Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

Kriegsminisler Scheuch über die Kriegsanleihe: 
Wer nicht Kriegsanleihe zeichnet» 
handelt falsch, denn die Kriegsanleihe 
wird immer mindestens so gnt sein 
wie bares Leid. 
Oefterreichifch-ungarifcher TageSb e^lcht. 
Wien, 23. Okt. (W.».Amtlich.) 
Allgemeine feindliche Artillerie- «nd Flieger- 
tätigkeit auf der ganzen Front. 
Unsere albanischen Balkan-Kampftruppen 
nähern sich der montenegrinisch-albanischen Grenze. 
An der westlichen Morava und nördlich Krusevae 
dauern drc Nachhntkämp'e an. Ein feindlicher 
Uebergangsversuch bei Krajcva wurde vereitelt. 
Der Chef des GeneralstabeS. 
Kronrat in Wien. 
Wien, 21. Okt. Beim Kaiser Karl fand gestern 
/in Kronrat statt, an dem die beiden Ministerpräsidenten 
Hussarek und Weterle und die gemeinsamen Mi¬ 
nister teilnahmen. Graf Burian berichtete über die 
politische Lage uud machte Vorschläge zu der Antwort 
auf die Wilsonsche Note. Daß diese Note unverzüglich 
erteilt werden wird, unterliegt keinem Zweifel. Der 
Kronrat stellte die Grundzüge fest, mit denen man 
Wilson nach einer Forderung der Friedensverhandlungen 
führen zu können hofft. 
Deutsche Schiffe für Spanien. 
Madrid, 22. Okt. Die »panische Regierung hat 
folgende amtliche Note veröffentlicht: 
Der Minislerrat hält den qeeigneien Augenblick für 
gekommen, die öffentliche Meinung darüber zu un- 
terrichien, wie es sich mit der Frage des Ersatzes 
für unsere versenkte Handels-Tonnage verhält, wie 
e8 der Minifterrat am 20. August in San Sebastian 
gefordert hat. Ter Ministerrat teilte damals mit, 
daß die Regierung die strengste Neu tralität 
beobachten werde. Er be Prach die Erklärung der 
Berliner Regierung, daß diese auf die Maßnahmen 
der spanischen Regierung einainge, die sie für ge¬ 
recht an ähe, und daß der Aus:au,ch der Meinungen 
den Charakter der herzlichsten Freund¬ 
schaft zwischen beiden Regierungen bewahren würde. 
Spanien wünschte den verfügbaren Raum deutscher 
Schiffe im spanilchen Handelsverkehr zu verwenden. 
Die Zeit verging und neue Versenkungen spanischer 
Schiffe machien es dringend notwendig, sofort zu 
handeln und zur Beschlagnahme deutscher Schiffe, 
die in spanischen Gewäff rn Schutz gesucht hatien, 
Zuflucht zu nehmen. Der Austausch von Mitteilun- 
?en führte dazu, daß sieben dcuische Schiffe von zu- 
ammen 21,000Tonnen bezeichnet wurden, da unier 
die Dampfer „Erichia", „Oldenburg", „Clio", 
„Maihilde*, „Trienfield" und „Rudols", die von 
der deutschen Bot chaft dem spanischen Lebensmittel- 
Ministerium ausgelresert werden. 
Es handelt sich also als Ergebnis dieser beider¬ 
seitig in freund chaftlichstem Geiste geführten Ver¬ 
handlungen nicht etwa am eine Beschlagnahme 
deutscher Schiffe, sondern darum, daß die deuticbe 
Regierung Spanien sieben deutsche Dampfer zur 
Verfügung stellt, unbeschadet des juristischen Taibe- 
standes, der einer späteren Klärung unterliegen würde. 
Eine Sonder-Mission für General Berthelot. 
Kopenhagen, 23. Okt. »Berlingske Tidende* meldet 
aus Paris: „Die 5. französische Armee, die gegen¬ 
wärtig östlich von Laon und Soiffons steht, hat die 
Leitung gewechselt. General Guil lau mal hat den 
Oberbefehl erhalten anstelle des Generals Berthe- 
lot, dem eine besondere Mission von großer 
Wichtigkeit zugefallen ist, zu der ihn seine früheren 
Verdienste ganz besonder» qualifizieren. (General 
Berthelot war bekanntlich Chef der französischen 
Militär-Mtssion in Rumänien.) 
