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Nr. (63.
Verantwortlich für den redaltronellenTeil: Karl Schütte, I
für den Anzeigenteil: I. Parzeller .Fulda. — RotaticmS- |
X 4*y fCMO I druck und Verlag der Fuldaer ActrendruckereiinSulda. I 45.
mittttJOd] M* 3uH )9»O* I gernspreche. Nr. 9. Telezramm-Ädresse: FuldaerZertung^^^E^E^---»—>»
Uebergang über die Marne.
Mehr als 13 000 Gefangene. - Neue Erfolge füdweftlich von i>!eims.
Italienische Mißerfolge an der Tiroler Front.
Trichterfeld der vorjährigen Frühjahrsschlacht bis
an die Römerftratze nordwestlich von Pros»es
und in das Waldgelände südlich des Fichtelberges
vor. Oestlich der Suippes entrissen wir dem Feind
das Kampffeld der Champagneschlachten zwischen
A u b e r i v e und südöstlich von T a h u r e. Auf un¬
serer Angriffsfront östlich von Reims halt der
Feind seine zweite Stellung nördlich von Prosnes-
Souain-Perthe.
Zer deutsche Tagesbericht.
.wtb Großes Hauptquartier, 16. Juli. (Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht-
In einzelnen Abschnitten lebte die Kampstätig¬
keit auf. Oestlich von Aylette wurde ein nächtlicher
Borstotz, östlich von Hebuterne ein stärkerer Angriff
des Feindes abgewiesen. Hier haben sich während
der Nacht neue örtlich« Kämpfe entwickelt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
Zwischen Aisne und Marne und östlich von Cha-
teau-Thierry lebhafter Artilleriekampf. In kleinern
Unternehmungen «md im Vorstoß über die Marne
südwestlich von Jaulgonne brachen wir in die
feindlichen Linien ein und brachten Gefangene zurück.
Südwestlich und östlich von Reims sind wir
gestern ftüh in Teile der stanzösischen Stellungen
ringedrungen. An den Vorbereitungen für die ar¬
tilleristische Kampfführung hatte« VcrmeffungStrup-
pen besonderen Anteil. Artillerie und Minenwrefer
»md GaSwerser öffneten durch ihre vernichtende
Wirkung im Verein mit Panzerwagen und Flam¬
menwerfern der Infanterie den Weg in den Feind.
Die Armee des Generalobersten von Boehn.
hat zwischen Jaulgonne und östlich von Dor-
mans die Marne überschritten. Pio¬
niere setzten im Morgengrauen die Sturmtrnppen
über den Fluß und schufen damit die Grundlage
für den Erfolg des Tages. Infanterie erstürmte die
steilen Hänge auf dem Südufer der Marne. Unter
ihrem Schutz vollzog sich der Brückenschlag. In ste¬
tem Kauffff durchstießen wir das zäh verteidigte
Waldgelände der ersten feindliche« Stellung und
warfen den Feind aus seine rückwärtigen Linien
bei Conde-La Chapelle-Comblich-
Mareuil zurück. Auch nördlich der Marne ent-
risien wir Franzosen und Italienern ihre erste Stel¬
lung zwischen Ardre und Marne. Wir standen am
Abend im Kampf östlich der Linie Chatillon-
Cucherh-Chanmizh.
Die Armeen der Generale v. Mndra und v.
Einem griffen de» Feind in der Champagne
vo« Prun ay (östlich von Reims) bis Tahure
an und nahmen im Kampf mit dem sich unserem
Slngriff entziehenden Feinde die erste französische
Stellung. Südlich von Nauroh-Moronvil-
ler8 stießen wir über die Höhenkette Cornillet-
Hochberg-Keilberg-Poehlberg durch das
Trotz tiefer Wolken und böigem Winde waren die
Luststreitkräste tätig. In niedriger Höhe griffen
Flieger mit Bomben und Maschinengewehren in den
j Kampf auf der Erde ein. Sie schossen gestern über
dem Schlachtfelde 31 feindliche Flugzeuge und 4 Fes-
! selballone ab.
