Dbg. Dr. Porsch (Ztt.): Unsere SicherungSanträg»,
« find leider abgelehut. Ein Teil meiner Freunde war
entschlossen, für diesen Fall gegen das gleiche Wahlrecht
zu stimmen. Gleichwohl wollen sie heute das nicht tun
in der sicheren Erwartung und unter der Voraussetzung,
daß nach den Verhandlungen des gestrigen Tages die
Sicherungen bei der nächsten Lesung Annahme finden
werden. Die Kommissionsbeschlüffc lehnen wrr ab Die
endgültige Siellungnahme zum Inhalt« des Antrages
Lohmann behalten wir uns vor. Er enchält nach mei¬
ner Auffassung erwägenswerte Momente für eine Ver¬
ständigung, ' z. B. die Zusatzstimme fiir ein gewistes
Alter.
Abg. von Kardorff (bei keiner Fr.): Die Frage
steht heute nur noch so: Plural- oder gleiches Wahl,
recht. ES ist immer noch nicht hinreichend genug in
die Oeffentlichkeit gedrungen, daß der Unterschied zwi¬
schen beiden Wahlrechten in ihrer Wirkung auf die Zu¬
sammensetzung diestL Hauses außerordentlich gering
ist. Dr. Lohmann hat auseinandergesetzt, daß die
alten drei Kartellparteien beim gleichen Wahlrecht nur
mit 17 Mandaten weniger als beim Pluralwahlrecht
hier ernziehen werden. Wenn eine Verständigung
über die Wahlreformvorlagen in diesem Hause nicht
zustande koglmt. so ist das ein schweres Unglück für das
^.and. Die Auflösung im gegenwärtigen Augenblick
„ halte ich für ein Unglück, und wenn sie bis an das
Kriegsende verschoben wird und wie ein Damokles¬
schwert über uns allen schwebt, sehe ich eine schwere
Unruhe in unserem gesamten inneren politischen Le.
den voraus. _ (Unruhe und lebh. Zurufe.)
Abg. Hirsch-Berlin (Sog.) bekämpft den Antrag
Lohmann wegen der Benachteiligung der Arbeiter-
Schaft.
Abg. von Deichen (frk.): Das deutsche Volk hat
sich im Kriege politisch reif gezeigt, und darum sind
wir für ein durch Sicherungen gegen Ausschreitungen
geschütztes gleiches Wahlrecht. Wir hoffen auf eine
Verständigung auf der Grundlage Lohmann.
Abg. Adolf Hossmailu (U. S.): Ihnen wäre am
liebsten ein Wahlrecht, bei dem jeder Konser¬
vative drei Stimmen erhält Unser Weizen blüht!
(Zuruf: Zwickau!)
Abg. Graef (kons.): Es muß bestritten werden,
daß beini Mehrstimmcnrecht für die Rechte ein gna,
stigeres Ergebnis heranskomme als beim gleichen
Wahlrecht. Das Ausland freut sich weniger über dm
vorübergehenden Streitigkeiten als über die Aussicht
auf hemmungslose Demokratisierung unserer inneren
Einrichtungen.
Tie Abstimmungen. Zunächst wird über den An.
trag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage
(gleiches Wahlrecht) abgcstimmt. Ein Antrag der U.
Soz. auf namentliche Abstimmung findet nicht die ge¬
nügende Unterstützung. (Abg. Adolf Hoffmann wird
wegen eines Zwischenrufes zur Ordnung gerufen.)
Ein konservativer Antrag auf namentliche Abstimmung
wird angenommen.
Tie namentliche Abstimmung ergab die
Anwesenheit von 421 Abgeordneten Davon stimmten
mit Rein 238 Abgeordnete, mit Ja 185 Abgeordnete.
Das gleiche Wahlrecht ist also auch in
dr ltter Le su ng abgele h nt. Für das gleiche
Wahlrecht stimmte die große Mehrheit des Zentrums,
die größere Hälfte der Nationalliberalen, die Fort¬
schrittler, die beiden sozialdemokratischen Gruppen, die
Polen und die Dänen sowie einige Freikonservative
und der Abg. von Kardorfs.
Darauf wurde über den Antrag Lohmann
(Zwei Zusahstimmen) ebenfalls namentlich abgestimmt.
Der Antrag Lohmann wird mit 336 gegen 73
Stimmen abgelehnt. Dafür stimmten nur die
Minderheit der Nationalliberalen, einige Freikonfer»
vative und einige Zentrumsabgeordnete.
Darauf wurde namentlich über die Ausschußbe¬
schlüsse, nämlich das P lur alwahlrecht. das fünf
Zusatzstimmen Vorsicht, abgestimmt. Die ÄuSschußbe-
schlüsse wurden mit 220 gegen 191 Stimmen bei vier
Enthaltungen ebenfalls abgelehnt. Dafür stimm¬
ten mit den Konservativen die Freikonservativen bis auf
die Abgg. Dr. Arendt, Wagner, Bredt und Kardorff.
