TTr 1ft& > Verantwortlich für den redaktionellenTeil: Karl Schü tte, I f ft ttTrtl tQlÄ I druck und ..ag der Futdaer?>ctiendruckerei in FuIda. - I 45. ^ührgÜNg.
I ll. IvO« j für Len Anzeigenterk:J. Parzekler, Fulda._RotationS- > 3^^****?5 ' »y|Q» j Fernsprecher ütt. 9. Tecegramm-Adreffe: ^nl&aerjeituwB^ !^^^^^».
Erfolgreiche Kämpfe in Flandern.
Set denW Tagesbericht.
"'tb‘ B-rlin, 8. Mai, abends. (Amtlich.)
Ocriliche Kämpfe südlich vom Diklebuscher See.
'»tb Großes Hauptquartier den 9. Mai.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Zwischen ?)Pern und B ailleul hielt tagsüber
kbhafte Artillcrietätigkeit an. Oertlicke Angriffe
üblich vom Diklebuscher See hatten vollen
Erfolg. Rheinische und badische Truppen erstürmten
in 2 Kilometer Breite stark auSgebaute feindliche
Linien auf dem Ostufer des Bhder-Baches. Sie
stießen hier anscheinend in einen französisch-englischen
Angriff hinein und zersplitterten seine Kraft.
Nur zu beiden Seiten der Straße Reninghelst-
.Kemmel kam der feindliche Angriff zur vollen
Entwicklung. Er wurde ebenso zurüügeschlagen wie
tztegenanqrifst: gegen unsere neugewonnene Stellung.
!L>ir machten 675 Gefangene von sechs französischen
und zwei englischen Divisionen, die schwere blu¬
tige Verluste erlitten. Bei Abwehr englischer
Vorstöße am Südufer der Lys bei Bucquoy und
südlich von Albert machten wir Gefangene. Bei
dem gestrigen^ erfolglosen nächtlichen Angriff austra¬
lischer Truppen an der Straße von Cord ie-Brah
blieben 45 Gefangene, darunter 4 Oifiziere, in
unserer Hand. Nördlich vom Lueebach und auf
dem Ostüfcr der A v r e blieb die Fenertätigkeit ge¬
steigert.
Erfolgreiche Erkundungsvorsiöße an mehreren
Stellen der übrigen Front.
In den drei letzte« Taren verlor der Gegner im Luft¬
kampf und durch Abschuß von der Erde aus 37 Flug¬
zeuge. Oberleutnant Schleich schoß gestern 3 feind
liche Flugzeuge ad und errang damit seinen 28. 27.
und 28. Luftsieg.
O st e n.
Ukraine.
An der Nordküste des A sow sch en-Meeres stießen
wir dis zur D o n m ü n d u n g vor und haben R o,t o w
besetzt. Die Verhandlungen über dieFestfttzeiner
Demarkationslinie werden demnächst beginnen.
Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorsf.
vtl Berlin, 9. Mai. abends. (Amtlichi.
Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues.
Ocsterveichisch - ungarischer Tagesbericht.
wtb Wien, 8. Mai. .
Das Artillerieseuer wurde stellenweise lebhafter.
Oestlich von Capo Sile, am Laghi-Beckeu, am Monte
Pertica und am Südhang des Monte Alesi wurden
feindlich« Erkundmigsunternehmungen abgewiesen.
D.er Chef des Genrralstabs.
wtb Wien, 9. Mai.
An der Piavesront war das Geschützseuer
auch gestern beiderseits lebhast. An der Gebt r g s-
front wurden an mehreren Stellen italienische
Erkundungen vereitelt.
Der Chef des Geueralstabs.
Der Friede von Bukarest.
Deo Friedensvertrag Zwischen Deutschland, Oester- r
ietdjsllrjgarn, Bulgarien und der Türkei einerseits .
itnb Rumänien andererseits, der nunmehr im Wort¬
laut vorliegt, besagt in der Einleitung, daß die ge¬
nannten Mächte befcblossen haben, die in Buftea am 5.
März 1918 Unterzeichneten Friedenspräliminarien in
einen endgültigen Friedensvertrag umzugestalten.
Das erste Kapitel betrifft die Wiederherstellung von
Frieden u n d Freundschaft und besagt in
Artikel 1, daß der Kriegszustand beendet ist und daß
die vertragschließenden Teile entschlossen sind, fortan
in Frieden und Freundschaft miteinander zu leben.
