Full text: Fuldaer Zeitung (1918)

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Nr. (63. 
Verantwortlich für den redaltronellenTeil: Karl Schütte, I 
für den Anzeigenteil: I. Parzeller .Fulda. — RotaticmS- | 
X 4*y fCMO I druck und Verlag der Fuldaer ActrendruckereiinSulda. I 45. 
mittttJOd] M* 3uH )9»O* I gernspreche. Nr. 9. Telezramm-Ädresse: FuldaerZertung^^^E^E^---»—>» 
Uebergang über die Marne. 
Mehr als 13 000 Gefangene. - Neue Erfolge füdweftlich von i>!eims. 
Italienische Mißerfolge an der Tiroler Front. 
Trichterfeld der vorjährigen Frühjahrsschlacht bis 
an die Römerftratze nordwestlich von Pros»es 
und in das Waldgelände südlich des Fichtelberges 
vor. Oestlich der Suippes entrissen wir dem Feind 
das Kampffeld der Champagneschlachten zwischen 
A u b e r i v e und südöstlich von T a h u r e. Auf un¬ 
serer Angriffsfront östlich von Reims halt der 
Feind seine zweite Stellung nördlich von Prosnes- 
Souain-Perthe. 
Zer deutsche Tagesbericht. 
.wtb Großes Hauptquartier, 16. Juli. (Amtlich.) 
Westlicher Kriegsschauplatz. 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht- 
In einzelnen Abschnitten lebte die Kampstätig¬ 
keit auf. Oestlich von Aylette wurde ein nächtlicher 
Borstotz, östlich von Hebuterne ein stärkerer Angriff 
des Feindes abgewiesen. Hier haben sich während 
der Nacht neue örtlich« Kämpfe entwickelt. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. 
Zwischen Aisne und Marne und östlich von Cha- 
teau-Thierry lebhafter Artilleriekampf. In kleinern 
Unternehmungen «md im Vorstoß über die Marne 
südwestlich von Jaulgonne brachen wir in die 
feindlichen Linien ein und brachten Gefangene zurück. 
Südwestlich und östlich von Reims sind wir 
gestern ftüh in Teile der stanzösischen Stellungen 
ringedrungen. An den Vorbereitungen für die ar¬ 
tilleristische Kampfführung hatte« VcrmeffungStrup- 
pen besonderen Anteil. Artillerie und Minenwrefer 
»md GaSwerser öffneten durch ihre vernichtende 
Wirkung im Verein mit Panzerwagen und Flam¬ 
menwerfern der Infanterie den Weg in den Feind. 
Die Armee des Generalobersten von Boehn. 
hat zwischen Jaulgonne und östlich von Dor- 
mans die Marne überschritten. Pio¬ 
niere setzten im Morgengrauen die Sturmtrnppen 
über den Fluß und schufen damit die Grundlage 
für den Erfolg des Tages. Infanterie erstürmte die 
steilen Hänge auf dem Südufer der Marne. Unter 
ihrem Schutz vollzog sich der Brückenschlag. In ste¬ 
tem Kauffff durchstießen wir das zäh verteidigte 
Waldgelände der ersten feindliche« Stellung und 
warfen den Feind aus seine rückwärtigen Linien 
bei Conde-La Chapelle-Comblich- 
Mareuil zurück. Auch nördlich der Marne ent- 
risien wir Franzosen und Italienern ihre erste Stel¬ 
lung zwischen Ardre und Marne. Wir standen am 
Abend im Kampf östlich der Linie Chatillon- 
Cucherh-Chanmizh. 
Die Armeen der Generale v. Mndra und v. 
Einem griffen de» Feind in der Champagne 
vo« Prun ay (östlich von Reims) bis Tahure 
an und nahmen im Kampf mit dem sich unserem 
Slngriff entziehenden Feinde die erste französische 
Stellung. Südlich von Nauroh-Moronvil- 
ler8 stießen wir über die Höhenkette Cornillet- 
Hochberg-Keilberg-Poehlberg durch das 
Trotz tiefer Wolken und böigem Winde waren die 
Luststreitkräste tätig. In niedriger Höhe griffen 
Flieger mit Bomben und Maschinengewehren in den 
j Kampf auf der Erde ein. Sie schossen gestern über 
dem Schlachtfelde 31 feindliche Flugzeuge und 4 Fes- 
! selballone ab. 
