TTr 127 ! Verantwortlich für den redaktionellenTeil: Karl Schü l te, I tA«o I
| ,ur den Anzeigenteil: I. ParzelIer .Fulda. - Rotation^ I DleNStCY 4- «>U1N
druck und Verlag der Fuldaer Acttendruckerei in Fulda. -
Fernsprecher Nr. 9. Telegramm-Adresse: Fuldaer Zeitung.
'45. Zahrgang.
Frische srlülßßsche BerWllilgeil Miickzeschllizeii.
Am Ostrarrd der Wälder von Bitters—ColteretS. -- Chateau genommen.
Dre Höhen westlich Chateau-Thierry erreicht.
Der deiMe Tagesbericht.
^kd Großes Hauptquartier, 3. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresaruvpe Kronprinz Rupvrecht.
Zeitweilig auflebender Artilleriekampf.
Feindliche Teilangriffe westlich von Baileul
«ud nördlich der LYS wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
Zum Ersatz der durch unseren Angriff zerschla.
genen französischen und englischen Armeekorps und
zur Stützung der bisher von den Nachbararmeen
eiligst auf das Schlachtfeld herangeführten und stark
gelichteten Divisionen sind neue ftanzösische Ver¬
bünde weit abgelegener Fronte» in den Kampf ge°
treten.
Nördlich der A i s n e versuchten sie vergeblich, die
ihnen angewiesenen Stellungen zu halten. Wir
schlugen sie in hartem Grabewkumpf auf Mou-
lin—sous—Touvent—St. Christophe
Bingre zurück. Südwestlich w» Soisions wurde
Lhaudun genommen. Wi. Ließen im An¬
griff über den Savieres-Gr». nd bis an den
Ostrand der Wälder von Viller t —Sottexetä
vor. Südlich der Oureq führte der Feind heftige
Gegenangriffe. Sie wurden blutig ab gewie¬
sen. Ueber Courchamps und Monthiers
hinaus gewannen wir Boden und nahmen die Höhen
westlich von Chateau-Thierrh.
An der Marne, zwischen Marne und Neims
ist die Lage unverändert.
Die auf das Schlachtfeld führenden, mit Truppen¬
bewegungen stark belegten Bahnen wurden durch
unsere Bombengeschwader erfolgreich angegriffen.
Wir schoflen 31 feindliche Flugzeuge ab.
Leutnant M e n k h o f f errang seine» 29. und 30-,
Leutnant Löwrnhardt und Udet ihren 2 5.
Luftsieg. .
Der Erste Äteneralaua-tiermeister: Ludenderfj.
Berlin, 3. Juni, abends. (Amtlich.)
Südwestlich von SoissonS neue Fort¬
schritte. Französische Gegeuangriffe beiderseits der
Oureq.
SOesterreichisch - ungarischer Tagesbericht.
wtb Wien, 3. Juni.
Bei F o s s a l t a an der untere» Piave vereitelten
wir einen italienischen Uebergangsversuch
durch Geschütz- und Minenwerfrrfener. An vielen
Stellen der Südwestfront wurden feindliche Erkun¬
dungsabteilungen zurückgewiefen, und ei.« derselben
wurde bei Bezzeeea abgesangeu. Tje Artillerietätigkeit
war überall sehr lebhaft.
Der Chef des Generqlstab».
Die feindlichen Reserven im Kampf.
Der letzte Tagesbericht enthalt eine Mitteilung,
die auf das strategische Problem, um das eS sich in
dieiem großen Kampf vornehmlich handelt, mit
einiger Deutlichkeit hinweist. Es wird gemeldet, daß
„neue französische Verbände" von entfernten
Fionten heranqezogen worden sind, um die durch
den deutschen Angriff zerschlagenen französischen und
englischen Korps sowie die Reservedivisionen zu er¬
setzen, die bisher von den Nachbararmeen zur Ver¬
fügung gestellt waren. General Fock hat sich also
enischließen müssen, jenen tiefen Griff in die Be-
stände seiner HeereSreserven zu tun, gegen den
sich die Heeresleitung unserer Feinde bisher
vergeblich gesträubt hat. Nicht mehr bloß die
Nachba, armen (in der Champagne und
vor Amiens) sondern die weiter abgele-
genen Frontabschnitte werd n nunmehr strategisch
von der Niederlage des französischen Zentrums ge¬
troffen. Das ehemalige Reserveheer deS Generäls
Foch wird in deutschem Bericht nicht genannt — eS
existiert nicht mehr; was an Truppen zur Berstop-
fung des Loches notwendig ist, mutz erst neu for¬
miert werden und zwar auf Kosten der anderen
Fronten. Was also unter allen Umständen hätte
vermieden werden muffen, das hat General Fach
»ichr zu verhindern vermocht.
