Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

FuldaerZettung 
Nr. 153. | | Sreitog 5. Iuli 1918. \ 145. Zahrgang. 
Ter Midie TagesderiU. 
wtb Großes Hauptquartier, 4. Juli- 
»estiither Kr:eg»fchsu»I»tz. 
HeereSqruvve Kronprinz Ruvorrchr. 
Die Gefechtstätigkeit lebte am Abend in einzel- 
ttt« Wschnitten auf. Seit stütze« Morgen starkes 
Feuer des Feindes beiderseits der Somme. Hier 
habe« sich Jnfanteriekämpfe entwickelt. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz 
Heftige Teilauktrisfe der Franzosen nördlich der 
Aisne. Oestlich von M-oulin-sous-Tonvent wurde 
der Feind im Gegenstoß in unseren vorderen Kampf- 
linien abgcwirsen. Im übrigen brachen seine An¬ 
griffe vor unseren Hindernissen zusammen. Erneute 
Vorstöße östlich von Chateau Thier rh schri- 
terirn. 
Heeresgruppe Gallwitz und 
Heeresgruppe Herzog Albrecht. 
Ei« starker Vorstoß des Feindes aus dem östliche« 
Maasufcr wurde abgewiesen. Im Sundgau 
machten wir bei erfolgreicher Unternehmung Ge¬ 
sängen-, 
Leutnant Udet errang seinen 40., Leutnant Ru- 
«ey seinen 29. u»d 30. Lustsirg. 
%m Erste GeneeLlMi^srnEer: SudeudorsL 
wtb Berlin, 4- Juli .abends. (Amtlich.) 
Beiderseits der Somme wurden starke eng¬ 
lische Teilangrisse in unserem Kau^>fge- 
lände zum Scheitern gebracht. 
Oefterreichisch -- nngarischer ragessterlcht. 
Wtb Sie«, 4. 3ali. Der Geschühkampf ist 
im zahlreichen Wschnitten der Südstont außeror¬ 
dentlich reg«. Bei Asiago und aus dem Monte 
Sisemol scheiterten englische Stoßtruppunter¬ 
nehmen. Im Mündungsgebiet der Piave dauern 
die Kampfe an. 
Der «es de, Stxtrtlfctll 
Bon der Westfront. 
wtb Berlin, 4. Juli. Me Bedrohung von 
Paris infolge der letzten deutschen Offensive zwingt 
die Franzosen zu fortgesetzten Angriffen zwischen Oise 
und Marne, um durch Teilaktionen ihre Stellungen 
zu verbessern. Mese örtlichen Kampfhandlungen, die 
erfahrungsgenläß den Gegnern außerordentliche Ver¬ 
luste bei geringen Erfolgen kosten, sind der beste Be¬ 
weis für die außerordentliche Wirkung der deutschen 
Offensive. Unter diesen Umständen berührt es 
eigenartig. Locriu der Eiffelturm am 3. Juli 11 Uhr 
nachmittags von der letzten deutschen Offensive als 
einem unfruchtbaren Sieg des Kronprinzen spricht. 
Immerhin ist es bemerkenswert, daß der französische 
Funkspruch wenigstens die Tatsache des Sieges zu¬ 
gibt. Im übrigen verlief der 3. Juli unter heftigen 
Patrouillenköinpfen nordwestlich des Houthoulstcr 
Wildes bei Merris, südlich Lens, bei Merry sowie 
aus dem Ostufer der Accras. 
Die Lage an der Piave. 
wtb Wien, 3. Juli. Aus dem .Kriegsprcsseguar- 
fier wird gemeldet: Nach mehrtägiger verhältnis¬ 
mäßiger Ruhe, welche vor allem wohl durch die er¬ 
littenen schweren Verluste des Feindes erzwungen 
war, hat sich die italienische Heeresleitung an ein¬ 
zelnen Abschnitten sowohl im Gebirge wie in der 
Ebene auch zu einem offensiven Vorgehen 
entschlossen. Beim Morgengrauen setzte gestern um 
3 Uhr immer heftigere, stellenweise bis zum Trom¬ 
melfeuer gesteigerte Arffllerietyffgkcit an der Front 
vom Montello bis zur Piavemündung ein. Un¬ 
mittelbar nördlich von San Doo erfolgte der Stoß, 
der sich hauptsächlich gegen das Piavedelta richtete. 