Die Leutnants Löwenhardt und Menk- 
hoff errangen ihren 36., Leutnant Bolle seinen 
21. Lufffieq. 
Die Zahl der bisher einqebrachten 
Gefangenen beträgt mehr als 1300 6. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht. 
In kleinen Unternehmungen in Lothringen, in 
den Vogesen und im Sundgau machten wir Ge¬ 
fangene. 
Der Erste Generalgnartiermeister: Lndenderff. 
wtb Berlin, 16. Juli, abends. (Amtlich.) An 
der Marnefront heftige Gegenangriffe des 
Feindes. 
Oertliche Erfolge südwestlich Reims. Oest¬ 
lich Reims ist di« Lage unverändert. 
Qesterreichisch - ungarischer Tagesbericht. 
wtb Wien, 16. Juli. 
Im Raume des StilfserJochß, nördlich des 
Tonale-Passes. in Judicarien und auf der Hochfläche 
von Asiago steigerte sich der Artilleriekampf 
zu besonderer Heftigkeit. Im Raume des Monte 
Pertiea und des Monte Solarolo unternahm 
der Italiener nach heftiger, Lberfallartiger Artil¬ 
lerievorbereitung vier gewaltige Sturman¬ 
griffe. Sie wurden von den brave» Truppen der 
55. Division tefls durch Feuer, teils im Nahkampf 
abgeschlagen. Die Blutopfer des Feindes sind 
außerordentlich groß. 
An der albischen Front nichts von Be¬ 
lang. 
Der Chef des Eeneralstabs. 
Beiderseits von Reims. 
Nach einer ausgiebigen Vorbereitung, die man¬ 
chem Ungeduldigen sehr lang vorkam, hat Hinden- 
bürg zu einem neuen Schlage ausgcholt. 
Bisher gemeldet ist sin erfolgreicher Vorstoß 
zu beiden Seiten von Reims, der im südöstlichen 
Teil zur Eroberung des südlichen Marne-Ufers 
und des zäh verteidigten Waldgeländes, im Osten 
zur Eroberung der ersten feindlichen Stellung 
führte. 
Der Anfang ist schr gut, denn das gewonnene 
Gelände war für den Feind sehr wertvoll. Die 
deutschen Truppen haben die natürlichen Hinder¬ 
nisse des Flusses und des steilen Ufers sowie die 
Stützpunkte des Feindes in dem Waldgelände mit 
gewohnter Bravour im ersten Anlauf überrannt u. 
so abermals ihre Ueberlegenheit erwiesen. 
Auch die 13 000 Gefangenen des ersten Tages be¬ 
kräftigen die überragende Sturmkraft und die ge- 
schickte Führung. 
Gewichtiger noch ist der taktische Gewinn, 
der in der weiteren Einschnürung von Reims 
liegt. Diese wichtige Stadt soll offenbar der Trup- 
penschonung halber nicht direkt berannt, sondern 
auf dem Wege der sog. Aussparung errungen wer¬ 
den, d. h. durch allmähliche Einschließung und Ab¬ 
sperrung. 
Ueber die strategische Wirkung dieser Vor- 
stoße läßt sich vorläufig nur sagen, daß die Bedro¬ 
hung von Paris durch die Erfolge an der Marne 
in hohem Grade verschärft und dadurch die 'Ver¬ 
wirrung in dem feindlichen Hauptquartier weiter 
gesteigert wird. Um die Panik in Paris und den 
Schrecken im Lande zu beschwören, wird General 
Fach den letzten Rest seine Reserven cm den be¬ 
drohten Frontteil Wersen müssen, und die noch 
verfügbaren Reste werden Wohl kaum ausreichen, 
»rm auf beiden Seiten von Reims die Lücke zu 
füllen; denn der deutsche Vorstoß erfolgte nicht in 
der^ Form eine spitzen Keiles, Indern auf einer 
drecken Angriffsfläche von etwa 70 .Kilometer. 
