»•mtg wurde, lat sich such in Ostpreußen trotz dsn-
leniwertrm Entgegenkommen der Militärbehörde»
stark fühlbar ««macht.
* Die deutsche« KrieK^esangeue» in Rußland.
Eine drahtlos« Mitteilung der russischen Regierung
en die deutsche Regierung soll berichtet haben, daß
«unrnebr-'Maßnahmen getroffen worden seien, um
-hie deutsch« Kriegsgefangenen an- Ostsibirien bald.
möglichst zurückzusenden. — Nach Meldungen, di«
au» Japan kommen, sollen 86 000—40000 Krieg»
gefangene der Mittelmächte in Ostsibirie» sein und
keine'Möglichkeit haben, fortzukommen. — ES wird
gemeldat, daß die russischen Revolutionäre unter
den deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen
in Sibirien eine wüste Agitation entfalten, um sie
Ju ihren disziplinwidrigen Gleichheitsideen zu be¬
ehren, die Offiziere .^bzusetzen" usw. Bon unserer
Seite ist dagegen ein scharfer Protest erhoben, und
«S ist auch wohl zu erwarten, daß dieser Unfug ab»
Sestellt wird. Es ist in der Tat Wohl Zeit, daß von
lloSkau aus im eigenen Land« für Ordnung gesorgt
wird.
Herabsetzung der Srotrati», t« Frankreich. Ein
deutscher Rückläufer erzählt: In Frankreich ist seit
dem I. März 1918 die täglich« Brotration auf 860
Gramm herabgesetzt. worden. Außerdem wurde
den -Einwohnern mrtgeteil», sie mühte« sich auf
noch größere Einschränkungen gefaßt macken. Auf
erikolorrngeschmückten Plakaten und in Zeitungen
ließt man di« dringendsten Aufforderungen zur
Sparsamkeit, wie B.: Jede» Stück Würfelzucker,
chas ihr weniger eßt, gibt auf jedem Schiff Platz
§r eine Patrone. Auf jeinem Bahnhof traf der
rutsche mit Amerikaner» zusammen, dir ihm
Zigarretten und Schokolade gaben und ihn fragten,
wie sie wohl in Deutschland behandelt würden, wen«
sie überliefen. Sie hätten die» Lebe« in Frankreich
kalt.
Vor -er Entscheidung.
Im preußischen Abgeordnetenhaus« ging ti am
Montag, so schreibt man un» au» Berlin, sehr leb»
hast zu, obwohl weder da» Plenum noch die Aus
fchüfle Sitzungen abhielten. E» tagte« jedoch alle
Fraktionen, um noch einmal vor der Nvsttm-
mung über die W a h l re ch t s v o r l a g e n i« der
zweiten Lesung und vor allem über die Abstimmung
über den § 3, der da» gleiche Wahlrecht vorsieht, für
und wider darzulegen und endgülttg Stellung zu ned-
me». Dir mit Spannung erwartete Abstimmung
am DienStag wird zeigen, ob sich ein« nennenswerte
Mehrheit für das von den Konservativen beantragte
Mehrstimmenrecht ergebe« wird, oder ob der im letz¬
ten Augenblick von den Nationalliberalrn gestellt«
Vermittlurigsantrag angenommen werden wird,
»der ob sich für den tz 3 der Regierungsvorlage eine
Mehrheit finden wird. Wird da» gleich« Wahlrecht
vom Hause abgelehnt, dann erhebt sich di« weiter«
Frage, ob die Regierung -aS MgeordnetenhauS al»-
dann sofort auflösen oder noch da» Ergebnis der
dritten und vierte« Abstimmung abwarten wird.
In der entscheidenden Sitzung am Dienstag wird
namens der ZentrumSfraktio» Geheimrat Dr.
Porsch «ine kurze Erklärung abgeben und e» ist
anzunehmen, daß auch bi« meisten übrigen Parteien
sich nnt der Abgabe von Erklärungen begnügen wer¬
den. Bon Seite« der Sozialdemokratie sind aber
wohl länger« Reden zu erwarten. In parlamen¬
tarischen Kreisen wird eS für möglich gehalten, daß
di« ganz« Lesung der Wahlrechtsvorlage am Diens¬
tag oder spätestens am Mittwoch beendigt werden
Dann.
