Petersburg als durchau S unwahrscheinlich
bezeichnet, daß noch ein zweiter Winterfeld¬
zug eingeleitet werden wird. Wenn Rußland hierzu
nröAicherweise auch noch das Menschenmaterial auf-
brbrgen könnte, so würde doch der immer fühlbarer
werdende Mangel an Munition und Waffen und die
enormen wirtschaftlichen und finanziellen Schwierig¬
keiten die Durchführung eines zweiten Winrerseldzu-
ge6 nicht gestatten. Mmr hofft aber, daß bis zu Win¬
tersbeginn die Zentralmächte wirtschaftlich auf die
Knie gezwungen sein werden. (Hoffen und Harren
macht in diesem Fall die Russen sicher zu Narren!)
*
* Vom „Verband der kacholischen Studentenver¬
eine Deutschlands" (nicht-farbentragend) stehen nach
den neuesten Ermittelungen 3730 Mitglieder im
Felde und im Heeresdienst. Hiervon sind 714 mit
dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden, darunter
14 mit dem Eisernen Kreuz erster Klaffe. Auf dem
Felde der Ehre gestorben sind 220 Verbandsangehörige.
Sorgfalt bet der Ernte!
vrft) Berlin, 16. Juli 1915. Die Kriegsernte
muß, wie auch das Erntewetter aussallen mag,
möglichst vollständig und gut geborgen
werden, so daß möglichst geringe Verluste durch
Ausfallen der Körner und Auswachsen entstehen.
Es handelt sich dabei um große Werte. In Preu¬
ßen z. B. sind in diesem Jahre reichlich 10 Millio¬
nen Hektar mit Halmfrüchten bestellt. Wenn man
annimmt, daß durch Ausfallen und Auswachsen
bisher durchschnittlich 80—100 Pfund pro Hektar
verloren gegangen sind — eine Annahme, die eher
zu niedrig als zu hoch sein wird — so ergibt das
einen Verlust von 8—10 Millionen Zentner Ge¬
treide, die in der jetzigen Zeft weit über 100 Mill.
Mark wert sind. Ganz vermeiden lassen sich diese
Verluste nicht, aber es sollten sich alle Landwirte
bemühen, sie gerade in diesem Jahre durch ganz be¬
sondere Sorgfalt bei der Ernte trotz aller entgegcn-
stehenden Schwierigkeiten auf das geringste Maß
einzuschränken. Eine Gefahr des Aushungerns für
unser Volk besteht bei unserer jetzigen sparsamen
Wirtschaft zwar nicht, aber wir tragen jedenfalls zur
Kräftigung unserer Land- und Volkswirtschaft bei,
wenn wir den Verlust, z. B. von 4—5 Millionen
Zentner Körnern verhüten.
Das wirksamste Mttel zur Vermeidung der Kör¬
nerverluste ist, wie bekannt, das möglichst sofortige
Aufftellen des Getreides in Stiegen, Mandeln,
Puppen usw., das gegenüber dem bloßen Zusam-
meMragen in Haufen zu dem Zwecke des Ausladens
nicht viel Mehrarbeit und Kosten verursacht. Die
vollkommenste Aufstellungsart ist das Puppen mit
Deckgarben, d. h. me bekannte Aufstellung von zwei¬
mal je vier Garben überkreuz, bisweilen mit einer
neunten Garbe in der Mitte, die durch eine darüber
gestülpte starke Garbe als Deckgarbe gedeckt werden.
Letztere wird am besten noch einmal weiter unten
mit einem doppelten Seil oder Band gebunden. In
manchen Gegenden werden jedoch auch die ungebun¬
denen Gelege in ähnlicher Weise zusammengestellt
— was sofort nach dem Mähen geschehen mutz.und
durch Schulkinder leicht ausgeführt werden kann —
und mit einer durch ein paar Halme zusammenge¬
bundenen Getreidedecke versehen.
