faste, daß Schweden den Krieg wünsche. Aber glei-
zeitig wäre es gefährlich, wenn man auf gewisser
Seite die Ueberzeugung bekäme, daß Schweden unter
allen Umständen den Frieden wolle und deshalb
ohne eigentliche Gefahr nach Belieben behan¬
delt werden könne.
Die Kohlenfrage für Schweden.
* Kopenhagen, 17. Juli 1915. Für 600000
Tonnen Steinkohlen von Deutschland nach Schwe¬
den ist die Ausfuhrerlaubnis jetzt von deutscher Seite
erteilt worden. Es rief in Schweden bedeutendes
Aufsehen hervor, daß die englischen Behörden
während der letzten Woche Gesuche der schwedischen
Importeure um Erlaubnis der Ausfuhr von Kohlen
aus England nach Schweden gar nicht behandelt
haben. Vorläufig besteht in Schweden keine Gefahr
für Kohlenmangel, (ctr. bln.)
Gegen die amerikanische Waffenlieferung.
vtb London, 18. Juli 1915. „Morning Post"
meldet aus Washington, es werde em ent¬
schlossener Versuch gemacht, eine Sondertaguug
um die Ausfuhr
des Kongresses du
von Munition und Kriegsvorräten an die
Alliierten gesetzlich zu verbieten. Ein täglich
wachsender Druck wurde auf das Staatsdepartement
ausgeübt, damit dieses für die amerikanische Rechte
einstehe. — Das Blatt meldet weiter aus New
Bork: „Evening Post" berichtet aus Washington:
Im Norden habe man keine Vorstellung von der
Erbitterung, die die gegenwärtige Lage im
Süden hervorgerufen habe. Ein Mitglied des
Reserve Board für Georgia hat erklärt, daß die
Südstaaten vor dem Bankerott ständen, wenn
sie nicht einen angemessenen Preis für die Baum¬
wolle erzielen könnten. Das britische Embargo
(Verschiffungsverbot) wird für den Preissturz verant
wörtlich gemacht. — Der Staatssekretär hat den
Fleischpackern erklärt, daß er ihre Angelegenheit
nachdrücklich und energisch verfolgen werde. Die
Beamten verhehlen nicht ihre Entrüstung über die
englische Behandlung des amerikanischen Handels-
Die britische Blockade sei keine, da sie die skandi-
.navischen Schiffen nicht von den deutschen Häfen
fernhalte, sondern nur gegen die amerikanischen
Schiffe gerichtet sei. Der Korrespondent der „Mov
ning Post" bemerkt, die Lage sei ernster, als
die englische Regierung anzunehmen scheine.
Unwürdige Behandlung dentscher Sanitiitsmann-
fchasten in Frankreich.
vtb Konstanz, 17. Juli 1915. Mit dem heute
früh 8 Uhr 30 Minuten hier eingetroffenen schweize¬
rischen Sanitätszug kanien 391 deutsche Sanitäts¬
mannschaften hier an. Sie' wurden von dem wieder
sehr zahlreich erschienenen Publikum stürmisch be¬
grüßt. Die Freude über die Wiederkehr in die
Heimat bei den Angekommenen war unbeschreiblich,
noch größer aber sind der Grimm und die Er¬
bitterung über die unwürdige und elende
Behandlung, die den meisten von ihnen in
Frankreich zuteil geworden war. Alle rühmten die
: überaus gastfreundliche Aufnahme in der Schlveiz.
Nachmittags machten die Mannschaften eine Dampfer¬
partie nach dem Ueberlinger See.
~ *
* König Ludwigs Marschallstab. Der General¬
adjutant des Kaisers, Generaloberst und Oberbe¬
fehlshaber in den Marken v. Kessel, ist am Sams-
; tag mit seinen zwei Adjutanten, von Berlin kommend,
in München eingetroffen. Er wurde am Bahnhof
vom stellvertretenden PreußischenGesandten empfangen
und in die Residenz geleitet, wo er als Gast des
Königs Wohnung genommen hat. Generaloberst
v. Kessel überbrachte König Ludwig ein Hand¬
schreiben des Kaisers und den kunstvoll ausge¬
führten preußischen Feldmarschall st ab.
Ein Reallehrer wegen Kriegsverrats verurteilt.
