Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

Fortgang der Schlacht in Benetien. 
Bisher 3V 000 Gefangene 
. Der deutsche Abendbertcht. 
*-tb Berlin, 18. Juni, abends. (Amtlich.) 
Bon den Kauchsfronten nichts Neues. 
Lesterreichisch. ungarischer Tage-Sericht. 
Wien ,18. Juni. 
Tie Schlacht in Benetien nimmt ihren 
Fortgang. Tie Armee des Generalobersten Frhrn. 
v. Wurm gewann anzahlreichen Stellen 
Raum. Ihr Südflügel erreichte in iahen Kämpfen 
den Kanal Fosebba. Generaloberst Erzherzog 
Joseph baute seine Erfolg« im Monte llo-Ge- 
biete aus. Italienische Gegenstöße scheiterten an 
drei Kampftagen. An drei Kanrpstagen wurden kn 
diesem Gebiet 73 italienische Geschütze eingebracht, 
darunter zahlreiche schwere Kaliber. Beiderseits der 
B r e'ct t a rannte der Feind abermals vergeblich 
gegen unsere neue Stellungen an. Ebenso erfolg- 
los verliefen südlich von A s i a g o mehrere englische 
Angriffe. 
Tie Zahl der Gefangenen ist auf 30 000 
gestiegen, jene der erbeuteten Geschütze auf 120. Die 
Beute an Minenwerfern sowie sonstigen Krieasmit- 
teln ist noch nicht gezähl.t 
Der Chef des Generalstabes. 
Die Angst um Paris. 
Arthur Mcper, der Herausgeber des „Ganlois", 
schreibt in seinem Blatte: „Wohl sagt man. Reims 
and andere Srädte werden beschossen. Paris kann 
eist gleiches Schicksal haben, aber Paris und die 
anderen S«ädte sind nicht dasselbe: Paris ist: „die 
Stadt". Jeder Franzose hat zwei Dinge, die er 
liebt: Frankreich und Paris. Ich weiß auch wohl, 
daß die großen Generäle es für möglich halten, 
auszugeben, und die Loire zu verteidigen. So dacht« 
auch Gallieni. Aber da folge ich doch Herde, wenn 
»r erklärt, daß Paris' nicht ein beliebiger Punkt 
ist. In Paris lebt ein Zehntel der Franzosen, es 
«st der Mittelpunkt der Industrie, die größte Sammel¬ 
stelle aller Reichtümer in Europa. Es ist das 
Zentrum unseres Eisenbahnnetzes, es ist Herz und 
Kopf Frankreichs." 
Genf, 18. Jnni. Der Verteidigungs - Ausschuß 
oon Paris beschloß, die Bevölkerung der Vorstädte 
oon Paris sortzuschaffen und sie nach dem 
mittleren und südlichen Frankreich abruschieben. Auch 
tei beabsichtigt, die hauptstädtische Bevölkerung im 
ßause des Monates Juli allmählich sortzuschaffen. 
Amsterdam. 18. Jimi. Der militärische Mitarbei¬ 
ter des . Aieuwe Courcckrt" knüpft in einer militärischen 
Betrachtung an eine Bemerkung des Pariser Abgeord¬ 
neten Brunnet an, wonach es möglich fei. daß die 
Deutschen infolge einer neuen Offensive nahe an 
Maris bcrcmkämeu, daß eine planmäßige Be- 
Lchießimg möglich wäre Er bemerkt dazu: Man 
bcdsnke, daß die nrächtige Festung Antwerpen in einer 
Woche frei, nachdem der Angreifer lediglich einen Ab. 
schnitt des Fortsgürteis mit Belagerungsgeschützen 
niedergeliärmriert batte. Kommt es zu einem regel¬ 
rechten Angriff auf da» großverschanzte Lager von 
Paris so wird es ebenso wabrschernlich genügen, eine 
weite Bresche zu eröffnen Ene richtige Belagerung 
deS gesamten Fortkreises ist, wie die Erfahrung ge¬ 
lehrt hat, jetzt nicht mehr nötig. 
Ei» französisches Flugzeug in Holland abgeschosien. 
