nr. 130.1 ZLLI 5reltog r. J««t tSir. I I 45. Zahrgang.
Zer össtsche TageSderiU.
vrb Großes Hauptquartier, 6. Juni.
«eRltcher »r t e g » i ch a u » t« fc.
ArtillcrietLtigkeit wechselnder Stärke. Mehrfach
brachten Erkundungsgefechte Gefangene ein.
Heeresgruppe Deutscher Kranprm».
_ Ander Schlachtfront ist dir Lage unverändert.
Oertliche Kampfhandlungen westlich von Pon-
tvrse, nördlich der AiSne und am SaviereS-
Grunde brachten uns in den Besitz feindlicher Erd-
wrrke und Gräb-n. Der Arrillcriekamvr war viel
fach Icbqaft, Chateau Thicrry lag unter anhalten¬
dem Zerstornngsfrner der Franzosen.
. D-e Beute der Heeresgruppe Deutscher Krön-
prrnz seit Mar beträgt nach bisherigen Feststel¬
lungen mehr als 55 000 Gefangene, darun-
ter über luOO Offiziere, mehr als 650 Ge-
schütze und weit über 2000 Maschinen-
S r w e h r e.
.., 3® den beiden letzten Tagen wurden 4 6 feind
l'che Flu g z e u g e und 4 Fesselballone
zum Absturz gebracht.
. . Das Jagdgeschwader Richthofrn schoß gestern 15
feindliche Flugzeuge ab.
Hauptmann D e r t h o l d und Leutnant M e n k-
hoff errangen ihren 31., Leutnant Löwenhardt
ftlncn 27., Leutnant U d r t seinen 26., Leutnant
Krrsteln seinen 21. und 22. Luftsieg.
Der Trsie Aeneralquartiermeister: Ludendorfft
-»tb Berlin, 6. Juni. (Amtlich.) An der Schlacht¬
front örtliche Kämpfe nordwestlich von Chateau-
Thierry und an der Ardre.
Lesterr-ichifch - nngarischer Tagesbericht.
Mtd Wien, 6. Juni. Au der Tiroler- und
Biavefrout andauernde A tiveriekämpse.
Ter Chef des Generalstabes.
Die Ergebnisse des Sieges.
Nil, Berlin, 6. Juni. Der große Sieg der
Deutschen Kronprinzen zwischen der Aisne und
Marne hat wiederum einen bedeutenden Teil der
feindlichen Slreitkräfte und Kampfmittel vernichtet.
Zu der bereit» gemeldeten Gefangenenzahl von
über 55000 sind die schweren blutigen Verluste
der Franrosen an Toien, Verwundeten und Ver
mißten hinzuzur chnen. Bereits im Mär, mußte
da» französische Heer infolge de» ZurückwrichenS der
Engländer beiderseits der Somme starke Teile der
bereitgestellten Foch'schen Manövrierarmee ein-
setzen, die mit m die schwere blutige Niederlage hin»
«ingeriflen wurden. Als in Flandern die Eng-
lander aufs schwerste erneut bedroht waren, sah sich
der Entente-Generalissimu» zum zweiten Male ge-
Swungen, auch dorthin starke Kräfte einzusetzen. Im
-erlaufe der Kämpfe an der Nordfront setzte er
allein 18 französische Divisionen zur Unter¬
stützung der Engländer in Flandern ein und
hielt weitere Kräfte dort in Reserve bereit. Die
verlustreichen Kämpfe im Kemmelgebiet erhöhten
dann die Blutopfer der Franzosen ganz außer-
ordentlich. Die Schlacht zwischen AiSne und
Marne mit ihren täglichen riesigen Fortschritten
riß aufS neue die schon stark gelichteten französischen
Reserven auseinander. Sie zwang General Fach
zum abermaligen überhasteten Einsatz seinerDivisionen
an der von der deutschen Führung gewählten Stelle.