Die finnisch« KönigSfrage. 
Au» Helsingfor» wird der ,Nordd. Allg. Ztg? 
gemeldet: »Suomen Sosialdemokraatst will au» zu¬ 
verlässiger Quelle erfahren haben, daß bei der finn- 
ländijchen Regierung eiu Telegramm au» Deutsch¬ 
land eingetroffen sei, demzufolge Prinz Friedrich 
Karl von Hessen erklärt habe, daß er vor Ab¬ 
lauf von Monaten keine endgültige Antwort betreff« 
Uebernahme der finnischen Krone geben könne, da 
er kein Frieden»hinderni» sein wolle. 
Sur dem rraqvargebiet. 
* AuS der Rhön. Für industriearme Gegenden 
ist es zweckmäßig, die Heimarbeit in zeitgemäßer 
Form durchzuführen und so zu ergänzen, wie e» 
die örtlichen Verhältnisse zulasten. So wurde im 
Oktober 1819 mft Unterstützung des unterfränki- 
tschen HauSindustrieverbandeS in Langenleiten, am 
Fuß des Kreuzberg» gelegen, der Verein der Holz- 
schuhmackier weiter ausgebaut »nd schon im ersten 
Jahr konnten 10000 Paar Holzschnhe abgesetzt 
werden. Im zweiten Jahr versandte man bereit» 
20 000 Paar Holzschuhe. 1400 Rechen und 400 Sen. 
senwürfe. alles Handarbeit, im Gesamtwert von 
etwa 100 000 -^t. Durch Gewährung von Zuschüs¬ 
sen erhielten 23 Kriegsbescküdigte dort durch tüch. 
tige Werkmeister unter Aufsicht des Leiters sachge¬ 
mäße Ausbildung. 
* Oberellenvaq. Herr Hegemeister Stähling hatte 
das seltene WaidmannSheil, eine Wildkatze zu 
erlegen. Es ist daS da» vierte Exemplar, da» seit 
mehreren Jahren in hiesiger Gegend erbeutet wurde. 
X Riederaula. Nachdem im nahen Hattenbach 
ein Brand in voriger Woche die Wirtschaftsgebäude 
des ZimmermeisterS Heinrich Räuber» eingeäschert 
hotte, zerstörte etzt ein Feuer da» Sägewerk Räu¬ 
bers. Der Schaden ist außerordentlich hoch, da nicht» 
versichert war. 
X Neu Isenburg. Hier wurde am SamStag 
abenü der 20jührige Fr. Metz au» Luckenwalde ver¬ 
haftet, der nach Unterschlagung einer bedeuten¬ 
den Geldsumme, die er sich durch gefälschte Postan¬ 
weisungen verjchofft hatte, geflüchtet war. 
kt Frankfurt a. M. Die 64 jährige Frau de» 
Haupllehrers Johanne» Funker im Stadtteil Praun- 
heim wurde Sonntag früh al» Leiche aus der 
Nidda geborgen. Mißhandlungen seitens ihre« Man- 
nes sollen die alte Frau in den Tod getrieben 
haben. — Die Stadiderwalinng hat durch ihre Be¬ 
teiligung an der Milch Versorgung der Bürger- 
schafr bis zum 31- März 191« einen Verlust von 
5 342 466 Mark erlitten. Ter Verlust ist in erster 
Lüfte auf das System der Einstellwirtschrft von 
Kühen bei Landwirken znrückznführen. Jn'olgedesieu 
ist man zum Abbau dieies Verfahrens 
und hat dafür die Zuschutzwirtschaft zur Einführung 
gebracht, die bisher recht befriedigende Ergebnisse 
zeitigte. Wenn auch dieses Wirtschaftssystem erheb¬ 
liche Kosten verursacht, namentlich in der Beschaffung 
der sehr teueren Futtermittel, so liefert es doch eine 
an Güte und Menge ausgezeignelere Milch, als dies 
beim Einstellverfahren der Fall war. 