Hier trachtete sowohl im direkten Ansturm im Westen 
und im Süden, wie auf UeberschiffungSmitteln die 
italienische Jrffanterie gleichzeitig im Mündungs¬ 
gebiet des Flusses vorzudringen. Sie wurde überall 
Unpolitische ZeMuse. 
Berlin, 3. Juli ISIS. 
(Nachdruck verboten.) 
Plaudernd noch mit froher Lippe, 
Fühlt er jäh die Hand der Grippe. 
Fieder fährt durch sein Gerippe. 
Aengstlich schreit die liebe Sippe 
Nach dem Arzt durch Fernsprechstrippe. 
..Steht das Leben aut der Kippe, 
Kommt der Tod mit seiner Hippe?" 
Nein, gefahrlos ist die Klippe. 
Zwei, drei Tag ins warme Bett, 
Dann ist alles wieder nett! 
Gehabt habe ich sie noch nicht, aber beobachtet 
an einem Krankheitsfall in der Familie. Frost 
und Fieber, Abgeschsagenheit, Schwäche an Leid 
und Seele. Ist nicht so schlimm wie es aus- 
siehi. Ern lästiger Zwischenfall, der bei vernünf¬ 
tigem Verhalten bald überwunden wird. 
_ Alle bisherigen Nachrichten stimmen darin über¬ 
ein. daß die Grippe in Deutschland nicht bösarti¬ 
ger auftrstt. wie in Spanien und den anderen Län¬ 
dern. die schon heimgesucht worden sind. Ob die 
ansteckende Kraykheit gerade von Spanien herüber- 
gekommen ist, läßt sich schwer sagen. Vielleicht be¬ 
ziehen wir den Keim aus derselben Quelle, woher 
ihn Spanien bezogen hat, nur daß er sich auf der 
Reffe n'S Deutschland etwas verspätet hat. In 
Znedcnszeiten würde sich ja Weiter feststellen las- 
fer», wo hte Wiege des Bazillus stand und welchen 
Weg die Keime genommen haben. In den Krieqs- 
zeffen, wo die Grenzen unter scharfen Sperren 
stehen und der Nachrichtendienst zwischen den Döl- 
kern hockst mangelhaft ist. 6Ieibt_ die Reiseroute der 
Seucheiffwffe im Dunkeln. Wir spüren nur am 
eigenen Leibe, daß die Bazillen durch alle Grenz¬ 
wachen sich durchzuschmuggeln vermögen. Das rjt 
eine Kontrebande, die sich nicht feftstellen läßt. 
Oder sollen wir annebmen. daß der Keim der 
nach erbittertem Kampfe, der bis zum Einbrüche 
der Dunkelheit dauerte, abgewehrt und erlitt 
außerordentlich schwere Verluste. Nur 
bei Chiesanuovo konnten die Italiener nach Ueber- 
schreiten der Sile sich in einem schmalen Gelände¬ 
streifen am Westrande des Deltas festsetzen. Weiter 
nördlich wurde bei Zenzon der Versuch einer Ab¬ 
teilung, auf Kähnen dos Ostufer der Piave zu er¬ 
reichen, durch Feuer vereitelt. 
Weniger einheitlich geleitet, aber gleichfalls sehr 
hartnäckig waren die italienischen Vorstöße an der 
Gebirgsfront beiderseits der Brenta. Me Bemüh¬ 
ungen des Gegners, hier über einzelne Punkte fei¬ 
ner Kampflune vom 16. Juni vorzudringen, schei¬ 
terten an den unerschütterlichen Stellungen unserer 
braven Infanterie zum Teil schon unter der Wir¬ 
kung des raschen Eingreifens unserer Artillerie. 
Der U-Boottrieg. 
»ob Berlin. 7. Jnni. (Amtlich). Unsere U-Boote 
haben auf dem nördlichen Kriegsschauplatz- neuer¬ 
dings 15500 Brt. feindlichen Handels- 
schiffsraumeS vernichtet. 
Der Chef d-S LdmiralstabeS der Marine. 
Die amerikanischen Truppentransporte u.die U-Loote. 