Damit sind wiederum erhebliche französische Streit-
kräfle gebunden, ein Umstand, der den Ententeführer
der operativen Armfreiheit gänzlich beraubt. Die
stolze Manövrierarmee der Entente, an die sich die
kühnsten Hoffnungen und Erwartungen der Feinde
knüpften, besteht al» so che nicht mehr.
Von schwerwiegender Bedeutung ist auch die Ein¬
buße deS Feinde- an Kampfmitteln während
der Schlacht zwischen Aisn nnd Marne. Die große
Anzahl der erbeuteten Geschütze, Maschinengewehre
und anderer Wa ffen,der Verlust deS gesamten ein¬
gebauten Materials auf der ousgebauten Kampf¬
front, der Verlust ferner von fünf umfangreichen
Vionierdepots, von Werkstätten verschiedenster Art,
von Barackenlagern und sieben großen mit allen
Bedürfnissen ausgerüsteten Lazaretten, der Ausfall
vieler Fabriken, Eisenbahnwagen, Maschinen und
Brückentrains und dergl. trifft die feindliche Kriegs¬
führung aufs empfindlichste. Erhöbt wird die Be-
deutung der schweren französischen Niederlage durch
den Verlust von weit über 3000 Quadratkilometer
-um Teil fruchtbarsten Gelände» mit bedeu¬
tenden strategischen Punkten. Von tief einschneiden¬
der Bedeutung rst schließlich die Ausschaltung wich-
rigster Eisenbahnlinien für die Versorgung des
gesamten franrösffchen Landes und Heere».
Die Kämpfe am 5. Juni.
Berlin, 6. Juni. An der Front zwischen
Marne und Reims setztzten die Franzosen ihre
lebhaften Anstrengungen fort, das waldige Höhcnge-
lände zu sichern, während sie im Zentrum, wo die
Deutschen am weitesten vorqedrungen sind und
daran arbeiten, das Bois de Gohelle "zu verdrahten,
versuchen, die an der Marne angelegten Flügel ihrer
Linie vorzuschieben. Ihr handstreichartiger Ueber-
fall am Morgen des 5. 6. scheiterte jedoch ebenso wie
ein anderer auf die deutschen Postieruniegn von
Berneuil- Das französische Artilleriefeuer, dos
mit weittragenden Batterien bis über die Beste
langte und bereits angefangen hotte, die noch unzer-
siörten Orte in Trümmer zu schießen, ließ cm 5. 6.
infolge der Bekämpfting durch die deutschen Bat-
terien wesentlich an Heftigkeit nach. Deutscherseits
wurden Bahn- uttd Straßenverkehr hinter
der französischen Front gestört. Der Babnhof von
Jout» wurde in Brand geschossen. Im Südteile von
Reims konnten mehrere große Brände und Explo¬
sionen beobachtet werden. In den Flieaerschuppen
nördlich von Bousacourt wurden noch zwei unzer-
störte französische Flugzeuge festgestellt.
Luftangriffe au« Calais und Boulozne.
wtb Berlin, 6. Juni. Außer zahlreichen an¬
deren Zielen wurden die wichtigen feindlichen Um«
fchlagplatze Calais und Boulogne erfolgreich
Mit Bombe» belegt.
U-Me an der asiieritaii'dun Küste.
i.;,.i:uü4mer Blätter füllen Spalten mit Nack,
rickten über Angriffe deutscher U-Boote
a n der amerikanischen Küste. Man hat
diese Nachrichten offenbar bis jetzt zurückgehalten, denn
die ersten Angriffe liegen schon Cf Tage zurück. Aus
dem Wust der Meldungen stellen wir die Hauptsachen
zusammen:
