Der englische BergarSeiterstreik.
utb London, 19. Juli 1915. Meldung des Reu-
terschen Bureaus: Liohd (George ist heute
nachmittag in Begleitung von Henderjon und Rnv-
cima« nach Karen ff abgereist, wo er heute atzend
eine Besprechung mit den Vertretern der Bergarbei¬
ter haben wird
Die Lage ist also so brenzlich geworden, daß der
Munirionsmimster in eigener Person eine Vernütt-
luna versuchen will.
London, 20. Juli 1915. Meldung des Reu-
terschen Bureau: Llohd George sagte in einer An-
sprache an den führenden Rat der Bergarbeiter, keine
fiir den Ausgang des großen Krieges verantwortliche
Regierung könne zugeben. daß der Kampf zwischen
Kapital und Arbeit fortwährend die Aussichten des
Sieges gefährde.
wtb Sopbott, °0. Juli 1915. „Dmln Telegraph"
meldet: Viele Werke in Swansea leiden bereits
unter K o h l e n m a n g e l. Ernste Folgen werden
für die Stab!- und Weiß-blechindustrie gefürchtet. Es
wurden Vorbereitungen getroffen, damit der Miufi-
tionsgcrichtshof am Mittwoch seine erste Sitzung i»
Cardiff abhalieu könne. — „Daily Ziews" meldet
aus Eardiff: Die Anzeige, daß keine Streik-
g c l d e r gezahlt werden können, kam der extremen
Partei peinlich überraschend. Streikgelder zu zahlen
rst unmöglich, weil die Fonds selbst fiir wenige Tage
nicht ausreichten, weil ferner der Bergarbeiterver-
band den Streikbeschluß der Waliser nicht genehmigte
und weil der Streik uugc;etzlich ist. — ..Dgilv wh'ro-
nicle" meldet aus Cardiff, daß eine der größten in¬
dustriellen Unternehmungen infolge des Kohlenberg¬
arbeiterstreiks genötigt wurde, die Koksöfen und
Hochöfen aus, n blase n. In Swansea wer¬
den, wenn der Ausstand fortdanert, viele tauseich
Arbeiter verschiedener Metallindustrien in de« näch-
Tagen arbeitslos sein. In Reath schließen mehrere
Werke. Am Mittwoch werden die Kohlenvorräte
Engands um eine Million Tonnen verringert sein
Paris, 19. Juli 1915. In F r a n kr e ich blickt
man mit begreiflicher Sorge und Unruhe auf die
Entwicklung der Angelegenheit hin. da in Frank¬
reich schon setzt Kohlennot berrscht und die Franzosen
in ihren Kohlenbczügen bekanntlich wesentlich auf
England angewiesen sind. — Die Pariser Blätter
schlagen scharfe Töne an.
Schlechte Ernlcaussicht«» in England.
:: Wie ein Sonderberichterstatter der „Times"
ans Grund seiner Beobachtungen zu melde» weiß,
seien die Aussichten fiir die Ernte in England sehr
ungünstig. Seit 10 Jahren habe es. keine so schlechte
Ernte gegeben, als gerade in diesem Sommer, ivo
man sie so dringend nötig habe. — Nachdem in
England kurze Zeit die Preise für Weizen herabge-
gangen waren, sind sic jetzt gestiegen und zwar zur
gleichen Höhe, late sie vor der Herabsetzung gestanden
haben, nämlich auf 58 sh pro Quarter
(Bisher um; man daran gewöhnt, daß die Siege
d«P deutschen Truppen, nachdem st? -rrungeu
lvaren, als bedeutungslos hingestellt wurden. Dies¬
ig spricht die „Times" sogar schon v o r h e r etwai¬
gen deutschen Erfolgen jeden Wert ab. Eine Zu-
kMstsstrategie, die zchzsisellos hübsche Entwicklungs-
nwgstchkeiten bietet.)
Der russische Widerstand itt Polen.
