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Montag Äe» 2b. ZuU 1915*
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42. Jahrgang.
Jer russische Festuugsgurtel durchbrochen.
Die Festungen Rozan und Pultusk erobert. — Der Narew auf der ganzen Front
'Werschritten. — Bormarsch auf Warschau. — In 1« Tagen 120000 Russen ge¬
fangen - Dünkirchen mit Bombe» belegt.
Mißerfolg der italienischen Angriffe am Jsonzo. — Bombardement der italie¬
nischen Ostküste.
Ae Midien AmdMte,
wtb Großes Hauptquartier, 24. Juli
1915.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei S o u ch e z wiederholten die Franzosen auch
feste nacht ihre ersolglosen Handqranatcnangriffe.
Bei den gestern gemeldeten Sprengungen in der
Champagne hatte der Feind nach sicheren Fest¬
stellungen große Verluste erlitten. Seine Versuche,
uns aus der gewonnenen Stellung z„ vertreiben,
scheiterten.
Südlich von Leintrey wiesen unsere Vorpo¬
sten abermals seindlichc Borstötze ab. Tie im Be¬
richt der französischen Heeresleitung vom 22. Juli,
11 Uhr abends, erwähnte, über die S e i l l e gewor¬
fene „starke deutsche Aufklärungsabteilung" bestand
aus fünf Mann, -die das feindliche Hindernis durch¬
schnitten hatten und sich unter Verlust eines Man¬
nes zurückzogen.
In der Gegend von Münster fanden gestern
Kämpfe vor geringerer Heftigkeit statt, Nach den
Gefechten der letzten Tage sind dort vor unserer
Front etwa 2600 gefallene Franzose» lie¬
gen geblieben.
O c st l i ch e r Kriegsschauplatz:
Die Armee des Generals v. B e l o w siegte
bei S ch a w l i über die russische fünfte Armee. Seit
zehn Tagen ständig i,n Kampf, Marsch und Verfol¬
gung, gelang es den deutschen Truppen gestern, die
Russen in Gegend Rozalin und Szadow zu
stellen, zu schlagen nnd zu zersprengen. Der
Ertrag ist seit Beginn dieser Operation, dem 14.
Juli, auf
siebenundzwanzigtauscnd Gefangene,
fünfundzwanzig Geschütze,
vierzig Maschinengewehre,
über hundert gefüllte, bespannte Munitivns-
lvagen,
zahlreiche Bagagen und sonstiges Kricgsgcrät
angewachsen.
Am Narew wurden die Festungen Rozan
«nd Pultusk in zähem, u n w i de r st e h l i ch c m
Ansturm von dcx Armee des Generals von Gall-
witz erobert und der Nebergang über diesen
Fluß zwischen beiden Orte« erzwungen. Starke
Kräfte stehen bereits auf dem südlichen Ufer. Wei¬
ter nördlich und südlich dringen unsere Truppen ge¬
gen den Fluß vor.
In den Kämpfen zwischen N j c m c,< und
Weichsel wurden seit dem 14. Juli
einundvierzigtausend Gefangene,
vierzehn Geschütze,
neunzig Mas chi ne »ge wehre
genommen. Was in Rozan und Pultusk an Kriegs¬
gerät erobert ist, läßt sich noch nicht übersehen.
Box Warschau fielen bei kleineren Gefechten
d«r letzten Tage tausendsicbenhundcrtsünszig Gefan¬
gene und zwei Maschinengewehre in unsere Hand.
Nöcklich dex P i l i c a - M ü n d u n g erreichten
deutsche Truppen die Weichsel,
w- Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Box der Pilica-Mündu^rq Kozienice
snordwestlich von Jwangorod) ist der Feind über
die Weichsel zurückgedrückt. Vox Jwau-
gorod schoben sich unsere Truppen näher an die
We st front der Festung heran.