15 Schiffe versenkt?
Man schätzt/ daß seit dem 2b. Mai etwa 15 a m e,
rrkanische Schiffe von U-Booten an der nord»
atlantischen Küste ver senkt worden sind. Das
größte dieser Schiffe, die „Carolina", war auf dem
Weg nach Portorico. Es wurde 125 Meilen von Sandy
Hook cn.gcgrrffe» und meldete das durch Funkspruch
am Abend des 2. Juni. Es hatte 220 Fahrgäste und
100 Mann Besatzung an Bord. Davon werden 68 ver.
"ätzt. Die „Texei, 3210 To., eines der beschlagnahm,
ten holländischen Schiffe, mit einer Ladung von Por¬
torico nach Newyork fahrend, wurde am Sonntag 60
Meilen von der Küste von Neu-Jersey versenkt. Ter
U-Dootkommandant ließ drei Schüsse abgeben, kam
selbst an Bord, hieß die 36 Mann starke Besatzung in
die Boote gehen und ließ dann das Schiff durch eine
Bombe in die Luft fliegen. Die Mannschaft wurde
später von einem Küstenwachschift ausgenommen und
nach Atlantic City gebracht. ^Weiter wurde der Scho,
ner „Edward H. Colc" am Sonnrag abend angegrif¬
fen. Ein amerikanisches Hilfsfahrzeug rettete ~ die
Mannschaft. Der Kapitän des Schoners bebauptet,
das angrei sende U-Boot sei 60 Meter
lang gewesen und habe zwei große und ein klei¬
nes Geschütz an Bord gehabt. Der Scann will auch
ein zweites U-B cot gesehen haben, das einen
amerikanischen Dampfer verfolgte.
Aus den weiteren Nachrichten über das Borgeheu
der Unrerseeboote ist noch folgendes zu entnehmen:
Von versenkten Schiffen werden noch mit Namen ge¬
nannt: „Edna", „Halters Lunn" und „Hauppage".
Die „Gdna" lourde am 27. Mai bei Kap Delaware kiel¬
oben treibend gefunden. Sie muß also schon früher
das Opfer eines U-BooteS geworden sein. Noch früher
muß die der Schoner „Halters Lunn" und „Hauppage"
erfolgt sein, denn deren beiden Kapitäne erzählen, daß
sie mit rhren Mannschaften dorr dem U-Boot, das ihre
Schiffe zerstörte, ausgenommen worden seien und an
Bord des Tauchbootes die Versenkung der „Edna" sich
angesehen hätten. Dafür, daß ein Teil der Angriffe
weiter zurückliegt, spricht auch die Angabe, daß die Be¬
satzungen einiger versenkter Fahrzeuge acht Tage an
Bord des U-Bootes sich aufhielten, ehe sie in ihre Boote
gesetzt oder einen, dorüberfahreicken Schiff mitgcgeben
worden seien. Sehr verwickelt stick die Angaben über
das Schicksal der 340 Insassen des versenkten Dampfers
„Carolin a". Ein Flieger will 35 Meilen südwärts
von Beach Hcaven drei Rettungsboote gesehen haben,
die nach der Küste sichren, daneben aber andere Boote,
die leer aus dem Wasser trieben. Andere Meckungeu
sprechen von der Ankunft des einen und anderen Bo»,
tes in einen oder anderen atlantischen Hafen, sowie*
davon, daß an aickeren Stellen ein Boot umgeschtc-gen
sei Tie Tauchboote solle« «uh schon Minen ge¬
legt tzaberu Amerikanische Minenfeger wollen schon
an der atlantischen Küste oirre große Anrae: solcher
deutscher Minen ausgefischt haben. ' Gleichwohl hält
man aufrecht, daß man nicht die geringsr» Furcht ber,
spüre, dreht prahlerisch den Spieß um und sagt, die
deutschen Angriffe geschehen nur aus Angst vor dem
amerikanischen Millionenheer. Die Hoffnung, daß mcni
die Berschlfsung dieses Heeres verhindern könne, werde
sich als eitel erweisen.
Trostsprüchr.
