Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

Sachsen-Weimar. 
' Weimar, 10. Nov. Ter Großherzog hat 
auf Wunsch de- Arbeiter- und Loldatenrates a b - e 
dankt. 
Eisenach, 9. Nov. Nach einer Rede de» ReichtagSabg. 
Dock (Gotha) wurde gestern abend auch hier ein Arbeiter, 
und Soldatenrat gebildet. Man bemächtigte sich der 
Kasernen und sonstigen militärischen Gebäude. Die 
DezirkSdirektion, das Nahrungkmittelamt, Polizei und 
andere Bei waltungen arbeiten, nachdem sie sich dem 
Soldatenrat verpflichtet hatten, wie bisher werter. 
Republik Hessen. 
Darmstadt, 9. Novbr. Gestern abend haben die 
Soldaten de» Truppenübungsplätze» und der Stadt 
Darmstadt einen Eoldatenrat gegründet. Der Soladrn» 
rat richtet an die Bevölkerung die Bitte, _ Ruhe 
und Ordnung zu bewahren und ihn zu unterstützen. 
DaS Privateigentum bleibt unangetastet Dal Pro¬ 
gramm de« Soldatenrates erklärt Hesser-Darmstadt al» 
freie sozialistische Republik, bis rin deutscher Repu» 
blikstaak gegründet ist. BrSherigr Offiziere und Lhar» 
gierte werden al» Vorgesetzte nicht meyr anerkannt. Die 
Truppen wählen ihre Führer selbst. ES ist kein Blut¬ 
vergießen vorgekommen. 
Hessen-Nassa«. 
Hanau, S. Nov. Gestern abend bildete sich hier nach 
Einigung der Unabhängigen mit der alten sozialdemo¬ 
kratischen Partei ein Arbeiter- und Soldatenrat. be¬ 
stehend au» 2V Mitgliedern der unabhängigen und b 
der alten sozialdemokratischen Partei unter dem Borsitz 
des Parteisekretär» der Unabhängigen Friedrich Schnell¬ 
bacher. Rach Vereinbarung mit dem kommissarischen 
Landrat RegierungSrat Schmidt und dem Stadtkom¬ 
mandanten übernahm der Arbeiter- und Soldatenrat 
die öffentliche Gewalt, auch in der Stadtverwaltung, 
bei der in die einzelnen Aemter Mitglieder des Arbei¬ 
ter. und Soldatenrate» delegiert werden. Ein Ausruf 
des Arbeiter, und Soldatenrats fordert zu strenger 
Aufrechterhattung der Ordnung, insbesondere auch im 
Interesse der Lebensmittelversorgung auf. 
Kassel, 9. Nov. Heute morgen erhielten dl« Vertre¬ 
ter de» provisorischen Arbeiter- und Soldvte.iratr» vom 
Oberbürgermeister die Erklär ung, dag er sich und die 
Swdtverwaltung den Wünschen der neu zu bildenden 
Arweiter- und Soldatenrate» unterstelle. Dasselbe er¬ 
klärte der Polizeipräsident. Der öffentliche Sicherheit»- 
drenst wird nunmepr ,m Nomen de» Arbeiter- un- 
Soldatenrate» autoeübt. Aus dem fte^vertretenden Ged 
ncratkommando erklärte sich der Chef de» Stabe» vc- 
rert, die militärische Gewalt in Kassel zur Brrmcidung 
von Blutvergießen gemeinsam mit dem Arbeiter- uno 
Soldatenrat auszuübcn. Die Industriebetriebe Kaffet» 
stellten mittags die Arbeit ein. Nach cmer von vielen 
Tausenden besuchten Versammlung kam cS zu großen 
Dcmonstrationszugen unter Voranir.tt der Arbeiter- 
und Soldatenräte durch die Hauptstraßen. Ir ead- 
welche Ausschreitungen find nicht bekannt geworden. 
vom Rhein. 
In Mainz wurde ein Wohlfahrtsausschuß und mit 
Zustimmung de» Gouvernement.« ein SotdatenauSschutz 
gebildet. Da» Bild der Stadt ist ruhig. Inhaftierte 
wurden frergclassen, nicht aber die Schwerverbrecher. 