Zwischen Weichsel und Bug dauert der
Kampf hartnäckig an. In der Gegend von Sokal
wurden russische Angriffe gegen die Vi'ickcnkopfstel-
lungen abgcwicsen; ein thüringisches Regiment zeich¬
nete sich dabei besonders aus.
Die deutschen und österreichisch - ungarischen
Truppen der Armee des Generalobersten v. Woyrsch
und der Armeen des Gcneralfcldmarschalls von
Mackensen fielen seit dem 14. Juli fünszigtau-
s e n d G e f a n g e n e in die Hände. Die genaue
Zahl sowie die Höhe der Materialbeutc lassen sich
noch nicht übersehen.
Oberste Heeresleitung.
Rozalin liegt 17 Kilometer nordnordöstlich von
Hzadow.
wtb Großes Hauptquartier, 25. Juli
1915. sAmtl. Tel.)
Westlicher Kriegsschauplatz:
Am Ostrande der Argonnen sprengten
wir Ott Süwufjcns des Tcinde^, -
die Franzosen in einem kleine» Teil unserer vorder¬
sten Gräben fest.
Die Festung Dünkirchen wurde mit meh¬
reren Bomben belegt.
Ocstlicher Kriegsschauplatz:
Bei der Armee des Generals von B e l o w finden
Kämpfe mit Nachhuten des Gegners statt. Gestern
wurden weitere 6000 Gefangene cingebracht.
Bei den Borstößen an der I e s i g südlich Kowno
und in der Gegend D e m b o w o, zehn Kilometer
nordöstlich von Suwalki, wurden russische Gräben
erobert.
Der Narew ist aus der ganzen Front von
südlich Ostrolenka bis Pultusk überschritten.
Südöstlich von Pultusk nähern sich unsere Truppe«
dem Bug. Südwestlich dieser Festung wurde trotz
zähen Widerstandes des Feindes die Linie Na -
s i e l s k-G z o w o erreicht.
Westlich von Blonie wurden mehrere Stel¬
lungen genommen und südlich von Warschau die
Orte Ustanwo, Lbiska und Jazgarzew erstürmt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Lage bei den deutschen Truppen ist unver¬
ändert. Oberste Heeresleitung.
(Die Orte Ustcmow ,Lbiska und Jazgarzew liegen
etwa 25 Kilometer südlich des Mittelpunktes von
Warschau. Gzowo liegt zehn Kilometer südlich Pul¬
tusk an der Straße Pultsk-Scrozk.)
Oesterreichisck-ungarische Tagesberichte.
wtb Wien, 24. Juli 1915. Amtlich wird ge¬
meldet:
Russischer Kriegsschauplatz:
Der Feind räumte gestern infolge dex sieg¬
reichen Angriffe, die von der Armee des Erzherzogs
Joseph Ferdinand in den letzt«« Tag«« geführt wur¬
den, zwischen der Weichsel und Bristritza
in einer Front breite von vierzig Kilo¬
metern seine Stellungen und zog sich acht
bis zehn Kilometer nordwärts in eine dort vorbe¬
reitete Linie zurück. Seine Versuche, in gleichfalls
bereits eingerichteten Zwischenstcllungen festen Fuß
zu fassen, scheitertcn am Nachdrängen unserer Korps.
Di« Zahl der von der Armee des Erzherzogs einge-
brachtcn letzthin gemeldeten Gefangenen tvuchs aus
45 Offiziere und 11500 Mann an.
Nördlich Grubieszow drangen deutsche
Kräfte in die feindliche Stellung ein.
Bei S ok a l wiederholten sich die vergebli ch cn
Angriffe der Russen gegen unsere Positionen
am östlichen Bug-Ufer. Unmittelbar westlich
Jwangorod unternahm der Feind einige erfolg¬
lose Vorstöße gegen Truppen unseres siebenbürgischen
Korps. An den anderen Teilen der Front ist die
Lage bei der wechselnden Stärke der Kämpfe un¬
verändert.