Am 16. ds. Mts. wurde vom Feldgericht der Etap¬
penkommandantur Mülhausen der Reallehrer
Brogly, Mitglied der zweiten Kammer deZ El¬
saß-Lothringischen Landtags, wegen Kriegsverrates
zu 10 Jahren Zuchthaus und Verlust der
bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jah¬
ren verurteilt.
Rur dem Nachbargebiet.
[] Neuenberg, 18. Juli 1915. Dem Unteroffizier
bei der 5. Batterie des Feldart.-Regts. Nr. 56
Oskar Herzig von hier wurde für bewiesene Tapfer¬
keit das Eiserne Kreuz verliehen.
K. Langenbieber (Rhön), 18. Juli 1915. Aus
unserer 322 Seelen zählenden Gemeinde wurden bis
zum 15. Juli 32 Mann zu den Waffen gerufen.
Zwei erlitten den Heldentod. August Hornung be¬
findet sich in französischer Gefangenschaft. Mit dem
Eisernen Kreuze wurden für hervorragende Tapfer¬
keit ausgezeichnet: Karl Herrlich, Egid Burkart und
Magnus Hornung.
X. Hilders, 18. Juli 1915. Vom 20. Juli wird
der seither 8.25 Uhr abends von Hilders nach
Tann abgehenden Personenzug früher gelegt. Er
fährt wie folgt: Hilders ab 8.01 Uhr, Neuschwamm¬
bach ab 8.08 Uhr, Habel-Lahrbach ab 8.16 Uhr,
Tann an 8.23 Uhr.
8v. Bad Brückenau, 18. Juli 1915. Die Freuden¬
botschaft von unserem jüngsten Waffenglück unter
Hindenburgs siegreichen Fahnen rief auch
in unserem idyllischen Rhönbad jubelnde Begeisterung
hervor. Durch den von üppig grünem Bergwald
umrahmten Kurpark brauste alsbald zu den Klangen
der Kapelle das herrliche „Deutschland, Deutschland
über alles!" Und als nun gar das sich aufheiternde
Wetter die frohe Grundstimmung der Kurgäste
wesentlich erhöhte, da versammelte man sich noch des
abends einmal unter den Baumkronen an der Musik¬
halle. Nach einer kernigen Ansprache des Herrn Dr.
phil. und Leutn. d. R. Herold aus Erlangen erschallte
ein jubelndes Kaiserhurrah, und noch manch' vater¬
ländische Weise erklang durch das abendlich stille Tal
der Rhön.
* Kassel, 18. Juli 1915. Die umfangreiche Aus¬
stellung für Verwundeten- und Kranken-
Fürsorge im Kriege, die im hiesigen Landes-
Museum ihre Stätte gefunden hat, wurde gestern in
Gegenwart des Prinzen-Paares Reuß XXXIII., der
Gemahlin des Kriegsministers Wildt v. Hohenboru
und der Spitzen sämtlicher hiesigen Behörden vom
Oberpräsidenten der Provinz, Hengstenberg, eröffnet.
Die Ausstellung will zeigen, daß im Kriege alles ge¬
tan ist, um den erkrankten, verwundeten und für¬
sorgebedürftigen Soldaten die Pflege und ärztliche
Hilfe angedeihen zu lassen, die ihre Schmerzen lin¬
dern und eine gute Ausheilung ihrer Verwundungen
gewährleisten. In diesem Sinne war auch die Rede
des Oberpräsidenten gehalten. Zahlreiche Kasseler
Großfirmen für Kriegsbedarf sind auf der Ausstel¬
lung mit als mustergültig anerkannten Einrichtungen
vertreten. Die Ausstellung wird einen Monat in
Kassel bleiben.
§§ Kassel, 10. Juli 1915. Für fünf A nsichts-
postkarten drei Monate Gefängnis erhielt
ha» Dienstmädchen Anna Boraheim an-' Kalkobes
m Kreise Hersfeld Von der Strafkammer zudikttert
Das erst 18jährige Mädchen, das seit einiger Zeit
in Kassel in Stellung war, hatte bereits vier ver¬
schiedene Diebstähle vorher begangen und war jedes¬
mal gerichtlich abgeurteilt worden. In diesem Falle
besuchte sie ein Warenhaus, wo sie jfünf Ansichts¬
postkarten entwendete.
* Hildburghausen (Thüringen), 16. Juli 1915.