■v# mehr Truppen Fach an die Marne oder 
Champagne wirff, desto schwächer wird seine Front 
an den anderen Stellen der riesigen Kampflinie. 
Wenn auch der deutsche Vorstoß bei Reims in gro¬ 
ßer Breite und mit gewalffger Wucht erfolgt, so 
hat Fach doch kerne Gewißheit, ob Hindenburg seine 
Kraff gerade auf dieses Frontstück konzentrieren 
und dort' bis zum vollen Durchbruch auswirken 
lassen will. Er muß immer mit der Möglichkeit 
rechnen, daß Hindenburg in seiner mehrfach be¬ 
währten Methode der überraschenden Sprünge 
plötzlich an eine ganz andere Stelle eine ebenso starke 
oder noch stärkere Offensive ansetzt. 
Das ist ja gerade der große strategische Vorteil, 
den wir uns in diesem Frühjahr erworben haben; 
die Initiative steht in unserer Hand und 
zwar in solchem Maße, daß wir.an allen Stellen, 
wo es uns angebracht scheint, zugleich einen erfolg-' 
reichen Angriff unternehmen können. Die Gegner 
haben vollständig die Initiative verloren. Das 
hat sich besonders klar gezeigt in der jüngsten lan¬ 
gen , Kampfpause. Wenn Foch überhaupt noch er¬ 
hebliche Reserven und Entschlußfrecheit besessen 
hätte, so würde er gewiß diese Wochen benutzt ha¬ 
ben. um seinerseits irgendwo eine entlastende Ge¬ 
genoffensive anzusetzen. Aber nichts dergleichen 
geschah; nur in kleinen Vorstößen von lediglich 
örtlicher Bedeutung wurden hier und da Anzapfun¬ 
gen versucht, die höchstens als ein A b t a st e n der 
deutschen Front gewertet werden konnten. Unsere 
Oberste Heeresleitung hat sich die gehörige Zeit 
zur Vorbereitung der Sommeraktion nicht verkür¬ 
zen lassen, weil sie voraussah, daß der Feind in 
der Kampfpause doch nichts ernstliches unternehmen 
könnte. 
Wir wissen also, daß unsere Heeresleitung die 
vollste Freiheit des Handelns hat, und wir wissen 
zugleich, daß sie in genialer Weise verblüffende Wen¬ 
dungen herbeiführen, überraschende Wege einschla- 
gen kann. Daraus folgt, daß wir bei der Beurtei¬ 
lung der jeweiligen Einzelheiten, mich wenn sie an 
sich gewichtig erscheinen, immer vorsichtig sein 
müssen. Nicht etwa vorsichtig in dem Vertrauen 
des strategischen Gesamtplanes. Wir sehen 
auf den Erfolg, aber vorsichtig in der Einschätzung 
den Anfang, aber die Fortsetzung und das Ende 
wird erst zu überblicken sein, wenn die Räder in- 
einandergreifen und die ganze große Kriegsma¬ 
schine ihre Kraft planmäßig entfaltet. 
Also freuen wir uns über jeden Tagesbericht in 
der sicheren Erwartung, daß die Fortsetzung mor¬ 
gen oder übermorgen noch besseres zu melden ha¬ 
ben wird. Der ganze Plan unserer bewährten 
Heerführer wird sich nicht in Ankündigungen oder 
Aufbmffchungen von Einzelheiten enthüllen, son¬ 
dern in den Tatsachen, die nach und nach ge¬ 
schaffen werden und sich zum durchschlagenden Er¬ 
folge zusammen reihen. 
9 
Der Angriff erstreckt sich über eine Front von 
80—100 Kilometern. Er hat die Linien Chateau- 
Thierry-Marne-Reims smd Reims (Prunay-Mai- 
sons de Champagne zum Ausgangspunkt. Im 
Raum zwischen Marne und Reims, wo die Front 
von Südwesten nach Nordosten zieht, liegen die 
200 bis 300 Meter hohen Bergwälder von Reims 
vor unserer Front, während östlich vor Reims die 
in ffüheren Kämpfen heißumstrittenen Höhen der 
Champagne dem Feind guten Halt bieten. Vor 
den Fronten liegt die weit ausgedehnte Lagerfe¬ 
stung C h a l o n s, die den Franzosen hervorra¬ 
gende Stützpunkte. Verkehrsmöglich^iten und Ma¬ 
terialversorgung sichert. Oestlich des neuen Kampf¬ 
geländes liegen die Argonnen, der Flaukenschutz 
der in engem Halbkreis umstellten Festung Verdun. 