Das amerikanische Marinecnnt nennt als amtlich
gemeldete Versenkungen einen Dampfer und 3 Sckoner
und spricht gleichfalls von 2 U-Booten, die an der Küste
von Neu-England arbeiteten. Beamte des Marine,
amrs selbst erklärten, sie glaubten, daß die U-Boote
jetzt nach ihrem Hafen zurückkehrten. Gleich nach dem
Emtrefsen der ersten Berichten von U-Bootangriffen
seien U.Boorjäger ausgesandt worden, um die Küste
abzustreifeu. Die getroffenen Maßregeln seiet, zu¬
reichend, um einen Angriff an all den Orten abzu-
wehren, von wo «,s T r u p pen nach Frank¬
reich verschifft würden. Im Ganzen würden von
den Opfern der U-Boote noch350 Menschen vermißt.
Reuter meldet aus Washington: Die Aktion der
deutschen Tauchboote kam im Kriegskabinett zur Sprache.
Der Lrbensmtttelkontrolleur Hoover erklärte, die Zu¬
fuhr von Lcbensniittetn und Vorräten für das über¬
seeische Heer werde durch das Erscheinen der U-Boote
Die Washingtoner Berichterstatter der Newhorker
Blätter behaupten, die Angriffe der deuffchen U-Boote
hätten zum Ziel, die Rückbcrufung eines Teils der
amerikaniscken Flotte aus den europäischen Gewässern
zu bcranlasten. Sie fügen hinzu, daß diese Rechnung
sich als falsch erwiesen habe und weisen auf eine an¬
gebliche Erklärung des Marineministers Daniels im
Flottenausschutz des Repräsentantenhauses hin, wonach
die Verteidigungsanlagen an der amerikanischen Küste
so stark seien, daß keine Schiffe aus der Kriegszone
zurückzukebren brauchen. Die Leitaufsätze der ameri.
kanischen Blätter leugnen, daß das Auftreten der
U-Boote eine Panik herdorgerufen habe und bestrei.
ten. daß die Verschiffung der amerikanischen Truppen
nach Europa unh der sonstige Schiffsverkehr im At¬
lantischen Ozean dadurch behindert würde. Die Deut,
schon würden nur das eine erreichen, den KriegSeirer
in den Vereinigten Staaten zu fördern und den
Kampfgeist zu stärken. — In Zusammenhang damit
gehör: auch eine Meldung der „Central News Agen¬
tur" aus Newyork, wonach dort die Geheimpolizei am
Abend des 4., Juni in verschiedene deutsche und
andere Klubs eingedrungen sei und hier die Deutschen
be, f.öbiichcn Feiern zu Ehren der Leistungen ter
der deutschen U-Boote angetrosfcn hätte. 50 feindliche
Ausländer seien in Hast genommen worden.
Schließung der ^aen.
Nach Newhorker Blättern ist der Newhorker Hafen
wegen des Auftretens der U-Boote geschlossen
worden. Nach späteren Meldungen sind alle atlan¬
tischen Häfen Amerikas geschlossen worden.
'Furck t vor Lu tangriffr
Man scheint in Amerika übrigens auch Angst vor
Lvitangirfftu zu haben. Es ist die Anordnung ge¬
troffen worden, daß die Küste verdunkelt bleiben
muß. Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme sind
auch die Lichtreklamen in Newvork verboreu worden.
Die Gebäude, in denen Lickt gebrannt wird, müssen
nach außen abgeblendet werden. Gründe für diese
Maßnahmen sind rückt angegeben worden. Man. rech¬
net jedenfalls mit der Möglichkeit, datz die deutschen
U-Boote Wasserflugzeuge mitführen könnten. Die
..Finanzial Times" meldet in ihrer Börsenübcrsicht
als Tatsache, daß in Amerika Luftangriffe bereits
staitgesunden hätten. Man wird nähere Nachrichten
abwarten muffen.
