len Erbeutete Englische Anweisungen gaben ben
Deutschen dann Aufschluß über die Buchstaben S.O.S.
Diese sind ein Seemannszeichen für die Rettung aus
höclsiter Not und bedeuten: „save our souls" (Rette
unsere Seelen.) Darauf hätte sofort dag feindliche
Sperrfeuer einseden müfien, das jedoch immer mehr
und mehr verstummte. Don allen Seiten meldeten
zu dieser Zeit Beobachter zahlreiche Exvlosio-
n e n in den feindlichen Batteriestellungen. Die Be.
sichtigung der genommenen Battcriestellungen ergab
eine bisher unerreichte Zahl von Volltreffern. In
einer Batteriestellung lagen von acht Geschützen fünf
zerschlagen in ihren Geschützstände»,. Zwei weitere
Batterien wurden unter den zusammenstürzenden
Deckungen begraben. Die Beute an Geschü,
tzen ist noch nicht zu übersehen. In eini.
gen Rohren stecken noch die Geschosse. Munition liegt
in großen Mengen um die Geschütze herum.
wtb Berlin, 30. Mai. Die zwischen den Englän.
dern eingesetzten Franzosen leisteten stellerLveise
zähen Widerstand. So hielten sich die Franzosen noch
auf der Butte de Proully, obwohl Engländer bereits
rechts und links gewichen und die Deutschen schon bei
Joncherh und die Vesle gesetzt waren. Die b l n t i .
gen Verluste der Feinde sind an vielen Stellen
besonders schwer, wo tapferster Widerstand und über¬
hastetes Einsetzen der Reserven das deutsche Dordrin.
gen aufhalten sollten. Von dem ganzen Schlachtfelde
mehren sich die Meldungen über die Größe der
Beute. Bei Joncherh fielen den Deutschen große
Depots von VerpflegungS- und Futtermitteln vor al¬
lem an Hafer und Gerste, in die Hände.
Unsere Verluste beispiellos gering.
‘ r Berlin, 29. Mai. Augenzeugen bestätigen,
daß die deutschen Verluste beispiellos ge-
ring sind. Niemals feit dem Vormarsch 1914 ist
ein großer Sieg im Westen mit so geringen Opfern
erzielt worden. Kompanien, die daS furchtbare
Bergmassiv erstürmt, zwei Flußläufe überschritten,
schwere und leichte Geschütze erbeutet haben, melden
lc ne Tot... und kaum Verwundete. Meilenweit ist
läng? der Marschstraßen kein deutscher Tote
zu erblicken. Der Grund liegt in der Ueberra»
schung des Feindes und in der geschickten Tätig,
keit unserer Truppen. Aus dem Gefühl absoluter
lleberlogenheit über den Feind erklärt es sich, daß
trotz des die Erwartung der eigenen Führung über-
troffenen Tempos der Verfolgung die Verluste so
gering sind.
Ein hundertfach größerer Erfolg.
wrt> Berlin, 29. Mai. Die außerordentlich ge-
wundenen französischen und englischen militärischen
Berichte vom 29. Mai versuchen auf jede nur nwg-
liche Weise den deutschen großen Sieg an der Aisne
zu verkleinern. Ihr Harchtschlagwort ist im¬
mer wieder .der Anfangserfolg", wie er „nach jedem
Artiüeriedorbereitungsfeuer einzutreten pflegt." Da¬
bei vergessen die Ententeschreiber völlig, daß wie bei
der Sommeschlacht und bei der Flandern offensive, so
auch jetzt an der Aisne das deutsche Artillerievor¬
bereitungsfeuer im Gegensatz zu dem wochenlangen
Trommelfeuer der Franzosen und Engländer nur
kurze Stunden dauerte. Sie vergesirn ferner,
daß trotz der kurzen Feuervorbereitung den Deut¬
schen am ersten Tage ein hundertfach grö¬
ßerer Erfolg beschreden war alz der Entente in
allen ihren Großoffensivcn langer Monate.
Daß die Entente einen Durchbruch, der schon am
ersten Tage mehr als 18 Kilometer Tiefe erreichte,
der außer schweren blusigen Verlusten dem Feind
gewaltiges Kriegsmaterial, Geschütze und Beute ko¬
stete, als „Anfangserfolg" bezeichnet, ist nur dadurch
zu erklären, daß sie furchten muß, die Wahrheit
werde von ihren eigenen Völkern nicht ertragen. Die
deutschen Berichte würden sich nicht scheuen, einen
so gewalsigen Erfolg des Gegners, der in über 50
Kilometer Breite ähnliche Resultate erzielt, voll an¬
zuerkennen .