Haag, 18. Juni. Hollandsch Nieuwsbureau mel¬ 
det aus Vlisjingen: Am Montag nachmittag ist 
ein französisches Flugzeug vom holländischen Militär 
abgeschossen worden. Es ging gerade auf dem 
Flugplatz von Vlissingen nieder. Die beiden Jnsas- 
sen, der Flugzeugführer und der Beobachtungsoffizter, 
wurden interniert. 
Me Bedeutung der Offensive in Italien. 
Ter Laie ist geneigt einen militärischen Erfolg 
einzig und allein nach Um erreichten Bodengewinn, 
überhaupt nach sichtbaren Erfolgen, zu beurteilen. Der 
moderne Stratege erblickt sein Ziel in der Vernichtung 
der feindlichen HeereSmachr. Dieses Ziel wird er¬ 
reicht dich die Außergefechtsetzung infolge Tod »der 
Verwundung, durch Gefangennahme und endlich durch 
Aindung der feindlichen Kampfkraft an die unbeweg¬ 
liche Front. 
< Nachdem auf der ganzen Westfront die Initiative 
au uns übergegangen ist und die Reserven Fachs 
durch unsere Operationen festgelegt worden find, war 
ein Frontteil vorhanden en dem noch eine gewisse Be¬ 
wegungsfreiheit herrscht« m* wo eine Bindung der 
feindlichen Truppen, noch nichr vollzogen war. DaS 
war der italienische HeereSslügel. Die Entente 
hcn sei. längerer Zeit versucht, sich diese Bewegungs¬ 
freiheit zunutze zu mach«:-, um dann ihrerseits sofor¬ 
tige Masmahmen an der italienischen Front vorzube- 
reiten. Infolge der noch vorhandenen ffeien Derfü. 
pnng über die Kräfte fing auch fünf italienische Di¬ 
visionen nach Frankreich verschoben worden, um dort 
die Reserven FochS zu vermehren. Nunmehr ist der 
Entente die BewegnngSfreibeit verloren gegangen, und 
auch an der italienischen Front ist die B i'n d u ng der 
Kräite durch die Initiative der Mittelmächte einge¬ 
treten 
Tie österreichisch-ungarischen Truppen haben beider¬ 
seits der Brenta und links der ganzen Piave mit 
starken Kräften eine» Vsrsteh unternommen. Auf der 
ganzen Ausdehnung der Front ergibt sich ohne wei¬ 
teres daß starke Machtmittel dabei dort eingesetzt wor¬ 
den sind. Durch die b'S jetzt erfolgten taktischen Er¬ 
folge ist die freie Berfügun, über hie italienischen 
Truppen unterbunden warben; weiterer Abtransport 
auf den italienischen Kriegsschauplatz ist nicht mehr 
möglich. Des ist der st r a t e g i s ch e Erfola der 
durch die Angriffe der österreichisch-ungarischen Armee 
bereits erreicht ist. Aus den SV vvv Gefangenen, die 
die österreichisch-ungarischen Truppen bis seht einge¬ 
bracht haben, ist die Große des Erfolge? zu ermessen. 
Ben einer -stegreichen Abwebr". wie italienische Stim- 
rnrn Mitteilen wollen, kann bei einer solchen Gefan- 
arnenzalss natürlich nicht die Rede sein. Die Italie¬ 
ner kabeln selbst erklärt daß sie durch di« Angriffe 
nicht überrascht worden seien. Umso höher ist dieser 
Verlust an Gefangenen und Material zu bewerten. 
Namentlich längs der Piave haben die österreichisch¬ 
ungarischen Truppen scher!«: Erfolge zu verzeichnen. 
Sie haben den M'o ntelloblock in ihre Hand ge¬ 
bracht und haben sich auf dem rechten Ufer der Piave 
einen tiefen und wichtigen Brückenkopf geschaffen. 
Wie von der österreichr'ch-ungarischen Heeresleitung 
die bis jetzt erzielten örtlichen Erfolge ausgenutzt wer- 
- den sollen, liegt völlig im Dunkeln. Mer es steht fest, 
daß auch an dem italienischen Flügel die Initiative 
der Entente entwunden und auf die Mittelmächte über- 
gegange» ist. 
