Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

TTr 127 ! Verantwortlich für den redaktionellenTeil: Karl Schü l te, I tA«o I 
| ,ur den Anzeigenteil: I. ParzelIer .Fulda. - Rotation^ I DleNStCY 4- «>U1N 
druck und Verlag der Fuldaer Acttendruckerei in Fulda. - 
Fernsprecher Nr. 9. Telegramm-Adresse: Fuldaer Zeitung. 
'45. Zahrgang. 
Frische srlülßßsche BerWllilgeil Miickzeschllizeii. 
Am Ostrarrd der Wälder von Bitters—ColteretS. -- Chateau genommen. 
Dre Höhen westlich Chateau-Thierry erreicht. 
Der deiMe Tagesbericht. 
^kd Großes Hauptquartier, 3. Juni. 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresaruvpe Kronprinz Rupvrecht. 
Zeitweilig auflebender Artilleriekampf. 
Feindliche Teilangriffe westlich von Baileul 
«ud nördlich der LYS wurden abgewiesen. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. 
Zum Ersatz der durch unseren Angriff zerschla. 
genen französischen und englischen Armeekorps und 
zur Stützung der bisher von den Nachbararmeen 
eiligst auf das Schlachtfeld herangeführten und stark 
gelichteten Divisionen sind neue ftanzösische Ver¬ 
bünde weit abgelegener Fronte» in den Kampf ge° 
treten. 
Nördlich der A i s n e versuchten sie vergeblich, die 
ihnen angewiesenen Stellungen zu halten. Wir 
schlugen sie in hartem Grabewkumpf auf Mou- 
lin—sous—Touvent—St. Christophe 
Bingre zurück. Südwestlich w» Soisions wurde 
Lhaudun genommen. Wi. Ließen im An¬ 
griff über den Savieres-Gr». nd bis an den 
Ostrand der Wälder von Viller t —Sottexetä 
vor. Südlich der Oureq führte der Feind heftige 
Gegenangriffe. Sie wurden blutig ab gewie¬ 
sen. Ueber Courchamps und Monthiers 
hinaus gewannen wir Boden und nahmen die Höhen 
westlich von Chateau-Thierrh. 
An der Marne, zwischen Marne und Neims 
ist die Lage unverändert. 
Die auf das Schlachtfeld führenden, mit Truppen¬ 
bewegungen stark belegten Bahnen wurden durch 
unsere Bombengeschwader erfolgreich angegriffen. 
Wir schoflen 31 feindliche Flugzeuge ab. 
Leutnant M e n k h o f f errang seine» 29. und 30-, 
Leutnant Löwrnhardt und Udet ihren 2 5. 
Luftsieg. . 
Der Erste Äteneralaua-tiermeister: Ludenderfj. 
Berlin, 3. Juni, abends. (Amtlich.) 
Südwestlich von SoissonS neue Fort¬ 
schritte. Französische Gegeuangriffe beiderseits der 
Oureq. 
SOesterreichisch - ungarischer Tagesbericht. 
wtb Wien, 3. Juni. 
Bei F o s s a l t a an der untere» Piave vereitelten 
wir einen italienischen Uebergangsversuch 
durch Geschütz- und Minenwerfrrfener. An vielen 
Stellen der Südwestfront wurden feindliche Erkun¬ 
dungsabteilungen zurückgewiefen, und ei.« derselben 
wurde bei Bezzeeea abgesangeu. Tje Artillerietätigkeit 
war überall sehr lebhaft. 
Der Chef des Generqlstab». 
Die feindlichen Reserven im Kampf. 
Der letzte Tagesbericht enthalt eine Mitteilung, 
die auf das strategische Problem, um das eS sich in 
dieiem großen Kampf vornehmlich handelt, mit 
einiger Deutlichkeit hinweist. Es wird gemeldet, daß 
„neue französische Verbände" von entfernten 
Fionten heranqezogen worden sind, um die durch 
den deutschen Angriff zerschlagenen französischen und 
englischen Korps sowie die Reservedivisionen zu er¬ 
setzen, die bisher von den Nachbararmeen zur Ver¬ 
fügung gestellt waren. General Fock hat sich also 
enischließen müssen, jenen tiefen Griff in die Be- 
stände seiner HeereSreserven zu tun, gegen den 
sich die Heeresleitung unserer Feinde bisher 
vergeblich gesträubt hat. Nicht mehr bloß die 
Nachba, armen (in der Champagne und 
vor Amiens) sondern die weiter abgele- 
genen Frontabschnitte werd n nunmehr strategisch 
von der Niederlage des französischen Zentrums ge¬ 
troffen. Das ehemalige Reserveheer deS Generäls 
Foch wird in deutschem Bericht nicht genannt — eS 
existiert nicht mehr; was an Truppen zur Berstop- 
fung des Loches notwendig ist, mutz erst neu for¬ 
miert werden und zwar auf Kosten der anderen 
Fronten. Was also unter allen Umständen hätte 
vermieden werden muffen, das hat General Fach 
»ichr zu verhindern vermocht. 
So kennzeichnet sich dies strategische Schachspiel 
als Kampf gegen den Bestand der feind¬ 
lichen Heere und deren Reserven. Sy. 
stematisch, Schlag auf Schlag, werden sie geschlagen 
und geschwächt, verlieren Menschen und Kriegs¬ 
material, während der Ersatz immer spärlicher fließt. 
Das ist der Zweck unserer jetzigen Schläge, auf Ge¬ 
ländegewinn, auf geographische Eroberungen kommt 
es erst in letzter Linie an; das muß besonders be¬ 
tont werden in diesem Augenblick, wo durch das 
Angstgeschrei der Franzosen Paris selber als unmit¬ 
telbar bedroht hingestellt wird. Vielleicht ist hierin 
die gleiche Taktik zu erblicken wie mit Calais: um 
dann, wenn unsere Heeresleitung ganz andere Pläne 
verfolgt, wieder triumphierend verkünden zu können, 
unsere Offensive sei gescheitert, weil bestimmte Ziele, 
di« man uns andichtet, nicht erreicht seien. Vor¬ 
läufig kommt es uns daraus an, den Feind zu 
fehlagen, wo er sich befindet, und das ist immer 
wieder erfolgt. Mit besonderem Nachdruck auf dem 
Teile unserer Schlachtfront, die sich zwischen Nohon 
und Chateau-Thierry in westlicher oder südwest¬ 
licher Richtung im Angriff befindet. Nördlich der 
AiSne und von der AiSne bis zu dem südlich ihr 
parallel fließenden Oberlauf des Oureq schlugen 
w'i zurück und machten Fortschritte. 
Auch sudlrch des Oureq wiesen wir die feindlichen 
»Segenangriffe zurück und gewannen Boden. 
> » 
Auch die militärischenSachverständigen im neutralen 
Ausland einigen sich mehr und mehr in dem tlrteil, 
daß es den Deutschen bei ihren Vorstößen im Westen 
weniger darauf ankommt, bestimmie Linien oder 
Orte zu erreichen, als vielmehr die feindlichen Heere 
in für sie ungünstiger Lage zum Kampf zu zwingen 
und zu vernichten. Dahin erörterr auch Oberst 
v. Watienwyl in der .Züricher Postt die deutsche 
Taktik. Er sagt dabei: 
-Operativ war unbedingt die Vernichtung ei¬ 
nes möglichst großen Teiler der gegenüberstehenden 
Heere, nicht die Gewinnung bestimmter Gländeab. 
schnitte oder gar einzelner Städte und Punkte das 
Ziel der Offensive. Die aus dem Durchbruch der be¬ 
festigten feindlichen Linien hervorgehenden Schlachten 
nehmen dabei bis zur Erreichung des Zieles wesent¬ 
lich mehr Zeit in Anspruch, als die Entscheidungs¬ 
schlachten der früherem Kriege. Auch von dem neuen 
deutschen Angriff darf man nicht erwarten, daß er mit 
einem Schlage den Krieg zu Ende bringen wird. Er 
soll und wird nur eine weitere Etappe bedeu¬ 
ten auf dem Wege zur Bezwingung der feindlichen 
Heere und damit zur ErkänUstung des Friedens. Erit 
die Summe einer zeitlich nicht ungemeflen auSeinan, 
derliegenden größeren Zahl von Erfolgen kann dem 
Gegner die Ueberzeugung der Frvchtlosig'eit weiteren 
Widerstandes beibringen. Jetzt hat die d-urfche Hee. 
«Sleitung es in der Hand, sie unter möglichst günsti» 
gen Kampfbedingungen zu suchen und herbeizusübren. 
Sie wird ohne Zweifel diese Gunst der Lage ausnützen 
und die Ntederkämpfung .der englisch-französischen 
Heere während der günstigen Jahreszeit so energisch 
fortsetzen.' daß sie auch einem weiteren Kriegswinter 
und dem neuen Aufleben des Krieges im folgenden 
Lahre mit Ruhe und Zuversicht entgegensehen könnte^ 
Zwischen Aisne und Marne. 
vtd Berlin. 3. Juni. Zwischen Ai.ne und 
Marne zeigen kilometerweit die breiten Straßen 
und ihr Nachbargelände keine Spur des Kampfe-. 
Am schärften tritt das zwischen Aisne und Besle zu 
Tage. Hier wandelte sich der Ruckzug der Franzosen 
in eiligste Flucht. Erst an der Besle, wo sich 
herangeeilte Reserven des Feindes zu stellen suchten, 
mehren sich die Anzeichen des Kampfes. Hier liegen 
die Wien Franzo en in Haufen. Weiter südlich spre- 
chen Pferdeleichen, zusammengestürzte Wagen und 
zerschossene Autokolonnen von neuem von einer ver- 
wir ten Flucht des Feindes. Je näher man an die 
Marne kommt, desto mehr häufen sich die Spuren 
verzweifelter Ge ge nw ehr. Auf der letzten Höhe 
vor dem Marnetal bei Le Charmel mußte der zähe 
Gegner von im Galopp auffahrenden deutschen Bat¬ 
terien erst völlig zusammenaeschossen werden, ehe die 
Jnfanieiie die ins Tal führende Straße erreichen 
konnte. 
- Die Sperrung der Marnebahn. 
, wtb Berlin. 3. Juni. Die waldgekrönten Höhen, 
die dos Nordufer der Marne begleiten und 
die breite Flußniederung beherrschen, fielen bereits 
am Spätnachmittag des Donnerstags sowohl bei 
Jaulgonne wie bei Treloup in die -Hand der in 
einem Zuge nachdrängenden vordersten deutschen 
Divisionen. Damit ist die Ausnutzung der für die 
französischen Truppenverschiebungen ent¬ 
scheidend wichtigen und darum auch im Laufe 
des Krieges zur erhöhten Leistungsfähigkeit ausge¬ 
bauten Marne-Bahn, der stärksten Frontwech- 
sellinie des Gegners zwischen der Champagne und 
der Nordsront, praktisch aus geschaltet. Die 
Bahn liegt auf dem wichtigen Sudufer der Marne, 
zwei Kilometer vor den Mündungen unserer Ge¬ 
schütze auf dem Präsentierteller. Sie ist damit, 
selbst wenn wir darauf verzichten, die Schienenspur 
zu besetzen, praktisch gesperrt. Das Gewicht dieses 
mit beispielloser Schnelligkeit eingebrachten Erfolges 
kann nicht hoch genug veranschlagt werden. Ter 
Erfolg, der sich in der mit der Erreichung Mont- 
didierS gegebenen Avre-Tal-Berbindung Paris— 
AmienS zeigte, hat im Marnetal eine glückliche Ab¬ 
rundung erfahren. . 
Reim-. 
wtb Berlin, 3. Juni. Nachdem die Deutschen di« 
starken Abschnitte der Ailette, Aisne und Besle inner¬ 
halb vier Tagen in siegreichem Vordringen überwun¬ 
den und die Marne-Linie erreicht hatten, verkündete 
der Eiffelturmbericht der Welt als Frankreichs Trost: 
Wir halten Reims! Cs sinh jedoch nicht Fran- 
- °- 
fww* 
zosen, die hier kämpfen, sondern Frankreich hat dcllk 
Schutz der alten Krönungsstadt und der ehrwürdigen 
Kathedrale seinen braunen und schwarzen Soldaten 
anvertraut. Tie Deutschen wollten Reims schonen: 
ihr Angriff ging an der Stadt vorbei. Von drei 
Seiten halten sie jetzt Reims umfaßt. Aber die Fran¬ 
zosen klammern sich an- den Fleck Erde, der keinerlei 
taktischen oder sttategischen Wert hat, denn die die 
Stadt umschließenden Höben sind fast restlos in 
deutschen Hand. Statt die Stadt zu räumen, 
lassen die Franzosen sie völlig in Trümmer schießen 
und opfern jje. Die gewiffenlose Verteidigung von 
Reims kostet ja keinen Tropfen französischen Blutes. 
Neger sind es, die man fiir die zwecklose Blen¬ 
dungspolitik hinopfert. Die Verluste der 
Schwarzen sind furchtbar. Aus den Wein- und 
Schnapsvorräten der großen Stadt betrunken gemach'» 
vor sich die Deutschen und hinter sich die von weißen 
Franzosen besetzten Maschinengewehre, so liegen die 
Neger vom Senegal, von Madagaskar und Mar¬ 
tinique in den Gräben um Reims. Bor sich, hinter 
sich den Tod wehren sie sich verzweifelt. Furchtbar 
schlägt der Grcrnathagel zusammengefaßtcr deutscher 
Artilleriegruppen in ihre Stellungen. Fassungslos 
sieht man sie in den Gräben bin und herrennen. Für 
sie gibt e§ kein Entrinnen. Sie wagen nicht übcrzu- 
lausen, da man ihnen versicherte, daß die Deutschen 
ihre Gefangenen zu Tode martern. So werden ihre 
Verlust« schwerer und schwerer. In einem, schmalen 
Grabenstück bei Schloß Malle kamen auf über 100 
Tote nur vier Gefangene. Alle Schwarzen tragen das 
Coupe-Coup«, das große schwere Schlächtermeffer. 
Wehe dem Deutschen, der in ihre Hände fällt! Den¬ 
noch werden die Neger von den Deutschen wie an¬ 
dere Gefangene behandelt. Die Waffe der im Artil¬ 
leriefeuer gefallenen Neger erinnert an die ruffischen 
Leichenfelder am Stochod und bei Tarnopol. Z u 
Tausenden liegen hier die leblosen Leiber. Die 
große französische Stadt geht in Flammen auf und 
der französische Funkspruch verkündet der Welt: -Wir 
halten Reims!" 
Der Kaiser an der Besle. 
Einem Berich« Rosners im ,Taxst entnehmen wir 
folgendes: Von dem Armeeobeikommando bat der 
Kai'er sich nach Pinon begeben, wo er im Heibst 
1914 kurze Zeit wohnte. DaS einstmals so herrlich 
schöne Schloß ist ein Trümmerhaufen, der Park ein 
Feld von zerwühl«" Erde und zerfetzten Baumresten: 
In Torf Pinon, daS gleich Anizh, Allenant und 
allen anderen benackbarien Ortschaften völlig ver¬ 
nichtet ist, sagte der Kaiser: 
„Immer wieder, wenn ich solches Kriegs-rauen 
sehe, dos Tausende von Menschen heimatlos gemacht 
und blühende Landstriche Frankreichs in grauenvolle 
Wüsten verwandelt, muß ich daran denken, wa» Frank¬ 
reich sich und ,einen Menschen an Leid und Eiend 
hätte ersparen können, wenn eS mein Friedensan¬ 
gebot vom 12 Dezember 1916 nicht so frevelhaft 
abgewiesen hätte« 
Englische Marodeure. 
«ttd Berlin, 3. Juni. Die zu'ückflutenden und 
rückwärtigen Staffeln und Bagagemannschaften der 
Engländer baden sich nach den Berichien der OrtS- 
einwohner in dem Augenblick ihrer schleunigen und 
unfreiwilligen Abreise nach rückwäriS in einer Reihe 
von Läden und Häuiern der ve> kündeten Franzo en 
schwere Gew al tsa mkei ten und Plünderungen 
zu chulden kommen lassen. Das führte zu sehr er¬ 
regten Szenen, stellenweise sogar zur Selbsthilfe der 
Ortseinwobner, die ichließlich die in Küche und 
Keller eingedrunaenen Engländer gehörig verprügel¬ 
ten und an die Luft setzten. 
Der Wendepunkt des Krieges. 
* Gcni, 3. Juni. Das ,Journal des Debatte 
schreib«: In sirateu chem Sinn stehe Frankreich auf 
dem Wendepunkl deS ganzen K ir eS. Auf folgen¬ 
schwere Enijchetdungen müsse man jetzt die Bevölkerung 
vorlerrsten. — Clemeuc auS ,Homme libre^ schreibt, 
daß die Heeresleitung der Alliierten im Begriff stehe, 
zur Ansammlung neuer Entönte-Reierven überzu- 
gehen. — Ter ,Marin' meldet: Eine Linon von 
bedeutendem Umfange bat an der Front eingesetzt. 
Man muß setzt tatsächlich glauben, daß der Ausgang 
der jetzigen Schlachten insofern enncheidend sein 
wird, als es von dem Ausgang abhängt, ob Frank¬ 
reich noch in diesem Jahre zum Frieden gelangt. — 
Die ,Züricher Morgenztg.' meldet: Tie Militär¬ 
kritiker der Alliierten erklärten übereinstimmend, die 
Aktion der deurichen Heeresleitung im Norden sei 
eine unheimliche Falle. 
68 Kilometer vor Paris. 
Genf, 3. Juni. Der Punkt, wo die deutschen 
Truppen am 1. Juni am weitesten vorg e° 
rückt waren, wird von der französischen Presse als 
der Ort Monthiers, nordwestlich von Chatcau- 
Thierry gelegen, bezeichnet. Er ist in der Luftlinie 
68 Kilometer von Paris entfernt. 
In der Näh« des französischen Hauptquartiers. 
Wien, 3. Juni. Nach einer Meldung des Korre¬ 
spondenten des -Neuen Wiener Journals" stehen die 
deutschen Truppen in bedrohlicher Nähe des Sitzes des 
französischen Hauptquartiers. 
Die taktisch« Ueberraschung an der Aisne. 
Der Kriegsberichterstatter des Mailänder „Cor- 
riere della Sera" gibt nach der „Boff. Ztg." folgende 
Darstellung der Schlacht in Frankreich: Zum dritten 
Mal ist es den Deutschen gelungen, einen der fu r ch / 
barsten Angriffe, die die Geschichte kennt, 
durch Ueberraschung siegreich durchzuführen. 
Nichts von ihrer Absicht ist vorher bekannt gewor. 
den. Die Deutschen hatten ihre wesentlichsten Vor¬ 
bereitungen an allen Teilen der Front schon vor 
dem Beginn der März-Offensive begonnen. Der 
Anmarsch der zum Vorstoß besttmmten Truppen voll¬ 
zog sich erst in der letzten Nacht, als das Trommel- 
fcucr und die Gasbomben bereits unsere Linien wü. 
tend üb-nschütteten. Tie taktische Ueberraschung ist 
also vollkoncme.: gelungen wie die strategische. Um 
11 Uhr war der Damenweg in der Hauptsache in der 
Hand der Feinde. Ter Verlust des DamenwegeS 
war nicht so schmerzlich gewesen wie der der Aisne- 
linic. deren Erstürmung den Deutschen durch ein 
ebenso einfaches wie geschicktes Manöver gelang. Au^. 
der linken Seite am Südufer der Aisne qrifsen sie 
nicht jo heftig an, dagegen auf Nordseite mit jo 
unerhörter Wucht, daß die Engländer, die dort stan¬ 
den. nicht standhalten konnten. Auf diese Werse 
wurde bei Bierry-au-Bac eine vollständige 
Lücke zwischen den Verteidiger am linken uni» 
rechten Ufer geriffcn, und ein Te:l des Flusses blieb 
ohne Verteidigung. Die Deutschen 'etztcn 
unbehindert auf rasch geschlagenen Brücken über de» 
Fluß. Was sich noch von den Engländern auf dem 
rechten Ufer befand, mußte weichen oder sich opfern, 
um die Brücken sprengen zu können. Daher kam. es. 
daß, während nördlich von Soisions und von Reims 
noch Widerstand geleistet wurde, die Deutschen schon 
im Süden der Aisne sich ausbreitcten und in der 
Mitte auf Fismes vorstießen und dann, nachdem 
sie die Bresche zwischen Soisions und Reims erwci. 
tert hatten, diese beiden Städte von der Flinke An¬ 
griffen. So wiederholt sich immer wieder das klas¬ 
sische Flankiermanöver. Wann und wo die 
Schlacht wieder hergrstellt wirb- kann^ man nicht 
sagen. Die Deutschen haben die Zeit für sich, denn 
die Verbündeten müffen ihre Reserven erst heran¬ 
bringen. Sie kommen von allen Seiten, aber eben¬ 
so kommen die deutschen Reserven in unermeßlichen 
Mengen. Alle Sttaßen sind von Staubwolken be. 
deckt/ An eine neue Offensive ist setzt gar nicht zu 
denken. Vielleicht wollte man auf deutscher Seite 
nrsvrüngl'cb unsere Reserven nur noch Süden ziehen» 
aber angesichts des großen Erfolges scheinen di? 
Deutschen hier weiter Vorgehen zu wollen. Und doch 
sind alle die« Kämpfe noch nichts gegenüber denen, 
die bevorsteben. Die ungeheure Schlacht ist e r st i m 
Werden begriffen. 
Fachs Pläne. 
Genf, 2. Juni. Mt der Wahrscheinlichkeit eines 
größeren Zusammen st oßes rechnen, wie 
der -Matin" meldet, die Generale Foch, Petain und 
Haig. Damit suäst die ministerielle Preffe das Auf¬ 
sparen der Reserven und das Unterbleiben von En¬ 
tenteangriffen oearn die deutsche Marne-Linie zu er¬ 
klären. Immerhin wird zugestanden, daß der Deut¬ 
schen Errichtung wichtiger Stellungen zwffchen der 
Marne und Reims und des Gegners stetiger Fort¬ 
schritt südlich der Oise hemmend auf Fochs Gegen¬ 
stoß emwirken würden. Das -Echo de Paris" gibt 
eine Aeußerung Ha.igS wieder, der Augenblick sei ge¬ 
kommen. die Verteidigung der französischen 
Hauvtstadt großen Sffles zu i«ginnen. Hierzu be¬ 
merkt der „Mffn". daß die Pariser Leoölkerung 
vorbereitet sei, daß die Beschießung infolge der 
unvermeidlichen Neuaufftellung weitiragenver Ge¬ 
schütze an Stärke erheblich zunehmen werde. 
Tödliche Erkrantunzen im amerikanischen Heer. 
vtd Berlin, 3. Juni. Es ist auffallend, wie hoch 
die Zahl der Todesfälle infolge Krankheit «n ver 
amerikani'chen Armee ist. <B<t «oll die Zahl der im 
Felde Gefallenen um mehr als daS Dreifache Über¬ 
ste gen. In eiwa dieiviertel der Kiankbeitsfälle 
wird alS Todesursache Lungenenizündung angegeben. 