Schwere Wunden hat der Krieg der Familie des
Bezirksschornsteinfegermeisters Eller von hier ge¬
bracht.^ Nachdem schon im Frühjahr ein Sohn, der
Kriegsfreiwillige Gymnasiast Haus, den Heldentod
fürs Vaterland gestorben ist, traf in den letzten
Tagen die Nachricht ein, daß auch die beiden anderen
im Felde stehenden Söhne Emil und Armin auf
dem Felde der Ehre gefallen sind.
* Eisenach, 15. Juli 1915. Das Gemeinderats¬
mitglied Kaufmann S. Weinstein st i s t e t e der Stadt
20 000 Mark mit der Bestimmung, unbemittelten,
würdigen Schülern den Bildungsgang der städtischen
Realschule zu ermöglichen Von den Unterstützten
wird erwartet, daß sie sich kaufmännischen oder ge¬
werblichen Bernsen' zuwenden. Der Gemeinderat
nahm die Stiftung dankend an. — Für die Dauer
des Krieges wurden Teuerungszulagen für die
städtischen Arbeiter in Höhe von 6 Mark monatlich
bewilligt. Daraus erwächst der Stadt eine jährliche
Mehrausgabe von rund 8000 Mark. Dieselbe
Summe beansprucht die ebenfalls beantragte und
mit den Teuerungsverhältnissen der Zeit begründete
Gehaltsaufbesserung der städtischen Beamten.
* Wiesbaden. 18. Juli 1915. Der kürzlich dahier
verstorbene Rentner Adolf Diesterweg hat der Deut¬
schen Gesellschaft für Kaufmanns - Erholungsheime
zur Förderung ihrer Wohlfahrts-Bestrebungen testa¬
mentarisch ein Kapital von 20,000 Mk. vermacht.
— In mehreren Schulen besteht die Absicht, die
Bilder dergefallenenLehrer in den Schulen,
in den sie tätig waren, anzubringen. Die Wies¬
badener Regierung begrüßt diese Anregung. — Durch
Nikotin-Vergiftung starb hier kürzlich ein
junger Mann; er hatte sich einen Zahn ziehen lassen
und -gleich darauf geraucht. Dabei muß wohl Nikotin
in die noch offene Wunde gekommen sein.
* Darmstadt, 15. Juli 1915. Unter Bechilfe der
hiesigen Metzgermeister wird in dieser Woche von i ei
Stadt die Schweinefleisch-Dauerware zum
Preise von 1.20 M. bei Abgabe von höchstens zwei
Pfund abgesetzt. Zum Bezüge sind nur Minderbe¬
mittelte berechtigt, Einzelpersonen mit einem Ein¬
kommen bis zu 1500, Familien mit einem Hausstand
von mindestens fünf Köpfen mit einem Einkommen
bis zu 2000 Mark. Steuerzettel und Brotkarte dienen
als Ausweis.
Ru§ Geisa und Umgebung.
** Spahl, 18. Juli 1915. Ein herrliches Fest, hat
am 11. d. Mts. unser Dorf, ja unsere Pfarrgemeinde
gefeiert, das Fest der Primiz des Neupriesters
Joseph Maria Werner, Sohin des Herrn Lehrers
Werner dahier. Schon seit langer Zeit hatte sich
die Gemeinde aus diesen Tag gefreut. §>a wurde
am 21. November v. I. der Diakon I. M. Werner
zum Militär emberuscn und dem Reservelazarett
Hersfeld zugeteilt. Auf Wunsch des Hochwürdiasten
Herrn Bischofs imnV dem Diakon I. M. Werner
aber von: stellvertretenden General-Kommando zu
Kassel ein dreiwöchiger Urlaub erteilt, um die nötigste
Vorbereitung und die hl. Priesterweihe zu enrpfan-
gen. Trotzdem der Tag der Primizseier erst kurze
Zeit vorher icstgelegt werden konnte, waren doch um-
fassende Vorbereitungen getroffen, sodaß der Weg
von der Wohnung des Primizianten bis zur Kirche
im herrlichsten Schmuck prangte. Um 9 Uhr wurde
der Primiziant von der elterlichen Wohnung abge¬
holt. Die Festpredigt hatte die hohe Würde des
Priestertums zum Gegenstände. An die Predigt
schloß sich dann das Hochamt mit Te Deum. Die
Feier ließ wieder einmal erkennen, wre wahr es ist:
Ein Volk das seine Pri ster ehrt, ehrt sich selbst. Der
Primiziant mußte zwei Tage nach der Feier den
Talar wieder mit des Kaisers Rock vertauschen.