Wenn auch das Puppen mit Decke etwas mehr
Arbeit verursacht, als das bloße Aufstellen, so ge¬
währt es doch gegen Sturm und Regen ungleich
mehr Sicherheit. Außerdem ermöglicht es, mit dem
Mähen früher zu beginnen, da das Korn unter der
Decke langsamer nachreift, als wenn es der Sonne
ungeschützt ausgesetzt ist, feinschaliger wird und seine
Farbe gut behalt. Die Möglichkeit, mit dem Mähen
ein paar Tage früher beginnen zu können, ist aber
in diesem Jahre, wo die Mäher sehr knapp sind,
von größter Bedeutung. Ferner ist es bei der Auf¬
stellung mit Deckgarben nach einem Regen häufig
möglich, die unteren acht bis neun Garben nach
Abnahme und Beiseitestellung der Deckgarbe schon
kinzufahren, wenn bei den ungedeckten Stiegen da¬
ran noch längst nicht zu denken ist.
Da dieses Jahr das Mähen wie das Puppen
durch das fast vollständige Fehlen der Lagerfrucht
(wo nicht in letzter Zeit schwere Regengüsse nieder¬
gegangen sind) wesentlich erleichtert werden, auch
die zu bewältigende Strohmenge viel geringer als
in nassen Jahren sein wird, liegen die Verhältnisse
für die Durchführung des Körnerschutzes durch das
Puppen besonders günstig und es muß geradezu als
Pflicht unserer Landwirte bezeichnet werden, daß
sie, wenn ihnen die Arbeitskräfte irgend zur Verfü¬
gung stehen, bei unsicherem Wetter diese Mittel an¬
wenden, um Körnerverluste soweit als möglich zu
vermeiden.
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß die
Körnerverluste auch noch durch Anbringung von
Körnerfängern an den Mähmaschinen, durch Pla¬
nen auf den Erntewagen sowie durch Unterbreiten
von Tüchern (aus alten Planen, Säcken usw., die
bequem durch Schulkinder von Stiege zu Stiege zu
schaffen sind) beim Umstürzen und Ausladen der
Stiegen erheblich vermindert werden können.
Bollsernährung und Lazarette.
Die Arbeiten in der Landwirtschaft sind (neben
Mangel an Pferden und Kunstdünger) in erster
Linie durch die Knappheit an Händen behindert.
Wenn auch die Nachbarschaftshilfe wie auch die 'an¬
gestrengte Arbeit der Landfrauen und Landkinder
diese Lücken etwas verringert, so können sie diese doch
nicht gänzlich ausfüllen. Es sollte darum jede brach¬
liegende Arbeitskraft, soweit irgend angängig, für
diesen Zweck herangezogen werden. Solche ist bei¬
spielsweise in einem immerhin in Betracht kom¬
menden Umfange in den Lazaretten zu finden.
Natürlich kann es sich dabei ausschließlich nur
um solche Verwundete handeln, deren Zustand dre
Betätigung körperlicher Arbeit gestattet. Das ist
aber ein nicht kleiner Teil, sei es, daß ihre Verwun¬
dung (etwa eine Gesichtsverletzung) überhaupt bald
körperliche Arbeit ermöglicht, sei es, daß dies in
einem fortgeschrittenen Stadium der Heilung der
Fall fft. Eine Nutzbarmachung dieser Kräfte liegt
ebenso im JMereffe der Volkswirtschaft, wie der
Verwundeten selbst. Das bloße Warten und Spa¬
zierengehen tut orbeitsgewohnten LeMen nicht gut;
von ärztlicher Sefte wird eine angemessene Beschäf¬
tigung geradezu als Heilfaktor bezeichnet. Selbst¬
verständlich darf es sich nur um eine Arbeit han¬
deln, die ihren jeweiligen Kräften angemessen ist.
Dazu gehören in erster Linie Arbeiten in der Land¬
wirtschaft, insbesondere die Betätigung im Gemüse-,
Garten- und Obstbau. Gerade diese Zweige der
Landwirtschaft benötigen außerordentlich viel Ar¬
beitskräfte; wird doch fetzt schon geklagt, daß Gefahr
bestehe, nicht die ganze Obsternte bergen zu können
Es handelt sich dabei um keine schwere Arbeit, son¬
dern um Handgriffe, die leicht zu erlernen sind. Die
Umgebung aller Städte, in denen sich ja Lazarette
ganz übftwiegend befiniKn, weist solche garten¬
mäßige Landwirtschaft auf. Uebrigens ist eine Be¬
tätigung in der eigentlichen Landwirtschaft gegebe¬
nenfalls nicht ausgeschlofsen. Eine physiologische
Schwierigkeit besteht bei solchen Verwundeten, die
invalide sind; sie befürchten bei etwaiger Arbeits¬
betätigung eine Herabsetzung chrer Rente, um die
sich ihre Gedanken in der Regel konzentrieren; es
muß ihnen klar gemacht werden, daß die Rente da¬
durch in keiner Weise berührt wird.
