Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

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llr. 27. 
Mittwoch den 12. Zebruar »4>8. 
45. Zahrgang. 
Set deutsche Tagesbericht. 
srtb Großes Hauptquartier. 12. Febr. (Amllich.) 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht 
und Deutscher Kronprinz. 
An vielen Stellen der Front Artillerietätigkeit. 
Infanterieabteilungen führten südlich von St. Quen¬ 
tin und auf dem östlichen MaaSnfer am CauriereS- 
Walde erfolgreiche Erkundungen durch und machte» 
dabei Gefangene. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht. _ 
Zwischen Flirey und der Mosel Artillerie- und 
Minenkampf, der sich heute moroen, besonders in der 
Gegend von Remenauville verstärkte. 
Oestlicker Kriegsschauplatz 
Die militärische Lage ist an der Front gegenüber 
ben Grotzruffen und Rumäuen unverändert. 
Italienische Front 
Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden tags. 
Der lebhafter Fenerkampf. In örtlichem Angriff 
sänberten österre'ch'sch-ungarffch« Truvpen feindliche 
Stützpunkte am Südhange des Saffo Roflo und «ah¬ 
me» dabei 6 Offiziere und 170 Mann gefangen. 
Von der 
Mazedonische Front 
Nichts Neues. 
Der Erste Generalauartiermeister: Ludendorff. 
wtb Berlin» 12. Febr.» abends. (Amtlich.) 
Westlich von der Mosel flaute die Gefechtstätig- 
keit nach dem Scheitern französischer Vorstöße am 
Vormittag wieder ab. 
OeHerreichilch--»ezarischer Tagesbericht, 
wtb Wien. 12. Febr. 
Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden und 
tot Gebiete des Monte Asolone lebhafte Artillerie¬ 
tätigkeit. Nördlich Valstagna warfen unsere Trup¬ 
pen den Gegner aus seinen Stellungen; hierbei wur¬ 
den 6 Offiziere und 170 Mann gefangen eingebracht. 
Der Chef des Generalstabs. 
Die neue Lage. 
Besprechungen im Großen Hauptquartier. 
wtd Berlin. 12. Febr. Reichskanzler Dr. Graf 
v. Hertling und Staatssekretär de§ Auswärtigen 
v. K ü h l m a n n begeben sich morgen zum Dortrag 
bei Seiner Majestät dem K a i f e r ins Große Haupt» 
quartier. 
Staatssekretär v. Kühlmarm traf heute mittag von 
Brest-Litowsk kommend, in Berlin ein. In, seiner 
Bealeituna befand sich nur Leqattonssekretär von 
Hösch. Die übrigen Mitglieder der deutschen Dele¬ 
gation befinden sich noch am Orte der Friedensver- 
Handlungen, und es ist noch unbestimmt, wann sie 
nach Berlin zurückkehren werden. Auch die oster- 
rc'chisch-unqarischen, ine bulgarischen und die tür¬ 
kischen Delegationen weilen noch ln Brest-Litowsk. 
Ihre Anwesenheit ist dort noch nötig, weil vou ihnen 
noch mehrere Protokolle zu unterschreiben und andere 
Formalitäten zu erledigen sind. 
* 
Die Besprechungen im Großen Hauptquar¬ 
tier dürften stch mit der durch bte Erklärung 
Trobkis geschaffenen Laae befallen. Tie^e Erflä. 
rr'ng ist e i n s e i t i g ahor^eben worden. Herr von 
Kühlmann bat sie in Brest-LitowSk ledialich zur 
Kenntnis genommen, und ebenso steht es mit 
den Vertretern der anderen Mittelmächte. Rach der 
Austastung in Berliner politischen Kreisen ist Trotzki 
also Wohl an seine Erklärung gebunden, den Mittel' 
Mächten ist jedoch volle Handlungsfreiheit 
geblieben. Herr Trotzki hat auf unmittelbare Der- 
lungen zwischen den Regierungen hingewiesen. Für- 
Deutschland dürste weder Petersburg noch eine Stadt 
in einem neutrale» Lande in Frage kommen. Hier 
sprechen dieselben Gründe mit, die seinerzeit gegen 
die Verlegung der Friedensverhandlungen von Brest- 
Litowsk nach Stockholm angeführt worden sind. Es 
Muß ein Berbandlungsort sein, an dem die Unter¬ 
händler ungestört von feindlichen Agitatoren und 
Spionen beraten können. Was Petersburg an. 