Die Leutnants Löwenhardt und Menk-
hoff errangen ihren 36., Leutnant Bolle seinen
21. Lufffieq.
Die Zahl der bisher einqebrachten
Gefangenen beträgt mehr als 1300 6.
Heeresgruppe Herzog Albrecht.
In kleinen Unternehmungen in Lothringen, in
den Vogesen und im Sundgau machten wir Ge¬
fangene.
Der Erste Generalgnartiermeister: Lndenderff.
wtb Berlin, 16. Juli, abends. (Amtlich.) An
der Marnefront heftige Gegenangriffe des
Feindes.
Oertliche Erfolge südwestlich Reims. Oest¬
lich Reims ist di« Lage unverändert.
Qesterreichisch - ungarischer Tagesbericht.
wtb Wien, 16. Juli.
Im Raume des StilfserJochß, nördlich des
Tonale-Passes. in Judicarien und auf der Hochfläche
von Asiago steigerte sich der Artilleriekampf
zu besonderer Heftigkeit. Im Raume des Monte
Pertiea und des Monte Solarolo unternahm
der Italiener nach heftiger, Lberfallartiger Artil¬
lerievorbereitung vier gewaltige Sturman¬
griffe. Sie wurden von den brave» Truppen der
55. Division tefls durch Feuer, teils im Nahkampf
abgeschlagen. Die Blutopfer des Feindes sind
außerordentlich groß.
An der albischen Front nichts von Be¬
lang.
Der Chef des Eeneralstabs.
Beiderseits von Reims.
Nach einer ausgiebigen Vorbereitung, die man¬
chem Ungeduldigen sehr lang vorkam, hat Hinden-
bürg zu einem neuen Schlage ausgcholt.
Bisher gemeldet ist sin erfolgreicher Vorstoß
zu beiden Seiten von Reims, der im südöstlichen
Teil zur Eroberung des südlichen Marne-Ufers
und des zäh verteidigten Waldgeländes, im Osten
zur Eroberung der ersten feindlichen Stellung
führte.
Der Anfang ist schr gut, denn das gewonnene
Gelände war für den Feind sehr wertvoll. Die
deutschen Truppen haben die natürlichen Hinder¬
nisse des Flusses und des steilen Ufers sowie die
Stützpunkte des Feindes in dem Waldgelände mit
gewohnter Bravour im ersten Anlauf überrannt u.
so abermals ihre Ueberlegenheit erwiesen.
Auch die 13 000 Gefangenen des ersten Tages be¬
kräftigen die überragende Sturmkraft und die ge-
schickte Führung.
Gewichtiger noch ist der taktische Gewinn,
der in der weiteren Einschnürung von Reims
liegt. Diese wichtige Stadt soll offenbar der Trup-
penschonung halber nicht direkt berannt, sondern
auf dem Wege der sog. Aussparung errungen wer¬
den, d. h. durch allmähliche Einschließung und Ab¬
sperrung.
Ueber die strategische Wirkung dieser Vor-
stoße läßt sich vorläufig nur sagen, daß die Bedro¬
hung von Paris durch die Erfolge an der Marne
in hohem Grade verschärft und dadurch die 'Ver¬
wirrung in dem feindlichen Hauptquartier weiter
gesteigert wird. Um die Panik in Paris und den
Schrecken im Lande zu beschwören, wird General
Fach den letzten Rest seine Reserven cm den be¬
drohten Frontteil Wersen müssen, und die noch
verfügbaren Reste werden Wohl kaum ausreichen,
»rm auf beiden Seiten von Reims die Lücke zu
füllen; denn der deutsche Vorstoß erfolgte nicht in
der^ Form eine spitzen Keiles, Indern auf einer
drecken Angriffsfläche von etwa 70 .Kilometer.
