FuldaerZettung
Nr. 153. | | Sreitog 5. Iuli 1918. \ 145. Zahrgang.
Ter Midie TagesderiU.
wtb Großes Hauptquartier, 4. Juli-
»estiither Kr:eg»fchsu»I»tz.
HeereSqruvve Kronprinz Ruvorrchr.
Die Gefechtstätigkeit lebte am Abend in einzel-
ttt« Wschnitten auf. Seit stütze« Morgen starkes
Feuer des Feindes beiderseits der Somme. Hier
habe« sich Jnfanteriekämpfe entwickelt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz
Heftige Teilauktrisfe der Franzosen nördlich der
Aisne. Oestlich von M-oulin-sous-Tonvent wurde
der Feind im Gegenstoß in unseren vorderen Kampf-
linien abgcwirsen. Im übrigen brachen seine An¬
griffe vor unseren Hindernissen zusammen. Erneute
Vorstöße östlich von Chateau Thier rh schri-
terirn.
Heeresgruppe Gallwitz und
Heeresgruppe Herzog Albrecht.
Ei« starker Vorstoß des Feindes aus dem östliche«
Maasufcr wurde abgewiesen. Im Sundgau
machten wir bei erfolgreicher Unternehmung Ge¬
sängen-,
Leutnant Udet errang seinen 40., Leutnant Ru-
«ey seinen 29. u»d 30. Lustsirg.
%m Erste GeneeLlMi^srnEer: SudeudorsL
wtb Berlin, 4- Juli .abends. (Amtlich.)
Beiderseits der Somme wurden starke eng¬
lische Teilangrisse in unserem Kau^>fge-
lände zum Scheitern gebracht.
Oefterreichisch -- nngarischer ragessterlcht.
Wtb Sie«, 4. 3ali. Der Geschühkampf ist
im zahlreichen Wschnitten der Südstont außeror¬
dentlich reg«. Bei Asiago und aus dem Monte
Sisemol scheiterten englische Stoßtruppunter¬
nehmen. Im Mündungsgebiet der Piave dauern
die Kampfe an.
Der «es de, Stxtrtlfctll
Bon der Westfront.
wtb Berlin, 4. Juli. Me Bedrohung von
Paris infolge der letzten deutschen Offensive zwingt
die Franzosen zu fortgesetzten Angriffen zwischen Oise
und Marne, um durch Teilaktionen ihre Stellungen
zu verbessern. Mese örtlichen Kampfhandlungen, die
erfahrungsgenläß den Gegnern außerordentliche Ver¬
luste bei geringen Erfolgen kosten, sind der beste Be¬
weis für die außerordentliche Wirkung der deutschen
Offensive. Unter diesen Umständen berührt es
eigenartig. Locriu der Eiffelturm am 3. Juli 11 Uhr
nachmittags von der letzten deutschen Offensive als
einem unfruchtbaren Sieg des Kronprinzen spricht.
Immerhin ist es bemerkenswert, daß der französische
Funkspruch wenigstens die Tatsache des Sieges zu¬
gibt. Im übrigen verlief der 3. Juli unter heftigen
Patrouillenköinpfen nordwestlich des Houthoulstcr
Wildes bei Merris, südlich Lens, bei Merry sowie
aus dem Ostufer der Accras.
Die Lage an der Piave.
wtb Wien, 3. Juli. Aus dem .Kriegsprcsseguar-
fier wird gemeldet: Nach mehrtägiger verhältnis¬
mäßiger Ruhe, welche vor allem wohl durch die er¬
littenen schweren Verluste des Feindes erzwungen
war, hat sich die italienische Heeresleitung an ein¬
zelnen Abschnitten sowohl im Gebirge wie in der
Ebene auch zu einem offensiven Vorgehen
entschlossen. Beim Morgengrauen setzte gestern um
3 Uhr immer heftigere, stellenweise bis zum Trom¬
melfeuer gesteigerte Arffllerietyffgkcit an der Front
vom Montello bis zur Piavemündung ein. Un¬
mittelbar nördlich von San Doo erfolgte der Stoß,
der sich hauptsächlich gegen das Piavedelta richtete.