Der Einbruch in vie italienische Front. 
wtb Wien, 16. Juni. Aus dem KriegSpresseguar, 
. ticr wird gemeldet: Gestern ftüh hat nach mehrstündi¬ 
ger macbtvoüer Artillerievorbereitung der osterr.-uu- 
garifche Offen sivstoß an der ganzen Süd¬ 
westfront eingesetzt. Bon der Piavemündung bis 
zum Ortler, im Lagunengcbiet und im von Weinreben 
dnrchzogcnen Gelände eiensiwohl wie im wi'dzerklüfte- 
tcn Gebirgslaud und in den Regionen ewigen EiseS find 
rmserc Truppen an vielen Stellen in die Stellungen des 
Gegners eingedrungen und haben ihm Graben um Gra¬ 
ben in erbittertem Ringen enttisien. Trotz der infolge 
der letzten Regenperiode hochgeyenden, mehr als kilome- 
rerbreiten Pi a v e haben die Truppen an mehreren 
Stellen den U ebergang unter dem Schutze der aus¬ 
gezeichnet loirkcnden Artillerie erzwungen und haben in 
breiter Front am Westuker der Piave Fi'ch gefaßt und 
sich in überraschendem Stoß in den Besitz von großen 
Teilen der kahlem domn.-reuden Höhen des langgesirck- 
ten Montell o-R ü ck e n s gesetzt. Auch an der T t, 
roler Hochgebirgsfront har der Gegner dem ersten 
wuchtigen. Anprall nicht stand gehalten. Selbst das 
Heranziehen stärkerer Reserven und das schnelle Ein¬ 
greifen schon bereitgestelltcr Angriffstruppeii konnte den 
Erfolg des Tages nichr ausgleichen. Trotz erbitterter 
Gegenangriffe von Italienern, Franzosen und Englän¬ 
dern vermochte der Feind nicht überall unserm Stoß 
staudzuhalten, so daß im Ostteil der Hochfläche der Sie¬ 
ben Gemeinden über zwei Kilometer Raum nach vorn 
im schwierigsten Gebirgsgelände gewonnen ist. Die wei¬ 
ter folgenden Gegerungriffe der verbünde! en Feinde 
scheiterten an der unerichütterlichen Abwehr des Ver¬ 
teidigers auch im Abschnitt bei Riva. Die Zahl von 
16 000 Gefangenen und zahlreich erbeuteten Geschützen 
zeigt den Enderfolg dieses ersten Kampftages. 
wtb Wien, 17. Juri. Aus dem Kriegspresscquar- 
iier wird weiter gemeldet: Was der erste Tag der 
einsctzeuden Offensive an Erfolgen brachte, wurde ge¬ 
stern allen verzweifelten Anstrengungen des Gegners 
zum Trotz teils behauptet, teils unbeeinflußt durch 
alle Beschwerlichkeiten der ungünstigen Witterung, w e i- 
ter ausgebaut. Das Westufer der Piave, von den 
beherrschenden Höhen des Monrello bis hinunter ans 
Meer, war der Schauplatz erbitterter Kämpfe, 
in deren Verlauf sich unsere dort operierenden Armeen 
in den Besitz weiteren feindlichen Gelän¬ 
des und dadurch einer größeren Sicherheit aller bis¬ 
her errungenen Erfolge setzten. Sowohl der Raumge¬ 
winn im Gebiete des Montello, wie auch westlich von 
San Dona, die Einnahme des vielumstnttenen Capo 
S i l e, sind die ersten Früchte des mit so unvergleichli¬ 
cher Schnelligkeit und durchschlagenden Erfolg" unter, 
nommenen Fluhüberganges, der für die Italiener ebenso 
überraschend wie bedrohlich ist und uns einen Ausblick 
für alle weiteren Möglichkeiten eröffnet. Auch während 
des gestrigen TaAeZ blieben alle beiderseits der 
Brenta errungenen Erfolge fest in den Händen der 
österreichisch-ungarischen Truppen. Kern Fuß breit 
Boden in dieser wildzerklüfteten Gebirgslandschaft, wo 
jeder Schritt nach vorwärts von nicht zu unterschätzen¬ 
der Bedeutung ist. konnte der Mafien Verteidigung der 
alpenländischan Regimenter entrissen werden. So schlos¬ 
sen sich die Erfolge des zweiren Kampftages würdig den 
dyrausgegangenen Ereignissen an. 