kanat, so ist dort die Unsicherheit aller Verhältnisse 
derart, daß die deutsche Regierung vielleicht die bott 
weilende deutsche Kommission nach Berlin 
zurück berufen wird. 
Die litauische ffra-ie. 
Berlin, 12. Febr- Der Bischof von Kowno 
Karew-'cz, weilt zurzeit in 33frl;n. Er hatte am 
Samstag dem General Ludendorff im Großen Haupt, 
quartier einen Bssuch ab'estanet, 'onferierte am 
Sonntag in Köln mit Kardinal v. Hartman» und 
hatte gestern eine Audienz beim Reichskanzler Grafen 
Hertling in Sachen der litauischen Frage. Wie die 
»Germania" hört, ist der Bischof von dem Emgeaen» 
kommen, das er im Großen Hauptquar-ier und bei 
der Reichsreaierung gefunden hat, 'ehr befriedigt. 
Man wird demnach wohl mit einer baldigen Klärung 
der litauischen Frage rechnen dürfen. 
Bern, 12. Febr. "Der oberste litauischeNatio- 
nalrat in der Schweiz bat in Uebereinstimmung 
mit dem litauischen Landesrat in Wilna den sämt¬ 
lichen in Bern beglaubigten diplomatischen Missionen 
in der Schwrz eine Erklärung überreicht, in der 
der von dem litauischen Landesrat in Wilna gefahte 
bekannte Beschluß mitaeteilr, wird, der die Wieder. 
Herstellung eines unabhängigen litauischen Staates 
mit Wilna als Haup iadt proklamiert. 
Der Wrrtfchast?krie". 
Paris. 8. Februar. Iw französischen Senat er. 
inncrlc in der Beantwortung einer Interpellation 
Über die Pläutz der Regierung hinsichtlich «m« wirt¬ 
schaftlichen Einigung mit den befreundeten und Ver¬ 
bündeten Ländern der Handelsminister C I e m e n 1 e l 
an die Ernennung eines dauernden Wirtschaftsaus¬ 
schusses und setzte hinzu: Jeder mutz sich bemühen, 
die nationale Erzeugung zu heben und die mit Rück, 
sicht auf den Krieg von Frankreich im AuSlande eingr. 
gangenen beträchtlichen Schulden zu tilgen. D eu t s ch, 
l a n d ist mehr als jedes andere Land hinsichtlich Roh¬ 
stoffe und Nahrungsmittel vom Aus¬ 
lande abhängig Wir beabsichtigen nicht einen 
wirtschaftlichen Angriffsbund zu gründen, wollen aber 
unsere Bundesgenossen und die uns freundlich gesinn¬ 
ten Neutralen bebalten. Wenn wir Deutschland 
unsere Türen verschlietzen. so geschieht eS 
weil es das gewollt hat. Wir wünschen einen dauer, 
haften fruchtbringenden und für die Menschheit wobl, 
tätigen Frieden. Der Senat nahm daraus folgende 
Tagesordnung an: Der Senat stellt fest daß die Alli¬ 
ierten in den Rohstoffen eine wirtschaftliche Waffe 
erster Ordnung besitzen, die von unseren Feinden te- 
sonderS gefürchtet wird, und fordert die Regierung 
auf. durch eine Zusammenfassung e-r wirtschaftlichen 
Anstrengungen in Frankreich und innerhalb der En¬ 
tente das Mittet zu suchen, durch das die von den 
Milttlmächlen zur Wiederherstellung hr.r Industrie 
entbehrten H'lksquellcn am besten ausgen.ltzt werden. 