Die Strecke Chalons-Verdun ist eine der wichffgsten 
Rochadelinien der französischen Front. Auch sie 
liegt vor der Angriffslinie. 
Der Feind hat seine erste Linie auf der gan¬ 
zen Angriffsfroni verloren. An der Marne (Dor- 
mans liegt an dem Punkt, an dem die Front vom 
Fluß gegen Reims abbiegt, Jaulgonne westlich 
davon) hat unser rechter Flügel trotz anscheinend 
schärfster Gegenwirkung einen bedeutenden Erfolg 
erzielt, indem der Fluß in breiter Front über- 
schritten worden ist: ein Keil, dessen Basis Wohl 
20 Kilometer breit ist, schiebt sich in die feindlichen 
Stellungen, bis zu 6 Kilometer tief (Conde, süd¬ 
westlich von Chezy). Ein gewaltiges Stromhinder- 
nis und schwerstes Waldhöhengelände ist überwun¬ 
den worden. Der Einbruch ist so tief und so breit. 
daß dieser Erfolg durchaus gesichert erschernt. 
Feindliche Flankierungsversuche haben das nicht zu 
verhindern vermocht. Andererseits gestattet der 
Flußübergang eine Ausbreitung der Angrifftrup¬ 
pen südlich der Marne. In dem sich nach Nord¬ 
osten anschließenden Abschnitt sind unsere Truppen 
gleichfalls mehrere Kilometer tief vorwärts gekom¬ 
men. In der Champagne ging der Feind kämpfend 
und von den Angreifern hart bedrängt auf die 
zweite, wenige Kilometer weiter südlich gelegene 
Linie zurück. Diese sucht er nunmehr zu halten, 
wie der Tagesbericht seststellt. Das ganze weit¬ 
räumige und kostbare System der beherrschenden 
Bergstellungen der Champagne fft in unsere Hände 
gefallen. # 
Ueber die neue Taktik des Feindes wird 
uns gemeldet: Der schöne Erfolg, den die Heeres¬ 
gruppe Deutscher Kronprinz am 15. Juli erkämpft 
hat, ist um so höher zu bewerten, weil die Feinde 
in diesen Kämpfen zum ersten Male zu einer 
neuen Taktik gegriffen hatten. In den ersten 
großen Kämpfen dieses Jahres und noch am Che- 
min des Dames wurden die Feinde von uns völlig 
überraschend angegriffen und niedergeworsen. Süd¬ 
westlich von Noyon hatte der Gegner die Lage durch 
heftige Gegenangriffe wieder herzustellen gesucht. 
Aber die schweren Verluste, die er dabei erlitt, ha¬ 
ben ihn bisse Taktik aufgeben lassen. Jetzt hat es 
Foch dorgezogen, dem Angriff, dessen Absicht ihm 
nickt verborgen gebüeben war, a u s z u w e i ch e n; 
er hat die vordersten Linien dünner als sonst be¬ 
setzt und hat beträchtliches Gelände preisge¬ 
geben. Das gilt insbesondere für den Angriffs¬ 
abschnitt in der Champagne, östlich von Reims. 
Auf dem linken Flügel des Kampfgeländes, an dem 
Uebergangspunkt der Armee Boehn über die 
Marne, wehrte sich der Gegner in dem zum Wi¬ 
derstand sehr geeigneten Höhen- und Waldgelände 
außerordentlich zäh und tapfer. Aber er wurde 
geworfen und konnte das schwierige Ueber- 
schreiten des Flusses nicht hindern. Unter großen 
blutigen Verlusten und einer großen Ein- 
buße an Gefangenen hat der erste Kampf¬ 
tag abgeschlossen. Unsere Verluste sind trotz des 
schwierigen Geländes dank der glänzenden Vorbe¬ 
reitung wieder in mäßigen Grenzen geblieben. 