■v# mehr Truppen Fach an die Marne oder
Champagne wirff, desto schwächer wird seine Front
an den anderen Stellen der riesigen Kampflinie.
Wenn auch der deutsche Vorstoß bei Reims in gro¬
ßer Breite und mit gewalffger Wucht erfolgt, so
hat Fach doch kerne Gewißheit, ob Hindenburg seine
Kraff gerade auf dieses Frontstück konzentrieren
und dort' bis zum vollen Durchbruch auswirken
lassen will. Er muß immer mit der Möglichkeit
rechnen, daß Hindenburg in seiner mehrfach be¬
währten Methode der überraschenden Sprünge
plötzlich an eine ganz andere Stelle eine ebenso starke
oder noch stärkere Offensive ansetzt.
Das ist ja gerade der große strategische Vorteil,
den wir uns in diesem Frühjahr erworben haben;
die Initiative steht in unserer Hand und
zwar in solchem Maße, daß wir.an allen Stellen,
wo es uns angebracht scheint, zugleich einen erfolg-'
reichen Angriff unternehmen können. Die Gegner
haben vollständig die Initiative verloren. Das
hat sich besonders klar gezeigt in der jüngsten lan¬
gen , Kampfpause. Wenn Foch überhaupt noch er¬
hebliche Reserven und Entschlußfrecheit besessen
hätte, so würde er gewiß diese Wochen benutzt ha¬
ben. um seinerseits irgendwo eine entlastende Ge¬
genoffensive anzusetzen. Aber nichts dergleichen
geschah; nur in kleinen Vorstößen von lediglich
örtlicher Bedeutung wurden hier und da Anzapfun¬
gen versucht, die höchstens als ein A b t a st e n der
deutschen Front gewertet werden konnten. Unsere
Oberste Heeresleitung hat sich die gehörige Zeit
zur Vorbereitung der Sommeraktion nicht verkür¬
zen lassen, weil sie voraussah, daß der Feind in
der Kampfpause doch nichts ernstliches unternehmen
könnte.
Wir wissen also, daß unsere Heeresleitung die
vollste Freiheit des Handelns hat, und wir wissen
zugleich, daß sie in genialer Weise verblüffende Wen¬
dungen herbeiführen, überraschende Wege einschla-
gen kann. Daraus folgt, daß wir bei der Beurtei¬
lung der jeweiligen Einzelheiten, mich wenn sie an
sich gewichtig erscheinen, immer vorsichtig sein
müssen. Nicht etwa vorsichtig in dem Vertrauen
des strategischen Gesamtplanes. Wir sehen
auf den Erfolg, aber vorsichtig in der Einschätzung
den Anfang, aber die Fortsetzung und das Ende
wird erst zu überblicken sein, wenn die Räder in-
einandergreifen und die ganze große Kriegsma¬
schine ihre Kraft planmäßig entfaltet.
Also freuen wir uns über jeden Tagesbericht in
der sicheren Erwartung, daß die Fortsetzung mor¬
gen oder übermorgen noch besseres zu melden ha¬
ben wird. Der ganze Plan unserer bewährten
Heerführer wird sich nicht in Ankündigungen oder
Aufbmffchungen von Einzelheiten enthüllen, son¬
dern in den Tatsachen, die nach und nach ge¬
schaffen werden und sich zum durchschlagenden Er¬
folge zusammen reihen.
9
Der Angriff erstreckt sich über eine Front von
80—100 Kilometern. Er hat die Linien Chateau-
Thierry-Marne-Reims smd Reims (Prunay-Mai-
sons de Champagne zum Ausgangspunkt. Im
Raum zwischen Marne und Reims, wo die Front
von Südwesten nach Nordosten zieht, liegen die
200 bis 300 Meter hohen Bergwälder von Reims
vor unserer Front, während östlich vor Reims die
in ffüheren Kämpfen heißumstrittenen Höhen der
Champagne dem Feind guten Halt bieten. Vor
den Fronten liegt die weit ausgedehnte Lagerfe¬
stung C h a l o n s, die den Franzosen hervorra¬
gende Stützpunkte. Verkehrsmöglich^iten und Ma¬
terialversorgung sichert. Oestlich des neuen Kampf¬
geländes liegen die Argonnen, der Flaukenschutz
der in engem Halbkreis umstellten Festung Verdun.