** wtb Bern, 4. Juli. Zu der Frage, warum fast gar 
keine amerikanische» Truppentransporte 
von deutschen Tauchbooten versenkt werden, 
erklärt Oberst Egli in den ,Basl. Nachr/, au» be¬ 
rufenem Munde folgender erfahren zu haben: 
Der U-Boot-Krieg ist vor allem gegen den Schiffs¬ 
raum der Feinde und der Neutralen gerichtet, soweit 
diese im Dienste der Entente fahren. ES ist gleichgiltip, 
wo der Schiffsraum versenkt wird. Daher begeben sich 
die U-Boote an Stellen, wo großer Schiffsverkehr herrscht 
und in kurzer Zeit verhällnrSmätzig viel Schiffsraum 
versenkt werden kann. Die Größe des Ozeans schließt 
eS aus, daß U-Boote sich damit abgeben, auf bestimmte 
Schiffe und Geleitzüge zu lauern. Dom U-Boot auS 
sieht man bei Tag viele, bei Nacht aber nur zwei See- 
meilen weit. Das Zusammentreffen eines U-BooteS 
mit einem amerikanischen Truppentransport ist Zufall, 
selbst wenn, was wahrscheinlich ist, die Zahl der 
Transporte noch bedeutend vermehrt wird. Auch aus 
militärisch-ökonomischen Gründen ist eS auSgeschlosien, 
daß die Tauchboote gegen Transporte auf der Lauer 
liegen. ES wäre ein Fehler, wenn die Kommandanten 
unter Aufwand wertvollster Zeit und wertvollsten 
Materials den Ehrgeiz hätten, auch einmal einen 
Truppentransport von 1SV0 Amerikanern zu versenken, 
wenn sie dariiber da» Hauvtztel de» U-Boot-Kliege» 
aus den Augen verlieren würden. Ein solches Bestreben 
wäre um so unzweckmäßiger, als die Truppentransport¬ 
dampfer in stark gesicherten Geleitzügen fahren, also 
die Rettung de» größten Teils der auf den Schiffen 
befindlichen Mannschaft gesichert ist. 
Der Untergang des „Llandovery Castle" 
soll nach der englischen Meldung südwestlich Fast- 
net geschehen sein. Fastnet ist ein Fels m der 
Südküste von Irland. Das Hospitalschjsf ist also 
— von allem andern abgesehen — in dem Sperr¬ 
gebiet um England angetrosfen worben, wo un¬ 
sere Unterseeboote bekanntlich jeder nicht ausdrück¬ 
lich zugelassenen Schiffahrt entgegentreten: es sei 
aber daran erinnert, daß fiir den Verkehr von Ho- 
'pitalschiffen besondere Bestimmungen erlassen wor¬ 
den find, die der Feind eben einhalten muß, wenn 
er nicht will, daß seine Hospitalschiffs versenkt wer¬ 
den. Geradezu kindlich ist in der kürzlichen Mel¬ 
dung die Berufung auf die Haager Abkommen, die 
England selbst nebst der Pariser und der Londoner 
Seerechtserklärung zum alten Eisen geworwn hat. 
wtb London, 2. Juli. Die Admiralität gibt 
bekannt: Die Gegend zwischen der Stelle, wo das 
Hospitalschiff "Llandovery Castle" durch ein deut¬ 
sches Unterseeboot letzten Donnerstag ver'enkt 
wurde, und dem Südwestteil der irischen Küste ist 
jetzt außer von dem Torpedobootszerstörer .,2y- 
sander" von zwei Gruppen von Kriegsschiffen 
gründlich abgesucht worden. Es wurden aber nur 
kleine Schiffstrümmer und ein leeres Boot gefun¬ 
den. Es wird daher angenommen, daß keine wei¬ 
teren Ueberlebenden der „Llandovery Castle" vor¬ 
handen sind. 
Grippe schon vorher in den verschiedenen Ländern 
vorbanden war, schlunimernd im Verborgenen, bis 
sie durch besondere Einflüsse ausgüveckt und wirksam 
gemacht wurde? Jedenfalls können wir uns den 
Namen „spanische Krankheit" sparen: denn wir 
hatten schon vor einem Menschenalter in Deunch- 
land die Grippe, die sich damals noch Influenza 
nannte. Die Wiederbelebung der alten Bazillen 
könnte man ja auf das ungewöhnliche Wetter 
zurückführen. Wenn die Gelehrten diese Erklärung 
für zu einfach oder gar einfältig halten sollten, so 
möchte ich sagen: die Witterung ist dieses Jahr 
offenbar aus dem hergebrachten Gleise gekommen. 