»
Der nationaMberal« vermittkimtzBantrsg. Der
kon den Abgeordneten Dr. Lohmann, Flathmann,
Fuhrmann und Dr. Häuser zur zweite» Lesung der
Wahlrechtsvorlage eingebrachte Antrag verlangt di«
Einführung eines Dt e h r st i m m « n r e ch t s, wo¬
nach (in der Hauptsache! die Getyerbetrribenden.
wenn sie 1 Jahr selbständig gewesen sind, ferner
die mehr als 10 Jahre im Dienst befindlichen Be¬
amten, einschließlich der ehrenamtlich tn öffentlichen
Diensten tätigen Peckonen und di« mehr al» 10
Jahr« in demselben Betriebe beschäftigten Angestell¬
ten oder Arbeiter eine Zusatz stimme erhalten sollen;
die 10 Jahre werden sedeSmal vom vollendeten 83.
Lebensjahre an gerechnet.
Der Grundgedanke'de» Antrags, der an sich si-rm
pathisch sein mag, ist durch di« »««rechte Lußpra«
vung verdorben worden. Eine Zusatzstimm» für
altere und bewährte Leut« bat sa in der Tbeori«
etwas Bestechende». Aber es ist doch ein« blanke
Ungerechtigkeit, wenn man den Unternehmern diel«
Husatzstimm« schon nach einjähriger Berufs-
tätigkeit geben will, aber den Angestellten oder Ar¬
beitern erst nach zehn Jobren. Schon in der
nationalliberalrn Landtagsfraktton wurde hcrvorge-
lhoben, daß damit dem Arbeitgeber di» Macht gr-
gebe würde, seinen Angestellten oder Arbeitern di«
Zusatzstimme zu entziehen. indem er de» Betreffen,
de« nach 9H Jabren entläßt.
Wenn man diesen argen „Schönheitsfehler" be¬
seitigen und den Vorschlag im Geist« der auSgleichen,
den Gerechtigkeit auSgestaltrn will, so kommt man
schließlich auf eine A! t e r » st i m m «. Dann könnt«
man einfach sagen: Bon §3 bis 85 Lebensjahren hat
der Wähler ein« Stimm«, bei höherem Alter zwei
Stimmen. Wollte man die Zusahlttmm« abhängig
machen von dem Nachweis einer gewillen Tätigkeit,
so würde da» zu schweren Umständlichkeiten. nnd
Streitigkeiten führen, und am letzten ffndr käme
dabei dock nichts Lohnend«» heraus. Di« stusgtz-
stnnme müßte unbedingt stir jeden anständige« Bur-
ger erreichbar lei». Wenn sie aber diese Ausdehnung
hat, so ist ibr vermeintlicher Wert als Gegengewicht
gegen d'e ..demokratisch« Flut" sehr zweifelhast. Ans
keinen Fall Knnt« die Altersstimm« wieder au»-
pleichen, was durch die Preisgabe deS gleichen
Wahlrechts angerichtet wü'de. Nur die voll« Stirn»
mengleichheit vermag der Amtatton einen Damm
zu ziehen. Jede Beeinträchttgunq diese« „PruezipS"
würde die leidenschastlick« Agitation verewigen und
Slso gerade jenen Parteien »um Nutzen sein, der««
lebergewicht die Nattonalliberalen befürchten.
_ Bei dieser klaren Sachlage regt sich der Verdacht,
baß der Abq. Lobmann bei seinem Anträge weniger
auf sachlichen Erfolg, al» vielmehr auf eine« Auf¬
schub der Entscheidung rechnet.
Ju dieser Hinsicht ist zu beachte«, daß auch auf
dem national!. Preußentage di« Minderheit auf die
Schwäche der Regierung und einen Stirn»
mungSumichlag an der tr ' Vbfnbtn Stelle speku¬
lierte. Mion bezweifelt«. - überhaupt »n einer
Auflösung de» widerstreb!? Abaeordnetenhouse»
kommen könne. Dabei ba<'r -r stellvertretende Mi-
niste''Präsident Dr. Friedberg auf dem Parteitage
noch erklärt, daß die Regierung unverändert fest ent-
kchlosien isi, mit allen verfaflungSmäßsqen Mitteln
da« gleiche Wahlrecht drrrchzusetzen. Man 'ollte btvi*
ttn, da» müßte doch die Herren von der Aussicht»,
kosigkeit ihre« Widerstandes gegen da» gleiche Wahl¬
recht überzeugen.