*
Bor 1 M Jahren, tm Oktober 1916. waren die
Amerikaner schon einmal durch den Besuch eines
deutschen Kriegs-U-Bootes, „U 53", in Er¬
staunen gesetzt worden. „11 53" batte die 6500 Kilo¬
meter lange Strecke von Wilhelmshaven bis New¬
port (Rhodo Island) in 17 Tagen zurückgelegt, blieb
jedoch nur zlvei Stunden im Häsin, und ging dann,
ohne seinen Brennstoff zu ergänzen, wieder in See.
Seit der Kriegserklärung der Vereinigten Staaten
haben die Amerikaner stets in der Besorgnis gelebt,
daß, wie „U 53", wieder deutsche U-Boote in die
amerikanischen Gewäffer gelangen wn'irden, um den
Seeverkehr Amerikas mit Europa, insbesondere die
amerikanischen Truppen trän Sporte, • an der Wurzel
zu fasten.
Daß die Kriegführung in solcher Entfernung sehr
schwierig ist und sehr Großes von den Booten und
der Besatzung verlangt, ist begreiflich. Ebenso ist es
klar, daß je mehr die Bereinigten Staaten sich zum
Mttelpunkt der Kriegshilsi für unsere Feinde au8-
wachsen, je mehr von dort die wichtigsten Trans¬
porte m,sgeben. und je mehr man mit der Hoffnung
auf die Hilsi von dort die sinkende Zuversicht in den
anderen Ländern unserer Feinde aufrecht zu erhal¬
ten sucht, desw mehr der Zeitpunkt für einen An¬
griff auf diesen Feind günstig zu sein scheint. Vor¬
läufig liegen ja erst Nachrichten über einige Bersen-
kunaen vor. Sollte sich hier zur See eine neue Of¬
fensive entwickeln, dann würde sie wieder ein glän¬
zendes Zeugnis für unsere wachsende Kraft ;um
llnterseebootskrieg oblegen und die beste Antwort
sein ans die Prahlrede Lloyd Georges über den N-
Boot-Kricg. In den Sperrgebieten um England hat
sich unzweifelhaft die Abwehr zu einem wohlüber¬
legten Svstem entwickelt, das zwar unserer U-Boote
nicht Herr wird, ihnen aber doch ihre Ausgabe nach
Kräften erschwert. Bon solchem Svstem kann in
amerikanischen (bewässern keine Rede sein. Drüben
hat man noch gar keine Erfahrung, und der Appa¬
rat läßt sich nickst ohne weiteres verpflanzen. Im
übrigen haben die Bereinigten Staaten in richtiger
Würdigung des Geldverdienstes alles, was sie an
Abwehrfahrzeugen erzeugten, nach Europa gebracht.
Auch von den'wenigen brauchbaren Zerstörern, die
sie besaßen, baben sie anscheinend die meisten nach
Europa geschickt. Man könnte sich also denken, daß
da eine recht aussichtsvolle Möglichkeit für den 11-
Boot-.Krieg entstände, wenn auch die vorliegenden
Einzelmeldungen noch nicht eine größere Ossinsive
dort erkennen kaffen.
Der U.«»«tkrieg.
wtb Berlin, 6. Juni Im Mittelmeer ver¬
senkten deutsche und österreichisch-ungarische U-Boot«
5 Dampfer und 6 Segler von zusammen über
80 000 Br.»Reg.-To. Die Dampfer wurden
aus stark gesicherten Geleitzügen h«rau»geschoffen,
einer von ihnen war ein Kriegsmaterial»
transporter.
Bulgarien «nd Ostmazedonien.