* Dorndorf, 16. Juli 1915. Jni Mai v. I. wurde
in das Magazingebäude der Gewerkschaft Heilgen.
roda in Springen eingebrochen und eine eiserne
Geldkasette mit über 3000 Mark Inhalt entwendet.
Der Verdacht fiel seinerzeit auf einen Gewerkschafts¬
beamten, der auch vorübergehend in Haft genommen
wurde. Den Bemühungen des Oberwachtmeisters
Liebelt-Dermbach ist es jetzt gelungen, den wahren
Täter in der Person des Schachtarbeiters Thiel in
Urnshausen zu ^ermitteln, so daß der schwere Ver¬
dacht nunmehr von dem im Felde stehenden Beamten
genommen ist. Der Dieb ist dem Amtsgefängnis
in Stadtlengsfeld zugeführt worden. Die Gewerk¬
schaft hatte damals auf die Ermittelung des Täters
eine Belohnung von 500 Mark ausgesetzt, die so¬
mit Oberwachtmeister Liebelt zufallen wird.
Ru§ Oberhejsen u. den Hess. Remtern.
s:s Neustadt, 18. Juli 1915. Auf Veranlassung
der Gemeindeverwaltung kamen gestern 15 russische
Kriegsgefangene mit drei Mann Bewachung
hier an. Die Gefangenen werden im städtischen
Wegebau im Steinbruch und teilweise auch bei
Privatleuten verwendet. Sie sind im Arbeiterge¬
bäude der Ziegelei untergebracht und werden )m
Schwesternhause verköstigt.
[:] Burgholz, 18. Juli 1915. Hier brach ein
laldbrand aus, welchem ein großer Bestand
zum Opfer fiel. Die schnell herbeigeeilte Feuerwehr
konnte den Brand nach längerer Zeit löschen.
ffj Stausebach, 18. Juli 1915. Tie hiesigen
Schulkinder sammelten 90 Pfund Heidelbeeren,
welche je zur Hälfte der Obst- und Gemüseverwer¬
tungsstelle des nationalen Frauendienstes zu Mar¬
burg und den verwundeten Kriegern in der chirurch.
Klinik überwiesen wurden.
Lokaler.
Fulda, 19. Juli 1915.
4< Ritter des Eisernen Kreuzes. D^r Unter¬
offizier Friedrich Aßmann im Feldarti erie-Regi-
ment Nr. 47 wurde für hervorragende Tapferkeit
vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz aus¬
gezeichnet.
.I■ Das Kreuz in Eisen in Fulda. Der Magistrat
ist in seiner letzten Sitzung einer Anregung des
Herrn Oberbürgermeisters näher getreten, in Fulda ein
dauerndes Erinnerungszeichen an den Weltkrieg in
Gestalt eines Eisernen Kreuzes zu errichten. Das
von einer Krone überragte Kreuz soll in Holz aus-
geführt uud mit verschiedenen Arten von Nägeln
ganz bedeckt werden. So kommen beispielsweise für
das Kreuz und die Krone schwarze Nägel, für die
silberne ^tufassung des Kreuzes silberne Nägel zur
Verwendung. Jeder wird bei der Nagelung des
Kreuzes in Eisen Gelegenheit haben, seinen Wohl-
tätigkeitssinn und seine Vaterlandsliebe, entsprechend
seinem Vermögen zu betätigen. Das Kren; in Eisen
fft zunächst berufen, die Erinnerung an die große
Zeit, in der wir leben und an die tapferen Helden,
die für die Freiheit des Vaterlandes ihr Blut ge¬
opfert haben, wach zu halten. Tann soll dieses
Kreuz auch von der Opferfreudigkeit der Daheimge-
bljebenen 3eugnis oblegen. Es werden Listen aufge¬
legt werden, in die alle Stifter von Nägeln ihre
Namen eintragen können. Diese Listen werden dann,
zu einem Bande vereinigt, zur bleibenden Erinnerung
ausbewahrt werden. Das Kreuz wird voraussichtlich
an der Westseite des Schlosses unter der Landrats¬
wohnung (gegenüber der Hauptwache) angebracht
werden.
x. Auszeichnung. Dem Schutzmann Alfred Tro che
hier wurde für 10jährige vorwurfsfreie Dienstzeit
bei der Polizei-Direktion der Wachtmeistersäbel mit
goldener Säbelquaste verliehen.