Die Schwierigkeit der Oesterreicher. 
wtb Wien, 18. Juni. Die Blätter melden: Seit 
üem Beginn der deutschen Augriffsschlacht im Wessen 
wurde in der Oeffenttichkeit sehr oft die Frage 
erörtert, weshalb der österreichifch-uugarischee Angriff 
an der Sükwestfront nich: gleichzeitig eingesetzt habe, 
um so den schlagenden Beweis von der Einheisftont 
des Vierbuntes zu liefern Donrgegenübcr möge kurz 
aus einige Momente htngewiesen werden deren Au¬ 
ßerachtlassung Fernstehende zu vorschneller und gewiß 
nicht zutreffender Beurteilung der Lage verleiten 
könnte. Es gibt keinen anderen. Kriegsschauplatz, der 
auch nur annähernd eine derartige Verschieden¬ 
heit hinsichtlich des Klimas und der W i t t e r u n gs- 
verhältnisse aufweift wie die zusammenhängende 
Freut, vom Snlffer Joch bis zur Lagunenküste von 
Venedig. Während in der venezianischen Ebene be¬ 
reits trockenes, schönes Semmerwetter den geeigneten 
Zeitpunkt für den Beginn größerer Akti»en als ge- 
ko,inner: erscheinen lassen kann herrschen tm Gebirge 
noch schwer, Nebel und Regenfälle und in höheren 
Lagen starker Schneesall urch stehen in Verbindung 
mit Schneestür men einer Offen sivbeweauna 
hindernd im Wege. De- Eintritt klaran Frühlings- 
Wetters mit raschester Sckineeschmelze verwandelt die 
bisber fast ausgettockncte Torrente der Ebene in rei¬ 
ßende Strome und schafft durch steigendes 
Grundwasser im Mündungsgebiet weite Sümpfe u!nd 
Morastflkcke. Vorstehende Momente lassen erkennen, 
mit welchen Schwierigkeiten auch beste Führung oft. 
mals zu rechnen hat und daß eine nur scheinbar be¬ 
rechtigte Ungeduld ihre Quelle aus Umständen schöpft, 
dir in der Oeffentlichkeit nicht voll erfaßt find. 
Die Leistungen der deutsche« Eisenbahntruppen. 
Berlin, 18. Juni. Unsere großen Erfolge in 
der Ukraine sind nicht zum mindesten den gewalti¬ 
gen Leistungen uuserer Eisenbahntruppen zn ver¬ 
dank n, die eS ermöglichten, eine Strecke von unserer 
ersten Stellung bis nach Rostow am Don (1800 
Kilometer) in 79 Tagen zurückzulegen. Die Bautrup- 
pen haben bereits 82 Brücken wiederhergestellt. Der 
Bau weiterer 40 Brücken bis zn Ende dieses MonatS 
ist zu erwarten. 
Moskauer KriesSerkkSrung an Sibirien. 
wtb Moskau, 18. Juni. Die Zeitungen besprechen 
die Bedeutung der gestern veröffentlichten Kriegs¬ 
erklärung der russischen Regierung an die gegen- 
revoluttonäre neugebiltzetc Regierung in Sibirien. Im 
Zusammenhänge mit der. Verhängung des Kriegszustan¬ 
des über Moskau sind durch Verbrgurg deS Bolksbeauf- 
tragken für Kriegswesen alle bürgerlichen Zeitungen 
verboten worden. 
Bon dieser Kriegserklärung hört man durch das 
vorstehende verspätete Telegramm zum ersten Male. 
Die gegenrevoluttonäre Regierung iu Sibirien hatte sich 
kürzlich ausdrücklich zeg«n die Bplschewiki-Herrschaft er¬ 
klärt. 
» 
Nach der Petersburger Presse stellt sich das Bild 
der Ereignisse in Sibirien folgendermaßen dar: In 
Westsibirien sind die Bolschewiki anscheinend 
durch die Graenrevolutionäre und die mit ihnen 
verbündeten tschechischen Truppen gestürzt worden. 