Wir möchten dringend wünschen, daß rvch die
Partei sich m W Erkenntnis durch.
rrngen konnte: der aussichtslose Widerstand
verschlimmert nur die Lag«; dagegen kann
die rechtzeitige Mitarbeit der posittven Parteien die
unvermeidliche Reform so gestalten, daß die Gefah¬
ren vermindert werden! Die Ablehnung deS
gleiche« Wahlrecht» ist unmöglich, aber die wün>
fchenSwrrten Sicherungen sind »och zu erreiche».
Die Entscheidung steht*aus de» Messers Schneide
Leu««, die sich keine»weg« zu de« Optimisten zählen,
rechne« mit einer nur 20 Sttmmen betragenden
Mehrheit gegen die Borlage, gebe» also zu, daß dar
Fernbleiben verhältnismäßig weniger Abgeordnete
der Reckten zur Umstoßung de» Boium» der Kom-
misiion und damit zur Wiederherstellung der Regie.
rungSvorlaae führe» kann.
Die Klärung hat in den letzte» Tage» große
Fortschritt« gemacht infolge der energischen Haltung
der SiaalSreg rrung und der Stellungnahme de»
nationalliberalrn Preußen tage». Dre Annahme der
dort dorgelegten Entschließung zugunsten de« gleichen
Wahlrecht» mit der stattlichen Mehrheit von <19
gegen 129 Stimme« wird «in sicherer Boden für
di« Stellungnahme aller jener Mitglieder der Partei
sein müssen, di« bisher in ihre« Entschließungen
noch schwankend waren. Da» ist um so bedeutsamer,
als bei den Nationalliberalrn die eigentliche Ent¬
scheidung und damit dir ganze Verantwortung für
da» liegt, wa» nun werden soll. Leider findet di«
schwere Stunde sie nicht nur uneinig, sonder» auch
unsicher i, ihrem Dolle« und Ziele«. St« sollten
in ihrer Taktik von der Zentrumspartei lernen,
die gewiß auch in ihrem Schoße Männer mit ernsten
Bedenken gegen di« Folgen einer starke» Radikalisie-
rung de» preußischen Landtage» hat, die aber darum
keineswegs in der Sicherheit de» Wege», den sie zu
gehe« hat, sich erschüttert zeigt. Da» Zentrum sieht
der Entscheidung mit voller Ruhe entgegen in dem
Bewußtsein, alle« getan »u habe«, und in dem festen
Willen, auch weiterhin alle» zu tun, wa» möglich
ist, um den Forderungen einer fortgeschrittenen Zeit
in gleicher We.se gerecht z„ werden, wie den Not¬
wendigkeiten, di« sich au» seine» kulturellen Grund-
auffassungen ergehen. !
Deutsches Reich.
* Dr« Xeusestaltnag 1,1 »uS»Srti»e» Dienste».
Der Staatssekretär de« Lulwärtigen Amt» hat an,
geordnet, daß die von ihm eingesetzt» Kommission für
»ie Neugestaltung de» Auswärtigen Dienste» mit Sach¬
verständigen au» den Verufskreisen in Verbindung
treten soll. die a« der Lösung der der Kommission
überwiesenen Ausgabe interessiert find. Die bisheri.
gen Beratungen der Kommission haben sich, wie offi-,
giös geschrieben wird, von vornherein nicht nur mit dem
umfastender« Hu*, und Umbau de» Auswärtigen Am¬
te» selbst, sondern auch mit einer grundlegenden Reu.
ordnung de» diplomatischen und de» konsularischen
Dienste» beschäftigt. Die geplante Heranziehung wei¬
terem Kreise soll diessn Gelegenheit bieten, ihre man¬
nigfaltigen Erfahrungen auf dem großen Gebiete der
deutschen AnSiandS.Jntereflen in den Dienst der
Sache zu stellen und ihren Vorschlägen Geltung zu
verschaffen.
Kurland.
** Ei« neue« Präsident i» Porto»«!. Sidonko
Par» pr der Nam>. de» vom portugiesischen Volk in
allgemeiner, direkter Dahl z»m Präsident,» Ge¬
wählten. Er vertrat bi» zur portugiesischen Kriegs¬
erklärung sei» Vaterland tn Berlin. Er ist ein ge¬
mäßigter Republikaner und hat bei der Organisa¬
tion der Gegenrevolution gegen de» RadikaliSmu»
in Lissabon erheblich mitgeholfen. Selbst franzö¬
sische Zeitungen berichien, daß in Portugal allge¬
meine Krieg»Müdigkeit herrscht. Der Ausfall der
Präsidentenwahl bestätigt die». Portugal hat auf-
gehört» «in HiffSIand für dir Entente zu sei».