* Kasiel. Tie Stadl plant die Errichtung eines 
besonderen Wohlfahrtsamtes. Das Amt soll 
der Armenpflege und der Jugendfürsorge dienen. 
* Bad Homburg. Polizeilich untersagt wurden 
hier bi» auf weitere» infolge Auftretens der Grippe, 
dre Kurkonzerte und sonstige Veranstaltungen. Auch 
die Kino» muffen ihre Vorstellungen einstellen. 
* Zella, St. Bl. Hier ist als Gesellschaft mit 
b. H., die ..Werkzeuge- und Maschinengesellschast". 
mit 100 000 Jl Stammkapital gegründet worden. 
Die Gesellschaft will nach der handelsgerichtlichen 
Eintragung Werkzeuge, Metallwaren sowie Ma- 
schinen für Metall- und Holzbearbeitung Herstellen 
und damit Handel treiben. 
* Erfurt. Ter Landwirt Lipvach in Schmiedehau. 
sen heiratete vor 4 Jahren im Alter von erst 21 Jah¬ 
ren, verlor aber bald die Frau angeblich durch Selbst¬ 
mord. Vor einiger Zeit ist auch die zweite Fran. nach, 
dem der Mann sie mit 60 000 Mark in die Lebens. 
Versicherung eingekauft hatte, plötzlich gestorben. Lip- 
pach wurde fetzt unter dem Verdacht, die beiden 
Frauen ermordet zu haben, festaenommen. Bei 
der Ausgrabung der ersten Frau sollen sich Spuren ge¬ 
funden haben, die auf ein Verbrechen bindeuten. Ter 
mutmaßliche Mörder hat noch kein Geständnis abae. 
legt. 
ff Afcheffenburg. 15000 Zentner städtischer Koh¬ 
len, die zur Gatbereitung Verwendung finden sollten, 
sind durch Selbstentzündung in Brand geraten 
Di« Kohle» haben ihren Wen als Gaskohle ver¬ 
loren. 
Die Zeit ist ernst, 
wer will es leugnen! Und gerade l« ernster Zelk 
zeigt sich, was ein Volk wert ifk. Bis heute hat 
sich, Gott Dank, das deutsche Volk gut gehalten, und 
wenn es sich weiter so hält, so wird es auch diese 
schwere Zeit überwinden und zu neuem blühenden 
Leben erstarken. 
Ist doch über große Dolksteile, auch über die 
Landwirtschaft, ein Geldsegen herniedergegangen, wie 
es noch nicht dagewrfen ist. Die Schulden sind 
meistens abgetragen und flüssiges Geld ist genügend 
vorhanden. 
Was will man damit anfangen? Es soll selbst¬ 
verständlich sicher und gut angelegt werden. Was 
ist nun sicher? Eine Hypothek? Gewiß eine gute 
Anlage; aber Grund und Boden kann entwertet 
werden. Aktien kaufen? Noch viel unsicherer, die 
Aktien können, wie es ja setzt täglich geschieht, um 
viele Prozent heruntergehen. 
Aber was ist nun sicher? Absolut sicher? Ich 
antworte: 
Kriegsanleihe! 
Nicht wahr, da gibt es doch manche, die in ihrer 
großen Schlauheit, oder sagen wir besser in ihrer 
Angst denken, nein, die ist auch nicht sicher. 
Ja, weißt du denn nicht, daß das gesamte 
deutsche Volk mit all seinem vermögen an Geld, 
an Grund und Boden dahinter sieht als Bürge, 
d. h., daß Kriegsanleihe sicherer ist als Papiergeld. 
Kriegsanleihe besitzen, heißt bares Geld be¬ 
sitzen. das außerdem noch schöne Zinsen trägt. 
Die Hundertmarkscheine, die du im Kasten hast, 
die können dir verbrennen, können gestohlen werden. 
Es können Verfügungen kommen, daß aus irgend 
einer Ursache neue Scheine in einem anderen Format 
gedruckt und die alten außer Kurs gesetzt werden. 
Du übersiehst den Zeitpunkt und all' deine Scheine 
sind ungültig. 