^ lieber den Aufmarsch in Südosten wird bem
"Tag" aus dem Wiener .Kriegspressequartier ge¬
schrieben: Die Abdrängung des Feindes vo,n ostgali-
zffchen Boden geht Hand in .Hand mit dem Rcmmge-
wmn der Verbündeten in Russisch-Polen östlich und
in letzter Zeit sogar auch westlich der Weichsel. In
Anbetracht des bvhen Einsatzes, um den gerungen
wird, setzt der Feind alles daran, um den
Verbündeten möglichst viel Abbruch zu tun und um
Zeit zu gewinnen, die östlich von Warschau und
Jwangyrod befindliche» Widerstandszentren nach-
halfiger in Stand zu setzen. Der von der Natur und
dem Feinde geschaffene Widerstand muß ho ch e i n°
geschätzt werden, so daß selbst unter günstigen
Umständen A v ch e n vergeh e u können, che die
von de« Verbündeten erreichten Ziele ein 'Nachlassen
der offensiven Anstrengungen gestatten werden.
(ctr. bin.)
„Ein wahrhaft mongolisches System".
Unter dieser Stich»,arke schreibt ein Krakauer
Naprzod: Wie wir aus dem Gouvernement Radon
erfahren, haben dort die Russen bei ihrem Rückzuge
200 D ö r f e r ans militärischen Rücksichten völlig
niedergebrannt. Ebenso sind auch zahlreiche
Dörfer im Gouvernement Dublin vollständig zerstört
worden. Me Jünglinge und Männer von 15—50
Jahren, ebenso zahlreiche Mädchen haben die Russen
vor sich hergetrieben und in die Gefangen-
s chaf t a b g e s ü h r t, zzirückgelassen haben die
Rüsten nur alte Männer, Frauen, Kinder und
Trummerstättep, alles dies nur ans dem Grunde,
damit die vorrückenden deutschen und österreichischen
Truppen auch rein nichts mehr vorfinden. (ctr. bln.)
3» Krieg mit Rollen
eine e mpfi ndli che Schlappe. Der Ansturm
war fürchterlich und das Artilleriefeuer von beispiel¬
loser Wut- Auch die Flut der Stürmte pppen ützer-
trgf alle bisherigen Angriffe aus dir Jfonzofront.
Unablässig wurden neue Massen ins Feuer geworfen;
aber trotz dieser Opferung von Lausenden,
die diejenigen der letzten Jjonzpschtgcht bei weitem
übersteigen, mußten die Stnrmhausen immer wieder
regellos und dimiziert zurückgehen. Die Angriffe
der Italiener, die natürlich am Jfonzo wieder ganz
besonders heftig waren, richteten sich diesmal fast
gegen die ganze Südwestfront, (ctr bln.)
Maulheldentum.
wtb Rom, 19. Juli 1915. Aus Anlaß der Er¬
nennung Barzilais zum Minister durchzogen
gestern seine Wähler und zahlreiche Abgeordnete 'die
Stadt. Sie begaben sich vor das Haus Barzilais,
wo ihm große Huldigungen dargebracht wurden.
Barfilai ergriff das Wort und führte u. a. aus.
Die Tatsache, daß er zur gemeinsamen Mitarbeit
mit den Männern zugezygen sei, die den Krieg erklärt
bätien. sei die Bestätigung dafür, daß in Italien alle
< Uarteien sich in einem einzigen Wüten geeinigt batten.
Italien ivürde niemals Frieden oder Waffenstillstand
mit dem Erbfeinde und allen denjenigen, welche ihm
offene oder versteckte Hilfe leisten, schließen, solange
man nicht Italien mit dem Trentinp de» Wall der
Alpen, und mit Triest die Freiheit der Adria zurück¬
gegeben habe und solange nicht die Eroberung dieser
Länder zeige, daß in Europa die Herrschaft der Frei¬
heit und der internationalen Gerechtigkeit gegen den
Egoismus dcr teutonischen Vorhereschait eingesetzt
worden sei,
wtb Turin, 20. Juli 1915 Die Rede Barzilais in
Rom hat, so sagt die Turiner Zeitung .Stampct, eine
Bedeutung, die über den persönlichen Charakter einer
Demonstration hinausgeht. Das Matt schreibt, betreffs
der Verabredungen Porros mit der französischen Re¬
gierung, das getroffene Uebereinkommen stehe
jetzt vor der Umsetzung in die Tat. Deshalb habe
Barzilais außer von Oesterreich auch von anderen
Feinden Italiens gesprochen und den .Krieg
Italiens auf sehr viel weitere Grenzen ausge¬
dehnt. Die militärischen Kräfte der vier D^ächte. wür¬
den die Zentralmächte und die Türkei in einen
furchtbaren Kreis von Eisen erschließen und
damit die Kriegsdaucr abkürzen.