Warum und wodurch? — das wissen wir nicht. 
Hinter der Wettergestaltung stecken geheimnisvolle 
Kräfte, die vermutlich über den Erdkreis hinaus- 
reichen und in häuslichen Wirren^auf der Sonne 
wurzeln. Ilmwälzungen auf der Sonne führen zu 
Veränderungen in den Sonnenstrahlen, und diese 
Umänderungen können wir 'mit unseren stumpfen 
tünf Sinnen keineswegs sämtlich aufspüren und er- 
gründen. Durch Schwankungen in dem Gleichge¬ 
wicht der magnetischen, elektrischen und chemischen 
Kräfte, Me von der Sonne ausgehen, kann vielleicht 
de Vermehrung und die Tätigkeit der kleinen Le¬ 
bewesen beeinflußt werden, ohne daß wir davon 
Kenntnis erhalten, — bis uns die gesundheitschäd- 
li.hxn Keime ins Blut gedrungen sind. So kann 
man sich manches denken, aber unser Wiffen ist und 
hiebt Stückwerk. Das zeigt sich bei den vielen 
großen Rüffeln, die in Jahrtausenden ungelöst 
find, und ebenso bei den kleinen Rätseln, wie 
sie jetzt die Grippe unS oufgibt. 
Praktisch ist di.e Frage: Wie wird man die 
Krankest wieder loS? DaS ist die BsrufSaufgabe 
der ausgebildeten Gesundheitspflege. Ich will den 
Aerzten nicht in ihr schweres und verantwortliche? 
Handwerk pfuschen, sondern nur verzeichnen, was 
viele SachverstgndigL bereits bekundet haben und 
was die Erfahrung zu rechtfertigen scheint. Als 
Heilmittel geae» die Grippe wirdempfohleirBstt 
Bewaffnetes Einschreiten der Entente in 
Rußland. 
Die Entente geht von zwei Seiten gegen das 
bolschewistische Rußland los. In Ostasien Hot 
sie die Gegenrevolution mii tschechisch-slowakffcher 
Hilfe entfesselt. Ferner wird im europäischen Nor¬ 
den, im Murmangebiet am Weißen Meer von 
Enaland und seinen "Verbündeten ein Vorstoß ein- 
steitet, dem die Moskauer Regierung mit scharfen 
'wehrmaßregeln zu begegnen sucht. 
Stockholm, 4. Juli. Nach einer Nachricht aus 
Hxlsingsors ist der Moskauer Regierung gemeldet 
worden, daß in Archangelsk ein c n g l i s ch es 
Geschwader von 13 Kriegsschiffen eingetroffen 
ist. We nördlichen Distriktsräte werden zu stärk¬ 
stem Widerstand gegen den Vormarsch der 
englischen Truppen aufgefordert und sollen zu die¬ 
sem Zwecke die Brücken sprengen und die Eisenbahn¬ 
linien zerstören. — Nach dem „Hclsingsoffer Huf- 
andstads Dagbladet" haben die russischen Sozial¬ 
revolutionäre aus England im ganzen 25 Millionen 
Rubel angewiesen erhalten. Durch "ermittelung 
der Sozialrevolutionäre haben die Engländer von 
Archangelsk aus das Hauptquartier der tschecho-slo- 
vakischen Bewegung in Petersburg erreichen kön¬ 
nen. „Stockholms Dagbladet" ist der Ansicht, man 
habe in nächster Zeit eine bewaffneteJnter- 
vcntion der Entente in Rußland zu erwarten. 
wtb Kopenhagen, 4. Juli. „Berk- Tid." meldet 
aus Krisffania: Der DolscheWickigesandtc Beit- 
l e r in Krisffania reiste letzten Montag über Bardo 
nach Rußland ab. Bei Kirkines wurde der 
Dampfer, auf dem er sich befand, von einem eng¬ 
lischen Torpedojäger angeholten. Bettler 
und drei andere Russen wurden auf den Torpedo¬ 
jäger gebracht, der sie in Peffchenga an Land setzte, 
wo sie interniert wurden. Bettler befand sich auf 
der Reise nach Moskau, um sich mit Lenin zu be¬ 
raten. 