In Koblenz^ Kreuznach, Bonn, - Aachen, 
Rheydt, M. Gladbach, K refeld u. a. Orten haben 
sich ebenfalls Soldatenräte gebildet, die im Einoerneh. 
men mit der Bürgerschaft für Ordnung sorgen. In 
Bonn und Rheydt hatten Plünderungen stattgefunden. 
In Krefeld war die Arbeit eingestellt. 
Ruhe im Industrie-Revier. 
Im ganzen Jndustrie-Revier, von Dortmund 
bis DuiSdurg, sind die Bahnhöfe von Mitgliedern 
der Arbeiter- und Soldatenrate besetzt, die die Militär¬ 
personen entwaffnen. In Essen hat sich neben dem 
Eoldatenrat, auf Veranlassung der Stadtverwaltung, 
ein VertrauenSauSschuß der Bürgerschaft aebildet 
Dieser teilt mit, daß sämtliche in Essen m Haft be¬ 
findliche Militärgrfangenen bereits in Freiheit gesetzt 
wurden. Soweit bi» jetzt festgesiellt werden konnte, ist 
EamStag morgen in alten Betrieben die Arbeit fort- 
gesetzt worden. Im ganzen Industriegebiet ist er 
nirgend» zu ernsteren AuSsch.eitungen oder zur Arbeits¬ 
einstellung gekommen. Erst im Laufe de» SamSta, 
vormittag hat die Arbeiterschaft der Kruppschen Werke, 
ebenso wie die der übrigen Jndustriewerte und Zechen 
die Arbeit eingestellt. Montag fnil» soll die Arbeit in 
dollem Umfange wieder ausgenommen werden. Heute 
nachmittag fand auf dem Bismarckplatz eine Massen¬ 
kundgebung statt, an der etwa 40«WO Männer und 
Frauen teilnahmcn. Auchin Gelsenkirchen, Bochum 
und Krefeld wurden Arbeiter» und Soldaten,äte 
gebildet. In Bochum entwaff.ietcn Soldaten au» Köln 
die Wache au* dem Schutzcnfetd und öffneten die 
Wäffenkan m r veS BezirkSko nmandos. Dann wir n 
die Mititärgefangcnen befreit. In M.-Gtadbach er¬ 
läßt der Arbeiter- und Eoldatenrat gemeinsam mi 
dem Oberbürgermeister einen Ausruf zur Sicherung 
der Ordnung. Wer plündert, soll erschossen werden. In 
Rheydt ist da» Bez»r!Skommando m den Händen de» 
Arbeiter- und Soldatenrate». Auch in Elberfeld- 
Barmen regelt der Arbeiter- und Soldatenrat d:n 
Verkehr im allgemeinen und mit den Behörden. In 
den Gefängnissen wurden militärische Häftlinge befreit. 
Ankommende Urlauber werden entwaffnet. 
'Ein Solvatenrat an der Front. 
wtb Hamburg, 11. Nov. TaS glotze Haupt- 
quartier teilt dem Soldatenrat folgendes mii: Än 
der Front ist ebenfalls ein Soldatenrat gebildei 
Are versunkene Krone. 
41] Roman von Felix N abor. 
Ada Margella wankte auf den Sessel zu und 
stützte sich aus seine Lehne. 
Benno Huber fand endlich dir Sprache wieder. 
,Herr v. Massen," rief er. »ich muß Sie bitten, mir 
endlich Aufklärung zu geben über Ihr Eind.inzen 
in dieser Zimmer und üb«' Ihr mehr als sonder¬ 
bares Benehmen. Wa» fei« denn das überhaupt be¬ 
deuten?" 
„Daß Ada Margella. l.t Sie heute zu Ihrer 
Gattin zu machen gedenken, unwürdig isl, d e Stell« 
vn Ihrer Seite einzunebmen. Jenes Blatt enthält 
den Beweis für meine Behauptung. Da Frä lein 
Margella eS Ihnen dorenthält, bin ich gezwungen, 
da? Original herbrizirschaffrn. Ehe ich jedoch daS 
iußerste Mittel anwende, möchte ich diese Dame zu¬ 
rrst in Güte ersuchen, freiwillig zurückzufteten und 
ruf die Ehre. Herrn HuberS Gattin zu werden, zu 
-erzichten." 
„DaS ist j« dgr reinste Wahnsinn!" rief Ada. 