Kur dem Rachbargediet.
W. Dipperz. Gefreiter Konstantin Hifken-
brand von hi-r, bei einer Maschine»,ewehr-Abrei-
lung, hat am 88. v, M. hei Rohe ei»«» unerwar¬
teten feindlichen Flankengegenstoß durch schnelle»
Eingreifen mit seinem Maschinengewehr auf 75
Meter Entf-rnung zum Stehen gebracht und ver¬
eitelt. Am folgenden Tag« wurde ihm vom Regie-
mrntSkvmmondeur für ven großen Dienst, den er
im gefährlichen Augenblick durck sein entschlossene»,
chnelle« Handeln, i„ner Kaltblütigkeit und Tapfer¬
keit dem ganzen Baraivon erwiesen, da» Eiserne
Kreuz erster Klasse überreicht.
Nnterbimbach. Schütze Avam Dietz, In¬
haber de» Ei rrne« K-euzeS, ist auf dem westlichen
Kriegsschauplatz gefallen.
v Großenlüder. In der Macht zum DienStag
um Uhr erlag plötzlich einem Herzschlag im
SV. Lebensjahre Herr Haupilehrer Andrea» I» eph
Schein? Pf. Er hatte noch an seine« Todr»tage,
wie s» viel« Jahre hindurch, die Orgel ge piekt, di,
Schul« gehalten und in basier Gesundheit seinen
Spaziergang gemacht. Dem Sterbenden wurde von
dem eiligst herbeigerufenrn Priester noch die hl.
Oelung erteilt. Da» Begräbnis finde« Freitag den
?. Mai vormittag» 9'/» Uhr in Großenlüder statt
und im Anschluß hte-an da« 1. ko enamt. Au»-
wärtige Teilnehmer an der Trauerst'.«? können den
11 Uhrzug tn Richtung Fulda wieder benutzen.
ff «'ad Salzschlirf. D«m Leutnant d. L. Friedrich
Schmitt, Inhaber de» Sis,,nen Krru^S, Sohn
de» Gastwirte» Edmund Schmitr, wurde auf dem
westkichen Kriegsschauplatz die silberne badisch« Un-
vienörn-daikl« verlieh-». Er liegt zurzeit infolge
«ine» Kapfschusse» v^ruunder in einem Lazarett in
Straldurg.
(:) M! and Haid. Der Kanonier Joseph N ü ch -
ter, Sohn dr» Schre>nermeiste>« Simon Nüchler»
wurde in den letzten schweren Kämpfen mit dem
Ersernen Kreuz ausgezeichnet
O G'oßanhrim. Ein Postdied mußt« sich in
bm jugendlich«» Rangierer Franz Bergmann Von
Großauheim vor der Hanauer Strafkammer der»
an,Worte». Der noch nicht 18 Jahr» alte Bursch«
öffnet, am 1, Februar d. I». auf dem Hanauer
Ostbabnhos einen Postbeiwagen gewaltsam durch
Abretße» der Plombe und entnahm dem Wagen
ein« Reih« von Posipakete«. die m» Feld gehen 'vll-
len. Er war auch geständig, in sech» weiteren Fäl¬
len in ähnlicher Weis, Poftbeiwage« gewaltsam ge¬
öffnet und daraus Leben»miurl und andere Lrltkrl
(Se«f-, Leinenbeu'el, Verbandsstoffe. Feldflaschen,
Z, a>r«n«tui» u w.) enthaltende Paket« entwendet
zu laben. Tn« 11«iftl lautete wegen schweren Dieb¬
stahl« auf 8 Monate Gefängn'».
Hanau. Ter Läjährige Au»h>lf-.Ron-itr»r
Joseph Dallert war »ach seiner Entlassung a»s dem
itiilitardienste auf dem Onbahnhof, «m Rangier-
dienst« beichäfiigt worden und hatte dies« Gelegen¬
heit benutzt, um au» verschlossenen Wage» bezw.
durch Erbrechen einer in einem Wagen stehenden
Kiste 1000^-1300 Stück Zigjrren, »ine größere
Meng« Zwieback und zwei Flaschen Essig-Essenz ,u
entwenden. Die Strafkammer erkannte auf 9 Monate
Gefängnis; von djeler Strafe gelten 6 Wochen durch
die Untersuchungshaft als verbukt. — Umfangreichen
Diebstählen beim hiesigen Bekleidung» - Amte de»
21. Armeekorps ist die Kriminal-Polizei auf die
Spnr gekommen. Bisher find 10 Personen verhaftet
worden.