Fall don S 01 f f o n 5 hat. Das Blatt sagt, baß der
Fall von Soissonz mehr S »„druck aas Boris
machen werbe, als die Schüße aus den Riesenkanonen.
Die moralische Wirkung des Falle» von ScissonS werde
deshalb nicht gering sein.
Fliegerangriff auf Roueu.
Dem .Verl. Lokalan;.' wild auS Genf berichtet:
Die Siaöt Rouen, wo gegenwärtig besonders viel
Kriegsmaterial aufgestapelt ist, ist nachts von deut¬
schen Fliegern beschaffen worden. In den inneren
Sladtreilen sind die Zerstörungen angeblich gering.
Die Meldungen über den Umfang des Sachschadens
in den Magazinvierteln sind lückenhaft.
Die Beschießung von Paris.
Bern, 29. Mai. Die Beschießung durch weit-
tragende Geschütze bat in Paris Lyoner Blättern
zufolge in mehreren Stadtteilen beträchtlichen Schaden
angrrichtet. An einer Stelle platzte eine Gianaie
mitten auf der Straße und beschädigte die umliegen¬
den Häu er ichwer. An dieser Stelle sind zahlreiche
Opfer zu beklagen. Allgemein glaubt man, daß eS
sici, um neue ^Geschütze handelt, die zwischen St.
Ouenii und Montdidier ausgestellt sind und also
näher an Paris stehen, gleichz ilig aber weiter von
der Frontlinie entfernt sind, was ihre Bekämpfung
durch die Artillerie der Alliierten schwieriger gestalte.
Lern, 29. Mai. Wie Havas aus Paris meldet,
wurde rm städtischen Laboratorium festgestellt, daß
die Geschoffe deS neuen Ferngeschützes ein st ä r k e r e S
Kaliber aufweisen als die früheren. DaS Kaliber
der neuen Geschosse beträgt 24, das der anderen 21
Zentimeter Die Explosion ist geräuschvoller, aber
auch von größerer Kraft als bei den anderen
Granaten.
Ei« amerikanischer „Erfolg".
Der deutsche Heeresbericht sagte am Mittwoch:
„Westlich von Monrdidier drang der Feind bei örtli¬
chem Vorstoß in Canligny ein." Der französische
Bericht weiß über öieien Vorgang folgendes zu be¬
richten :
Im Westen von Montdidier haben amerikanische
Truppen, unrerstützt durch unsere Sturmwagen, auf
einer Front von 2 Kilometern einen Vorsprungs bei
Carrtgny sowie ein Dorf, das von den Deutschen stark
eingerichtet war, glänzend genommen und 170 Ge,
fangen« gemocht und Material erbeutet. Am Nachmit¬
tage sind feindliche Gegenangriffe, die auf Cantignh
gerichtet waren, vollständig gescheitert.
Ter feindliche Bericht legt dem örtlichen Kampf
etwas reichlich viel Bedeutung bei.
Der U-v-otkrieg.
wtb Berlin, 29. Mai. (Amtli h.) Unseren U-
Booten sind im Sperrgebiet um England
wiederum 80 000 B.-R.-T. feindlichenHandels-
schiffsraumes rum Opfer gefallen. Davon ent¬
fallen allein 27 000 To. auf Rechnung deS von Ober¬
leutnant zur See Patzig befehligtenU-Bootes, das
an der Westküste Englands, vorwiegend in der
Irischen Ser, und de, en Zufahrtsstraßen, 7 Dampfer
und 2 Segler ver'enkt hat.
Die Schiffe waren in der großen Mehrzahl
englischer Na>ionalität, darunter vier tiefbeladene
Dampfer von 5000 Tonnen Größe und darüber.
An Ladungen hatten die Schiffe Vieh, Erze, Gruben¬
bolz für England, Siückgut für Amerika an Bord .
E n tiefbeladener englischer Dampfer wurde aus
großem, stark gesicherien Geleitzug herausgeschoffen.
Namentlich sestaestellt wurde der englische Dampfer
Medora" (5135 To.).