Den zwischen Pilica und Bug kämpfenden ver¬
bündeten Truppen sind seit 14. Juli etwa 5 0 0 00
Gefangene in die Hände gefallen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Obgleich die Schlacht im Gör zische» auch
gestern und heute Nacht nicht zum Abschluß kam,
wird der volle Mißerfolg des zweiten!
allgemeinen Angriffs der Italiener
immer deutlicher.
Gegen den Görzer Brückenkopf begann
gestern abend auf die Höhen von Podgora ein neuer
Angriff, der schon durch Artitteriefeuer im Keime er-
sttckt wurde. Ein Gegenangrisf unserer dortigen
Truppen warf den Feind vollends zurück.
Am Nordwestrande des Plateaus von Doberdo
wurden die italienischen Vorstöße schwächer und selte¬
ner, nachts setzten sie ganz aus. Abermalige An¬
griffsversuche des Gegners in der Front P o l a z z o-
Vermigliano wurden leicht zum Stehen ge¬
bracht. Bei Selz drang der Feind gestern vormit,
tag in einen Teil unserer Gräben am Plateaurar^
«in. Ein nächtlicher Gegenangrffs brachte jedoch
sämtliche frühere Stellungen wieder in unseren Be¬
sitz und warf den Feind auf der ganze»!
Linie zurück. Der heutige Tag begann schon
ruhiger.
Im Krngebiet wurden wieder alle feindlichen
Angriffe abgeschlagen. Hierbei zeichnete sich Erzher¬
zog Josephs Infanterie besonders aus. An der
Tiroler und Kärntner Front ist die Lage
unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:
v, Hoejcr, FÄLmarkchstt^tüLSt.
Ereignisse zur See.
Am 23. früh haben unsere Kreuzer und Fahr¬
zeuge die Eisenbahn an- er italienischen
£ stküstc auf einer Strecke von über 160 Kilo¬
meter erfolgreich beschossen. Tie Bahn¬
stationen von Chicnti, Campomanio, Fossacessia, Ter-
nwli, und Ortona sind stark beschädigt, jene von San
Benedetto und Grottamoro in Brand geschossen; viele
Lokomotiven und viele Waggons demoliert, einige
verbrannt. In Ortona wurde der Wasierturm zer¬
schossen, der Pontonkran beschädigt und ein Schlepp-
tcnder versenkt. Zwei Fabriken in Ortona und eine
in San Bito haben schweren Schaden davongetragen;
Alle Schornsteine sind umgclegt. Der Bahnviadukt
bei Temoli ist demoliert, die Brücke über Moro cin-
gestürzt und außerdem eine Kaserne in San Bene¬
detto zerschossen. Das Semaphor Trcmstj wurde in
Schutt gelegt, das dortige Kabel zerstört. Feindliche
SecftreitrLftc wurden nicht gesichtet.
Das Flottenkommaudo.
wtb Wien, 25. Juli 1915. Amtlich wird ge
meldet:
Russischer Kriegsschauplatz:
Auf dem russischen KriegsschauplcP verlies de»
gestrige Tag verhältnismäßig ruhig. Bei Iwan
gorod wiesen unsere Truppen einige schwache
Vorstöße des Gegners ab. Südlich K r h l ow wurd
ei» russischer Uebergangsversuch über den Bug ver.
eitest. Im übrigen ist die Lage unverändert.
Jtkilienischer Kriegsschauplatz:
Im Görzischen beschränkte sich der Feind
gestern tagsüber auf starkes Arttlleriefeuer. Ver-
zweisilte Nachtangriffe gegen unsere Stellungen am
Rande des Plateaus von Doberdo brachen unter
schweren Verlusten der Italiener zusammen und
konnten an der Tatsache nichts ändern, daß der An¬
sturm gegen die küsteuländische Front vergebens ist.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:
v. Hoefer, Feldmarfchalleutnant.