Die bulgarffche Presse hat sich in letzter Zeit mft
der Frage der Kriegserflärung der Verbündeten an
Griechenland beschäftigt und nach einer solchen ver¬
langt. mit der Begründung, daß seit langem nicht
nur veniselistische irreguläre Truppenteile an der
mazedonischen Front den Verbündeten gegenüber¬
stehen, sondern die reguläre griechische Arme«. Auch
der bulgarische Ministerpräsident Radoslawow Hot
sich in einer in der Zeitung „Ccmbana" veröffent.
lichten sehr bemerkenswerten Unterredung über das
Verhältnis Bulgariens zu Griechenland geäußert.
Es ist selbstverständlich, so wird dazu von Berlin
aus versichert, daß wir auch in den bulgarisch-grie¬
chischen Streitigkeiten doll auf Seiten der Bulgaren
stehen. Deutschland und Oesterreich-Ungarn haben
schon ftüher in Aussicht gestellt, daß sie für den Fall
der Aufgabe der griechischen Neutralität Bulgarien
ihre Zustimmung zum Erwerb der o st m a z e d o -
nischen Gebiete erteilen würden, damit auch
dort der Wunsch des bulgarischen Volkes nach Her¬
stellung voller nationaler Einheit Bulgariens erfüllt
werde.
Zum deutsch-englischen Gefangenenaustausch.
wtb Berlin, 6. Juni. Am 6. d. M. werden vor.
aussichtlich die bereit» seit einiger Zeit angekündigten
Verhandlungen über die Gefanaenenfragen zwischen
deutschen und englischen Delegierten unter Leitung der
niederländischen Regierung im Haag beginnen. Auf
Seiten Leider Regierungen besteht offensichtlich da» Be¬
streben, auf möglichst breiter Grundlage die schweben,
den Fragen einer befriedigenden Lösung entgegenzu-
führe», und e» tst, wenn die Verhandlungen in diesem
Geiste geführt werden, zu hoffen, daß einer betracht-
lichen Zahl Kriegsgefangener und internierter Zivil.
Personen die Freiheit wiedergegeben und das Los der
Gefangenen erleichtert wird. ES kann aber dem Geiste
der Verhandlungen nicht zuträglich fein, wenn gleich¬
zeitig nebenher, wie dies in der Nortbrliffe-Preffe in
allen Tonarten bis jetzt der Fall war. die gehässigsten,
der Wahrheit und Gerechtigkeit widerivreckenden An-
gaben über die Gefangenenbehandlung in
Deutschland einh-rpehen. ES dürste im Jnterrffe
eine» guten Verlaufes der Verhandlungen liegen, wenn
auf diesem Gebiet auck die gepneriseh« Presse zum
mindeste! während der Verhandlungen dieses unwür¬
dige Treiben unterlassen würde.
* Eine griechische Enthüllung. Au» Genf meldet
der .Berl. Lokalanz/: Der griechische Advokat
AthanaciadiS veröffentlicht hier, daß ihm eine Hobe
Summe onqeboten wurde, un eine aufsehenerregende
Schriftenfälschung zu begehen, die bestimmt war, als
Grundlage eines in Athen durchzuführenden Lan -
desverratsprozessesgegkn König Kon st an»
tin und dessen Anhang zu dienen. AthanaciadiS
wies doS Anerbieten zurück und läßt die Frage offen,
ob die Urheber jenes Streiches auf der Suche nach
einem willigeren Werkzeug seien.
Deutscher Neicksrag.
Sitzung vom 6. Juni.
Vizepräsident Pausche teilt za Beginn der Sitzung
mit, daß ein Antrag der Mehrheitc-parteien vorbereitet
werde, der die ganze Frage des Vizepräsidiums neu
regele. Er schlägt deshalb vor, zunächst die Präsiden,
tcnwnbl aoszufrtzc». Das Haus stimmt zu.
Tie Debatte über Belagerungszustand und Presse,
zensur wird fortgesetzt.
Kapitän zur See B»y-Ed nimmt den Generalstab
der Marine gegen Angriffe des Abg. Gothein in
Schutz.