So kennzeichnet sich dies strategische Schachspiel
als Kampf gegen den Bestand der feind¬
lichen Heere und deren Reserven. Sy.
stematisch, Schlag auf Schlag, werden sie geschlagen
und geschwächt, verlieren Menschen und Kriegs¬
material, während der Ersatz immer spärlicher fließt.
Das ist der Zweck unserer jetzigen Schläge, auf Ge¬
ländegewinn, auf geographische Eroberungen kommt
es erst in letzter Linie an; das muß besonders be¬
tont werden in diesem Augenblick, wo durch das
Angstgeschrei der Franzosen Paris selber als unmit¬
telbar bedroht hingestellt wird. Vielleicht ist hierin
die gleiche Taktik zu erblicken wie mit Calais: um
dann, wenn unsere Heeresleitung ganz andere Pläne
verfolgt, wieder triumphierend verkünden zu können,
unsere Offensive sei gescheitert, weil bestimmte Ziele,
di« man uns andichtet, nicht erreicht seien. Vor¬
läufig kommt es uns daraus an, den Feind zu
fehlagen, wo er sich befindet, und das ist immer
wieder erfolgt. Mit besonderem Nachdruck auf dem
Teile unserer Schlachtfront, die sich zwischen Nohon
und Chateau-Thierry in westlicher oder südwest¬
licher Richtung im Angriff befindet. Nördlich der
AiSne und von der AiSne bis zu dem südlich ihr
parallel fließenden Oberlauf des Oureq schlugen
w'i zurück und machten Fortschritte.
Auch sudlrch des Oureq wiesen wir die feindlichen
»Segenangriffe zurück und gewannen Boden.
> »
Auch die militärischenSachverständigen im neutralen
Ausland einigen sich mehr und mehr in dem tlrteil,
daß es den Deutschen bei ihren Vorstößen im Westen
weniger darauf ankommt, bestimmie Linien oder
Orte zu erreichen, als vielmehr die feindlichen Heere
in für sie ungünstiger Lage zum Kampf zu zwingen
und zu vernichten. Dahin erörterr auch Oberst
v. Watienwyl in der .Züricher Postt die deutsche
Taktik. Er sagt dabei:
-Operativ war unbedingt die Vernichtung ei¬
nes möglichst großen Teiler der gegenüberstehenden
Heere, nicht die Gewinnung bestimmter Gländeab.
schnitte oder gar einzelner Städte und Punkte das
Ziel der Offensive. Die aus dem Durchbruch der be¬
festigten feindlichen Linien hervorgehenden Schlachten
nehmen dabei bis zur Erreichung des Zieles wesent¬
lich mehr Zeit in Anspruch, als die Entscheidungs¬
schlachten der früherem Kriege. Auch von dem neuen
deutschen Angriff darf man nicht erwarten, daß er mit
einem Schlage den Krieg zu Ende bringen wird. Er
soll und wird nur eine weitere Etappe bedeu¬
ten auf dem Wege zur Bezwingung der feindlichen
Heere und damit zur ErkänUstung des Friedens. Erit
die Summe einer zeitlich nicht ungemeflen auSeinan,
derliegenden größeren Zahl von Erfolgen kann dem
Gegner die Ueberzeugung der Frvchtlosig'eit weiteren
Widerstandes beibringen. Jetzt hat die d-urfche Hee.
«Sleitung es in der Hand, sie unter möglichst günsti»
gen Kampfbedingungen zu suchen und herbeizusübren.
Sie wird ohne Zweifel diese Gunst der Lage ausnützen
und die Ntederkämpfung .der englisch-französischen
Heere während der günstigen Jahreszeit so energisch
fortsetzen.' daß sie auch einem weiteren Kriegswinter
und dem neuen Aufleben des Krieges im folgenden
Lahre mit Ruhe und Zuversicht entgegensehen könnte^
Zwischen Aisne und Marne.
vtd Berlin. 3. Juni. Zwischen Ai.ne und
Marne zeigen kilometerweit die breiten Straßen
und ihr Nachbargelände keine Spur des Kampfe-.