,(*) Flörsheim. Beim Ueberschreiten der Bah»,
gleise auf dem Bahnhof wurde der 17jährige Ran¬
gierer Eduard Staudach von einem Schnellzuge ge¬
faßt und überfahren. Der junge Mann starb nach
kurzer Zeit.
§§ Kassel. Der Kommunallandtag für den
Regierungsbezirk Kassel wurde am 29. April mit
einer Ansprache deS Oberpräsidenten von Trott zu
Eolz eröffnet. Anstelle de» »erstorbenen Kammer¬
herrn von Pappenheim wählte die Körperschaft den
Landrat und Kammerberr« von Keudell-Esch-
wege zu ihrem Vorsitzenden. An den Kaiser sandte
man «in HuldigungSielegramm.
Kassel Leutnant Trebing, Lehrer an der
hiesigen 15. Bürgerschule, erhielt für die Erkämpfung
de* LhS-Uebergange» den Orden Pour le meiste.
Er ist leicht am Unterschenkel verwundet und lieg»
in einem Feldlazarett. Soweit bekannt, ist Leut¬
nant Trebing der dritte BolkStchullehrrr, der mit
diesem höchsten militärischen Ord<n ausgezeichnet
wurde. Die beiden anderen find die Fltrgerleut-
nant» Bongartz auS Hamborn und Kroll auS Kiel.
KL Kassel. Unter sehr starkem Andrang« begann
am Ddnttag vor dem Schwurgericht die Ver¬
handlung «flen den Metzgergesellen Wilhelm Heit,
kamp und dre Frau Karoline Kämpfer wegen der
Raubmordes an der Mtwe Kauffmann tn
Melsungen, sowie einer Reihe im Rheinland und
Westfalen verübter Einbruchrdiebstähle. Heitkamp
macht einen ruhigen und bestimmten Eindruck, wäh-
rend die Kämpfer häufig weiut und dir Zerknirscht«
spielt. Bei der Bernehmnng gibt Heitkamp zu, den
Raub an der Frau Kauffmann in Melsungen be¬
gangen zu haben. Er behauptet indessen, den Mord
nicht mit Ueberlegung und auch nicht in der Besicht,
die Frau Kauffmann zu töten, begangen haben.
Er will lediglich im Affekt gehandelt habe«. Die
Kämpfer stellt enffchieden in Abrede, »« dem Mord
beteiligt gewesen zu sein. Dann wurden im ein¬
zelnen die unter Anklage stehendes Einbruchrdieb¬
stähle in Düsseliwrf, Herten und Gelsenkirchen durch¬
genommen, wo dir Angeklagte Kämpfer sich jedes»
mal als Wirtschafterin vermietet hott«, um umfang¬
reich« Diebstähle auSzuführe«. — Die Verhandlun¬
gen, zu der 50 Zeugen geladeu sind, werden mehrere
Tage in Anspruch nehmen.
A Frietzberg. Der Frankfurter „DolkSstimme"
zufolg« wurde die Großmühle von Karl Koch behörd-
lich geschlossen. Ein Beamter der ReichSgetreide-
stelle bat festorstellt, daß Koch 5000 Doppelzentner
Weizen für di« Firma Krupp in Essen gemahlen
und nach dort abgeliefert hat. Koch soll ferner auS
Weizen, die dem Kommunalverband« zu eigen
waren, Grieß hergestellt und als sogenannte «freie
Ware" zu bohen Preisen in den Handel gebracht
haben. In der Hauprsache sollen an den Weizenschie-
bungrn große Landwirte beteiligt sein.
U Gießen. Da« Schöffengericht »ahm di« Ehe¬
frau Margareta Seipp au« Rödgen weg«« Milch-
pantt'cherri und heimliche« ButterverkaufS in eine
Strafe von 1800 Mark. Di« Staatsanwaltschaft
hatte 10 Wochen Gefängnis und 1000 Mark Geld¬
strafe beantragt.
0 Bad Rauheim. Der gemeldete Metalldiebstahl
trug sich nicht in dem JnstallationSgeschäft von
Reitz, sondern in dem Geschäft von Roh» zu, wa«
hiermit berichtigend festaestellt wird.