Hier trachtete sowohl im direkten Ansturm im Westen
und im Süden, wie auf UeberschiffungSmitteln die
italienische Jrffanterie gleichzeitig im Mündungs¬
gebiet des Flusses vorzudringen. Sie wurde überall
Unpolitische ZeMuse.
Berlin, 3. Juli ISIS.
(Nachdruck verboten.)
Plaudernd noch mit froher Lippe,
Fühlt er jäh die Hand der Grippe.
Fieder fährt durch sein Gerippe.
Aengstlich schreit die liebe Sippe
Nach dem Arzt durch Fernsprechstrippe.
..Steht das Leben aut der Kippe,
Kommt der Tod mit seiner Hippe?"
Nein, gefahrlos ist die Klippe.
Zwei, drei Tag ins warme Bett,
Dann ist alles wieder nett!
Gehabt habe ich sie noch nicht, aber beobachtet
an einem Krankheitsfall in der Familie. Frost
und Fieber, Abgeschsagenheit, Schwäche an Leid
und Seele. Ist nicht so schlimm wie es aus-
siehi. Ern lästiger Zwischenfall, der bei vernünf¬
tigem Verhalten bald überwunden wird.
_ Alle bisherigen Nachrichten stimmen darin über¬
ein. daß die Grippe in Deutschland nicht bösarti¬
ger auftrstt. wie in Spanien und den anderen Län¬
dern. die schon heimgesucht worden sind. Ob die
ansteckende Kraykheit gerade von Spanien herüber-
gekommen ist, läßt sich schwer sagen. Vielleicht be¬
ziehen wir den Keim aus derselben Quelle, woher
ihn Spanien bezogen hat, nur daß er sich auf der
Reffe n'S Deutschland etwas verspätet hat. In
Znedcnszeiten würde sich ja Weiter feststellen las-
fer», wo hte Wiege des Bazillus stand und welchen
Weg die Keime genommen haben. In den Krieqs-
zeffen, wo die Grenzen unter scharfen Sperren
stehen und der Nachrichtendienst zwischen den Döl-
kern hockst mangelhaft ist. 6Ieibt_ die Reiseroute der
Seucheiffwffe im Dunkeln. Wir spüren nur am
eigenen Leibe, daß die Bazillen durch alle Grenz¬
wachen sich durchzuschmuggeln vermögen. Das rjt
eine Kontrebande, die sich nicht feftstellen läßt.
Oder sollen wir annebmen. daß der Keim der
nach erbittertem Kampfe, der bis zum Einbrüche
der Dunkelheit dauerte, abgewehrt und erlitt
außerordentlich schwere Verluste. Nur
bei Chiesanuovo konnten die Italiener nach Ueber-
schreiten der Sile sich in einem schmalen Gelände¬
streifen am Westrande des Deltas festsetzen. Weiter
nördlich wurde bei Zenzon der Versuch einer Ab¬
teilung, auf Kähnen dos Ostufer der Piave zu er¬
reichen, durch Feuer vereitelt.
Weniger einheitlich geleitet, aber gleichfalls sehr
hartnäckig waren die italienischen Vorstöße an der
Gebirgsfront beiderseits der Brenta. Me Bemüh¬
ungen des Gegners, hier über einzelne Punkte fei¬
ner Kampflune vom 16. Juni vorzudringen, schei¬
terten an den unerschütterlichen Stellungen unserer
braven Infanterie zum Teil schon unter der Wir¬
kung des raschen Eingreifens unserer Artillerie.
Der U-Boottrieg.
»ob Berlin. 7. Jnni. (Amtlich). Unsere U-Boote
haben auf dem nördlichen Kriegsschauplatz- neuer¬
dings 15500 Brt. feindlichen Handels-
schiffsraumeS vernichtet.
Der Chef d-S LdmiralstabeS der Marine.
Die amerikanischen Truppentransporte u.die U-Loote.