Willst du aber absolut sicher gehen, so gehe 
hin und lege dein Geld ln Kriegsanleihe an l 
Mache es so wie die reichen Leute, die in Geld¬ 
sachen besser Bescheid wiffen. Sie zeichnen Hundert¬ 
taufende und Millionen. Glaubst du, sie würden es 
tun, wenn sie nicht ganz sicher wüßten, daß sie fo 
ihr Kapital am besten anlegken? 
Also gehe hin und mache es ebenso, du hast 
selber den größten Nutzen davon. 
_ - W. A. N. 
Lokales. 
Fulda, 24 Oktober 101*. 
ißt Einschränkung der Postbestellung. Infolge 
von Maffenerkrankun i des Per onals können die 
drei Ortsdestellunien n cht mehr durchgesührt 
werden. Es kann nur eine Vormittags» und eine 
Nachnnftacisbrit llnng sicittsind.n. 
w FahrpreiserniSsri^'m f"r K^rgSLesckSdiate. Bei 
der Ver>?° eri-na der ist eine Vereinbarung 
der dent'Ven LifrübahnnernTaUungen von großer Be. 
dei'ture, die besilarmt, Kriexsves^ädigten die Schnell. 
zug»geLühr, die da» Reisen in Schnellzügen um da» 
Doppelte verteuert, zu erlassen, soweit sie in die Für¬ 
sorge einer öff'ntlicken oder be' "rdlich anerkannten 
Organisation für Kriexrlesckädigte cnfgenonnnen 
End. I nDetrccht kommen dabei Reisen: ai Von dem 
Wohn- oder Ar^">hr0?ort de» Kriegsbeschädigten: 1. 
^»bandlung dirrck Facbär-te. zrrr Nnterbringiing 
in Heil, oder Au?b>ldung»anffalten, zum Besuch von 
Kurorten oder Ausbildungslehrgängen für Kriegshe. 
schädtptc. ru den von der Amtlichen bürgerlichen 
5rieg^ests<ü»igrtenfürsooc>r oder von Gewerkschaften 
eingertchietr'! Dercrtring^^ellen vnd zeim Arbeitgeber 
-weck? Vorstellung. 8. Zum Stellenantritt, b) Von 
dem Wohnort de» Fachärzte» zur Weiterlghrt nach 
Heil- oder Ansöildunosanstalten oder zum Besuch von 
Kurorten oder Ausbildungslehrgängen für Kftegsbe. 
schädigte cs Von den Beratungsstellen zur Weiter, 
fahrt: 1. Zum Arbeitgeber zweck? Vorstellung, 2. 
tian Stellenantritt, d) Nach Aufenthalt in Heil- oder 
AusknldnngSanstalsen oder Kurorten tim Falle noch¬ 
maliger Untersuchung zunächst nach dem Wobnort dcS 
Facharzte», e) Zur Rückfahrt nach den unter oben 
genannten Reisen nach dem Wohn, oder Aufenthalts, 
ort der Kriegsbeschädigten. Braucht der KrieaSbelchä- 
digt« einen Begleiter, so wird diesem für ine Hin- 
vnd Rückfahrt die gleiche Ermäßigung gewährt. Er. 
forderlich ist, daß sich die Kriegsbeschädigten mit den 
nötigen Ausweisen versehen. 
«. Versorgung gänzlich erblindeter Soldaten. 
Zur Versorgung gänzlich Erblindet»! hat da» Kriea»- 
ministerium besondere Bestimmung».« getroffen. Er¬ 
werbsfähigkeit ist die wirtschaftlich ausnuhbare Ar¬ 
beitskraft. Er wird dabei vorausgesetzt, daß die Ar- 
beitSkrast auf dem allgemeinen ArbeilSmarkt aus¬ 
genutzt werden kann. Die Ausnutzung muß unab¬ 
hängig von bestimmten zufälligen äußeren Umständen 
oder von dem Wohlwollen de» Arbeitgeber» sein. 
Bride Voraussetzungen treffen kür einen völlig Er¬ 
blindeten nicht zu. Er wird immer nur auf ganz 
bestimmten, eng begrenzten Gebieten de» allgemeinen 
Arbeittmarktes Erwerb fin'.en können und ist oobei 
von dem Wohlwollen seine» Arbeitgeber» abhängig. 