Wenn die russische Strategie noch in den letzten
Togen damit rechnete, daß es ihr gelingen würde, den
deutschen Bewegungen die Richtung vorzuschreiben,
sodaß sie zu besttmnren habe, wo die Entscheidungs¬
schlachten bei den Kämpfen in Polen stattzufinden
hätten, dann hat sie sich in einem Irrtum befunden,
der ihr teuer zu stehen kommen dürste. Zwischen
Weichsel und Bug sollte nach den Kundgebungen des
russischen Armeeblattes „Rnßkij Invalid^, die Ent¬
scheidung fallen. Aus diesen Behauptungen ging
ziemlich klar hervor, daß die russischen Generalstabs-
offizierc der Ansicht waren, der Festungsgürtel, der
sich von Kowno über Grodno, Ossowiece,' Lomca,
Ostrolenka, Rozan, Pultusk, und Nöwo-Gcorgiewsk
längs des Bobrbruches und des Narew erstreckt,
würde stark genug sein, die von Nordwesten andrin-
gcnden deutschen Hccresmassen aufzuhallen.
Diese Hoffnung hat sich als trügerisch! erwiesen.
Während die russischen Hauptkräftc Mischen Bug und
Weichsel mit der Front nach Süden kämpften, ist di?
2! a r e w-L inie durchbrochen worden. Tie
Festungen Rozan und Pultusk sind von den
deutschen Truppen der Armee des Generals von Gott-'
Witz orobart toorbcn und zwischen Ostrolenka nnd
Pultusk dringen die deuffchcn Heeresmassen unwider¬
stehlich nach Osten und Süden vor. Dadurch hat sich
die Lage des russischen Heeres ungünstig gestaltet.
Die russische r e ch 1 c F l a n k e i st du r chb r och en.
Zugleich sind die deutschen Truppen auf der Ostseite
der Festung Warschau augclangt nnd haben die Ver¬
bindungen, die von der Festung in das JnMire des
Reiches führen, bedroht. Sie stehen nur noch kurze
Strecken von der wichtigen Bahnlinie Warschau-
Bialistock-Wilna entfernt, die die bedeutendste Ver¬
bindung des ganzen Nordflügels des russischen Heeres
bildet. Ein kurzer Vormarsch der Armee Gollwitz
m der bisherigen Richtung bringt die Deutschen in
ihren Besitz: Es ist ferner die Möglichkeit gegeben,
jetzt Warschau auch von der Ostseite einzuschließen,
was im Westen bereits geschehen ist
In K u r l a n d hat sich inzwischen ein Ereignis
abgespielt, das der Eiilnahmc der beiden Narew-
Fcstiingcn ebenbürtig ist. Tie russische fünfte
Armee wurde zwischen Rozalin und Szadow tan
der Bahn Dünaburg—Libau) von den Truppen des
Generals von Below zum Kanipfe gezwungen, ge-'
schlagen und völlig zersprengt. Ter Um¬
stand, daß nicht weniger als 25 Geschütze und über
100 bespannte Munitionswagen in die Hände der
Sieger fielen, deutet darauf hin, daß es sich hier um
eine katastrophale Niederlage der 5. rus¬
sischen Armee handelt, bei dem sie nur einen unge¬
ordneten Rückzug in fluchtartiger Eile antreten
konnte, ohne imstande zu sein, wichtiges Kriegsma¬
terial mit sich zu nehmen. Erheblichen Widerstand
werden die russischen Truppen in .Kurland jetzt kaum
mehr leisten können, und cs steht den deutschen
Feldherren frei, ob sie den Vorstoß weiter nach Nor¬
den tragen wollen oder cs vorziehen, südwärts cin-
zuschwenkcn zur völligen Einkreisung der russischen
Hauptarmec, gegen die von ollen Seiten jetzt das
Verhängnis naht.