Soll eine im gesundheitlichen wie im volkswirt¬
schaftlichen Jntereffe gleich wünschenswerte Ver¬
wendung geeigneter in Heilung befindlicher Ver¬
wundeter in der Landwirtschaft erfolgen, so ist na¬
türlich eine dreifache Vorbedingung zu erfüllen:
Zustimmung des Mannes selbst, Zustimmung des
Arztes, Bezahlung der Arbeit. Verwendungsmög¬
lichkeiten werden sich überall finden.
Prof. Dr. Wygodzinski. Bonn.
Deutscher Reich.
* Gegen die Erhöhung der Getreidepreise, die
nach verschiedenen Meldungen von der Reichsregierung
geplant sein soll, richtet sich eine an die Reichsleitung
gesandte Eingabe des Kriegsausschusses für Konsu¬
menteninteressen.
Er hält, abgesehen von dem ungünstigen Eindruck
auf die Feinde Deutschlands besonders die moralisch¬
politische Schadenswirkung einer Getreidepreiserhöhung
für überaus bedenklich. Die bisherigen Preise scheinen
dem Ausschuß schon überreichlich hoch zu sein, da sie
weniger durch die Produktionskosten als durch die bei
ihrer Festsetzung vorhandenen Spekulationspreise, ferner
durch die damals noch bestehende Neigung in der Re¬
gierung zu einer Sparpreispolitik im Gegensatz zur
Beschlagnahmepolitik und schließlich durch die Hoffnung
auf größere Einfuhr bei erhöhten Preisen bedingt
wurden. In diesem Jahre aber sind nach Ansicht des
Kriegsausschusses die Produktionskosten durch die
mannigfachen öffentlichen und privaten Hilfsmaßnahmen
eher niedriger als höher geworden. In gleichem Maße
scheint ihm eine Ermäßigung der Höchstpreise näher zu
liegen als ihre Erhöhung.
Rur dem Nachbargebiet.
--- Offenbach a. M., 16. Juli 1915. Die Tech¬
nischen Lehranstalten eröffnen das Winter¬
semester am 25. Oktober. Das neue vor zwei Jahren
erbaute große Haus am Jsenburger Schloß ist seit
Kriegsbeginn zu Lazarettzwecken zur Verfügung ge¬
stellt. Seit. Anfang April beherbergt es die Kriegs¬
invaliden des Großherzogtums Heffen und die viel¬
seitigen, mustergültig eingerichteten Lehrwerkstätten
der Maschinenbauschule und Kunstgewerbeschule, sowie
die Sammlungen der Baugewerkschule dienen den
vom Direktor Prof. Oberhardt gemeinsam mit dem
Chefarzt des Stadtkrankenhauses geleiteten Berufs¬
übungen, die alle Erwerbszweige: Bau- und Ma¬
schinenschlosser, Dreher, Schmiede, Mechaniker, Korb¬
flechter, Portefeuiller, Sattler, Schuhmacher,
Schneider, Schreiner, Dekorationsmaler, Ban- und
Maschinentechniker, Stukkateure, Bildhauer, und
Steinmetzen usw. umfassen. Der Unterricht der ge¬
nannten drei Anstalten wird mit etwa 600 Schülern
in unverkürztem Programm im früheren Schulge¬
bäude durchgeführt, wobei auch die Einrichtungen
und Laboratorien im neuen Gebäude mitbenutzt
werden. Auch die staatlichen Prüfungen der Bauge¬
werk- und Maschinenbauschule erleiden keinerlei
Unterbrechung.
vermischter.
* Der Industrielle Joseph Thyssen, der Bruder
des Großindustriellen August Thyssen, geriet wie
aus Mühlheim (Ruhr) gemeldet wird, nachts in den
Thyssenschen Fabrikanlagen zwischen zwei Eisenbahn¬
wagen. Die Puffer der Wagen drückten ihm den
Brustkorb ein. Er war sofort tot. Joseph Thyssen
ist viel weniger als sein Bruder bei großen
industriellen Untenehnngen hevorgetreten. Der
gehörte lediglich dem Grubenvorstand der Gewerk¬
schaft „Deutscher Kaiser" an, die einen großen
DTeil der Thyssenschen Unternehmungen vereint.
Lokales.
Fulda, 17. Juli 1915.
AE" Die Herausgabe der Sonder¬
blätter geschieht morgen nur durch das
,Fuldaer Kreisb lallst
: Briefumschläge und Papierpreise steigen weiter.
Nach einem Beschluß des Vereins deutscher Brief¬
umschlag-Fabrikanten ist durch die unaufhörlichen,
teilweise sehr beträchtlichen und sprunghaften weiteren
Preissteigerungen aller Roh- und Hilfsmaterialien,
sowie die beständige Steigerung der Betriebsspesen
und der immer fühlbarer werdende Mangel an ge¬
schultem und ungeschultem Personal eine Erhöhung
des schon bestehenden Teuerungszuschlages für Brief¬
umschläge, Lohnbeutel rc. von bisher 10 Prozent auf
20 Prozent mit sofortiger Wirkung zur dringenden
,Notwendigkeit geworden. Auch die Papierpreise,
besonders die für Druckpapiere, sind in wesent¬
lich in die Höhe gegangen. Selbst die Zeitungsver¬
leger mit kleinen und großen Papier-Abschlüssen
mußten wohl oder übel den Fabriken einen Aufschlag
aus Billigkeits-Gründen zugestehen, sodaß die Lage
des Zeitungs-Gewerbes immer schwieriger sich ge¬
staltet. Der Zeitungs-Verleger ist nicht in der Lage,
die Preiserhöhungen auf seine Abnehmer abzuwälzen.
Nebenher hat er auch noch die enormen Ausfälle des
Anzeigenteiles zu tragen. Der hohen Betriebsaus¬
lagen und des Ausfalles der Anzeigen wegen haben
am 1. Juli wieder 200 deutsche Zeitungen ihr Er¬
scheinen eingestellt.
(*) Unwürdiges Benehmen gegen Kriegsgefangene.
Das stellvertretende General-Kommando des 11. Ar¬
meekorps hat erfahren, daß einzelnePersonen,
namentlich weiblichen Geschlechtes, sich in taktloser
und würdeloser Weise an Kriegsgefangene herange¬
drängt haben. Ein solches Betragen schlägt der Ehre
des deutschen Namens ins Gesicht und ist ein Hohn
auf die opferfreudige Vaterlands-Begeisterung, die
unterschiedslos alle Kreise unseres Volkes durchglüht.
Wohl wollen wir höflich sein gegen den Fremden und
mitleidig gegen den verwundeten Feind. Unsere Für¬
sorge gebührt aber in erster Linie den eigenen Volks¬
genossen, unseren Kriegern, ihren in der Heimat zu¬
rückgelassenen Frauen und Kindern und all' den
vielen Deutschen, denen der Krieg Sorge und Not
brachte. Es müßte eigentlich überflüssig sein, auch
nur ein einziges Wort darüber zu verlieren, daß es in.
dieser ernsten und großen Zeit jedermanns selbstver¬
ständliche Pflicht ist, Eitelkeit, Neugierde und Sinn¬
lichkeit vollständig bei sich auszutilgen. Wer das ver¬
mag, wird von selbst den richtigen Weg finden, un¬
serem Vaterlande zu dienen. Sollten jedoch wider
Erwarten die erwähnten peinlichen Vorfälle sich
wiederholen, so wird das stellvertretende General-
Kommando die Beteiligten seststellen lassen, um ihre
Namen durch Bekanntmachung an den Straßenecken
der öffentlichen Verachtung preiszugeben.
Letzte Nachrichten.
wtb Köln, 17. Juli 1915. Nach einem Telegramm
der „Kölnischen Zeitung" stellt der Militärkritiker des
„Rußkoje Slowo" fest, daß die russische Armee
auf der ganzen Front von der Pilica bis zum Dnjestr
den R ü ck z u g aus neue Stellungen fortsetze und nur
Rückzugskämpfe leiste. — Die „Kölnische Zeitung"
nreldet weiter aus Kopenhagen: Ein furchtbarer
Orkan richtete nach Meldungen ans Petersburg an
vielen Orten Südrußlands große Ber-
he e r u n g e n an. In der Umgebung von Seba-
swpol wurde die halbe Ernte vom Regen ver¬
nichtet. In Mehreren Ortschaften Transkaukasiens
Wurde ebenfalls die ganze Ernte vernichtet. Jeder
Verkehr ist unterbrochen. Die Schulen mußten ge¬
schlossen werden.
wtb Berlin, 17. Juli 1915. Heber die Räu-
mungvonRiga durch die Russen wird in einem
telegraphischen Bericht der „Deutschen Tageszeitung"
gesagt: Alle Fabriken und Werke der Stadl Riga und
des Kreffes Riga, die Aufträge für die Militärbehör¬
den aussuhren, seien verpflichtet, nach Ortschaften in
der Richtung Nordwest, die mindestens 200 Werst
von Riga liegen, abzuziehen und alle fertigen Fabri¬
kate sowie alle Maschinen, die zur Arbeitsleistung ge¬
eignet seien, fortzuschaffen. Rigaische Zeitungen be¬
richten außerdem, dir männliche Bevölkerung von 18
bis 45 Jahren in den Kreisen Goldingen und Tockum
sei aufgefordert worden, die Wohnorte zu verlassen,
das Vieh fortzutreiben und das Hausgerät fortzuschaf¬
fen. Aeltere Personen könnten zurückbleiben, doch
sei dies nicht anzuraten.
wtb. Berlin, 17. Juli 1915. Ein Sonder-Bericht-
erstattechder ,Nowoje Wremja', der die Bakanstaaten
bereist, schreibt der ,Voss. Ztgt zufolge: „Rumä¬
nien wird in das Stadium der Aktivität nicht ein-
treten, solange die Dardanellen nicht forciert sind
oder die russischen Armeen nicht wieder in Galizien
Vorgehen."
l)vk. Berlin, 17. Juli 1915. Der ,Vorwärts'
enthält eineKundgebung dessozialdem okratischen
Parteivorstandes und der Generalkommission
der Gewerkschaften in Deutschland mit der Ueber-
schrift „Gegen den Lebensmittelwucher!" In dieser
wird gegen die beabsichtigte Erhöhung der Höchst¬
preise für Getreide Stellung genommen und
gemäßigte Höchstpreise für alle Lebensmittel gefordert.
wtb Kopenhagen, 16. Juli 1915. (Nichtamtl.)
„Politiken" berichtet aus Bergen: Nachdem nun das
Weiße Meer in den Bereich der Kriegs-
z o n e einbezogen worden ist und deutsche Kriegs¬
schiffe daselbst Minen ausgelegt haben, halten jetzt
englische Schiffe alle Fahrzeuge fest, deren sie
in der neutralen norwegischen Zone habhaft wer¬
ben können. Norwegen hat seit der Mitte des vori¬
gen Jahrhunderts stets ben Anspruch erhoben, daß
sein Seegebiet sich vier Seemeilen gleich 7120 Me¬
ter, außerhalb der äußersten Landspitzen und Klip¬
pen erstreckt. Dies hat es mit sich gebracht, daß
manche offene Meeresteile innerhalb bei norwegi¬
schen Schären als norwegisches Seegebiet gerechnet
wurden. Die Engländer dagegen glauben, das
Recht zu haben, ihre Schfffe innerhalb dieser Zone
bis drei Seemeilen fahren zu lassen. Sie kontrol¬
lieren dort alle Schiffe, unabhängig von der Neu¬
tralität. Die Folge davon ist, daß selbst die vom
Staaten unterstützten Post- und P ass agier -
schiffe, die der allgemeinen Küstenfahrt dienen,
daselbst ausgehalten und untersucht werden.