Ind sich an Huber wentend, rief sie herrisch: „Be¬ 
reit mich von diesem Mensches Schütze mich! — 
noch besser: laß uns zur Trauung fahren! — 
'st Zeit!" Sie faßte Huber» Arm und 
ballte ihn mit sich fortziehen. 
Aber Heinz v. Massen vertrat ihr den Weg. — 
Herr Huber hat. el>e er b'estn entscte'd-'nden schritt 
ut, ein Reckst d-e volle Wahrheit siber seine Braut 
u erfahren, sagte er. „Wae rr da-n t n wird, i't 
eine Sacke. Alto hören Sie; Ada M^ella ist 
nckt d:e reine Iran die sie zu sein voraidt. Ein 
Erbrechen lastet auf ihr, ein iunoe? Mensch...! bei, 
in« vernichtete Existenz bat sie auf dm Gewissen. 
K*'-* Margella heuchelt Ihnen nur Lieb, die nickt 
«5t. Tenn Ada Margella liebt niemand — als 
;itr sich selbst. Sie treibt ein Spiel mit den Man- 
Mm. Denken Sie doch <m Kurt v. Neubau«. Herr 
er. Er war mit Ihrer Tochter verlobt' diele 
»u aber hat ihn in ihre Netze gelockt, ihn um- 
* ihm Versprechungen. Hoffnung aut ihre Hand 
worden. Die Bildung ist ruhig verlaufen. Der 
Soldairnrat wird morgen mit Hindrnburg in Ver¬ 
bindung treten und diesem seine Forderungen vor- 
legen. 
Ein falsche- Gerücht. 
*tb Leipzig, 10 Nov. Von einem gestern an¬ 
gekommenen Angehörigen der Armeen der Westfront 
wird der ,Leipz. Abendztg.' glaubhaft versichert, daß 
,8 kurz vor seiner Abreise an mehreren Stellen der 
Westfront zu großen DerbrüderungS-Szenen 
zwischen deutschen und französ; Truppen¬ 
teilen gekommen ist, wobei rote Fahnen entrollt 
und sozialistische Lieder gesungen wurden. Bereits 
vor vier Taaen sollten, wie dabei französ. Truppen 
rizädlien, vier französische Dlvu'onen gemeutert 
haben, sodatz sich Foch veranlaßt sah, sie schleunigst 
h nter die Frönt znr ückznziehen. Auch an der früheren 
deutsch-engliscyen Front sollen ähnliche Ereignisse 
staitgefunden haben. 
* Berlin. 9 Nov. (Tel.) ES war da» Gerücht 
derbre.trt worben, daß die englische F'okle b;e ro:e 
Jahne gehißt habe und sich mit Schiffen der dcurschen 
Floite verbrüdert habe. Diese Nachricht enispricht 
Nicht den Tatsachen. 
Anschluß Deutsch-Oesterreichs au 
Deutschland. 
Berlin, 10. Nov. Der deutsch-österrcichische Staat»' 
rat hat einstimmig mit begeistertem Beifall beschlossen, 
der am Dienstag zusammentretenden Notionalversamm. 
lung den Anschluß Deutsch.Oesterreich» an da» 
Deutsche Reich vorzuschlagen. 
Gegrurechnung für die Feind«. 
In einer Zuschrift an di« „Köln. Ztg." wird im 
Hinblick auf die Fordei ungen nach Schadenersatz sei¬ 
ten» unserer Feinde folgende Eegenrcchnung auf¬ 
gemacht: 
„Wenn wir nicht verhungert sind, so ist da? kei> 
neswegs die Folge engli.cher Menschlichkeit, sondern 
ganz allein der Erfolg deutscher Kraft zu organisier¬ 
tem Verzicht. Aber gehungert haben w>r und schwer 
entbehrt! Die Mütter mit ihren Kindern haben 
ein stilles, unscheinbar», fürchte'! che» Heldentum 
beweisen müssen. So wurde jed"4 HauS zum 
Schlachtfe'd, und die Bewohner wurden zu lebendi¬ 
gen Ruinen. We: baut sie wieder ans? Viele tau¬ 
ende starben, schlecht genährt, und schlecht gepflegt, 
dem Tod eine leichte Beute. Hunderitausende schlep 
Pen ihre Tage dann m>t hoffnungslos verwüsteter 
Gesundheit. M llionen von Kindern, di- Saat für 
die nächsten Generationen, tragen die Folgen 
mangelhafter körperlicher Entwicklung in Teuttch- 
land» Zukunft h nein und «in wahrscheinlich starker 
frozeniiatz von Müitern kann oder darf auf lange 
eit oder für immer dem Vaterlande keine Kinder 
schenken. Auf! Schickt eine medizinische Kommission 
durch dir 65 Miilio >en Deutscher hindurch und laßt 
die „Verwüstungen" festitellen, di« die „militärischen 
Notwendigkeiten" angerichtet haben! Rechnet aus, 
wie viele Lebensmittel der Verband umsonst zur 
Verfügung sirllen muß, bis die noch ausbaufähigen, 
lebendigen Ruinen wieder Ansehen bekommen!" 