Völlig erwerbsfähig ist er somit nicht. Wenn bei 
ganz Blinden eine Wiederherstellung der Sehfähig- 
teil ausoesckloffen ist, so sind sie ,bne Rücksicht auf 
ihre» Beruf stet» al» l00 h-roze»t erwerbs- 
< »(ii d^^,«zvieh»«. Ihr verl^Pun.»«^ipruch wird 
w. Das Möbel-Homslrrn kommt in Schwung, 
um aus der Mvbelknappheit eine wirkliche Not in 
Wobnungseinrichiunaen zu schaffen. Und zmar 
gerade ui Gegenständen bürgerlicher oder bescheide¬ 
ner Haushaltungen, wie Tische. Stühle, einfache 
Solas. Kommoden. Küchenschränke. Bettstellen. 
Besonders die letzteren dürften im Preise anzie- 
hen. In den sogenannten modernen Speisezim¬ 
mern. Salons und deraleichen ist die Knappheit im 
Verhältnis wertiger groß, denn solche Einrichtungs- 
stücke. die viel Platz fortnehmen, werden bei der 
wachsenden Beschränkung der Wohnungsräume we¬ 
niger gekauft. Aber auf die Massenartikel richten 
die geriebenen Geschäftsleute, die das Gras wach¬ 
sen hören, ihr Augenmerk und kaufen überall zu¬ 
sammen. was sie kriegen können. Wer überflüssige 
Möbel hat. soll sich doch bedenken, ehe er sie on 
selche Spekulanten in fremden Orten, namentlich 
in Großstädtcy. aus der Hand aibt. Er kann auch 
Personen an seinem Wohnsitz einmal gefällig sein, 
d>e ebenfalls er'sprechende Preise zahlen und die 
Gegenstände doch für sich selbst verwenden. Auch 
Tevbiche und allerlei Wirischaftsoerat.werden anf- 
zukaufen geft'cht. Vieles ist knapv und manche? 
davon zur Zeit überhaupt nicht oder nur schwer zu 
haben. 
» Die Zigaretten werde» billiger. In der letz¬ 
ten Zeit wurde gegen die im Zigarettenhandel sich 
bemerkbar machenden Wncherpreise verschiedentlich 
Stellung genommen, da nicht nur die Raucher, son¬ 
dern auch die Erzeuger unter dieser Erscheinung 
sehr zu leiden hat en. Tie Jniereffengemeinschafl 
deutscher Zigarettenfabriken und deren Preisschutz¬ 
verband nahmen sich der Sache an, und ihrem tat¬ 
kräftigen Eingreifen ist jetzt einer größeren Anzahl 
von Zigaretten- und Z'garrenhändlern da» Hand¬ 
werk, die bekannten Mcnken zu einem wesentlich 
höheren Preise als dem vorgeschriebenen zu verkau¬ 
fen, gelegt worden, nachdem von den Erzeugern der 
Pre s auf jeder Zigarette aufgedruckt ist. Man 
kann j>tzt wieder Zi garet en. iür die man 12 und 
1> Bfg. zahlen mußte, zum Pceise von 6 und 8 
Pfg. c, hatten. 
* Jniolge der Gassperre haben sich in unserer 
Druckeiei die ohnedies schon erheblichen Betriebs« 
schwierigkeiten noch bedeutend erhöht. Unsere 
Setzmasch neu sind zum Stillstand gebracht und 
Hand atz kann bei dem großen Personalmangel nur 
in beschränk em Umfange hergestellt werden. Der 
politische Teil der Zeitung erleidet dadurch heute 
und voraussichtlich in den folaenden Tagen eine 
wesentliche Eimchränkung. Zahlreiche andere Nach¬ 
richten, auch amtliche, konncen überhaupt nicht ge¬ 
bracht werden. 
KriegSankeihekupons al» Zahlungsmittel. 