Gegenüber dem norwegischen Einspruch behaupten
die Engländer, daß sie sich immer drei Seemeilen
vom Lande halten würden. Zur Zeit werden Un¬
tersuchungen zum Zwecke der Feststellung unter¬
nommen, ob die englischen Behauptungen richtig
sind. Die Schiffahrt wird jetzt, soweit irgend an¬
gängig, innerhalb der Schären verlegt; sie wird dort
in den Strömungen und Untiefen außerordentlich
erschwert. Sobald die Nächte länger werden, wird
man von vielen Unfällen hören. Das Verhältnis
ist dies: Während Deutschland England mit einem
Netz von kontrollierenden Unterseebooten zu um¬
spannen sucht, hat England einen Ring von
Kreuzern um Norwegen gelegt. Deshalb
ist es nicht ausgeschloffen, daß zukünftig deutsche
Unterseeboote chre Wirksamkeit nach dem
norwegischen Fahrwasser verlegen und dort Schisse
auffuchen, die nach den Häfen Nordrußlands fah¬
ren. Die Folgen würden ziemlich ernst sein. Eng¬
land hindert sogar die Schiffahrt zwischen Norwegen
und Island, beschränkt sich jedoch dabei au Aufhal¬
tung und Untersuchung.
wtb. Kopenhagen, 17. Juli 1915. Die „Natio-
nal-Tidende" meldet aus London: Die Bergleute
von Süd Wales verwarfen den Vorschlag zur Fort¬
setzung der Arbeit bis zur Erzielung eines Ueber-
einkommens, obgleich von führender Seite hierzu
dringend geraten wurde. Im Bergbaugcbiet wurde
nunmehr der Belagerungszustand erklärt.,
Die Admiralität hat alle Reservevorräte an Kohlen
übernommen. Aus allen Anzeichen ist zu schließen,
daß die Bergarbeiter die ablehnende Haltung
beibehalten.
DD? Kristiania, 17. Juli 1915. (Telegr.) Aus
London erfährt das „Morgenbladet": Camfrod Price,
der der serbischen Armee gefolgt ist, hielt gestern in-
Liverpool einen Vortrag, in dem er zum ersten Male
die Aufsehen erregende Mitteilung machte, daß'
britische Truppen während der letzten Monate
zusammen mit dem serbischen Heere gekämpft
hätten.
wtb Petersburg, 17. Juli 1915. (Tel.) Die Stadt¬
verwaltung von Petersburg teilt mit, daß der größte
Teil der eingekauften Produkte infolge der>
Verzögerung der Zusendung mit der Eisenbahn ver¬
dorben ist.
wtb Washington, 16. Juli 1915. Die Regierung
erfährt, daß eine Bombe, die in der Nahe von
Apricoza. auf einen in der Richttung auf Veracruz in
Mexiko fahrenden Zug geworfen wurde, diesen
zerstört hat, wobei zahlreiche Personen, wahrschein¬
lich Ausländer, getötet wurden.
Verlustliste Nr. 276.
Ans dem Berbreitungsgebiet unserer Zeitung enthält
die Liste folgende Namen:
Gefr. Emil Wiegand, Kassel, lvw. Gefr. August
Goebel. Rasdors, lv. Untffz. Justus Wetzel, Kassel,
gef. Magnus Ko stier, Pilgerzell, lvw. Ltn. d. Res .'
Karl Alberding, Wüstensachse», gef. Üntffz. Karl'
Schulz, Kassel, schvw. Augustin Schuchert, Barsch,
lvw. Johann Thiel, Kassel, lvw. Georg Marnzer,,
Kassel, lvw. Untffz. Karl Schultheiß, Fulda. lverw.
Jos. Siebert, Uerzel, leicht VW. Untffz. Anton Nau,
Weiperz, gef. Wilh. Rausch, Bermuthshain, sch. vw.
Untffz. Andr. Vielmeder, Kilianstädten, schw. verw.'
Gefr. Wilh. Möller, Kassel, leicht vw. Karl Hesse/
Kaflel, lvw. Hrch. Jäger, Kassel, schwvw. Heinrich
Reich, Oberhaun, lverw. Ph. Heinz, Sorga, lverw.
Wilhelm Scholl, Kirchhain, schwvw. Hrch. Tiegel,-
Mecklar, lvw. Adam Schneider, Malkomes, lverw.,
Gefr. Otto Hahn, Allendorf, lv. Joh. Füll grabe,
Abterode, schwvw. Konrad Dum ei er, Kaflel, lverw.