-L Der Gesangverein der hiesige» Verwundeten
unternahm gestern nachmittag mit der Eisenbahn
einen Ausflug nach Tiefengruben. Diejenigen Ver¬
wundeten, denen der Gang zuisi Bahnhof zu be¬
schwerlich war, wurden mit Wagen dorthin gefahren.
In Tiefengruben herrschte in der dortigen Wirtschaft
ein fröhliches Leben Verschiedene Wohltäter aus
Fulda sorgten für Kaffee und Gebäck und abends
für einen kräftigen Imbiß Ter Gesangverein unter
Leitung des Herrn Lehrers Jung trug patriotische
und andere Lieder vor, und Schüler erfreuten durch
musikalische Vorträge. Die ganze Veranstaltung
hat bei allen Teilnehmern einen sehr guten Eindruck
hinterlasse».
—* Deutsche Auslandsflüchtige finden Rat und
Hilfe beim Ausschuß für Kriegswohlsahrtspflege des
Roten Kreuzes in Kassel, der gleichzeitig Be¬
ratungsstelle für Auslandsflüchtigeist. Geschäfts¬
räume: Hohenzollernstraße 44, Fernsprecher 650.
Sprechzeit: vormittags 10 bis 12 Uhr, in eiligen
Angelegenheiten auch nachmittags zwischen 4 und
6 Uhr.
(*) Für die Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern
Von zuständiger Seite wird wiederholt daraus auf¬
merksam gemacht, daß die Hinterbliebenen von
Kriegsteilnehmern sich alsbald nach Empfang der
Todesnachricht an die Polizeibehörde ihres Wohn-
und Aufenthaltsortes zu wenden haben. Von hier
aus erhalten sie Auskunft über die Höhe der Hinter¬
bliebenenbezüge und über alles nähere, was zur
rechtzeitigen Erlangung der Gnaden- und Versor¬
gungsgebührnisse erforderlich ist.
?? Landwirtschaftlicher Kreisvereiu. Die am
Samstag nachmittag im Ballhause abgehaltene Ver¬
sammlung des Landwirtschaftlichen Kreisvereins war
gut besucht. Der Vorsitzende, Herr Souchay, brachte
ein Schreiben der Landwirtschaftskammer zu Kassel zur
Vorlesung, wonach die Kammer bestrebt ist, dem Wunsch
des Kreisvereins nach Beutepferden zu entsprechen.
Der Verein sei an dritter Stelle vorgemerkt. Für
Feldp rämii erun gen im hiesigen Kreise hat die
Kammer einen Betrag von 375 Mk. ausgesetzt. Der
Vorsitzende bedauerte, daß hierzu nur 14 Anmeldungen
eingegangen sind. Ferner wurde der Vorstand durch
ein Rundschreiben ersucht, die Mitglieder zu veranlassen,
alle Goldmünzen gegen Papiergeld an die Reichsbank
abzuliefern. Um.die Schweinezucht mehr als bisher
zu fördern, hat sich die Landwirtschaftskammer bereit
erklärt, beim Ankauf guter Eber mit Abstammungs¬
nachweis an Private und an Gemeinden bis zu ’/« des
Ankaufspreises zu vergüten. Auf Grund dieses Zu¬
geständnisses der Kammer erfolgten drei Bestellungen
aus der Versammlung. Herr Landwirtschaftslehrer
A m l i n g - Fulda'erstattete Bericht über „Futtermittel-
Beschaffung für Herbst und Winter". Krastfuttermittel
wie Sesam- und Rapskuchen, 18°/«iges Reisfuttermehl
sowie Futterzucker seien nicht mehr vorrätig; dagegen
seien aber Melasse und Rübenschnitzel noch käuflich.
