5. -er Beifall deZ Herl. VaterS, de?
»bersten Friedensfürsien der Welt, der sich in der
halbamtlichen ^ Zustimmung des „Osserpvrtore Ro-
rrano" zu den Grundgedanken der Rede kundgibt;
3. Unruhe, Besorgnisse und angespannte Ge-
zenarbeit im Lager der Kriegstreiber,
sie sich bedrängt fiihlen. Aus den Stimmen im
Perbandslager hat man den Eindruck einer allge-
rremen grundsätzlichen Ablehnung, wenn-
;leich sich hier und da schüchtern ein milderer Klang
in den Cbor mischk Saß die feindlichen Macht¬
haber ablehnend antworten würden, war voraus»
zusehen; denn sie wollen keinerlei Verhandlungen,
weder amtliche, noch verttauliche, weder allgemeine,
noch spezielle, so lange sie nickt durch die geplante
militärische Kraftprobe die Kricaskarw verbessert
haben. Daraus haben sie ihre letzte Hoffnung gesetzt
and müssen demgemäß sede Anbahnung des Frie¬
dens zu Verbindern oder wenigstens ru verschleppen
suchen. Diese krieasverlängernde Taksik wird ihnen
nun durch die geschickte Politik von unserer Seite
recht sauer gemacht. Daher das große Isußaehot von
Ministerreden, Zeitungsartikeln, agitatorischen Der-
anstaltungcn und heimlichen Winkelzügen.
Die erste Gegerrrede ging bezeichnender WciP
nicht von der belgischen Regierung 'auch die
Graf Hertling in erster Linie angeredct hatte, son¬
dern von dem englischen Minister Balsour. Eng¬
land trat als Vormund Belgiens auf den Plan,
als Vormund desselben Belgien, dessen Unabhängig¬
keit in den Vordergrund geschoben wird. Balsour
hot außerordentlich weitschweifig gesprochen. Um
die praktischen Fragen der Gegenwart wickelt er
geschichtliche Rückblicke herum, sogar mit Aufwär¬
mung des alten. längst widerlegten Unsinns von der
deutschen .Kriegsanstiftung zum, Zweck der deutschen
Weltherrschaft, und ein Loblied auf das „Gleichge.
wicht", nämlich auf das „Gleichgewicht auf dem
europäischen Festlande, dos es England ermöglichen
soll, auch fernerbin das zerspalteue Europa zu be¬
herrschen. Diffrs Beiwerk sollte die Aufme-ksamkeit
ablenken von der Schwäche der Gegengründe, die
Balsour zu der aktuellen Kernfrage weoen Belgien
nur anzuführen vermochte. Deutschst t:d hat die
Fr/heit und Unabhängigkeit Belgiens angeboten
und nur die Sickerung geoen einen neuen
A u g n st du^ch Belgien hindurch verlangt. Ueber
Art, und Maß dieser Sicherüng der wirklichen Neu¬
tralität soll man sich eben in den Vorbesprechungen
und FriedensverHandlungen verständigen. Wer die
Besprechung ablehnt und auf das entgegenkommende
Angebot mit weiteren unannehmbaren Bedingungen
antwortest zeigt damit, daß er nicht den Frieden,
sondern die Fortsetzung des Kricaes will.
An diesem englisch-französisch m Spnnge z«eht
auch nach wie vor die belgische Regicrrrng selbst,
die nach einer Kundgebung ihres Ministerpräsiden¬
ten nur eine Besprechung unter Teilnahme ihrer
Verbündeten ffir zulässig hält. D. h. sie bleibt er¬
geben unter der Vormundschaft derselben Mächte,
die Belgien in das Unglück gebracht haben. Ein
derartig abbängiges Bestien bleibt eine unerträgliche
Kriegsgefahr für Deutschland.
Der Vorschlag zur Güte, den wir der landssüch¬
tigen Regierung von Havre gemacht haben, ist also
auf englischen - Besebl abgelehnt. Bis auf weiteres.