An vielen Stellen sind die Telrgrap intimen in den 
Hsinde« der Tschechen. Omsk ist durch die Tsche¬ 
chen ge n o m m e n worden. Bei Tomsk, Jekateri- 
nenburo und Ufa finden schwere Kämpfe statt. Die 
GegenrevolutioMre hqkrn eine eigene sibirische 
Regierung eingesetzt, die sich bereit crllärt hat, 
sich mtt der Moskauer Regierung zu verständigen 
und Rußland mit Brot zu versorgen, wenn sich die 
Sowjetreoicrmrg jeder militärischen Gegenmaßnah¬ 
men enthält. Lenin hat jedes Perhandeln mit 
den Gegenrevoluttonären abgelehnt und Truppen 
"egen sie in Bewegung gesetzt. Besonders scharf 
äußert sich Lenin in einem Ausruf gegen die Fran¬ 
zosen und britische Börsenleute, deren Umtrieben 
er in Sibirien gegcnübersteht. In den angrenzen- 
den Wolga-, Ural- und sibirischen Bezirken bcsieblt 
Lenin die Mobilisation der fünf letzten Jahr¬ 
gänge, und in Moskau die Mobilisation der Inge¬ 
nieure der gleichen Jahrgänge. 
Der tt. v»»t??rez. 
wtb Berlin, 18. Juni. (Amilich.) Im Sperr- 
aebieir des Mittelmeeres verrenkten uns,re U- 
Boote 6 Dampfer nud 4 Segler von zusammen 
24,500 Br.-Reg.-Tonnen. 
Ein englischer Hilfskreuzer versenkt. 
wrb London, 17. Juni. (Reuter.) Die Admirali- 
tat teilt mit: Der Hilfskreuzer „Patria" ist 
am 13. Juni durch ein deutsche? Unterseeboot tor. 
pediert Und versenkt worden. Ein Offizier und 15 
Mann der Haudelsmarinemannschaft werden ver¬ 
mißt und sind wahrscheinlich ertrunken. 
Untersuchung der gesunkenen „Königin Regents"- 
Nach dem Haager Korrestpondenzbu reau soll am 
Mittwoch nachmittag das Schleppboot „Zeekand" 
ausrahren zur llntersuchuug des gesunkenen Hospital» 
ichiffes „Königin Regentes". An Bord befinden sich 
der engliche Kommandeur Fargus und der deutsche 
Kopitänleutnant Gadow, während die Leitung der 
Untersuchung dem holländischen Leutnant z. S. 
Elster Klasse Bink übertragen wurde. 
Zwei norwegische Segler in Amerika versenkt. 
Wie Reuter aus Washington meldet, sind die 
norwegischen Segler „Samson" und „Kringsjaa" 
durch ein Tauchboot torpediert worden. Die Be¬ 
mannungen sind gerettet. 
Die russischen Schiffe in Amerika und 
England beschlagnahmt. 
wtb Helstttgfors, 15. Juni. „Husvudstadsbladrt" 
meldet: Moskauer Nachrichten zufolae sind alle in 
amerikanischen und englischen Hafen liezenden 
russischen Fahrzeuge beschlagnahmt wor¬ 
den „Novaja Shisu^ berichtet, daß acht der größten 
und besten Dampfer der russischen Freiwiüigenflotte 
in den ostasiatischen Gewässern genommen wurden 
und die übrigen den Befehl erhielten, nicht in Se^ 
zu g'hen. Der Kommissar für auswärtige Ange¬ 
legenheiten hat hiergegen Protest eingelegt. 