Die Nationalliberalen waren dagegen. Das Abstim¬
mungsergebnis wurde von der Linken mit lebhaftem
Beifall aufgenommeil.
Da das gleiche Wahlrecht abgelehnt ist ebenso wie
der Antrag Lohmann auf zwei Zusatzstimmen und die
Korstmissionsvcschlüsse mit dem Pluralwahlrccht, ist also
überhaupt keine Festsetzung über die
Art des Wahlrechts getroffen. Es ist also
in der Vorlage eine Lücke entstanden.
Sofort nach Verkündigung des Abstimmungsergeb¬
nisses gab
Vizepräsident des Staatsministeriums Dr. Fried-
berg folgende Erklärung ab: Die Staarsregie-
rung hält nach wie vor an dem gleichen Wahl¬
recht unverrückbar fest und ist entschlossen, zu seiner
'Durchführung alle verfassungsmäßigen Mittel in An¬
wendung zu bringen. (Lebhafter Beifall links und im
Ztr.) Sie ist jedoch ebenso der Auffassung, daß das
Herrenhaus als gleichberechtigter Faktor der Gesetz¬
gebung zu dieser für imser ganzes Staats- und Verfas¬
sungsleben grundlegenden Frage Stellung nehmen muß,
zumal auch die Neuordnung des Herrenhauses selbst
einen wesentlichen Teil des geplanten Reformwerkes bil¬
det. Demgemäß wird auch das Herrenhaus mit der Vor¬
lage befaßt werden. Sollte dieses dem geordneten Gange
der Gesetzgebung entsprechende Verfahren, entgegen der
Erwartung der Staatsregierung, innerhalb gemessener
Frist nicht zur endgiltigen Annahme des gleichen Wahl¬
rechts führen, so wird die Auflösung des Hau¬
ses zu dem ersten Zeitpunkt erfolgen, zu dem dies nach
pflichrmäßigem Ermessen der Staatsregierung mft der
Kriegslage verträglich ist. (Lebhafter Beifall links und
im Zentrum.)
Die folgenden Paragraphen werden unverändert an¬
genommen. Zu 8 14 (geheime Wahl) wird ein An¬
trag Porsch '(Ztr.) auf Sicherung des Wahlge¬
heimnisses mit einem Zusatzantrag v. Kries auf
Sickerung der geheimen Wahl angenommen.
Zu 8 24 (Abgrenzung der Wahlbezirke) werden An--
träge der Nationalliüeralen auf Einführung der
Verhältniswahl in Groß-Berlin und anderen
großen Wahlbezirken abgelehnt. Der Antrag Alt¬
hoff (ntl.) betreffend Einführung der Verhältniswahl
in den gemiscktsprachigen Bezirken in den
Ostmarken wird in namentlicher Abstimmung mit 293
gegenc 113 Stimmen abgelehnt.
Der Antrag Porsch (Ztr.) wonach bei Abände¬
rung der Wahlbezirke in jeder Kammer eine
Stimmenmehrheit von Zweidritreln erforderlich ist, wird
angenommen.
Der Rest des Gesetzes über die Wahlen zum Abge-
vrdnetenhause wird ohne Erörterung ange¬
nommen.
Hierauf wird die Beratung des BerfaffungSgesetzeS
fortgesetzt.. Es handelt sich u. a. um die Frage, wem
die Prüfung der Wahlen obliegen solle. Ein
Antrag des Zentrums will die Wahlprüftmg dem Sause
selbst überlassen, während die Konservativen alle Wavl-
vrüfungen dem Oberverwaltungsqericht zuweisen Wol¬
ken, das rm Beschlußvcrfahren entscheiden toll Dieser
Anrrag fand auch mit großer Mehrheit Annahme
Annahme fand ferner der Antrag des Zentrums,'
der verlangt, daß dis Verfassung auf dem ordenr.
lrchen Wege der Gesetzgebung nur geänderr werden kann
wenn ss n jeder Kammer eine Stimmeu-
Mehrheit von Zweidrittel bei zwei Abstim¬
mungen. zwischen denen ein Zeitraum von wenigstens
21 Tagen liegen mutz, vorhanden ist.
In der Gesamtabstimmuna werden die Wahlrechts¬
vorlagen gegen die Stimmen der fortschrittlich-,! V»iks-
Partei, der Polen und der Sozialdemokraten n-^,
men.
Tie Tagesordnung ist erschövst.
Vizepräsident Tr. Porsch teilt mit. daß am 5. Juni
der Aeltcstenrat zusammentreten wird, um darüber zu
entscheiden, wann die verfassungsmäßig vorgeschriebene
zweite Lesung über die Vorlage erfolgen wird.