Die zweite Einladung zutn Meinungsaustausch
war fln den Präsidenten Wilson erganoen, von
seiten des Grafen Czernin durch das förmliche An¬
gebot einer Borbekvrechung mit Oesterreich: von sei¬
ten unseres Reichskanzlers durch die Zustimmung
zu seinen vier „Grundsätzen". Aber Wilson hat sich
nicht an Oesterreich gewandt. Wilson hat auck über
die Billigung seiner Grundsätze noch keine Freude
gezeigt. , Vielmehr wird aus Washington durch die
Presse ein Fühler ausgestreckt, ob mau nicht Deutsch¬
land zu weiteren Verzichtleistungen im
Westen veranlassen könne, wenn mcm ifmt oestatet,
die „Beute im Osten" zu behalten. Dieser dumm¬
dreiste Schach zug ist halbamtlich mit der kurzen
Kennzeichnung versehen worden: „Politischer Un¬
sinn."
Das Verhalten WilsonS erklärt sich daraus, daß
er zur Zeit seinen Vorschlägen zum Meinungsaus¬
tausch keine praktischen Fosten geben darf, weil er
sonst die Pläne seiner Perbündetcn weaen der letz¬
ten militärischen Kraftprobe stören würde.
^ Die feindlichen Machthaber wollen nichts vom
Frieden hören -oder sehen, — bis sic ihre letzte Kraft¬
probe versucht haben. Aber "der Fluch der Menschheit
nmß die Staatsmänner treffen, die nicht vor dem
Ausbruch des letzten aroßen Rinacns die Verständi¬
gung suchen; ihre S.-fte muß ersticken am Blut, an
dessen- Opferung sie die Schuld traoen.
Frankfurt, 4. März. Ueber die geringen Aus¬
sichten eines Weltftiedens äußert sich der Berliner
Korrespondent der „Franks. Ztg.": An urieils-
fähigen Stellan in den neutraft- ,Hauptstädten, wo
mau das Material zur Beurteiluna der Wirkung
der Hertlingschen Rede vielleicht noch ge¬
nauer übersehen kann, als bei uns, hat man den
Eindruck, daß nicht nur die englische und franzö.
fisch« Presse, wie übrigens auch die italienische in
ihrer ganz üSerwieacndcn Zahl, sondern daß auch
'die gegenwärtigen Regierunaen in London und Pa¬
ris wie einst unseft Friedensanaebvt so auch die letz¬
ten Vorschläge des Reichskanzlers ab¬
lehnen. Auch die belcxscke Regierung schließt
sich dem an. Es ist kaum mehr zweifelhaft, daß die
führenden Mächte der Entente in Verfolgung ibrer
auf Eroberung ausgehenden Krieosziele auf der
Fortsetzung des Krieges beharren.
Der Papst und de Paten.
Nack Depeschen ans Warschau bat der polnische
Regentschaftsrat am l. Februar an den Papst e:n
Schreiben gerichtet, in dem der Papst der uneuchük-
terlicken Tre^e der Polen für die katholt cke Ktrche
versichert und um seinen apostolischen Segen erb ¬
ten wird. Papit Benedikü antwortete mit einem
Schreiben, in dem es beißt:
Wir nehmen gern und wohlwollend die Aeußerungen
dieser Liebe u. Verehrung entgegen, Unserer ens w ün¬
schen wir euch vor allem das, was wahrlich ieder wohlge.
sinnte Mensch begehrt, daß das edle polnische Volk zu¬
gleich mit der Möglichkeit, sich selbst zu regieren,
auch mit Gottes Hilfe sein einstiges Wohlergehen und
seinen einstigen Ruhm wicdererlange. Wir werden
nicht aufhören, zu Gott zu flehen, daß er über, diesem
Staate seine barmherzige und schutzreiche Hand halte,
und als erste der HimmelSgaben, als den Beweis vä¬
terlichen Wohlwollens nehmt den apostolischen Segen,
den wir euch, teure Söhne und erlauchte Männer, und
dem gesamten Polen huldreich spenden.
Per Kr!w> im
Englische Sorge» wegen der Offensive.
Der militärische Mitarbeiter der Londoner Wal en-
schrift „The World" schr eb am 15 Januar: „Haigs
Verluste baben während zweier Offensiven nah den
Veröffentlichungen des Kr-.egeannes eme Million
Toter überstiegen. Es war rinve, meidlick, daß die
englischen Truppen zrir Offensive übergingen und
alle Offensiven sind sehr kostjpieüg. Die,e Tatsache
aber macht eS dem Oberkommando bekond'rl zur
Pflicht, das Leben auch nicht eines einzigen Schützen g
zu vei sch " »den. Viele unserer Osfmsiven, unter
denen die Camb aikcklacht nur eine ist, haben gezeigt,
daß sicher in sehr bedeutenden Fra-en unsere Heeres-
leimng bin er der deutschen zurückstebt. Andererseits
ober darf man nicht annehmen, daß die Gesamtvor-
ckürse*allein auf S>r Douglas Haig fallen. Das
französische Oberkommando bat auch seinen Anteil an
dersVerantwortung. Das Krieesgfück der letzten
4 Feldzugs'ahre zu wenden, ist e«n gigantisches Unter»
nebmen. Tai ächlick fit.b die Den! eben großenteils
auf dem entscheidenden Op rationSgebiet i-tzt für
uns viel gefährlich er, als sie es während ihre?