Der Zusammentritt des rumiinischra Parlaments 
vollzog sich in Jassy ohne Zwischenfall. Als König 
Ferdinand bei der Verlesung dec^ Thronrede be¬ 
tonte, daß die Verlängerung des Widerstandes eine 
vollkommene Erschöpfung der Kräfte de- Landes her» 
brigeführt hätte, tönte ihm aus den Reihen der 
Volksvertreter laute Zustimmung entgegen. Mit 
gleichem stürmischen Beifall wurde eine Stelle über 
die Angliederung Beßarabiens ausgenommen. Hierzu 
erklärt die Thronrede: „Die gute Aufnahme, die 
dieses große Ereignis bei den Mächten, mit denen 
wir über den Frieden verhandeln, gefunden hat, hat 
den Weg geöffnet für die Wiederherstellun g 
unserer Freudschaft, wie sie in der Ber¬ 
gan genbeit bestand. — In einer Besprechung 
der Regierungsmehrheit betonte Mmisterpräsident 
Marghiloman, daß die Erhebung der Anklage gegen 
die früheren Machthaber aus der Jnitia-ive des Par¬ 
laments und nichr aus jener der Regierung erfolgen 
müsse. 
Ter Durchbruch v. Lettow-Borbecks. 
Der englische Bericht aus Ostafrika besagt: 
Zwischen dem 8. und dem 10. Juni zog sich die feind¬ 
liche Streitmacht südivärts vom Luttoflusse in daS 
schwierige Berg- und Bnschgclände um M a l e m a zu, 
rück. Unsere Berfolgungsabtcilungcn drangen nach 
einer Anzahl kleinerer Gefechte mit feindlichen Abtei, 
lnngen ohne Widerstand am 12. Juni in Malema ein. 
Der Feind hatte sich weiter südwärts gegen den Li, 
gonh«fluß zurückgezogen. Die Länge unserer Hauvt, 
verbindnnaSlinie auf portugiesischem Gebiet überschreitet 
bereits 800 Meilen. Die Gesamtläng, der Berbin, 
dungSlinien aller unserer Heeresabtettungen vberschrei, 
ten damit 1000 Meilen. 
Tie Meldung bestätigt die bisherige Annahme, 
daß es dem General v. Lettow wiederum gelungen 
ist, sich der drohenden Umklammerung durch eine» 
erfolgreichen Durchbruch zu entziehe». Der 
Hinweis auf die Länge der Berbindungsliuie scheint 
die öffentliche Meinung unserer Gegner darauf vor¬ 
bereiten zu lassen, daß mit einer Beendigung der 
kriegerischen Handlung in Ostafrika vorerst nicht zu 
rechnen ist. 
Die Engländer ln Persien. 
Englands Spezialität ist bekanntlich der „Schuh der 
kleinen und schwachen Völker^ ui'd es hat in der Aus¬ 
übung dieser Schützertättgkeit eine solche Meisterschaft 
erlangt, daß eS am Ende kaum noch auffällt, wenn «in 
solchermaßen von England „geschühws" Land eines 
Tages auf der Landkatte als englische Kolonie oder der¬ 
gleichen erscheint. 
Reben zahlreichen anderen Völkern „schützt" England 
gegenwärtig Persien und dieser „Schutz" ist be¬ 
reits soweit gediehen, daß die britischen Machthaber in 
Persien die "Perser als „Verbündete" ansprechen. JS9 
verlohnt sich, bei der von den Engländern in Persien 
befolgte» Politik einen Augenblick zu verweilen, denn 
die Entwicklung des persischen Problems ist eine Sache, 
die uns lebhaft angeht. 
An früheren Zeiten, als Ri-fgland noch ein mäch¬ 
tiges Reich war, herrschte zwischen den Engländern und 
Russen ein ständiger scharfer Konkurrenzkampf um den 
„Einfluß" auf Persien. Mehr als einmal drohte die¬ 
ser wirtschafttiche und politische Wetikamvs der eng¬ 
lischen und zaristischen Negierung zu ernsthaften Rei¬ 
bungen zu führen. Erst durch das A.bk»,mmen von 
1907 tm irden diese Reibung »flöchen beseitigt. Man 
schuf „Interessensphären" und zwar eine russische 
im Norden und eine b r i t i s ck> c im Südc", währ-;id 
in der Mtte den Persern selbst eine neutrale Zone 
gnädigst überlassen wurde. England batte bannt zwei 
große Ziele erreicht. SS hatte ernmal d,e Einigung mtt 
Rußland und durch die Deseinguntz der Reibungsflachen 
die Möglichkeit künftiger Bündnisse geschaffen und es 
hatte gleichzeitig ein starkes Bollwerk für die Sicherheit 
seines indischen Besitzes aufgerichtet. 