Abg. Dr. Herzseld (11. S.) brachte Klagen seiner
Partei vor, die sich einer besonderen Ueberwachung
durch die Bebörden zu erfreuen glaubt. Ihr seien 99
Versammlungen verboten woroen. Das stellvertre¬
tende Generalkommando in Münster habe eine Bro.
schüre zur Verbreitung in Arbciterkrcisen herausge-
gebeu und dazu die Mitwirkung sozialdemokratischer
Gcwerkschaftsbecnnten und Redätwure zu gewinnen
versucht, .Diese wurden zu Arbeirerverrätern. (Große
liurühc bei den Soz. Abg. Noske ruft: Hanswurst!
(zu den unabh. ©oj.j): Lallen wir. uns das bieten
lassen, daß so.ch ein Kerl uns beschimpft? (Vizepräsi¬
dent D o v e bittet, bei der Sache zu bleiben und nicht
zu einer allgemeinen Polemik üverzugehen s
Al-g. Tr. Werner-Gicsten (T. Fr.): Wenn Abg.
Gothein sich darüber beschwert, daß die alldeutsche
Presse bei der Pavierzumessung bevorzugt werde, so
weise icb darauf hin, datz die.Provinzpreffe geradezu
Not leidet, während das „Berliner Tagebl." für die
banalsten Dinge und Anzeigen Papierverschwendung
übr.
Abg. Pvspiech (Pole): Den polnischen BerufSver.
einen ist cs nicht möglich, Versammlungen abzuhalten.
Abg. Meerseld (Soz.) bringt eine Reihe von Ein«
zelsällen über Zensurmaßnahmen vor,
Aba. Dr. Müller-Meiningen (Bp.l: Niemand hat
es gewagt, den Belagerungszustand und die Zensur zu
verteidigen Mögen diese Debatten hier durch die Be.
seitigung her politischen Zensur eicktrch arifhören.
LtaatSsrkretär Wallraf: Ich habe stets tief b».
dauert, daß der Krieg ein Eingreifen in die Freiheiten
immer noch nötig macht. Mir der Papierzuteilung habe
ich ressortmäßig nichts zu tun. Dr, Herzfeld bezeichnet
die Zensur ’ als einen Auswuckis des Militarismus.
Wie steht es aber damit in Englano und Amerika?
Nirgends aber wird so rücksichtslos vorgegangen nie
bei den Bolschewicki.
Oberstleutnant von dem Bcrgh gibt eine DrrstellunD
über die Möglichkeiten der Beschwerde über die Zen.
surbebörden
Abg Hanse (U. S.): Rur die Aushebung des Be.-
lagrNivgszustandcs und der Zen-ur kenn helfen.
General von WriSbrrg: Wenn bemängelt wird, daß
den aus russischer Gefangenschaft Ziirückgekehrten va¬
terländischer Unterricht erteilt wird, so würden wir
unsere Pflicht versäumen, wenn wir diesen Unterricht
nicht erteilten, zumal diese Leute vier Jahre unter
russischem Einfluß gestanden baben.
Damit schließt die Aussprache.
Eine Entschließung des Ausschusses betreffend Ber.
Haftung und AufcntballSbefchränkung lvird angenom¬
men. Darauf wird der inzwischen erngebrachte Antrag
betreffend Regelung der. Vizepräsidentenschaft der Ge-
schöftsordnüngskommiffion überwiesen.
Freitag: Anfragen, Etat des- Innern.
Preuszischer Landtag.
Abg»,ed»et»»!»«»«
Sitzung vom 6 Juni.
Tie Beratung des KultuSetats wird fortgesetzt.