Die Drohrede des französischen Handelsministers 
und der entsprechende Beschluß des Senats sieben 
gewiß im Zusammenhang mit den jüngsten Be» 
schlöffen der Konferenz von Versailles. 
Dort ist einesteils das letzte Aufgebot aller mili¬ 
tärischen Kräfte zum Kampf auf das äußerste be- 
schloffen worden und zugleich, wie die italienische 
Presse meldet, ein neuer Solidaritätsver¬ 
trag für sämtliche Eroberungsziele der Verkünde¬ 
ten beschlossen worden. Daneben hat man offenbar 
vereinbart, auch die wirtschaftliche Pistole 
nunmehr dem Feinde auf die Brust zu setzen. 
Abfeuern kann man sie freilich noch nicht. Denn 
die Rohstoffsperre, die während des Krieges bekannt- 
lich bereits besteht, kann erst nach Waffenstillstand 
in die Wagschale geworfen werden. 
Was man uns da au droht, ist also ein Krieg 
nach dem Kriege, — die Fortsetzung der Feind- 
seligkeiten über den Friedensschluß hinaus. DaS 
hindert aber den französischen Minister durchaus 
n'cht, in derselben Drobrede zu versichern: „Wir 
wünschen einen dauerhaften, fruchtbringenden und 
für die Menschheit fruchtbringenden Frieden/ Also 
wenn man Deuffchland und seinen Verbündeten 
die Rohstoffe und die Nahrungsmittel andauernd 
entzieht, um seine Industrie zu vernichten, die Ar¬ 
beiterschaft erwerbslos zu machen und das Volk 
auszuhungern, so soll das menschenfreundlich und 
fruchtbringend sein! 
Präsident Wilson hat sich bekanntlich feierlich 
gegen den Handelskrieg nach dem Kriege erklärt. 
Das wird ihn aber nicht bindern, sich dieser Taktik 
seiner Verbündeten anzuschließen. Man hat ja schon 
die „Formel" gefunden, die den wirffchaftlichen 
Dauerkrieg bemänteln soll. Den Teuffchen, und 
ihren Genossen geschieht ja gar kein Unrecht, i be¬ 
wahre. Die Verbündeten behalten sich „nur" die 
Freiheit vor, die Rohstoffe, die sie haben, nach ihrem 
eigenen Ermessen zu verteilen. Sie versorgen zuerst 
sich selbst auf Gegenseitigkeit, dann geben sie an die 
Neutralen etwas ab, d. h. nur an die freund¬ 
lich gesinnten Neutralen", wie der französische 
Minister sagt. Für Deutschland bleibt schließlich 
nichts übrig, und man stellt dann hobnlachend fest, 
daß Deutschland sich diesen Ausfall selbst zuzuschrei¬ 
ben habe. In solchen Künsteleien zur Bemänte. 
lung des schleckten Prinzips sind ja kckannilich die 
Germer groß: so haben sie angesichts der Formel: 
„Frieden' ohne Annexionen" schleunigst den neuen 
Begriff der „Desannexion" geprägt und in Umtauf 
IjVVÜ' l- 
Warum erklären sie jetzt schon so offenherzig 
laut ihren Plan der Rohstofffperre? Offenbar, um 
uns ein z »schüchtern und ihren eigenen Völ¬ 
kern neuen Mut zu niachen. Ihre militärische 
Lage ist sehr schlecht, und die Aussichten zur Ver¬ 
besserung sind trotz aller Versailler Beschlüsse sehr 
düster. Mit der „Offensive von 1918" kann man 
uns ni^t bange machen, nicht einmal die eigene 
Angst beschwören. Mer der französische Senat sagt 
in seinem iüngsten Beschluß: Die Rohstofffperre sei 
„eine wirffchastliche Waffe erster Ordnung, die be- 
besonders von unseren Feinden gefürchtet wird/ 
Also der Zweck der Uebung ist, uns bange zu 
machen. 