Rückzuges von der Marne im September 1914
waren. Eine aroße Offensive ist in Varbe-
reitun-r, und cs wäre geradezu Wahnsinn, anz-in chm-n.
daß sie fechsirinae. Im Gegenteil, siewird zweifel¬
los von Erfolg'begkeitet fern. Sie wird wahr¬
scheinlich die letzte im K'ieae sein, denn die unge¬
wöhnliche'» Verluste, die ans beiden Sett-n erlitten
wockeil ftn<baben einen ko'ck-m Umfana ange¬
nommen, daß kein möglicher mili'äriicher E-fo^g eine
Fortwtznna d'e'es Gemetzels aulwieaen könnte. Es
ist darum Pflicht des Kr>egskabinetts, -n solch einer
Krise die La-e so sorafältra wie mö-lich'zn er'oä'en
und sich selber da-eaen zu sichern, dyß der entsck- dcnde
Feldrua von 191S nicht durch unzureichende Führung
beeinflußt wird."
Ter ^-Doslkrie-s.
Wtb Berlin, 3. März. (Amtlich.) Der unermüd.
kiben Tätigkeit unterer U-Boote fielen im Aermel-
kanal und an der Ostküste Englands wiederum
2260g Bruttoregi-stertonnen Handelsschiffs¬
raum zum Opfer.
Unter' den versenkten Schiffen befanden sich der
englische Dampfer „Hnnismore" von rund 5000
V-rnttoregWer onnen und ein beladener englischer
Daiupfer von über 6000 Brutioreoilte' tonnen. Zivei
Tankdampfer von 5000 und 3000 Brnttoregiüer.
tonnen und ein enffikcher bewaffneter Fracht-
dampfer wurde mit Ladung aus starken feindlichen
Sicherungen berausaelckossen.
Ter Chef des Admirafftakes der Marine.
Die W^ar neveuLe in N.val.
Ueber die in Reval gemachte Butte, wweit sie
für die Krieassübrung zur See in Betragt komm',
erfahren wir, daß u. a. ackt alte Untersee¬
boote in unsere Hönde eefallcn sind; dazu drei
Dampfer von 1200 bis 3000 Tonnen, eine An¬
zahl kleinere Fabrreu e, Eisbrecher, Hkbes-stiff;
Schlepper, fe»ner It Bootnetz-Material owft anderes
Seekiiegsmoterial. — Was euS !en ru "scheu Kftegs-
schiffen, die vor der Be etznna durch uns in Reval
waren, geworden ist, ist nicht bekannt. Wir wissen
nur, daß der Kreuzer „Rurik" auf der Fahrt Mach
Hslsingfors 100 Seemeilen von Reval en'fe'nt im
Eise stecken geblieben ist. Es ist wcr'> schein ich, dal?
die anderen kleinen Kreuzer gleichfalls iikl Meere
eingefioen find.
-—«3EP— '■ --
Sozialrstffchc To' beit.
* Wien, IN. Febr. Im Geaenlatz zu den fi’M en j
Blättern, die dein deut'cherr Vergeben t;:ii A b md -
durckauS zuftimmen 'üdt-die sozialistische,"tr&ett- r*> -4»"--ck
daran schar-e Kritik und sch-erbt den neuen t'rie ' ee en j
Rußland der deutschen Eroberuu asisucktt ou -
Im Abgeordnetenhaus bringen die Sozi-rsist-w rinn
Anfrage ein, worrn. die Fortsehun' d-w Irr denke ::-
Handlung mit Rußland, die grundsätzliche Zuftinnnun -
zu Wilsons .friedensprogramm, die Joportire Entl-rffma
der älteren Landstnrmlente oewrdert und obeudreia
verlangt wird, daß kerne österreichisch-ungarische Truppen
in der U^rarue gegen Rußland verwandt werden.