In Artikel 2 wirv bestimmt, daß die diplomati¬
schen und konsularischen Beziehungen
sofort- wieder ausgenommen werden.
Kapitel 2 regelt die Abrüstung der rumänischen
Strcitkräftc, die nach Maßgabe der genaueren Bestim¬
mungen durchgcsührt werden soll.
Rach Artikel bleiben von den Divisionen 1—10,
die zurzeit in B c s s a r a b i e n verwendeten zwei
Infanteriedivisionen der rumänischen Armee auf
Kriegsstärke, bis infolge der in der Ukraine durchge,
rührten militärischen Operationen der Verbündeten
Mächte eine Ecfavr für die Grenzen Rumäniens nicht
mehr besteht. Die urigen acht Divisionen sollen in der
Moldau in ■ verringerter Friedensstärke erhalten . blei¬
ben. Alle übrigen rumänischen Truppenteile, die nicht
im Frieden bestanden haben werden aufgelöst.
Kapitel 3 regelt die Gebietsabtretungen,
lieber die nach Nr. 1 der Friedenspräliminarien von
iisiimörnen abzutrctende Dobrudscha wird be-
itimmt. daß Rumänien das ihm 1913 zugefallene bul¬
garische Gebiet an Bulgarien mit einer Grenzberichti¬
gung zu dessen Gunsten wiederabtritt. An die
verbündeten Mächte tritt Rumänien den nördlich
der soeben erwähnten neuen Grenzlinie liegenden
Teil der Dobrudscha bis zur Donau ab, und zwar
zwischen der Gabelung des Stroms und dem Schwar¬
zen Meer bis zum St. Georgs-Arm. Tie Verbündeten
Mächte irerdcn dafür Sorge tragen, daß Rumänien
einen gesicherten Handelsweg nach dem
Schwarzen Meere über Cernavoda-Konstanza
erhält. Rumänien ist feruer damit einverstanden, daß
feine Grenze zugunsten O e it e r r e i ch -N n -
garns eine Berichtigung erfährt. Tie neue Grenze
beginnt beim Eiienbahndurchlatz westlich Turn-Seve-
rin, südlich Dudasa und endet am Pcuth einen Kilo¬
meter östlich von Lunea. Das Staatsvermögen in den
abgetretenen rumäniscken Gebieten geht ohne Entschä¬
digung und ohne Lasten, jedoch unter Wahrung der
darauf ruhenden Privatrechte auf die diese Gebiete er¬
werbenden Staaten über.
Unpolillsche Zeitläuse.
dl. Berlin, 8. Mai 1918.
> (Nachdruck verboten.)
Auf den Fliesen der Berliner Bürgersteige findet
tttan in dieser Jahreszeit viel Figuren und In¬
schriften. In Kreidcstrichen, als ob die Kreide vom
Kriege garnicht, beinflußt würde. Gebilde aus Recht¬
ecken und Dreiecken, als ob dort auf dem Pflaster die
Flächenbahn studiert werden sollte, und vorn und
hinten die Worte -Himmel" und -Hölle", die wie
ernste Gewissensmahuungen aussehen. Darum her¬
um eine .Kinderscharf die mit der Spannung von
Renubahnbcsuchcru die Sprünge verfolgt, die der
seweilige Spieler macht, um kunstgerecht den Weg
in den „Himmel" zu finden.
Die Kinder spielen Himmel und Hölle. Wenn
sie größer werden, erkennen sie mehr und mehr,
welch' ein tiefer Ernst hinter dem Spiel steckt. Zwi¬
schen Himmel und Hölle springt und ringt die ganze
Menschheit in einem fort. Die Ungläubigen wie die
Gläubigen. Die letzteren haben die tröstliche Hoff-
«!ung auf den Himmel im Jenseits und fühlen sich
ln der Himmelfahrtswoche besonders erhoben und
gestärkt. Wer diese Hoffnung verloren hat, strebt
um so sehnsüchtiger den Himmel auf Erden an,
der sich nicht finden und nicht begründen lassen will.
Am wenigsten in der fetzigen schweren Zeit, die ge-
radezu nach einer Hölle auf Erden aussieht. Als
wenn die ganze Menschheit bei dem Springen über
die Kreideftgur ihres Schicksals mit beiden Füßen in
das Höllcnvicrtel geraten wäre!