Feindliche Berichte. 
Französischer Bericht vom 18. Juli abends. Der 
heute morgen in der Richtung auf Reims auSqelöste 
deutsche Angriff hat sich während des ganzen TaqeS 
auf beiden Seiten von Reims mit gleicher Heftigkeit 
fortgesetzt. Im Westen von Reims wurden hartnäckige 
Kämpfe ln der Gegend von Reullh—Courthre^y—Bassy 
geliefert. Im Süden der Marne war eS dem Feinde 
an mehreren Punkten zwischen Fofloy und Dormans 
gelungen, den Fluß zu überschreiten, aber einem 
von den amerikanischen Truppen lebhaft durchgeführten 
Gegenangriff gelang es, die feindlichen Einheiten, 
welche daS südliche User im Westen von Fosioh erreicht 
hatten, aus daS nördliche Ufer zurückzuwerfen. Zwischen 
DormanS und Reims widerstehen die franzäsisch- 
rtaltentschen Truppen mit großer Hartnäckigkeit auf 
der Linie Chatillon a. d. Marne—Cnchery—Marfaur— 
Bouillh. Im Osten von Reims stieß ein feindlicher 
Angriff, der sich von Sillerv bis zur Main de Mastiges 
ausdehnte, auf eine unerschütterliche Verteidiguug. 
Der Feind vervielrältipte seine Anstrengungen gegen 
Prunay und La Marquise, ebenso wie in der Gegend 
nördlich von ProsneS und von Eouain. Aber eS gelang 
ihm trotz wiederholter Angriffe nicht, unsere Kampf¬ 
stellungen zu erschüttern. 
* Eine Erklärung Bonar LawS. Bei der Montag- 
Schlußsitzung im englischen Unterhause erklärte Bonar 
Law, daß Lloyd George telephonisch mit dem Haupt- 
quartier in Frankreich gesprochen habe und daß General 
Foch mit dem Ausgang des Kampfes zufrieden sei. 
Die darauf folgenden Berichte lauten schon ganz anders. 
DaS Hauptquartier meldet u. a.: Westlich von Reims 
seren die Deutschen in die f: anzösischen Stellungen ein- 
gedrungen und zwar in einer Breite von 36 Kilometern 
und in einer mittleren Tiefe von vier bis fünf Krlometern. 
Auch in einem Neuterbericht wird zugegeben, daß die 
Deutschen zwischen Chateau-Thierrh bis Reims etwa 
fünf Kilometer tief vorgedrungen sind und an einzelnen 
Stellen die Marne überschritten- haben. Oestlich von 
Reims seien die Deutschen zurückgeschlagen worden. — 
Bonar Law schloß seinen Bericht mit den Worten, er 
glaube zuversichtlich, daß dies die letzte Gewaltanstrengung 
der Deutschen ser, die ebenso scheitern würde, wie die 
vorhergehenden. (!) Für ReimS sollen keine Besorgnisse 
gehegt werden, da die französische Armeeleitung sich für 
Reims verbürgt hätte. 
Der HavaS-Kommentar. In dem HavaS-Kom° 
mentar zmn Beginn der Offensive heißt es: Eine 
kurze, aber heftige Artillerievorbereitung leitete den 
Angriff ein. Unsere-Geschütze erwiderten durch ein 
Gegenfeuer von unerhörter Heftigkeit, besten Don¬ 
ner selbst in Paris zu hören war. Westlich von 
Reims vermochten die Deutschen zwischen Foffcp 
und DormanS stellenweise die Marne zu überschrei¬ 
ten. Die amerikanischen Truppen dieses Abschnittes 
gingen aber zum Gegenangriff über und stellten die 
Lage wieder her. Zwischen Dormans und Reims 
vermochte der Feind unsere Deckungslinie nicht zu 
überschreiten utid wurde aus unserer Widerstands¬ 
linie Chattllon—Cnchery—Bdorfaux—Bouilly fest, 
gehalten. Auch auf dem Berge von Reims konnten 
die Deuffchen nicht Fuß fassen. Während der Geg¬ 
ner in seinen früheren Unternehmungen im ersten 
Ansturm wichtige Stellungen hatte nehmen können, 
sind dieses Mal nur unbeträchtliche Schwankungen 
von einigen hundert Metern zu verzeichnen, die un¬ 
serem Berteidigungsshstem nichts anhaben können. 