Damit werden die überschlauen Herrschaften kein 
Glück haken. Im Gegenteil: die Drohung zeigt 
uns, daß die Gegner immer noch die edle Absicht 
hmben, uns zu vernichten. Sie wollen nicht 
nur das Reichsgebiet vorn und hinten beschneiden, 
sondern das deutsche Volk und seine Verkündeten 
ins Armenhaus sperren und langsam 
verhungern lassen. Dagegen müssen wir 
uns doch bis zum letzten Hauch der Kraft wehren, 
und zwar erstens auf dem Schlachtfelds und zwei¬ 
tens bei den Friedensverbandlungen. 
Wir haben aus Friedensliebe unsere Beding, 
ungen nach Möglichkeit abgemildert. Wenn man 
aus der Gegenseite nun mit neuen Drohungen an- 
reitet und sogar den Vernichtungskrieg auch nach 
dem Kriege weilerführen will, dann muffen wir 
neue Sicherheiten fordern und erzwingen. 
Tann tritt unsere Freiheit und Gleichberechtigung 
auf dem Weltmarkt in den Vordergrund der Frie- 
den^verbaudluneen. 
Dabei kann noch mehr in Frage kommen, als 
zuverlässige Handelsverträge. Z. B. bekommt der 
vielfache Wunsch, daß Deuffchland das Er;decken 
von D r i e h in der Hand behalten möge, jetzt ein 
ganz anderes Gesicht. Will man uns, die franzö- 
fischen Erze sperren, um unsere Eilenindustrie zu 
schädigen, so rechtfertigt sich daS Festhalten die¬ 
ser Eroberung aus der Notwendigkeit 
unserer Sicherung. 
Im übrigen ist zu beachten, daß Deuffchland jetzt 
längst nickt mehr in dem Grade abhängig, ist von 
fremden Rohstosfeu und Lebensnüttelq, wü? 
und daß die angedrohte Rohstofffperre aus äußeren 
Gründen nicht allgemein und dauernd durchführbar 
ist, — und daß schließlich auch Deuffchland Roh¬ 
stoffe hat, die für das Ausland notwendig sind, 
B. Kali und Kohlen, also als Zwangsmittel zum 
ustausck» verwertet werden können. 
Also lassen wir uns nicht bange machen, son¬ 
dern vielmehr a-'kmun'ern. Tie fei"dlichen Macht¬ 
haber haben diese Katze zu früh aus dem Sacke ge¬ 
lassen. # 
wtb London. 10. Febr. Reutermeldung. Das 
der en'li'cbeu A'beiterpariei zugehörige Unteihans- 
mi'alied Havelock Wilson. Präsident des Seemanns- 
Verbandes, tagte bei einer Massenversammlung, die 
von der Vereinigung der Kauffarie seeleule abge- 
hal'en wurde, es gäbe beute niemanden im briti» 
scheu Inselreich, der während der letzten vier Mo¬ 
nate in engerer Fühlung mit der Aibeikerscbaft 
gestanden habe, als er. Seit dem 20. September 
bade er über 50 Versammlungen abgehalten. In 
allen dielen hät'en die A> beiter ihre Einigkeit und 
die Feliigkeit ihres En'lchlusses bek'äftigt, daß es 
nur ein Ende dieles Krieges gäbe, nämlich die 
vollkommene Niederlage der Deutschen. 
Die Versammlung faßte eine Entschließung, während 
zweier Jahre nach dem Krieae alle Waren 
deutscher Herkunft zu boykottieren. 
Der Krieg im Meten. 
Eine neue Thronrede dev Königs von England. 