Wobl selten ist politische Unvernuufk so schnell
vor oller Welt abgeföbrt worden, wie in diesem
Falle des Bere'-rens nach Fr wdensverhandlunaen
mit Rußland: kaum sch cken sich die deutschen
T'iippen z»m Bo-marsch nach Osten an, als auch
schon die sonst o fanatisch znben und ipröden Herren
Lenin und Trctzki sich schleunigst zum Frieden'cklaß
bereit e>klären. Das ist der beste Beweis dafür,
elche Mittel zum Ziel führen und welche
nicht. Dieser Fall kennzeic! net aber auch in wünlchens»
weiter Deutlichkeit die Pol tische Unreife derer,
die sich nicht gescheut haben, mitten in d'esem Kriege
eine deran taltlme und undankbare Haltung einzn»
nehmen, die mit kleinlicher Beschränk heit das
Pa>teisüppcken'am Feuer des Weltbrdndes glaubten
kochen zu dürfen. Die logische Fowe der letzten
Fo-derung müßte lein, daß nian diejenigen, die
nichts zur Siche-un: der Ukraine b ltrq^en wollen,
auch nichts von deu> zu kommen läßt, was
in der Ukraine errun en wird: die Leb nemittel zu>
Aufbessening un erer E nä'irung. Vielleicht würde
bann das Ärbeitervolk s inen fal-chen Apoueln
gtündllch heiml-uchten ii.ed ihnen bcibringen, worauf
es heute ankommt.
*
General Lrrdendorsf Ebrcnboktor. Tie medizinische
Fakultät der Universität Frcivurg hg! den ärsien Gcne.
ralguarticrmerster Ludendorff anläßlich der Wieder¬
gewinnung der Universität Do.rpat zum^ Ehren¬
doktor ernannt, Ter Prorektor der Universität Frei¬
burg hat folgendes Glückwunschtelegramm an Gcnc-
ralfeldmarschall van Eichhorn gesandt: bf
Tw südivestlicbste Universität Deutschlands bcglück-
wünscbt Ew. Exzellenz zur Befreiung der östlichsten
Universität Dorpat und hofft, daß diese Hochschule nutz
wieder eine Stätte deutscher Wissenschaft
wird und bleibt.
* EtnstttNichlaa aege» d'e den töte Gcscndt'chKt
in Bern. Dem „Bund" zufolge ist vor ku.zem in
der deutschen Gesan- ischast zu Bern von der sch e'-
zerischen Post ein Paket mit fa scher dlbsenderadresse
ans Ba el abgegeben worden, das eine Bor, ichiung
ntit Pyospho-zündung enthieli, die bei unvorsichtigem
Hantieren'Veranlassung zu einem Brande l ä-w geben
können. Das schweizerische poliniche Depariem.ni
ist von dem Fall durch die deutsche Ge andwchafk in
Kenn-nis gesetzi worden. Der „Bund" betoiu, daß
das Vorkommnis ehr bedauerlich sei, auch trenn es
sich nur »m ein Bub- nstück (?) bandeln ollte.
* Die Kornvorrätc der Ukraine. Tie Getreide-
Vorräte in der Provinz Cherson allein belaufen sich
auf über L0 Millionen Pud (1 Pud sind 33 deutsche
Pftind). Die in den anderen Provinzen der Ukraine
verfügbaren Gctreidevorräte sind gleichfalls sehr be.
deutend. Man schätzt, daß die Ukraine in ihrem
Gebiet gegenwärtig wenigstens über einig: Hundert
Millionen Bud Getreide ve- fügt.
* Englische Ranch- und Ernäh'nngssriPe». In
einer großen Takak-GesellsL/rst teilte der Präsident
in-der Generalversammlung dieser Gesellschaft mit,
daß die englischen Tabakvorräte biunen kurzem ganz
erschöpft sein würden. Der Präsident wünschte,
daß Schiffsraum zur Verfügung gestellt werde. Wenn
die C-ew.ohnheitsraucker nicht eine Unze Tabak pro
Woche hätten, würden sie um so mehr essen, und die
Lebensmittel würden doch auch znm größten Teil
über See eingcführt. Luch Lord Rhondda, der Er¬
nährungsminister Englands, hege diese Befürchtun¬
gen.
' Deutsches ReiK.