Sif KM» WrUklM. 
wtb Großes Hauptquartier, 9. Nov. (Amtlich). 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Der aus dem Westufer der Schelde gelegen« Teil 
von Tournai wnrdr von «ns geräumt und vom 
Eng ander besetzt. Zwischen der Scheid« «nd Oii« 
und westlich der Mag» haben wir unser« Linien 
planmäßig zurückverlrgt. An einzelnen Stellen 
haben sich hierbei Rackhutlämpfe entwickelt. Der 
Feind hat in diesen Adschnit'r« die Linie Peruwelz 
— westlich von St. Gislain — westlich von Mau¬ 
beuge — östlich und südöstlich von AvesneS erreicht 
und ist west.ich der Maas bis in d:e Linie Liark- 
Warby und an die Maas westlich von Scdan gefolgt. 
Aus de« östliche« Maashöhen fanden Teilkämpfe 
statt. 
Der Erste Generalquartiermeister Groener. 
wtb Berlin, 9. Rovbr., abends. (Amtlich.) 
An der Westfront ruhiger Tag. 
Große» Hauptquartier, 10. Nov. 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Zwischen der Schelde und der Maas ist der 
Feind gestern unfern Bewegungen über Bonsre— 
Lenze—St. Ghislein— Maubenge—Trelon und über 
die Sormonnr westlich von Charleville qefolot. Ans 
den Laichen Maaehöhen uns in der Ebene Woevre 
wurden mehrfache Vorstöße der Amerikaner abge- 
wiesen. 
Ter Erste Generalquarriermeffter Gröner. 
gemacht und ihn schließlich dazu getrieben, ein Ver- 
brechen zu begeben. lx>s ihn ins Unglück stürzte. 
Al« er elend und schuldig geworden war. hat ihn 
Ada Marzella treuw» verlassen. Die Folge davon 
war die Auflösung der Verlobung zwischen Ihrer 
Tochter und Kurt v. Neuhaus. Tie Schuld daran 
trägt — Ada Margella! Dann, als sie fob. daß 
dort nick'? mebr zu holen war. heftete sie sich an 
an s hre F rsen, Herr Huber, und zwar mit bestem 
Erfolge, wie die auf heute angelegte Vermählung 
beweist. — Ada Margella ist ans dem Wege, sich 
Ihre f "ttb und Ihre Millionen zu sichern. Noch 
ein ^ stritt — und sie ist ibrem Ziele nahe. S'e 
hat t ti nur vergessen, daß ihr ein Stein im Wege 
lieg' -in, Schuld." - 
. sie, ist Liier und Verleumdung," rief Ada. 
„2T nnd di, Beweise?" 
Heinz ging zur Türe und öffnet« sie — da trat 
Lucie Hubw ins Zimmer. 
Ada sflesi einen Sckrei auS «nd bfickte mik 
zornstin^elnben Augen auf die Verhaßt«, die ihr 
Geheimnis kannte. 
Lucie arüßte scvtte/'.end ihren Vater und trat 
dann aiss Ada zu. tm'.n sie mit tiefem Ernste 
svrach: „Warum hal" Sie trotz meiner Warnung 
unseren Lebensweg ireuzt. warum unfern Frie' 
den gestört? — Di' Gerechtigkeit fordert, dass ich 
Ihre Pläne dur- steuze! Ada Margella. ich 
frage S e vor itn{. ftTirem Gewissen: sind Die 
rein genug, stbre ^and diesem Ehrenmann, mei» 
L-ben reicken? Drückt Sie 
id. die entehrt und Sie für 
!t?d ltnv U't'nn veUt (0 i|,ij 
t nicht zurück?" 
"»tzung folgt.) 