Haag, 12. Februar. Die parlamentarische Sitzung 
in London wurde heute eröffnet. Ter König 
hielt eine Thronrede in der er sagte: Die Bedürfnisse 
des Krieges machen es zu einer Notwendigkeit, nach 
einer kurzen Unterbrechung Sie wieder zusamnienzu- 
bcrufen. Die Forderungen, weshalb ich und meine 
Verbündeten gezwungen sind den Krieg sortzu, 
setzen, find durch die Feststellungen beider Regierun¬ 
gen bekanntgen-acht worden, Feststellungen, die eine be¬ 
geisterte Zustimmung meiner Völker im ganzen Kaiser, 
reich gesunden haben und eine Grundlage dafür ab. 
geben, ivie der gegenwärtige Krieg beendet werde» 
kann. Die deutsche Regierung hat unsere gerechten 
Forderten cn für die Wieder, utmachunr began, enen 
Unrcck tS nicht beachtet ebenso unsere Forderungen nach 
Garantien ceren eine Wiederholung die es Unrechts. 
Solange die Feinde die Grundsätze, die sie verletzt haben, 
nicht nnerlennen, Grundsätze, auf denen ein ehrenvoller 
Friede geschloffen werden kann, ist eS unsere Pflicht, 
den Krieg fortzusetzen, mit aller Kraft, die 
wir zur Verfliaung haben. Ich habe daS volle Vertrauen, 
daß meine Strcitkräfte mit denen meiner getreuen 
Verbündeten den Kriei so tsetzen werden mit derzelben 
selbstlosen Ergebenheit, wie meine Völker zuhause, unv 
daß sie dem endgültigen Triumph der Gerecht» keit 
zum Siege verhelfen werden. Der Krieg ist auf seinem 
kritischen Höhepunkt angelanct und erfordert mehr als 
je unsere vereinigte Kräfte und die Entschließung aller 
Hilfsquellen. Vertrauensvoll empfehle ich Ihrem 
Patriotismus dieMahnahmen. die ihnen zur Beschliehung 
vorpelegt werden und erflehe den Segen des Allmächtigen 
für Ihre Arbeiten. 
Amerikas Truppenhilfe. 
* Bern, 12. Febr. Wie der „Berner Bund" be¬ 
richtet, sind bisher etwa fünf Armeekorps 
amerikanischer Truppen in die Kampftinie im Westen 
eingcrückt, welche hauptsächlich aus Streitkräften der 
ausgestellten regulären amerikanischen Armee bestehen. 
In der Union sind insgesamt 17 Jn'anleriekorps 
neu gebildet worden, von denen a'er nur ein Teil 
nach Frankreich verschifft wurde. Tie meisten neuen 
Formationen sind noch immer nicht voll aktions¬ 
fähig. 
Meutereien im französischen Heer. 
Da der Dienst im französischen Heer immer härter 
und die Strafen immer schärfer werden, so bilden 
Meutereien keine Seltenheit. Die Soldaten des 74. 
Regiments haben sogar ihre Fabnc in Stücke 
g e r i s s e n. Maschinengewehre und die 15. Drago¬ 
ner mußten aufgeboten werden, um die Meuterer 
nach ihrer Ueberwältigung zu überwachen. 
Mmfl. 
Der rufst che DemobilifieruirgSbesehl. 
Berlin, 12. Febr. Wie die Blärter melden, 
hatte der russische Oberbefehlshaber Krhlenko» 
dessen anoeblche Gefangennahme durch polnische 
Truppen sich nicht bewahrheiiet, gemeinschaftlich mi> 
dem Mitglied des Obersten .Kollegiums. Florowski 
in einem Funkipruch „An alle" den russischen Sol¬ 
daten Mitteilung vom Demobilcsationsbefehl 
gemacht, „Flieden Frieden, Fiieden! Der Krieg 
ist zu Ende!" heißt es in dem Funk Piuch, der 
mit der Auffo derung schloß, Disziplin zu wahren 
und durch keine Ausschreitungen die FiiedenSfeier 
zu stören. Drei Stu den nach der Ausgabe dieses 
Funkipruches erging ein neuer Befehl Florowsk'S, 
die Verbreitung der Mitteilung einzu¬ 
stellen. 
Die Gesangenen in Rußland. 