* Der ReichstagSpräfident Kamp' ist an einer
Brustfellentzündung erkrankt und befindet sich in
einer Lkilanstalt außerhalb Berlins. Bei d-m Hoden
Alter des Patenten, Dr. Kämpf stcbt <** iß. Seben?»
fahre, b-rekckt bei den Anoe'-örigen ern"e B-wroni«.
c Dnaestelltenkammern. Ein aukgearbeitcter Ge.
setzentwurf mit mikführlickier Begründung über die
Erichtung paritätischer Airgestelktcnkommwrn wurde
von der Vereinigung deutscher Privatbeamten- und
Angestelltenverbände den zuständigen Stellen einge.
reicht. Die überwiegende Mehrheit der deutschen
Privatbeamten und Angestellten Hat sich damit für die
Schaffung besonderer Kammern für ihren Stand und
gegen die Angkiedernng cm die zu errichtenden Arbeits¬
kammern ausgesprochen. Ueber die Stellung der po¬
litischen Parteien zu dieser grnndsähl'chen Frage ist
bis jetzt bekgj-nt geworden, dnß sowohl die bei den
sozialdemokratffchen Parteien als mich die Fortschritt¬
liche Volkspartei ffw die <?ins>eziehimg der gesamten
Angestellten in die Arbeitskammern eintreten.
Auf den glffchen Standpunkt haben sich die gcwerk-
schaitlichen Angestelltenverl £ nbe gestellt. Tic Ange,
stellten erstreben aber dauernde Stellungen mit läi,ge-
ren Kündigringsfristen, die Arbeiter wünschen Icicbt
und schnell lösbare Dienstverträge, Aus alldem geht,
wie au? Interessentenkreisen geschrieben wird, her.
vor, daß die Verhandlungen zwischen der Arbeitg'ber.
schaft und der Angestelltenschaft überhaupt nicht in
den Rabmen der Arbeitskammern hineinpasscn.
* Ein Minister als Mableedner ist in deusschen
Landen bisher nicht daaewewn. Jetzt bot der Vize¬
präsident des preußilchen Smntsministennms, Dr.
Friedberg, der nach fein-r Ernenmmg znm Mi¬
nister wiederum als na'ionallibe.'aler Kandidat für
das Abg-ordne'enbaus zur Wahl gestellt worden ist,
vor seinen Wählern in Solingen eine viel be»
achtete Rcde gehalten und sich in dieser nickt nur
erneut zu dem gleichen Wahlrecht in Preußen be¬
kannt, sondern auch Minel und Weoe angeaeben,
durch die man die nationalliberale Landtaasfraktion
für die Zustimm, ng zu dem gleichen-Wahlrecht ge¬
winnen könnte.
* Die rheinischen N'-tionalliberaken für das
qle-che Wahlrecht. Der Vorstand der nationallibe-
>a!en Partei der Rbeinprovinz hielt am Sonntag
in Köin eine Sitzung ab, an der auck Staatsmi-
nister Tr. Friedberg teilnabm. Nack längerer Be¬
ratung wu'de ein Beschluß angenommen, der ein¬
stimmig und drin end di? nationalliberale Fraktion
des Aboeoidneienhanses bittet, für die Einführung
des rseichen Wa'-lrecktes einmü'ia eiuzutreten.
* Das Drama von Neustrelitz. Tie „Landeszer-
tuna für die beiden Mecklenbu-g" veröffentlicht eine
Erklärung des Ministeriums des großherozgl. Hau¬
ses, die besagt: Der Großherzog beabsichtigte sich
mit der Prinzessin eines deutschen Fürftenibauses
zu verloben, deren Anmut Und Liebreiz tiefen Ein¬
druck auf ihn machte. Vorher müßten Hinder.
nisse beseitigt werden aus einer früher beab¬
sichtigten Verbindung, die wegen der
Ebenbürtigkeitsfrage gescheitert war. Die
zur Lösung jener Verbindlichkeiten gepflogenen Ver¬
handlungen, die schwieriger waren, als erwartet
werden konnte, drückten stark auf das Gemüt des
Großherzogs und als er schließlich die erhoffte gün¬
stige Lösung für stark gefährdet ansah, bemächtigte
"ck seiner eine derarsige Verrwciflnng, daß seine
klare Urte'kskraft aet"M und sein Gemüt verwirrt
- -cde. Aus diesem Wrstande geistiger ,Ver-
j'-ritit? ist allein der unglückselige Sckriit tu
erklären. Alle anderen umlaufenden Gerüchte sind
nnb-ear'indet.