* Slmburg. Ueber die durch Beschlüsse d«z Ma«
aiftratS und der Stadtverordneten erfolgte Umwand-
l«ng der Prot, höheren Töchterschule in ein Par i-
tättscheSLyzeum und über die Wohl ni<ht vor-
auSgesehene Tragweite dieser Beschlüsse schreibt di«
Wiesb. -Rhein. Volksztg ": .Die Marienschule hat
da« neue Schuljahr mit 8371 Schülerinnen des Ly-
zeums und 43 Schülerinnen de« OberlyzeumS be¬
gonnen. Bei diesem blühenden Zustande einer kath.
Schule ist er nicht ersichtlich, wie Magiskat und
Stadtverordnete, die beide in großer Mehrheit katho.
fisch sind, durch ihre Beschlüsse mitwirke« konnten,
die Protestantische höhere Töchterschule in ein varitä.
fischeS Lyzeum umzugestalten. In der protestanti¬
schen höheren Töchterschule sind acht katholisch« Schü¬
lerinnen. Falls der Minister zu der Umgestaltung
die Genehmigung erteilen sollt«, ist zu befürchten, daß
die kleine Zahl katholischer Schülerinnen jttm Nach,
teil der katholischen Erziehung solcher Schülerinnen
vielleicht nicht unbedeutend wachsen wird! Tie von
den Derubacher Schwestern nnrstergilttg geleitete
Marienschule zeigt schon du'-ch ihre große Schülerin¬
nen,ahl, daß sie allen Ansprüchen in hohem Maße
genügt. Di« acht kath. Schülerinnen der Prot, höhe¬
ren Töchterschule können tS wirklich nicht begründen,
daß eine so grundstürzende Umwandlung stattfinden
soll. Jedenfalls widersprechen di« Beschlüsse der Lim¬
burger Körperschaften dem so bedeutungsvollen letz¬
ten Hirtenbriefe der deutschen Bischöfe, abgesehen da¬
von. daß sie der allseitig bewährten Marienschule
Abbruch tun werden und nach den Ansichten mancher
Kreise gewiß auch Abbruch tun sollen. Hat die kath.
(Zentrums.) Majorität der Limburger Stadtvettre-
tung nicht überlegt, daß die Folgen ihrer Beschlüsse
sich gegen ihr« «jaene Ueber,eugun-' wend-n können?
Veraleich« man daaeaen. wie in Fulda di» Töch-
terschulfrage schiedlick-s^edlich gelöst ist. ES bestehen
dort zwei Zähere Töchterschulen, die beide Vrivat-
sckulen find: 1. di« katholische der Enal. Fräulein
mt Lyreum "nd k^--lhzei'm defie>- pädagogischer
Ki'rsu« von De. Schäfer, frül*r in Oberlohnstein,
einem kachol'sch-n Vr'-^e- der da< Oberlehrerera»
men e-mackt Tn* getestet ty'"*' 8 e^nr v-okstantisch«
mit der-n ,,*• protestantischer Tbeo-
l»a», Pfarrer Reih. ist. Re-d« Spulen werden von
der Stadt unterstützt. Könnt« e» nicht auch so in
Limburg werden?
SurDberheiien u.den heit.Kemtern.
;; Reustadt. Die Unsitte, daß bei Truppentran».
dorten sich die Soldaten auf di« Dächer der Waogon»
stellen, hat ei.i blühende» Menschenleben vernichtet.
Von Treyla kommend stießen einig« Soldaten mi,
ihre« Köpfen an dar Mauerwerk der Ueberführuna,
und einer fiel auf da« Dach, wo er obnmäcktig
liegen bl'eb. Beim Wär»erhäu«ch»n in der Näh« von
>)ier wurde er auSgesetzt und ftgib schon nach einigen
Minuten, da er sich eine schwere Kopfverletzung zu-
grzoaen hatte. ES handelt sich um einen ISjähi wen
Lolda'rn au» Stettin; er wird vom diesigen
Schwesternhaus« au» beeidigt.
-!- Allendorf. Ein unangenehme« Rach piel wird
die Festnahme eine» au-wäitigen Händler» mit
sebentmitiel» für mt An,ahl hiesiges Landwirt»
haben, welche für 1 Pfund Butter 10 bi« 12 Mark,
ur andere Sachen wie Speck, Eier, Mehl schon seit
ängerer Zeit ganz ungeheuer« Preise verlangten
und auch bekamen. Der Händler hatte bei seiner
Festnahme de« Rücken mit Speck auSwattierr.