Sieht man von den bombastischen Redensarten
des Turiner Blattes ab, so bleibt, falls das Matt
recht unterrichtet ist, die Tatsaä)e bestehen, dgßJtatien,
obwohl es in seinem Ansturm gegen die österreichische
Grenze noch, nicht das Geringste erreicht hat, nun
auch mit der Türkei Krieg anfangen und vielleicht
sogar Truppen nach französischen Schlachtfeldern
schicken will. Wir werden ja bald sehen, was an
den Nachrichten des Turiner Blattes.daran ist. Jeden-
ÜW W
Ministerrat bei,» Zaren.
Bukarest, 20. Juli 1915. Dcr „Adevernl" mel¬
det aus Petersburg: Der Miuisterrat ist iu
Zarskoje Selo zu einer Beratung unter dem Vorsitz
des Zaren zusammengctreten. Alle Minister, außer
dem erkrankten Ssassonow, haben sich nach Zarstoje
Selo begeben. Der „Rußki Invalid" erfährt, daß
„i n f o l g c d e r v e r ä n d e r t e n Lage" die vor¬
zeitige Einberufung der Reichsduma nunmehr
die Zustimmung des Gesamtministeriums gesunden
hat. Das Einberufungsdekret wird in den "nächsten
Tagen im Amtsblatt erwartet, (ctr. Mit.)
In Erwartung einer neuen Schkacht.
Aus Rotterdam wird deni „Berk. Lokalanzeiger"
gemeldet: lieber den neuen General, der im Westen.
Südrnßlands der Armee Mackensen gegenübersteht,
sagt der. Korrespondent der „Times", daß sein Name
außerhalb Rußlands tatsächlich unbekannt sei,
aber daß er in einem Monat, gleichgültig, welches der
Ausgang der Schlacht sei, b e r ü h m t sein werd c.
Er kenne sämtliche Einzelheiten seiner Armee und
seine Mannschaften verehren ihn. Wegen der un¬
glaublichen Stärke der deutsch-österreichischen Gegner,
ihrer Tapferkeit und Entschlossenheit erwarte
man eine entsetzliche Schlacht, deren
Ausgang unmöglich vorauszusehen sein werde. Man
könne nur sagen, daß die Russen niemals vorher
besser auf die Abwehr eines Angriffes gerüstet waren
und daß, wenn die Russen auch auf eine rückwärtige
Linie zurückgeworsen tverdeu, der Preis dafür • zu
dem Gewinn in keinem Verhältnis Stehen würde,
(ctr. bln.) >
Meines Feuilleton.
Dörrgemüse.
In diesem Kriegsjahre werde,t die deutschen
Frauen aus eine alte praktische Methode d^r Ge-
müsekonserviernng zurüügreisen müssen. Das Büch¬
sengemüse wird in diesent Jahre wegen des Alan -
gels an Büchsenmetallen recht knapp werden. Tie
Konservenindustrie wird deshalb die Gemüse auch
durch Dörren in haltbare Form überführen, jedoch
nni^ in diesem Jahre jede Garten besitzer.in alles
übrig bleibende Gemüse drtrch Dörren zur Aufbe¬
wahrung. geeignet machen. &ß gibt verschiedene bil¬
lige Dörrapparate, jedoch kan« man sich auch selbst
Dörrhürden Herstellen, indem man einem Holzrah¬
men in beliebiger Größe ein ganz feinmaschiges ver¬
zinntes Drahtgeflecht uuternagelt. Bei Gebrauch
legt man ein paar Steine auf die Herdplatte, damit
das Geflecht nicht die heiße Platte berührt. Auf
diese Weise läßt sich täglich das letzte Herdfeuer nach
dem Kochen praktisch auszunutzen.
Tie sämtlichen zum Dörren bestirnten Gemüse
müssen „kochfertig gemacht, d. h, jedes nach seiner
Art vorgepntzt und zerschnitten werden. Die Ge¬
müse müssen alle vorgedämpft oder
gebrüht sein, das Dämpfen ist voxzuziehen, da
dabei die Nährstoffe besser erhalten bleiben. Zum
Dämpfen kann man jeden im Haushalt befindlichen
Dmnpfkochtopf (Kartoffeldämpfer) ujw. benutzen.
Will man die Gemüse brühe», danu taucht man sie
in kochendes Wasser, läßt wieder aufwallen und
nirmnt sie dann heraus.
Erbsen nrüssen eben ausgewachsen sein und
noch nicht zw- reisen begonnen haben, da sie sonst
keinen guten Geschmack bekommen (sehr langsam bei
schwacher Hitze dörren); Kohlrabi werden ge¬
schält und in dünne Scheiben geschnitten, beim Dar»
rcn bräun: sich leicht die weiße Farbe; diese läßt sich
besser- erhalten, wenn man dem Brühwasser etwas .
Milch beisetzt. Möhren werden ix feine Rillen
zerschmtten; Spinat wird nur gründlich gewa¬
schen und nicht gedänipft, sondern bei leißigem 11 nt.-
wenden langsam getrocknet. K o h l a x t c u, Beiß»,
Rot- und Wirsingkohl, taffen sich i« frischem Zu-
tzMde fthr lange aWewahren, so daß mm festtottt
HAdc.itaün der italienischen Marine.
Endlich kommt auch der italienische Admiralstab
mit einem Bericht über den Untergang des „Gin-
seppe Garibaldi" heraus. Er wickelt die unange¬
nehme Nachricht von dem schweren Berlust in einen
Schwall von kleinen Meldungen über die Beschie-
ßnna dalmatinischer .Küstenstädte Diese hatte aber. - _U...__„__ v_
1111? der vorletzte österreichisch-ungarische Bericht fest- I falls schrecke» uns. die römischen Maulhelden nicht.
stellte, nur die leichte Beschädigung einiger Privat- I' ii m_
paus?» tm Gefolge. Aus dem umfangreichen Gene-
ralstabshericht hier ein Auszug:
,n, wtb- R-m. .2V. Juli 1915. Der Admiralstab der
Marine teilt mit: ^n dom dalmatinischen Archipel sind
lochende Operationen zu crivähnen: die Abschneidung
der Telenpapbeiffavet in der Rähe der Inseln, die Zer¬
störung von Einrichtungen fiir die Verproviantierung
von Torpedobooten und vo» Kaserne» und Fabriken
auf einer dieser Inseln mit Erbeuinng einiger Gesan-
gener. Bei Tagesanbruch des 18. Juli näherten sich
vrep unterer alten (!) Panzerkreuzer den Ge-
wagern vo» Ccrttaxo und beschossen mit Erfolg die Eisen-
bchst bei diesem Orte. Gleichzeitig zerstörten kleine
schule in Gravo,a er» Maschinendepot, Kaserne und
mehrere militärische Gebäude Die feindlickMt Panzer¬
schiffe verstechet, sich tat Hasen von Cattaro. Während
u»1 sre Sechste sich chst^nten, wurden Angriffe
v on Ta uch.b o o ten auf sie gemacht. Txr „Gar i-
baldl wurde von einem Torpedo getroffen und
' a n k. Die Besatzung bewahrte Disziplin und Ruhe
und wurde großtentMlS g«rettet. (?) Durch.das Bom¬
bardement eines, unserer Luftschiffe wurde in dent Sta-
biluneiito. Tecrüro Drieswuo ein ausgedehnter Brand
hervorgerufen. Außerdem wurde«.durch unsere Was-
,erftugzeuge noch an mehreren Orten Bontven mit Er-
wlg, abgeworfen. Am 11. IM wurde ein feindliches
Walterflugzeug nUt den beiden an Bord befindlichen
OffiKMsn erbmM. , ^
Wie Cadsrrm sei»e werteste Schlappe meldet.
«td Rom, 28. Mst 1915. Der KriegsberiM von
Montag meltzet: Unsere, tm C.adora vorrückenden
Zuppff nahmen an der Brücke von Macogna drei
Bloahguser mit dun Bchouett. In K ä r n t e n wurde
durch uyser Geschützfeuer beträcht-
lich befchadmt. Untere Besetzung der K a rst hoch -
. f l a che machte H-ortschritte. Arehrere Reihen stark ge¬
panzerter-und von Drahtverhauen geschützter Schu¬
tzeng r ä be.n wurden nacheinander im Sturm aensm-
menungefähr 2«M Gefangene, darunter 30 Offi-
zrere, lechs^Maschinengswehre. 1500 Gewehre sowie viel
.Munition bllehen in unseren Händen.
Datmt vergleiche, man den österreichischen Bericht.
Die Jfonzoschlacht.
Wne groß angelegte itali enische Df fensive
an der jfonzofront erlitt, wie die. B. Ztg. meldet,
nur einen Teil zu dörren braucht; Weiß- und
Rotkohl wird fein gehobelt und gedämpft, Wir-
s i n g k o h l am besten in ganzen Blättern getrock¬
net, doch muß man dabei die Blattrippen der Länge
nach durchschneiden, um ein schrielleres Anstrocknen
derselben zu fördern. Mi den letzten drei Gemüsen
läßt sich der nmnchnwl strenge Geschmack nicht im¬
mer durch Dämpfen beseitigen, man t»t besser, sie
vorher abzubrühen, freilich gehen dabei Ncchrswjfe
verloren. Bohnen werden nach dem Entsasern
mit einer Radel durchstocksen und aus einen Faden
gereiht; sie bilden dann Girlanden, die sich bequem
an der Wand über dem Herd austrocknen lassen. Die
Bohnen sollen in verschiedenen Richtungen ach den
Fade» gereiht werden, dcvnit sie leichter austrocknen.
S uppen g e m ü s e wird gleichmäßig geputzt und
jedes für sich gedvrrft erst wenn sie fertig sind,
nlischt man sie zusammen. Es empfiehlt sich nicht,
Sellerie und Porree vorher zu brühen, dg zuviel
Geschmachstosfe verloren gehen.
Die fertigen Dörrgemüse müssen nach dem Dör¬
ren noch einige Zeit an einem lchfigen Orte dünn
ansgebreitet nackstrocknen, dann füllt man sie in
luftige Säckchen und hängt diese an einem luftigen
Orte ach, auf dem Lande am besten in einer Spei-
cherkammeri hier halten sich die Gerüche am besten
und sind vor Wächesraß gesichert. Mau nmß das
Törrgemüse öfters sorgfällig Nachsehen. Sollte sich
wider Erwarten Scksiminel zeigen, so muß mau es
nochmals zum Trocknen auf die Hürden bringen.
Ti? Zubereitnng der Dorrgemche ist äußerst be¬
quem, da ja kein Zuricksten mehr nötig ist. Man
rechnet ach die Person 20—38 Gramm Dörrge-
nrüse, wchchj es sehr sorgfältig, um es von eventuell
auhaftendam Stand zu befreien, dann weicht mau
es, reichlich, mit Wchfer bedeckt, ein, a« besten am
Abend vorher, das Gemüse quillt vollständig ach
und nmrmi seine ursprüngliche Form wieder an.
Alsdann wird es mit dem Einweichwasser gekocht
wie frisches Gemüse je nach seiner Art.
Die Hausfrau fall alles verwertbare Gemüse
trochien noch dem Wort: „Spare in der Zeit, so hast
dn in der Not." Es darf in dieseni Kiiegsjajne
nichts v«-konM«n
D e italienische Kriegsanleihe.
Rom, 19. Juli 1915. Die „Agenzia Stefmii"
meldet: Den bis Montag vormittag bei der GenMal-
direktion der Banca d'Jtalia eipgegangenen Be¬
richten zufolge haben die Ergebnisse der Zeichnung
auf die Kriegsanleihe im ganzen Königreich den
Betrag von 95 0 Millionen Lire erreicht. Die
Summe dürfte sich noch erhöhen durch die gestern
bei den Baukinstituten des Konsortiums vor-
genommenen Zeichnungen, die nicht rechtzeitig bei
den Filialen der Banea d'Jtalia angemeldet Wörden
sind. (ctr. fft.)
Man hat in der italienischen Presse von einem
„gewaltigen Ergebnis" der italienischen Kriegsanleihe
geschwindelt. Die tatsächlich aufgebrachte SkMffiie
steht in ggr keinem Verhäkiuis zu dxr Große des
Kriegsbedarfs Italiens. Auch hier schein? den
italienischen Staatsmännern die bittere Leffe zu
werden» daß der Krieg eine ernste Sache ist, .die
iffcht allein mit dem Munde leichthin Ml führt
werden kann.
m Büton Mt
TTfflrnT— . m .... . .r,.--. ..K.
Frankreich bettelt um die Hilfe der Balkanstaaten.
^ wtb Paris, 20. Juli 1915. Die Presse setzt ihren
Feldzug fort, indem sie die Diplomatie des Bier¬
verbandes auffordert, durch Zugeständnisse die B a l-
kanstaateii für die Sach,? des Vierverbandes zu
gewinn eu. Im „Gaulois" wird ausgeführt, Bul¬
garien habe Kavalla verlangt; mau hätte es ihm
geben müssen, selbst zum Nachteile Griechenlands.
Aian hätte ihm auch die Serbien gehörenden Teile
Mazedoniens geben müssen, die es verlangte. Man
hätte Serbien, und Griechenland anderweitig befrie¬
digen können. Um jeden Preis muffe man eine In¬
tervention Bulgariens herbeiführen. Der „Figaro"
fordert von der Diplomatie die größten Bemühun¬
gen. um ein Abkommen mit Rumänien zu erzielen.
Es muß sehr schlecht um die Sache des Bier¬
verbandes stehe», werm sich die sranzölischc Presse
gezwungen sieht, in so würdeloser Weise um die
Hilfe der Balkanstaaten zu betteln!
Die Versprechungen an Rumänien.
Aus Bukarest, 19. Juli, wild dem »Leipziger
Tgbl.' gedrahtet: Auf di« neue Anbiederung des
Bierverbandes, der nun alle Gebi e t s f ö r de r u n g e n
Rumäniens auf Kosten der Donaumonarchie be¬
willigen will, wenn RmnäMen gegen die Zentral-
mächte eingreift, soll Bratiann a.n s w e i che ud ge¬
antwortet haben, daß die rumänische ?(am«c zur
vollen Feldzugs«usrüsrnng noch drei Btonate brauchen
würde.
Amerika in Rst.
Die verzwickte Kriegsführung erzeugt wunderliche
Dinge. So z. B. die verblüfsende Erscheinung, daß
ein neutrales Land in viel schwerere wirtschaft¬
liche Bedrängnis und Nvt gerät, als das kriegsüh-
rende Land, dem diese Hebel zugedacht waren.
Bon D e u t s chl a n d kann man wirklich sagen,
daß es. sich „den Nnrständen nach Wohl befindet",
während in Nordamerika das Wirtschaftsleben
in heillose Verwirrung gerät.- Deutschland sollte
„ausgLhnngert" werden, und Nordamerika steht in
der ernsten Gefahr, zuui großen Teile ausgehungert
zu Iverden. Dort blühen freilich die Muiutioiis-
sabriken durch das Blutgeld, das sie von unseren
Frinden beziehen, «her außerhalb dieses veryältuis-
niäßia kleinen Betriebszweiges ist die große Masse
des erwerbstätigen Volkes in ihrer wirAchsftlichen
Existenz bedroht, weil, sie ihre Erzeugnisse nicht los
werden kann loegen der englischen HtwdelSsperre.
Besonders empsfitdtich wird die Baumwollen-
n o t. Von der Baunilvolle. müssen, viele Millionen
leben, namentlich hängt der Süden der Bereinigten
Staaten von dem Ertrage der Baumwollenernte ab.
Jetzt liegt dieser wichtige Rohstoff in Nkaffe» da: die
Pxeise sinken und der größte Teil ist überhaupt nicht
au den Mann zu bringen, weil England die Aus¬
fuhr der Baumwolle nach Oesterreich und Deutsch¬
land (dem bedeutendsten Abnehmer) gänzlich sperrt
und die Ausfuhr nach den neutralen curopäischen
Ländern ausj deren verlchltnismätzig geringen Ei¬
genbedarf rücksichtslos beschränkt.
Di« empfindlichen Folgen dieser willfiirlichen
.Handelssperre habe» nrui einen bedeutsamen Nni-
schwruig ist der Bollssfimmurig Amerikas herbeigc-
-fichiL Die Enaländer itrebwr mft r-lleo Rütt.»-»
einen Konflikt zwischen Deutschland und den
Bereinigteu Staaten an; ab?, zur Zeit ist zwischen
England und den Berejnigien Staate» die Span¬
nung viel schärfer geworden. Tie hetzerische Aus¬
beutung de» Lusitauiafallcs" und der sonstigen klei¬
nen Zwischenfälle versagt: dagegen flammt die Ent¬
rüstung über die verderbliche englische Seethrannei
immer stärker ans) Die Tatsachen unterstützen sehr
wirksam die deutschen und österreichischen Noten
Die Amerikaner spüren am eigenen Leibe die rück¬
sichtslose Hand Englands, wahrend sie anderseits
merken, daß Deutschland 'ihnen nichts zu Leide tun
will und auch wirklich keinem Amerikaner etwas zu¬
leide getan hat, als nur den törichten Leuten, die
sich als lebendige Deckung ans ein englisches Mnni-
tionsschifs hatten locken lassen. Denischtand strebt
die Freiheit des anieriianischen Handels au und bie¬
tet auch den auteriksnischen Ozeanreisenden die
vollste Sicherheit, wenn sie sich nicht aus feindliche
Kriegsschiffe setzen lassen. England dagegen gefähr¬
det das Leben der Amerikaner, indem cs sie hinter¬
listig für Schiffe einsängt, deren Untergang öffent¬
lich angedroht worden ist, und cs ruiniert die
Wohlfahrt Amerikas, indem es dessen Ausfuhr
iu u urscht mäßiger Meise uuterbiudet.
Die Amerikaner haben diese Vergewaltigung
lange Zeit geduldig lsingenommen, weil der englisch
sprechende Volksteil in herkömmlicher' Ehrfurcht vor
deni „weltbeherrschenden" England ausgewachsen
und seit einem Jahre durch die bekannten Lügen-
künste gegen T cutschlantz ' aufgeheht worden war.
Durch Erfahrung werden diese Aankees nun all¬
mählich klug. In dieser Beziehung ist sehr inter¬
essant die Meldung weiter unten von einer ame¬
rikanisch en N'ote an England. Man muß
allerdings über diese istote weitere Einzelheiten ab-
warten. Ein Urteil läßt, sich erst fällen, wenn der
Wortlaut der Note bekannt ist. Man sieht aber doch,
daß die Anierikaner jetzt auch zu der Erkenntnis
komuien, daß England kein Recht hat. zu einer Ver¬
gewaltigung des auierikanischen Handels. Die sog.
Blockade entspricht nicht dem geltenden Völkerrecht:
sic ist nicht „effektiv" und die Engländer vermögen
sic auch nicht effektiv zu machen. Besonders klar
ist die Unmöglichkeit für die Ostsee, in der die an¬
gebliche Beherrscherin der Woge» gar nichts zu sa¬
gen hat, und deshalb beklagen sich die Amerikaner
mit gutem Grunde darüber, daß ihr Handel unter¬
bunden wird, während Schweden Handel mit
Deutfchland betreiben kann.
Unter diesen Umständen gewinnt die Volks¬
bewegung, an deren Spitze sich B r y a n mit
seinem großen Talent und seinem Ansehen als
Volksredner gestellt hat, erhöhte Bedeutung. Bon
der Friedenskundgebung in New-Aork am
24. Juni sind jetzt endlich, nähere Nachrichten einge-
lausen, nachdem bas englische Monopolkabel die
Welt bis dahin im Dunkel gelassen hatte. Der ko¬
lossalen Beteiligung von 100 000 Bürgern entsprach
die Wucht der Reden und der Resolutionen, die in
der Forderung des Ausffihrverbotes >Ür Waffen und
Munition gipfelt. Die Regierung in Washington
könnte schon große Erleichterungen für den amerika¬
nischen Handel erreichen,'wenn sie sich nur zu einer
ernsten Drohung mit dem Ausfuhrverbot auf¬
schwingen wollte. Wenn nicht, so wird die wirt¬
schaftliche Not in Amerika weiter wachsen und damit
der Druck auf die Regierung und den Kongreß.
Bei der Eigenart der dortigen Persönlichkeiten
und Verhältnisse kann es freilich noch eine Weile
dauern, aber die Betvegung ist doch auf dem richti¬
gen Gleise im Gang, und Deutschland kann das Er¬
gebnis abwarten. weil es wirtschaftlich unverwund¬
bar ist, — im Gegensatz zu dem empfindlichen und
bereits angegriffenen Wirtschaftskörper der Ver¬
einigten Staaten.