Die Zeitung .Jswestija' veröffentlicht in einer 
ihrer letzten Nummern einen Aufruf an die Bürger 
des freien Rußlands über die Lage der Kiiegsge- 
fangenen in Rußland, m dem es folgendermaßen 
heißr: 
^AuS den Zeitungen kennt ihr nur die Mißhand, 
lungen unserer Gefangenen in Deutschland (?), Tat¬ 
sachen über schreckliche Behandlung in 
R u ß'l a n d dürfen wir nicht verösfenlichen. Mit Be. 
dauern und Scham muffen wir sagen, daß die Lage der 
Kriegsgefangenen sich a u ch j e tz t n o ch in vielen 
Winkeln des weiten Rußlands nicht gebessert hat. Das 
darf daS freie Volk nicht zulassen. Wenn wir jetzt am 
Ende des Krieges dem Feinde die Hand reichen, dür¬ 
fen wir nickt länger zusehen, daß die Gefangenen vom 
russischen Soldaten, dem Bürger eines freien Landes, 
unbillig behandelt werden. Bürger, Soldaten, 
Bauern, erleichert das Los der Gefangenen!" . 
Die Kämpfe in Zyiuland. \ 
* Stockholm, 11. Febr. Heber die Kämpfe in s 
Finlanö liegen in den letzten Tagen keine genauen ' 
Nachrichten vor. Tcmrmerfors, Wiborg, Bjoeneborg 1 
und Raums befinden sich noch in den Händen der 
Roten Garden. 
wtb Stockholm, 12. Febr. Die „Rya Dagligt Me- 
handa" erfährt, erhielt der in Stockholm eingetroffene 
Abgeordnete der gefetzl. finifchen Regierung Ionfo 
Caftren den Auftrag, der schwedischen Regierung mit- 
zuteilen, daß der Mangel an Munition und Waffen 
bei den sinischen Regierungstruppen an wichtigen 
Punkten so groß ist. daß die Lage verzweifelt zu wer¬ 
den drohe, falls Schweden nicht schleuntgft 
genügend helfe. Es koste zu viel Zeit, Dttinv. 
tion und Waffen außer Landes zu kaufen. Falls 
einige Tage ohne Unterstützung vergingen, drohe dem, 
kulturellen Finland der Unteraang. i 
wtb Stockholm, 12. Febr. Meldung von Svenska 
Telegrambyran. Nach bei der sinischen Gesandtschaft 
einaetroffenen Telearammen nimmt der Terrorismus 
der Roten Garde in Dibora unbeschreibliche Formen 
an. Die meisten Vrivathäuker sind geplündert, die 
Lebensmittel gestohlen, so daß außer bei der Roten 
Garde Hungersnot herrscht. Der Eroberer Ulea- 
korgs, Rittmeister Ignatius, ftagte bei der sinischen 
Gesandtschaft telegravbisch an. ob von Schweden Hilfe 
zu erwarten sei. Die russischen Soldaten plündern, 
töten, brennen und schießen auf ibre Gefangenen mit 
Maschinengewehren. — Die Berichte aus allen Lan¬ 
desteilen, in denen die Rote Garde noch die Herrschaft 
hat, lauten überaus fürchterlich. Ihre Greueltaten 
gegen Männer jeden Alters sind zahllos. 
Bcranbnng rumänischer Kuriere, 
wtb Bern, 11. Februar. Der ..Temps" meldet au» 
Jassy: Die beiden rumänischen Kuriere Jonescu und 
Dalbet wurden im Bahnhof in K i s ch i n e w von 
Maximalisten vollkommen ausgeraubt. 
Dir Ann»Vierung der russischen Staatsanleihen 
wtb Petersburg. 10. Februar. Folgendes Dekret 
über die Annullierung der Staatsanleihen, angenom¬ 
men in der Sitzung des Zentrol-Exekutiv.AiiSschusseS 
vom 8. Februar Wird veröffentlicht: Alle Staats¬ 
anleihen. die von den Regierungen der russischen 
Botlrgcoisie ausgenommen sind. Werden vom 1. Dezbr. 