ErfnrtShause« (Kreis Kirchhain). Der Vize,
feldwehe' Th. Preis. Sohn de« Landwirtes H. Preis,
wurde im 1. Garde - Fußartillerie - Regiment zu»
Leutnant der R?s. befördert.
Lokaler.
Fulda. 30 April 1918.
+ Inhaber der Eiserne» Kreuzes. Ferdinand
Müller, Sohn der Witwe Obe,Postsekretär Urban
Müller, Inhaber de» Eisernen Kreuzes, wurde auf
dem westlichen KriegSichauplatz zum Unteroffizier
befördert. — Der Mmenwerfer Joseph Dien sack
erhielt an der Westfront unter gleichzettiger Ernen¬
nung zum Gefreiten daS Eiserne Kreuz.
A Au« russischer Srtangenschast entwichen ist
von Moskau au« am 7. April nach zweimaliger
Verhaftung durch die Ro e Garde mit noch zwei
Kameraden der Gefreite Oskar Ludwig, Soh»
deS BuchdruckereibrsitzerS Orio Ludwig. Nach Ueber»
Windung mancher Echwierigkeuen hat er am 1L
April dre deutsche Grenze passiert.
>a> Die Feldpostpäckcheu können jetzt, nach einer
Mitteilung der Post» wieder an dre Westfront
gesandt werden, e« wird dringend gewarnt vor der
Bersendung verderblicher Nahrungsmittel.
—* Änderung der Rrtdrpflicht für Piarin. Für
Platin besteht neben der aügemernen Beichlagnahme
eine Derpflichtung zur fortlaufenden Bestandsmel¬
dung auf Grund der Dekannrmachung vom 1. Sept.
1916. Durch die 1. RachtrogSbekanntmochung vo«
30. Aprrl 1918 sind die Me !>)« bestini m un gen dahin
abgeändert worden, daß künftig die Bestände an Platt»
nur »och alle 6 Monate zu melde» sind und
die nächste Bestandsmeldung demzufolge nach dem
Stande vom 1. September 1918 mit einer Ein-
reichfrist bi» zum 15. September 1918 fällig ist.-
Der Wortlaut der RachtragSbekanntmachung ist bei
dem LandratSamt« rinzusehen. j
J Ablieferung von Fenstergriffen. Die Bekannt¬
machung vom 26. März d. I. beir, Einrichtungs-
Gegenstände auS Kupfer, Messing, Nickel,
' . II
Aluminium, Zinn re. verlangt den Ausbau unp die
Ablieferung aller Stücke, die entbehrlich oder leicht
ersetzbar sind. Dabei wnrden die Griffe vo» Der-!
schlöffen an Fenster» zunächst ausgenommen. In»'
zwischen hat sich jedoch die Notwendigkeit herauSge»
stellt, auch diese Griffe in die Enteignung einzube¬
ziehen; sie sind deshalb den mit der Durchführung
der Bekanntmachung beauftragten Behörden mit zu!
melden. TS empfiehlt sich, den Ausbau uvd di« Ab-^
lieferung aller abnehmbaren Fenstergriffe nicht aus--
zuschieben.
f’J Kriegsbeschädigten Bereinigung Fulda Statck
und Land. Die auf Sonntag, nachutittag 3 Ahr ein-
berufene Hauptversammlung hatte sich «ine»
zahlreichen Besuches zu erfteuen. Es wurde» 27
Kameraden als Mitglieder neu ausgenommen, so-
daß die Zahl derselben jetzt 80 bettagt. Der einst¬
weilige Vorsitzende Kamerad I o st erfiärte nochmal«
Zweck und Ziel der Vereinigung, ebenso der von der
Ortsgruppe HerSfeld erschienene Kamerad Sie-
bert. Die auf der Tagesordnung stehende Bor-
standrwahl wurde erledigt. Es wurde» gewählt
Jost erster Vorsitzender, Schmitt zweiter Vorsitzen-!
der, Aßmann erster Schriftführer. Storch zweiter^
Schriftführer, Knrps erster und Jahn zweiter Schatz-;
meister. Al« Beisitzer wurden gewählt die Käme,
raden Schätz, Kilian Röhnert und Ebert. Die Satz-!
unge» wurden mit einigen Aenderungen angenom¬
men. Einstimmig wurde der Beschluß gefaßt, dem
Verband wirtschaftlicher Vereinigungen KriegSbv-!
schädigtcr für das deutsche Reich: „Sitz Esten" bei-!