Derl Ausbruch des Weltkrieges benutzte dann Eng¬ 
land. um sich im Verein mit Rußland über die v o l . 
lige Aufteilung deS persischen Gebietes zu eini¬ 
gen Sie kamen überein, sich ihre bisherigen Inter¬ 
essensphären gänzlich einzuverleiben und auch die neu¬ 
trale Zone unter sich aufzuteilen. Perpen wurde trotz 
seiner Reuttalirät zum Kriegsschauplatz „gemacht und 
es wäre wohl schon längst um die Selbständigkeit Per- 
siers geschehen, wenn der für England 
Verlauf der Dinge ans dem europäischen Kriegsschau¬ 
platz es mcht zur Einschränkung seiner asuttischen Plane 
gezwungen Härte und wenn andererseits durch den Zu¬ 
sammenbruch Rußlands den russischen Absichten m Per¬ 
sien nicht von selbst ein Ende gemacht worden Ware. ^ 
Im Brester Frieden verpflichtete Rußland sich. 
Persien zu räumen, und diese Verpflichtung wurde auch 
erfüllt Für England war das natürlich nur e,n 
erwünschter Anlaß, das russische Erbe anzutreten und 
es sich allein in Persien bequem zu machen. Die Brrten 
haben nicht lange gezögert, das von den Russen ge¬ 
räumte Land mit Be sch lag zu belegen. Emen 
unverdächttgen Zeugen für dies englische Urtternehmen 
gibt Oberst Kennian, der englische Konsul in Kiruicm- 
schab ab. der in einem Aufruf an die persische Bevöl¬ 
kerung vom 4. Aprll 1918 ganz offen zugibt, daß Eng¬ 
land eine eigene starke Truppenmacht aufgestellr und 
nach Perfien in Marsch gesetzt habe. In der 
Tat sind mi der afghanischen Grenze schon vor e,Niger 
Zett starke englische Kräfte mit Artillerie aufmarschiert 
und die Engländer sind auch mit all den Elementen in 
und um Persien in Verbindung getreten, die sich heute 
Bolschewisten nennen. Besondere Anziehungskraft übt 
auf die Engländer Baku, der Mittelpunkt,der Petro- 
lei'mindnstrie, aus, und wenn England erst am Kas¬ 
pischen Meer Fuß gefosßt hat. dann ist es ihm gelungen, 
zwischen die Türkei und Mittelasien einen Keil zu 
treiben. 
Die Türken haben die drohende Gefahr, erkannt und 
darum zum Flankenfchntz ihrer in» Kaukasus 
stehenden Truppen beiderseits des Urmiasees Fuß 
gefaßt und Täbris besetzt. Diese „mili'ärische 
Maßnahme mag notwendig und den augenblicklichen Er¬ 
fordernissen entsprechend gewesen fein, man darf aber 
fragen, ob es rrichi für die Türkei in ihrem Interesse 
und auch im Interesse Mitteleuropas notwendiger ist» 
daß sie durch kraftvolle Abwehr der brsiischen Bedroh¬ 
ung in M e s o p o t a m i e n . den Engländern die Lust 
zu ihrem persischen Unternehmen nähme, als wenn sie 
durch Verzettelung ihrer militärischen Kraft nicht nur 
den Engländern die in Mesopotamien errungenen Er¬ 
folge nicht stteittg macht, sondern die Feinde auch noch 
in die Lage versetzt, in Perfien vorzudringen und die 
türkischen Heere noch an anderen Stellen zu fesseln und 
zu gefährden. . 
Persien ist für Mrtteleurova fast wie ein vorgelager¬ 
tes Tropenland, aus dem zahlreiche Rohstoffe,^ vor allem 
Baumwolle, zu gewinnen sind. Aufgabe unserer Poli¬ 
tik ist es daher, darauf Bedacht zu nehmen, daß uns der 
Zugang nach Persien nicht verbaut wird. 
Berhaudlunge« mit den Türke». 
In Konstantinopel tritt eine Konferenz zusammen, 
deren Ziel eine Verständigung der Mittelmöchte über 
die militärischen und wirtschaftlichen Ziele im Kaue 
kasus ist. 