Am schärften tritt das zwischen Aisne und Besle zu
Tage. Hier wandelte sich der Ruckzug der Franzosen
in eiligste Flucht. Erst an der Besle, wo sich
herangeeilte Reserven des Feindes zu stellen suchten,
mehren sich die Anzeichen des Kampfes. Hier liegen
die Wien Franzo en in Haufen. Weiter südlich spre-
chen Pferdeleichen, zusammengestürzte Wagen und
zerschossene Autokolonnen von neuem von einer ver-
wir ten Flucht des Feindes. Je näher man an die
Marne kommt, desto mehr häufen sich die Spuren
verzweifelter Ge ge nw ehr. Auf der letzten Höhe
vor dem Marnetal bei Le Charmel mußte der zähe
Gegner von im Galopp auffahrenden deutschen Bat¬
terien erst völlig zusammenaeschossen werden, ehe die
Jnfanieiie die ins Tal führende Straße erreichen
konnte.
- Die Sperrung der Marnebahn.
, wtb Berlin. 3. Juni. Die waldgekrönten Höhen,
die dos Nordufer der Marne begleiten und
die breite Flußniederung beherrschen, fielen bereits
am Spätnachmittag des Donnerstags sowohl bei
Jaulgonne wie bei Treloup in die -Hand der in
einem Zuge nachdrängenden vordersten deutschen
Divisionen. Damit ist die Ausnutzung der für die
französischen Truppenverschiebungen ent¬
scheidend wichtigen und darum auch im Laufe
des Krieges zur erhöhten Leistungsfähigkeit ausge¬
bauten Marne-Bahn, der stärksten Frontwech-
sellinie des Gegners zwischen der Champagne und
der Nordsront, praktisch aus geschaltet. Die
Bahn liegt auf dem wichtigen Sudufer der Marne,
zwei Kilometer vor den Mündungen unserer Ge¬
schütze auf dem Präsentierteller. Sie ist damit,
selbst wenn wir darauf verzichten, die Schienenspur
zu besetzen, praktisch gesperrt. Das Gewicht dieses
mit beispielloser Schnelligkeit eingebrachten Erfolges
kann nicht hoch genug veranschlagt werden. Ter
Erfolg, der sich in der mit der Erreichung Mont-
didierS gegebenen Avre-Tal-Berbindung Paris—
AmienS zeigte, hat im Marnetal eine glückliche Ab¬
rundung erfahren. .
Reim-.
wtb Berlin, 3. Juni. Nachdem die Deutschen di«
starken Abschnitte der Ailette, Aisne und Besle inner¬
halb vier Tagen in siegreichem Vordringen überwun¬
den und die Marne-Linie erreicht hatten, verkündete
der Eiffelturmbericht der Welt als Frankreichs Trost:
Wir halten Reims! Cs sinh jedoch nicht Fran-
- °-
fww*
zosen, die hier kämpfen, sondern Frankreich hat dcllk
Schutz der alten Krönungsstadt und der ehrwürdigen
Kathedrale seinen braunen und schwarzen Soldaten
anvertraut. Tie Deutschen wollten Reims schonen:
ihr Angriff ging an der Stadt vorbei. Von drei
Seiten halten sie jetzt Reims umfaßt. Aber die Fran¬
zosen klammern sich an- den Fleck Erde, der keinerlei
taktischen oder sttategischen Wert hat, denn die die
Stadt umschließenden Höben sind fast restlos in
deutschen Hand. Statt die Stadt zu räumen,
lassen die Franzosen sie völlig in Trümmer schießen
und opfern jje. Die gewiffenlose Verteidigung von
Reims kostet ja keinen Tropfen französischen Blutes.
Neger sind es, die man fiir die zwecklose Blen¬
dungspolitik hinopfert. Die Verluste der
Schwarzen sind furchtbar. Aus den Wein- und
Schnapsvorräten der großen Stadt betrunken gemach'»
vor sich die Deutschen und hinter sich die von weißen
Franzosen besetzten Maschinengewehre, so liegen die
Neger vom Senegal, von Madagaskar und Mar¬
tinique in den Gräben um Reims. Bor sich, hinter
sich den Tod wehren sie sich verzweifelt. Furchtbar
schlägt der Grcrnathagel zusammengefaßtcr deutscher
Artilleriegruppen in ihre Stellungen. Fassungslos
sieht man sie in den Gräben bin und herrennen. Für
sie gibt e§ kein Entrinnen. Sie wagen nicht übcrzu-
lausen, da man ihnen versicherte, daß die Deutschen
ihre Gefangenen zu Tode martern. So werden ihre
Verlust« schwerer und schwerer. In einem, schmalen
Grabenstück bei Schloß Malle kamen auf über 100
Tote nur vier Gefangene. Alle Schwarzen tragen das
Coupe-Coup«, das große schwere Schlächtermeffer.