zuketen. Nach den Ausführungen des Kameraden
Sievert HerSfeld, sowie des Kameraden Aßmann gibt
ez für die Kriegsbeschädigten bis jetzt keine Bereim-
gung im Reiche, welche Erfolge aufweisen kan«, wie
der Verband Essen. Nur dort wurde bisher tat¬
kräftige Arbeit geleistet. Der Verband ist politisch.
und konfessionell neutral und will mit den gesetzge¬
benden Behörden, amtlichen Försorgrstellen sowie!
auch ytzc «Achen Honh in Hand zum Wohl« bfer;
KrlegSbeschAngten arbeiten. Es liegt nun N» In-?
teresse der noch Fernstehenden, sich umgehend der!
Bereinigung anzuschließen. Die Vorstandsmitglie¬
der nehmen Anmeldungen, auch schristttch. entgegen.
f Stiftung. Der evangelischen Kirchen¬
gemeinde ist von dem Ober - Regier»ngSrat
Springs rum in Wiesbaden, früher Landrat in
Fulda, als „Frieda » Springorum - Stiftung" die
Summe von 8000 Mark überwiesen worden.
<J Im Naturheilverei» hielt am Sonntag Abend'
Herr Dr. Strünckmann aus Salmünster^oden einen
Vortrqg über unsere .wichtigste tägliche Nah¬
rung". Der Herr Dr. sprach zunächst über unsere
Nahrung in fester Form, die er in Baustoffe und
Betriebsstoffe und solche Stoffe einteilte, welche bei¬
den Zwecken dienen. Wichtiger als die feste ist die
flüssige Nahrung, dazu bestimmt, Einerseits di, er¬
ster- zu lösen, aufzuschlirßen, dem Körper nutzbar
zu machen, andererseits die verbrauchten Teile auS<
zuscheiden. Am wichtigsten und unentbehrlichste« ist
unsere Nahrung in gasiger Form: die Luft mit ihrem
Gouerswffgeholt und den Rtizwirkungen auf Lunge
und Haut. Wird dieses rmser LebenSelement uns ent¬
zogen, so gehen wir bald zu Grund«. Leben wir
dauernd in schlecht gelüfteten Räumen, so schwindet
unsere W'derstond«krast gegen Dettereinflüsse und
allerlei ^Krankheiten der Attnunasorqane und
Schleimhäute, Stoffweckselstörungen. Dleicksticht und
Nervens-iden treten auf. täglich« Licktluttbäder re-
qen die Hauttätigkeit an nnd regeln die Blutvrrtei-
luna. Di« Soue"stoffo"k>,->Vrne und Kohlenlänre-
Anslckeidnna we-den erhöht. Der Körper wird ab-
aebärtet und die Nerven werden gekrästigt. Da«
täalsch im Freien mnommtne Lichtluftbad erhält unS
aelund und frflch und schützt un« vor mancherlei
Krankbeiten. . Die Wirknnaen des Lichtlust Bade«
tragen auch in hohem Maß, dazu hei, daß inftr«
Jn-end ge'und und le'enSsroh. stark und ti'chtig
wird. Während der Redner so den hellbrinaen-
den Einfluß von Lschj und Lust sch'ldertr. emvlahl
er gseschzestia recht vorsichtigen Gebrauch des Son-
nen'«de». Nervöle und .fi>erzle,'dend» dü"sten Son¬
nenbäder nur auf ärztlichen Rat nedwen. Die
.flubörer foloten den anschaulichen AuSfübrnnien neitz
Aufmerksamkeit und spendete» lebhaften Beifall.
vermischter.
* Da« Fährenunglfick bei Eßlinaen. Rack dn
letz»«« Nachricht sind bi« jetzt 20 Leickrn geiandet
n orden. Tie Hauptschuld soll den Födreniudaber
t'effen. weil er eniaeaen der amtlichen Vorschn't mehr
Leute >n dar Booi aufaenomiuen ha«»,, al« Su-plätze
vorhanden wa>en. DaS Boot ist infalae ll l'. i lonun?
gesunken. Der Fähieninhaber ist in Haft genom.
me» worden.
Gotterdienftordnuns.
»ntliolischer Gottesdienst.
Do«. Mittwoch, 1. Mai. abend» S Maiand
Donnerstag, 9. Mat. nachm. </,6 De'chtqetegenhttt
8 Mai. u. i Dome. Areitag, S. Mai. (He^z.
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