** wtb Bern, 4. Juli. Zu der Frage, warum fast gar
keine amerikanische» Truppentransporte
von deutschen Tauchbooten versenkt werden,
erklärt Oberst Egli in den ,Basl. Nachr/, au» be¬
rufenem Munde folgender erfahren zu haben:
Der U-Boot-Krieg ist vor allem gegen den Schiffs¬
raum der Feinde und der Neutralen gerichtet, soweit
diese im Dienste der Entente fahren. ES ist gleichgiltip,
wo der Schiffsraum versenkt wird. Daher begeben sich
die U-Boote an Stellen, wo großer Schiffsverkehr herrscht
und in kurzer Zeit verhällnrSmätzig viel Schiffsraum
versenkt werden kann. Die Größe des Ozeans schließt
eS aus, daß U-Boote sich damit abgeben, auf bestimmte
Schiffe und Geleitzüge zu lauern. Dom U-Boot auS
sieht man bei Tag viele, bei Nacht aber nur zwei See-
meilen weit. Das Zusammentreffen eines U-BooteS
mit einem amerikanischen Truppentransport ist Zufall,
selbst wenn, was wahrscheinlich ist, die Zahl der
Transporte noch bedeutend vermehrt wird. Auch aus
militärisch-ökonomischen Gründen ist eS auSgeschlosien,
daß die Tauchboote gegen Transporte auf der Lauer
liegen. ES wäre ein Fehler, wenn die Kommandanten
unter Aufwand wertvollster Zeit und wertvollsten
Materials den Ehrgeiz hätten, auch einmal einen
Truppentransport von 1SV0 Amerikanern zu versenken,
wenn sie dariiber da» Hauvtztel de» U-Boot-Kliege»
aus den Augen verlieren würden. Ein solches Bestreben
wäre um so unzweckmäßiger, als die Truppentransport¬
dampfer in stark gesicherten Geleitzügen fahren, also
die Rettung de» größten Teils der auf den Schiffen
befindlichen Mannschaft gesichert ist.
Der Untergang des „Llandovery Castle"
soll nach der englischen Meldung südwestlich Fast-
net geschehen sein. Fastnet ist ein Fels m der
Südküste von Irland. Das Hospitalschjsf ist also
— von allem andern abgesehen — in dem Sperr¬
gebiet um England angetrosfen worben, wo un¬
sere Unterseeboote bekanntlich jeder nicht ausdrück¬
lich zugelassenen Schiffahrt entgegentreten: es sei
aber daran erinnert, daß fiir den Verkehr von Ho-
'pitalschiffen besondere Bestimmungen erlassen wor¬
den find, die der Feind eben einhalten muß, wenn
er nicht will, daß seine Hospitalschiffs versenkt wer¬
den. Geradezu kindlich ist in der kürzlichen Mel¬
dung die Berufung auf die Haager Abkommen, die
England selbst nebst der Pariser und der Londoner
Seerechtserklärung zum alten Eisen geworwn hat.
wtb London, 2. Juli. Die Admiralität gibt
bekannt: Die Gegend zwischen der Stelle, wo das
Hospitalschiff "Llandovery Castle" durch ein deut¬
sches Unterseeboot letzten Donnerstag ver'enkt
wurde, und dem Südwestteil der irischen Küste ist
jetzt außer von dem Torpedobootszerstörer .,2y-
sander" von zwei Gruppen von Kriegsschiffen
gründlich abgesucht worden. Es wurden aber nur
kleine Schiffstrümmer und ein leeres Boot gefun¬
den. Es wird daher angenommen, daß keine wei¬
teren Ueberlebenden der „Llandovery Castle" vor¬
handen sind.
Grippe schon vorher in den verschiedenen Ländern
vorbanden war, schlunimernd im Verborgenen, bis
sie durch besondere Einflüsse ausgüveckt und wirksam
gemacht wurde? Jedenfalls können wir uns den
Namen „spanische Krankheit" sparen: denn wir
hatten schon vor einem Menschenalter in Deunch-
land die Grippe, die sich damals noch Influenza
nannte. Die Wiederbelebung der alten Bazillen
könnte man ja auf das ungewöhnliche Wetter
zurückführen. Wenn die Gelehrten diese Erklärung
für zu einfach oder gar einfältig halten sollten, so
möchte ich sagen: die Witterung ist dieses Jahr
offenbar aus dem hergebrachten Gleise gekommen.