Um dem Mangel an ZahlungSmiiteln zu begegnen, 
w.rd derzeit nicht nur sie Herstellung von Banknoten 
und Darlebnskassenscheinen auf eine breitere Basis 
gestellt, sondern es ist auch eine Maßnahme getroffen, 
die die Effektenkontrolle der Banken und den einzel¬ 
nen Kriccftanlcihebesitzer beschäftigen wird. D»r 
Bundesrat har nämlich vorgestern die am 2. Ja¬ 
nuar 1919 fälligen Zinsscheine der fünf- 
Prozenngen Kriegsanleihen auf die Zeit bis zu ihrer 
Fälligkeit zum gesetzlichen Zahlungsmittel rr- 
ktäit. Die Erhebung zum Zahlungsmittel betrifft 
nur die eigenilichen süifprozentigen Kriegsanleihen 
und nur den am 2.Januar faüig weidenden Kupon. 
Apiil—Ok ober-Anlcihrn kommen nicht in Betracht. 
Tie Bundesra.Sverordnuag hat folgenden Wortlaut: 
1. D.e am 2. Januar fälligen ZinSscheine der 
öprozcntigen Kriegsanleihen sind vom 23. Oktober 
1918 ab bis 2. Januar 1919 zu ihrem Nennwerte 
gesetzliches Zahlungsmittel. 
2. Die Pflicht des Reiches zur Einlösung derZinS» 
schcine bei ihrer Fälligkeit gegen andere gesetzliche 
Zahlungsmitlel wild hierdurch nicht berührt. 
3. Die Verordnung tritt am 23. Oktober in Kraft 
Ter Bedarf an Zahlungsmitteln ist infolge des 
ganz unvernünftigen Verhaltens des Publikum» 
(Hamsterns von Papiergeld) in letzter Zeit so groß 
gewesen, daß die Reichsdruckeiei deu Anforderungen 
nicht mehr genügen konnte. Es ist Vorsorge ge- 
uoffen, daß in kurzer Zeit die Zahlungsmittel überall 
in oem erforderlichen Maße beieit gestellt werden 
iönncn. Für die Zwischenzeit sollen die ZinSjcheine 
als Notbehelf dienen. 
vermischter. 
* Die Choleraeikrankungen in Berlin und Um¬ 
gebung, über die ausgangs September berichtet 
wurde, sind sämtlich erloichen. Im ganzen han¬ 
delt es sich uin 19 Erkrankungen, von denen 15 röt¬ 
lich und vier in Genesung übergegangen sind, sowie 
um drei Bazillenträger. Wegen der Grippe sind 
zuizeit 100 Bertister Schulen geschlossen 
* 34 000 Brotkarten gcstohlrn. Ein Gauner, 
streich nach der Art des Hauptnianns von Cöpenick 
wurde gegen eine Broftommission in Neukölln bei 
Berlin verübt. Tie Veranstalter erbeuteten 34000 
Brotkarten. 3000 Kartoffelkarten. 500 Milchkarten. 
Tie Räume der ersten Neuköllner Brotlommisiion 
in der Weiscstrasie wurden von einem Soldaten 
Reinhardt bewacht. Dieser meldete nach 1 Uhr, 
daß ein Einbruch verübt worden fei. und gibt fol¬ 
gende Darstellung: Während er auf seinem Posten 
stand, kam 12 Uhr nachts ein Mann in der Uniform 
eines Unteroffiziers vom 64. Infanterieregiment 
mit einem Soldaten des gleichen Regiments. Er 
zeigte ffteinhaidt ein Schriftstück vor. das mit Feld¬ 
webel Luck unterzeichnet war und in dem mitgeteilt 
wurde, er lei abgelöst und solle die Bewachung der 
6. Vroikoniinission in der Bodestrasie übernehmen. 
Sein Begleiter besetzte seinen Posten. Nach Er- 
ledmung der Uebernahme ging der Unteroffizier 
mit Reinhardt nach der Bodestraße, stellte dort 
aber, scheinbar überrascht, fest, daß sich auf dem be- 
-eickneten Grundstück nicht die 5.. sondern die 6. 
Brolkvmmission befindet. Jetzt schlug er mit 
Reinhardt den Weg nach der „richtigen Stelle", 
der . Brotkomniisswn am Hermannplad ein. Be¬ 
vor sie iedöck dahin gelangt waren, fiel es ihm ein. 
daß er dem neuen Posten bei der 1. Kommisston 
noch eine Weisung zu aeben habe. Er verließ Rein¬ 
hardt init dem Bemerken, daß er erst rasch noch 
einmal nach der Weissstraße hinübergehen wolle. 
Als Reinhardt allein war, tauchten ihm Bedenken 
auf. Er ging dem Unteroffizier nach, traf ihn aber 
in der Weisestraße nicht mehr und ebensowenig 
seinen Ablöier. Beide waren verschwunden. ES 
eraab sich, daß die mit einem schweren Schloß ver. 
sehene Einganaslür. vor der der Posten gestanden 
ll.ftte. ganz unvc'sebrt ti»v. Einbrecher batten 
aber an der Straße eine Scheibe eingeschlagen und 
waren so in di eRaume cingedrungen. 
* E>n jelter Ochsendirbstahl. Guie Beute machten 
Einbrecher auf dem Gute Rolzie» bei Waltersdorf 
im Kreise Teltow. Sie erbiachen dort den ver- 
scbloffenen Viehstall, holten zn»ei rotweiß» je 12 bis 
13 Zentner schivere Ochien heraus, führten sie nach 
einer Wrese und schlachteten sie ab. Fleisch und 
Häute luden sie aus rin Fuhrwerk und fuhren da- 
mt davon. 
Kirchliches. 
Mit Rücksicht auf die gegenwärtige Ausbreitung 
der in vielen Fällen^nicht ungefährllchen Grippt 
ordne ich hiermit an, daß in allen hl. Messen di» 
Oratio aus der 14188» pro vitanda mortalitate ab¬ 
wechselnd mit d?« bisherigen Oratwnen tewpor« bolsi 
bezw. pro pace nach den für die oratio iwpsrat« 
pro rs gravi gelte, den liturgische» Bestimmungen! 
eingelegt werde. 
Ter Bischof von Fulda. 
-j- Jost Damian. 
Da auf das rechtzeitige Erscheinen des nächste» 
Stücke?^ des .Kirchlichen Amtsblattes^ unter de» 
gegenwärtigen Berhältniffen nicht mit Bestimmtheit 
gerechnet werden kann, teilen wir den hochw. Herren 
Pfarrern und Kuraten andurch mit, daß die vor». 
Herrn Regierungs-Präsident in Kassel zum Besten 
des Herz-Jesu-HeimeS (orthopädische Anstalt) der 
Barmheizigen Brüder in Fulda bewilligte Saus« 
sammlung freiwilliger Gaben bei den katholi'cheq 
Einwohnern des Regierungsbezirkes Kassel auf die 
Zeit vom 3. bis S. November angesetzt worden ist. 
Bischöfliches Generaldikariat. 
Dr. A r e n h o l d. 
Letzte Nachrichten. 
Mainz, 24. Ostober. (Tel.) Heut« nacht, 
erfolgten zwei Fliegerangriffe auf die offene 
Stadt Wiesbaden. E§ entstand nicht unerheb¬ 
licher Sachschaden an Privathäusern. Soweit bis! 
jetzt bekannt, wurden fünf Personen, die sich im 
einem dieser Häuser befanden, vermißt. Sch» 
weitere Personen wurden verletzt. 
Emil Anacker, «affrl, in Gefgsch. Aug. Birken« 
back. Niederbieber, gef. Utffz. Johann Diederichl 
Bud'«uan, l. v. ßtn. d. R Jos. Ebert, flünse'», l. Ä 
Ludw. Engel. Kaff fl, sch. vw. Heinr. HauSmann^ 
Kaffel. verm. Ltn. Kurt Jhnken. Kassel, gef. 5ta, 
Kaiser, K-cfiel, gef. Sergt, Heinrich König, Kaff« 
vm. Georg Krell, Kaffel, vm. Gefr. Leop. Lai La«i 
»otthardr. l. vw. Sergt. Jos. Peter, Groß'ataft. sck 
vw. Karl Rauch, Sr. Auheim, f. ins Krth. Serg 
Ludwig Reinhardt. Kaffel. verm. Jaccck Renne, 
Kaffel. vm. Utffz. Jos. Scheich, Lelmbach, v«. 
S ch w al b a ch, Soirbors. vm. 
Wettervoraussage. Freitag. 25. Oktober 
Ziemlich heiter, früh Nebel, Temperatur 
geändert. 
Miltettungeu 
der städtischen 
Nahrungsmittelsteve. 