Bei den Berliner Straßenbildern fehlt eins von
den letzte Dingen: Das Fegefeuer. Das ver¬
misse ich gerade jetzt. Denn das Elend, in dem zur
Zeit die Menschheit schmachtet, ist immer noch keine
Hölle . Es fehlt ihm der schlimmste Stachel: Die
Ewigkeit und Unheilbarkeit. Wir sorgen und klagen,
es dauert schon fast vier Jahre, und das sei sehr
lange. - Nun. was sind irdische Jahre im Verhalt-
Kapitel 4 behandelt die K r i e g s e n t s chä di *n5
gen und besagt in Artikel 13: Die vertragschließen¬
den Teile verzichten gegenseitig auf den Ersatz
ihrer Kriegskosten, d. h. der staatlichen Aufwendungen
für die Kriegführung. Wegen der Regelung von
Kriegsschäden bleiben besondere Vereinbarungen Vor¬
behalten. „ _
Kapitel 6 betrifft die Räumung der besetz¬
ten Gebiete. Die von den Streitkräften der Ver¬
bündeten Mächte besetzten Gebiete werden zu einem
später zu vereinbarenden Zeitpunkt geräumt werden.
Während der Zeit der Besetzung wird die Stärke des
B e s a tz u n g s h e e r e s, abgesehen von den m Wirt¬
schaftsbetriebe verwendeten Formationen, 6 Divisionen
nicht übersteigen. Bis zur Ratifikation des Friedens-
Vertrages bleibt die gegenwärtige Okkupationsverwal¬
tung bestehen. Nach der Ratifikation des FriedenS-
vertrages wird die Zidilverwaltung der besetzten Ge¬
biete den rumänischen Behörden wieder übergeben
werden. Die Verkehrseinrichtnngen, wie
insbesondere "Eisenbahnen, Post, Telegraphen werden
bis auf weiteres in militärischer Verwaltung
bleiben. Rach der Ratifikation des FriedeuSvcrtrages
wird bas Besatzungsheer Requisitionen nicht
mehr vornehmen. Das Reckt des Oberkommandos zur
Requisition von Getreide, Sülsenfrüchten, Futtermit¬
teln, Wolle, Vieh und Fleisch aus den Erzeugnisien des
Jahres 1918, ferner von Hölzern sowie von Erdöl und
Erdölerzeugnisien bleibt jedoch bestehen. Ebenso das
Recht, wegen der Gewinnung, der Verarbeitung, der
Beförderung und der Verteilung dieser Produkte die
erforderlichen Anordnungen zu treffen. Von der Ra¬
tion des Friedensvertrags an wird der Unterhalt
des Vesatzungsheeres mit Einschluß der
dafür vorgenommenen Requisitionen auf Kosten
Rumäniens erfolgen.
Kapitel 6 enthält die Regelung der Donau-
schiffahrt. Danach wird Rumänien mit den ver¬
bündeten Mächten eine neue Donau-SchiffahrtSakre
absckließen. Für den Strom von Braila abwärts wird
die europäische Donaukommission als dauernde Ein¬
richtung aufrechterhalten bleiben. Sie wird fortan nur
aus Vertretern von Staaten bestehen, die an der Do¬
nau oder an der europäischen Küste des Schwarzen
Meeres gelegen sind. Rumänien gewährleistet den
Schiften der anderen vertragschließenden Teile den
freien Verkehr auf dem rumänischen Teil der
Donau mit Einschluß der zugehörigen Häfen und wird
von ihren Schiffen und Flößen und deren, Ladungen
eine Gebühr erheben, die sich lediglich auf die Tatsache
der Befahrung des Stromes gründet. Auch wird Ru¬
mänien künftig keine anderen Gebühren und Abgaben
auf dem Strom als die durch die neue Donau-Schiff
nis zur Ewigkeit? Jedes Jahr ist nicht einmal ein
Tröpfchen aus dem unerschöpflichen Ozean. Wir
dürfen uns über die Dauer nicht beschweren, so
lange wir überhaupt noch ein Ende absehen können.
Und das Ende winkt. Wie bei der Ausfahrt aus
einem düstern Bergwerksschacht der Lichtstrahl vom
Ausgange allmählich breiter und Heller wird. Die.