Nächste Sitzung Dienstag 4. Juni: Etat der Ge-
stütsvcrwaltung.
... Die dritte Lesuoo der Wahlrechisvorlage im prcu-
ßnchcn Aügeordncicnhause har dasselbe Ergebnis gehabt
fürs die ziveire» Das aleiche ig ßfcs
v ie Jh t worden. Abgelehnt wurde aber auch der Loh-
mannschs Dermittlnngsantrag und vbigelehnr wurden
endlich auch die in der zweiten Lesung auftechr erhcckte-
nen Kvmmissionsbeschlüsie btr. das Mehrstimmen-Wahl-
recht. #
_ Es ist also durch die gestrigen Abstimmungen eine
Lücke in das Gesetz gerissen worden, da keine
einzige Form des Wahlrchts Annahme gefunden hat.
Die Vorlage geht ohne ihr Haupfftück, den 8 3- an das
Herrenhaus: allerdings erst nach Verlauf von 21
Tagen, da das Abgeordnetenhaus nach den verfassungs¬
mäßigen Bestimmungen nach Verlauf von sovixl Tagen
eine nochmalige Abstimmung vornehmen muß.
Die S t a a t s r g i e r u n g gab durch 'den Mund
des stellvertretenden Ministerpräsidenten Dr. Friedberg
eine Erkläruntz ab, die ihr unverrückbares Festhal¬
ten am gleichen Wahlrecht verkündete. Bor
der Anwendung des äußersten Mittels will die Regie¬
rung aber doch rst abwarten, wie das H e r r e n h a üs
die Vorlage gestalten wird. Kommt es nicht zur end-
giltigen Annahme des gleichen Wahlrechts, dann wird
die Regierung das Abgeordnetenhaus zum ersten Zeit¬
punkt auflösen, an dem dies nach pflichtmäßigcm Er¬
messen der Regierung mtt der Kriegslage verrräglich ist
Die Regierung stellt sich auf den Standpunkt des ,auf-
aeschoben ist nicht aufgehoben", sie glaubt erst alle an¬
deren Wege zur Lösung der Wahlrechtsfrage bis ans
Ende gehen zu müssen, eh«.sie den der Kraftprobe be-
schreiter. Zu gewöhnlichen Zeiten hätte man in einer
Lage, wre die gegenwärtige ist. wohl zur Auflösung des
Parlaments greisen können. Aber in gewöhnlichen Zei¬
ten befinden wir uns nun einmal nicht. Jede Erschüt¬
terung unseres innerpolitischcn Lebens kann heute zu
unliebsamen Folgen führen. Der Abg. Dr. Porsch hatte
,n ferner sachlichen Einleitungsrede am Montag bereits
ausgeführt, daß Auflösung und Wohlkainpf um das
gleiche Wahlrecht ein schweres Unglück wäre für unser
Vaterland und unsere ganze Politik, besonders in der
schweren Kriegszeit. Um diese bitterernste Gefahr zu
vermeiden, hatte ja das Zentrum auch seine Sichcrhetts-
forderungen auf das allernotwendigste beschränkt und
mtt Sorgfalt alles vermieden, was die anderen Par¬
teien irgendwie als eine Sonderbestrebung im einsei-
ateienFaasiKAFFFFFuentsreeg rdgo rdgo rdgo rdgogd
tigen Interesse der Partei-oder des Katholizismus nur
hätten deuten können. Der rein sachliche und durchaus
paritätische Charakter unserer Sicherungsanttäg« hatte
auch im Lande vielfach Anerkennung und Zustimmung
in evangelischen Kreisen gefunden, wie Dr. Porsch her-
vorbeben konnte.
Schließlich ist ja auch gar nichts verloren als eine
kleine Spanne Zeit. Die Linke hat ja allerdings in
den etzten Monaten jede Gelegenheit benutzen zu sol¬
len geglaubt, über eine „Verschleppung" der Wahl,
rechtsftage zu klagen. Ob aber ein paar Monate mehr
oder weniger bei einem mehr als sechs Jahrzehnte in
Kraft benndlich-n Wahlrecht überhaupt entscheidend
nis Gewicht fallen werden? Auch wenn das gleiche
Wahlrecht jetzt schon beschlossen worden wäre würden
lendoch wohl nicht sofort Neuwahlen ausgeschrieben wor-
gen. Man sucht ja doch während des Krieges Neuwah-
zu vermeiden. Es ist also ganz vernünftig, daß die
Regierung die Zett ausnützt und statt heute aufzulösen
zunächst das Herrenhaus hört. Verloren geht dabei
sEs, aber die Möglichkeit, dabei zu gewinnen, nämlich
schließlich doch noch zu einem friedlichen Ausgleich zu
gelangen.ist nicht von der Hand zu weisen.