Tie Reicksstelk« als Preistreiber, lieber einen
aanz mcrkwürdioen Vorgang, der sich in den letzte»
Agocn in Konstanz äm Bodensee abgespielt hat,
berichtete der nationollibmale Akg. Koch in der ba¬
dischen Kammer. Wie der Slbgeordnete mitteilte,
sind in Konstanz Beauftragte der Reichsbekleidungs-
stelle eingetroffen, die alle einschlägigen Geschäfte
ausgesucht und Waren für 800 000 Mark aufgekauft
haben, deren Jnventurwert nur 390 000 Mark be.
tragen hat. Der Abgeordnete wandte sich scharf ge¬
gen dieses Gebaren einer Reichsstelle, die hier in
geradezu anstößiger Weise die Preise habe treiben
helfen und bei der Auswucherrmg des Volkes vor-
angegangen sei. An dp Negierung wurde eirpe
Anfrage gerichtet.
Kur dem liaDvarqevier.
Landwirte und Großstadtkinder
Der Vorsitzende der Kasse' rLandwit'chafs-
k a »' m ex r ichteie an die Land virte des R g ernn -s-
bezirk Kassel die eindrinalicke Bitte, sich auch in
d,e em Sommer der Großsiadtlinder anznn- hmen
und ihnen E holung unst Kräftigung zu g währen.
4t T'pperz. Muskener Hermann Willkomm
von hier wurde im Septeinber v. I. fn.r ieine
7apfe>keit und E»'schlo'senheit mit dem Eiiernen
Kreuz ausoezeicknet. Anfangs Oktober kam er in
d-ck>'»-,„ N- b- n Poe krp-'lle, nachdem iein Ma chinen-
w r durch ein: Han g a ate unbeauchb.r wu e ,
n-.it nocu 5 .. cm ->atcn >n G fangen schaft; 24 Stun»
en unir-n sie binier d-r Fron! in einem Keller
t-iteriueit. Am frühen BWgen überrannten sie den
Pagen rind eniflohen. Leider fielen der Feldwebel
und 2 Kaiueraden -n dem sie verfolgenden Piaicki»
nengewch - ,eur>; Willkomm, an Hand, Anne und
<ein verwundet, erreichte mit den beiden anderen
die denl che Li >e.
2: WcrchcSberg (Kr. Fulda). Der Gef,eite Her-
mann Ara wn>de im Me en für lapferes Ver¬
alten vor dem Feinde nm deui E> einen Kieu;
ans eze chnet.
** HainzeN. Der Untrro'sizier Jo'eph Rätzel,
Inhaber des Ei ernen K>enzes, wurde auf dem
wesilirten Kr>e, sichaupwtz zum Sergeanien be¬
fördert.
XHatten!',oft Der Unteroffizier Balensin Weß,
Inhaber des Et ernen Kreuzes, wurde auf dem welt¬
lichen Kriegsschanp atz jum Sergcan-en befördert.
Kerzell. Ter Gefreite Gregor Ha in er, In¬
haber des. Eisernen «reuzes, wurde im Ogen zum
Unrero sizier be ördeik.
ttz Stork be; Flieden. Der Vizefeldwebel Eduard
Kräh, Co' n des Hüttners Richard Kräh, Inhaber
des Eiwrnen Kreuzes zweiter Klasse, erhielt für be-
sondeie Tapseikrit auf dem westlichen Kriegsjchan-
Platz da? Eiserne Kreuz elfter Klasse.
X Rasdorf. Mit dem Eiseinen Kreuz wurde
der Schütze Emil Kalb, So n des Maurers Jakob
Kalb, für tap;eres Verhallen vor dem FLtnde aus¬
gezeichnet.
^ Großentaft. Der Gefreite Aloysius G e n s l e r
Softn des Landwirts und Cchmiedenmislers Adal-
>bert Gensler, erhielt für sein tapferes und uner-
jchrockenes Verbal ren bei den schweren Käiiipfen in
Flandern das Ei-ernc Kreuz.