* Die Brotnot in Oesterreich. DaS österreichi- 
sche Ernährunasamt hat die Brotration um die Hälfte 
verkürzen müssen. Das ist eine schwere Heimsuchung^ 
für unsere Verbündeten. Wir zollen ibnen herzliches 
Beileid und würden ihnen gerne helfen wenn wir 
nur könnten. In Wien, wo die Kürzung der 
Brotration jetzt auch vorgenommen wurde, ist im 
Gemeinderat und auch sonst in amtlichen Kundge¬ 
bungen d«e Sache so dargestellt worden, als ob 
Deutschland sich verpflichtet habe, die Mehlversorqung 
Oesterreichs aus feine» eigenen Vorräten sicher- 
zustellen, und der jetzig« Notstand auf die Unterbre¬ 
chung der deutschen Zufuhren zurückzuführen sei. 
Das ist tatsächlich unrichtig, und die irrige Behaup¬ 
tung ist gefährlich für die guten Beziehungen zwischen 
den beiden Völkern. Deutschland itt nicht in der 
Lage aus seinen Vorräten abzugrbi n, sonst hätte es 
nicht seine eigene Brotration herabzusetzen brauchen. 
Dagegen steht die Aufbringung der Getreidelieferun« 
gen auS der Ukraine unter deutscher Leitung.und 
danach sollte Oesterreich einen bestimmten Anteil an 
den Lieferungen erhalten. Diese Zusage konnte aller¬ 
dings in den letzten Wochen nicht ganz gehalten 
werden infolge von Schwierigkeiten, die nicht die 
Schuld Deutschlands sind. Deutschland hat im Ge» 
aenteil Oesterreich bei der Belieferung mit ukraini¬ 
schem Getre'de daS größt« Entgegenkommen bewiesen. 
Eigentlich müßt« man im Habsburgischen Reich« bei¬ 
der dünneren Bevölkerung mit den selbsterzeugte» 
Nahrungsmittel» besser au »kommen, als ins 
Deutschland. Wir wollen nicht untersuchen, ob un¬ 
sere Bundesbrüder mrt ihrer eigenen Ernte ebenso 
sparsam gewirischafret haben, wie wir. Offenbar 
haben sie sich aus die Anfuhren aus der Ükraiue 
u«d Rumänien etwa» zu stark verlassen. Auf eine 
schnelle und regelmäßige Zufuhr zu rechnen, war aber 
etwas kühn. Deu.schland ist auch durch die Stok- 
kungen getäuscht worden wrz Hanen jedoch unsere» 
Bersorungsplan nicht in demselben Maße von de« 
Zufuhren abhängig gemacht, wie die Oesterreich«. 
Man darf wohl e»warten, daß die österreichische Re¬ 
gierung bald die öffentliche Meinung ihres Landes 
darüb« ausklärt, wie unschuldig Deutschland an 
der dortigen Brotnot ist. Es darf sich nicht der 
Glaube festsetzen, daß Deutschland seine Ver¬ 
pflichtungen gebrochen und die Verbündeten in d« 
Brotnot treulos im Stiche oelaffen habe. So ein unge¬ 
rechter Verdacht wäre Dass« auf die Mühlen der ische- 
chischen Verrät« und der Aaentrn der Enteme, dieZwiv- 
«>acktrwi ch «den brr den Kn> ermatten lnff-n wollen. 
Das deutsche Volk ist zu dem weiteste» Entgegen¬ 
kommen bereit, das möglich ist, ober es richtet zu¬ 
gleich die Bitte nach Oesterreich, Satz man dort mit 
den unangebrachten Borwürfen gegen Toutschland 
ein für allemal aufräumen möge. — Der österrei¬ 
chische Minister für BolkSernährung Paul ist nach 
Berlin abgereisi, um dort Derharrdlnngen wegen 
der Ernährungsschwierigkeiten zu führen. 
Prentzischer LanStag. 
Atzq«ord»-»»»da»S. 
Sitzung vom 18. Juni. 
Das Haus beschäftigte sich zunächst mit kleinen 
Vorlagen, darunter dem Antrag des Abg. A«nd auf
	        
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