Denn auch im Süden Mischen Weichsel und
Bug, dort, wo die Russen ihre Hauptstreitkräste
zusammcngezogen haben und daher sich diese Ge¬
gend zum Ort der Entscheidung auszuwählen beab¬
sichtigten, tritt die Schärfe der fortgesetzten russische«
Niederlagen immer deutlicher in Erscheinung. Der
Westflügel der verbündeten deutschen und österrei¬
chisch-ungarischen Heere unter Generaloberst von
Woyrsch schiebt sich immer näher an Jwango¬
rod heran, während die Versuche der Russen, an der
äußersten Ostfront Raum zu gewinnen, an dem
tapferen Widerstand der deutschen Truppen scheitern.
In der Ncittc zwischen diesen beiden Flügeln hat sich
auch die Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand
an der Weichsel selbst beträchtlich nach Norden vor¬
geschoben: sie hatte zwischen Weichsel und Bystryca
'seinem Nebenfluß des Wicprz) einen hartnäckigen
Widerstand der Russen -isüdwcstlich Lublin) zu über¬
winden. Dieser Widerstand, der sich um Belzyce
am stärksten kundgab, , ist nun auf der ganzen Front
durchbrochen. Die Russen konnten erst etwa 10 Kilo¬
meter nördlich Halt machen. Damit dürste aber auch
der Angriff der Armee Joseph Ferdinand unmittel¬
bar an die Bahn Warschau—Lublin heraugckommm
sein.- ' ' ' ’ ' ■ ■ .
Annähernd 12 0 0 0 0 Russen, dgs heißt 'Mehr
als die Effektivkampfstärke von 3 Armeekorps, streck¬
ten die Waffen in den Känrpfen an der Ostfront, in
dem kurzen Zeitraum von noch nicht 2 Wochen. Oie
russischen Verluste an Töten und Verwundet:n in
dieser Zeit müssen aus mehr als das Doppelte zu rech¬
nen sein- Der deutsche Vormarsch in Polen hat atw
avqp'e^eu anderen. Eps^faep. dgs
gehabt, zum mindesten eine russffchc Heeres¬
masse von 300 bis 400000 Mann außer
Gefecht zu fetz e n. Dieses Ergebnis mutz selbst
den unverbesserlichsten Schreiern des Vierverbandcs
M denken geben, die immer wieder ihren Trumpf da¬
mit auszuspielen persuchen, daß sie auf die „uner¬
schöpflichen" russischen Reserven des russischen Rei¬
ches Hinweisen Jeder Brunnen erschöpft sich und der
russische Brunnen zeigt schon deutlich den Boden.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz greifen
Engländer, Franzosen und Belgier unzusammen¬
hängend an, doch konnte diese lokale Offensive wie
immer dank der großen Zähigkeit der deuffchen Ver¬
teidigungslinie, zurückgeschlagcn werden
In Tirol und im K a r st g e b i e t rennen sich
die Italiener weiter die Schädel cm den tapferen Ver¬
teidigern ein. Angriff nach Angriff bricht in dein
wohkgeziclten Feuer der Tiroler Standschützcn und
der braven Dalmatiner und Ungarn zusammm. Die
österreichischen Flottehat tvieder einen kühnen. Vor¬
stoß gegen die r t a l i e n i s ch e O ft k ü sie unteruom-
men und wichtige Bahnstationen beschädigt. Die in
dem Bericht genannten Orte, von denen Chwnti der
nördlichste ist, liegen an der Eisenbahn, die von An-
ona nach Süden hart die Küste entlang führt, wäh¬
rend der erste überraschende Vorstoß österreichischer
Scestreitkräfte am ersten Kriegstag der Strecke nörd¬
lich Ancona gegolten hatte. Außer einer Anzahl von
Stationen der Küstenbahn sind auch die militärischen
Anlagen ans den Tremiti-Jnseln zerstört worden,
die ein wichtiger Stützpunkt sind.