Rußland will Frieden haben. 
wtb Stockholm, 4. Juli. Das Amtsblatt der 
russischen Sowjetregierung „Jswestija" schreibt u. a. 
noch über die Absichten der Alliirten Rußland ge¬ 
genüber: Alle» da», was die Alliirten unternehmen, 
verfolgt nur einen Zweck: Rußland in einen 
neuen Krieg zu stürzen. Die Urheber dieses 
Abenteuers mögen bedenken, daß sie sich bei der Ver¬ 
wirklichung dieses Planes an dem verzweifelten 
Widerstand des revolutionären Rußlands stoßen 
werden. Die Regierung läßt sich nicht in ihrem 
Vertrauen erschüttern, daß nicht nur Millionen von 
Soldaten und Bauern im Augenblick der höchsten 
Gefahr in die revolutionären Legionen einlreten 
würden, sondern d e Masse der bisweilen Widerstre- 
benden, dienichterlauben werden, daß Rußland 
in einen ne uen Krieg mit Deutschland getrie¬ 
ben wird. Wenn es ihnen gelingen sollte, sich die 
Beihilfe gewisser treulo er Elemente bei ihrem Aben¬ 
teuer gegen die Sowjets zu ve> schassen, würden sie 
nicht weiter als einen Bürgerkrieg Hervorrufen, der 
über ganz Rußland hinwegtobrn würde. Vielleicht 
ist es zu spät, um ihnen die Gefahren des einge- 
schlagenen Wege» zu zeigen. Nichtsdestoweniger 
wiederholen wir am Vorabend endgültiger Entschei¬ 
dungen, die der Weltgeschichte eine neue Richtung 
geben sollen, unseren alten Rat: Die einzige, für 
Heide Teile uützliche Politik ist diejenige, die zu einer 
Anerkennung der Macht der Sowjets und zur wirt¬ 
schaftlichen Untersiützungdes revolutionären Rußlands 
führt, um eS beim Wiederaufbau des Wirtschaftsle¬ 
bens zu unterstützen. 
Die Flucht des Großfürsten Michael. 
Ueber die Flucbt des Großfürsten Michael, ei¬ 
nes Bruders des ' Zaren, melden die Moskauer 
Blätter: In der Nacht auf den 15. Juni erschien 
vor dem Gouvernementspalast, in dem der Gro߬ 
fürst wohnte, eine Abteilung der Roten Garde, be¬ 
stehend aus Infanterie und Kavallerie, und zeigte 
dem Wachtkommandanten einen schriftlichen Be¬ 
fehl der Sowjetregierung vor, mit welchem die so¬ 
fortige Ucbersührnng des Gefangenen nach Perm 
wegen Attentatsgefabr angeordnet wurde. Da daS 
Dokument keinerlei Verdacht erregte, wurde der 
ruhe und strenge Diät. d. h. vorsichtige und scho- 
«ende Behandlung des Magens. 
Besonders unterstreichen möchte ich die Bett- 
r ;i h e. Wer sich ernstlich unwohl fühlt, sollte die 
Kosten für einen ärztlichen Beistand nicht scheuen. 
Wenn der Arzt auf sich warten läßt oder aus ir¬ 
gendeinem Grunde nicht zugezogen werden kann, 
so empfiehlt sich das einfache, billige und heilsame 
Rezept: Leg dich ine Bett! 
Manche Leiite haben trotz ihres Krankheitsge 
fiihls' einen Widerwillen gegen Arzt und Bett. Sie 
sträuben sich gegen das Zugeständnis, daß sie wirk¬ 
lich schwach und pflegebedürftig seien. Stolz und 
eigensinnig beharren sie dabei, sich auf den Beinen 
zu halten und den Anfall aus eigener Kraft zu 
überwinden. Wenn sie dann schließlich zusammen- 
brechen, so ist es manchmal zu spät. Es herrscht 
noch weithin die falsche Ansicht, daß der Arzt nur 
dazu da sei, um in Todesgefahr noch ein scharfes 
Mittel aus der Apotheke zu verschreiben. Der Arzt 
kann aber um so besser helfen, je frühzeitiger er 
zum Kranken kommt. Das Rezeptschreiben ist 
durchaus nicht die Hauptsache. Viel wichtiger ist, 
daß der Arzt rechtzeitig die geeigneten Vorschriften 
gibt über das Verhalten des Kranken und feine 
Versorgung, — wir er untergebracht, ernährt, ge¬ 
tränkt, erwärmt oder gekühlt werden muß usw. 