Erlösung komntt langsam, aber sie kommt sicher, sie
rückt immer näher, und darum ist die sog. Höll» auf
Erden, wenn sic auch noch so viele Leiden und Aasten
bringt, doch immer nur ein Fegefeuer, das sich mit
Geduld und Gottvcrtrauen überstehcn läßt.
Wenn nun die Kriegszeit überstanden sein wird,
kommt dann der Himmel auf die Erde? Eine große
Erleichtertlng wird es geben, ein erfrischendes Auf¬
atmen. In dem. Bewußtsein, daß das Schlimmste
glücklich überstandcn ist, werden die Menschen den
Rest der irdischen Mängel und Uebel mit mehr
Gleichmut ertragen. Denn ein schwerer Rest wird
auch im alleraünstigstcn Falle noch übrig bleiben.
Wer sich einbildet, es werde nackt dem Kriege das
Reich des ewigen Friedens, der allgemeinen Wohl¬
fahrt und der reinen Nächstenliebe sich begründen
lassen, den möchte ich in seinem Glückstraum nicht
stören, aber mitträumcn kann ick, nicht, leider nicht.
Der Himmel konnnt nicht aus die verpfuschte Erde.
Was zu erreichen ist, kann man eine Milderung
des irdischen Fegefeuers nennen.
Weiter nichts? Nun. das ist schon sehr viel. Wie
manchen habe ich schon seufzen hören: „Ach, wenn
wir doch nur die schönen Zeiten vor dem .Kriege wie¬
der hätten!" Und viele fügen hinzu: ,J!ch fürchte,
wir werden niemals wieder so bequem und so billig
leben können, wie dazumal." Das wird wohl stim¬
men. Aber waren wir denn dazumal zufrieden?
Haben wir nicht in der „schönen. Zeit vor dem
Kriege bittere Klagen gehört und heftige innere
Kämpfe erlebt? Die irdische Menschheit kommt nie.
mols zur wirklichen Ruhe und -vollen Zufriedenheit.
Wenn sich überhaupt der Himmel auf Erden
fabrizieren ließe, dann hätte es doch, in langer, schö-
wer Fviedenszeit der verflossenen Jahrzehnte ge-
fahrtSatte zugelassenen erheben. Deutschland. Oester¬
reich-Ungarn, Bulgarien, die Türkei und Rumänien
haben das Recht, auf der Donau Kriegsschiffe
zu halten. Diese dürfen aber mit dem Ufer eines an¬
deren Staates nur mit Zustimmung dieses Staates in
Verkehr treten. Jede der in der Donaumündungskom-
miffion vertretenen Mächte hat das Recht, je zwei
leichte Kriegsschiffe als Stationsschiffe an den Donau-
mür-dungcn zu halten. Diese können ohne besondere
Ermächtigung bis nach Braila hinauf Aufenthalt neh¬
men.
Kapitel 7 behandelt die Gleichstellung der Reli¬
gionsbekenntnisse in Rumänien. «
Kapitel 8 enthält die Schlußbestimmungen. Danach
werden die wirtschaftlichen Beziehungen
in Einzelverirägen geregelt, soweit nicht ein anderes
bestimmt ist, gleichzeitig mit dem Friedensvertrag in
Kraft treten. Das gleiche gilt von der Wiederherstel¬
lung der Rechtsbcziehungen, der Regelung von Kriegs¬
und Zivilschäden, dem Austausch der Kriegsgefangenen
und Zivilintermerten usw. Die Ratifikationsurkunden
sollen tunlichst bald in Wim ausgetauscht werden.
Unter den Friedensbedingungen, die den Rumä¬
nen gestellt worden sind, ist keine, die Rumänien sei-
ner staatlichen Lebensfähigkeit beraubt, und auch in
ihrer Gesamtheit wirken, die Friedcirsbedinguncstn
nicht als eine Beeinträchtigung der Dascinsmögltch.
ketten Rumäniens als eines selbständigen Staates.