»kv Berlin, 10. Nov., «denbS. (Amtlich.) 
Don der Westfront n-chts Neues. 
Antwsrt de» Papste- an die F«rdacr 
Bfschof-konferenz. 
Ter hl. vaur hot auf da» von der Fulda er 
BischofSkonferenzanihn gerichtet« Be§rnß'.rnzS« 
schreiben an Herrn Kardinal v. Hertmann solgentze 
Antwort gesandt: 
Eine groß« Freude war lln# d«S Das Siala und 
Verehrung erfasst« Schrrioe«, da» Ihr UnS jängsi nach 
herkömmlichem Brauch von der Fuldaer Konferenz zu» 
gesanSt habt- noch mehr «verdinz» würde Un» Euer 
pestönUchr« Erscheinen gefreut haben. Leider seid Ihr 
ober an dem Euch in di«s«m Jahr« gesetzmäßig ob» 
»egenden Besuche der ewigen Stadt verhindert. Au» 
Euerem Sckrriden ersehrn wie, daß Ihr nicht bloß 
Unserer Wirksamkeit für da, Gedeihen der hl. Kirche, 
sondern auch Unseren Bestrebungen zur Förderung de» 
Gesamtwohle» der menschlichen Gesellschaft Eure volle 
Anerkennung zollet und diese» Zeueni» au» dem Mund« 
zuverlässiger Beurtnler gewährt« Un« den Trost, dessen 
Wlr besonder» jetzt bedürfen. Denn- nur zu groß ist 
dir Zahl derer, sie alle», wa» der Apostolische Stuhl 
rn diesem Kriege einzig au» Gerechtigkeit und Liebe 
sagt oder tut, in verleumderischer Weise, der eine au» 
diesem, der andere au» jenem Grunde, »u verdrehen 
suchen; und wa» Un» besonder» schmerzt, ist der Um. 
stand, daß die Gutgesinnten dazu vielfach schweigen 
und e» unbeachtet lassen, so daß va» unerfahrene Volk 
zu falschen Auffassungen verleitet wird. Wir empfehlen 
in»?» Unsere Sache de« Herrn — di« ja doch schließlich 
ferne Sach» ist — und vollen ohne Unterlaß alle» tun, 
wozu Unsere väterliche Liebe «nd Unser A postalische» 
Amt Un» mahnt. Inzwischen hören Wir nicht auf, 
Gotte» Barmherzigkeit auf di« dedrängte Menschheit, 
herabzuflehen; hierin Un» beizustehrn, brauchen Wir 
Euch nicht zu ermahnen, da Wir au» Erfahrung wissen, 
daß Ihr zu diesen, wie zu allen anderen Diensten 
gern bereit seid. — Al» Unterpfand der Secnungen 
de» Himmel» und al» Erwei» Unsere» väterlichen Wohl¬ 
wollen» erteilen Wir Euch, Unser geliebter Sohn und 
Edrw-irdige Brüder, Eurem Klerus und Eurem Volke 
liebevoll den Apostolischen Segen. 
Gegeben zu Rom beim hl. Petrus, am 5. Oktober 
1918, int fünften Jahre Unseres Pontifikates. 
Papst Benedikt XV. 
dem Uachbargedlet. 
)( Edelzell. Unteroffizier Joseph I e h n, Sobn 
des LandwiliS MaqnuS Jehn, wurde auf dem west¬ 
lichen Krieo-'schauplatz mit dem Eisernen Kreuz 
erster Klasse ausgezeichnet. 
X DietrrShausen. Musketier AlohS Montag 
von hier erhielt an der Westfront da» Erferne 
Kreuz. 
^ Tirfrnbach. Ein Großfeuer vernichtete hier 
dst Wlrtfchaf:Sgkbäude der Landwirte Eorneliu» und 
* Hanau. Mit der Verwaltung des LandratS» 
amte» Hanau und der Kgl. Polireidirektion in 
Hanau ist R-gierungSrat Schmtd, seither im Mi- 
nifterium des Innern, betraut worden. 
kt. Frankfurt a. M. Die geplante Erhöhung de» 
Gaspreises um 20 Prownt ist beute durch einen 
Beichluß de» Magistra-eS rückgängig gemacht 
worden. AuSschlagaebend für den Beschluß war die 
Rücksicht auf die innere Lage. 