Abg. Dr. Kansmann (Zir.) rmdniete dem geschiede¬
nen Kultusminister ein dankbares Abschiedswort. Mit
Absichr unterstrich er, datz das Kultusministerium kein
einseitiges Fachministerium sei, als das es der neue
Minister in. der Kcmimission hingestcllt hat. und wies
darauf hin. daß dem Kultusministerium zwei Haupr-
aufgabcn obliegen, einmal die Füchrung der Schulpoli«
ttf und zum anderen die Regelung des Verhältnisses
zwischen Kirche und Staat. Mit überzeiigender Wärme
verwarckre sich Dr. Kaufmann für die Konsessio-
n a l i t ä t unserer Volksschule, da durch die kon¬
fessionelle Volksschule das Ziel der religiös.sittlichen
Charakterbildung am sichersten erreicht werde. Gleich
nachdrücklich betonte der Zentrumsredner die Zueinan-
dergehöritzieil vori Kircke und Staat, die ohne
gros;e Rbt niemals getrennt werden sollte. Er warnte
vor unbesonnenen Ueberstürzungen rm Schulwesen
und wies darauf bin, daß bei der Schulreform _ die
Volksschule in erster Linie gefördert werden müsse.
Darum kan« sich das Zentrum auch nicht mit den
Vorschulen befreunden, durch die den Volksschulen
vielfach die besten SchL'er rnlzcge» werde.! Zum
Schluß bat der Aachener Stiftvrob-t. daß _an der
Wiederherstellung des durch schwere Bauschäden ge¬
fährdeten Aachener Doa.s sich tas ganze Volt beteili¬
gen wolle Wir betrachten als den notwendigst-n Bil.
dungsfaktör die Pflege der Religion, wie ste nur durch
die Konfession möglich ist. Die christliche Religion. ist
für unser deutsches Volk auch für die Zukunft der wich¬
tigste und entscheidendste Bildungsfaktor und deshalb
wünschen wir, daß ste in der Schule überall durchdringt.
Für die Konßffsionalrtät der Volksschule treten auch
die Bischöfe ein. Sie fordern ferner, daß konfessionelle
Minderheiten an höheren Sckulen von Lehrern ihres
BekenntisseS in der Religion unterrichtet werden. Mit
Recht ist in der Kommission von einem meiner
Freunde hervorgehoben worden, daß her Satz „hie
Lehre und die Wissenschaft muß frei sein", auch aijs
die Katholiken Auwenduna finden muß. An den Ka-,
tholiken ist aber dieser Wunsch keineswegs in Erfül¬
lung gegangen. (Lebb. Beifall.)
Abg. Lüdicke (hi.) forderte, daß die konfessionell
Schule die Regel bleiben, aber auch den bereits vor.
haudenen Simultanschulen Lickt und Luft gegönnt
sein sollen.
Es folgte eine lange Rede des Abg. Adolf Hoff,
mann (II. Soz.), in der er wie immer seinen Haß ge¬
gen die Kirche die Zügel sckießen ließ und zum Schluß
den »blicken Krack vrovozierte.
Abg. Dr. Blankenburg luarl.l wünschte bessere Aus-
stiegmöglickkeiten für die Voüsfckullehrer und auSgie.
bigere Tauernngszulagen für die Lehrkräfte aller Grade.
Abg. Troub lVp.) verteidigte die Simultanschulen.
Die katholifcke Kircke soke fick von Rom trernien und
eine deutsck-katbolifche Kirche, werden, dann könne ein
friedlicher Wettbewerb mit der evangelischen Kirche
stattffvden.
Kultusminister Dr. Schmidt: Zu einer großen
Schulreform erachte ich die Zeit noch nicht für gekom¬
men. Durch das Volksschulunterbaltungsgesetz ist die
konfessionelle Volksschule gehalten und an ihr werden
w,r deshalb festbalten. Aber das könfesssonelle Prin¬
zip solle auch nicht überspannt werden. Ich kann nur
nochmal» betonen, daß wir an dem fetzigen Verhältni»
»wischen Kircke und Staat festbalten und daß ich eS für
rin großes Unglück hielte, wenn an diesem Verhältnis
gerüttelt würde.
Frenaa: -kortfetzunL.