Der Feind hat unsere Oberleitung weder hinsichtlich 
des Zeitpunktes noch des Ortes der Offensive über¬ 
raschen können. Auch an der Kampffront wurden 
wir nicht überrumpelt. 
In der englischen Presie herrscht die Meinung 
vor, daß das Ziel der deuffchen Offensive die Ge¬ 
winnung einer breiteren Front als Aufmarschgebiet 
nach Paris sei. Die Blätter, besonders „Manchester 
Guardian" und .Times" glauben jedoch, daß der 
südlich von Reims gelegene Berg von Reims so 
außerordentlich stark befestigt sei, daß er nur sehr, 
schwer oder überhaupt nicht zu nehmen sei. Mau¬ 
rice scheibt im „Daily Chronicle": Bereits seit eini¬ 
ger Zeit war bekannt, daß die Deuffchen einen An¬ 
griff ösllich von Reims vorbereiten, und es ist ver¬ 
dächtig, daß sie die Vorbereitungen wenig verbär¬ 
ge«. Das. Ziel der sichmickau Unmx. wobl fein, die 
Franzosen zu zwingen, neue Reserven aus dem Mor- 
L« Heranzuziehen zur Vorbereitung für einen An- 
ariff mls die Amiensfront oder noch weiter nördlich 
auf Paris ausbrelten wollen, oder es handelt sich 
um einen groß angelegten Veffuch, emen großen 
Tell des stanzösischen Heeres zu schlagem ohne da¬ 
bei ein bestimmtes Ziel im Auge ZU haben. Im 
Augenblick ist es unmöglich zu sagen, welchen dieser 
verschiedenen Wege Hindenburg enffchlagen wird. 
Kanonendonner in Paris. 
Lugano. 16. Juli Wie der „Corriere della 
Sera" aus Paris meldet, ist gerade oei -aeginn 
der deuffchen Offensive em Umschlag d's Windes 
ein getreten, so daß die Luft den Kanonendonner 
gerade von Nordosten in einer Starke nach Paris 
trug, wie er bisher dort noch me, gehört worden fft. 
Zuerst glaubte das Volk, daß ein scharfes Sperr- 
feuer gegen deutsche Flugzeuge stattsinde, bald ;e- 
doch begriff es. daß die neue deutsche Offen- 
s i v e angefangen hatte. Die großen Wolken am 
Horizont waren von rötlichem Scheine erleuchtet; 
von den Hügeln bei Paris bot sich ein Scham viel 
wie bei einem Unwetter während des Sonnenumer- 
ganges dar. 
Erneute Fernbejchictzung. 
wtb Paris, 16. Juli. Die Beschießung durch das 
weinragende Geschütz wurde am Montag wieder 
ausgenommen. 
Drei amerikanische Armeekorps in Frankreich. 
wtb Washington, 15. Juli . General March gab 
bekannt, daß aus den amerikanischen Divisionen in 
Frankreich endgültig drei Armeekorps von je 
225 000 bis 250 000 Mann organisiert worden sind. 
Die Verschiffungen der Truppen nehmen ohne Un¬ 
terbrechung ihren Fortgang. 
Fliegerangriff auf Offenburg. 
Karlsruhe, 16. Juli. Offenburg wurde 
gestern nachmittag gegen 6 Uhr erneut von feind, 
sichen Fliegern angegriffen. Von den abgeworfenen 
Bomben wurde bedauerlicherweise eine Person ge¬ 
tötet und eine schwer verletzt. Mehrere Bomben 
fielen auf das städtische Krankenhaus. Auch sonst 
wurde einiger Schaden angerichtet. 