h Frankfurt a. M., 8. Nov. In der Römer- 
stadt Nida zwischen Heddernheim und Praunhei« 
haben neuerliche AuSgrabunqen zu einer Anzahl 
bedeutu.ngSvoller Funde geführt, die das 
Bild der großen römischen Siedlung in ungewöhn¬ 
licher Weis« erweitern und verschärfen. Bei Auf- 
räumungSarbeiien im christlichen Friedhof, dessen 
Erabanlagen bisher jede planmäßige Durchforschung 
verhrnderle, konnte dieSmal ungestört gegraben wer- 
den. E<^ wurde ein mächtiges Bauwerk von 120 
Meter Länge und 90 Meter Derite (Umfang wie 
da» Hauplbohnho.tnebaude) freigeleot, da» von Mau¬ 
ern und Säulengängen umschlossen war. Da» 
Hauptgebäude diese» BaukomPlexeS stand im Nord¬ 
westen und war 70 Meter lang und »3 Meter breit. 
Um einen fäulenaeschmückten Lichthof grupp erten 
Quer- und Flügelbauten, von deren Zimmern teil« 
weis noch werivoller Schmuck aufgefunden wurde. 
Eins der Zimmer barg vermulich ein Heiligtum. 
Lange g aubte man in dev Baugruppe da» Forum 
von Nida gefunden zu haben. Ter Leiter der Aus¬ 
grabungen, Professor Gündel-Frankfurt weist jedoch 
nach, daß das Gebäude ein prunkvolles UnterSkunftS- 
haus für reisende Hobe römi cke Staa'Sbeaml« war 
und gibt ihm den offiziellen Namen Prätorium 
von Nida DaS noch uneniveckt» Forum stand 
wabrich.inllch auf dem Gelände de» Steinkostell». 
Lrusostl'ch vom Prötoraim wurden sodann die T h e r - 
men mir ihren prachtvollen Eeellschafi» äumrn, 
Bade« und Ankleidezimmern, dem eleganten Frauen, 
bad usw., in vollem Umfange erschlossen und frei¬ 
igelegt. Die Kanal- und Entwässerungsanlagen, 
nunmehr auch freiaelegt, weisen fesselnde Konstrnk. 
tionen auf. Da» große Gebäude bestand noch gu 
Trojan» Zeit und ist dann niedergebrannt. Im. 
Nordosten de» t8eländeS wurden Reste auS frührö- 
Mischer Zeit entdeckt, ferner fand man rm Süden 
Keller und eine Töpferei. Au» prähistorischer Zeit 
arub man je eine Wohngrude au» der Bronze- und 
Latenezeit aus. An einzelnen Stellen lagen Reste 
au< fünf Kulturstufen üdere,«ander, nur di« Stein¬ 
zeit war nicht verireien. 
□ Ebernijrim. Gier schickte ein Bauer seinen 
rtlf'ischen Kriegsgefangenen mit einer Ziege mm 
Zlegenbock und trug ihm ferner auf. auf dem 
Heimweg beini Metzger eine Bestellung auSzurich- 
ten. Stunden vergingen, aber Rußki und Ziege 
kehrten nicht wieder heim. Da ging ichlikLllich der 
Bauer auf die Luche. Unterwegs schon kam ihm 
der Russe mit der geschlachteten Ziege auf dem 
Rücken vor Freude grinsend entgeaen. Ter gute 
Iwan hatte seinen Plan misioerstanden. Tenn 
nachdem er zunächst mir der Zieae beim Bock gewe¬ 
sen war. hatte er in seiner Unschuld das Tier beim 
Metzger abschlachten lassen. 
* Uiisenea,. «er einer hiesigen fjfima wurden 
18 Zentner Roggen und Hafer beschs-agnahhit, 
bte zum Preis von 70 Mark für den Zentner er- 
standen waren. 
* Erfurt. Di, unverehelichte Marie Morgnec 
au« Lhemnitz, di, im August v. I. in Erfurt mit 
einem Herrn eine Deinreis, unternahm und ihm 
dabei die Brieftasche mit 600 Mark entwendet«, 
wurde von der Strafkammer zu einem Jahr Zncht- 
hau» verurteilt. E» wurde festgesiellt, daß die Mora- 
ner schon zweimal solche Manöver gemacht hatte. 