24. Oktober ISIS. 
Kartoffelbezuosscheine 
Trotz dem sehr viel Kartoffeln in di« Stadt herein¬ 
gebracht werden, versäumen e» noch viel«, die Be¬ 
zugscheine sofort nach Erhall der Kartoffel« bet der 
Nahrungsmittelstelle abzugeben. Hierdurch ist di«' 
Nahrungsmittelstelle außer Stand gesetzt, berechnen 
zu können, wieviel Zentner Kartoffeln seiten» der 
Stadt noch zu beschaffen find. E» wird de»halb 
nochmal» darauf hrngewiesen, daß unier alle» Um¬ 
ständen die Bezugschein« sofort nach Anlieferuni der 
Kartoffeln an der RahrungSmittelstellr abgejebe» 
werden müssen. 7 
Petroleum 
Für den Monat Oktober sind der Stadt 
geringe Mengen Petroleum zur Verfügung 
worden, sodaß es auf di« Versorgung»' 
Familie */i Liter trägt. Am Freitag, dm 26. 
Mt», findet die Ausgabe der Petroleumkartm st 
Nur diejenigm Familim können Petroleum erhalte»^ 
welche nachweiriich kein elektrische» Licht, oder Gar 
in ihrer Wohnung haben und sich außerdem t» Febru« 
ds. I». zur Kundcnliste gemeldet haben. \ 
Wo das Petroleum nicht auSreicht werde», ««stell«! 
von Petroleum S Kerzen verabfolgt. J 
Amtliche Anzeige«. 
Bekanntmachung. 
Der Ausdrusch de» Getreide» «nd der Hülsenfrücht« 
muß bis zum 1. IS. 18 beendet sein. Landwirte»^ 
welche den AnSdrusch bi» zu diesem Lage nicht b» 
endet haben, wird di« Frucht zwangsweise nitfflfr? 
droschen. / 
Fulda, den 19. Oktober 1918. , ~ 
Der Landrat: Frhr. v. Doernbek». . _ 
Die Schließung der Alühle de» Emil Krug Ist«? 
giesel wird hiermll aufgehoben. / 
Fulda, den 22. Oktober 1918. 
Der Landrat: I. v.: Köhler. 
Die Schließung der Mühle de» Eduard Vchl 
Flieden wird hiermll aufgehoben. 
Fnlda, den 21. Oktober 1918. ^ 
Der Landrat; I. v.: Köhler. ( 
«u die Bel der Lamemwmlmg Beteiligte# 
Seiner und örvöier. 
vom Generalintendanten de» Feldheere» ist folgend» 
Drahtung bei mir eingegangen: 
„Sammeleifer der Lehrer und Schüler hat sehr 
erfreuliche» Ergebnis gezeitigt und Feldheer in Zetten, 
größter Futiernot unterstützt. Pferde fresse» Laub- 
tuchen gern. Allen an Sammlung Betelligten, ins¬ 
besondere Lehrern nnd Schülern gebührt uneinge¬ 
schränkter wärmster Dank. Generalintendant." > 
Ich freue mich, diese Anerkennung wellergeb«» 
zu können. 
Es bleibt für alle Zeitm da» Verdienst der deut¬ 
schen Lehrer und der ihnen anvertrauten Jugend, 
in ernster Zeit durch aufopfernde Tätigkell eine dwhcnd« 
Gefahr von unserem Feldherr abgewendet zu habe». 
Durch Erhaltung de» PserdebestandeS ist die Ver¬ 
sorgung der Front mit Atunilion und Verpflegung 
sichergrstellt worden. Die Leistungen auch der jüngsten 
Schüler und Schülerinnen reihen sich würdig den 
Leistungen der Jungmannen in der Landwirtschaft an. 
Deutschland darf stolz sein aus seine Jugerw uud 
auf die Aufopferung ihrer L-brer. 
Berlin, den 30. September 1918. 
Kricgsministerium, Krieg»amt: 
gez. Scheüch. 
Vorstehenden Erlaß bring« ich hiermll ptc öffeut 
liehen Kenntnis. 
Fulda, den 9. Oktober 19l». 
- Der Laydrat: JfeAc. fc, Dormiam.
	        
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