Barbaren. 
wb. Berlin, 15. Juli. Eine neue barbarische 
Verletzung des Roten Kreuzes wird aus dem 
Whtschaetebogen durch eidliche Aussagen der beteiligten 
Mann chasten festgestellt. Dort ging am 14. Mai 
nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr eine Sanitäts- 
Patrouille vor, um das Schlachtfeld nach Ber- 
mundeten abzusuchen. Die Leute halten eine Kranken¬ 
trage bei sich und waren durch Rote Kreuzbinde 
einwandfrei als Eanitätsmannschaften gekennzeichnet. 
Da am 14. Mai nach dem zweiten Angriff auf Höhe 
40 die vorderste Linie nicht geschloffen besetzt war, 
war die Patrouille über diese vorgedrungen und 
stand plötzlich auf ca. 15 Meter einer von Engländern 
und Franzosesi besetzten Maschinengewehrstellung 
gegenüber. Die Feinde standen aufrecht in einem 
Granattrichter und winkten den Deutschen zu. Diese 
wiesen auf ihre Rote Kreuzbinden und riefen „Sanität", 
worauf die Engländer weiter winkten. Auf die Frage, 
ob Verwundete dort seien, wurde abermals genickt. 
Darauf ging die Patrouille weiter vor, um den 
feindlichen Verwundeten beizustehen, bis auf eine 
Entfernung von 8—10 Meier ein Krankenträger 
sah, daß sich einer der Franzosen bückte und ein 
Maschinengewehr auf die Patrouille richtete. 
Errief den Kameraden zu: „Achtung, die schießen" 
und sprang in einen Granattrichter. Die anderen 
folgten sofort bis auf einen Sanitätsgefceiien. Dieser 
bekam einen Schuß, der ihm Brust und Hals völlig / 
aufriß, alio zweifellos von einem Explosiv¬ 
geschoß herstammte. Ec war nach wenigen Sekunden 
tot. Die anderen konnten sich retten. 
Torpedierung eines Amerikaners mit 
Truppe». 
wtb Berlin, 16. Juli. (Amtlich.) Von unseren 
Unterseebooten sind im westlichen Teil des Kanals 
drei Dampfer und ein Segler von zusammen über 
31 000 Br.-Reg.-To. vernichtet. Darunter befand 
sich der amerikanische Truppentransporter „Cincin- 
nati" <16 339 To.), der aus einem großen Trans- 
portgeleitzuge unter starker Sicherung herausgeschost 
>en wurde. ' 
Ein türkischer Sieg in Palästina. 
Der türkische Heeresbericht vom 15. Juli mel¬ 
det von der P alästina front: Im Küstenab¬ 
schnitt beschoß unsere schwere Artillerie erfolgreich 
den Bahnhof Rentje und nahm ein feindliches 
Truppenlager zwischen Küste und Bahn unter wirk¬ 
sames Feuer. Westlich des Jordans ent¬ 
rissen wir dem Feinde in der Nacht zum 14. Juli 
Teile seiner Stellungen und hielten, sie gegen äu¬ 
ßerst beftiae Gegenangriffe. Der Feind erlitt hier¬ 
bei schwere Verluste. Ein gleichzeitiger An- 
griff von unseren Kräften östlich des Jordans löste 
beim Feind heftige Gegenwirkung aus. Eine 
feindliche Kavalleriedivision, unterstützt durch Pan- 
zerkrastwagen. warf sich unseren Truppen entgegen, 
sie wurde beinahe völlig aufgerieben, rnn 
Trümmer der feindlichen Division konnten ent¬ 
kommen. _ 
Kriegszustand in Algier und Tunis. 
Basel. 16. Juli. Lyoner Blätter melden, da s- 
der militärische Befehlshaber von Algier wegen ge> 
wiffer Vorkommniffe am 12. Juli den Kriegszu¬ 
stand über Algier und Tunis verhängte. 
Wechsel in der österreichischen Führung 
Rückttitt Conrad v. Hötzendorffs. 
Schon seit einiger Zeit wußte man, daß Der- 
änderungen in den höheren Kommando stellen der 
österreichischen Armee eintreten würden. Jetzt wird 
bekanntgegeben, daß der um die Neuorganisation 
des österreichischen Heeres hochverdiente General- 
fgrhmftrftfrng Itrfrr tunt Conrad teilet» Abschied,
	        
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