Wehe dem Deutschen, der in ihre Hände fällt! Den¬
noch werden die Neger von den Deutschen wie an¬
dere Gefangene behandelt. Die Waffe der im Artil¬
leriefeuer gefallenen Neger erinnert an die ruffischen
Leichenfelder am Stochod und bei Tarnopol. Z u
Tausenden liegen hier die leblosen Leiber. Die
große französische Stadt geht in Flammen auf und
der französische Funkspruch verkündet der Welt: -Wir
halten Reims!"
Der Kaiser an der Besle.
Einem Berich« Rosners im ,Taxst entnehmen wir
folgendes: Von dem Armeeobeikommando bat der
Kai'er sich nach Pinon begeben, wo er im Heibst
1914 kurze Zeit wohnte. DaS einstmals so herrlich
schöne Schloß ist ein Trümmerhaufen, der Park ein
Feld von zerwühl«" Erde und zerfetzten Baumresten:
In Torf Pinon, daS gleich Anizh, Allenant und
allen anderen benackbarien Ortschaften völlig ver¬
nichtet ist, sagte der Kaiser:
„Immer wieder, wenn ich solches Kriegs-rauen
sehe, dos Tausende von Menschen heimatlos gemacht
und blühende Landstriche Frankreichs in grauenvolle
Wüsten verwandelt, muß ich daran denken, wa» Frank¬
reich sich und ,einen Menschen an Leid und Eiend
hätte ersparen können, wenn eS mein Friedensan¬
gebot vom 12 Dezember 1916 nicht so frevelhaft
abgewiesen hätte«
Englische Marodeure.
«ttd Berlin, 3. Juni. Die zu'ückflutenden und
rückwärtigen Staffeln und Bagagemannschaften der
Engländer baden sich nach den Berichien der OrtS-
einwohner in dem Augenblick ihrer schleunigen und
unfreiwilligen Abreise nach rückwäriS in einer Reihe
von Läden und Häuiern der ve> kündeten Franzo en
schwere Gew al tsa mkei ten und Plünderungen
zu chulden kommen lassen. Das führte zu sehr er¬
regten Szenen, stellenweise sogar zur Selbsthilfe der
Ortseinwobner, die ichließlich die in Küche und
Keller eingedrunaenen Engländer gehörig verprügel¬
ten und an die Luft setzten.
Der Wendepunkt des Krieges.
* Gcni, 3. Juni. Das ,Journal des Debatte
schreib«: In sirateu chem Sinn stehe Frankreich auf
dem Wendepunkl deS ganzen K ir eS. Auf folgen¬
schwere Enijchetdungen müsse man jetzt die Bevölkerung
vorlerrsten. — Clemeuc auS ,Homme libre^ schreibt,
daß die Heeresleitung der Alliierten im Begriff stehe,
zur Ansammlung neuer Entönte-Reierven überzu-
gehen. — Ter ,Marin' meldet: Eine Linon von
bedeutendem Umfange bat an der Front eingesetzt.
Man muß setzt tatsächlich glauben, daß der Ausgang
der jetzigen Schlachten insofern enncheidend sein
wird, als es von dem Ausgang abhängt, ob Frank¬
reich noch in diesem Jahre zum Frieden gelangt. —
Die ,Züricher Morgenztg.' meldet: Tie Militär¬
kritiker der Alliierten erklärten übereinstimmend, die
Aktion der deurichen Heeresleitung im Norden sei
eine unheimliche Falle.
68 Kilometer vor Paris.
Genf, 3. Juni. Der Punkt, wo die deutschen
Truppen am 1. Juni am weitesten vorg e°
rückt waren, wird von der französischen Presse als
der Ort Monthiers, nordwestlich von Chatcau-
Thierry gelegen, bezeichnet. Er ist in der Luftlinie
68 Kilometer von Paris entfernt.
In der Näh« des französischen Hauptquartiers.
Wien, 3. Juni. Nach einer Meldung des Korre¬
spondenten des -Neuen Wiener Journals" stehen die
deutschen Truppen in bedrohlicher Nähe des Sitzes des
französischen Hauptquartiers.