Warum und wodurch? — das wissen wir nicht.
Hinter der Wettergestaltung stecken geheimnisvolle
Kräfte, die vermutlich über den Erdkreis hinaus-
reichen und in häuslichen Wirren^auf der Sonne
wurzeln. Ilmwälzungen auf der Sonne führen zu
Veränderungen in den Sonnenstrahlen, und diese
Umänderungen können wir 'mit unseren stumpfen
tünf Sinnen keineswegs sämtlich aufspüren und er-
gründen. Durch Schwankungen in dem Gleichge¬
wicht der magnetischen, elektrischen und chemischen
Kräfte, Me von der Sonne ausgehen, kann vielleicht
de Vermehrung und die Tätigkeit der kleinen Le¬
bewesen beeinflußt werden, ohne daß wir davon
Kenntnis erhalten, — bis uns die gesundheitschäd-
li.hxn Keime ins Blut gedrungen sind. So kann
man sich manches denken, aber unser Wiffen ist und
hiebt Stückwerk. Das zeigt sich bei den vielen
großen Rüffeln, die in Jahrtausenden ungelöst
find, und ebenso bei den kleinen Rätseln, wie
sie jetzt die Grippe unS oufgibt.
Praktisch ist di.e Frage: Wie wird man die
Krankest wieder loS? DaS ist die BsrufSaufgabe
der ausgebildeten Gesundheitspflege. Ich will den
Aerzten nicht in ihr schweres und verantwortliche?
Handwerk pfuschen, sondern nur verzeichnen, was
viele SachverstgndigL bereits bekundet haben und
was die Erfahrung zu rechtfertigen scheint. Als
Heilmittel geae» die Grippe wirdempfohleirBstt
Bewaffnetes Einschreiten der Entente in
Rußland.
Die Entente geht von zwei Seiten gegen das
bolschewistische Rußland los. In Ostasien Hot
sie die Gegenrevolution mii tschechisch-slowakffcher
Hilfe entfesselt. Ferner wird im europäischen Nor¬
den, im Murmangebiet am Weißen Meer von
Enaland und seinen "Verbündeten ein Vorstoß ein-
steitet, dem die Moskauer Regierung mit scharfen
'wehrmaßregeln zu begegnen sucht.
Stockholm, 4. Juli. Nach einer Nachricht aus
Hxlsingsors ist der Moskauer Regierung gemeldet
worden, daß in Archangelsk ein c n g l i s ch es
Geschwader von 13 Kriegsschiffen eingetroffen
ist. We nördlichen Distriktsräte werden zu stärk¬
stem Widerstand gegen den Vormarsch der
englischen Truppen aufgefordert und sollen zu die¬
sem Zwecke die Brücken sprengen und die Eisenbahn¬
linien zerstören. — Nach dem „Hclsingsoffer Huf-
andstads Dagbladet" haben die russischen Sozial¬
revolutionäre aus England im ganzen 25 Millionen
Rubel angewiesen erhalten. Durch "ermittelung
der Sozialrevolutionäre haben die Engländer von
Archangelsk aus das Hauptquartier der tschecho-slo-
vakischen Bewegung in Petersburg erreichen kön¬
nen. „Stockholms Dagbladet" ist der Ansicht, man
habe in nächster Zeit eine bewaffneteJnter-
vcntion der Entente in Rußland zu erwarten.
wtb Kopenhagen, 4. Juli. „Berk- Tid." meldet
aus Krisffania: Der DolscheWickigesandtc Beit-
l e r in Krisffania reiste letzten Montag über Bardo
nach Rußland ab. Bei Kirkines wurde der
Dampfer, auf dem er sich befand, von einem eng¬
lischen Torpedojäger angeholten. Bettler
und drei andere Russen wurden auf den Torpedo¬
jäger gebracht, der sie in Peffchenga an Land setzte,
wo sie interniert wurden. Bettler befand sich auf
der Reise nach Moskau, um sich mit Lenin zu be¬
raten.