Der Kretsansschuß habe bis jetzt,2050 Ztr. ausländischen
Mais verteilt, eine weitere Sendung von 1200 Ztr.
würde noch erwartet. Um nun dem drohenden Futter¬
mittelmangel vorzubcugen, müssen die Landwirte dafür
sorgen, mehr Futter in ihren Betrieben selbst zu er¬
zeugen, um sich auf den zweiten Kriegswinter vor¬
zubereiten. Er empfahl daher die Getreideäcker kurz
nach der Aberntung umzureißen und mit Grün¬
futter anzubauen. Mittlere und leichte Böden
müßten gewalzt liegen gelassen werden. Als allerfrühe¬
stes Grünfutter empfahl er Wintergerste, als zweitfrühe¬
stes ein Zottelwickengemisch, ferner riet er zum Anbau
von braunem Buchweizen, gemischt mit Senf oder Erb¬
sen, oder einem Gemisch von Bohnen, Erbsen und Senf,
ferner Stoppelrüben. Als Frühjahrs-Grünfutter wür¬
den besonders in der Tanner Gegend große Mengen
weißer Senf angebaut. Auch Inkarnatklee eigne sich
gut zur Andauung. Herr Rentner Neu der teilte auf
eine Anfrage mit, daß der Stand der Kartoffeln in un¬
serem Kreise vorzüglich und begründete Aussicht auf
eine gute Ernte vorhanden sei. Viele Mitglieder be¬
klagten sich, daß ihnen von ihren gelieferten Getreide-
Vorräten keine oder viel zu wenig Kleie zurückerstattet
wurde. Herr Lehrer Ritz- Petersberg entgegnete, daß
dieses auf die Darlehnskassen - Vereine nicht zutreffe;
diese hätten die Kleie an die in Betracht kommenden
Gemeinden zurückgegeben und letztere dann die Vertei¬
lung und den Verkauf ausgeführt. Herr Gutsbesitzer
Homburg-Karolinenhof bemerkte, daß demnach die
Darlehnskassen - Vereine entgegenkommender verfahren
hätten als die Kriegs-Getreide-Gesellschsft, die bis heute
für verkauftes Getreide weder Kleie noch Geld zurück¬
erstattet habe. Es wurde ferner mitgeteilt, daß auch die
Stadt Fulda große Mengen Kleie angesammelt und
noch nicht abgegeben habe; auch von dieser Stelle war¬
teten die Landleute, die Getreide geliefert hätten, ,u
Kleie oder auf Geld. Um diesen Mißstand für den kom¬
menden Winter zu beseitigen, wurde nach langer Debatte
folgender Beschluß gefaßt: „Der.Landwirtschaftl. Kreis¬
verein Fulda beschloß einstimmig, den Vorstand zu
beauftragen, bei der Reichs-Verteilungsstelle dahin vor¬
stellig zu werden, daß von demjenigen Getreide, das in
andere Kreise geliefert werden muß, die Kleie an die
in Betracht kommenden Lieferanten wieder zurückzugeben
ist." Herr Landwirtschaftslehrer Amling wies darauf
hin, daß Anträge auf größere Beurlaubungen von Sol¬
daten zur Erntehilfe von den General-Kommandos nicht
genehmigt würden; letztere empfehlen zu diesem Zwecke
größere Schüler oder Gefangene zur Hilfe heranzuziehen.
Herr Lehrer R i tz - Petersberg teilte hierauf mit, daß
von den Schulbehörden Anträge zum Mitwirken von
Schulkindern bei den Erntearbeiten weitgehendste
rücksichtigung fänden.
* Zur Frage der Petroleum-Versorgung. Wie
kürzlich gemeldet wurde, sind vom 15. Juli ab Höchst¬
preise für Petroleum festgesetzt worden. Jetzt ver¬
lautet, so behauptet wenigstens das ,Berl. Tagebl.',
daß diese Maßregel bis zum 1. August oder noch
weiter hinausgeschoben werden soll, weil die Regie¬
rung Rücksicht auf die zahlreichen Kleinhändler neh¬
men will, die sich noch vor Erlaß der Höchstpreis-
Verordnung zu erheblich höheren Preisen Vorräte zu¬
gelegt haben.
bedeutenden ruffisckicn Stützpunktes gesetzt. Man
darf natürlich von dieser neuen Schlacht kein stürmi¬
sches Tempo erwarten. Die Russen hoben im Raume
Lublin ihre Houprkräfte versammelt, diese zu cnnür-
ben, bedarf es eines schweren hartnäckigen und mit
Aufbietung aller Kräfte geführten Kampfes.
rvtb Berlin, 19. Juli 1915. Noch der „Deut¬
schen Tageszeitung" meldet die „Neue Freie Presse"
aus Czernowitz: Sämtliche Güter der deutschen
K o l o r. i st e n in den Gouvernements Bessa-
rabieu und Cersött wurden, troabcm die Ko
lonisten seit mehreren Jahrzehnten russische Staats-
bürger sind, von der russischen Regierung konfis¬
ziert. . '
wtb Berlin, 19. Juli 1915. (Tel.) An dem
neuen kräftigen Bo r st o ß a m B u g a b s ch n i t t
hat, wie der „Bert. Lomlanz." aus dem K. K.
Kriegspreffequartier meldet, die preußische Garde
einen hervorragenden Anteil. Am 16. Juli wurde
die Offensive ausgenommen. Stark befestigte russi¬
sche Stellungen auf de» bewaldeten Anhöhen wur¬
den dank der wirksamen Artillerievorbereitung mit
geringen eigenen Verlusten in wenigen Stunden
vom Feinde gesäubert. Aui 17. Juli wurde Kras-
ilvstow in erbittertem Gefecht iur Sturm genonuueu»
und der Gegner von den nördlich dieses Einschnittes
gelegenen kunstvoll verschanzten Anhöhen vertrieben.
Dadurch ist die wichtige Eisenbahnlinie Lublin-
Cholm gefährdet. Ter in glänzender Stimmung
kraftvoll vorgetrageue Angriff bedroht auch die an¬
schließende Front des Feindes.
rrtb. Berlin, 19. Juli 1915. Damit die Ver¬
wundeten vom „A l b a t r o s" die allerbeste Kranken¬
pflege erhalten, werden sie, wie die .Deutsche Tages¬
zeitung' aus Stockholm berichtet, nach W i sby über¬
geführt werden.
wtb Berlin, 19. Juli 1915. Dem „St. Gallcner
Tageblatt" wird laut „Bossischer Zeitung" unter
dem 28. Juni aus N e w Y o r k gemeldet: Seit
Wochen hat die ententefteundliche Presse die Tat¬
sache systematisch totgeschwiegen, daß eine Riesen¬
kundgebung zu Gunsten einer wirklichen Neu¬
tralität der Vereinigten Staaten und für ein
Verbot der Waffenausfuhr geplant war. Von dein
frühen Abend an bewegte sich anr 24. Juni ein
immer mehr anschwcllender Menschenstrom nach der
Halle, in der die Kundgebung stattfinden sollte. Um
8 Uhr waren sämtliche 12 000 Plätze besetzt und 3000
Personen standen in den Straßen. In weitem Um¬
kreise drängten sich Zehntansende um die Redner-
tribünen. An der Massendemonstration, für die mlr
durch die deutsche Presse Propaganda gemacht wor¬
den war, nahmen über 100 000 Personen
teil. — Weiter heißt es in dem Brief: Mehr als 1000
Importeure, die von Deutschland und Oesterreich
Ungarn Waren im Werte von 50 Millionen Dollars
erwarben, diese aber nicht erlangen können, sind nun
in energischer Weise bei dem Staatssekretär Lansing
vorstellig geworden. In der letzten Woche kam eine
Depesche aus Georgia an, daß beide Häuser der Le¬
gislatur eine Resolution angenommen haben, in der
Präsident Wilson aufgefordert wird, zu Repres¬
salien gegen Großbritannien zu schrei¬
ten, falls dieses nicht gutwillig die Unterbindung des
legitimen Handels der Vereinigten Staaten aufgebe.
wtb Paris, 18. Juli 1915. Die Ageuce Havas
meldet aus Newyork: Der P o st d a m p f e r „O r -
dun a", mit zwei Amerikanern an Bord, ist in New-
york eingetroffen. Die Passagiere erzählen, daß die
,Orduna" am 9. Juli von einem deutschen U n t e r-
seeboot angegriffen worden sei. Ein Tor¬
pedoschuß und Granaten hätten ihr Ziel verfehlt.
Der Bericht des Kapitäns besagt, daß der Angriff
37 Meilen südlich von Oucenstown erfolgt sei. <SS
sei keine vorherige Warnung gegeben worden. Tie
Passagiere hätten geschlafen. Sie seien geweckt und
auf Deck versammelt worden. Jeder habe einen
Rettungsgürtel gehabt. Tie Geschosse seien über ihr':
Köpfe weggeflogen. Der Kapitän habe schließlich
funkentelegvaphisch Hilfe verlangt. Die Zahl der
Passagiere habe 227 betragen. (Die Geschichte klingt
reichlich abenteuerli ch.)