Der Lief de« »dmiralst'h?« irr. Marine.
wtb Berlin, 30. Mar. (Amilich.) Durch unsere
U-Boote wurden auf dem nördlichen Kriegs¬
schauplatz neuerdings 9500 B.-R.-T. feindlichen
HandelsschiffSraumes versenkt.
Weiterer Rückzug.
Genf, 30. Mar. „Echo de Paris" meldet von der
Front: Nach Lage der Dinge müssen wir mit einem
weiteren Rückzug rechnen und mit der Preis-
gabe weiteren französischen Landes.
Auch der „Matin" schreibt zensurrert: Wir werben
weiteren strategische!» Räumungen nicht mehr auswei.
chen können.
Paris i« Verwirrung.
Bern, 30. Mai. Nach Bern gekomnrens Meldungen
sprechen von dem AüSbruch wiederholter Paniken in
Paris und von einer lähmenden Verwirrung nicht nur
unter den Volksmaffen, sondern auch in den regie¬
renden Kreise»», die in ihren Maßnahmen für den
Schuh von Paris eine nie beobachtete Kopflosigkeit
zeigen soll. Der Verkehr mit Paris ist auherordent.
lich erschwert.
Bern, 30. Mai. Die, letzten Meldungen von Pa-
PariS sprechen von schleunigen Maßnahmen zur Ver¬
teidigung der Hauptstadt. Die Bevölkerung sei durch
Maueranschläge aufgefordert worden, die Ruhe zu be.
wahren, selbst wenn es dem Feinde gelänge, weiter
vorzubrechen. Er würde genau wie im September
1914 auf den klassischen Feldern an der Marne zum
zweitenmale geschlagen werden. Der Donner der
Geschütze kommt inzwischen näher und näher.
Genf, 30. Mai. Franzosen schildern an der
Grenze die Wirkling der deutschen Offensivfortschritte
als wahrhaft betäubend für das Volk, das :urch die
versprochene amerikanische Hilfe in einen vollkomme,
nen Wahn versetzt worden war. In Lyon hört man,
daß die Bewohnerschaft von Paris in atemberaubender
Spannung an nichts anderes mehr denkt als an Flucht
aus dem durch die deutsche Fennbeschießung zur Hölle
gewordenen Bannkreis der Riesenstadt;. Die meisten
Geschäfte halten geschloffen. Die Abwanderung
nimmt ungeahnten Umfang an. Me fühlen: die
Stunde der letzten Entscheidung naht.
Der Eindruck des Sieges.
Bern. 30. Mai. Die durch die neu« deutsche Offen,
pve geschaffene Kriegslage wird von Stegemann rm
„Bund" folgendermaßen beurteilt: -Der deuifcye Stoß
richtet sich gegen einen Frontteil von sehr hoher stra¬
tegischer Bedeutung, da es sich um den Abschnitt Reinis-
SoiffonS handelt, den die Franzosen unter allen Um.
ständen halten müssen. Der gewalsige deutsche Vor¬
stoß, der wiederum von überlegener Führung und mäch¬
tigem Angriffsgeist zeugt, riß die Front am ersten Tage
in der Mitte ein. Fachs Lage ist heute gefährdeter, als
tc gestern ahnen konnte. Die französische Heeresleitung
muß ihre Verteidigungsstellungen an der Vesle um jedem
Preis gegen eine Uebernennung und Uleberflügelung
schützen." — Jnzwischem find die Ereignisse bereits
Wetter fortgeschritten.
Zürich, 30. Mai. Der militärische Mitarbeiter der
»Zürcher Post" bemerkt, daß Reims für die Deutschen
als Berkehrspunkt besonders wichsig sei. Die gleiche
Bedeutung komme SoiffonS zu, das der Stützpunkt der
Sttaßen durch das AiSnetal nd den direkten Berbin,
düng nach Paris sei". — Der Militärkritiker der „N.
Zürcher Zeitung" schreibt, die Lage sei für die Entente
hochernst geworden. Alle» hänge vom Einsatz
der Reserven der Miierten ab.
wtb Stockholm, 29. Mai. Die schwedische Presse
bespricht eingehend den deutschen Vorstoß über oie
Aisne. „SvenSka Dagbladet" schreibt: Wie ein
D on n e r s ch l a g ist die neue deutsche Offensive auf
die Front losgebrochen, die en und für sich immer
eine der für die Deutsche:» einlaSeisircn gewesen ist
aus der es aber während der letzten Zeit ganz itill ge¬
wesen ist. Die große Kraft »:o der Umfang machen
den Angriff zu einem wichtigen Test der Hcuptofiei:.
sive. wo und warn <r.:c& bic'c cmtretcn man
Haa», 30. Mai. Der „Nicuwe RotterdamfSr
TrMraru" weist auf die große Bedeutung hin, die der
Wieder ein Truppeniransportdampfer versenkt.