Die Strecke Chalons-Verdun ist eine der wichffgsten
Rochadelinien der französischen Front. Auch sie
liegt vor der Angriffslinie.
Der Feind hat seine erste Linie auf der gan¬
zen Angriffsfroni verloren. An der Marne (Dor-
mans liegt an dem Punkt, an dem die Front vom
Fluß gegen Reims abbiegt, Jaulgonne westlich
davon) hat unser rechter Flügel trotz anscheinend
schärfster Gegenwirkung einen bedeutenden Erfolg
erzielt, indem der Fluß in breiter Front über-
schritten worden ist: ein Keil, dessen Basis Wohl
20 Kilometer breit ist, schiebt sich in die feindlichen
Stellungen, bis zu 6 Kilometer tief (Conde, süd¬
westlich von Chezy). Ein gewaltiges Stromhinder-
nis und schwerstes Waldhöhengelände ist überwun¬
den worden. Der Einbruch ist so tief und so breit.
daß dieser Erfolg durchaus gesichert erschernt.
Feindliche Flankierungsversuche haben das nicht zu
verhindern vermocht. Andererseits gestattet der
Flußübergang eine Ausbreitung der Angrifftrup¬
pen südlich der Marne. In dem sich nach Nord¬
osten anschließenden Abschnitt sind unsere Truppen
gleichfalls mehrere Kilometer tief vorwärts gekom¬
men. In der Champagne ging der Feind kämpfend
und von den Angreifern hart bedrängt auf die
zweite, wenige Kilometer weiter südlich gelegene
Linie zurück. Diese sucht er nunmehr zu halten,
wie der Tagesbericht seststellt. Das ganze weit¬
räumige und kostbare System der beherrschenden
Bergstellungen der Champagne fft in unsere Hände
gefallen. #
Ueber die neue Taktik des Feindes wird
uns gemeldet: Der schöne Erfolg, den die Heeres¬
gruppe Deutscher Kronprinz am 15. Juli erkämpft
hat, ist um so höher zu bewerten, weil die Feinde
in diesen Kämpfen zum ersten Male zu einer
neuen Taktik gegriffen hatten. In den ersten
großen Kämpfen dieses Jahres und noch am Che-
min des Dames wurden die Feinde von uns völlig
überraschend angegriffen und niedergeworsen. Süd¬
westlich von Noyon hatte der Gegner die Lage durch
heftige Gegenangriffe wieder herzustellen gesucht.
Aber die schweren Verluste, die er dabei erlitt, ha¬
ben ihn bisse Taktik aufgeben lassen. Jetzt hat es
Foch dorgezogen, dem Angriff, dessen Absicht ihm
nickt verborgen gebüeben war, a u s z u w e i ch e n;
er hat die vordersten Linien dünner als sonst be¬
setzt und hat beträchtliches Gelände preisge¬
geben. Das gilt insbesondere für den Angriffs¬
abschnitt in der Champagne, östlich von Reims.
Auf dem linken Flügel des Kampfgeländes, an dem
Uebergangspunkt der Armee Boehn über die
Marne, wehrte sich der Gegner in dem zum Wi¬
derstand sehr geeigneten Höhen- und Waldgelände
außerordentlich zäh und tapfer. Aber er wurde
geworfen und konnte das schwierige Ueber-
schreiten des Flusses nicht hindern. Unter großen
blutigen Verlusten und einer großen Ein-
buße an Gefangenen hat der erste Kampf¬
tag abgeschlossen. Unsere Verluste sind trotz des
schwierigen Geländes dank der glänzenden Vorbe¬
reitung wieder in mäßigen Grenzen geblieben.