Aber nicht um der schönen Augen der Rumänen
willen oder aus irgendwelchen anderen ^empfindsa¬
men Erwägungen ist man verhältnismäßig milde
mit Rumänien verfahren, sondern ans ganz nüch¬
ternen „Gründen des eigenen Vorteils: Rumänien
wird aus lange Zeit hinaus einer der wichtigsten
Lieferer der Verbündeten an Getreide, Mineralöl
und anderen Rohprodukten sein, und es mu ß t e
darum lebens- und arbeitsfähig erhalten werden. So
hat man den'Rumänen nicht bloß, die ungehinderte
Benutzung des über Ezernavoda nach dem Seehafen
Konstanza führenden Schienenweges gewährleistet,
Hot ihm nicht bloß die Donaumündungen belasten,
durch welche Braila und Galatz mit der See ver¬
bunden werden, sondern hat ihm auch Aussichten
auf die Erwerbung von Beßarabien eröffnet, wo es
sich einen neuen Seehafen schaffen kann. Die bei¬
den zurzeit in Beßarabien verwendeten Infanterie,
divisionen dürfen auf Kriegsstärke verbleiben, bis
infolge der in der Ukraine durchgeführten militäri¬
schen Operationen der Verbündeten Mächte eine Ge¬
fahr für die Grenzen Rumäniens nicht mehr besteht,
so wird ausdrücklich in Artikel 4 des Friedensver¬
trages besttmmt, und diese Bestimmung deutet dar¬
aus hin, daß man sicher mit dem Erwerb Beßara-
biens durch Rumänien rechnet.
Das.Hauptstück des Friedensvertrages bildet das
dritte Kapitel, das von den Gebietsabtretun¬
gen handelt, und in diesem Kapitel ist der wichtigste
Abschnitt derjenige, der von der Dobrudscha
handelt. Die gesamte Dobrudscha wird Rumänien
abgenomme«, und zwar fällt der südliche Teil des
Gebietes an Bulgarien, während dcr_ Rest in den
gmeinscnnen Besitz der Verbündeten Mächte übergeht.
Bulgarien bekommt zunächst nur das Gebiet, das
cs im Jahre 1913 nach den Balkankriegen an Ru¬
mänien hat abtrcten müssen, aber auch hinsichtlich
des nördlichen Teiles der Dobrudscha werden bald
anderweite Bestimmungen getroffen werden, durch
die den bulgarischen Wünschen Rechnung getragen
wird. Wenn dies nicht setzt schon geschehen ist, so
ist der Grund dafür darin zu finden, daß es zwi¬
schen Bulgarien und der Türkei noch einige Fra¬
gen zu bereinigen gibt, von deren Lösung die end¬
gültige Regelung der Dobrudscha-Angelegenheit ab¬
hängig ist. Es'handelt sich bekanntlich Darum, daß
die Türken als Ausgleich für den Uebergang der Do¬
brudscha in bulgarischen Besitz eine Rückerstattung
des Gebietes von Adrianopel verlangen, das
gütige Regelung der Dobrudscha-Angelegenheit ab¬
treten müssen. In dieser Angelegenheit ist bereits
eine grundsätzliche Einigung zwischen Türken und
Bulgaren herbeigeführt worden, und es unterliegt
keinem Zweifel, daß auch die noch vorhandenen Mei¬
nungsverschiedenheiten in bundesbrüderlichem Geist
werden beglichen werden.
Bei den zugunsten Ungarns vorzunehmendcn
Grenzberichtigungen handelt es sich zunächst darum,
schehen müssen. Aber was hat der Menschenwitz zu¬
stande gebracht? Einen Weltkrieg, wie er in dieser
Weise und in dieser Verheerung seit der Sintflut
rwch niemals dagewcsen ist. Bosheit und Dumm¬
heit wirken zusammen und bekamen das verhäng¬
nisvolle Uebergewicht. Die Vernunft konnte sich
nicht anders mehr helfen, als daß sie das Sck,wert
zur Abwehr in die Hand nahuz. In Babylon wollte
man vor alten Zeiten schon einen Turm bauen, der
bis in den Himmel reichen sollte: das Ende war die
Sprachverwirrung. Der neumodische Turmbau der
sog. Kultur, der ebenfalls die Erde bis in den Him¬
mel bringen sollte, endet in der Kriegsverwirrung.
Auf die kühnen Bauversuchc ist ein Zeitalter der
Zerstörung gefolgt, — einer grausamen
Zerstörung und einer raffinierten Zerstörung,
die mit allen Hilfsmitteln der modernen Technik
schonungslos arbeitet. Das alte Dichtcrwort kommt
da in erschrecklicher Weise zu Ehren: Jst's auch
Wahnsinn, so hat es dock» Methode! Freilich, der
blutgierige und vernichtende Wahnsinn der .Kriegs¬
treiber hat nur zu viel Methode. Die Zerstörung
von Leben und Gut wird jetzt mit einer Kunstfertig,
keit betrieben, die den Neid aller Menschenquäler
aus den früheren Jahrhunderten herausfordert.