„Das eigentliche Drama kommt erst noch," sagte
Vizepräsident Friedberg am Montag. Wir möch¬
ten immer noch an die Hoffnung festhallen daß es
nicht als Trauerspiel ausläust mtt Jammer 'und Zer¬
störung, sondern einen friedlichen und gedeihlichen Ab¬
schluß findet. Es müßte sich in den konservativen Krei¬
sen nach und nach die verhältnismäßig kleine Anzahl
von besonnenen Polittkern finden, die um ihres christ¬
lichen und patriotische Gewissns willen von der unseli¬
gen Frakttonstaktik «blassen und sich lieber den Mittel-
Parteien anschließen .statt weiterhin die Geschäfte der
Radikalen zu fördern.
di« Regierung, die dar Vertrau— ver Partei oesitzt
schonungslose Angriffe zu richten, ihr einen Staat»,
stterch ,n der Ukraine vorzuwerfen und den Eindruck
zu erwecken, als ob die verantwortlichen Reichsinstanzen
vor allem der Reichskanzlei nicht Herren ihres Willens
waren, sondern unter de« Druck einer Militär-
herrschast standen di« ihren Willen auszwängen.
Ueber die Grundlagen der Angriffe wissen aber wir
alle, d,e wir ,n die Verhältnisse keinen Einblick haben,
nur wenig, und in wie weit und mit welcher Schärfe
kÄ-k Vorwürfe ausgesprochen sind, könnte mauerst
feststellen, wenn d,e ftaglichen Ausführungen authentisch
m,tgete,lt würden. Die Zentr. Parl..Korr. betonte in
ihrer Darstellung des Sachverhalts, daß der Wölfische
Kommissionsbericht zu .Mißverständnissen Anlaß« ge-
gegeben habe. ES zeigt sich abermals die Notwendigkeit,
die Berichterstattung aus der Kommission so auSzuge-
stalten, daß sie einen zutreffenden Eindruck der Vor.
gange vermittelt.
Auf den Vorwurf, daß es sich um einen Vorstoß
gegen Hertting und die Oberste Heeresleitung gehandelt
habe, nahm schon dre vom Vorsitzenden der 'Zentrums¬
partei abgegebene Erklärung ausdrücklich Bezug. Sie
stellte fest, daß d,e ZentrumSfraktion und keines ihrer
Mitglieder so töricht sei, den politischen Gegnern
diesen Gefallen zu tun. Hier wird die Geschlossenheit
der Fraktion besonders hervorgehoben und „keine» ihrer
Mitglieder" auSgenommeii. Es ist natürlich nicht Zu¬
fall, daß diese Wendung gehrucht wird, sondern da der
Name einet Abgeordneten, des Abg. Erzberger in
aller Munde war, ist eS für wünschenswert gehalten
worden, festzustellen, daß auch nicht einziges Mitglied
der Fraktion, also auch nicht der Abg. Erzberger, einen
solchen Vorstoß beabsichtigt hat.
Gegenüber dieser Erklärung noch die Behauptung auf¬
rechterhalten wollen, Abg. Erzderger habe den Sturz
Herttings beabsichtigt, das wird nur tun, wer immer
„alles besser weiß". Uns scheint die »bfickt, den Reich»,
lanzler zu stürzen, schon deshalb ausgeschlossen, weil Erz.
berger sicher weiß.daß gegenHertling nichts anzufangen ist.
ES handelt sich, (wie einwandfrei festgestellt ist,
weder um einen Vorstoß Erzberger» «egen Hertling,
noch um eine Aktion deS Zeutrumt. Erzberger hat
im Aufttage des Zenttums, der Sozialdemokratte und
der Fortschrittlichen Volkspartei gesprochen. Der ur¬
sprünglich geplante Antrag stammte von der Fortschr.
Volksparrei. Alle Parteien der Mehrheit haben ihren
Anteil an den Vorgängen. Daneben ist es von geringer
Bedeutung, ob die im Aufttage dieser Parteien erfolgte
rverkchen von vielen Pilzfreunden und „Pil-jägern^
erwartet, um auf Pilzwanderungen und
Ausflügen den Führern das Erkennen und Beflim-
men der Pilze zu erleichtern und besonders den
^"lnehmern die Wanderungen fruchtbarer zu machen
^Taschenbuch zur bequemen Bestimmung aller in
Mitteleuropa vorkommenden ansehnlicheren Pilz-
ko - per mit 4 Bestimmung». Tafeln" nennt sich das
.VadeMeeum für Pilzfreunde" und ist erschierFn im
Verlage von Quelle & Meyer in Leipzig. Ein? ein¬
gehendere Besprechung dieses zuin Bestimmen:deri
Pilze so brauchbaren, ja für viele nolwendlgens
WerkchenS, das sicherlich in allen Buchhandlungen!