Feindliche Berichte.
Französischer Bericht vom 18. Juli abends. Der
heute morgen in der Richtung auf Reims auSqelöste
deutsche Angriff hat sich während des ganzen TaqeS
auf beiden Seiten von Reims mit gleicher Heftigkeit
fortgesetzt. Im Westen von Reims wurden hartnäckige
Kämpfe ln der Gegend von Reullh—Courthre^y—Bassy
geliefert. Im Süden der Marne war eS dem Feinde
an mehreren Punkten zwischen Fofloy und Dormans
gelungen, den Fluß zu überschreiten, aber einem
von den amerikanischen Truppen lebhaft durchgeführten
Gegenangriff gelang es, die feindlichen Einheiten,
welche daS südliche User im Westen von Fosioh erreicht
hatten, aus daS nördliche Ufer zurückzuwerfen. Zwischen
DormanS und Reims widerstehen die franzäsisch-
rtaltentschen Truppen mit großer Hartnäckigkeit auf
der Linie Chatillon a. d. Marne—Cnchery—Marfaur—
Bouillh. Im Osten von Reims stieß ein feindlicher
Angriff, der sich von Sillerv bis zur Main de Mastiges
ausdehnte, auf eine unerschütterliche Verteidiguug.
Der Feind vervielrältipte seine Anstrengungen gegen
Prunay und La Marquise, ebenso wie in der Gegend
nördlich von ProsneS und von Eouain. Aber eS gelang
ihm trotz wiederholter Angriffe nicht, unsere Kampf¬
stellungen zu erschüttern.
* Eine Erklärung Bonar LawS. Bei der Montag-
Schlußsitzung im englischen Unterhause erklärte Bonar
Law, daß Lloyd George telephonisch mit dem Haupt-
quartier in Frankreich gesprochen habe und daß General
Foch mit dem Ausgang des Kampfes zufrieden sei.
Die darauf folgenden Berichte lauten schon ganz anders.
DaS Hauptquartier meldet u. a.: Westlich von Reims
seren die Deutschen in die f: anzösischen Stellungen ein-
gedrungen und zwar in einer Breite von 36 Kilometern
und in einer mittleren Tiefe von vier bis fünf Krlometern.
Auch in einem Neuterbericht wird zugegeben, daß die
Deutschen zwischen Chateau-Thierrh bis Reims etwa
fünf Kilometer tief vorgedrungen sind und an einzelnen
Stellen die Marne überschritten- haben. Oestlich von
Reims seien die Deutschen zurückgeschlagen worden. —
Bonar Law schloß seinen Bericht mit den Worten, er
glaube zuversichtlich, daß dies die letzte Gewaltanstrengung
der Deutschen ser, die ebenso scheitern würde, wie die
vorhergehenden. (!) Für ReimS sollen keine Besorgnisse
gehegt werden, da die französische Armeeleitung sich für
Reims verbürgt hätte.
Der HavaS-Kommentar. In dem HavaS-Kom°
mentar zmn Beginn der Offensive heißt es: Eine
kurze, aber heftige Artillerievorbereitung leitete den
Angriff ein. Unsere-Geschütze erwiderten durch ein
Gegenfeuer von unerhörter Heftigkeit, besten Don¬
ner selbst in Paris zu hören war. Westlich von
Reims vermochten die Deutschen zwischen Foffcp
und DormanS stellenweise die Marne zu überschrei¬
ten. Die amerikanischen Truppen dieses Abschnittes
gingen aber zum Gegenangriff über und stellten die
Lage wieder her. Zwischen Dormans und Reims
vermochte der Feind unsere Deckungslinie nicht zu
überschreiten utid wurde aus unserer Widerstands¬
linie Chattllon—Cnchery—Bdorfaux—Bouilly fest,
gehalten. Auch auf dem Berge von Reims konnten
die Deuffchen nicht Fuß fassen. Während der Geg¬
ner in seinen früheren Unternehmungen im ersten
Ansturm wichtige Stellungen hatte nehmen können,
sind dieses Mal nur unbeträchtliche Schwankungen
von einigen hundert Metern zu verzeichnen, die un¬
serem Berteidigungsshstem nichts anhaben können.