Solange der Kranke und seine Angehörigen auf 
Selbsthilfe angewiesen find, sollten fie die Bett¬ 
ruhe bevorzugen. Wer bei schlechtem Befinden 
ins Bett geht, legt dadurch kein demütigendes Be¬ 
kenntnis seiner Verzagtheit ab, sondern bekundet 
nur seinen vernünftigen Willen, recht schnell wie¬ 
der frisch und stark zu werden. 
Schon wiederholt hat der unpolitische Onkel 
darüber geklagt, daß die moderne Menschheit zu 
wertig schläft. Millionen von Mitbürgern schädi¬ 
gen ihre Kraft und verkürzen ihr Leben, weil sie 
abends nicht rechtzeitig zu Bett gehen. „Ich kann 
noch nicht einschlafen", wird da oft gesagt. Wenn 
einer mit ruhigem Gewissen zu Bett geht, wird er 
Großfürst der Abteilung ausgefolgt. Er.fuhr in 
einem AutomobU weg. und setther ist dre Lpur 
verloren. Als man sich tags daraus von der Fal- 
ichuna des Dokumentes uberzeugt hatte, ordnete 
man Nachforschungen an, dre isdochergebm-^s 
verliefen. Die Meldungen über das Lchraial der 
Gemahlin des Großfürsten widersprechen emander. 
Während einerseits behauptet wird, daß dre Groß 
ftirstin mit ihrem Gemahl geflohen sen erklär » 
andere Meldungen aus Petersburg, daß sie dort 
am 15. Juni verhaftet wurde. 
Sultan Mohamed V. gestorben. 
Aus Wien wird gemeldet: Nach einer hier aus 
Konstontinopel eingegangenen Meldung ist der 
Sultan am Mittwoch um 7 Uhr abends ver 
^ t0ulttra Mohamed V. war am 28. November 1844 
geboren. Sein ursprünglicher Name war Reschad. 
und er war ein Bruder des Sultans Abdul Hamid- 
Als dieser zur Regierung kam. ließ er nach damals 
üblichem türkischem Brauch den..Bruder mtnme- 
ren. Reschad, ein fester und bedürfnisloser Man», 
der er sein Lebenlang geblieben fit, kam As ältester 
aller türkischen Prinzen nach dem Hausgesetz am 
den Thron, als die Jungturken rm Aprrl 190^l Ab- 
dul -Hamid abaesetzt hatten. Mohamed V. tout 
letzter Zeit kränklich, vor etwa Jahresfrtst »Mg« « 
sich einer schweren Operafton unterztehen. Sultan 
Mohamed hat trotz hohen Alters gern und stcudtg 
sich den Pflichten seines Amtes unterzogen und euch 
lern und ftnrdig sich mit der Modernrsierung der 
Türkei einverstanden erklärt. Er toox der wärmst? 
Freund des Bündnisses mit Deutschland. 
^ Nach dem Selbstmord des Thronfolgers Prmz 
Kuffuf Jzzedin am 2. Februar 1916 wurde nach der 
ST8e iatfiWe«%«»»»!«« 
tleberlieferung des osmanffchen Hauses das cckteste 
Mtglied der kaiserlichen Amtl-e, der rm Jabre 
1861 geborene Prinz Wahtd Edden, em Bru¬ 
der des Sultans Mohamed und des früheren @ut= 
tans Abdul Hamid, der Anwärter auf den Thron. 