Fuldas zu haben ist, dmfte angezeigt und bei der'
jetzt wieder herannahenden Pilzzeit allen Interessen-'
ten willkommen sein.
* Tann (Rhön). In Schlitzenhauien brannte
nachts das Gehöft des Landwirts Georg Reich
nieder.
-a- Vom Vogelsberg. Im hessischen Teile des
Vogelberges nahe Salzschlirf erschienen in der vorigen
Woche 2 Offiziere und 20 Mann, um in einigen
^rten Haussuchungen nach verborgenen Lebens-:
Mitteln zu halten. Der Erfolg war groß. Man
vermutet, daß Hamster, über ihren geringen Erfolg
erbost, Anzeige gegen die Landwirte erstattet haben.
(—) Nr«Hof. Das Amtsaericht verurteilte einen
Landwirt von Beitsteinbach wegen Verheimlichung
von Mehl gelegentlich der Getreiderevision zu 60
Mark Strafe.
3 Neuhof, Für tapfere? Verhalten vor d-m
Feinde erhielt der Gardepionier Joseph Kreß,'
Sohn des B- rgarbeiters Amand Kreß, in dech
Kämpfen bei t, . Quentin das Eiserne Kreuz.
X Nieder « Erlenbach! In der vergangene«
Rächt wurden einem hiesigen Landwirt 30 Hühner
und 1 Hahn gestohlen. Man fand nur noch di»
Kopfe der Tiere vor.
A Nied a. M. Die hiesige Polizei legte dem
gewerbsmäßigen Groß-Schleichhändler Druschk«
von hier das Handwerk. Der Mann hat seit Monaten
regelmäßig Lebensmittel im Schleichhandelsweg«,
aus der Rhön nach Frankfurt gebracht, wo man
^****»0/ ^ im au|uuye mqec Parieren erfolgte i imuj TVlllNlsurr georacyr, wo marv
Krink geschickt war oder unbedacht, ob sie in Einzelheiten ! ihm für das Pfund Butter 15 Mk.. das Pfund
zu wett ging und ob dre Art der Vorbringung der „Nicht- I Fleisch bis 5 Mark und für ein Ei bis 75 Pfennige
linien den Zwecken und den Abückten «m+fhrr,* nW I her Wohnung Druschkes fand man
den Zwecken und den Absichten entsprach oder
darüber hinausging.
Trotzdem mutz man freilich wünschen, daß wenn
immer eine Kritik notwendig ist — und sie wird auch
in Zukunft hinsichtlich der Ostfragen notwendig bleiben,
dafür sind die gänzlich neuen Verhältnisse im Osten
zu eigenartig verzwickt und oft wechselnd, als daß ni h t
Mißgriffe Vorkommen würden — man muß wünschen,
sagen wir, daß dann die Krittk in einer Form
erfolgt, die nicht mehr besagt, als sie besagen soll.
* Die freikonservative Fraktion des Abgeordneten¬
hauses hat anstelle des Freihcrrn von Zedlitz ein¬
stimmig den Abg. Luede cke (Spandau) zum Vor¬
sitzenden gewählt.
* Tödliche UngluckssSlle im Hilfsdienst betrifft
eine geplante Reichsmaßnahme. Zugunsten der
Hinterbliebenen solcher Personen soll die soziale
VersicheruvgSgesetzgebung ausgebaut werden.
Deutsche; Reich.
Die neue Wehrsteuer.
Die Aussprache über den Reichssteuerantrag der
Mehrheitsparteien, der als Anttag Groeber eingebracht
ist wurde am Dienstag im Hauptausschutz des
Reichstages in Gegenwart der Finanzminister der
größten Bundesstaaten fortgesetzt. Wie der preußische
Leiter der Finanzen, so wandten sich auch der bayeri,
sche Finannzminister v. Bräunig und der Finanz-
Ministers Sachsens, v. S e i d e w i tz, gegen den Plan,
eine Reichseinkommensteuer für dre im Kriege ge¬
machten Einkommen einzuführen. Sie versicherten,
man würde so den Bundesstaaten, die die Einkommen¬
steuern für sich beanspruchen müßten, die Durchfüh¬
rung ihrer kulturellen Aufgaben unmöglich machen
Der Abgeordnete Liesching (Vp.) regte eine friedliche
Neufassung der Steuerverteilung zwischen Reich und
Bundesstaaten an und begrüßte im Hinblick auf eine
solche Möglichkeit die Anwesenheit der bundeSstaatli.
chen Finanzminister in Berlin. Abg. Graf SScitaip
(kons.) meinte dagegen, die in der Verfassung borge,
sehene Steuerverteilvng auf Reich und Staaten sei
gut, jedoch werde sich vielleicht empfehlen, das Reich da¬
durch zu entlasten, daß man ihm einige Aufgaben ab-
nehme und den Einzelstaaten zuweise. Sowohl der
sächsische Finanzminister wie der konse'rvattve Redner
betonten weiter, daß durch die mögliche Kriegsenffchä-
digung der Steuerbedarf des Reiches vielleicht doch noch
stark herabgedrückt werden würde.