* Mainz. Ti« Grippe ist gegenwärtig in ganz 
Rhrinhessen im Abnehmen begriffen. Die Zahl der 
Todesfälle ist ganz erheblich zuiückgegangen snd di« 
KranihritSfälle werde« seltener. Die Krankheit ist 
zwar noch keineswegs völlig überwunden, aber der i 
Höhepunkt ist sicher überschritten. . ' 
lliirGberhefsen ».de»hess.ktemtml. 
a Mardurq. Auch die hiesige Stadtverwaltung 
will die Schädigungen, welche der Krieg dem Hand-, 
we.k zugefügt bat, auSgleichen helfen. So wurde in 
der heurigen Stadrverordneiensitzung eine Anleihe 
von 300 000 Mark beantragt, die dazu dienen soll, 
krirgSgeichädigten Handwerkern und Gewerbe- 
t-eibenden Darlehen zu 4 Prozent und V/* Proz. 
Abtrag zu gewähren. Was dir Stadt bei der Zin». 
zahluXg zulrgt, ssll au» Mitteln der Ueberschüsse 
der Sparkasse beglichen werden. — Ferner wurde 
»der Beitritt zur SiedelungS-Gesellschaft „Hessische 
Heiinai" mit einem Kapital von 15000 Mark be- 
fchloflen. . 
Bürger und Soldaten 
von ^nlda! 
Hente hat sich bet der 2. Ersahabtettung 
de» Aeld--Art.'Reg. 4? durch freie Wahl 
ein Eoldatenrat gebildet. Da et« Ar¬ 
beiterrat noch nicht gewählt werden 
konnte, ist ein vorläufiger Arbeiterrat be¬ 
stellt worden, der gemetnschast'.ich mit den» 
Eoldatenrat für Ruhe und Ordnung, Schutz 
von Leben und Eigentum Sorge trägt. 
Plünderung und Raub werden «»»nach» 
sichtlich geahndet. 
Die bestehenden Gesetze bleiben in Kraft 
und dte disherigen Behörden in Tätigkeit. 
Die Lebentzmittelversorgung wird tu un¬ 
veränderter Weise fortgesührt. 
Wir bitten die Bürger «nd Soldaten 
ohne Unterschied, sich allen Anordnungen 
der Räte zu füge» und sie in dem Be¬ 
streben, Ruhe und Ordnung aufrecht zu 
erhalte«, nach besten Kräften zu unter¬ 
stütze«. 
Die Mitglieder de- Soldatenrate- und 
der zu bildenden Arbekterrate- sind an 
weißen Armbinden kenntlich, ihren Air¬ 
ordnungen ist Unbedingt Folge zu leisten 
Tragen «nd Gebrauch von Waffen ist 
außer der Polizei «nd der Gendarmerie 
nur den Mitgliedern des Soldatenrates 
und den von diesen gestellten Patrouillen 
«nd Wachen gestattet. 
Sämtliche Behörden werden von den 
vorstehenden Maßnahmen t« Kenntnis 
gesetzt und haben sich allen Anordnungen 
der Räte zu fügen. 
Bürger! Unterstützt die Räte in ihre» 
schweren Aufgaben, und gehe ein jeder wie 
bisher ruhig feinem Berufe nach! 
Fulda, den 10. November 1918. 
1) Das Museum auf dem Petersberg bewahrt 
unter seinen mannigfaliiqen Rariläten auch einen 
schönen großen kupfernen Kompaß mit vnsiiberter 
Platte. Eine Jnschrfft besagt, daß de.selbe von , _ ... 
Mathe» Niem eher k Foulda" vei fertigt worden ist, ! HüNHtMNNN V Chrrften. 
L!l°?°^d-m.von mir a. a. O. erwähnten Gürtler j Wachtmeister Bechthvld. 
Für )en Snlöalenral: 
nem Vater, für*’ 
keine geheime S 
lmn ei von iyn> 
warum trete» si 
± Zur Goldschmiedekunst Alt FuldaS. 
Zu den von mir in den Nummern 209 und 237 
der,Fuldaer Ztg.' mitgeteilien Namen altiuldischer 
Goldschmiede und Gürtler kan« ich nunmehr auch 
eintar diesbezüglich' ?lrbeitrn, die in Fulda im 
18. Jahrhunorr» iiv-r-. * wo ök'i sind, Nachträgen., 
Ioh. Mathias Niemeyer. 