Pzfdw. Gottfr. Hallaschka, Kaflel, schwvw. Anton-
Wolfs, Wahlerts, schv. Untff. Joh. Bettenhausen,
Hersfeld, lvw. Rob. Seng, Hattendorf, lvw. Eduard.
Braun, Kaflel, lvw. Ludw. Weber, Ebersberg, lv.
Untff. Ernst Wilhelm; Kassel, gefall. Jakob Weil,
Eisenbach. gef. Justus Rockel, Lauterbach, lv. Karl'
Burger, Schlüchtern, gest. Emil Huhn, Schlitz, gest.'
Karl Seinert, Kassel, lv. Oblt. d. R. Fr. Brandt,
Kaflel, schvw. Untffz. Peter Benner, Mardorf, lvw.-
Heinr. Wohl lebe, Kassel, schv. Johannes Stuten-'
r o t h, Eitra, gef. Jakob A n g e r s b a ch, Marburg, lv.
Karl Muth, Hanau, schvw. Max Anacker, Eisenach,
lv. Ed. Portugall, Allendorf, schv. Otto Ahrend,.
Kassel, verm. Fritz Mötzing, Widdershausen, verm.
Joh. Kurz, Obergeis, lvw. Unterarzt Hans Jahn,
Kaflel, schvw. Fähnr. Georg Korth, Kassel, schwverw.
Karl Schneider, Lauterbach, schvw. Rittm. Johann.
Riedesel, Frhr. zu Eisenbach, aberm. leicht VW.'
Untffz. Jakob Mäthrich, Rothenkirchen, in Gfugsch.
Untffz. Phil. Roth, Hanau, leicht vw. Arthur Krrck,
Hilders, lvw. Fritz Winterscheide, Groh-Auheim,
lvw. Gefr. Robert R umpf, Marburg, gest. Vzwcht.
Karl Wenzel, Alsfeld, schwer verw. Karl Koller,
Rückingen, i. Gfgfch. Joh. Neumann, Fulda, schwv.
Gefr. Leonh. Ruhl, Herbstein, gefall. Joh. Becker,
Stockhausen, gef. Heinr. Kübel, Herbstein, gestorben.
Ludw. Böhm, Motten, schv. Mich. Bechold, Burg-
stnn, lvw. Wilh. Bahrmann, Eisenach, gef. Mtr.
Louis Löffert, Großenlüder, zurückgeh. Perm. Mt.
Adolf Schaffer, Kassel, zurückgeh. Mtr. I. Götze,
Allendorf, zurückgeh. F. T. Ob. Mt. Heinrich Groß,
Kassel, zurückgeh. Ob. Mtr. Heinrich Hart mann,
Sandberg, zurückgeh.
-r. Wettervoraussage
für Sonntag, den 18. Juli 1915.
Zunächst heiter, später erneut Trübung, Regen.
Temperatur. Höchste seit gestern mittag 12 Uhr:
24° Celsius; niedrigste 12" Celsius..
Barometerstand. Heute mittag 12 Uhr: 731 mny
gestern: 735 mm.
wegen Aufgabe des Artikels
mit grosser Preisermassigung
verbunden mit
Eine wirklich günstige Gelegenheit zum vorteilhaften Einkauf. Es kommen zum Ausverkauf Buckskin- und Manchester-Reste etc., geeignet für Kinder-
Anzüge. Die Stückware ist bedeutend herabgesetzt. Auf einen Teil Kleider-, Binsen- und Sommerstoffe gewähre ich 5—30°/o. Posten Blusenstoffe
75, 95 Pfg. und mehr. MWr- Für Militär ca 50 Dutzend Unterzeuge (Hemden und Hosen) besonders billig.
Josef Zahner, Fulda,
Buttermarkt.
Fertige Wasche u. Schürzen
MM- Bei der heutigen enormen Preissteigerung aller Artikel sind die Vorteile bedeutend höher zu bewerten als je, da empfehlenswerte Ware zu niederem Preise kauin mehr zu
heben ist. Deshalb dürfte dieser Aasverkauf das Günstigste sein, was ich bis jetzt meiner Kunüscüaft bieten konnte.