eh. Grr tzci iast. Am Sonntag abend fand dahier
im kleinen -'aale des Ga- tt >ts K hl ffn die
Männer und Jünglinge -ine Bv.ksvereinsv 'nnm-
lnng statt. Bor überfülltem Hause sprach Hers
Volk-V'reinssekretär Frank aus Fulda über die
gegenwärtige militärische, politl'che und wirtschaft¬
liche Laae. Mit großem Interesse und gespannter
Aukmerk'amkeit folgten die Zuhörer den Worier
des Redners und gewannen sichtlich die Ueberzeugung,
daß wir militärisch alänzend gestellt sind, daß wir
auch wirtschaftlich nichts,'l befürchten hraucken und
daß alle Vernichtungspläne un erer Feinde zu
Schanden werden müssen, wenn wir wie bisher auch
zu Hause wie eine eherne Mauer zufammenstehen
nud durchhalten bis die Friedenssonne, die jetzt
endlich den Schleier ihres verhüllten Antlitzes ge¬
lüftet hat, uns ihr ganzes lichtes, goldenes, verklärtes
Gesicht zeigt. Herr Pfarrer Weiaand. der Leiter
der Versammlung, unterstrich beionders die Aus¬
führungen des Redners über die ansschlaggebende
Bedeutung der Landwirtschaft für den glücklichen
Ansgang des Kiieges, anerkannte die große Opssr-
williflkei't der hiesigen Bevölkerung im allgemeinen
und forderte auf, nicht aus Kleinmut oder Kriegs-
müdigkeit den glücklichen Ausgang des Krieges, vor
dem wir un mit eibar i ehe», in Gefahr zu bringen.
Ein Mirglie'' des Bolksvereins, das an einem vor
kurzem in Eisenach abgehaltenen kriegswirlschgst-
lichen Jnsormationskursus teilgenommen hatte, er¬
stattete einen kurzen Bericht überden Be> lauf dieser
Tagung, und verstand es, damit auch weitere Kreise
seiner Mitbürger für die vielen Anregungen zur
Hebung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und
zur Be eitigung der vielen Krebsschäden des KiiegeS
in der Häuslichkeit und Oeffentlichkeit zu.interessieren.
Mit einem Hoch auf die beiden höchsten Gewalten,
in Kirche und Staat, auf unser tapferes Heer
und seine genialen Führer fand die Versammlung
ihren Abschluß. j
$ Poppenhauscn. Der seit Kriegsbeginn ununter¬
brochen in einem Fel-a-tillerie-Regiment kämpfende,
erst kürzlich zum Unieroffizier beförderte Benno'
Schönberg, Sohn des SattlermeisierS Iranz
Schönbera, wuide jctzt znm Sergeanten befördert.
* Kelsterbach. Der fiühere Oekonomieverwalter
Schulte dahier wurde wegen Geheimschläch«
terei vethaftet. Er hatte acht Schweine in dem
abgelegenen Gehöft etneS früheren Bahnwärters
heimlich abgeschlachtet und das Fleisch zu 7 Mark
das Pfund an Frankfurter Wirte verkauft. - j
^ N cd a. M. Der Musketier Otto Fang»
bänel von hier geriet 1916 in russische Ge¬
fangenschaft. Aus dieser floh er vor zwei
Monaten, er wurde aber auf dem Wege in die Hei¬
mat noch zweimal verhaftet, trotzdem gelang es ihm
immer wieder zu entkommen und Warschau zu er¬
reichen. Hier fand er vorerst in einem Lazarett Auf¬
nahme. Wie der junge Soldat seinen Angehörigen
mitteilt, ist es ihm in der Gefangenschaft schlimm
ergangen. .
(?) Büdingen. Der jugendliche Heizer Gustav
Falte auS dem nahen OrliShau'en wurde im
Hanauer Ostbabnhof, als er die Gleis- überschreiten
-vollie, von einem Gü'.erzuge überfahren und ge¬
tötet. j
(§) Offenbach a. M. Nach einem Zwist schoß
die Arbeiterfrau Schmidt in der Schloßgrabengaff«
ihren Mann nieder. Der Mann kam -lebensgefähr¬
lich verletzt ins Krankenhaus.
h. Frankfurt a. M. Zu Gunsten der notlxiden«
den Angehörigen des Kl inhandels und Kletnge-
w rbes hat die Handelskammer ein großzügiges
Hi fswerk eingeleitet. Aus den eingehenden Geldern
soll eine Stiftung errichtet werden, die der Handels¬
kammer angegliedert wird. Die Leitung des Hilfs¬
werkes hat' ein Ausschuß übernommen, an dessen
Spitze Regierungspräsident Dr. v. Meister-Wies¬
baden steht.