2) Die den Fuldaern so wohlbekannte Wallfahrt»- j 
klrche auf dem Maria Ehren berg besitzt eineß 
schmucklosen veraol->etkn silbernen Kelch, der dt» 
Deswauzeichen Fuida aufweist und dir Meistermart« 
Y 8 int Rund. Mit Sicherheit dür «n mir diese» 
kirchliche Gerät dem >m Iabre 1770 in Fulda der- 
storöenen Valentin Rödel zuaeisen. 
3) Fui>aer Beschau zeigt auch eine silberne teil- 
vergoldete Moni, r a n z in der FranUSkcnier-Kloster. 
kirche auf dem Volkersberq bei Brückenau. In 
den „Kunsidenkmä'ern von Unte, franken und Aschaf- 
fenburc" Heft XI ist diese Arbeit beschrieben al, 
„reiches barockes Akanthusswerk mrt Motiven des 
Uebergange» zum Rokoko. Am Fuße Puttenköpfchen 
und getriebene Medaillon- de» Salvators und Christus 
unter dem Kreuze. Statt des Schaftes die vollrunde 
Figur eines Engels, der die Sonne trägt, an die er 
die geiiiebenen Reliefs zweier Heiligen und Got 
Vater», sowie einer Krone. Bemerkenswert ist da« 
Festhalten an den brrrocken Formen tu dieser ipäten 
Z it.' Bezeichnet ist -iesrS Werk: knoo 1737. Br- 
ichauzeichen Fuida; Meisiermarke E H im Qnerodak. 
Tie Entzifferung dieser Buchstaben bereite: allerd.ng» 
einige Schwierigkeit, denn der l^oldschmird Eu>'e». 
biu» koder auch Sebastian) Heß ist bereit» 1733 
gestorben. Au» den Goldichmstd « Familien Heim 
und Hober, die um dies« Zet hier tätig wa.en, 
weiß ich jedoch ke n Glied mit einem mit E anfan. 
genden Vornamen zu nennen. 
Im Interesse dee Fuioaer Kur.stge'chichte wär» 
rS zu begrüßen, tr n t auch weitere Werke mit d>m 
Fuldaer Beschauzeicyen bekannigegeben würden. 
Jos. Grau. 
Gefreiter Wernicke. 
Flic de» norlauftgen itMImif: 
Edmund Rühl, Stadtverordneter. 
Wilhelm Frank, VolkSvereinZsekretär. 
Wilhelm LPielmann, Schneidermeister. 
Lokaler. 
Fulda, 11. November I.'IS. 
Lie neu« Gewalt. 
Xuch in Fulda bat sieb nun ein Soldaten» nur» 
Urbeiterrat gebildet. Bon der Tatsache aulgrtzend, 
daß nun einmal die disherige Ordnung erschüttert isi, 
und eine Umgestaltung aller staatlichen Verhältnisse 
sich aubahnt, hat er die Aufgabe übernommen, Ruhe 
und Ordnung aufrecktzuerhalien, bi» wieder gesicherte 
Verhältnisse bestehen/ 
Dl« Bildun, de» Rate» ist in aller Ruhe vor sich 
gegangen, na-vd-m Lürmszenrn, die von balbwüchfigen 
Burschen am SamStag abend im Bahnhojsviertel ver¬ 
übt wurden, die Notwcndi-keit. .straffe Ordnung zu 
halten, dar etan hatten. S» bildete sich zunächst auf 
Weisung de» zuständigen Stellvertr. Generalkomman- 
do», da» im Auftrar« de» dortigen Soldarenratet han¬ 
gelte, am Lonntag Vormittag der Söldatenrat. 
E» wurde in freier Abstimmung von der gesamten 
Garnison gew ihlt, wobei Offiziere und Edargierte, die 
da« Vertrauen der Soldaten besitzen, neben Gemeinen 
erkoren wurden. Der Soldaten.at, der vollgiltig die 
Soldaten vertr.tt, hat sich sofort mit ver ArdriteeschLs» 
in Verbindung «ejctzt, weil er bei der Lösuna der 
Frage: w.e schützen wir di» Bürgerschaft am Eigen- 
tum, Leben und Gesundheit, nur im engsten Einver¬ 
nehmen mit den Vertretern der Arbeiter Vorgehen will. 
Auf seine Anregung trat nach Mittag tm
	        
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