. Nach Schluß der Aussprache vertagte man die Ab¬
stimmung auf den Abend. In der Zwischenzeit sin.
den vertrauliche Verhandlungen statt zwischen den ein-
zelstaallichen Finanzministern und den AuSschußmit-
gliedrrn.
In der Abendsitzung teilte über diese Verhandlun¬
gen Abg. Groeber (Zcntr.) mit, daß sich der ReichS-
fchatzsekretär zu einer Besteuerung deS Mehreinkom.
mens berett erllärt hat, dagegen hat er gegen eine
Kriegsabgabe von Einkommen über 20 000 Mark und
gegen eine Ergänzungsabgabx auf die Vermögen im
Mindesibettage von. 20 000 Mark Bedenken geäußert.
Die Regierung ist um die Vorlage stattsttschen Ma-
lerialS über einen Wehrbeittag und über die Gestal¬
tung der Einkommenstcuergesetzgebung ersucht worden,
um so dem Ausschuß Gelegenheit zu geben, sich ein
eigene? Urteil zu bilden. Abg. Groeber empfiehlt des¬
halb von einer Abstimmung über den Anttag der
Mehrheisparteien Abstand zu nehmen. ES wurde dem¬
gemäß beschlossen, die Abstimmung bis nach Pfingsten
zu vertagen.
Susland.
* Die Kirchevverfolglmg in Mexiko. Dem „Bo¬
ston Trawscript" zufolge scheint die Anerkennung der
Regierung Carranzas, des berüchtigten Banditen
und augenibliMchen Gewalthabers in Mexiko, durch
die Vereinigten Staaten ein erneutes Aufleben der
Kirchenverfolgung in Mexiko bewirkt zu haben. Denn
nach der Anerkennung kommt für Cerranza die
Furcht vor einem Eingreifen der Vereinigten Staa¬
ten endgültig in Wegfall. So hat denn die mexika¬
nische Regierung damit begmmen, die nicht im Lande
geborenen latholffchen Priester zu verjagen,
wobei sie sich auf einen Gesetzesparagraphen stützt,
der nur den eingeborenen Priestern die Ausübung
kirchlicher Funktionen erlaubt. Es sind italienische,
spanische und ftunzösische Priester nach Vera-Cruz
geschafft worden, um von hier aus außer Landes ge¬
führt zu werden. Durch diese Maßregel wird das
Leben der katholffcheu Kirche in Mexiko ÜMsageu
völlig unterdrückt.
ll«r Lüche und Schule.
Konferenz der deatschen Diözesanvertreter deS Glan-
bensvereius nud der Superioren der deutschen
Missionsorden und -Gesellschaften.
_ Fulda. Unter dem Ehrenvorsitz unseres
Hochwürdigsten Herrn Bischofs findet dahier am
26. und 27. 'Mai eine Konferenz der deutschen Diö¬
zesanvertreter des Glaubensvereins und'der Superi¬
oren der deutschen Missionsorden und -Gesellschaften,
bezahlte.
noch erhebliche Lebensmittelvorräte.
ff Frankfurt a. M. Die städtische Schuh-Repa¬
raturanstalt Holzgraben 3, ist derart mit Arbeite»
uberhäuft, daß recht oft mehrere Monate vergehe,^
ehe ein Auftraggeber seine Schuhe zurückerhäkt.
Einem hiesigen Schutzmann ist es nun passiert, daß
er dieser Tage die Schuhe seines im raschen Wachs¬
tum begriffenen Buben nach fast 10 wöchentlichem
Warten von der löblichen Besohlanstalt zurückbekam.
Die Schuhe waren wohl sehr hübsch gearbeitet,
aber für den Jungen völlig wertlos geworden,
weil er inzwischen aus ihnen herausgewachsen war.-
— Zur Steuerung des Kohlenmangels im letzte»
Winter kaufte die Stadt vertragsmäßig von zahlrei¬
chen auswärtigen Großhandlunaen 3081600 Ztr^
Brennholz zum Preise von 15990540 Mk. aus.'