Die taktisch« Ueberraschung an der Aisne.
Der Kriegsberichterstatter des Mailänder „Cor-
riere della Sera" gibt nach der „Boff. Ztg." folgende
Darstellung der Schlacht in Frankreich: Zum dritten
Mal ist es den Deutschen gelungen, einen der fu r ch /
barsten Angriffe, die die Geschichte kennt,
durch Ueberraschung siegreich durchzuführen.
Nichts von ihrer Absicht ist vorher bekannt gewor.
den. Die Deutschen hatten ihre wesentlichsten Vor¬
bereitungen an allen Teilen der Front schon vor
dem Beginn der März-Offensive begonnen. Der
Anmarsch der zum Vorstoß besttmmten Truppen voll¬
zog sich erst in der letzten Nacht, als das Trommel-
fcucr und die Gasbomben bereits unsere Linien wü.
tend üb-nschütteten. Tie taktische Ueberraschung ist
also vollkoncme.: gelungen wie die strategische. Um
11 Uhr war der Damenweg in der Hauptsache in der
Hand der Feinde. Ter Verlust des DamenwegeS
war nicht so schmerzlich gewesen wie der der Aisne-
linic. deren Erstürmung den Deutschen durch ein
ebenso einfaches wie geschicktes Manöver gelang. Au^.
der linken Seite am Südufer der Aisne qrifsen sie
nicht jo heftig an, dagegen auf Nordseite mit jo
unerhörter Wucht, daß die Engländer, die dort stan¬
den. nicht standhalten konnten. Auf diese Werse
wurde bei Bierry-au-Bac eine vollständige
Lücke zwischen den Verteidiger am linken uni»
rechten Ufer geriffcn, und ein Te:l des Flusses blieb
ohne Verteidigung. Die Deutschen 'etztcn
unbehindert auf rasch geschlagenen Brücken über de»
Fluß. Was sich noch von den Engländern auf dem
rechten Ufer befand, mußte weichen oder sich opfern,
um die Brücken sprengen zu können. Daher kam. es.
daß, während nördlich von Soisions und von Reims
noch Widerstand geleistet wurde, die Deutschen schon
im Süden der Aisne sich ausbreitcten und in der
Mitte auf Fismes vorstießen und dann, nachdem
sie die Bresche zwischen Soisions und Reims erwci.
tert hatten, diese beiden Städte von der Flinke An¬
griffen. So wiederholt sich immer wieder das klas¬
sische Flankiermanöver. Wann und wo die
Schlacht wieder hergrstellt wirb- kann^ man nicht
sagen. Die Deutschen haben die Zeit für sich, denn
die Verbündeten müffen ihre Reserven erst heran¬
bringen. Sie kommen von allen Seiten, aber eben¬
so kommen die deutschen Reserven in unermeßlichen
Mengen. Alle Sttaßen sind von Staubwolken be.
deckt/ An eine neue Offensive ist setzt gar nicht zu
denken. Vielleicht wollte man auf deutscher Seite
nrsvrüngl'cb unsere Reserven nur noch Süden ziehen»
aber angesichts des großen Erfolges scheinen di?
Deutschen hier weiter Vorgehen zu wollen. Und doch
sind alle die« Kämpfe noch nichts gegenüber denen,
die bevorsteben. Die ungeheure Schlacht ist e r st i m
Werden begriffen.
Fachs Pläne.
Genf, 2. Juni. Mt der Wahrscheinlichkeit eines
größeren Zusammen st oßes rechnen, wie
der -Matin" meldet, die Generale Foch, Petain und
Haig. Damit suäst die ministerielle Preffe das Auf¬
sparen der Reserven und das Unterbleiben von En¬
tenteangriffen oearn die deutsche Marne-Linie zu er¬
klären. Immerhin wird zugestanden, daß der Deut¬
schen Errichtung wichtiger Stellungen zwffchen der
Marne und Reims und des Gegners stetiger Fort¬
schritt südlich der Oise hemmend auf Fochs Gegen¬
stoß emwirken würden. Das -Echo de Paris" gibt
eine Aeußerung Ha.igS wieder, der Augenblick sei ge¬
kommen. die Verteidigung der französischen
Hauvtstadt großen Sffles zu i«ginnen. Hierzu be¬
merkt der „Mffn". daß die Pariser Leoölkerung
vorbereitet sei, daß die Beschießung infolge der
unvermeidlichen Neuaufftellung weitiragenver Ge¬
schütze an Stärke erheblich zunehmen werde.