Der Feind hat unsere Oberleitung weder hinsichtlich
des Zeitpunktes noch des Ortes der Offensive über¬
raschen können. Auch an der Kampffront wurden
wir nicht überrumpelt.
In der englischen Presie herrscht die Meinung
vor, daß das Ziel der deuffchen Offensive die Ge¬
winnung einer breiteren Front als Aufmarschgebiet
nach Paris sei. Die Blätter, besonders „Manchester
Guardian" und .Times" glauben jedoch, daß der
südlich von Reims gelegene Berg von Reims so
außerordentlich stark befestigt sei, daß er nur sehr,
schwer oder überhaupt nicht zu nehmen sei. Mau¬
rice scheibt im „Daily Chronicle": Bereits seit eini¬
ger Zeit war bekannt, daß die Deuffchen einen An¬
griff ösllich von Reims vorbereiten, und es ist ver¬
dächtig, daß sie die Vorbereitungen wenig verbär¬
ge«. Das. Ziel der sichmickau Unmx. wobl fein, die
Franzosen zu zwingen, neue Reserven aus dem Mor-
L« Heranzuziehen zur Vorbereitung für einen An-
ariff mls die Amiensfront oder noch weiter nördlich
auf Paris ausbrelten wollen, oder es handelt sich
um einen groß angelegten Veffuch, emen großen
Tell des stanzösischen Heeres zu schlagem ohne da¬
bei ein bestimmtes Ziel im Auge ZU haben. Im
Augenblick ist es unmöglich zu sagen, welchen dieser
verschiedenen Wege Hindenburg enffchlagen wird.
Kanonendonner in Paris.
Lugano. 16. Juli Wie der „Corriere della
Sera" aus Paris meldet, ist gerade oei -aeginn
der deuffchen Offensive em Umschlag d's Windes
ein getreten, so daß die Luft den Kanonendonner
gerade von Nordosten in einer Starke nach Paris
trug, wie er bisher dort noch me, gehört worden fft.
Zuerst glaubte das Volk, daß ein scharfes Sperr-
feuer gegen deutsche Flugzeuge stattsinde, bald ;e-
doch begriff es. daß die neue deutsche Offen-
s i v e angefangen hatte. Die großen Wolken am
Horizont waren von rötlichem Scheine erleuchtet;
von den Hügeln bei Paris bot sich ein Scham viel
wie bei einem Unwetter während des Sonnenumer-
ganges dar.
Erneute Fernbejchictzung.
wtb Paris, 16. Juli. Die Beschießung durch das
weinragende Geschütz wurde am Montag wieder
ausgenommen.
Drei amerikanische Armeekorps in Frankreich.
wtb Washington, 15. Juli . General March gab
bekannt, daß aus den amerikanischen Divisionen in
Frankreich endgültig drei Armeekorps von je
225 000 bis 250 000 Mann organisiert worden sind.
Die Verschiffungen der Truppen nehmen ohne Un¬
terbrechung ihren Fortgang.
Fliegerangriff auf Offenburg.
Karlsruhe, 16. Juli. Offenburg wurde
gestern nachmittag gegen 6 Uhr erneut von feind,
sichen Fliegern angegriffen. Von den abgeworfenen
Bomben wurde bedauerlicherweise eine Person ge¬
tötet und eine schwer verletzt. Mehrere Bomben
fielen auf das städtische Krankenhaus. Auch sonst
wurde einiger Schaden angerichtet.