Wer mild urteilen will, kann vielleicht sagen:
Tic Menschen sind wie kleine Kinder, die ihre er-
sten .Kräfte am Umwerfen und Zerbrechen üben,
weil sie noch nickt imstande sind, etwas aufzubaucn.
Wenn ich bei meinen! jüngsten Enkel ans der Matte
hocke, so macht es dem Knirps ein riesiges Vergnü¬
gen, die Säule umzureißen, die ich aus den Bau¬
klötzchen gebildet habe. Allmählich versucht er auch,
das eine Klötzchen auss andere zu setzen: ober es
will ihm schlecht gelingen, und wenn er das dritte
anbrinaen möchte, so stößt er die beiden ersten wieder
um. Es mag ja sein, daß die Menschheit trotz ihrer
vielgepriesenen Kultur noch in der täppischen Kind¬
heit steckt. Jedenfalls steckt sie noch in den Flegel¬
jahren, wo man viel Unfug treibt und nichts Ge¬
scheites leistet. In tausenden von Jahren ist die
Menschheit noch nicht vernünftig geworden. Wie
daß die Grenze vom Kamme des GrenzgebrrgeS
nach s-inem östlichen Fuße hin verschoben wncd.
Die beherrschenden Höhen sowie die Gebirgspasse
gehen also in ungarischen, Besitz über, sodaß enr
Ueb erfüll wie ihn Rumänren rm August des vor-
vorian Jahres gegen. unsere osterreichrschi-unga.
rischen Bundesgenossen „ verübt hat. durch btef«
Grenzverschiebung unmöglich gemacht wird. Der
Gebietszuwachs Ungarns betragt ungefähr 5000
Quadratkilometer wenig bewohnten Gebirgslandes,
während Oesterreich von Rumänien den südlich von
Czernowitz in die Bukowina einsprmgenden -mma-
nischen Gebietes im Umfange von etwa 600 Qua¬
dratkilometern erhält. , T1 ... ..
Wichtige Sicherungen haben wir erhalten ur die
Lieferung von Lebensmitteln verschiedener
Art und von Erdöl, soweit Rumänien daran Ueber-
schuß hat. Tie Regelung und Erfüllung dieser Ver¬
pflichtungen wird zweifellos auch für die künftige
Gestaltung unserer Wirtschaftsbeziehungen mcht
ohne Einfluß bleiben. ..
Bedeutsam sind auch die Bestimmungen über die
Donauschiffahrt, über deren' Regelung, die
Verhandlungen über die neue Dampffchiffayrtsakre
noch näheres bestimmen werden. Die freie Toumr
wird für uns und unsere Verbündeten eine Grund¬
lage segensreicher Entwicklung sein und dl- teils
alten, teils im Kriege erst sichergestellteu guten wirt¬
schaftlichen und politischen Beziehungen noch mehr
terinn'gen können. .
Die Gleichstellung der R eligi o n § b e k c nn t -
nisse in Rumänien kann zum inneren frieden in
Rumänien wesentlich beitragen, in etwa auch eine
Lösung der rumänischen Judenfraae anbahnen., und
darüber hinaus über den ganzen Balkan beruhigend
wirken.