Rußland will Frieden haben.
wtb Stockholm, 4. Juli. Das Amtsblatt der
russischen Sowjetregierung „Jswestija" schreibt u. a.
noch über die Absichten der Alliirten Rußland ge¬
genüber: Alle» da», was die Alliirten unternehmen,
verfolgt nur einen Zweck: Rußland in einen
neuen Krieg zu stürzen. Die Urheber dieses
Abenteuers mögen bedenken, daß sie sich bei der Ver¬
wirklichung dieses Planes an dem verzweifelten
Widerstand des revolutionären Rußlands stoßen
werden. Die Regierung läßt sich nicht in ihrem
Vertrauen erschüttern, daß nicht nur Millionen von
Soldaten und Bauern im Augenblick der höchsten
Gefahr in die revolutionären Legionen einlreten
würden, sondern d e Masse der bisweilen Widerstre-
benden, dienichterlauben werden, daß Rußland
in einen ne uen Krieg mit Deutschland getrie¬
ben wird. Wenn es ihnen gelingen sollte, sich die
Beihilfe gewisser treulo er Elemente bei ihrem Aben¬
teuer gegen die Sowjets zu ve> schassen, würden sie
nicht weiter als einen Bürgerkrieg Hervorrufen, der
über ganz Rußland hinwegtobrn würde. Vielleicht
ist es zu spät, um ihnen die Gefahren des einge-
schlagenen Wege» zu zeigen. Nichtsdestoweniger
wiederholen wir am Vorabend endgültiger Entschei¬
dungen, die der Weltgeschichte eine neue Richtung
geben sollen, unseren alten Rat: Die einzige, für
Heide Teile uützliche Politik ist diejenige, die zu einer
Anerkennung der Macht der Sowjets und zur wirt¬
schaftlichen Untersiützungdes revolutionären Rußlands
führt, um eS beim Wiederaufbau des Wirtschaftsle¬
bens zu unterstützen.
Die Flucht des Großfürsten Michael.
Ueber die Flucbt des Großfürsten Michael, ei¬
nes Bruders des ' Zaren, melden die Moskauer
Blätter: In der Nacht auf den 15. Juni erschien
vor dem Gouvernementspalast, in dem der Gro߬
fürst wohnte, eine Abteilung der Roten Garde, be¬
stehend aus Infanterie und Kavallerie, und zeigte
dem Wachtkommandanten einen schriftlichen Be¬
fehl der Sowjetregierung vor, mit welchem die so¬
fortige Ucbersührnng des Gefangenen nach Perm
wegen Attentatsgefabr angeordnet wurde. Da daS
Dokument keinerlei Verdacht erregte, wurde der
ruhe und strenge Diät. d. h. vorsichtige und scho-
«ende Behandlung des Magens.
Besonders unterstreichen möchte ich die Bett-
r ;i h e. Wer sich ernstlich unwohl fühlt, sollte die
Kosten für einen ärztlichen Beistand nicht scheuen.
Wenn der Arzt auf sich warten läßt oder aus ir¬
gendeinem Grunde nicht zugezogen werden kann,
so empfiehlt sich das einfache, billige und heilsame
Rezept: Leg dich ine Bett!
Manche Leiite haben trotz ihres Krankheitsge
fiihls' einen Widerwillen gegen Arzt und Bett. Sie
sträuben sich gegen das Zugeständnis, daß sie wirk¬
lich schwach und pflegebedürftig seien. Stolz und
eigensinnig beharren sie dabei, sich auf den Beinen
zu halten und den Anfall aus eigener Kraft zu
überwinden. Wenn sie dann schließlich zusammen-
brechen, so ist es manchmal zu spät. Es herrscht
noch weithin die falsche Ansicht, daß der Arzt nur
dazu da sei, um in Todesgefahr noch ein scharfes
Mittel aus der Apotheke zu verschreiben. Der Arzt
kann aber um so besser helfen, je frühzeitiger er
zum Kranken kommt. Das Rezeptschreiben ist
durchaus nicht die Hauptsache. Viel wichtiger ist,
daß der Arzt rechtzeitig die geeigneten Vorschriften
gibt über das Verhalten des Kranken und feine
Versorgung, — wir er untergebracht, ernährt, ge¬
tränkt, erwärmt oder gekühlt werden muß usw.