ft. Frankfurt a. M. Eine hier abgehaltene Be-
zirkstagung des Bundes deutscher Ober-
Postschaffner beschäftigte sich mit einer Anzahl
sÄchtechnischer Fragen, die auch außerhalb der Kreise
der Postbeamten Interesse beanspruchen. Es handelt
sich, wie Oberpostschaffner W e i g a n d-Mainz in
einem einleitenden Vortrag cmsführte, um dre
Uebe- nahme einer Anzahl Dienstverrichtungen durch
die gehobenen Unterbeamten, die bisher von mitt¬
leren Beamten versehen wurden. Im Jntereffe des
Staatswohles ließen sich große Summen sparen,
wenn die in der Untcrbeamtenschoft noch vielfach
nutzlos daliegende Intelligenz ittv Postbetriebsdienst
mehr Verwendung fände als dies bisher der Fall
ist. Daß der Ausbau der Unterbeamtenklaffe mög¬
lich ist, lehrt die Kriegszeit, in der man wegen Per¬
sonalmangels zahlreiche gehobene Unterbeamte in
Arbeitsgebieten beschäftigt, die, sonst nur mittleren
Beamten zugängs-rch sind. Einzelne Schäden, die
durch überraschende Wandlungen in der K'iegsnot
ausgetreten sind, lassen sich in rubiaer Friedensar-
bcit vermeiden, sicher aber wird durch die vermehrte
Verwettdung der gehobenen Unterbeamten im mitt.
leren Dienst eine nicht zu unterschätzende Bekriebs-
vcrhillig'tng eintreten und damit dem Staate ein
großer Dienst erwiesen, der im Hinblick auf die kom¬
menden aewalsigen Steuerlasten nicht doch genug
zu veransBlaaen ist. Um ein ftiedliches und ersvrieß-
liches Zitsammenarbeiten mit den mittleren Beam¬
ten zu 'gewährleisten und nach imten die erforderlich«
Dienstzttckt zu wahren, sei die Umwandlung des
Dienstlitcls bezw. der Diensfftellung in eine niedere
BetriebsBlsitstentenklasse geboten. — Den Verhand¬
lungen wohnte auch ein Vertreter der Franffurter
Obrrvostdirekffon bei. — Die Polftei verhaftete
den lanagesttckten berüchtigten Keller- und Laden-
eivb-ecker Wilhelm Götze aus Geuternach. Seine
Methelfer waren schon vor einiaer Feit festgenom¬
men worden. Im Besitze des Verhafteten, der bei
einer Tran ttnterkcksupf a-fttnden batte, fand Man
noch ein reiches Lager gestohlener Gegenstände.
- Hann. Münden. Die frühe e Stärkefabrik
„Union" wird nack dem Kriege in den Besitz eine?
'tandwirischaftlicken Unternehmens übetgeben. Ei
sollen dort hanpt ächltch landwirtschaftliche Produkte
elagert werden.
* Sceien. Durch Unvorsichtiakeit erkchos-
ien winde ans dem Bahnhof ein Weichensteller.
Zw-i Bahnarbriter hantierten mit dem von einem
Wachtmnnn für einen Auaenbl'ck abgestellten gela¬
denen C'ewe' r. Der Schuß löste sich und amg o?m
durch ein Fenster auf die Gleise ichauen>en Weichen-
steller in den Hals.
EI Höchst a. M. Als dieser Tage eine Wiesba-
derin ihren nach hier zur Arbeitsletsiung abkgm-
mandieften Mann unve mutet be uckt-, mußte sie
d-e Entdeckung macken, daß sich ihr Mann inzwi-
scheu'einen „Ersatz" in einer belgiscken Arbeiterin
ge chaffen haue, die mit dem Ungetreuen gemein-
Famen Haushalt führte. Die betrogene Frau muß-
te polizetliche Hilfe in An'ptuch nehmen, da der
Mann Partei für die Belgierin ergriff und gegen
sie tätlich wurde.
* Flörsheim. Frau Dr. No?rdlin-er und Fa-
biikant Fritz No rdli ng er nberwie en der Ge¬
meinde die Suitrme von 3 )000 Mark mit der Be-
stimmiing, dass mit diesen Mitteln ein o-enannte-
Wohlfah' 1 Sn aus, das Ärbet sloen Obdach bieten
soll, erbaut we de. In dem Hanse 'o'.len züglet^
eine öffentliche Lesehalle und ein Heimatmuseum