Er steht im 58. Lebensjahre. Der neue Sulffm 
lebte bis vor dem Kriege zurückgezogen.^ Ms Kaffer 
Wilhelm den Sultan im Oktober 1917 rn Konstantt- 
nopel besuchte, lud er den damalrgen Thronfolger 
zu einem Besuch in das .Hauptquartier enb Ende 
1917 leistete der Thronfolger dieser Emladiwg 
Folge. Er unternahm mehrere Besuche an der 
Front und hielt sich 10 Tage mkogntto rn Berlm 
auf- 
Einigung zwischen der Türkei und Bulgarien, 
wtb Berlm, 4. Juli. Zwischen der Türkei UNÄ 
Bulgarien schwebten seit längerer „Zert Verhandlung 
aen bezüglich emer von der Türkei gewünschten 
Grenzberichtigung. Diese zeftweffe recht 
schwierigen Verhandlungen sind setzt sowert gediehen, 
daß sie wahrscheinlich schon in den nächsten Tage« 
zum Abschluß gebracht werden können. Durch dt, 
Vermittelung der deuffchen Regierung scheint eS 
gelungen zu sein, beide Teile soweit zum Entgegeu- 
kommen zu bewegen, daß eme baldi e EiNi 
quna zu erwarten tst. Bulgarien soll sich nämlich 
bereit erklärt haben, der Türkei Teile d-s;enigeti 
Gebietes zurückzuerstatten, die dm Turkn 
vor dem Einttitt von Bulgarien rn , den WelckEg 
an Bulgarien abgetreten hatte. lGeb'-etsteile an der 
Marika und im Vorgelände von Adrianopel.) zollte 
es zu einer Ueberemknnst kommen, so wird das 
Kondominimum der Mittelmächte in, der N o r d- 
dobrudscha aufgehoben und auch dieser Teil der 
Dobrudscha Bulgarien einverleibt. . 
* Ukrainisches Getreide für Oesterreich. Aus 
Wie.- wird dem „Berl. Taqebl." gemeldet: Nach 
einer Meldung aus Kiew werden gegenwärtig tm 
Hafen Melitopol am Schwarzen Meer 8000 Tonne« 
Getreide für Oesterreich, in erster Linie für Wien, 
ber*bäe deutsche Botschaft m Rom geplünd^t. 
Nach einer Reutermeldung aus Rom hat der P« 
am Taae der Feier des Piavesieges ine deutsche Bot¬ 
schaft in Rom geplündert, die Bildnisse des deutschen 
Kaisers entwendet und auf die Straße gettogen. 
bald das Einschlafen lernen. Aber wenn er auck- 
-ine Zeitlang wach liegt, so ist das kern Schaden. 
Es bat immerhin schon den Vorteil der honzonw- 
len Lage des ausgestreckten Körpers und der gleuh- 
mäßigen Erwärmung aller Glieder. Das fft -ms 
Effrischung für die Gesunden und eine erhebliche 
Stärkung der Kranken. Der Blutumlauf und die 
Hauttätigkeit werden in eine viel gedeihllchore 
Ordnung gebracht, wenn wir rm lockeren Nacht- 
Hemd im Bett liegen, als wenn wir in der Tages- 
kleidung in der Stube herumhocken. Dre Luftunz 
d°s Körpers, die Erwärmung der Ertremlta.eu, 
die Entlastung der beim Stehen und Sitzen ange- 
strengten Muskeln und Knochen, die Abspannung 
der Nerven, des Herzens und des Gehirns. — alle- 
das gebt im Bett in der wohltätigst:n Werse vor 
-ich. Ter schönste Polstersiuhl und d-as beste Kana- 
pee können keinen Ersatz dafür bieten. Wenn un¬ 
ser.' Feldgrauen auf Urlaub kommen, so ist die an- 
genehmste Ueberraschung für sie, daß sie wieder 
einmal sich richtig ausfleiden und in einem nchtr- 
gen Bett sich lang ausstrecken und nach Bequemlich¬ 
keit auf den Rücken und auf die eine oder ander- 
Seite legen können. Was die Soldaten an der 
Front so lange vermissen mußten, das haben wir 
jederzeit zur Verfügung. Unser liebliches und heil¬ 
sames Bett steht da. wir brauchen nur so flug zu 
sein, daß wir uns rechtzeitig hineinlegen. Recht- 
zeitig am Abend, damit wir am anderen Morgen 
wirklich ausgeschlafen und „wie neugeboren" find. 
Und rechtzeitig bei dem Gefühl der Erkrankung, 
damit wir der Krankheit die Spitze abbrechen und 
den Körper befähigen, die Giftstoffe wieder auszu- 
scheiden, ehe sie ihre volle Gewalt erlangt haben. ^ 
Das gilt für die Grippe und besonders auch für 
jeden fonfttgen Schwächeanfall. Je schneller man 
ins Bett geht, desto schneller wird man wreder ge¬ 
sund und munter. 
Ruhe ist die erste Krankenpflicht! 
US:
	        
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