Haag, 30. Mai. Au» London wird gemeldet:
Die Admiralität teilt mit, daß am 26. Mai im
Mittelmeer das Tran spar lschiff ,Leasowe Castle'
von 9737 Tonnen durch Torpedierung versenkt
wurde. Renn Mitglieder der Bemannung, worunter
der Kapitän, und zwei Markantsten sowie 13 Offiziere
und 79 Mannschaften sind ertrunken.
Die Schwarze-Meer-Flotte in Noworoffyk.
An« Sebastopol sind zwei Gioßkampjschiffe und
neun Torpedoboote nach Nomorosjy! entko m m en.
Ein Kongreß der Besatzung dieser Schiffe soll jetzt
beschlossen haben, die Schiffe vor Ankunst der Deut¬
schen im genannten Hafen zu vernichten.
DaS Eigentumsrecht auf diese Schiffe beansprucht
die Ukraine.
Deutschland als Vermittler in Rußland,
wtb Stockholm, 25. Mai. Nach einer Meldung der
Petersburger Telgraphenagentur aus Moskau hat
das Kommissariat für auswärtige Angelegnheiten dem
Minister des AuSivärtigen in Tiflis durch Funk-
struch seine Beftiedigung darüber ausgesprochen, durch
den deutschen Botschafter Graf Mirbach gehör: zu
haben, daß die transkaukasische Regierung in Tschekeli
ourch ihren Dertteter Matschabeli über die Trennung
TranSkaukasienS von Rußland und feine Selbständigkeit
u verhandeln wünsche, und schlägt, ohne damit die Ile
abhängigkeit TranSkaukasienS schon anerkennen zu wol-
lne, die von der Mehrheit der transkaukasischen Bevöl¬
kerung nicht gewünscht werde, als Ort der Verhand.
lungen WladikaskaS vor. da Kiew nicht günstig gelegen
sei. Sie teile den Wunsch der deutschen Regierung, daß
die Verhandlungen möglichst bald ausgenommen uird zu
Ende geführt werden möchten.
• Zum Oberbefehlshaber in den Marken, das ist
für Groß-Berlin, wurde Generaloberst v. L i n f i n.
gen, der bisher eine Heeresgruppe führte, ernannt.
* Ei» Riesenbrand bei Moskau. Ein ungeheu¬
rer Brand in der Nähe des Bahnhofes der Eisenbahn
Kasan-Moskau am 26. Mai erzeugte eine starke Ex¬
plosion von Arttlleriemunition in vielen Dutzend
Dagen. 350 Wagen mit brennbarem Sprengmate-
rial und Vorräten verbrannten. Dutzende von Plen-
schen sind vermutlich umgekommen.
DenMes Reich.
* Da» Wahlrechtskompromiß, von dem die „Tägt.
Rundschau" „zuverlässiges" erfahren haben wollte,
existiert nicht, wie schon kurz gemeldet wurde. Na.
tronaliberale Kreise lassen Mitteilen, daß ihre Land-
tagSfraküon für das Kompromiß nicht zu haben sein
wird und von freikonservattver Seite wird versichert,
daß die Meldung für die Fraktion eine völlige lieber-
rai'chung bedeute. Auch der „Kreuzztg." ist vom Ab¬
schluß eines Kompromisses nichts bekannt; sie weiß
aber, daß allerdings Verhandlungen streng vertrau,
sicher Natur schweben, die nach der „Deutschen Ztg."
„nicht aussichtslos" sind Es bleibt also immer noch
ruhig abzuwarten, was aus den zwischen einzelnen !
Parteiei, oder ihren Verttetern gepflogenen Verstand'
gungSverbttndlunzen herauskommt.
* Das ^efin»cn des LauotaqSabg. Dr. Zimmer
(Ztr.) i» Reifst bat sich insofern gebessert, als das
Bewußt »in zu'ückaeked», jb.