Tödliche Erkrantunzen im amerikanischen Heer.
vtd Berlin, 3. Juni. Es ist auffallend, wie hoch
die Zahl der Todesfälle infolge Krankheit «n ver
amerikani'chen Armee ist. <B<t «oll die Zahl der im
Felde Gefallenen um mehr als daS Dreifache Über¬
ste gen. In eiwa dieiviertel der Kiankbeitsfälle
wird alS Todesursache Lungenenizündung angegeben.
Auch unter den in Amerika befindlichen Truppen sind
nach „Ney Jork World" vom 25. Mai Todesfälle
infolge von .influenza und Lungenentzündung äußerst
häufig. Eo wurden in der zweiten Woche des April
285 in der dritten 278 Todesfälle durch Kiankheit
gemelde«.
Sperrung der französisch-schweizerifchen Grenze.
Genf, 3. Inn«. Die französische Grenze wird
beule, Montag abend, wahrscheinlich für längere
Zeit wieder geschloffen.
Ter U-v-stkrieg.
*«b Berlin, 2.Jum (Amilich). Nach Meldungen
o»s See beträgt der durch unsere Unieilcebooie im
Mirielmeer versenkte Schiffsraum 26.000
Brulloreoistertonurn. „
Der Cßei de» Admiralst he» fri* SSorino.
wtb Benin, 3. Juni. Euie» unseres Unter ee-
boo e Hai im wxsili ten Teil des AermeikanalS
«md an der Kü e Wenengland» 5 Dampfer mit
über 29000 Br.-Reo.-To. vernichtet. Bon
den versenkten Schiffen wurden namentlich festgestellt
der bewaffnete englvche Transporter „Denbigh Hall"
(4943 To.), der au» stark gesichertem Geleitzug
heraukgeschoffen wurde, und das französische be-
waffieie Moiortankichiff .Motricine" (4047 To.),
deffen Kapitän gefangen eingebrochr wurde. Bet
der Versenkung eines mindest 7500 To. großen,, be¬
waffneten tiefbeladene» FrachtdampierS aus stark'
gesichertem Geleitzug wurde infolge der entstandenen.
Verwirrung ein weiterer etwa 6000 To. großer
Dampfer durch Zu ammenstoß mit einem anderen
Domp'er zum Sinken aebroch«.
Ter stählerne, im Jahre 1906 erbeutete, mit draht¬
loser Telegraphie und elektrischer Beleuchtung ausge¬
rüstete, in Liverpool beheimatete Datv^tichrauben»
Kämpfer „Denbigh Hai!' der Eliermann.Linie ist wie¬
der ein Beispiel für die trügerische Berechr in-g von
Schifssver'nsten durch die britirch- Admiralität. Um
die Berluire gering rrschrlnen zu lasten zötzri die amt-
Itic 'Pe’I'.nVtatt'ttf bekanntlich die Versenstragru von
Handelstchiklen, die sich in militärischen Dienst befin¬
den. also mch von diesem TrupoenttcmSvarttampfer»
nicht mit. Auf die-'e Art gelangt die bFiti'che Admira-
liiät zu Bersenkungsergebnissen. die durch viel zu nied.
rige Angaben da» arglose Publikum immer wieder
Vva neuem verblüffen und täuschen, fallen. Doch nicht
auf loiche Kunstgriffe kommt e? an, sondern auf die
wirklichen Verluste. -Dann wird die englische Re¬
gierung begreifen", fragte das „Journal os Tvmmerce"
bereits am 18. s?ehri:ar, -daß eS wichtiger ist, den Krieg
zu gewinnen, als ihre eigene Stellung zu retten."
Anerkennung der ukrainischen Regierung.
Die deuische und die österreichische Regierung
haben die Regierung des HetmanS Skorropadeki in
all.« Form anerkannt, worauf dieser die Erklärung
abgab, daß es nach wie vor sein Bestreben sein
we,d«, die von ihm übernommene R-aierung der
Ukraine in engster Anlehnung an die Mittelmächte
zu führen.
Üu§ Mche und 8chu!e.
-s- Köln, 2. Juni. Domkapitular vr. tbeol. «t.
jnr. csd. Joseph Vogt wurde zum Generalvikar
der Erzdiözese Köln ernannt. Der neue General¬
vikar steht im 53. Lebensjahr und wurde 1888 zum
Priester geweiht-