Eine amerikanische Note an England,
wtb London, 20. Juli 1915. Das Reuter-
Büro verbreitet folgende Meldung der »Times"
aus Ne w - A o r k: Die V e r e i n i g t e n S t a a,
ten haben ein« Rote nach Großbritan¬
nien gesandt, in der sie darauf bestehen, daß die
Rechte der amerikanischen Bürger ge¬
mäß de« Völkerrecht anerkannt werde« müsse« und
durch britische Kabinettsarders und ähilliche Verfü¬
gung««. nicht an getastet werde« dürfe«. Die
Vereinigte» Staate« weigern sich, die Urteile
der Prisengericht«, soweit sie mit dem Völkerrecht im
Widerspruch stehen, anznerkennen.
wtb Lenden, 20. Juli 1915. Die „Times" erfährt
aus Rewhorkr- Di«. R o t e der Vereinigten Staa¬
ten an Großbritannien wird von einem hohen
Beamten nur eine Mahnung genmuit, daß die Re¬
gierung der Vereinigten Staaten sich des Zustandes
völlig bewußt sei. der durch die englische Mißachtung
der Rechte der Avrerikan-ec in Betreff des Handels mit
Baumivolle. Lebensmitteln. Tabak und anderen Aus¬
fuhrgütern entstanden ist. Ferner wird in der Note
auf die Lage hingewiesen. die durch die englische Wei¬
gerung hervorgerufen worden ist. die Ausfuhr von Gü¬
tern. die in Deutschland hergestellt, aber laut vorhan¬
dener Kontrakte Eigentum der Vereinigten Staaten
sind, aus dem neutralen Rotterdam nach den Vereinig¬
ten Staaten zu gestatten. — In dem. Kommentar zu der
Note, den L.ansing den Vertretern dcr Tageszei¬
tungen gah.. äußerte der Staatssekretär, die Note sei
nicht zu verwechseln mit einer zweiten, die nächstens
abgesant were und in der gegen die englische
Blockade der skandinavischen K-ü st e n Ein¬
spruch erhoben werde. Die letztere werde Nachdruck
darauf legen, daß die Blockade ungsfetzlich fei. weil sie
den Handel der Vereinigen.. Staaten mit Norwegen.
Schoeden. Däniemark und den Iftederlandsn miter-
binde, dagegen die baltische Küste für den deutschen
Handel mit Schweden und Norwegen offen lasse. Aus
dem Umstand, daß England keine Kriegsschiffe nach
der Ostsee geschickt habe, um den deutschen Handel zu
verhuidern. ziehe die Regierung der Vereinigten Staa¬
ten den Schluß, daß ein ausgedehnter Handelsverkehr
zwischen -Schweden. Norwegen und Teutschlaud bestehe,
von dem. die Vereinigten Staaten, zu Unrecht ausge¬
schlossen seien.
Es. bleibt, wie wir schon, oben sciHten, der Wort¬
laut der ilchten abznwgrteii, ehe man sie beurteilen
kann. Allzuhoch, braucht ment seine Erwartungen
auf die Wirkung dcr Noten nicht zu spanneu. Es ist
schon früher dagewesen, daß die Reglernug zu Wa-
shiuqwu, eine soMnanntc. „scharst zstole" ungefähr zu
gleich nach London sandte, wenn sie eine Note an die
deut!ck?e Regternug vorbereitete. Gestört hat das
die Freundschaft zwischen England, und. Amerika noch
in keiner Werse. Sollte indessen die. amerikanische
Regieimng in der Tat Großbritannien zur Beach¬
tung des Völkerrechts veranlassen wollen, so würde
die ganze Welt das mit Genugtuung begrüßen. Han-
delt es sich aber nur wieder uni- eins 2chte, die gleich
ihren Vorgängerinnen- den ..Alten des großchitan-
nifchen Auswärtigen Amtes hmzugefügt wird, so
müßte man, wie schon früher, vermuten, daß die
nach London gerichtete Note nur dazu dienen solle,
den Anschein zu erlvecken, als ob die Brreruigten
Staaten Teutfihüvid und Großbritannien, gegemiber
paritätisch vorgingen, obgleich bis jetzt das Geaenietl
jii*-