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwilchen den
vcrt-ündeten Mächten, und Rumänien werden m
Einzelverträge« geregelt, die einen wesentlichen Be¬
standteil des Fricdensvertrages bilden und soweit
darin nicht ein anderes bestinimt ist, gleichzeitig
mit dem Friedensvertrag in Kraft treten. Tie wich¬
tigste dieser wirtschaftlichen Besttmmubgen ist ohne
Zweifel das rumänische P. e t r v l e u m a b k o m -
men- *
Der Friedensvertrag und das. was aus den zu^
gehörigen wirtschaftlichen Abmachungen bekannt ge¬
worden ist, sind eine tüchttge Leistung der deutschen
und österreichischen Diplomaten, preiswert und dan¬
kenswert in hohem Grade. 'Es ist nicht die Schuld
unserer Staatsmänner, wenn in den Abmachungen
immer wieder Wechsel Auf Ile Zukunft gezogen
werden. Biele Dinge, und auch sehr wichtige, mu߬
ten späterer Vereinbarung Vorbehalten werden. Es
ließ sich eben nicht alles mit einem Federstrich end-
gilsig regeln. In manchen Fragen kann das letzte
Wort erst gesprochen werden, wenn sich zeigt, ob zu
der erforderlichen Mitwirkung auf der Gegenseite
sowohl der gute Wille, als auch die Fähigkeit vor¬
handen ist. ' So ist z. B. auch in Sachen der Be-
satzungöiruppen ein bedächtiger Abbau- vorge
sehen, um Erschütterungen der Ruhe und Ordnung
in der Uebcrgangszeit uröglichst zu verhüten. Aus
feen wirtschaftlichen Abmachungen erfährt die
„.Kreuzzeitung", »daß die Vorteile, die hauptsäck>-
lich in dem Getreideabkonunen und in dem Prtro-
lcumvertrag bestehen, für Deuffchland nicht zu.
unterschätzen sind. Teilweise mögen diese Abmach-
ungcn eine bare Kriegsentschädigung enrsetzen, aber
nebenher wäre eine solche doch sicher zu erlangen
gewesen. Sie hätte auch fördernd ans die Stim¬
mung des deutschen Volles gewirkt. Bisher ver¬
lautete. daß insofern noch eine mittelbare .Kriegs-
enffchädigung verlangt worden wäre, als die von
uns vorgenommenen Requisitionen nicht bezahlt z»
werden brauchen. Aus dein '. 'öftentlichten Ver¬
trag geht das aber nicht Herr . Wie weit sich bei
dem Abschluß des Vertrags Herr von Kühlmainr
durch die Friedensresolution des Reichstags, in die¬
ser Hinsicht gebunden gefühlt hat, läßt sich nicht fest-
stellen." . .!
Das Blatt fürchtet für die Uebergangszeit allerlei
Arrgermsse und Reibungen, schon weil das uns
viel Tausende mag es noch dauern, bis sie zu einem
friedlichen Zusammenleben haltbare Grundlagen
schaffen kann?
Unseren Ururur . . . enkeln wünsche ich alles
gute, und wenn sie ein Stück Himmel auf der Erde
finden sollten, so sei es ihnen herzlich gegönnt. Aber
Du und ich, wir werden es nicht erleben. Was
machen wir denn nun in dem Jammertal? j
Kommt der Himmel nicht zu uns herab, so inus-
sen wir zum Himmel fahren. Bei dieser Himmel,
fahrt kann uns'freilich die moderne Technik nicht hel¬
fen. Auch die denkbar besten Flugzeuge oder Bal¬
lons kovunen nicht hinaus über die Lufthülle, in der
die armselige Erdkugel schwimmt. Aber der G e r st
kann sich erheben bis in himmlische Regionen. Der
Geist, der gehoben wird von der Auftriebkraft des
Glaubens und von dem Propeller der christlichen
Hoffnung. Den Weg, den die Seele nach dem Tode
gehen wird, legen wir im Geiste schon besuchsweise
zurück und empfinden den Vorgeschmack des Him¬
mels als Trost und Stärkung in 'den Mühseligkei¬
ten der irdischen Pilgerreise.
Enrpor die Herzen! Zwischen Himmelfahrt und
Pfingsten ist die allerbeste Zeit zu einer Erho¬
lungsreise in die höheren und beffcren, Regio¬
nen, zu einem erquickenden Ausflug des Geistes, de,
ähnlich wirkt, als wenn der Insasse eines Kriegs¬
gefangenenlagers einen Urlaub in die Heimat be¬
käme.
Dos himmlische Heimatsgefühl ist die beste Salbe
für alle Gebrechen auf der Wanderfahrt durch die
irdische Jämmerlichkeit. Hier haben wir zur Zeit
unseren Wohnsitz, aber Heimat ist dort oben, woher
unsere Seele stammt und wo sie ihren Ruheplatz
wieder finden soll. Der sein Sinnen und Trach¬
ten auf das himmlische Altersheim richtet, bleibt
frisch und fest in allen Strapazen des kurzen Erden-
wallens. In der Heimat, in der Heimat, da gibt's
ein Wiedersehen und ein Wohlergehen.,
Ueber ein Kleines!. Nur eine Weile. treu-,
lich'ausharren und durchhalten!