Auch unter den in Amerika befindlichen Truppen sind 
nach „Ney Jork World" vom 25. Mai Todesfälle 
infolge von .influenza und Lungenentzündung äußerst 
häufig. Eo wurden in der zweiten Woche des April 
285 in der dritten 278 Todesfälle durch Kiankheit 
gemelde«. 
Sperrung der französisch-schweizerifchen Grenze. 
Genf, 3. Inn«. Die französische Grenze wird 
beule, Montag abend, wahrscheinlich für längere 
Zeit wieder geschloffen. 
Ter U-v-stkrieg. 
*«b Berlin, 2.Jum (Amilich). Nach Meldungen 
o»s See beträgt der durch unsere Unieilcebooie im 
Mirielmeer versenkte Schiffsraum 26.000 
Brulloreoistertonurn. „ 
Der Cßei de» Admiralst he» fri* SSorino. 
wtb Benin, 3. Juni. Euie» unseres Unter ee- 
boo e Hai im wxsili ten Teil des AermeikanalS 
«md an der Kü e Wenengland» 5 Dampfer mit 
über 29000 Br.-Reo.-To. vernichtet. Bon 
den versenkten Schiffen wurden namentlich festgestellt 
der bewaffnete englvche Transporter „Denbigh Hall" 
(4943 To.), der au» stark gesichertem Geleitzug 
heraukgeschoffen wurde, und das französische be- 
waffieie Moiortankichiff .Motricine" (4047 To.), 
deffen Kapitän gefangen eingebrochr wurde. Bet 
der Versenkung eines mindest 7500 To. großen,, be¬ 
waffneten tiefbeladene» FrachtdampierS aus stark' 
gesichertem Geleitzug wurde infolge der entstandenen. 
Verwirrung ein weiterer etwa 6000 To. großer 
Dampfer durch Zu ammenstoß mit einem anderen 
Domp'er zum Sinken aebroch«. 
Ter stählerne, im Jahre 1906 erbeutete, mit draht¬ 
loser Telegraphie und elektrischer Beleuchtung ausge¬ 
rüstete, in Liverpool beheimatete Datv^tichrauben» 
Kämpfer „Denbigh Hai!' der Eliermann.Linie ist wie¬ 
der ein Beispiel für die trügerische Berechr in-g von 
Schifssver'nsten durch die britirch- Admiralität. Um 
die Berluire gering rrschrlnen zu lasten zötzri die amt- 
Itic 'Pe’I'.nVtatt'ttf bekanntlich die Versenstragru von 
Handelstchiklen, die sich in militärischen Dienst befin¬ 
den. also mch von diesem TrupoenttcmSvarttampfer» 
nicht mit. Auf die-'e Art gelangt die bFiti'che Admira- 
liiät zu Bersenkungsergebnissen. die durch viel zu nied. 
rige Angaben da» arglose Publikum immer wieder 
Vva neuem verblüffen und täuschen, fallen. Doch nicht 
auf loiche Kunstgriffe kommt e? an, sondern auf die 
wirklichen Verluste. -Dann wird die englische Re¬ 
gierung begreifen", fragte das „Journal os Tvmmerce" 
bereits am 18. s?ehri:ar, -daß eS wichtiger ist, den Krieg 
zu gewinnen, als ihre eigene Stellung zu retten." 
Anerkennung der ukrainischen Regierung. 
Die deuische und die österreichische Regierung 
haben die Regierung des HetmanS Skorropadeki in 
all.« Form anerkannt, worauf dieser die Erklärung 
abgab, daß es nach wie vor sein Bestreben sein 
we,d«, die von ihm übernommene R-aierung der 
Ukraine in engster Anlehnung an die Mittelmächte 
zu führen. 
Üu§ Mche und 8chu!e. 
-s- Köln, 2. Juni. Domkapitular vr. tbeol. «t. 
jnr. csd. Joseph Vogt wurde zum Generalvikar 
der Erzdiözese Köln ernannt. Der neue General¬ 
vikar steht im 53. Lebensjahr und wurde 1888 zum 
Priester geweiht-
	        
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