* Zum Streit um Erabrrger. Das „Angustinuk-
blati', Organ de§ Angustinusoereins zur Pflege der
katholischen Presse, veröffentlicht eine Erklärung, d'
es beklagt, daß in der. letzten Zeit ntchi die nötige Z
rück Haltung geübt uno persönliche Angriffe rsicht ver¬
mieden seien. In Einzelfällen seien sogar vertraulich
gegebene Informationen gröblich mißbraucht worden.
Der Borstand des AugusttnuSvereinS erblickt hierin
eine» schweren Verstoß gegen die journalistische Be.
ruft-pslicht und Standesehre und wird gegen die Schul¬
digen unnachsichllich die nötigen Folgerungen ziehen.
* Darmstadt» 29. Mai. Bei der Lanoiagseriatz-
wahl für den hessischen Wahlkreis Gonsenheim-
Nieder-Olm wurde an Slelle des seitherigen Abg.
Kom.-Rat Molthan der Zenttumskandidat Volks¬
schullehrer Jos. Schorn-Mainz einstimmig gewählt.
Ru§ Rirche und Schule.
* Köln, 29. Mai. An den Folgen eines Schlag¬
anfalles, der ihn am Pfingstsonntag betroffen hatte,
ist Dienstag nachmittag Generalvikar Dr. Kreutz-
w a l d gestorben. Der Verschiedene war 1850 zu
Commern, Kreis Euskirchen, geboren als Sohn eines
Landarztes und wurde 1876 zum Priester geweiht.
Da er wegen des Kulturkampfes keine Anstellung er.
kalten konnte, setzte er seine Studien in Berlin und
Rom fort und balf in seiner Heimat in der Seelsorge
aus. 1886 wurde er zum Professor am Erzbischöflichen
Priesterseminar bestellt, wo ihm die Professur des
Kirchenrechtes Übertrag«! wurde. Erzbischof Krementz
ernannte ihn 1894 zmn Generalvikar. In dieser
Stellung verblieb er bis zu seinem Tode. Denn auch
die Erzbischöfe Simar. Fischer und von Hartmann be¬
stellten ihn zu ihrem Generalvikar und dreimal wählte
ihn das Metropolitankapitel bei Erledigung des erz¬
bischöflichen Stuhles zum Kapitularvikar. Mit sinem
viesigen Verwaltungstalent verband er eine genaue
Personalkenntnis des gesamten Klerus, der ihn wegen
seiner großen Milde und Güte hochschätzte.
Nur dem Nachbargebiet.
*„* Petersberg. Der schon mehrmals verwun¬
dete Gesreiie Karl Schwab, Inhaber des Eisernen
Kreuzes, wurde zum Unteroffizier befördert.
5* Giesel. Ter Vizese!dwebel Philipp Schnell,
Sohn des Philipp Schnell l, Inhaber des Eisernen
Kreuzes 2. Klaffe, ist nach seiner Verwundung das
Eiserne Kreuz erster Klaffe verliehen worden.
d. Pilgerzell. In der Nacht z»m Donnerstag
wurde dem im Felde stehenden Landsturmmann
Magnus Werlhmüller ein 3/« Jahre alte- Rind
gestohlen. Tie Diebe schlugen eine Fachwand ein
und gelangten in die Scheuer, dort erbrachen sie die
innere Tür zum Stall, gaben den Kühen Klee zu
freffen, banden daS Rind loS und führten es fort
bis in die Fellen auf eine Wiese. Dort schlachteten
sie eS ob. Kopf, Haut und andere Teile ließen die
Spitzbuben liegen.
-in- Dipperz. Für besondere Tapferkeit bei einem
Sturmangriff im Westen wurde der Musketier
Richard Faulstich mrt dem Eisernen Kreuz aus-
gezeichnet.
— Müs. Der Gefreite Anton Faust ln einem
Leib«Grenadier - Regiment, Sohn deS Gastwirte«
Heinrich Faust, wurde in Flandern mir dem Eiser¬
nen Kreuz ansgezeichnet.
X Salzschlirf. Der Kürassier Meldereiter Theo
Geilfuß, Sohn des Masseurs Geilfuß, erhielt für
besondere Tapferkeit daS Ei erne Kreuz.
Simmershausen (Kr. Gersfeld). Einem hie¬
sigen Landwirt wurde in der Sonntagnacht ein l'/s
jähriges Rind aus dem Stalle gestohlen und abge-
schlachtet.
* Lauterbach. Der einem Infanterie-Regiment
angehörende 21jährige Sohn . Johann des Molkerei-
arbeilers Peter holte jeinen schwerverwundeten
Leutnant aus heftigem Gronatfeuer heraus und
brachte ihn in Sicherheit. Für diese wackere Tal
erhielt er das Eiserne Kreuz erster Klasse.
* Hersfelb. Prinz Johann Georg von
Sachsen hat in Begleitung seines Adjutanten
Hauptmann von dem Busch, am Dienstag auf der
Rückreise von der Fuldaer Generalversammlung
des -kaveriusve'.eins, unserer Siadt einen Besuch
abgestaltet und u. a. die Stiftsruine besichtigt.
)( Kelsterbach'. Die Kunstseidefabrtl. die in
langen Jphren lvegen schlechten Geschäftsganges keinen
Gewinn verteilen konnte, wandte sich im letzten Jahre
der Herstellung von Dörrgemüse zu. Aus den
Uebersckiüssen dieses Betriebes erübrigte sie nach reich,
lichen Abschreibungen und Zurückstellungen bereits im
ersten Geschäftsjahr einen Reingewinn von 18V 028
Mk., woraus eine Dividende von 6 Prozent zur Aus¬
schüttung kam.
* Fran!>u:t a. M. Durch Einbruch sind dahier
Herrenanzüge, Sporthosen usw. im Werte von
etwa 5000 Mark, ferner Seidenstoffe im Werte von
etwa 18 000 Mark gestohlen worden.
* Erfurt. Die von mehr als 400 Teilnehmern
besuchte Haupt-Versammlung des Verbandes
Thüringischer Industrieller sprach sich in
»iner Entschließung dahm aus, daß an der bewähr¬
ten Handelsvertrags-Politik mit Meistbegünstigung
sestgehalten werde" Ein Zollbündnis mit Oesterreich-
llngarn oder gegenseitige Vorzugszölle für Erzeug¬
nisse beider Staaten könnten bei der verschiedenen
wirtschaftlichen Struktur und Entwickelungs - Stufe
Alands und Oesterreich-Ungarns zurzeit nicht
,cht kommen.
öäczburg. Der Postsekietär Weyde wu,de
in seiner Wohnung erstochen. Sein
-^wager, Magtslratsosfizianr Werner, ist als der
Tat verdächtig verhaftet wo, den.
Ru§ Geisa und Umgebung.
* Geisa. Am 24. Mai fand im hiesigen Rat¬
hause auf Einladung des Großherzogl. Bezirks-Direk-
ors eine Kommunalve'bands« Versammlung stark,
an der Landrags-Vizepräsiden» Dr. Kiel, Landdechant
Medler und die Geistlichkeit de» ganzen Amtes, Ober-
amtsrichler Dr. Erber, zahlreiche Lehrer und die
Gemeinde-Vorstände reilnahmen. Bezirks-Direktor
Zaron v. Groß hielt einen das gesamte Ernährungs-
Gebiet und die Aufgaben des Kommunal-V> rbandes
beleuchtenden Vortrag, dem sich eine Ausiprache an
der Hand von Wünschen aus der Mitte der Ver«
Sammlung anschloß.
LurGberhessenu denhess.Kemtern.
* Kirchhain. Das frühere Hotel Mosebach
üng um 32000 Mark in den Besitz des Schmiede-
ineisterS Heinrich Seiberk über.
& Aus dem Kreil« Frankender". In der Ge¬
markung Eimelrod wild ein neues Eisen stein-
bergwerk eingerichler, das den Namen „He nrich"
führen soll. _
Lokaler.
Fulda 31. Mar 1918.
^ Siebente Generalversammlung des Katholischen
Frauenbundes Deutschlands.
Zum zweitenmal während des Weltkrieges ruft
der Katholische Frauenbund Deutschlands seine Mit¬
glieder sowie alle Freunde der katholischen Frauen-
'wegung zu einer Generalversammlung zusammen,
'r es im Jahre 1916 bei der ersten Kriegsver-
„mmlung di« Reichshauptstadt, die der glanzoolleu
Tagung einen würdigen Rahmen bot, so wird dies¬
mal die altehrwürdige Stadt Fulda ihre Tore öff¬
nen, um vom 9.—12. Juni auf der durch Boni-
fatius. Rhabanus Maurus. Lioba geheiligten Stätte
deutsche Frauen zu ernster Arbeit zu vereinen. Große
innere und äußere Aufgaben h»rt die Tagung zu lo¬
sen. Unter den Wettern des Weltkrieges ist die ustich-
tige Organisation des Katholischen Frauenbundes
Deutschlands nach Breite undHöhe unaufhaltsam ge-
wachsen, hat immer weitere Kreise deutscher Frauen
in ihren Bann gezogen ttnd für hohe Ziele zu be-
geistern gewußt. Ta heißt cs nun: all die Kräfte,
die machtvoll in die Weite und in die Höhe streben»
einmal zu ibrem gemeinsamen Ausgangspunkt hin¬
ziehen, um sie erfrischt, gestärkt und einheitlich ge¬
richtet wieder in ihre segensvolle Arbeit zurückkehren
zu laffen; da heißt eS "in prüfendem Rückblick das
Gewonnene überschauen, in spähendem Ausblick das
Auge klar und scharf auf die Zeitsttömungen ge¬
richtet, neue Ziele, neue Aufgaben in den Arbeits¬
plan einstellcn, neue Leitlinien der Dundcsarbeit zu-
' gründe legen. Die äußern Aufgaben der Tagung
ordnen sich dem. Leitmotiv der Versammlung:
„Uebergang vom Krieg zum Frieden" unter. Die
Ueberleüung von der Kriegs- zur Friedenswirt¬
schaft, die namentlich die Frauenwelt vor sehr schwie¬
rige Aufgaben stellen wird, muß schon jetzt fest ins
Auge gefaßt werden, damit die Schicksalsstunde
Deutschlands Frauen bereit findet. Von den einzel¬
nen Sitzungen beschäftigen sich die nieistcn Morgen^
und Nachmittagsversamotilungen mit inneren An¬
gelegenheiten des Bundes und sind daher nur Mit¬
gliedern zugänglich. Die übrigen Versammlungen
sind öffentlich.
Anmeldungen sind baldigst an die Wohnungs¬
kommission, z. H. von Frl. Fanny Schmitt, Fulda,
Elisabethsttaße zu ricksien. Programme können von
der Zenttale des Kath. Frauenbundes Deutschlands,
Köln, Roonstt. 36, bezogen werden. ^
J Beförderung. Der Offiziers-Aspirant Grob¬
malarchitekt Johannes Stock wurde zum Vizefeld¬
webel befördert und erhielt die Qualifikation zum
Reserve Offizier
<f Zum Sanitiitsrat ist der n it der Lei'ung des
Landkrankenhauies in Herkfelb beiraute Herr Dr.
Manuel, früher am Landkrankeuhaus in Fulda^
ernannt worden.
t. Die übliche Kollekte für den Bonifatiusverei»
findet am Sonntag, den 2. Juni, dem Beginn der
Bonifatiusoktav, in allen Kirchen der Diözese statt.!
Seine Unterstützung bleibt nach wie vor die „Haupt¬
pflicht der Katholiken Deutschlands". Wie würde es
um die katholische Kirche in Deutschland bestellt sein»
wenn nicht vor 69 Jahren der Bonifatiusverein inS
Leben gerufen worden wäre? Und wie würde sich
wohl die Zukunft deS deutschen Katholizismus ge¬
stalten, wenn er heute zu existieren aufhörte? Bei
solchen Fragen wird ein jeder deutsche Katholik, der
das »Lentire onm ecel«sia% das Fühlen mit seiner
Kirche, noch nicht ganz verlernt hat, es alS heilige
Pflicht betrachten, nach Kräften den Bonifatiusverein
zu untersiützcn, eingedenk deS prophetischen Worte»,
daS der erste Präsident des Vereins, der Bekenner¬
bischof Konrad Martin gesprochen: „Die Zukunft
und das Schicksal des Bonifatiusvereins ist die Zu¬
kunft und das Schicksal der katholischen Religion in
Deutschland". Nach einer Zusammenstellung der
kirchlichen Behörden für die letzte Generalversamm¬
lung deS Bonifatiusvereins (4. Juni 1917) müffe»
in den nächsten Jahren im deutschen Diasporagebiet
erbaut werden wenigstens 250 Kirchen u. Kapellen
und 40 Schulen. Es müssen gegründet werden 40
Seelsorgsstalionen, 20 Kommunikantenanstalten und
Kinderheime. Welch eine Niesenaufgabe, die nur ge¬
löst werden kann bei einmütiger, opferwilliger Zu¬
sammenarbeit der deutschen Katholiken. Dazu kommt,
daß die Neuordnung der Verhältnisse nach dem
Krieg auch die katholische Kirche in der Diaspora
vor neue Aufgaben stellt. Dahin gehören u. a.
die Verlegung industrieller Anlagen au«
den Randteilen der Staaten in das Innere, die
ländlichen Arbeiterfragen und die innere
Kolonisation. Auf der diesjährigen großen Land-
wirtschaftswoche in Berlin erklärte ein RegierungS-
vertreter: Zur Beschaffung ländlicher Arbeitskräfte
rqüssen fremde Arbeiter bei unS eingebürgert werden.
Mehr als IV, Millionen Arbeiter würden der Land¬
wirtschaft nach dem Kriege fehlen, wenn man die
Zahl der Gefallenen, Arbeitsunlauglichen, Kriegsge¬
fangenen und fremden Arbeiter dabei in Rechnung
stelle. Die neuen Siedelungsgesellschaften, die aller-
wärl» gegründer werden, werden das flache Land
mit neuen Gemeinden bedecken. Gerade in Diaspora¬
gebieten gibt es Siedelungsland in besonders großer
Menge. Daß unter den Kolonisten ein starker
Prozentsatz Katholiken sein wird, läßt schon der Um¬
stand vermuten, weil die Katholiken verhältnismäßig
viel stärker an der Zahl der Landbevölk>.rung be¬
teiligt sind als die Protestanten. Für den BonifatiuS«
Verein gilt es also frühzeitig zu rüsten, um den
chäteren Anforotzrungen gewachsen zu sein.
Die Zahl und Opfer Willigkeit der Freunde de»
Bonifatiusvereins muß sich verdoppeln, — auch in
unserer Diözew, die das beneidenswerte Glück hat,
die »erblichen Ueberreste des Apostels der Deutsche» zu
besitzen und die deshalb sich in der Förderung deS
Bonifaiiusvereins vor allen Diözeien auSzeichnen
niuß. Möge darum bei der Kollekte am Sonntag
niemand fein Scherflein veigeffen.
«£: Die Fronleichnamsprozrjsion konnte sich gestern
in einer für die gegenwärtigen Verhältnisse glanz¬
vollen Weise entfallen. Kein Haus auf dem langen
Prozessionsweg entbehrte eines Schmuckes, sodoß
eine herrliche Triumphstraße geschaffen war. Die
Beteiligung war recht zahlreich. Wohl waren die
Reihen der Jünglings- und Männer vereine stark
gelichiet, das Vaterland braucht sie eben, aber di«
Schulen und böheren Lehraniialten zeigten gegen
die Friedensjahre keine großen Lücken. Stark einge¬
schränkt war die Zahl der Franziskaner und der
Alumnen des Prirsterseminars, denn auch sie stehen
draußen im Felde oder sind tätigin de« Lazareiten.
Zahlreich waren in dem feierliche Umzuge die ver¬
wundeten Feldgrauen aus den hiesigen Lazaretten
verlreien.
- Der katholische Gesellenverein hatte gestern
einen Unterhallungs - Abend veranstaliet, der sich
eines zahlreichen 'Usuches erfreure. Der Präses
Herr Oberlehrer Scheller gab Grund und Zweck
des Abends bekannt. Einmal sollte es eine Erinne-
rungsfeier für die demnächst wieder abgedeneen Re¬
kruten an den Verein sein, damit sie ouch draußen
im Kampfeewühl festhallen an d?n Grundsätzen
Vater Kolpinss, dem Verein treu bleiben und später
zu seiner Fahne zurückkehren. Weiler solle durch die
Veranstaltung das Band mit den Angehörigen der
Mitglieder enger geknüpft werden und ihnen di«
Wichtigkeit des Geiellenvereins mehr vor Augen ge¬
führt werden. Ter Präses hofft, daß noch viele
junge Gesellen, die dem Verein noch fernstehen, zu
ihrem eigenen Nutzen den Weg zum Gesellenverein
finden und ireue Mitglieder weiden. TosSchauipiel
„Am Abgrund" war ganz dazu angetan, zum Ein-
>ri>r in den Gesellenverein zu ermuntern. Es kamen
auch einiae vettere Bühnenstücke „Die Schmuggler"