Barbaren.
wb. Berlin, 15. Juli. Eine neue barbarische
Verletzung des Roten Kreuzes wird aus dem
Whtschaetebogen durch eidliche Aussagen der beteiligten
Mann chasten festgestellt. Dort ging am 14. Mai
nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr eine Sanitäts-
Patrouille vor, um das Schlachtfeld nach Ber-
mundeten abzusuchen. Die Leute halten eine Kranken¬
trage bei sich und waren durch Rote Kreuzbinde
einwandfrei als Eanitätsmannschaften gekennzeichnet.
Da am 14. Mai nach dem zweiten Angriff auf Höhe
40 die vorderste Linie nicht geschloffen besetzt war,
war die Patrouille über diese vorgedrungen und
stand plötzlich auf ca. 15 Meter einer von Engländern
und Franzosesi besetzten Maschinengewehrstellung
gegenüber. Die Feinde standen aufrecht in einem
Granattrichter und winkten den Deutschen zu. Diese
wiesen auf ihre Rote Kreuzbinden und riefen „Sanität",
worauf die Engländer weiter winkten. Auf die Frage,
ob Verwundete dort seien, wurde abermals genickt.
Darauf ging die Patrouille weiter vor, um den
feindlichen Verwundeten beizustehen, bis auf eine
Entfernung von 8—10 Meier ein Krankenträger
sah, daß sich einer der Franzosen bückte und ein
Maschinengewehr auf die Patrouille richtete.
Errief den Kameraden zu: „Achtung, die schießen"
und sprang in einen Granattrichter. Die anderen
folgten sofort bis auf einen Sanitätsgefceiien. Dieser
bekam einen Schuß, der ihm Brust und Hals völlig /
aufriß, alio zweifellos von einem Explosiv¬
geschoß herstammte. Ec war nach wenigen Sekunden
tot. Die anderen konnten sich retten.
Torpedierung eines Amerikaners mit
Truppe».
wtb Berlin, 16. Juli. (Amtlich.) Von unseren
Unterseebooten sind im westlichen Teil des Kanals
drei Dampfer und ein Segler von zusammen über
31 000 Br.-Reg.-To. vernichtet. Darunter befand
sich der amerikanische Truppentransporter „Cincin-
nati" <16 339 To.), der aus einem großen Trans-
portgeleitzuge unter starker Sicherung herausgeschost
>en wurde. '
Ein türkischer Sieg in Palästina.
Der türkische Heeresbericht vom 15. Juli mel¬
det von der P alästina front: Im Küstenab¬
schnitt beschoß unsere schwere Artillerie erfolgreich
den Bahnhof Rentje und nahm ein feindliches
Truppenlager zwischen Küste und Bahn unter wirk¬
sames Feuer. Westlich des Jordans ent¬
rissen wir dem Feinde in der Nacht zum 14. Juli
Teile seiner Stellungen und hielten, sie gegen äu¬
ßerst beftiae Gegenangriffe. Der Feind erlitt hier¬
bei schwere Verluste. Ein gleichzeitiger An-
griff von unseren Kräften östlich des Jordans löste
beim Feind heftige Gegenwirkung aus. Eine
feindliche Kavalleriedivision, unterstützt durch Pan-
zerkrastwagen. warf sich unseren Truppen entgegen,
sie wurde beinahe völlig aufgerieben, rnn
Trümmer der feindlichen Division konnten ent¬
kommen. _
Kriegszustand in Algier und Tunis.
Basel. 16. Juli. Lyoner Blätter melden, da s-
der militärische Befehlshaber von Algier wegen ge>
wiffer Vorkommniffe am 12. Juli den Kriegszu¬
stand über Algier und Tunis verhängte.
Wechsel in der österreichischen Führung
Rückttitt Conrad v. Hötzendorffs.
Schon seit einiger Zeit wußte man, daß Der-
änderungen in den höheren Kommando stellen der
österreichischen Armee eintreten würden. Jetzt wird
bekanntgegeben, daß der um die Neuorganisation
des österreichischen Heeres hochverdiente General-
fgrhmftrftfrng Itrfrr tunt Conrad teilet» Abschied,