonnenwald. Die Erfolge daselbst haben nicht 
nur lokale Bedeutung, sondern gewinnen dadurch 
außerordentliche strategische Wichtigkeit, 
daß wir durch sie unsere Stellungen von Westen und 
Südwesten gegen die beherffchende Festung Verdun 
vorschieben können, der wir bisher nur von Nocken 
uns genähert hatten. Dadurch schaffen wir uns die 
Vorbereitungen zur späteren Einschließung der Fe¬ 
stung. (ctr. bln.) 
Eine Unterredung mit Kronprinz Rnpprecht. 
München, 13. Juli 1915. Der bekannte Vcrtteter 
amerikanischer Zeitungen, Karl von Wiegand, stellt 
den „Münchener Neuesten Nachrichten" einen Bericht 
über eine Unterredung zur Verfügung, die er mit 
dem Kronpffnzen Rnpprecht in dessen Hauptquartier 
hatte. Der Kronprinz sagte, seine Rolle sei di« 
eines Ambosses, aber der Beffchterstatter werde sich 
selbst überzeugt haben, daß der Durchbruch der Fran¬ 
zosen und Engländer nicht gelungen sei. Ebenso¬ 
wenig sei es ihnen geglückt, irgend einen erwähnens¬ 
werten Vorteil zu erffngen. Joffres Plan war gui 
ausgesührt. Seine Angffffe fluteten wie die Welle«, 
Kolonnen auf Kolonnen. Auf der englischen Sette 
waren sie bald ermattet, und nach dem Fehlschlagen 
in den efften Tagen schien kein Zusammenwiffen 
zwischen Joffre und French mehr zu bestehen. Dabei 
überlasten die Engländer das Vorgehen in der Haupt¬ 
sache Joffre, der seine Offensive noch auf ffwa fünf 
Kilometer beschränkt hat. Gefangene französische Of¬ 
fiziere beklagen sich bitterlich, daß die Engländer sie ttn 
Stiche ließen, und die Schotten sagen dasselbe von 
den Engländern, die alles von den Kanadiern und 
Schotten aussechten lasten. Zuefft ist die britische 
Armee eine zwar kleine, aber glänzende Kamps¬ 
organisation gewesen, während sie jetzt bn weitem 
nicht mehr so gut ist. Die Offensive Joffres schwand 
zuletzt schnell dahin. Unser Schlag hat ihm dre Kraft 
zu weiteren Vorstößen genommen, während die Eng¬ 
länder überhaupt kerne tMen Versuche KMcht haben.;
	        
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