1917 alten Stils für ungültig erklärt, die Dezem. 
berkuvons nicht mebr bezahlt. Ebenso Werden 
alle Garantien nnanltig die von diesen Regierungen 
für Anleihen verschiedener vnternebmnngcn gegeben 
sind Alle ausländischen Anleihen Werden bedingungs¬ 
los und obne jede Ausnahme annulliert. Knrzfristige 
Obligationen bleiken in Kraft. Prozente Werden-nicht 
befahlt, die Obligationen selbst gelten wst K-editsch-ine. 
M'nberbentittelte «psiraer, die annullierte innere An. 
leihe b>S zu 10 000 Rubel besitzen, werden durch An¬ 
teile der neuen Anleibe der russischen sozialistischen 
föderativen Räterepublik entschädigt. Einlqgen in den 
staatlichen Sparkassen und deren Zinsen sind unan¬ 
tastbar. Die Feststellung der Minderbemittelten er, 
folgt durch besondere Kommissionen. Diese haben das 
Recht Ersparnisse in vollem Betrage zu annullieren, 
die nicht auf dem Wege der Arbeit erworben sind, 
selbst wenn diese Summe von 5000 Rubel nicht uber.- 
steigen. 
Her Krim mit iMm. 
Nene Unruhen in Oberitalien. 
Zürich, 12. Febr. Tie schweizerischen Blätter 
melden von der ital'enischcn Front: Infolge der lln- 
rüden in Moilo"d, Turin >>ud Genua werden die 
Meldunoen mst? BresstLitowst seit Freitag nicht mehr 
mzDoxaxbeg. ^er Friedensschli'ß mit der Ukraine 
wurde den Blättern erst am SamStag abend frei¬ 
gegeben. 
yim BslKgn. 
Rumänien. 
Die zuerst in ausländischen Blättern mitgeteiL. 
Aufforderung deS BierbundeS an die rumänische^ 
Regierung mitzuteilen, ob sie zu Verhandlungen, 
bereit ist oder nicht, hat wie von Berlin auS fest¬ 
gestellt wird, nicht den Charakter eines Ultima¬ 
tums oder einer Drohung. Der Eintritt in die 
Verhandlungen hat sich verzögert, weil durch de» 
Sturz Brstianu« keine verhandlungsfähige! 
rumänische Negierung vorhanden ist. DaS K a b i n estti 
Aversen ist erst am Sonntag gebildet worden,! 
iodaß über dem Zei'punkt des Beginns der Ver¬ 
handlungen genaue Nachrichten noch nicht vorliegen.. 
Der TflrMrlM. 
Grausamkeiten armenischer Banden, 
wtb Konstantinopel, 11. Febr. An der Kaukasus 
front bilden sich in den Abschnitten, Welche von 
russischen Armce geräumt Worden sind, arme¬ 
nische Banden und greifen neuerdings die muj ck- 
manische Bevölkerung an. Tie blutigen Ausschüt¬ 
tungen nehmen jeden Tag an Grausamkeit zu. 
LmeMoKriea. 
Eine neue Rede WilsonS. 
Antwort an Hertling und Czernin. 
wtb Washington, 12 Februar. Wilson hielt gestern 
vor dem Kongreß eine Rede und legte darin die Stel¬ 
lung der Vereinigten Staaten zu den letzten Erklä¬ 
rungen Hertlings und Ezernins dar. Erj 
erklärte, daß die Vereinigten Staaten sich entschlossen 
gen jeden Flickfrieden wenden werden, und daß die> 
utschen Militaristen das einzige Element bildeten,! 
das dem Weltfrieden im Wege stünde. Wilson der. 
glich die Reden Hertlings und CzerninS. Gr bezeich» 
ncte die Erklärungen Hertlings als unbestimmt und 
zweideutig. Wilson ging auf Hertlings Stellung, 
nähme zu seinen sWilsonS) allgemeinen Grundsätzen 
ein. Hertling weigere sich, diese Grundsätze auf die
	        
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