UI)?. Athen, 18. Juli 1915. (Tel.) Nach zuver¬
lässigen Nachrichten werden neue engl. Truppen
in Malta konzentriert. Einige Transportschiffe voll
mit Truppen sind bereits in Mudros eingetroffen.
Nach einigen Tagen treffen weiter 50 Dampfer in
Malta ein, die alle zusammen die Fahrt nach Galli-
poli ontreten werden, um diese frischen Truppen,in
der Bucht von Saros zu landen. Ihre Stärke wird
auf 45 000 Mann angegeben.
Berlustliste 9iv. 277.
Aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitung enthält
die Liste folgende Namcu:
Utoffz. Karl Hof mann, Wehrda, schvw. August
Siefert, Rasdorf, verm. Coblenz Schulz, Eschwege,
lverw. Emil Kreis, Hanau, vermißt. Gesr. Peter
Ruch, Leimbach, vermißt. Martin Hartmann,
Netra, lvw. Friedrich Krenzer, Rabenneft, vermißt.
Bfdwbl. Emil Graf, Apolda, gefallen. Utffz. Karl
"eulmann, Eschwege, lvw. Gefr. F. Angelsdorf,
Marburg, lvw. Wilhelm K o ch, Marburg, schvw. Chr.
Otter dein, Hersfeld, lvw. Adolf Bogt, Michels¬
rombach, lvw. August Kraus, Kleinenfee (Hersfeld),
vermißt. Friedrich Arnold, Kassel, lviv. 'Wilhelm
ellner, Soutra, gefallen. Leutnant d. R. Ernst
Zimmermann, Eisenach, bisher verw., gestorben.
Gefr. Aug. Neidhardt, Großentaft, bisher vermißt,
in Gefangenschaft. Franz L e i b o l d, Nlmbach, gestorb.
Ludwig Schul, Romrod, gefallen. Friedr. Beitler,
Hanau, lvw. Heinr. I. Gnau, Roßdorf, lvw. Hptm.
Willi Schulz, Kassel, gestorben. Heinrich Klug,
Holzmühle, lvw. Heinr. Ludw. Schozll, Fulda, lvw.
Joseph Schmitt, Hilders, gefallen. . Franz Klein,
Kothen, gefallen. Heinrich Treber, Gelnhausen, lvw.
Jean S e i ck e l, Hanau, bisher schvw., gestorben. Heinr,
Hillgärtner, Allendorf, bisher verwundet, vermißt.
Hermann Schmidt, Obergais, lvw. Wilh. Sasse,
Rinteln, lvw. Ferdinand Nüdling, Hilders, schvw.
Gefr. Laurenz Fischer, Lauterbach, lvw. Gefr. Jak.
"artscher, Alsfeld, vermißt. Joseph Bessenbacher,
Kesselstadt, lvw. Wilh. Ide, Alsfeld, schvw. Siegst.
Levi, Bergen, gefallen. Heinrich Krause, Marburg,
vermißt. Heinrich Schlotthauer, Bermutsheim, Iv.
KarlSchellenberg. Marburg, schvw. JosephZent-
graf, Batten, schvw. Utffz. Kurt Unverhau,
Alsfeld, bisher vermißt, in Gefangenschaft.
DDr Kricgsptesscquartier, 19. Juli 1915. (Tel.)
Ter große Frontyalbkreis, der sich um die Linie
W a r s ch a u-J wangorod^-Lublin gelegt hat,
zieht sich enger zusammen. Gleichzeitig" mit dem
Vorstoße Hindenburgs ivurde auch zwischen Weich¬
sel, Wieprz und Bug neuerdings angegriffen. Die
dem Femde an der Bistritza entrissenen Vorstellungen
haben unser-' Front schon über die Linie hinausge¬
bracht, deren vorübergehende Eroberung die Russen
als große« Sieg feiern zu müssen glaubten. Weiter
östlich haben die deuffcheu Truppen durch die Ein¬
nahme von Krasnostow sich in den Besitz eitles sehr
-r. Wettervoraussage
für Dirnstag. den 20. Juli 1915.
Wechselnd bewölkt, trocken.
Temperatur. Höchste seit gestern mittag 12 Uhr:
2l° Celsius; niedrigste 10° Celsius.
Barometerstand. Heute mittag 12 Uhr: 743 mnv
gestern: 737 mm.
Reklame«» und Anzeigenteil.
war Ihr am Brot spart
gebt Zbr dem Vaterland.
-- i