Solange der Kranke und seine Angehörigen auf
Selbsthilfe angewiesen find, sollten fie die Bett¬
ruhe bevorzugen. Wer bei schlechtem Befinden
ins Bett geht, legt dadurch kein demütigendes Be¬
kenntnis seiner Verzagtheit ab, sondern bekundet
nur seinen vernünftigen Willen, recht schnell wie¬
der frisch und stark zu werden.
Schon wiederholt hat der unpolitische Onkel
darüber geklagt, daß die moderne Menschheit zu
wertig schläft. Millionen von Mitbürgern schädi¬
gen ihre Kraft und verkürzen ihr Leben, weil sie
abends nicht rechtzeitig zu Bett gehen. „Ich kann
noch nicht einschlafen", wird da oft gesagt. Wenn
einer mit ruhigem Gewissen zu Bett geht, wird er
Großfürst der Abteilung ausgefolgt. Er.fuhr in
einem AutomobU weg. und setther ist dre Lpur
verloren. Als man sich tags daraus von der Fal-
ichuna des Dokumentes uberzeugt hatte, ordnete
man Nachforschungen an, dre isdochergebm-^s
verliefen. Die Meldungen über das Lchraial der
Gemahlin des Großfürsten widersprechen emander.
Während einerseits behauptet wird, daß dre Groß
ftirstin mit ihrem Gemahl geflohen sen erklär »
andere Meldungen aus Petersburg, daß sie dort
am 15. Juni verhaftet wurde.
Sultan Mohamed V. gestorben.
Aus Wien wird gemeldet: Nach einer hier aus
Konstontinopel eingegangenen Meldung ist der
Sultan am Mittwoch um 7 Uhr abends ver
^ t0ulttra Mohamed V. war am 28. November 1844
geboren. Sein ursprünglicher Name war Reschad.
und er war ein Bruder des Sultans Abdul Hamid-
Als dieser zur Regierung kam. ließ er nach damals
üblichem türkischem Brauch den..Bruder mtnme-
ren. Reschad, ein fester und bedürfnisloser Man»,
der er sein Lebenlang geblieben fit, kam As ältester
aller türkischen Prinzen nach dem Hausgesetz am
den Thron, als die Jungturken rm Aprrl 190^l Ab-
dul -Hamid abaesetzt hatten. Mohamed V. tout
letzter Zeit kränklich, vor etwa Jahresfrtst »Mg« «
sich einer schweren Operafton unterztehen. Sultan
Mohamed hat trotz hohen Alters gern und stcudtg
sich den Pflichten seines Amtes unterzogen und euch
lern und ftnrdig sich mit der Modernrsierung der
Türkei einverstanden erklärt. Er toox der wärmst?
Freund des Bündnisses mit Deutschland.
^ Nach dem Selbstmord des Thronfolgers Prmz
Kuffuf Jzzedin am 2. Februar 1916 wurde nach der
ST8e iatfiWe«%«»»»!««
tleberlieferung des osmanffchen Hauses das cckteste
Mtglied der kaiserlichen Amtl-e, der rm Jabre
1861 geborene Prinz Wahtd Edden, em Bru¬
der des Sultans Mohamed und des früheren @ut=
tans Abdul Hamid, der Anwärter auf den Thron.