Bon dieser Summe sind bisher 1300000 Ztr. gelies
fert worden, sodaß noch 7 787 600 Ztr. ausstehen. Da
der Winter sehr mild war, letzte die Stadt verhält¬
nismäßig wenig Holz ab. Infolgedessen blieben
die Lager gefüllt, und obwohl der Preis auf 3
Mk. pro Ztr. herabgesetzt wurde, nahm die Bürger-,
schaff doch nur 200000 Ztr. ab. Die vorhandenes
Vorräte in der Stadt reichen demnach auch noch süv
den nächstjährigen Bedarf. Die fernere Anlieferung)
der noch bei den Händlern lagernden großen Holz-
mengen ist demnach überflüssig, müßte aber verttags-
mäßig vollzogen werden. Ütn sich nun diesen Ber-
" ‘" , bir — -- mm
Pflichtungen zu entziehen, will die Stadt die Ver¬
träge rückgängig machen und den Händlern ein«
Ablösung^- hzw. Abfindungssumme von 1223 606
Mk. zahlen. Die Stadtverordnetenversammlung soll
sich mit diesem Antrag des Magistrats einverstanden
erklären, was übrigens in den weitesten Kreisen der)
Bürgerschaft, die über diese merkwürdigen Holzver¬
käufe der Siadt aufs äußerste erbittert ist, sehr be¬
zweifelt wird. Zur Räumung ihrer Riesenholzla¬
ger hat die Stadt neuerdings auch schon große Men¬
gen an niederrheinische Städte verkauft, wobei siq
ebenfalls Einbußen erlitt.
O Höchst a. M. Im Stadtteil Sindlingen wurde
die Billa des im Felde stehenden Ingenieurs Haas
in den letzten Apriltagen von Einbrechern heim¬
gesucht, die zahlreiche Anzüge, Wäschestücke, Schuhes
Pelze, Silberwaren und wertvolle Haushalrungs-
gegenstände raubten. Der Einbruch wurde erst jetzt!
entdeckt, da das Haus ohne jede Aussicht ist.
§8 Kaffel. Bürgerschullehrer Leutnant d. 914
Trcbing aus Kaffel, der mit zwei tapferen Ka-
verbunden mit einem Missionstag der Stadt und I meraden, wie seinerzeit im Heeresbericht lobend er¬
ber Diözese Fulda, statt. . Am Vormittag des Drei- I wähnt wurde, den zähe von 'den Engländern ver-
faltlgkeitSwnntageS wird in den Kirchen der Stadt | teidigten Uehergang über die Lhs erkämpfte und hier
* Die Errichtung eines SteuergerichtShoseS deS
Reiches ist auf Antrag des Zentrums am Dienstag
einstimmig vom ReichshauShaltsausschuß beschloffen
worden. Dieser Geria rShof soll in Reichssteuersachen
über angefochtene Enticheidungen der Steuerbehörde
als oberste Instanz entscheiden. Desgleichen über
Fragen der Doppelbesteuerung, über Anträge auf
Befreiung von der Kriegssteuer und über 'Anträge
auf Freistellung von der im ß 1 deS Gesetzentwurfs
gegen die Steuerflucht begründeten Verpflichtung.
** Der „Vorstoß ErzbergerS" will nicht zur Ruhe
kommen. Einen Heftchen Feldzug gegen Erzberger
führt vor allem die .Köln. VolkSztg/, sie kommt immer
neder auf die bekannten Vorgänge im Hauptausschutz
Reichstags zurück und will eS nicht gelten lassen,
sie so „harmlos" seien, wie einzelne Blätter, die
i dg. Erzberger noch möglichst zu decken suchten, cs
uten. Wir wissen uns von j«der Vorliebe für
gen -Abg. Erzberger gänzlich frei, sehen unS gar nicht
berufen, jede» Tun und jeden Ton von ihm zu ver¬
teidigen, glauben andererseits aber auch nicht, daß eS
nützlich oder rötlich ist, einen Weltspektakel darau» zu
machen, wenn'einmal eine Ungeschicklichkeit passiert ist.
Gewiß war ti überflüssig, auf den „Richtlinien"
herumzureiten, nachdem ihre Einbringung alS Antrag,
weil er „offene Türen einrennen« würde und als Vor¬
stoß gegen die Regierung hätte gelten müssen, fallen
gelassen war; eS war auch Lcherttch mnantzedrachz, gegen ,
und der Diözesen Fe st gotteSdien st mit Missions¬
predigt gehalten. In den Pfarrkirchen der
Stadt werden Missionsbischöfe bezw. Missionspriester
predigen. Nachmittags ist im Dom eine Kindheit»
Jesu-Vereinsfeier für die Kinder aller Pfarreien
mit Missionsansprache des Hochwürdigsten Herrn
Bischofs Franziskus Hennemann ?. 8. M., Aposto¬
lischer Vikar von Kamerun. Für den 26. Mai ist
eine zwanglose Zusammenkunft aller Mijsionsgäste
und hervorragender Missionsfre^ude der Stadt
Fulda im großen Saale der „Harmonie" vorgesehen.
An beiden Tagen sind verschiedene Sitzungen
für die Konferenzteilnehmer anberaumt, am Mon-
rag. den 27. »Mai, ist nachmittags am Grabe des
hl. Bonifatius Andacht für die Vertreter des Xa-
veriuSvereins und die Mitglieder der Superioren¬
konferenz.
äti$ dem rrachvargevier.
(§) Petersderg. Am 7. April starb im Westen
den Heldentod der Postbote Aloys Herr, Sohn des
Hüttners und Postagenten Kornel Herr. Auf un¬
serer Gedenktafel steht der erst 21jährige Krieger an
47. Stelle.
6. Hosenfeld. Der Musketier Franz Joseph
We ß, Sohn des Hugo Weß, erhielt auf dem öst¬
lichen Kriegsschauplatz das Eiserne Kreuz.
jj Bad Salzschlirf. Die Kur zeit hat begonnen.
Es haben sich bereits 120 Kurgäste eingefunden.
-(/» Nüst (Kreis Hünfeld). Dem Leutnant der
Reserve und Kompanie-Führer »tack. theoL Amand
Seng, Sohn des Bürgermeisters Emil Seng, In.
Haber des Eisernen Kreuze» 1. und 2. Klasse, wurde
daS österreichische Militär - Verdienstkreuz 3. Klaffe
mit der Kriegsdrkoration verliehen. Leutnant Seng,
der jetzt wieder an der Westfront kämpft, war drei
Mona'e als Kompanie-Führer zu einem k. und k.
Infanterie-Regiment kommandiert.
k. AuS der Rhön. Alle Pilzfreunde, sowohl die
Pilzkenner als auch die noch viel zahlreicheren Pilz-
liebhaber und eifrigen Sucher, die doch gewiß gern
auch Kenner werden möchten, werden mit Freude
vernehmen, daß diese» Jahr rechtzeiftg erschienen ist
das kleine Pilzwerk „Vad« Mecum, Führer für Pilz¬
freunde" von Herrn Pfarrer A. Ricken in Lahrbach
(Rhön). Scho» im versangen-n Jahre wurde das
die englische Artilleriebesatzung durch Hgndgranaten-
angriff niederwarf und darauf diese Stellung mit
seinen beiden Kameraden so lange hieft bis Verstär¬
kungen heraWeführt werden konnten, wurde bald,
nach seiner kühnen Heldentat mtt seinen beiden Ka¬
meraden vom Kaiser empfangen. Der oberst»
Kriegsherr ließ sich den Leutnant d. R. Trebing, de»
Studenten der Rechte Gefreiten Daniel Dülser
aus Wiera (Kreis Ziegcnhain, Bez. Kaffel) und oe«
aus Kaffel gebürtigen Fleischergesellen August En.
gelhardt, jetzt in Hamburg, vorstellen, woraus
er sich vom Leutnant Trebing den Hergang des
Ucberganges über die Lys, den Leutnant Trebing
aus eigenem Ermeffen für notwendig hielt und des-
hakb erzwang, eingehend schildern. Leutnant Tre¬
bing berichtete seinem, obersten .Kriegsherrn, daß er
die verheerende Artillerietätigkeit der Engländer als
dem Fortgange der kriegerischen Operationen seines
Kampfabschnittes störend empfunden hatte und daher
beschloß ,mit zwei seiner Getteuen einen Ueberfall
zu wagen, um diese Batterien niederzukämpsen und
aefechtsunfähig zu machen. Mt einem Kahn er¬
kämpften sie sich das gegenüberliegende Ufer, wo sie
sofort einen überraschenden Handgranatenangriff ge¬
gen die englische Arttlleriebesatzung durchführten und
die zähe verteidigte Stellung der Engländer auch
alsbald vollständig niederkämpften. Die englische«
Geschütze schwiegen an dieser Stelle und sofort kamen
englische Verstärkungen heran, gegen die sich die
kleine Pcttrouillie durch Handgranate« verzweifelt
wehrte, bis das Trebing'sche Regiment Verstärkun.
gen mit Maschinengewehren schickte, die alsbald de«
englischen Widerstand vollkommen brachen und nun-
mehr die ganze Lhsstellung des jenseitigen Ufers ge-
nomuken und gegen starke Gegenangriffe behauptet
werden konnte. Nachdem sich der Kaiser über wei¬
tere Einzelheiten hatte Bericht erstatten lassen, be-
ftagte er alle Teilnehmer an dem kühnen Handstreich
nach ihren persönlichne Berhältniffen, worauf er dem
Leutnant d- R. Treving, der schon mit dem Eisernen
Kreuz zweiter und erster Klasse ausgezeichnet war,
den Orden Pour le merite und den beiden anderen,
Gefteiten Daniel ^ Dülser unter sofortiger Beförde¬
rung zum Unteroffizier und Offiziersaspiranicn und
Fleischergesellen August Engelhardt, der erst kur;
vorher Gefteiter geworden war,, das. Eiserne Kreuz
xrster Klaffe überreichte.