Neutrale Urteile über die Kriegslage.
. wtb Kristiania, 24. Juli 1915. Der militärifck)«
Mitarbeiter des „Morgenbladet" schreibt: Auch an
der Front im "Norden, bei Mttau, an der Tubissa und
am Njemen haben die Deuffchen ihren Vormarsch
fortgesetzt. Sollte cs ihnen gelingen, bis Dünaburg
oder Wilna oder gar bis zu diesen beiden an der
Bahn von Warschau nach Petersburg gelegenen
Puutten vorzudringcn, wird die Sie l l u n g der
Russen in Polen so schwierig, daß eine Kala¬
st r o pH e gewaltigen Umfanges nicht au¬
ßerhalb der Grenzen der Möglichkeit liegt.
* Bern, 24. Jnli 1915. Der Berner .Bund,
schreibt zur Kriegslage: Noch ist die Gegenwirkung
der gewaltigen deutsch-österreichischen Offensive im
Osten auf dem w est l i ch e n Kriegsschauplatz nicht
zum Ausdruck gekommen. Das ist einigermaßen
verwunderlich und läßt den Schluß zu. daß die
Borbereitnnaen zu Overationen großen Stils seitens
der Engländer und Franzosen noch nicht beendigt
sind. Denn es ist kaum anzunehmen, daß sie dies¬
mal, wo es i,n Osten vielleicht schon uni die letzten
Kriegsentscheidungen geht, den schwerringenden
Russen die entlastende Offensive int Westen versa¬
gen. Viel größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß die
englisch - französische Offensivkrast zwischen
Ipern und Arras auf ge zehrt ist, und
dott so enorme Menschen und Material.
Verluste eingetretcn sind, daß nran zu Neu¬
gruppierungen schreiten mußte und mit Munitions-
crsatz und Dislokation der dort zusammengezogcncn
Artillericparks noch nicht fertig geworden ist. Ob
und wo wir in den nächsten Tagen einen neuen
großen Offensivversuch der Engländer und Franzo¬
sen zu erwarten haben, bleibe dahingestellt. Auch
sei aus die Tatstiche, daß äußeffte Rührigkeit
hinter ihren Fronten herrscht und die gro¬
ßen Beffchiebungen von Truppenkörpern mit Ma¬
terial stattsinden, nur hingewiesen, ohne dieselben in
der Zeitung genauer zu bestimmen, (ctr. fft.)
Die amerikanische Rote.
Die von dem Berliner Botschafter der Vereinigten
Staaten Freitag nachmittag im Auswärtigen Amt
überreichte Mitteilung lautet in. Uebersetzung:
, „Im Aufträge meiner RMerung habe ich die Ehre,
Euere Erzellsnz zu benachrichtigen, daß die Rote de:
kajserl'ch deutschen Regierung vom d. Juli d. I. eine
sorgsälttge Prüfung durch die Regierung der Vereinig
tat Staaten erfahren hat; die Regiermtg der Vereinig¬
ten Staaten bedauert sagen zu müssen, daß sie die
Rote sehr unbefriedigend gefunden hat, da
sie es unterläßt, auf die eigentlichen Meinungsverschie¬
denheiten zwischen den beiden Regierungen einzugehen,
und keinen Weg weist, auf dem die anerkannten Grund¬
sätze von Recht und Menschlichkeit in der ernsten den
Streitgegenstand bildenden Angelegenheit zur Geltung
gebracht werden können, vielmehr im Gegenteil Ver-
einbärüngeii für eine teilweise Aufhebung jener Grund¬
sätze vorschlägt, die diese dem Erfolg nach beseitigen
würden.
Die Regierung der Bereinigten Staaten vermerkt
mit Genugtuung, daß die kaiserlich deutsche Regierung
ohne Vorbehalt die Gültigkeit der Grundsätze aner¬
kennt, aus denen die amerikanische Regierung in den
t