Er steht im 58. Lebensjahre. Der neue Sulffm
lebte bis vor dem Kriege zurückgezogen.^ Ms Kaffer
Wilhelm den Sultan im Oktober 1917 rn Konstantt-
nopel besuchte, lud er den damalrgen Thronfolger
zu einem Besuch in das .Hauptquartier enb Ende
1917 leistete der Thronfolger dieser Emladiwg
Folge. Er unternahm mehrere Besuche an der
Front und hielt sich 10 Tage mkogntto rn Berlm
auf-
Einigung zwischen der Türkei und Bulgarien,
wtb Berlm, 4. Juli. Zwischen der Türkei UNÄ
Bulgarien schwebten seit längerer „Zert Verhandlung
aen bezüglich emer von der Türkei gewünschten
Grenzberichtigung. Diese zeftweffe recht
schwierigen Verhandlungen sind setzt sowert gediehen,
daß sie wahrscheinlich schon in den nächsten Tage«
zum Abschluß gebracht werden können. Durch dt,
Vermittelung der deuffchen Regierung scheint eS
gelungen zu sein, beide Teile soweit zum Entgegeu-
kommen zu bewegen, daß eme baldi e EiNi
quna zu erwarten tst. Bulgarien soll sich nämlich
bereit erklärt haben, der Türkei Teile d-s;enigeti
Gebietes zurückzuerstatten, die dm Turkn
vor dem Einttitt von Bulgarien rn , den WelckEg
an Bulgarien abgetreten hatte. lGeb'-etsteile an der
Marika und im Vorgelände von Adrianopel.) zollte
es zu einer Ueberemknnst kommen, so wird das
Kondominimum der Mittelmächte in, der N o r d-
dobrudscha aufgehoben und auch dieser Teil der
Dobrudscha Bulgarien einverleibt. .
* Ukrainisches Getreide für Oesterreich. Aus
Wie.- wird dem „Berl. Taqebl." gemeldet: Nach
einer Meldung aus Kiew werden gegenwärtig tm
Hafen Melitopol am Schwarzen Meer 8000 Tonne«
Getreide für Oesterreich, in erster Linie für Wien,
ber*bäe deutsche Botschaft m Rom geplünd^t.
Nach einer Reutermeldung aus Rom hat der P«
am Taae der Feier des Piavesieges ine deutsche Bot¬
schaft in Rom geplündert, die Bildnisse des deutschen
Kaisers entwendet und auf die Straße gettogen.
bald das Einschlafen lernen. Aber wenn er auck-
-ine Zeitlang wach liegt, so ist das kern Schaden.
Es bat immerhin schon den Vorteil der honzonw-
len Lage des ausgestreckten Körpers und der gleuh-
mäßigen Erwärmung aller Glieder. Das fft -ms
Effrischung für die Gesunden und eine erhebliche
Stärkung der Kranken. Der Blutumlauf und die
Hauttätigkeit werden in eine viel gedeihllchore
Ordnung gebracht, wenn wir rm lockeren Nacht-
Hemd im Bett liegen, als wenn wir in der Tages-
kleidung in der Stube herumhocken. Dre Luftunz
d°s Körpers, die Erwärmung der Ertremlta.eu,
die Entlastung der beim Stehen und Sitzen ange-
strengten Muskeln und Knochen, die Abspannung
der Nerven, des Herzens und des Gehirns. — alle-
das gebt im Bett in der wohltätigst:n Werse vor
-ich. Ter schönste Polstersiuhl und d-as beste Kana-
pee können keinen Ersatz dafür bieten. Wenn un¬
ser.' Feldgrauen auf Urlaub kommen, so ist die an-
genehmste Ueberraschung für sie, daß sie wieder
einmal sich richtig ausfleiden und in einem nchtr-
gen Bett sich lang ausstrecken und nach Bequemlich¬
keit auf den Rücken und auf die eine oder ander-
Seite legen können. Was die Soldaten an der
Front so lange vermissen mußten, das haben wir
jederzeit zur Verfügung. Unser liebliches und heil¬
sames Bett steht da. wir brauchen nur so flug zu
sein, daß wir uns rechtzeitig hineinlegen. Recht-
zeitig am Abend, damit wir am anderen Morgen
wirklich ausgeschlafen und „wie neugeboren" find.
Und rechtzeitig bei dem Gefühl der Erkrankung,
damit wir der Krankheit die Spitze abbrechen und
den Körper befähigen, die Giftstoffe wieder auszu-
scheiden, ehe sie ihre volle Gewalt erlangt haben. ^
Das gilt für die Grippe und besonders auch für
jeden fonfttgen Schwächeanfall. Je schneller man
ins Bett geht, desto schneller wird man wreder ge¬
sund und munter.
Ruhe ist die erste Krankenpflicht!
US: